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programmmäßig festgesetzten zwei Tage drei Tage in Paris zu verweilen. Belgien. Der Congostaat hat eine Expedition gegen die Mahdisten unter Baron Dhanis organisirt. Die krie gerischen Operationen, deren Erfolg zweifelhaft ist, haben bereits begonnen. Gpnnien. Den Aufständischen auf Cuba soll es schlecht gehen; besonders leiden sie schwer unter dem Mangel an Dyna mit. Den Spaniern geht es leider nicht besser. Der Ueberfluß an Dynamit ist für sie gerade die Quelle vieler Sorgen. Die ruchlosen anarchistischen Attentate mehren sich in bedenklicher Weise. Der Cubakrieg, für den jeder Tag l'/r Million Pesetas kostet, schürt den Unmuth des Volkes und begünstigt das Treiben der Anarchisten. Eine spanische Fahne wurde von dem Pöbel geschändet. Türkei. Die Kretafrage wird von den verschiedenen Mächten ganz verschieden beurtheilt. In Oesterreich-Ungarn be zweifelt man deren Lösung anscheinend überhaupt, wenig stens giebt man sich darüber äußerst pessimistischen Er wartungen hin. Man erwartet nicht, daß Europa in nächster Zeit irgendwie wirksam werde eingreifen können; die Metzeleien würden fortdauern. Eine Blockade Kretas ohne Theilnahme Englands sei unausführbar. Ein anderes Mittel sei aber unerfindlich. Gerade die gegen- theilige Auffassung der Sachlage vertritt man in Eng land. An der Themse meint man, ein vernünftiges und schnelles Eingreifen ffämmtlicher europäischen Mächte in der orientalischen Frage sei nicht nur denkbar, sondern absolut nothwendig, wenn anders der Weltfrieden ge wahrt werden solle. Eine Blockade zu veranstalten, müsse England ablehnen, da es sich nicht dazu hergeben könne, den Polizeimann der Türkei zu spielen. Aber auch ohne diese Blockade sei ein Erfolg verheißender Eingriff sehr wohl möglich, sobald nur die Mächte ein- müthig ans Werk gingen. Die Einführung einer guten Regierung in die dem Sultan unterstehenden Gebiete sei die Basis, auf der allein sich die Lösung der verwickel ten orientalischen Frage aufbauen lasse. Ueber einen Weg, zu diesem Ziele zu gelangen, könnten die Mächte bei gemeinsamem guten Willen nicht zweifelhaft sein. Kreta sowohl wie Armenien und Syrien bedürften einer von den Mächten garantirten Autonomie unter Oberho heit des Sultans. Zaudere man noch länger, diesen naturnothwendigen Schritt zu thun, so entzünde man damit vielleicht die Kriegsfackel, die den ganzen europäi schen Continent in Flammen setzen könnte. Eile thut Noth! Nach einer Meldung aus Konstantinopel hat das kürz lich gebildete neue Revolutionscomitö für Kreta im Be zirk von Apokorona die griechische Fahne gehißt, bei welcher alle Aufständischen den Eid der Treue leisten. Aus dem MuldeuLhale "Waldenburg, 21. August. Ueber die Lage der sächsischen Wirkwaaren-Jndustrie berichtet die „Leipziger Monatschrist für Textil-Jndustrie" u. a. Folgendes: In Feuilleton. Bozena Matuschek. Roman von Caroline Deutsch. (Fortietzung.) Es war keine Schadenfreude, die aufkam, selbst bei dem rohesten nicht, wie es gewöhnlich der Fall, wenn einer, der auf der Höhe gestanden, plötzlich tief unten im Staube sich befindet. ... Es war ein Gefühl des Grauens, das die Leute beherrschte, ein Grauen, das bei manchem nicht ohne Theilnahme war. Wer stand noch fest, wenn ein solcher Mann fallen, wem sollte man noch glauben, wenn Gabor Semany täuschen konnte? . . . Als aber dann die gebeugte Gestalt des Sohnes sichtbar wurde, der weder nach rechts noch links sah und vom Doctor mehr geführt wurde, als er ging, als man dann sah, wie er hinter dem Wagen herschwankte, als sei sein ganzer Lebensmuth gebrochen, veranlaßte es doch den einen und den anderen, sich dem Zuge anzuschließen. Und cS ist bei der Menge wie beim Steinchen auf einer schrägen Höhe: das erste braucht nur einen Ruck, um alle in Bewegung zu bringen. . . . Als der Zug aus dem Orte heraus kam und die offene Straße gewann, hatte er sich ums vier- und fünffache vermehrt. Stefan schien das alles nicht zu bemerken, weder die Blicke des Mitleids, noch die Blicke der Scheu, die ihn streiften, er sah mit solch starren, verlorenen und dabei fieberglänzenden Augen um sich, als wäre er seelisch gar nicht dabei. So stand er am offenen Grabe, als der schwere Sarg Hinuntergelaffen wurde, so warf er die Scholle Erde darauf, so unverständlich murmelten seine Lippen dem Vater den letzten Spruch nach ... . Den Stefan hat es ins innerste Herz getroffen, der überlebt es nicht, sagten die Leute, als sie den Friedhof verließen. Und es schien sich zu bewahrheiten, was die Leute sagten. Bei Stefan brach ein hitziges Fieber aus, wochen lang raste er in den furchtbarsten Phantasien, die ihn der Strumpfwaaren hat sich das Geschäft in den letzten Wochen immer mehr verschlechtert. Das Geschäft nach Amerika ist völlig gelähmt und wird erst wieder in sichere Bahn kommen, wenn die Frage der Währung entschieden ist. Für den Fall, daß wirklich Bryan, der demokratische Silbermann, gewählt werden sollte, wäre das ein harter Schlag für das Importgeschäft nicht nur, sondern für das Geschäft im Allgemeinen in den Ver einigten Staaten. Freilich winkt auf der anderen Seite auch kein Glücksstern, denn Mac Kinley kann eben so wenig als unser Ideal bezeichnet werden. Das Hand schuhgeschäft hat durch den großen Andrang von Ordres in Krimmer mit und ohne Lederbesatz immerhin flott zu thun. Allerdings beschränkt sich das Geschäft nur auf diese Specialität und andere Artikel sind ebenfalls flau. Auch hat man in Krimmer auf größere Nachbestellungen gerechnet, die jetzt ausbleiben, so daß hier und da nicht unerhebliche Stofflager vorhanden sind, die man gerne los wäre. Die Sommersaison will noch gar nicht recht eingreifen und wird jedenfalls sehr matt und spät wer den, weil Amerika aus ren schon vorher angeregten Gründen mit seinen Ordres zurückhält. *— Zwecks Beobachtung bemerkenswerther Waffer- stände in der Mulde werden demnächst an der Straßen brücke in Wolkenburg, Penig, Rochsburg, Lunzenau, Wechselburg und Rochlitz Markentaseln angebracht werden. *— Gegen die Wettkämpfe der Schüler wendet sich die „Pädagogische Zeitung" am Schluffe eines längeren Aussatzes: „In Rücksicht auf die Gesundheit der Schüler, in Rücksicht auf den Gesammtzweck der Leibesübungen und in Rücksicht auf Unterricht und Schule ist dahin zu trachten, daß unsere Schüler von jeder Art des Sportes fern bleiben, mag dieser auch von den verschiedensten Seiten begünstigt werden. Die mit den Preiswettkäm pfen verbundenen Schäden werden die Lehrerschaft davon abhalten, diesem falschen Wege zu folgen." *— Besonders stark gelitten haben unter dem Ein flüsse der andauernden Nässe die Kartoffeln, welche eine zu große Feuchtigkeit nicht vertragen können. Bereits jetzt schon finden sich unter den frühzeitigen Sorten „schwarze" Knollen, und wenn die Witterung jetzt nicht andauernd günstig wird, so dürfte die Menge der „schlech ten" Kartoffeln sich noch bedeutend vermehren; denn zwischen den einzelnen Kartoffelfurchen finden sich hier und da große Tümpel. Der Boden kann das Wasser nicht mehr aufsauchen, und da das Kartoffelkraut ziemlich hoch ist, so geht die Verdunstung langsam vor sich. Das Wasser bleibt in den Furchen stehen, und die Folge davon ist, daß die Knollen schwarz werden. Auch das Kartoffelkraut stirbt schon vielfach vorzeitig ab. *— Eine für das reisende Publikum sehr beachtens- werthe Neuerung wird mit dem 1. September zuförderst im Eisenbahn-Directionsbezirk Halle zur Einführung ge langen, indem man die für den Uebergang vom Per sonen- zum Schnellzug, von einer niedrigeren zu einer höheren Wagenklasse zu lösenden Zuschlagskarten bei Schnellzügen direkt vom Zugführer erhält. Es ist also dann nicht mehr nöthig, sich deshalb zum Fahrkarten schalter zu bemühen. Wer viel reist, wird am besten zu ermessen vermögen, mit welchen Umständlichkeiten zumal Außenwelt vollständig entrückten. Er war noch im Friedhof bewußtlos zusammengebrochen, und Doctor Nawadny hatte den Todtengräber, mit dem er allein zurückgeblieben war, rasch nach Tura um ein Fuhrwerk geschickt, da der Wagen, der die Leiche gebracht, sich auch schon entfernt hatte. Er war keinen Aungenblick im Zweifel, wo er den jungen Mann, der so urplötzlich zum Bettler, sozusagen heimatlos geworden, und der vom ersten Augenblick sein Herz gewonnen, unterbringen sollte. Der Mühlenberg war vollständig verödet und verlassen; denn Hanka Holup war schon seit drei Tagen, feit dem Tode des alten Semany auf Wunsch des Jozi Barkas in Tura einquar tiert. Und sie wäre die letzte gewesen, der er die Pflege Stefans anvertraut. Es hätte sich vielleicht noch der eine und der andere gefunden, der aus persönlicher Neigung Stefan bei sich ausgenommen, aber er machte nicht erst oen Versuch. Er ließ ihn gleich zu sich ins Haus bringen und übergab ihn der Fürsorge seiner alten treuen Haus hälterin. „Wir wollen uns redlich Mühe geben, diesen da wieder auf die Beine zu bringen," sagte er zu ihr, „Du durch Deine Fürsorge und Pflege, ich durch meine Arzeneien, das heißt, wenn der oben es auch will. Ist es seine Meinung nicht, nun, so haben wir gethan, was wir sollten." Und bei Stefan brach eine furchtbare Nervenkrankheit aus, ein Fieber, das wochenlang anhielt, von Woche zu Woche sich steigerte und alle seine Kräfte verzehrte. Der Doctor hatte in der Brusttasche seines Spensers die Schrift des alten Gabor an seinen Sohn Stefan adressirt ge funden und hatte, ohne einen weiteren Blick hineinzuwerfen, sie in einem Fache seines Schreibtisches verschlossen. Und die Schrift war auch vollständig überflüssig; denn die un ausgesetzten wilden Phantasien Stefans enthüllten ihm so manches. Zwar, was die Brandstiftung betraf, so wußte er, wie jeder andere im Orte, wer der Schuldige war. Der Verdacht, der durch die Verweigerung der Geldan- bei geringem Aufenthalt auf den Stationen die Lösung von Zuschlagskarten am Schalter verbunden ist. Es ist nur zu wünschen, daß diese Einrichtung, welche in Oester reich schon längst besteht, allgemein durchgesührt wird. — Auch der Stadtrath in Glauchau hat jetzt be schlossen, eine Lebensmittel-Controlle einzurichten, die sich als dringend nöthig erweist. Da nur ein vereidigter Lebensrmttel-Chemiker die ministerielle Berechtigung zur Vornahme derartiger Untersuchungen besitzt, hat man zu nächst Herrn Apotheker Scheitz in Meerane hierfür ins Auge gefaßt, will aber vorher noch versuchen, eine dazu geeignete Persönlichkeit in Glauchau zu finden. — Am Donnerstag Vormittag versuchte ein Sträfling der Strafanstalt Zwickau zu entfliehen, indem er beim Zellengefängniß über die Mauer sprang. Der aufsichts führende Beamte bemerkte doch sofort die Flucht des Gefangenen und so konnte derselbe vom Aussichtsbeamten verfolgt und nach kurzer Zeit wieder festgenommen werden. — Die deutsche Fachschule für Blecharbeiter in Alte haben seit ihrer Begründung vor 20 Jahren 600 Schüler besucht, durchschnittlich 30 im Semester; der geringste Besuch im Semester war 23, der höchste 57. Ueber 100 Schüler haben an den Metalldrückkursen theilgenom men; 11 Schüler konnten mit Rücksicht auf ihre prakti schen Leistungen die Berechtigung für den einjährig-frei willigen Militärdienst erlangen. Die Anstalt hat während ihres Bestehens vielfach Förderung und Unterstützung erfahren. Nahezu an 100,000 Mk. betrugen die Staats unterstützungen. Von Fachgenoffen, Interessentenkreisen, Landesbehörden rc. sind Unterstützungen von rund 200,000 Mk. bewilligt worden. Zur Gründung der Schule ver gütete die Staatsregierung ein unverzinsliches Kapital von 30,000 Mk. und durch freiwillige Beiträge, zumeist aus Fachkreisen, wurden 51,000 Mk. aufgebracht. — In Grimma fand, wie bereits gemeldet, der 18. Verbandstag des 62 Schneiderinnungen mit 1769 Mit gliedern umfassenden Verbandes Sachsens, der sächsischen Herzogthümer und Thüringens statt. Die Hauptver sammlung nahm bezüglich des geplanten 8 Uhr-Laden schluffes folgenden Vorstandsantrag an: „Der Verbands tag verkennt zwar den Nutzen einer Regelung des Ge schäftsschlusses nicht, ist aber der Meinung, daß die ört lichen Gepflogenheiten und Bedürfnisse eine bestimmte Stunde für alle Orte als schädlich erscheinen lassen." Außerdem beschloß der Schneiderverband gleich den Schuh machern an zuständiger Stelle die Bitte vorzubringen, die Militärhandwerkstätten fallen zu lassen und dafür Werk stätten mit Civilarbeitern zu errichten. Als Ort für den 19. Verbandstag im Jahre 1897 ward einstimmig Altenburg gewählt. — Am Donnerstag Mittag in der 12. Stunde ist in Deuben bei Wurzen der Soldat Beuchel der 5. Escadron des Carabinier-Regiments, welche in Wurzen im Cantonnement liegt, in der Mulde beim Schwemmen der Pferde ertrunken. Aus dem SachsenLande- Die Königliche Generaldirection der sächsischen Staatsbahnen hat den Angehörigen des König!. Sächs. Militär-Vereins-Bundes zu der am 3. Sept, bei Zeit nahme von Seiten Stefans zur Gewißheit geworden war, wurde zu einer unumstößlichen Thatsache durch die Berichte und Erläuterungen, die Herr Jozi Barkas, der, zum zweiten Mal von Stefan zurückgewiesen, keinen Grund mehr zum Schweigen sah, zum Besten gab. Und so er fuhren die Leute auch den Grund, warum Bozena Matu schek nicht nur geschwiegen, sondern sogar ein Verbrechen eingestanden, das sie gar nicht begangen. — Und den armen Tura'er Bewohnern war es, als sei plötzlich die Welt auf den Kopf gestellt. Ein Mann, der jahrzehnte lang das höchste Ansehen, die höchste Bewunderung ge noß, ein Schurke, ein Verbrecher, ein Selbstmörder! Der Sohn, der die Mörderin seines Bruders liebt — unv diese selber, die ein Verbrechen auf sich nimmt, das sie garnicht begangen! Und so ungeheuerlich es auch war, die Leute mußten es glauben. Deutete nicht Stefan« Benehmen vom ersten Tage darauf hin, gleich an jenem Sonntag beim Tanz, wo er sie gegen alle in Schutz ge nommen? Erzählten nicht die Knechte, daß er ihr helfend am Wege beigestanden und sie sogar ein Stück Weges hatte fahren lassen? Und erst sein Benehmen in jener Nacht beim Feuer! So wahnsinnig erregt geberdet sich nur Liebe — ja, jetzt ging allen ein Licht aus! Und als noch Pfarrer Matras dies Thema Sonntags zum Text seiner Predigt wählte, so anzüglich sprach, das Jeder- mann wußte, wen er meinte, so furchtbar gegen stolz, Hochmuth, Gier nach Reichthum losdonnerte, die mit Religion nichts gemein hätten und den Menschen in den Pfuhl der Verdammniß zögen, von unnatürlichen, sünd haften Gefühlen redete, die sogar die Stimme des Blutes unterdrückten, da war die Sache besiegelt und beschworen. Der Doctor wußte das eine, und das andere über raschte ihn nicht. Ihm ahnte schon lange, daß sich etwas in den Herzen dieser beiden Menschen anspann, wenn er auch das Mehr nach Stefans Seite hin verlegte, und wäre er noch im Zweifel gewesen, die Fiebcrphantasien deS jungen Mannes hätten es ihm verathen müssen. (Fortsetzuug folgt.)