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Schönburger Tageblatt Erscheint täglich uit A»rn«hmc der Tage isch Sonn- «nd Festtagen. Annahme von Inseraten für die nächster- scheinende Nimmer dir mittag« 12 Ühr. Ler Adoanem-nt-preis beträgt vierteljähr lich 1 Ml. SS Pf. Einzelne Nrn. b Pf. Inserate pro Zeile 10 Pf., Linges. 20 Pf. Expeditton: Waldenburg, Oörrgsff« 201 L. und WalSenborger ÄMizer. Filialen: i» Altstadtwaldenburg bei Herrn Kaufmann Otto Förster; in Kausungea bei Herrn Fr. Janaschek; in Langenchurs dorf bei Herrn H. Stiegler; in Penig bei Frau Kaufmann Max Härtig, Leipzigerstr. 163; in Rochsburg bei Herrn Paul Zehl; in Wolkenburg bei Herrn Ernst Rösche; in Ziegelheim bei Herrn Eduard Kirsten. Amtsblatt für den StadLraty Zu Maldenburg. Zugleich weit verbreitet in den Städten Penig, Lunzenau, Lichteustein-Culluberg, und in den Ortschaften der nachstehenden Standesamtsbezirke: Altstadt-Waldenburg, Bräunsdorf, Callenberg, St. Egidien, Ehrenyain, Frohnsdorf, Falken, Grumbach, Kaufungen, Langenchursdorf, Langen- leuba-Niederhain, Langenleuba-Oberhain, Niederwiera, Oberwiera, Oberwinkel, Oelsnitz i. E., Reichenbach, Remse, Rochsburg, Rußdorf, Schlagwitz, Schwaben, Wolkenburg und Ziegelheim. M 177. Eonnabcnd, den t. August 1896. Witterungsbericht, ausgenommen am 31. Juli, nachm. 4 Uhr. Nsrometerstanö 760 rum. reducirt auf den Meeresspiegel. Thermometerstand -f 20" 6. (Morgens 8 Uhr -s- 17,s".) Feuchtigkeitsgehalt der Luft nach Lambrechts Polymeter 58'/«. Thaupunkt -s- 12 Grad. Windrichtung: Südwest. Daher Witterungsausfichtev für den 1. August: Trübe bis halbheiter, Niederschläge nicht ausgeschlossen. "Waldenburg, 31. Juli 1896. Das Züchtigungsrecht der Lehrer hat schon in tausen den von Fällen Anlaß zu gerichtlichen Verhandlungen geboten. Ein paar Striemen aus der Haut, eine blut unterlaufene in allen Farben des Regenbogens schillernde Körperstelle berühren das Herz der allzuzärtlichen Mutter oft nicht minder als die Gezüchtigten selber. Auffallend ist es, daß bei den gerichtlichen Erkenntnissen recht weil von einander abweichende Urtheile zu bemerken sind. Während die einen den Klagen der lieben Eltern an scheinend nur untergeordneten Werth beilegen und sür das Züchtigungsrecht der Lehrer mit voller Entschieden heit eintreten, sind andere Erkenntnisse mehr m dem Sinne der Warnung an den betreffenden Lehrer gehalten. Diese Art der Erkenntnisse gründet sich auf die Voraus setzung, daß jede Züchtigung eine körperliche Mißhandlung sei, für welche nur die allerengsten Grenzen zu ziehen seien. Wer sich so energisch gegen die Ausübung aller und jeder körperlichen Züchtigung unserer Schuljugend aus spricht, der hat offenbar von den Leiden der Lehrer nur eine geringe Vorstellung. Ganz ohne Stock geht es dort beim besten Willen nicht. Man braucht nicht selbst Lehrer zu sein, um jedem Vertreter dieses Berufes nach- zusühlen: „Hu«m äii poräoro volunt, luäi mg.Ai8trum kucriuut." Wen die Götter verderben wollen, den machen sie zum Schulmeister. Es ist in der That nicht leicht, so viele Köpfe unter einen Hut zu bringen und doch muß im Interesse der Schule eine einheitliche Disciplin und Ordnung herrschen. Mancher Lehrer vermag zwar Kraft seiner Persönlich keit allein auch die wildesten Jungen zu zügeln. Er be darf keiner Strafen, die Schüler folgen ihm aufs Wort; ja wir haben Lehrer gekannt, die so vollständig das Herz ihrer Schüler besaßen, daß diese nichts Höheres kannten, als ihrem Lehrer Freude zu machen. Einmal nur hatte die Klasse desselben Anlaß zum Tadel gegeben, und zwar da, als sie vereint einen Mitschüler jämmerlich durch- prügeltc, der sich auf die Lection des auserkorenen Lehrers nicht genügend vorbereitet hatte. Die Gaben sind aber nicht gleich, so wenig wie die Charaktere und Temperamente. Nicht jeder Lehrer ver mag sich einen derartigen Einfluß zu verschaffen. Aber wer zum Stock zu greifen genöthigt ist, der weiß, daß er an seinem Schüler eine diesen entehrende Strafe voll zieht. Schon aus diesem Grunde soll man die körper liche Züchtigung so wenig als möglich anwenden und sie womöglich ganz bei solchen Schülern weglassen, die sich in dem Alter befinden, wo das persönliche Ehrgefühl zu erwachen beginnt. Einem Quartaner wurde von seinem Lehrer die Wahl zwischen einer Ohrfeige und einem sogenannten „Tadel im Klassenbuche" gestellt. Als der Delinquent die erstere Strafe wählte, erhielt er beide. Der Mangel an Ehr gefühl des Schülers kam zu der ursprünglichen Pflicht verletzung hinzu, um die doppelte Bestrafung zu veranlaßen. ^ Ferner erscheint es nicht richtig, aus dem Befund der vorhandenen Striemen und Flecke ein Urtheil über Recht oder Unrecht in der Ausübung der Strafbefugniß erblicken zu wollen. Der Anlaß, aus dem die Züchtigung erfolgt ist, muß das Maßgebende für die Beurtheilung des ein zelnen Falles sein. Wegen Unfleißes oder Unaufmerk samkeit sollte überhaupt nicht geschlagen werden, Tadel und Strafbarkeit, resp. eine schriftliche Mittheilung an die Eltern müssen hier ausreichen. Im Falle eines offenen Ungehorsams oder dergleicher Pflichtverletzungen, da sollte auch die energischeste Züchtigung nur Billigung finden, denn nichts ist im Interesse unserer Schule und damit doch auch in dem des Staats nothwendiger als die Un verletzlichkeit der Disciplin. Politische Rundschau. Deutsches Reich. Der Kaiser trifft nach einer Meldung an die Marine- starion der Ostsee am heutigen Freitag früh in Kiel ein. Im Laufe des Vormittags reist der Monarch nach Berlin weiter. Es gilt als sicher, daß in diesem Sommer in Fried richsruhe alle in Aussicht genommenen Massenempfänge unterbleiben, um den Fürsten Bismarck zu schonen. Aus dem gleichen Grunde findet eine Badereise nicht statt. Auch der Herzog von Koburg-Gotha hat seinen Empfindungen über den schweren Verlust, den die Marine, L la suittz der er geführt wird, erlitt, Aus druck verliehen. Er sandte an Staatssekretär Admiral Hollmann folgendes Telegramm: „Den innigsten Antheil an dem schweren Verlust, den unsere Marine betroffen, übermittle ich Ihnen." Wie nicht anders zu erwarten, ist die Trauer über den Verlust des Schiffes in unserer Marine sehr groß. Das Andenken an den „Iltis" und seine Besatzung wird auf lange Zeit hinaus wach bleiben. Die Besatzung des Schiffes galt als sehr tüchtig und zuverlässig. Das Einvernehmen der Offiziere mit den Mannschaften war ein ganz vorzügliches. Die Liste der Geretteten lautet nach den Mittheilungen des Ober- commandos der Marine wie folgt: Marine-Unterzahl- meister Loß, Matrosen Kühl, Habeck, Zimmerling, Voigt, Priebe, Oberheizer Langenberg, Oberbootsmannsmaat Moslohner, Verwaltungsmaat Mayfahrt, Lazarethgehilfe Olbrück, Schreiber Westpunk. Die Verlustliste umfaßt 68 Namen. Der Untergang bezw. die Rettung nach stehender Personen ist infolge Entstellung der Namen in den eingegangenen Telegrammen bisher zweifelhaft: Signalmaat Rave und Matrosen Rabe, Keil und Kiel. Die Katastrophe dürfte sich nur wenige Meilen von dem Ort abgespielt haben, wo im vorigen Jahre die Schlacht bei Wei-Hei-Wei stattgefunden hat. Fast noch in Sicht dieses Hafens hat der Taifun das brave Schiff erfaßt. Aus Shanghai wird telegraphirt, daß nach näheren Nach richten der „Iltis" mehrere Stunden vor dem Unglück nicht steuerbar gewesen sein soll. Trotz heldenmüthiger Anstrengungen des Kapitäns und der Offiziere war es unmöglich, ihn aus dem Sturmbereich zu bringen. Zu letzt wurde das Schiff mit furchtbarer Gewalt an einen Felsen geschleudert, während es 6 Seemeilen in der Stunde machte. Elf Mann klammerten sich an die Trümmer des Schiffes und wurden ans Ufer getrieben. Als Ersatz des „Iltis" wird voraussichtlich der neue Kreuzer vierter Klasse „Geier" nach Ostasien ab gehen. Der Kreuzer „Habicht" wird den Kreuzer „Sper ber" in Westafrika ersetzen. Die Herbstübungsflotte soll bekanntlich auch den Kaiser-Wilhelmskanal von Brunsbüttel nach Holte nau durchfahren. Diese Durchfahrt wird in mehr als einer Linie von dem höchsten Interesse sein; denn durch sie wird erwiesen werden, welche Zeit nothwendig ist, um eine in Kriegsbereitschaft fahrende Flotte, wie sie der Zahl unserer Kriegsschiffe nach zur Zeit im Ernstfall überhaupt nur formirt werden kann, von der Nord- nach der Ostsee zu beordern. Gleichzeitig werden die Durch schleusungsanlagen ihre Brauchbarkeit zu erweisen haben, denn auch von der Thätigkcit dieser Werke wird beson ders eine schnelle Durchfahrt der aus mehr denn fünf zig Schiffen bestehenden Flotte abhängen. Auch die viel besprochenen Tiefenverhältnisse des Kanals werden be weisen müssen, daß sie den Tiefgängen der größten Kriegs schiffe nun genügen. Bei fast allen Truppentheilen werden zur Zeit be lehrende Vorträge über die erste Hilfeleistung bei Ohnmachts- und Hitzschlaganfällen auf dem Marsche und über Wiederbelebungsversuche bei Ertrunkenen gehalten. Zu der Ersatzwahl zum Reichstage fürBranden- burg-Westhavelland erläßt der conservative Candidat, Landrath v. Löbell eine Erklärung, der wir folgende be- merkenswerthen Sätze entnehmen: Wir haben einen ge waltigen Ansturm der Socialdemokratie zu erwarten; schon glauben die Blätter dieser Richtung, den Sieg ver künden zu können. Dahin darf es aber nicht kommen. Zusammenschluß aller Ordnungsparteien heißt das Feld geschrei im Kampfe gegen die Socialrevolutionäre. Die schwere Nothlage der Landwirthschaft erheischt dringend Aushilfe. Wie der Mittelstand in Stadt und Land über haupt schwer unter den Zeitverhältnifsen zu leiden hat, so bedürfen insbesondere das Handwerk und das Klein gewerbe wirksamer Förderung. Eine festere Organisation des Handwerks, wie sie in dem preußischen Initiativan trag vorgezeichnet ist, Ausgestaltung der Handwerker- und Gewerbevertretungen, sowie der Rechte geprüfter Meister, Einführung des Befähigungsnachweises und Vervollkomm nung des Lehrlingswesens sind zur Abhilfe auf diesem Gebiete in erster Linie anzustreben. Wir können nur wünschen, daß es im Wahlkreise Brandenburg-Westhavel land gelingen möge, einen Mann mit den dargelegten Grundsätzen in den Reichstag zu schicken. Das seit dem 1. Juli in Kraft getretene Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb hat in Berlin schon seine Früchte getragen. Es hat sich nämlich daselbst eine Vereinigung gebildet, die es sich zur Aufgabe ge macht hat, jedes unlautere Gebühren im geschäftlichen Be triebe event. durch Hilfe der Gerichte abzustellen. Die Vereinigung wird geleitet von dem Obermeister der Tisch lerinnung und besteht vorläufig aus den Innungen der Drechsler, Schneider, Schuhmacher, Tapezierer und Tisch ler. Die Schuhmacherinnung war als erste auf dem Plan; sie hat bereits am 9. Juli gegen drei Geschäfte, die nach ihrer Ansicht unlautere Reclame u. s. w. trieben, Klage erhoben und in einem Falle eine vorläufige Ver fügung des Gerichts erwirkt, die die weitere Verbreitung der Reclamezettel sofort verbot. Wenn die Vereinigung vom Publikum unterstützt wird, so kann sie auf geschäft lichem Gebiete segensreich wirken. Der auswärtige Handel Deutschlands weist auch im Juni eine Steigerung aus. Die Einfuhr betrug 3,282,845 Tonnen zu 1000 lr§ gegen 2,889,790 im Juni 1895, daher mehr 393,055 To. Die Ausfuhr stieg von 1,782,444 aus 2,076,128 To. An der Stei gerung sind hauptsächlich Kohlen betheiligt, dann Erden und Erze, Thonwaaren, Steine, Papier, Material-, Spe zerei- und Conditorwaaren. Zur Spionage-Affaire in Thorn wird mitge- theilt, daß an derselben Militärpersonen keineswegs be theiligt sind. Außer dem Schachtmeister Aahrin und dem früheren Hilfsgerichtsdiener Albrecht nebst drei Familien mitgliedern ist sonst Niemand verhaftet. Diese sollen sich der Beihilfe zur Spionage schuldig gemacht haben, indem sie Correspondenzen landesverrätherischen Inhalts in Empfang nahmen und an Adressen ins Ausland weiterbesörderten. Der Deutsche Fleischerverband bereitet eine Eingabe