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Rolle spielt hierbei, daß das Pfingstfest in diesem Jahre bereits in den Mai gefallen ist. An dem Rückgang der Einfuhr ist besonders das Getreide betheiligt. Die Roggeneinfuhr ist um über 500,000 D.-Z., die Gersten einsuhr um 400,000 und die Weizeneinfuhr um 270,000 D.-Z. geringer gewesen. Auch die Rohprodukte der Tex tilindustrie zeigen meist erheblich niedrigere Zahlen. An der Verminderung der Ausfuhr sind hauptsächlich Eisen, Eisenerze, Steine und Zucker betheiligt. Der deutsche Schulvcrein, der Jahrzehnte hindurch eine außerordentlich segensreiche Wirkung ausgeübt hat, hat zur Zeit mit pekuniären Ungelegenheiten zu laboriren. So mußte nenerdings wieder die Central leitung des Vereins die Auflassung der Vereinsschulen in drei Prager Vororten aus Sparsamkeitsrücksichten be schließen. Die Schulen werden von 700 deutschen Kin dern besucht. Man hofft jedoch noch durch Zusammen fassung der von den Prager Deutschen zu Schulzwecken aufgewandten Mittel und andere Zuwendungen den Fort bestand dieser Anstalten zu ermöglichen. Frankreich. Wieder einmal ein deutsch-französischer Grenz zwischenfall. Ein elsässischer Maler Namens Stock, welcher sich dem Militärdienst entzogen hatte und in einem französischen Grenzdorfe unweit Straßburgs lebte, wurde, nachdem er deutschen Boden betrat, von zwei Gendarmen mit Fug und Recht verhaftet. Augenzeugen, die anscheinend stark an Kurzsichtigkeit gelitten, wissen nun die sensationelle Mittheilung zu machen, daß Stock sich bei der Verhaftung auf französischem Boden befunden habe. Die Angelegenheit wird selbstverständlich ihre un verzügliche amtliche Aufklärung finden und Frankreich wird dann wieder um eine kostbare Krakehlursache ärmer sein. Im Juni 1892 hatte in Nancy durch die gleich zeitige Anwesenheit des Präsidenten Carnot und des Großfürsten Konstantin das russisch-sranzösische Bündniß seine Weihe erhalten. Zur Erinnerung an diesen feier- ' lichen Act wurde in der Stadt ein Carnot-Denkmal errichtet, bei dessen Enthüllung wunderbarer Weise chau vinistische Reden überhaupt nicht gehalten worden sind. Bei einem sich an die Feier anschließenden Diner erklärte der Minister des Innern Barthou, die Regierung werde unbeirrt durch die Parteien der extremen Linken und Rechten den Weg der goldenen Mittelstraße gehen. Eine bemerkenswerthe Rede hielt Ministerpräsident Meline in Soissons. Das Unbehagen der Landwirth- schast, so erklärte er, rühre keineswegs von der unge rechten Vertheilung der Arbeitsfrüchte und der Niedrig keit der Löhne her, sondern von dem schlechten Gleich gewicht der Arbeit. Alles dränge auch nach der Stadt und verlasse das Land. Der Socialismus verschlimmere das Uebel. Italien. Der Kardinal Boyer erklärte gelegentlich einer kirch lichen Feier, Lothringen werde niemals moralisch von Frankreich getrennt werden können. Der Feierlichkeit wohnte der französische Botschafter beim Vatikan bei. Die Zahl der italienischen Gefangenen, deren Be freiung gesichert erscheint, beträgt wenig mehr als 2000, Feuilleton. Bozena Matuschek. Roman von Caroline Deutsch. (Fortsetzung.) „Das Kind," sagte sie. „Die kleine Marischka! . . ." Ein stiller weicher Ausdruck ging plötzlich über ihr noch kurz vorher von Leidenschaft heftig bewegtes Gesicht . . . Das hat mir Gott gesendet, damit mein Herz nicht ganz in Haß untergehen soll . . . das ist für mich die Stimme der Versöhnung aus all dem wüsten Lärm des Hasses und der Verfolgung. Als ich aus jenem schrecklichen Ort nach Haus gekommen bin," fuhr sie mit leiser Stimme fort, „und jeder mit Fingern auf mich wies, oie Kinder mir nachliefen und mir Schimpfwörter nachriefen, da war sie es, die aus dem Schwarm auf mich zutrat, meine Hand ergriff und mit Thränen in den Augen sagte: „Tantinka, was hast du ihnen denn gethan, daß sie dich nicht in Ruhe lassen?" So ist's immer, immer! Wenn man mit Steinen nach mir wirft und mich mit Koth besudelt, ist sie immer da, als wollte ihre kleine Kinderhand den Abgrund des Hasses aussüllen. O, für dies Kind wär' mir nichts zu viel, für dies Kind könnt ich sterben!" fügte sie mit einem Ausbruch fast leiden schaftlicher Hingebung hinzu. Bozena schwieg und auch Stefan sprach kein Wort, und eine Weile war es so still um sie, daß man den Hauch des Windes zu hören glaubte, der vom Walde herkam. Ein Heimchen zirpte vor ihnen im Grase und aus der Ferne tönte gedämpft und in regelmäßigen Pausen der Schlag der Holzsäller. Da erhob sich plötzlich das Mädchen und nahm mit einem jähen Ruck ihr Bündel wieder auf, als habe sie etwas gesagt, was sie nicht hätte äußern sollen. Aber die rasche Bewegung verursachte ihr einen derart heftigen Schmerz, daß sich ihr Gesicht zusammenzog und sie die Zähne zusammenpreßte. „Gebt mir das Bündel und laßt Euch über den Steg da viele am Klima gestorben sind, viele auch durch Selbstmord geendigt haben. Der Cabinetsrath in London hat über die Einsetzung einer Untersuchungscommission berathen in Sachen der Chartered-Company. Außerdem wurde auch über Entsendung von Truppen nach Rhodesia berathen. Das Land soll fortab durch einen Regierungsbeamten ver waltet werden. Die Direction der Chartered-Company hat der berüchtigte Cecil Rhodes, weil ihn die Verhält nisse dazu drängten, abgegeben. Das Zwingende der Lage geben selbst die tonangebenden Londoner Blätter zu. Die liberalen Blätter bedauern, daß die Demission so lange verzögert worden sei und sie glauben, daß die selbe auch jetzt nur auf Anrathen des englischen Colonial ministers Chamberlain erfolgt fei. Wie verlautet, wird übrigens die Untersuchung über den Antheil der Chartered- Company an dem Einfalle Jamesons in Transvaal einem Tribunal übertragen werden, dessen Zusammen setzung der Lord-Kanzler bestimmen soll. Jameson ver bringt übrigens die Zeit bis zu seiner Aburtheilung nicht etwa, wie man vermuthen sollte, im Untersuchungsge- fängniß zu London, sondern auf einer Erholungsreise in Schweden und Norwegen. Türkei. Wie aus Konstantinopel gemeldet wird, hat der Sultan die ihm von den Vertretern der europäischen Mächte unterbreiteten Vorschläge bezüglich Reformen auf Kreta genehmigt. Es wird nun ein Landtag einberufen werden, der sich mit der Einführung dieser Reformen zu beschäf tigen haben wird. Der Landtag, zu dem zahlreiche türkische Deputirte eingetroffen sind, findet in Kanea, der Hauptstadt Kretas, statt. Es ist auch garnicht zu be zweifeln, daß die allerschönsten Reformeinrichtungen sehr bald auf dem Papiere stehen werden; aber wann und ob überhaupt in absehbarer Zeit ihre Einführung ge lingen wird, ist natürlich eine zweite Frage. Und so lange diese nicht gelöst ist, werden auch die Metzeleien auf Kreta kein Ende finden. Afrika Die südafrikanische Republik beabsichtigt in Ber lin eine Anleihe von 4,000,000 Pfund aufzunehmen (80 Millionen Mark), um sie dem Oranjesreistaat zum Ankauf seiner Eisenbahnen zu leihen. Aus dem MuiderrtyttLe *Waldenbnrg, 30. Juni. Unseren gestrigen Bericht über die Bezirksversammlung des Kgl. Sächs. Militär vereins-Bundesbezirks Glauchau im Winklerschen Saale in Grünfeld können wir heute noch dahin ergänzen, daß zunächst im Auftrage des Kgl. Sächs. Militärvereins zu Altstadtmaldenburg der Vorsteher dieses Vereins, Herr Helbig, die Versammlung in herzlichen Worten begrüßte, worauf der Gesangverein Altstadtwaldenburg einen har monischen Willkommensgruß anstimmte. Am Schluffe der Versammlung wurde übrigens von den anwesenden 56 Vereinsdelegirten dem Bezirksvorsteher Herrn Winck ler ein einmüthiges Vertrauensvotum ausgesprochen (die Vertreter der Vereine von Merane hatten sich hierbei der Abstimmung enthalten) und die Veriammlung als- bringen!" sagte Stefan. Sie wehrte kurz und hastig ab. „Nein, nein, kümmert Euch nicht um mich und geht Eurer Wege!" „Ich will es aber nicht," versetzte der junge Mann mit fast gebieterischem Tone und nahm ihr das Bünvel aus der Hand. „Ob Ihr meinen Arm nehmen wollt, ist Eure Sache, das Bündel trag ich hinüber." Er lud es sich auf die Schulter und schritt über den Steg. Sie versuchte es auch, machte aber nur einige Schritte, dann blieb sie rath- und hilflos stehen. Stefan legte das Bündel nieder und kehrte wieder zu ihr zurück. „Seid nicht so eigensinnig," sagte er, „Ihr seht ja, daß es nicht geht. Denkt, ich sei eine Deichsel, ein Stock oder ein anderer Gegenstand, an dem Ihr Euch lehnt." „Ich will es aber nicht!" sprach sie fast heftig. „Man soll Euch nicht mit mir seh'n! Ihr sollt nicht durch meine Nähe entehrt werden! . . . Einmal seid Ihr schon für mich eingetreten, mehr soll's nicht sein! Geht nur, geht! Ich schlepp mich schon nach Haus', ich muß so manches..." „Laßt Euch wenigstens über den Steg bringen. Ihr kommt ja in Gefahr, in den Bach zu fallen," sagte Stefan eindringlich. „Meine Arbeiter kommen jeden Augenblick aus dem Walde mit Holz, da könnt Ihr auf sitzen ; es geht ja an Eurer Hütte vorbei. Ich hab' ge hört, daß Ihr eine kranke Mutter habt, könnt' Ihr die so lang' allein lassen?" Das wirkte. Bozena erschrak. Durch den Unfall, der ihr zugestoßen, hatte sich ihre Rückkehr schon über Gebühr hinausgezogen. Die Kranke war allein, war hilflos, sie hätte schon längst zu Hause sein müssen! Wie sich selbst bekämpfend, legte sie ihre Hand aus seinen Arm, aber so leise, daß er es kaum spürte; auch hob sie das gesenkte Haupt nicht, und die ganze hohe, kräftige Gestalt hatte in diesem Augenblick etwas tief dann nach Wahl des nächsten Versammlungsortes mit einem dreimaligen Hoch auf Se. Majestät den König Albert geschlossen. *— Bei dem jüngst aufgetretenen Gewitter fuhr im benachbarten Grumbach ein Blitzstrahl oberhalb der Kirche in eine Pappel und zersplitterte sie. Ein zweiter Strahl ging unmittelbar an der Straße in einem Kleefeld nieder. *— Die Jagd auf männliches Edel- und Damwild, sowie auf Rehböcke und wilde Enten beginnt in Sachsen am 1. Juli. Derselben schließt sich am 1. September die Jagd auf weibliches Edel- und Damwild, Rebhühner, Schnepfen, Hähne von Auer-, Birk- und Haselwild, sowie auf Wachteln und Bekassinen an. *— Der alte spanische Schwindel von der Hebung eines in Deutschland verborgenen Schatzes taucht jetzt in einer neuen Form auf. Es handelt sich nicht mehr um die Beihilfe zur Hebung eines vergrabenen Schatzes, sondern um die Rettung eines auf dem Spiele stehen den großen Vermögens. Hoffentlich fällt Niemand mehr auf diesen groben Schwindel hinein. *— Die Königl. Kreishauptmannschaft Zwickau geneh migt auf Grund des Z 1056 der Gewerbeordnung, daß in ihrem Regierungsbezirke während der Zeit der dies jährigen Obsternte an Sonn- und Festtagen in den von Spaziergängern und Landpartieen berührten offenen Obst verkaufsstellen je für diejenige Obstsorte, welche gerade geerntet wird, Gehilfen, Lehrlinge und Arbeiter über die in Z 105b der Gewerbeordnung bestimmte fünfstündige, bez. statutarisch geordnete Zeit hinaus, jedoch nicht wäh rend der Zeit des Vormittagsgottesdienstes, beschäftigt werden. Es ist nun den Amts- und Stadträthen mit Rev. Städte-Ordnung überlassen worden, unter Berück sichtigung der Verhältnisse ihrer Verwaltungsbezirke die Stunden festzusetzen, in welchen an Sonn- und Festtagen die gedachte Beschäftigung gestattet sein soll. — In PtUig haben gestern die Arbeiten zur Her stellung der Fernsprecheinrichtung begonnen. Die Eröff nung des Fernsprechverkehrs ist für Anfang August in Aussicht genommen. Aus dem Sachsenlande — Das Königlich Sächsische Ministerium des Innern hat aus Anlaß des ihm von der Kreishauptmannschaft Bautzen vorgelegten Entwurfs eines Ortsgesetzes über Herstellung und Abgabe von Gas und Elektricität zu Leucht-, Wärme- und Kraftzweckcn entschieden, daß sie es mit den in Sachsen bestehenden gesetzlichen Vorschriften nicht für vereinbar halte, daß die Herstellung von Gas und Elektricität zu Leucht-, Wärme- und Kraftzwecken, deren Weiterleitung von der Erzeugungsstelle und Ab gabe an dritte Personen innerhalb eines Gemeindebezirks lediglich der Gemeinde vorbehalten sei. Dem betreffen den Ortsstatut ist daher vom Ministerium die Bestätigung versagt worden. In derselben Verordnung sagt das Ministerium, daß indeß, wenn auch die Einführung eines Monopols der Gemeinden unzulässig sei, damit nicht ausgesprochen werden solle, daß nunmehr die Gemeinden dann, wenn durch die elektrischen Verbindungen, durch das Legen der Kabel und Rohre öffentliches Areal, nament lich Wegeareal berührt werde, dies ohne Weiteres zu Gedrücktes, ja Gebeugtes ... Er sah das ausdrucks volle Profil, die schönen, kräftigen Linien des Halses und den herben und wehen Zug um den rothcn, festge schlossenen Mund und ein Mitleid überkam ihn plötzlich. Wie war sie das Bild anmuthsstarker, lebenerfüllter Ju gend und Schönheit und ... für keinen was werth! Ein junger, herrlicher Baum in wüster, unbewohnter Gegend, dessen Blüthen keinen erfreuen, dessen Schatten keinen laben sollte. . . Und war es nur Mitleid allein, waS Stefans Herz so plötzlich weitete, daß es ihm zu eng in der Brust wurde? ! Sic sahen sich beide nicht an, als sie hinüber waren, und der junge Mann sagte: „Setzt Euch hier auf da» Bündel! Ich höre schon die Wagen, sie kommen von dieser Seite aus dem Wald; auf dem ersten sollt Ihr aufsitzen." Nach fünf Minuten hielt schon der erste Wagen. Zwei starke Baumstämme waren durch eiserne Ketten an ihm befestigt, sonst hatte er weder Sitz noch Leiter. „Janek," sagte Stefan zu dem Knechte, der auf einen der Pferde saß, „Du nimmst hier das Mädchen mit und läßt sie in der Nähe ihrer Hütte absitzen. Sie hat sich den Fuß verrenkt und kann nicht weiter." Zuerst riß der Knecht vor Ueberraschung Mund und Augen auf, dann schüttelte er den dicken Kops mit einer Geberde, wie jemand, der etwas nicht begreifen kann; zum Schluß sagte er: „Die wollt Ihr mitnehmen, die?! . . ." „Du hast keine Bemerkungen zn machen," unterbrach ihn Stefan mit Strenge. „Ich sag' Euch, Ihr thut besser, die da bei Seite liegen zu lassen, Herr Stefan," wagte Janek noch einmal einen Einwand zu machen. „Es kommt kein Segen dabei heraus." „Wenn Du nicht augenblicklich still bist und thust, was ich sage, so steigst Du ab und ich bringe die Last nach Haus'," sprach der junge Mann, und den Knecht traf ein Blick, daß er augenblicklich verstummte. (Forts, folgt.) j