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sind, macht das kgl. Amtsgericht dies mit der Ankündi gung bekannt, daß, wenn innerhalb sechs Monaten weder Jemand, welcher dazu befugt, auf die Eröffnung an- trägt, noch Jemand nachweist, daß sie zu unterlassen ist, nach den Vorschriften der HZ 12, 13 der Verordnung, das Verfahren in nichtstreitigen Rechtssachen betr., vom 9. Januar 1865 wird verfahren werden. — Der in Glauchau aufhältliche Bergarbeiter Franz Emil Kaiser hat am Himmelfahrtstag seine Wohnung verlassen und ist bis heutenicht zurückgekehrt. Der Vermißte ist 36 Jahre alt, von mittlerer, kräftiger Statur, hat dunkelblonde Haare, graue Augen und vollständige Zähne. An Stelle des fehlenden rechten Fußes trägt Kaiser einen Gummisuß. Alle Wahrnehmungen über den Ver bleib des Vermißten sind sofort der Glauchauer Polizei behörde mitzutheilen. — Der Rath der Stadt ZtvilkllU hat den Expedi tionsbeamten der 1. und 2. Gehaltsklasse den Titel „Sekretär", denen der 3., 4. und 5. Gehaltsklasse den Titel „Aktuar" verliehen. Die Beamten der 6. bis 8. Klaffe führen den Titel „Expedient". Bauamtssekretär Pieschel erhielt den Titel „Baupolizeisekretär" und der bisherige Polizeisekretär Sachse das Prädikat „Polizei kommissar". Bei Aufrückungen in die Aktuar- und Sekretärstellen sollen künftig Prüfungen vorbehalten wer den. — Die städtischen Kollegien von ZwilktlU haben die Errichtung einer mausoleumartigen Leichenhalle beschlossen. — Das Schwurgericht zu ZwtltaU verurtheilte den Handarbeiter Unger aus Eibenstock, welcher am 12. Februar seiner Geliebten, der verehel. Stickerin Möckel, aus Eifersucht Schwefelsäure in'S Gesicht goß und ihr dabei ein Auge zerstörte, zu 4'/e Jahren Zuchthaus und lOjährigem Ehrenrechtsverlust. — Ein bedauerlicher Unglücksfall ereignete sich am Freitag Vormittag in Colditz. Der Seifensiedermeister Herr Bernhard Pommrich war im Begriffe, eine den Tauben nachstellende Katze mit dem Tesching zu schießen. Dabei ist ihm auf noch unaufgeklärte Weise die 6 mm- Kugel in der linken Schläfegegend in das Gehirn ein gedrungen. Leider war ärztliche Hilfe vergebens. Der Verunglückte ist noch am selben Nachmittag seiner Wunde erlegen. Aus dem Sachsenlande — Die vereinigten betreffenden Abordnungen von Dresden und dem Vorort Pieschen haben beschlossen, die mehr und mehr sich als dringendes Bedürfniß heraus stellende Einverleibung Pieschens in den Dresdener Stadt bezirk für 1. Januar 1897 festzusetzen. Pieschen ist schon jetzt mit der Leipziger Vorstadt von Dresden-Neustadt thatsächlich vollständig verwachsen. Zugleich mit Pieschen wird auch die Gemeinde Trachenberge, die mit Pieschen vielfach organisch verbunden ist, in die Stadtgemeinde Dresden einverleibt werden. — Die Internationale Gartenbau - Ausstellung in Dresden ist von rund 250,000 Personen besucht worden. — In Dresden wird fortan nach einem ausgc- arbeiteten Regulativ jeder Geschäftsmann, der einen Laden besitzt, verpflichtet sein, seinen vollständigen Vor- und Zunamen in deutlichster Weise an seinem Geschäftsraum anzubringen. Aerzte und Apotheker sind von dieser Be stimmung ausgenoinmen, für bereits bestehende Geschäfts- betriebe tritt dieselbe erst nach vier Monaten in Krast. — Dem Deutschen Patriotenbund zur Errichtung eines Völkerschlacht-Denkmals bei Leipzig haben, wie das Bun desorgan mittheilt, der Großherzog von Baden 1000 Mk., der Großherzog von Mecklenburg-Strelitz 300 Mk. und die Freie und Hansastadt Bremen 1000 Mk. an Beiträgen bewilligt. — In Chemnitz wurde der Tischlergeselle Franz Paul Schubert vom dortigen Landgerichte wegen Belei digung des deutschen Kaisers zu sechs Monaten Gefäng- niß verurtheilt. — Die technischen Staatslehranstalten in Chemnitz werden im lausenden Sommerhalbjahre von 726 Schülern besucht. Zu Ostern d. I. sind 317 ausgenommen wor den. Davon sind 241 in Sachsen, 62 iin übrigen deutschen Reiche und 14 im Auslande geboren. Einen verzweifelten Sprung wagte am 13. d. mittags in Chemnitz eine ledige, gerichtlich vorbestrafte Frauensperson, um einem Polizeibeamten, der sie ver haften wollte, zu entgehen. Sie sprang aus einem Fenster der dritten Etage nach dem Hofe hinab, schlug aber auf das Dach eines Nachbargrundstückes und zog sich derartige innere und äußere Verletzungen zu, daß sie in das Krankenhaus gebracht werden mußte. — Am Dienstag verstarb im Krankenhause zu Vor«« der am 14. April in der Mühle zu Kleinzöffen verun glückte 19 Jahre alte Müllergeselle Wingrich. Dem Unglücklichen war durch das gangbare Zeug die Arbeits jacke nebst dem Hemde vom Leibe gerissen, der Rest des HemdeS aber hatte den Kops wie mit einem Strick an die Welle des liegenden Zeuges gewürgt, so daß das mit zwanzig Pferdekräften arbeitende Werk stehen blieb. Aus dieser schrecklichen Lage konnte der Unglückliche nach Abstellung der Wasserkraft in bewußtlosem Zustande be freit werden. In Ztttlltt ward der Lohnfuhrwerksbesitzer Schwerdt ner in seinem Pferdestalle todt aufgefunden. Es stellte sich heraus, daß ihm von seinem eigenen Pferde die Hirn- fchale eingeschlagen worden war. — Die Königliche Kreishauptmannschaft Bautzen hat der Stadt Zittau die Ausnahme einer Anleihe von 2,000,000 Mk. in Gemäßheit des Z 135 der revidirten Städteordnung genehmigt. Infolgedessen hat auch das Königl. Ministerium des Innern im Einverständniß mit dem Finanzministerium kein Bedenken getragen, zur Aus gabe von auf den Inhaber lautenden Schuldverschreibun gen über 1000 Mk., 500 Mk. und 200 Mk. die Ge nehmigung zu ertheilen. — Am Sonntag Nachmittag 1 Uhr 40 Min. traf der apostolische Vikar, Herr Bischof 1)r. Wahl, in Plauen i. B. ein. Bei dem Sonntag-Vormittagsgottesdienste nahm der Bischof die Firmung von etwa 200 Kindern aus Adorf, Markneukirchen, Oelsnitz und Plauen vor. Am Montag früh fand nach der Messe vor dem Bischof eine Religionsprüfung statt. Die Abreise des Bischofs erfolgte Nachmittags 3 Uhr nach Auerbach, wo er be absichtigt, die dortigen Kinder zu firmen. — In Untertriebe (Vogtland) kletterte zu Anfang dieser Woche ein Knabe auf roh zugehauene Balken um her; ein Splitter fuhr ihm dabei tief in den unbekleideten Fuß. Infolge des argen Schmerzes trat bei dem Jungen Wundstarre (Starrkrampf) ein, aus welcher er nicht wie der ins Leben zurückgerusen werden konnte. Auf ähn liche Weise endete kürzlich ein Dienstknecht in einem anderen Dorfe der dortigen Gegend; ihm fuhr beim Kegelschieben ein Splitter des Auflegebrettes in den Mittelfinger der rechten Hand. Auch in diesem Falle trat infolge des furchtbaren Schmerzes Starrkrampf mit nachfolgendem Tode ein. — Am 7., 8. und 9. Juni feiert die privilegirte Schützengesellschaft zu Lauenstein die 400. Wiederkehr ihrer Gründung. Zu dieser Feier werden schon jetzt die umfassendsten Vorbereitungen getroffen. Eingeladen sind sämmtliche Schützengilden Sachsens, sowie gegen 50 böh mische Gesellschaften, von denen einige bereits ihr Er scheinen in Aussicht gestellt haben. Das umfangreiche Programm weist hauptsächlich festliche Umzüge durch die geschmückte Stadt, Concert auf dem Markt- und Schützen platze, Prämienschießen, Illumination mit Feuerwerk und Ball aus. — In Waldheim wird auf dem dortigen Markt platz ein monumentaler Brunnen errichtet werden. Das Modell dazu haben die Herren Schilling und Gräbner in Dresden entworfen. Der Rath der Königlichen Akademie der bildenden Künste in Dresden hat nicht nur die Brunnenfigur, sondern für das Postamt auch ein Medaillon bildniß Sr. Majestät des Königs Albert zugesagt. Die bisher für die Errichtung des Brunnens gesammelten Gelder betragen 9900 Mk. und ist diese Summe nur knapp dessen, waS wirklich gebraucht wird. — Am 10. ds. Mts. hat sich der 16 Jahre alte Arbeiter Richard B. aus Löbtau in der Wohnung eines Freundes in Loschwitz erschossen. B. hat sich zwei Schußwunden mittelst Revolvers in der Brust beigebracht. Sein Freund, welcher nn Garten arbeitete, eilte sofort herbei und fand B. mit durchschossener Brust aus dem Sopha sitzend vor. Der Arzt ordnete die Ueberführung des noch Lebenden in die Deutsche Heilstätte an, wo B. nachts seinen Verletzungen erlegen ist. — Ein Zehntel des zweiten Hauptgewinnes der Königl. Sächs. Landeslotterie im Betrage von 300,000 Mk. hat diesmal ein im „Hotel zum Polenzthal" in Hohenstein bedienstetes armes 'Mädchen in Gemeinichait mit ihrem in Chemnitz wohnenden Bräutigam gewonnen. Der letztere wies seine Braut sofort telegraphisch an, ihren Dienst zu verlassen und nach Chemnitz zu kom men. — In Altbernsdorf erkrankten der Sohn und ein Knecht eines dortigen Gutsbesitzers derart an einer Augen entzündung, daß sich die Ueberführung des Sohnes in die Zittauer Augenklinik nöthig machte. Man vermuthet, daß die Entzündung durch das Streuen künstlichen Dün gers hervorgerufen worden ist. — Der Erzgebirg.-Vogtl. Bezirksverband der Barbiere und Friseure hält am 8. Juni im Gasthof Pleißenthal in Werdau seinen Bezirkstag ab. — Der Gewerbeverein in Schneeberg beschloß in seiner letzten Versammlung, der Handels- und Gewerbe kammer Plauen zu erklären, daß in Schneeberg das Offenhalten der Geschäftsläden von früh 6 bis abends 9 Uhr nothwendig sei. Der Roßweiner Petition schloß man sich nicht an. In der Versammlung wurde mehrfach die Nothwendigkeil der gesetzlichen Regelung der Angelegen heit überhaupt verneint. — Am vergangenen Freitag trieb sich in ReichtN- brand ein schwarz und weißgefleckter nüttelgroßer Hund herum, der durch seine Bissigkeit der Tollwuth verdächtig erschien. Auf Anordnung der Polizeibehörde wurde das Thier erschossen und der zuständigen Behörde zur Unter suchung eingeliefert. Die Untersuchung hat die befürchtete Tollwuth des Hundes bestätigt. Von Sonntag Mittag wurde durch Anschlag „Hundesperre" bekannt gegeben. Leider sind durch das gefährliche Thier außer einer An zahl von Hunden auch etliche Personen gebissen worden. Vermischtes. Allerlei. Seinen Austritt aus der katholischen Kirche erklärt hat nach der „A. A. Z." Prof. Franz v. Lenbach in München dieser Tage bei dem zuständigen Pfarrer Klingl von St. Bonifaz. — Jesuitenpater Kral vollführte in der böhmischen Ortschaft Bezdowitz einen schauerlichen Selbstmord durch Selbstverbrennung. Er bestrich im Irrsinn sein Bett und seinen Körper mit Petroleum und zündete Beides an. — Nach dem Tode des Langerhans'schen Kindes bei einer Einspritzung von Diphtheriescrum wurde der Director der staatlichen Controllstation in Berlin beauftragt, das von Prof. Langerhans angewandte Serum zu prüfen. Die Prü fung ist jetzt abgeschloffen. Das Urtheil lautet: „Das Serum Nr. 216 (um dieses handelt es sich) muß als ein den bestehenden Vorschriften vollständig entsprechendes Präparat von durchaus normaler Beschaffenheit bezeichnet werden." — Bei der letzten Explosion in Kiel beträgt der Schaden an Torpedos rc. 200,000 Mk. — Im Frankfurter Proceß gegen die Eisenbahnschaffner wegen des Fahrkartenunterschleiss wurde soeben das Urtheil verkündet. Dasselbe lautet gegen die Hauptschuldigen Christian Müller und Adam Schmidt auf je 1 Jahr 2 Monate Gesängniß, gegen Philipp Heimlich auf 10 Monate, gegen Johann Burkhard auf 6 Monate und gegen den Perronwärter Heinrich Preß auf 2 Monate 3 Tage Gefängniß. — Bei einem Brande in Vester gästen bei Flensburg verbrannten 2 Kaufmannslehrlinge und ein Knecht. — In Größenwahn verfallen ist in Wien eine ganze Familie, bestehend aus einem 66jäh- rigen Wittwer Zabransly, einem 25jährigen Sohne und drei jüngeren erwachsenen Schwestern. Der Vater wähnte sich Hausherr und Aristokrat und kündigte den anderen Miethern. Der Sohn wurde vor einigen Tagen wegen Größenwahns in eine Irrenanstalt gebracht. Als die übrige Familie ausquartirt werden sollte, griffen der Vater und die drei Töchter das Polizeiaufgebot mit Beilhieben an, verwundeten mehrere leicht und setzten den Kampf fort, bis Feuerwehr und Geheimpolizisten sie überwältigten und in die Klinik einlieferten, wo bei allen Größenwahn festgestellt wurde. — Ueber das Unglück, welches dem Referendar v. Bötticher zustieß, wird noch berichtet, daß die mit 1'/r Centnern Blei beladene Gondel umgekehrt lag und die Insassen an jeder Be wegung hinderte, so daß v. B. und Jäger sich auch durch Schwimmen nicht retten konnten. — In der Stadt Sherman <;Texas) hat ein Cyclon furchtbares Unheil angerichtet. Der Sturm riß fast den ganzen westlichen Stadttheil nieder, ritz Häuser und Bäume fort, zerstörte Brücken und Straßenpflaster und verwüstete in weitem Umkreis Alles, was seinem Ungestüm nicht Stand zu halten vermochte. 60 Menschen büßten bei dem Un wetter ihr Leben ein, Hunderte wurden durch herumflie- gcnde Steine, Pfosten, Gitter, Bäume rc. mehr oder weniger schwer verletzt. — In Unter-Laichling (Bayern) kam in der Nacht zum Sonnabend bei einem Schadenfeuer ein Maurer mit seinen drei Kindern um. Telegramme. Wien, 18. Mai. Die fraazöstsche KröuungSdeputa- tion ist gestern auf »er Reise «ach Moskau hier «i«. getroffen, und im „Hotel Imperial" abgestiezeu. Der Kürst von Montenegro und Erbprinz TtaniSlauS, sowie Kürst Mirko reise« heute ab. Prag 18. Mai. Bester« Nachmittag sand rm hiest» gee; „Toacc^ aal" Sie !>sle aaiiseminsche Versamm lung statt, sie sehr stark b.sacht war. Es Warde» sehr stürmische Reden gehalten. Budapest, 18. Mai. Wie hier verlantet, hatte bei der ungarischen Kahnenaffair« hauptsächlich di« Königin Natalie die Hau» im Spiel. Nach über«»«» stimmende« Meldungen soll st« es gewesen sei«, welch« Novakovich zu seinem Borget,,« gegen Uagaru er muihigt«, und die gegebene LatiSfaction alS genü gend bezeichnet habe. In den nächste» Lage« wird von oppost,ioneller Leite avermai« eine Interpella tion in der serbischen Ängeiegenheit erfolge«. Brünn, 18. Mai. Der Gymuastast Prochatka stürzt« i« der Kelsenschlucht Macocha bei SlanSko ab und blieb todt. Rom, 18. Mai. Infolge telegraphischer Reelama- tion find gestern «den» zwei Jnfanteriebataillon« nach Ltciliea abgegangen. Man glaubt, daß ernste Nuruye« auSgebrocheu find. — In Beueoig, Verona und anderen Nachbarstädteu Overitaliens giuge« gestern große Hagelschläge, von orkanartige« W-n« den begleitet, nieder, unter denen di« Vegetation stark verwüstet wnrbe. Rom, 18. Mai. Nach Meldungen aus Massauah habe« gestern wieder 1600 Man« die Rückreise nach Italien augetrete«. Pari», 18. Mai. Anläßlich der Jeanne d'«rc Pro. Zession verübten Student«« und royalistische Arbeiter, etwa 1000 au der Zahl, große Manifestationen. I« der Rne Montmartre vor der Redaktion der ,,J«. travsigeaut" fanden Ranfereiea statt, weil das übrige Publikum für Rochefort manifestirt«. Di« Polizei nahm mehrere Verhaftungen vor. Paris, 18. Mai. Der Handelsvertrag zwischen Krank» r-ich e.«» Japan, ähnlich dem deutsche«, ist gesichert. Di« Veröffentlichung erfolgt in Kürze. Calais, 18. Mai. Der Soeialist Salambier ist mit großer Mehrheit zum Sürgermeister gewählt worden. Mechel«, 18. Mai. Gestern Nachmittag fand eine groß« Kundgebung der liberale« Partei zur Keier d«S Sieg» »er Liberalen bei den letzten Wahlen statt.