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bei Aufbewahrung fremder Werthpapiere, das sogenannte Depotgesetz, wird voraussichtlich in der Commission derart gefördert werden, daß seine Annahme im Plenum noch vor Pfingsten möglich wird. Die erste öffentliche Versammlung der Liga zur Her beiführung des Achtuhrschlusses in sämmtlichen kaufmännischen Betrieben, welche gestern in Berlin abge halten wurde, ist recht kläglich verlaufen. Die eingela denen Regierungsvertreter hatten absagen lassen und selbst die erwarteten socialdemokratischen Abgeordneten, Bebel und Molkenbuhr, welche Referate zugesagt hatten, blieben fern, ohne auch nur eine Entschuldigung zu senden; durch eine Resolution wurde der Vorstand der Liga beauftragt, eine ausführliche Eingabe an Reichstag und Bundesrath zu richten, in der unter Anführung der uoch viel weiter gehenden Forderungen der Handclsgehilfen die rascheste Durchführung der Vorschläge der Reichs-Commission ver langt wird. s' erreich-Ungar». Die Festsetzungen des Ausschusses der antisemitischen Partei bezüglich der Besetzung der Wiener Bürger meisterposten ist von der Vollversammlung des anti semitischen Bürgerclubs umgestoßen worden. Für den Bürgermeisterposten wurde an Stelle des Abgeoroneten Schlesinger der klerikale Gemeinderath Strohbach, ein Lehrmittel-Händler, aufgestellt. Als erster Vicebürger meister wurde selbstverständlich vr. Lueger, für den Posten des zweiten Vicepräsidenten der deutsch-nationale Advokat Or. Neumayer bestimmt. Wie Lueger übrigens selbst eingestanden, ist der Kaiser mit ihm bei der viel be sprochenen Audienz sehr scharf ins Gericht gegangen und hat ihm bedeutet, daß gerade seine excessive leidenschaft liche Parteiführung das Hinderniß seiner Bestätigung bilde. Italien. Aus Nom wird gemeldet, daß die Krankheit des Kardinals Galimberti von der Presse mit großer Teil nahme verfolgt wird, da der Tod des gemäßigten Kar dinals den Sieg der Intransigenten bedeuten würde. Das letzte Bulletin über den Zustand des greisen Patien ten besagt, daß die bedenklichen Symptome zwar etwas geschwunden seien, der Zustand jedoch noch ernst sei. Die Italiener in Erytraea haben die Verbindung mit der Besatzung von Adigrat bereits hergestellt. Der Commandant von Adigraj stattete dem General Baldissera in dessen Lager einen Besuch ab. Die Abessynier be lästigen das italienische Operationscorps unausgesetzt; sie zeigen sich zwar niemals in Masse, schwärmen aber über all umher und halten die beherrschenden Positionen be setzt, so daß der Räumung des Forts noch mancherlei Schwierigkeiten im Wege stehen. Die Hauptmacht Meneliks scheint den Angriff weiter südwärts abzuwarten. Bulgarien. Die rumänische Studentenschaft ladet durch Mauer plakate die gesammte Bürgerschaft Bukarests zu einer unter freiem Himmel stattfindenden Protestversamm lung gegen die ungarische Millenniumsfeier ein. Asien. Der Regierungswechsel in Teheran hat den unter hartem Nothstande lebenden Einwohnern von Schiras und der genannten Hauptstadt des Landes den Anlay zu Ruhestörungen geboten. Solche aufrührerischen Bewegungen sind allerdings nichts Neues bei dem nie deren Volke Persiens und auch die gegenwärtige Revolte ist nicht etwa auf politische Beweggründe zurückzuführen, sondern lediglich durch den Hunger und die günstige Ge legenheit des Regierungswechsels hervorgerufen. Es handelt sich hauptsächlich um Plünderung, große Mengen Waaren wurden geraubt und besonders wurde in den Judenwinkeln arg gehaust. Afrika. Präsident Krüger eröffnete den Volksraad Trans vaals mit einer Rede, in der er die Entwicklung des Landes als günstig schilderte. Der Gouverneur der Kapcolonie bezeichnete bei der Eröffnung des Parlaments den Einfall Jamesons in Transvaal als gegen das internationale Gesetz verstoßend. Aus dem Muldenthale. * Waldenburg, 6. Mai. In der gestern Abend im Schönburger Hof stattgehabten Generalversammlung der Ortskrankenkasse II hierselbst kam durch Herrn Rendant Jänig der Rechnungsabschluß über das Jahr 1895 zum Vortrag. Demselben entnehmen wir Folgendes: Einnahme: 1., Kassenbestand aus dem Vorjahre Mk. 133.79, 2., Kapitalzinsen Mk. 46.30, 3., Eintrittsgel der Mk. 135.99, 4., Beiträge Mk. 2018.13, 4., Er satzleistungen Mk. 19.50. Jnsgesammt Mk. 2353.71. L. Ausgabe: 1., Für ärztliche Behandlung Mk. 308.65, 2., Für Arznei und sonstige Heilmittel Mk. 233.63, 3., Krankengelder an Mitglieder Mk. 279.60, 4., Unter stützungen an Wöchnerinnen Mk. 14.40, 5., Sterbegel der 72 Mk. 6., Kur- und Verpflegungskosten an Kran kenanstalten Mk. 244.25, 7., Ersatzleistungen Mk. 19.50, 8., Zurückgezahlte Beiträge Mk. 26.98, 9., Für Kapital anlagen 200Mk., 10., VerwaltungsausgabenMk.557.90, 11., Sonstige Ausabgen Mk. 4.40. Jnsgesammt Mk. 1961.31. DerBestand am Schluß des Rechnungsjahres be- trägthiernach Mk.392.40. Damit ist das Gesammtvermögen der Kasse auf Mk. 1862.07 gestiegen, Mk. 458.61 mehr als am Schluffe 1894. Seit 1892 ist die Jahresaus gabe im abgelaufenen Jahre am niedrigsten; dieselbe be trug im Jahre 1892: Mk. 2241.20, 1893: Mk. 2589.66, 1894: 2098.85. Erkrankungsfälle kamen im Laufe des vergangenen Jahres 40 bei männlichen Mit gliedern mit 591'/r Krankheitstagen vor; gestorben sind 2 männliche Mitglieder. Die Zahl der Mitglieder war am höchsten im Juli mit 280 männlichen und 8 weib lichen Mitgliedern und am niedrigsten im März mit 170 männlichen und 9 weiblichen Mitgliedern. * — Für unser Muldenthal wird seitens der kgl. Direction der sächsischen Staatsbahnen eine Rundreife karte ausgegeben, welche von Altenburg aus folgende Stationen berührt: Gößnitz, Glauchau, Remfe, Walden burg, Wolkenburg, Penig, Rochsburg, Wechselburg, Roch litz, Narsdorf, Kieritzsch, Altenburg. Die Karte ist 3 Tage giltig und kostet dritter Klaffe 3 Mark 50 Pfg. Während der Giltigkeit der Karte kann der Reisende auf den berührten Stationen beliebig verweilen, ebenso die Fahrt nach der angegebenen Route oder umgekehrt und auch von Zwischenstalionen aus antreten. Die Karten sind leider nur in Altenburg zu habeu. * — In Remse wurde am Montag der schon stark in Verwesung übergegangene Leichnam eines ca. 50 Jahre alten unbekannten Mannes mit dunklem, melirtem Haar, etwas Glatze, starkem Schnurrbart und sogenannter Fliege aus der Mulde gezogen und polizeilich aufgehoben. * — Die Kgl. Kreishauptmannschaft Zwickau hat ver ordnet, daß die Krankenkassen in ihren Uebersichten bei Einsetzung des Mindestbetrages des Reservefonds die Jahresausgabe des Rechnungsjahres unberücksichtigt zu lassen haben. Aus dem Sachsenlande — Der Sächsische Militär-Feuerversicherungsverein hat sein Bilanzconto pro 1895 mit je 498,902 Mark 86 Pf. Activa und Passiva, das Gewinn- und Verlust- conto mit je 339,426 Mk. 82 Pf. Gewinn und Verlust abgeschlossen. Die Prämien betrugen 301,230 Mk., die für 278 Brandfälle gezahlten Entschädigungen 24,526 Mk. 20 Pf., die Reserven 405,225 Mk., die Zahl der Versicherungen 52,067 mit 210,988,355 Mark Ver sicherungssumme. — Der Conservative Landesverein im Königreich Sachsen hielt Montag mittag im König!. Belvedere auf der Brühlschen Terrasse in Dresden unter Vorsitz des Hrn. Generalconsul Or. Schober seine Generalversamm lung ab. Die Versammlung war aus allen Theilen des Landes zahlreich besucht. Der Vorsitzende hob her vor, das die Mitgliederzahl des Vereins auch im abge laufenen Jahre zugenommen habe, aber jedenfalls durch energische Werbungen, zu welchen der Redner anregte, noch weiter wachsen werde, die Einzelvereine würden durch Beitritt von Parteigenossen zum Landesverein keinen Abbruch erleiden. Feiner empfahl Redner noch den Mitgliedern die Verbreitung des Vereinsorgans, das „Vaterland", nach Kräften zu fördern. Redner ging sodann auf dir Landtagswahlen des verflossenen Jahres ein und wies mit Befriedigung hin auf die von der conservativen Partei erzielten Erfolge, welche in hartem Kampfe gegen zwei rücksichtslose Gegner, Refor mer und Socialdemokraten, errungen worden seien. Mit kurzen Worten erwähnte Redner des neuen Land- tagswahlgesetzes und betonte dabei, das durch dasselbe rührige Agitation und Wachsamkeit nicht überflüssig werde; im übrigen aber werde das Gesetz dem Vater lande zum Segen gereichen. In der an den Vortrag des Geschäftsberichtes sich anschließenden Debatte wurden Erfahrungen und Rathschläge hinsichtlich der Ausbreitung des conservativen und staatserhaltenden Gedankens aus getauscht und Fragen der Organisation rc. besprochen. Nachdem die Jahresrechnung einstimmig richtig besprochen und dem Vorstand Entlastung ertheilt worden war, er folgten die Ergänzungswahlen von 12 Vorstandsmit gliedern und die Wahl der Rechnungsrevisoren. Nach Schluß der Versammlung fand ein gemeinschaftliches Mittagsmahl statt. — Sonntag, den 10. Mai e., Vormittag 11 Uhr findet im Hotel Höntzsch zu Dresden, Bismarckstraße 14, eine Sitzung des Landes-Ausschusses sächsischer Feuer wehren statt. — Für den in Erneuerung befindlichen Thurm der Johanniskirche in Leipzig beschloß der dortige Stadtrath eine neue auf elektrischem Wege zu regelnde Normal thurmuhr für 2840 Mk. anzufchaffen. — Der deutschen Fachschule für Drechsler und Bild schnitzer zu Leipzig wurden durch das preußische Mini sterium für Handel und Gewerbe 1000 Mk. überwiesen. — In Leipzig ist ein tödtlich verlaufener Pockenan fall vorgekommen. Eine an den Pocken erkrankte Dienst magd vom „Heiteren Blick" ist am vorigen Dienstag Abend im Leipziger Krankenhaus verstorben. Ein weite rer Pockenfall ist nicht zu verzeichnen gewesen. — Auf die von einer Gemeinde der Bautzener Gegend angeregte Frage, ob Unfälle, welche sich bei dem Fahren von Spritzen zu Bränden ereignen und von denen Bedienungsmannschaften derselben oder Leiter der Ge schirre betroffen werden, als Betriebsunfälle im Sinne des Unfallversicherungsgesetzes betrachtet werden können, hat sich der Vorstand der land- und forstwirthschaftlichen Berufsgenoffenschaft für das Königreich Sachfen dahin ausgesprochen, daß das Fahren und Bedienen einer Feuerspritze nicht als eine bei dieser Genossenschaft ver sicherte landwirthschaftliche Betriebs-Thätigkeit erachtet werde. — Einem Freiberger Augenärzte wurde in diesen Tagen ein Mädchen vorgeführt, das während seiner gan zen Schulzeit sür geistig zurückgeblieben angesehen und dementsprechend behandelt worden war, das aber in Wirk lichkeit, wie eine einfache Augenspiegeluntersuchung ergab, nur an einer hochgradigen Uebersichtigkeit litt, die durch Gewährung einer paffenden Brille sofort und dauernd gehoben werden konnte. — Der Gastwirthsverein zu Grossenhain hat vor kurzer Zeit die Erhebung einer Plakalsteuer beschlossen und gelangte dieselbe bereits vom 1. Mai ab zur Er hebung. Von da ab dürfen in den Restaurationsräumen nur noch solche Plakate ausgehängt werden, für die Steuer entrichtet wird und die daraufhin mit dem Vereins stempel versehen sind. Der Ertrag dieser Plakatsteuer soll zu Unterstützungszwecken verwendet werden. — Die Erbauung einer elektrischen Bahn von Bahn hof Pirna über Copitz nach der Bastei mit Abzweigung Copitz-Pillnitz hat in der Sitzung des Bezirksausschusses der königlichen Amtshauptmannschaft Pirna Genehmigung erhalten. — Der Stadtrath zu Oschatz beschloß in seiner letz ten Sitzung, der Frage wegen Beschaffung eines städti schen Schlachthofes und eines Warmbades näher zu treten und sich ein geeignetes diesbezügliches Project mit generellem Kostenanschlag zu beschaffen. — In PlagWitz wurden infolge des Einsturzes einer Felswand im Steinbruch der Firma Zeidler L Wimmel drei Arbeiter verschüttet. Einer wurde getödtet, zwei tödtlich verletzt. — Es wird jetzt zugegeben, daß in Königsberg a. d. Eger menschliche Gebeine in einer Leimsiederei verar beitet worden sein können. Von Seiten der betheiligte» Firma wird eine Erklärung veröffentlicht, in welcher es u. h. heißt: Bei Auflassung von Kirchhöfen finden sich menschlische Knochenüberreste ja leicht vor, und wird es kaum einen größeren Knochen verarbeitenden Industriel len geben, der in Jahr und Tag unter sogenannten Feldknochen nicht auch einmal einige menschliche Knochen überreste erhalten hat. Durch ein Versehen der Arbeiter kann nun so ein armes menschliches Gebein sogar ein mal zur Verarbeitung gelangen, d. h. zu Leim, Knochen mehl und Knochenfett werden, welche drei Artikel unter menschliche Genußmittel bekanntlich nicht zu zählen sind. Wenn der Einsender die Menschheit nun belehrt, daß Knochenfett zur Herstellung von Kunstbutter diene, so wird er damit dem Kunstbutter consumirenden Publikum allerdings ein gelindes Gruseln und den Margarine- Fabrikanten keinen Nutzen beibringen. Wir können den guten Mann jedoch dahin belehren, daß Knochenfett ent weder zur Verseifung und zur Stearinkerzenfabrikation, theils auch zu Appreturzwecken verwendet wird. — Wer es abwartet, kann in den Großstädten ein reicher Mann werden, ohne daß er einen Finger rührt. Vor 7 Jahren kaufte Gärtner Beyer in Striesen ein Stück Land für 10,000 Mk. Diesen Platz brauchte jetzt die Stadt und zahlte dafür 87,000 Mk. Ein anderer Fall: Das Z-'sche Grundstück am Pirnaische» Platze kostete in den 60er Jahren 20,000 Thaler. Im Vorjahre wurde es um 300,000 Mk. verkauft; jetzt hat es abermals den Besitzer gewechselt und kostete 450,000 Mark. — Die diesjährige Generalversammlung des Land- wirthschaftlichen Kreisvereins im Erzgebirge soll Montag, den 8. Juni, in der Stadt Zwönitz abgehalten werden. Es wird damit eine landwirthschaftliche Ausstellung mit Preisthierfchau sür erzgebirgische Simmenthaler Rinder verbunden sein. — Vom 1. Mai d. I. an erhalten die sich meldenden und genügend legitimirten mittellosen Wanderer auf der Polizeiwache Reichenbach die Verpflegmarken erst, nach dem sie eine gewisse Zeit ('/s bis l'/r Stunden) vorher im Dienste der Stadt gearbeitet haben. Diese Arbeit besteht in Holzzerkleinern, Kohlentragen, Steinschlagen, Straßenreinigung und wird von einem dem Bauamte unterstellten städtischen Vorarbeiter beaufsichtigt. Für diese Verpflegmarken erhalten die Wanderer in der Her berge zur Heimat je nach der Zeit ihres Eintreffens Mittagessen oder Vesperbrod oder Nachtquartier und Abendessen. — In Lehesten erschlug ein Trunkenbold seine Frau, die Mutter von fünf Kindern ist, mit einem Beile. Der Mörder wurde verhaftet. — Welchen außerordentlichen Schaden die Krähen dem Wilde verursachen, ist daraus zu ersehen, daß auf einem Revier bei Reichenan innerhalb einiger Tage nicht weniger als sieben junge Hasen aufgesunden wurde» denen die Köpfe abgefressen waren. — Der Chef der Firma Reichel u. Sohn in Löbatt hat aus Anlaß der Geburt eines Enkels der dortigen Kirche ein vollstimmiges Geläute nebst Glockenstuhl im Werthe von 10,000 Mk. zum Geschenk gemacht. — Aus Altenbnrg Wied berichtet: Die erfreulichen