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Zeit unerträglich ist und der bereits eingetretene Wasser mangel den Uebelstand noch vermehrt. Spanien. Das Gerücht, der Chef des spanischen Expeditionscorps auf Cuba, General Wepler, habe seinen Abschied er beten, ist eine Fabel. Die Thronrede, mit der die Cortes in Madrid eröffnet wurden, hat sowohl wegen ihrer Ausführungen über die finanziellen Verhältnisse Spa niens als auch bezüglich der Lage auf Cuba allgemeine Enttäuschung hervorgerufen. Gugtand. Der Präsident der Transvaalrepublik Krüger hat dem englischen Kolonialminister Chamberlain erklärt, eine Begnadigung oder selbst eineStrafmilderung des ver- urtheilten Rewrmcomitäs erfolge nicht, bevor nicht Cecil Rhodes aus Afrika zurückberufen sei. Die englische Regierung beorderte eine Compagnie Infanterie und eine Gebirgsbatterie nach Süd afrika, zur gründlicheren Wahrnehmung der englischen Interessen, die man durch Transvaal angeblich für ge fährdet hält. Es ist nun nicht klar, aus welchen Beutezug John Bull es jetzt wieder abgesehen hat. Präsident Krüger erklärte in einer Unterredung mit dem Berichterstatter eines Londoner Blattes, die bestän dig gegen seine Regierung erhobene Beschuldigung, sie habe eine geheime Verbindung mit Deutschland einge gangen, als völlig unbegündet. Um Trausvaal könnte England also doch ohne Sorge sein. Asien. Die Lage in Persien soll nach Privatmeldungen keineswegs so beruhigend sein, wie offiziell dargestellt wird. Unruhen sind zu erwarten. Der Mörder des Schah's soll in unmenschlicher Weise gefoltert werden. Wie aus Shanghai gemeldet wird, ist bereits wieder eine Missionsanstalt, dies Mal eine protestantische, angegriffen worden. Die Gebäude der Anstalt wurden in Asche gelegt, den Missionaren gelang es glücklicher Weise, rechtzeitig zu entkommen. Aus dem Muldenthale ^Waldenburg, 15. Mai. In der Nacht vom 11. zum 12. d. ist in Grünfeld und in Oberwinkel zweimal eingebrochen und zweimal Einbruch versucht worden. Die beiden gelungenen Einbruchsdiebstähle sind mit einer solchen Frechheit ausgeführt worden, daß man auf alte geriebene Diebe schließen muß; und deren sind es sicher zwei oder drei gewesen. Es wird uns mitgetheilt, daß sich seit vielen Wochen schon zwei übelbeleumdete Sub- jecte im Parke Grünfeld herumtreiben. Der Gensdar- merie ist dies von zuständiger Seite sofort angezeigt worden. Indessen sind die beiden Kerle, von denen einer ein alter Zuchthäusler oder doch mehrfach bestraft -ng... ... nwr- den. Im vorliegenden Falle lenkt sich der Verou^ übrigens auf eine andre, nicht viel weniger bedenkliche Genossenschaft. Unsere Stadt und Umgegend ist nun schon mehrere Jahre hindurch wiederholt durch Einbruchs- dicbstähle und bewaffnete Herumtreiber in begreiflicher Aufregung gehalten worden. Um so mehr ist zu wün schen, daß Dieben und Brunnenvergiftern — denn auch Feuilleton. Eine vornehme Frau. Roman aus der Neuzeit von Karl Marienburg. (Fortsetzung.) „Ihr Zweifel an mir rief meinen Stolz wach, der es mir verbot, Aufklärungen zu geben . . . und die Ein flüsterungen jener beiden Männer, die jetzt das Haus da unten mit Ihnen bewohnen", und er deutete aus die im Sonnenschein glänzende Villa, die mit ihrem weißen Anstrich und grünen Jalousien freundlich zu ihnen her aufleuchtete, „diese perfiden Einflüsterungen vollendeten das Werk . . ." Und nun erzählte er ihr die Geschichte mit dem Dia dem, getreu, wie sie sich zugetragen hatte . . . Clotilde hatte stumm und regungslos, das Haupt zur Erde gesenkt, zugehört. Als er geendet, erhob sie lang sam das Gesicht, es war in Thränen gebadet. „O, Gott . . ." sagte sie leise mit gebrochener Stimme und schlug die Hände vor die Augen. Victor war schmerzlich aufgeregt . . . diese Thränen sagten ihm mehr als tausend Worte, was Clotilde ge litten. Da kam Klärchen mit einer Handvoll Feldblumen in vollem Lauf zurück. „Hier, Mama Clotilde . . . bringe ich Dir schöne Blumen", rief sie schon von Weitem. „Ach, Du weinst, Mama Clotilde . . . Papa, warum weint Mama Clotilde?" frug sie ängstlich und die Thränen traten dem Kinde in die Augen, „nicht weinen, Mama Clotilde ..." Die junge Frau brach in ein heftiges Schluchzen aus und schloß das Kind in ihre Arme, es mit Küssen und Thränen, die ihr Gesicht über strömten, bedeckend. Ein Rascheln in den Büschen, die den Poetensitz nach der Rückseite zu einschlossen, wurde hörbar und gleich darauf trat ein Mann in eleganter Morgenkleidung aus dem Unterholz. Es war der Baron Portheim. mit solchem Gesindel hat man's schon zu thun gehabt — energisch zu Leibe gegangen werde. * — Heute Nachmittag gegen 3 Uhr fand die Ein holung des neugewählten Herrn Diaconus Walter, welcher mit dem Zuge 2 Uhr 36 Minuten hier eingetroffen war, seitens der Mitglieder des hiesigen Kirchenvorstandes statt. Die feierliche Einweisung in sein neues Amt wird nächsten Sonntag in der Stadtkirche hierselbst durch Herrn Superintendent Weidauer aus Glauchau erfolgen. * — Wie wir hören, macht sich infolge der immer mehr steigenden Zahl der Abnehmer von elektrischem Strom eine Erweiterung der hiesigen elektrischen Centrale nöthig, und zwar sollen an Stelle der seitherigen Dynamo maschinen größere Dynamos zur Aufstellung gelangen. Die jetzigen Maschinen sind nur für einen Verbrauch von ca. 1000 Lampen berechnet. * — Trotz der kalten Temperatur im April und An fang Mai ist das Wachsthum des Roggens auf den Feldern durch die Witterung doch außerordentlich geför dert worden. So wurde uns heute ein Roggenhalm aus Oberwiera übersandt, an welchem bereits die Aehre sich völlig entwickelt hatte. Die Halme haben schon die stattliche Höhe von durchschnittlich 1,i» em erreicht. * — Eine principiell wichtige Entscheidung hat jetzt das kgl. Ministerium des Innern gefällt. Hiernach steht den Stadtverordneten in den Städten mit revidirter Städteordnung das Recht zu, bei der Entschließung wegen Vermehrung der städtischen Beamtenstellen mitzu wirken. Die dabei in Frage gekommene Kreishaupt mannschaft hatte entschieden, daß der Stadtrath nur allein darüber zu befinden habe, ob eine Vermehrung der Polizeimannschaft nothwendig sei, die Stadtverord neten würden blos die Angemessenheit der einzustellenden Gehälter zu prüfen haben. * — Der Glasermeister Herr Albin Bruno Gumprecht in Oberwiera ist an Stelle seines verstorbenen Vaters als Ortsrichter für Oberwiera verpflichtet worden. * — Der seit dem 7. April d. I. vermißte Schulknabe Hölzel aus Gesau ist am Dienstag Abend halb 8 Uhr auf Kleinbernsdorfer Flur aus der Mulde gezogen und polizeilich aufgehoben worden. — Die Tagesordnung für die im Verhandlungssaale der Kgl. Amtshauptmannschaft Glauchau Sonnabend, den 16. Mai a. c., nachmittags von 3 Uhr ab statt findende 3. Bezirksausschuß-Sitzung lautet: 1. Geschäft liche Mittheilungen. 2. Bezirksanstalts-Angelegenheiten. 3. Uebertragung einer Freistelle im Bethlehemstift zu Hüttengrund an Hedwig Alma Hoppe in Ernstthal. 4. Gesuch Heinrich Eduard Winters in Langenleuba-Nieder- hain, die Verwendung junger Leute im Alter von 14 bis 17 Jahren zum Äusspielen bei öffentlicher Tanz musik betreffend. 5. Anlagerecurs des Produktenver- theilungsvereins zu St. Egidien. 6. Anlagerecurs des ^-»-nternekmers Paul Bernhard Werner in Oberlung witz. 7. ^'^ustfassung über die Wahl des Töpfer meisters Franz Wilhet». ,um Gemeindeältesten für Altstadt-Waldenburg. 8. Zehm» isrucyirag zum Ortsstatut für Hohndorf. 9. Kleinviehschlächterei-Anlage Friedrich Hermann Steinerts in Langenberg. 10. Tanz- bez. Scbankerlaubnißgesuch Arthur Jüngers in Oberlung- Die mit hellfarbigem Glacehandschuh bedeckte Hand hob grüßend den seinen schwarzen Pariser Filzhut in die Höhe, während eine höhnische Grimmasse über seine ver lebten Züge flog. „Ach seht!", sagte er in demselben näselnden Tone, den Victor vor Jahren schon bei ihm gehört, „das ist eine köstliche Rührscene, ganz wie bei dem seligen August Lafontaine oder der Frau Charlotte Birch-Pfeiffer . . . Verdainmt, ich hätte nicht gedacht, hier alte Bekannte zu treffen. Ich habe die Ehre Herr Linden, — und er verbeugte sich spöttisch — „Sie zu grüßen. Ein Rendez vous mit der Frau Baronin . . . H<r, ha, ganz char mant ... ich glaube, Sie werden es nicht unhöflich finden, wenn ich Sie auch um ein Rendezvous bitte." „Ich stehe zu Diensten", antwortete Linden, den diese Begegnung nicht so unangenehm war, als man hätte annehmen sollen, „ich stehe zu Diensten, Herr von Portheim . . . wir haben ohnedies eine alte Rechnung auszugleichen." Der Baron nickte ironisch. „Mein Herr ... ich habe die Ehre, mich Ihnen zu empfehlen . . . Frau Baronin, Ihr unterthänigster Diener . . ." Er verschwand wieder im Walde. Clotilde hatte ihn weder eines Blicks, noch eines Wortes gewürdigt . . . Den Kopf auf Klärchens Schul ter war sie eine stumme Theilnehmerin dieses Auftritts gewesen. „Sie wollen sich mit diesem . . . Manne", sie deutete nach der Richtung, nach welcher der Baron sich entfernt hatte, „schlagen? Sie wollen einem Vorurtheil Ihr Leben zum Opfer bringen? . . ." Linden zuckte mit den Achseln. „Wir sind mehr oder weniger von Vorurtheilen ab hängig", antwortete er, „und nach dem, was zwischen mir und ihm vorgefallen ist, sehe ich keinen andern Ausweg ..." „Als Blut zu vergießen", unterbrach ihn Clotilde, aufstehend und das Kind, das von diesem Gespräch nichts witz. 11. Schankerlaubnißgesuch Karl Ritters in Ernst- ! thal. 12. Schankerlaubnißgesuch Louis Friedemanns in Langenchursdorf. 13. Schankerlaubnißgesuch Friedr. Hauschilds in Mülsen St. Jakob. 14. Schankerlaub nißgesuch Arno Heitzschs in Oberwiera. 15. Schanker laubnißgesuch Friedr. Aug. Dittrichs in Niederlungwitz. 16. Brantweinkleinhandelgesuch Karl Heinrich Schmidts in Rothenbach. 17. Desgl. Karl Gustav Louis Lorenz' in Ernstthal. 18. Gesuch des Gastwirths Franz Julius Homolka in Ernstthal um Erlaubniß zur Veranstaltung von Singspielen pp. 19. Schankerlaubnißgesuch Karl Heinrich Wagners in Verbindung mit dem Herm. Louis Leichsenrings und Reinhard Böhmes in Hohndorf. — Die Fabrikarbeiterzählung am 1. Mai d. I. er- giebt für Glauchau bei 96 zählpflichtigen Betrieben: 2996 männliche und 1748 weibliche Arbeiter. — Mit dem Aufstellen der eisernen Masten für die Elektricitäts-Anlage in Glauchau ist am Mittwoch be gonnen worden. Die Masten werden in Zwischenräumen von je 40 Meter errichtet. — Die Lohnbewegung der Maurer in Zwickan ist noch immer in der Schwebe. Der größte Theil der Meister hat zwar den geforderten Lohnsatz von 33 Pfg. die Stunde bewilligt, die Gesellen haben indeß neuer dings beschlossen, wenn der erwähnte Satz nicht überall gezahlt werde, nach Pfingsten 35 bezw. 37 Pf. Stunden lohn zu fordern. Aus dem Sachsenlande. — Der segensreich wirkende Landwirthschaftliche Kreditverein im Königreiche Sachsen hat im Jahre 1895 Darlehen von insgesammt 36,382,510 Mk. 36 Psg. gewährt; damit hatte sich die Gesammtsumme aller außen stehenden Darlehen am Schluffe 1895 auf 196,990,890 Mk. 23 Pfg. erhöht. Der Verein sucht seine Haupt- thätigkeit darin, dem Mittel- und Kleingrundbesitz hilf reich zur Seite zu stehen. — Zur Errichtung eines Völkerschlachtdenkmals in Leipzig beschloß der Rath in Dresden, die Summe von 5000 Mk. aus städtischen Mitteln beizusteuern. — Nach vielen Versuchen ist es endlich Herrn Max Kohl in Chemnitz unter Mitwirkung des Herrn Pho tograph Rud. Pause gelungen, den ganzen Körper eines erwachsenen Menschen mit scharfen Knochenconturen vom Hals bis zu zwei Drittel des Oberschenkels mittels Röntgenstrahlen auszunehmen. Der Obertheil ist bei einer Bestrahlungszeit von 25 Minuten, der Untertheil mit sehr gut gelungenem Becken in 40 Minuten ausge nommen worden. Der dazu verwendete Jnductor ist in den Werkstätten des Herrn Kohl angefertigt und liefert 480 mm lange Funken. Die Spannung, die ein solcher Apparat besitzt, ist sehr hoch, und die Funken haben im Verhältniß zu ihrer Länge eine erhebliche Stärke, was die photographische Wirkung entschieden bedeutend unter stützt. Durch die erzielten Res"-^ate ist Möglichkeit, das Röntgensche Verfahre in großem Stile für vie'-rl- dende Menschheit verwenden zu können, viel näher gerückt. — Der in Bautze« tagende diesjährige Walpurgis- landtag der Prooinzialstände des königl. sächs. Mark grafenthums Oberlausitz bewilligte u. A. für 1896: verstand und ernsthaft bald seinen Papa, bald Mama Clotilde betrachtete, fest an sich drückend, „keinen anden Ausweg, als zu tödten oder sich tödten zu lassen. O. es ist doch wahr, daß in der Natur der Männer eir wilder, rücksichtsloser Egoismus liegt." „Sie urtheilen zu hart", antwortete Linden, „es gieb Gesetze der Ehre, denen man sich nicht als Einzelne ^ entziehen kann. Soll ich in den Augen dieses Mannet als ein Feigling gelten?" Ein Blick sprühte aus Clotildens großen Augen. „Ein Feigling", wiederholte sie, „in den Augen d e' Barons von Portheim? Ich glaube, der Baron Po s' heim weiß es, daß Sie den Muth besitzen, sich eim N Degen oder einer Pistole gegenüber zu stellen, Sie hab e Proben davon abgegeben." Ein Helles Noth färbte ' o der Erinnerung an jenes Duell, in welchem Linden f Clotilde eingetreten, die Wangen der jungen Frau, d in ihrer leidenschaftlichen Erregung fortfuhr: „Und nicht nur Ihr eigenes Leben wollen Sie de Moloch einer falschen Ehre opfern, sondern auch dc Leben ihres Kindes, das so innig mit dem Ihrigen ve knüpft ist, dessen zarter Faden reißen würde, wenn S in diesem Zweikampf fallen würden . . ." „Clotilde", rief Linden mit bebender Stimme. Die Erinnerung an sein Kind hatte ihn ins Herz getroffe . . . „Sie martern mich . . ." Die junge Frau drückte die Hand gegen ihre br nende Stirne. „Ach, ich martere Sie", fuhr sie mit jener Zähig und unerbittlichen, instinktiven Logik fort, die Frauen eigen ist, wenn sie einmal von einer Idee faßt werden, die dann ihr ganzes Denken in Anspri nimmt, die Besitz von ihrem ganzen geistigen Wesen greift, „ich martere Sie und Sie vergessen, daß L zwei Herzen foltern und daß Sie ein Leben zu töd im Begriff sind, das Leben Ihres Kindes . . ." (Fortsetzung folgt.)