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General Giovanelli, Befehlshaber des 3. Armeecorps, ausersehen. Der älteste Sohn des verstorbenen Marschalls Mac Mahon, der Schiffscommandant ist, heiratet eine orleani- stische Prinzessin, die Prinzessin Margarethe von Chartres. Der Präsident der französischen Republik, Herr Felix Faure, ist nun am Endziel seiner südfranzösischen Reise, in Nizza, angekommen, wo er ein Denkmal zur Er innerung an die Vereinigung dieser früher italienischen Landschast mit Frankreich enthüllt. Der Empfang war stürmisch, außerordentliche Empfangs-Vorbereitungen waren getroffen. Nachdem Präsident Faure schon in Cannes mit dem alten Gladstone eine Unterredung gehabt hat, begrüßte er sich in Nizza mit dem russischen Thronfolger. Den Schlußeffect wird die Begegnung mit dem Kaiser von Oesterreich, der in der Nähe von Nizza weilt, machen. Dann geht es zurück nach Paris. «KNtztEd. Elfhundert Millionen Mark betragen die Gelder, die für die zehn Jahre von 1889 bis 1899 für Schiffs neubauten in der englischen Marine ausgeworfen sind. Hinzu treten noch gegen dreihundert Millionen für Werst- Erweiterungen, Geschützbeschaffungen u. s. w. EpKrner». Die Aufregung, die in Spanien wegen der Partei nahme der Vereinigten Staaten von Nordamerika für die aufständischen Cubaner entstanden ist, ist noch immer groß, es fehlt aber auch nicht an ruhigen Stimmen, diese Parteinahme werde kaum praktische Folgen ge winnen; und das ist richtig. Gelingt es durch kräftige Maßnahmen den Spaniern, der Jnsurrection auf Cuba ein Ende zu machen, dann kann man in Washington reden, so viel man will, es kommt doch nichts weiter heraus dabei. Der spanische Oberbefehlshaber auf Cuba, General Weyler, hat jetzt übrigens besseren Muth und hat demgemäß die angebotene Verstärkung von 25,000 Mann abgelehnt. Äsien. Aus Madras wird gemeldet: Ein englisches Re giment griff eine Bande von Moptah-Fanatikern an, welche jüngst Unruhen verursacht hatten. Ueber 100 Moptahs wurden getödtet. Die Truppen konnten nicht verhindern, daß andere Banden Ausschreitungen, u. A gegen die deutsche Missionsstation, begingen. Der Auf stand droht sehr ernst zu werden. Es sind Verstärkun gen abgeschickt worden. Aus dem Muldenthale. "Waldenburg, 5. März. Der hiesige Gewerbeverein hielt am Dienstag Abend im Rathhaussaale seine ordent liche Generalversammlung ab, die leider nur schwach be sucht war. Nach Verlesung des Protokolls über die letzte Vereinssitzung machte der Vorsitzende Buchdruckereibesitzer Kästner zunächst Mittheilung von der Aufnahme von 4 neuen Mitgliedern und vom Eingänge von Sitzungsbe richten aus Glauchau, Werdau und Zwickau, sowie eines Jahresberichtes des Brudervereins Werdau und von zwei gedruckten Vorträgen der Gesellschaft für Verbreitung von Volksbildung in Leipzig. Alsdann erstattete der Vorsitzende Bericht über die Vereinsthätigkeit im abqe- laufenen Jahre, wonach 8 Vereinssitzungen, 1 General versammlung, 10 Ausschußsitzungen, zwei davon in Ver bindung mit der technischen Commission, und 6 Sitzungen der Vergnügungsausschüsse stattfanden. Die Zahl der Mitglieder ist von 170 auf 175 gestiegen. Ausgenom men wurden 10 Mitglieder; durch Tod verlor der Ver ein 3 Mitglieder, durch Fortzug 1 und durch Austritt 1 Mitglied. Dem Kaffenbericht, welchen Herr Fürst!. Kassirer Ahnert erstattete, entnehmen wir, daß die Ein nahme 1978 Mk. 89 Pf., die Ausgabe 424 Mk. 22 Pf., der Bestand 1554 Mk. 67 Pf. betrug, darunter 1500 Mk. Stammkapital, von der Gewerbe-Ausstellung herrührend. Ausgegeben wurden für Vorträge 135 Mk , für Abgaben und Beiträge 51 Mk. 63 Pf., Zeitschriften und Bücher 28 Mk. 50 Pf. Die Mitglieverbeiträge be trugen 325 Mk. 50 Pf., die Beiträge van Förderern 40 Mk. Herr Archivar Graichen erstattete hierauf den Bibliotheksbericht. Die Bibliothek umfaßt zur Zeit 560 Nummern, 11 mehr als am Schluffe des Vorjahres; ausgeliehen wurden 210 Bände. Nachdem der Kassen bericht für richtig erklärt worden war — geprüft waren die Rechnungen von einer aus den Herren Fallgatter, Stolp und Wunderlich bestehenden Commission —, er folgte die Neuwahl der Vorstands- und Ausschußmitglieder. Die Wahl ergab die Wiederwahl sämmtlicher seitherigen Herren. Unter den üblichen Dankesworten und nach Verlesung des Protokolls seitens der Schriftführers Herrn Actuar Reißig erfolgte darauf der Schluß der Versammlung. *— Demnächst wird auf Station Waldenburg eine Erweiterung der Personenabfertigung insofern eintreten, als die Einführung directer Fahrkarten von hier nach folgenden Stationen in Aussicht genommen ist: Aue über Zwickau, Burgstädt über Narsdors, Dresden-Neustadt über Glauchau, Flöha über Glauchau, Frankenberg über Glauchau, Großsteinberg über Lunzenau, Grüna, Höhl teich, Meinersdorf über Glauchau-Chemnitz, Mosel, Oels- nitz i. E, Siegmar, Stein-Hartenstein über Zwickau, Wittgensdorf über Narsdorf und über Glauchau-Chemnitz, Wüstenbrand über Glauchau und Zwönitz über Oelsnitz i. E. Die Neuerung soll mit der bevorstehenden Aus gabe eines Nachtrages zum sächsischen Binnenpersonen tarife durchgeführt werden. Ferner ist es sehr dankbar zu begrüßen, daß mit dem Sommerfahrplan der abends 8 Uhr 12 Minuten von hier nach Glauchau abgehende Zug Anschluß an den Schnellzug nach Reichenbach er halten wird. Gegenwärtig kommt der Muldenthalbahn- zug 8 Uhr 26 Minuten in Glauchau an, der fragliche Schnellzug fährt aber bereits um 8 Uhr 6 Minuten in Glauchau ab. Damit wird einem vielseitig und seit langer Zeit geäußerten Wunsche der betreffenden Inter essenten Rechnung getragen. *— Das Meteor, welches vorigen Sonnabend hier beobachtet worden ist, scheint in der reußischen Ortschaft Doelau niedergegangen zu sein. Dort hat man mehrere kleinere und größeres Stück des Meteorsteines aufgefunden; das größere Stück soll etwa 500 Gramm wiegen. *— Vom 1. April d. I. an ist der Kleinhandel mit denaturirtem Spiritus nicht mehr an eine Concession ge bunden, sondern er ist nur 14 Tage vor dem Beginn bei der zuständigen Polizei- und Steuerbebörde aviuzeiaen. — Eine Firma in Glaucha» erhielt einen Wechsel in Zahlung, auf welchem die Ltempelmarke fehlte. Der Aussteller war ein kleiner Gewerbetreibender, der dies eben nicht anders wußte, und den Stempel einfach be zahlt hatte, ohne die Marke selbst zu kassiren. Selbst verständlich holte nun die betreffende Firma das Unler- lasscne nach, versah den Wechsel in der üblichen Weise oben am Rande mit der fehlenden Marke und entwerthete diese. Mangels Zahlung ging dieser Wechsel zu Protest und bei dieser Gelegenheit stellte man fest, daß erst die Firma den Stempel besorgt hatte. Hiervon wurde der Steuerfiscus benachrichtigt und dieser legte nun sowohl dem Aussteller, als auch dem Inhaber des Wechsels den fünfzigfachen Betrag des Stempels als Strafe auf. Gegen diesen Beschluß meldete die Firma Revision an mit der Begründung, daß sie ja nur ihre Schuldigkeit und diese ihres Wissens auch voll und ganz gethan habe, denn sofort nach Eingang wurde der Wechsel abg-stcmpelt und auch der Stempel kassirt. Man verwarf jedoch diese Einwände und begründete das Strafcrkemnmß damit, daß im vorliegenden Falle die Stempelmarke hinter das letzte Giro zu setzen gewesen wäre, um dadurch kenntlich zu machen, daß der Vordermann das Aufkleben der Marke unterlassen habe. Obwohl die Firma in gutem Glauben gehandelt, sei sie doch zu bestrafen, weck zweifellos eine Verschleierung des Thatbestandes vorliege — Drei Zwickauer Einwohner hatten am 29. De- cember v. I. das erste socialvemokratische Flugblatt gegen die Wahlrechtsänderung in Crossen verbreitet. Die Zwickauer Amtshauptmannschast belegte sie wegen groben Unfugs mit je 50 Mk. Strafe. Sie erhoben Wider spruch. Am 29. v. M. verhandelte hierüber das Zwickauer Schöffengericht, das aber die Entscheidung aussetzte, weil die Angeklagten beantragten, Zeugen, die Anstoß an der Flugblattverbreitung genommen, abzuhören. Aus dem Sachsenlande — Or. Karl Peters ist am Mittwoch vom König von Sachsen in längerer Audienz empfangen worden. — Die 2. Kammer faßte in ihrer Sitzung von Diens tag über den Neubau eines Ständehauses Beschluß. Der Vorsitzende der Finanzdeputation Geh. Oeconomieraih Uhlemann verwahrte sich zunächst gegen den Vorwurf, als wenn die Deputation die Berathung dieses Gegen standes hätte hinausschieben wollen, und begründete dann seinen veränderten Standpunkt. Wenn er früher zwar für Erledigung der Platzsrage gesprochen, aber den Neu bau selbst bei unserer jetzigen finanziellen Lage habe hin ausschieben wollen, so habe er doch in der Einsetzung einer Zwischendeputation, welche jederzeit auf ein lang sameres Tempo hinwirkcn könne, ein Mittel gefunden, daß auch er sein Einverständniß mit dem Neubau selbst erklären konnte, um so mehr, als in den gegenwärtigen Etat nicht die volle Summe eingestellt worden ist. Als Landwirth trage er allerdings Bedenken, 4 Millionen ür diesen Zweck zu bewilligen, denn die einfachen Leute eien jetzt die Landwirthe, und die Arbeiter die Schooß- kinder der Gesellschaft. (Der Präsident forderte den Redner auf, bei der Sache zu bleiben.) Abg. Käunec lnl.' erkannte in der Vorlage und in den En'wn, n Feuilleton. Die Millionendiebe. Criminalerzählung von Theodor Hermann Lange. (Fortsetzung.) Sämmtliche nach Europa gehende Schiffe wurden ge nau controlirt und den anderen Tag schickte das Crimi- nal-Departem;nt den großen Zeitungen in New-Jork, Philadelphia, Chicago, St. Louis u. s. w. eine ganz ge naue Personalbeschreibung des flüchtigen Kassirers Lyon zu, worin der beiden Mitschuldigen gleichfalls so weit als möglich Erwähnung gethan war. Uebrigens hatte auch der Telegraph die Nachtricht schon denselben Morgen nach allen Himmelsrichtungen getragen. Was die Per sönlichkeit und das Aeußece Lyons anbetrifft, so konnten wir sogar die Garderobegegenstände feststellen, die er bei seiner Flucht getragen, obschon es nicht ausgeschloffen war, daß er schon längere Zeit vorher, als er den Ein bruchsdiebstahl bereits geplant, sich mit anderen Klei dungsstücken versehen und dieselbe bei seinen beiden Com- plicen verborgen halte. — — — — Am vierten Tage nach dem Diebstahl ließ mich der Chef der Criminalabtheilung in sein Cabinet bitten. „Wissen Sie schon," redete er mich an, „daß wir allem Anscheine nach den Kassirer Lyon ergriffen haben, wäh rend uns allerdings seine Complicen, vorläufig wenig stens, entwischt zu sein scheinen?" Natürlich drückte ich mein höchstes Erstaunen und meine Freude darüber aus und erbat mir von meinem Chef sofort nähere Mit- Iheilungen. „Denken Sie nur" — sagte er mir — „der Gauner scheint gar nicht aus der Stadt New-Jork herausgekom men zu sein. In einem kleinen Hotel in der Gouston- straße, also gar nicht weit von seiner Wohnung, ist er ergriffen worden. Er soll sich zwar krank und verrückt stellen, aber es wird ihm dies alles nichts helfen. Ich habe soeben nach der Polizeistation des dortigen Bezirks depeschiren lassen und der Polizeikapitän, welcher mit vier Sergeanten im Hotel ist, wird uns vielleicht schon in einer halben Stunde ein Telegramm schicken." Wirklich traf auch bald im Telegraphenbüreau der Criminal-Abtheilung folgende Drahtmelvung ein: „Lyons Persönlichkeit sechs Zeugen festgestellt. Lyon fiebert stark, redet irre. Geld nicht gefunden. An Lyon möglicherweise Verbrechen verübt. Erbitte weitere An ordnungen. Allan, Polizeikapitän." War die dunkle Angelegenheit auch noch nicht aufge klärt, so war doch schon dadurch viel gewonnen, daß Lyon sich in unseren Händen befand. Da ich derjenige Polizeiinspector gewesen war, der die Sache zuerst geführt hatte, so übertrug mir mein Chef jetzt auch die weitere Verfolgung der Angelegenheit und ich brannte natürlich darauf, Licht in das Dunkel zu bringen und vor allem Lyon und seine Complicen dingfest zu machen, sowie von dem gestohlenen Geld zu retten, was noch zu retten war. Als ich in das kleine Hotel in der Houstonstraße eintrat, kam mir der Besitzer gleich am Eingänge ent gegen. „Herr Inspektor," sagte er mir, „Lyon ist in meinem Hause, überschwer krank; es muß mit ihm etwas ganz besonderes vorgegangen sein." Ich lieg mich in das Zimmer, das Lyon inne hatte, führen. Dort lag wirklich ein schwerkranker Mann, bei dem aber augenblicklich das Fieber nachgelaffen hatte. Polizeikapitän Allan war mit zwei Beamten im Zim mer, in dem sich außerdem nur noch ein Krankenwärter befand. Sofort winkte Kapitän Allan mich und den Hotelier in ein Nebenzimmer hinein. Dort sagte er: „Herr Jnspector, die Sache wird immer räthselhafter. Ich habe aber festgestellt, daß der Kranke wirklich Lyon ist und in fieberfreien Augenblicken gesteht er es selber ein. Außerdem höre ich es aus seinen Phantasien. Der Ein bruch ist bekanntlich in der Nacht von Montag zu Dienstag dieser Woche ausgeführt worden. Aber schon Montag Abend um 9 Uhr ist Lyon schwerkrank in das Hotel hier eingeliefert worden. Ein Miethswagen ist zu der angegebenen Stunde hier vorgefahren, dem zwei Herren und der Krankenwärter entstiegen sind, welche den schwerkranken Lyon brachten. Der Wirth wollle den Kranken erst nicht aufnehmen. Da er aber augen blicklich sehr wenig Gäste hat und sein Geschäft schlecht geht, auch die beiden sehr elegant gekleideten Herren die Pension gleich für einen Monat voraus zahlten, sowie dem Wirth hundert Dollar außerdem versprachen, wenn der Kranke gut gepflegt würde, so hat der Petient schließ lich Ausnahme gefunden. Der Krankenwärter kennt, wie er bestimmt behauptet, die Herren nicht. Derfelbe ist vielmehr erst am Montag früh von ihnen engagirl wor den. Die beiden Herren haben ihm mitgetheilt, es handle sich um einen sehr eigensinnigen, seltsamen Kran ken. Da sie aber auch dem Krankenwärter die doppelte Taxe auf einen Monat voraus bezahlt haben, so Hit dieser, da er ein armer Teufel war, den Dienst über nommen. Der Mann hat mir noch weitere Mtttheckua- gen gemacht, die auch durch den Kutscher, der Lyon hier her gefahren hat, bestätigt werden. Danach sind die beiden unbekannten Herren, die sich nicht wieder h>ben sehen lassen, Montag Abend nach 7 Uhr in die Woh nung des Krankenwärters gekommen, haben ihn abgeholt und dann einen Miethswagen genommen, in dein die Drei vor die Wohnung Lyons gefahren sind. Dort mußte der Kutscher längere Zeit halten und während der Krankenwärter in dem Wagen verblieb, stiegen die beiden Herren die Treppe zu Lyons Wohnung hinauf, um, wie sie sagten, den kranken Mann, der viel Opium rauche und sich dadurch seine Gesundheit schon gänzlich zerstört habe, in die Droschke herunter zu führen Nach einer kleinen halben Stunde hätten sie Lyon auch herabgeführt oder vielmehr heruntergetragen, denn der eine von ihnen habe Lyon unterm linken, der andere unterm rechten Arm gehalten und so hätte sie ihn nur mit Mühe in den Wagen gehoben. ^(Fortsetzung folgt.)