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Nr. S4S Hauptschrtstlelter: Dr. Lverlh, Leipzig Donnerstag, den 11. 3«li Verlag: Dr. Reinhold L Co., Leipzig 1918 Die Kanzlerrede im Hauptausschutz Der deutsche Heeresbericht Amtlich. Großes Hauptquartier, 11. Inst. Westlicher Kriegsschauplatz Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht Tagsüber mäßige Gefechtstätigkeil, die am Abend vielfach ^rfleble. Nächtlich« ErkundungSgefcchte. Ein stärkerer Vorstoß "cs Feindes nordöstlich von Bejhune wurde obgewiesen. HeereSgrnppe Deutscher Kronprinz. Lebhafte Feuertätigkeit zwischen Aisne und Marne. Er- '^ute Tci'argriffe, die der Feind aus dem Walde von Villers sotterets heraus führte, drückten unsere Posten ia den 2aviereS-Grund zurück. Don einem Geschwader von sechs amerikanischen Flugzeugen, die Koblenz angreifen wollten, fielen fünf Flugzeuge in unsere Hand. Die Besa^mgen wurden gefangen. Der Erste Generalquartiermeister. Ludendorfs. (W.T.B.) 1SSVS Tonnen versenkt "id. Berlin, 10. Iuli. (Amtlich.) Durch die Tätigkeit unserer U-Boote wurden im nördlichen Sperrgebiet um England neuerdings 16 500 Bruttoregisiertonnen feindliche» Handelsschiffs- raumes vernichlet. Der Chef des Admiralstabes der Mariue. Die Sitzung des Harrptausschufses Entspannung der Lage Orahtbericht unserer Berliner Schristleitung. S Berlin, 11. Juli. 3m Reichstage hat heute die Aussprache über die politische Lage begonnen, zu der Graf Hertling aus dem Hauptquartier ein- Mroffen ist. In dem Augenblick, wo wir dieses schreiben, sind Berichte über die Sitzung noch nicht ausgegeben. Immerhin hören wir von parlamentarischer S-itc, daß die Lage bereits jetzt als .ntspannt angesehen werden darf. Die Erklärungen, die Graf Zcrtlmg abgegeben hat auch über die Gründe, die zur Entlassung - es Herrn von Kühlmann geführt hoben, scheinen im großen und ganzen befriedigt zu haben. Auch Herr Scheide- n ann hat dann in der Erörterung, wie uns versichert ward, sehr ruhig und sachlich gesprochen. Dann hat sich Herr Gröber :n wesentlichen auf die Sette des Kanzlers gestellt, nach ihm Drachen Dr. Slresemann und Herr Fischbeck von der Fortschritt- nahen DolLSparlei. Daß lkesozialdemokratische Mehr- heitSfraktton 'oer Kredikvorlage zustimmen wird, wird kaum mehr bezweifelt. Herr von Payer wll sich heute mit Herrn von Hintze persönlich ins Benehmen ge- jctzt haben. Herr von Hintze nimmt an den Besprechungen im Hauptausschuh einstweilen nicht teil, da seine Ernennung ja noch nicht erfolg ist und man zunächst dem Reichstage den Bortritt lassen wollte. Der ausführliche Bericht über die Kanzlerrede wird wnächst noch von Vertretern der Regierung überprüft werden. * Der Hauptausschuß des Reichstages führte am Donnerstag zunächst d.e Aussprache über die Landgesellschaft Wcstmark zu Ende. Abq. Pfleger (Ztr.) warf die Frage auf, ob man nicht besser eine elsaß- lothringische Landeskulturrenkenbank hätte schaffen können. Die soviel a rgefeindete Täti^reit der Landgesellschaft falle in eine Zeit, in der die cisaß-lothringische Bevölkerung ohnedies über die Durchführung der ^quidalion erregt ist. Staatssekretär Freiherr von Dein: Man muß die Angelegenheit rein sachlich betrachten. Ohne den entscheidenden Einfluß des Reiches ßt sich auch die Gründung einer elsah lothringischen Landeskultur- :ntenbank nicht durchführen. Die Sache läßt sich nicht weiter hinaus- ichicben. Die Anschauungen, über das Borgehen des Reiches sind viel- och irrig. Die Reichsregierung handelt in vollem Einverständnis mit der Landes Verwaltung. Die vom Reich der Gesellschaft gneistcte Hilfe liegt innerhalb des ErinächSgungsgesehes vom August 1914. Dieser Ansicht sind auch das ReLchsschatzamt und das Reichsjustizaml. Der '.'ertrag bestehl also zu Recht. An den lauteren Absichten der Teil- i,ader der Gesellschaft besteht kein Zweifel. Der französisch« Besitz auf deutschem Boden ist und bleibk eine Gefahr und muß es nach dem Kriege erst recht sein. Abg. AlpevS (Dt. Fvakt.): Wir billigen die Absicht durchaus, den .nzösischen Besitz auszuschatteo, aber einmal mutz di« Zusammem- inng der Gesellschaft befremden, und dann ist das Wort von der rationalen Zuverlässigkeit' nur ein Schlagwort. Abg. Hautz (Els.): Di« satz-lothringische ReSerunq hat ausdrücklich erklärt, daß sie die Ber. tWartung für dsn Vertrag oblehnen müsse. Wenn der Staatssekretär ch auf die Zustimmung d^s Statthalters beruft, so mutz doch darauf - rwiesen werden, daß der, Statthalter mit Recht einen Unterschied wischen der Gründung ber Gesellschaft und dem Abschluß des er träges macht. Einem solchen Vertrag hätte der Vorgänger des LiaatSsekretärs niemals gebilligt. Welche Elsaß-Lothringer hat man nn zur Beteiligung aufgeforderk? Der Vertrag schädigt die Reichs, leresseu auch nach dem Urteil der Stadt Metz. Staatssekretär Frhr. v. Stein: Die Stadt Metz hat Sonderwünsche, > <ren Erfüllung in die WWe geleitet ist. Ministerialdirektor De. v. Ioncquieres: Die Reichsregierung geht lv, der Auslegung des Etatgesetzes durchaus loval vor. Das Ausland htet das dewksche Eigentum nicht. Wie sollen wir dann das guS- ndische Eigentum in Deutschland achten? Die Liquidation ist notwendig i id richtet sich auch gar nicht gegen die bäuerlichen Besitze, sondern r elmehr gegen dte großen Besitze und -en ^lvaldbesitz. Den Teil wern der Gesellschaft können wir durchaus Vertrauen entgegen düngen. Aba Dr. llunck (Ratl.): Die Rechtsaussasiung der Regierung hin- nchtlich des Ermächtigungsgesetzes kann ich nicht teilen. Ia der Abstimmung gelangt mit großer Mehrheit eine Entschließung ":r Äsässer zur Annahme, in der der Reichskanzler ersucht wird, den wischen dem Reich und der Landgesellschaft Westmark am 27. Ianuar 18 abgeschlossenen Vertrag ouszuheden und der elsaß-lothringischen 'Regierung anhcimzugebcn, die Gründung einer elsaß-lothringischen edelungsgesellschaft zu oeranlassen, die unter Wahrung der bcrech- ten Landesinteresscn den Anforderungen des Reiches eä.spricht. Inzwischen war es fast 12 Uhr geworden. Graf Hertling war r mktlich um >L12 Uhr im Ausschuß erschienen. In seiner Begleitung /fanden sich Vizekanzler »yn Payer, die Staatssekretäre Walias, -olf, von Lcwelle sowie KrkWsmiytster von Stein. Rach Lrlodtgu-g der Auseinandersetzung über die Landgesellschaft Bestmark stellte ber Vorsitzm-de Abg Ebert den neuen KriegSkredit W Debatte. siAWKauber AW» PW» «Wttfs v« dem Kanzler do« Wort, u» mitzuteilen, daß der Reichskanzler Mitteilungen zu machen wünsche, die zum Teil aber vertraulichen Charakter hätten. Bei früheren Gelegenheiten feien trotz der beschloßenen Vertraulich keiten Berichte erschienen, die draußen Verwirrung heroorgerufen hätten. Der Kanzler wünsche, daß einer Wiederholung solcher Vor- kpmmnisse vorgebeugt werde und bitte darum, daß seine Aosfüh- rungen vorläufig als vertraulich angesehen werden möchten. Ein amtlicher Bericht werde aber erscheinen. Rach einer längeren GeschäftSordnungsdebatte nahm der Ausschuß einen Vorschlag des Abg. Erzberger (Ztr.) an, wonach, wie bisher, die Reden von Regierungsmitgliodern durch die Regierung selbst vor der Veröffentlichung geprüft werden, während die Reden der Abgeordneten von diesen selbst durchgesehen werden. Hieraus nahm der Reichskanzler Graf Hertling das Mort (vorläufiger Bericht): Reichskanzler Graf Hertling erklärte, daß der Wechsel str der Leitung des Auswärtig«« Amtes am Kurs der gesamten Reichspolftik Licht das geringste ändern werd«. Sowohl die innere al« die Laßere Politik des Reiches «erd« sich nach wie vor auf den Bahne» bewegen, die ia den frühere« Erklärung«« des Kanzlers vorgezelchnet waemr. Soweit der Will« der Regimümg i» Art rach» komm«, sei«« tu »»««rvnlikischer Hinsicht atke -r- gebenen Znfagen «krgehalten worb«. Die Regier»»- worb« «ch setzt mit voller Energie auf der Durchführung der in die Wege geleitet«, Reformen besiehe« «nd diese za Ende führen. Nach außen hin sei die Reichs politik programmatisch in der Antwort auf die Friedensbote des Papste- festgelegt. Aller Wett sei die ehrliche Friedeasbereilschoft der deutschen Regierung seil langem bekannt. Es hat sich auch darin bisher nichts geändert. Demgegenüber stehe aber die Tatsache fest, daß der Vernichtunqswille deS Feinde« nach wie vor aus« stärkste hervor, tritt. Da« zeigte sich erst wieder m de« Rede« von Wilson und Balfour. Solange darin kein Wandel geschehe«, feien wir zum Weiterkämpfen um unsere Freiheit und Wohlfahrt genötigt. In der Bereitwilligkeit, auf wirklich ernste VerhendlungSoorschläge der feindliche» Mächte ein? zugehen, sei aber die politische Reichsleitung mit der Oberste« Heeres leitung vollkommen einig. Der Kanzler berührt dann noch im einzelnen bieZokunftspläne de« Osten«and de« Westen«, und kam dabei zu dem Ergclmi«, daß da« RegierungSprogramm sich nach beiden Richtungen hin mit den Erklärungen decke, die schon im Rovember 1817 abgegeben und von der überwiegenden Mehrheit de« Reichstage« gebilligt worden waren. Die anderweitige Besetzung de< Auswärtigen Amte« sei nicht out sachliche Meinungs verschiedenheiten, sondern nur aus Erwägungen persönlicher Art zurück zuführen, über die der Kanzler vertraulich nähere Aufschlüsse gab. Der al« Nachfolger de« Staatssekretärs von Kühlmaun in Aussicht genommene Gesandte oo» Hi atze habe bindende Erklärungen abge geben, daß er in jeder Hinsicht die bisherige Politik des Reichskanzlers mitmachen werde. Nack dem Reichskanzler ergriff als erster Redner Abg. Gröber (Zentrum) doS Wort. Kühlmanns Nachfolger und das Ausland Haag, 11. Iuli. (Eig. D r a h t b e r i ch t.) Die holländische Presse empfindet einiges Unbehagen über die Nachfolgerschaft des Henn von Hintze, trotz des Zustandes, daß eine Acndcrung des Kurses der aus wärtigen Politik nicht zu erwarten sei. Z. V. der .N ieuweRstter- d a m s ch e C o u r a n L will an diese Behauptung nicht recht glauben. Das Blatt meint, der Wunsch, Ludendorff !>ll R r i ch s k a «z l e r werden, werde nicht auf einmal erfüllt, aber mit der Ernennung HintzeS sei sozusagen ein Anfang gemacht. .So erhalten denn die Deutschen," so schließt das Blatt, .endlich auch ihren Lloyd George oder Clemcnceau. Ist dies ein Schlag für den Frieden? Auch die sogenannte Versöhnungspolitik von deutscher Seite hat den Frieden nicht näher gebracht." Der Haager .Nieuwe Courant" schreibt: „Die Theorie der deutschen Fälle" bot >eht ihr Werk getan. Die Regierung zeigt schon mehr das Bild einer Regierung nach Lloyd George oder Llemenccau. Das Hauptquartier ist der unde- stritten«; Herr der Regierung. Für Deutschlands neutral« Nachbarn ist das sicherlich von Bedeutung. Wir müssen doch sehr aus der Hut sein und im übrigen abwartcn, was Hintze tun wird." Das Haager .Vaterland" meint, daß der Rücktritt Kuhlmann« für die Niederlande eine ernste Bedeutung habe. Die Politik der Versöhnung werde dadurch aufgegebcn und die Alliierten würben in diesem Vorgang Veranlassung finden, immer wieder aufs neue zu betonen, daß man mit einer unverantwortlichen Regierung nicht verhandeln könne, deren Staatsmänner durch stumme, aber mächtige Faktoren im gegebenen Augenblick zur Seile qescheben. würden. Kopenhagen, 11. Iuli. (E i g. D r a h t d c r i ch t.) Kühlmanns Rück tritt und die Nachfolgerschaft des Herrn Hintze wird in Kopenhagener Blättern aller' Färbungen als das Signal zu einer Frontänderung der deutschen Politik angesehen, weil man allgemein in Hintz« den Kandidaten der Alldeutschen erblickt. Ucderall wird die Frag« erörtert, ob dte Ver änderung, die das Ministerium Hertling, Payer, Friedberg darch den Eintritt von Hintze erfahre, nicht zu einer Kanzlerkris« fahre« werb«. AIS sichre wird angesehen, daß sich an dt« Person des neuen Staats sekretärs des Aeutzern »»nerdeutsch« Schwierigkeiten knüpfen werden. Herrn von Kühlman« wird »a,che1 Lob nochgerufen. Das kurländische SiedlungswerL Uns wird geschrieben: Von dem Gedanken ausgehend, daß das Deutschtum an der Ostsee sich dauernd nur halten könnte, wenn ihm neues Blut zu geführt würde, beschloß im Iahre 1906, gleich nach der lettischen "Revolution, eine Anzahl Großgrundbesitzer Kuiands, deutsche Kolo nisten aus Rußland anzusiedeln. Es fehlte ja ein deutscher Bauern stand, der sollte nun geschaffen werden. Trotz vieler Schwierig keiten und Hindernisse, die der Sache von der russischen Regierung bereitet wurden, ging die Siedlung rüstig vorwärts, so daß im Iahre 1011 bereits 18000 deutsche Bauern an der Ostsee ein neues Heim gefunden hatten. Da brach der Krieg aus und zerstörte vieles. Schon wenige Wochen nach dem Einrücken der deutschen Truppen — es war in den letzten Tagen des August 1915 — sanden in Kurland auf Veranlassung einiger weitsichtiger Männer Versammlungen der Grundbesitzer statt, auf denen beschlossen wurde, ein Drittel les Grohgrunövc>tzes dein Deutschen Reiche iür Siedlungszwecke zur Verfügung zu stellen. Dem Deutschen Reiche, das von seinen Stammesangehörigen an der Ostsee so wenig wußte, sollte gezeigt werden, daß da noch freies Land vorhanden war, das dem Reiche durch Erzeugung der dringend notwendigen Lebens mittel helfen konnte. Der Landtag der kurländischen Ritter- und Landschaft vom 5. Dezember 1917 verlieh diesen Beschlüssen die gesetzliche Form und ergänzte sie durch Bestimmungen, die un gesunden Bodenspekulationen einen Riegel oorfchoben. Der Großgrundbesitz, dem alles Land gehört, mit Ausnahme der Staats-, Kirchen- und der in in lettischer bäuerlicher Hand be findlichen Ländereien sowie der bisher von §en deutschen Kolonisten erworbenen, beträgt in Kurland 973 714, das Drittel davon also 324571 Dsj. -- 356 000 Hektar. Diese 324 571 Dsj. stellen ein Wertodjekt von 38 948 520 Rodel dar (die "Dsj. zu dem Friedens preis gerechnet) — 84 128 803 Mark. Dieses Land ist ober infolge -er durch dte Kriegsereignisse einqetretenen Werksteigerung min destens das Doppelte wert, d. h. 168 257 606 Mark. Dieser Ver lost wird von ungefähr 400 Personen getragen. Diesen Beschluß des kurländischen Landtages hat non Hinden burg durch seine neuerliche Verordnung bestätigt. Nicht nur deut schen Siedlern aus dem Reiche, auch den Kolonisten aus Ruß land, denen die zaristische Regierung ihr Eigentum geraubt hat, soll die Möglichkeit gegeben werden, auf eigener Scholle zu arbeiten. Die Bedingung sind vorhanden, daß*das Land an der Ostsee in wenigen Iahren dein deutschen Wesen gewonnen wird, ohne daß die lettischen Siedler irgendwie beschränkt oder beein trächtigt werden. Kurland hat vor dem Kriege 29,5 und wird nach dem Kriege höchstens 20 Einwohner auf dem Quadratkilometer haben, gegen 120 im Deutschen Reich. Die Bevölkerung Kurlands vergrößern, heißt die landwirtschaftliche Erzeugung des Landes vervielfachen und die Grundlagen der deutschen Volksernährung verbreitern; ebenso aber auch die Kaufkraft Kurlands steigern. Schafft man Taufende neuer Bauernhöfe, so steigert man die Bedürfnisse des Landes nach Eisen, Maschinen, Künstdünger, nach allen Erzeug nissen der Iirdusttie von Messer und Axt bis zur Dampfdresch maschine und zuin Motor außerordentlich. Ebenso erfordert der Ausbau der Verkehrswege — Bohnen. Kanäle, Chausseen — große Mengen von Schienen, Eisenkonstrukttonen usw. (Kurland hatte vor dem Kriege nur 24 Meter Eisenbahnen pro Quadratkilometer, Ostpreußen 75). Elektrische Anlagen werden erforderlich fein. Kurz, es handelt sich bei der wirtschaftlichen Angliederung Kur lands und der Durchführung der Siedelung darum, ein wenig kultiviertes, menschenarmes Gebiet von rund 27 000 Quadratkilo meter auf die Höhe wirtschaftlicher Kultur zu bringen, eine Auf gabe, die der gesamten Industrie und dem Handel Deutschlands zu gute kommen kann. * Die Befürchtungen der sozialdemokratischen Presse, daß durch die Siedrlung die Interessen der lettischen Bevölkerung verletzt werden könnten, treffen nicht zu, da die Arbeit der Landgesellschaft sich nicht gegen sie richtet. Die Gesamkbevölkerung des Landes mit ihrer lettischen 'Mehrheit betrug nur 29,5 pro Quadratkilometer bei Kriegsausbruch. Die Geburtenziffer der Letten, 19 pro Tausend der Bevölkerung, ist niedriger als die des französischen Volkes. Die Letten vermehren sich nicht mehr und die Bevölke- -und des Landes ist zu gering, uin das Land wirtschaftlich ent wickeln zu können. Der Lette wird nicht verdrängt, sondern neben ihm ist unendlicher Raum für Siedelung vorhanden, zumal er während des Krieges durch schwere Verluste dezimiert wurde. Das Land verlangt nach Menschen; da Letten nicht vorhanden sind, um die Bevölkerungszahl zu heben, ist eS selbstverständlich, daß man in erster Linie an deutsche Siedler aus dem Reiche und an ihre in Rußland enteigneten Volksgenossen gedockt hat. „Menschen erachte ich als größten Reichtum" hat Friedrich der Grcße, der er- 'olgreichste Kolonisator Deutschlands, gesagt. Ie mehr Menschen Kurland hat, desto reicher wird es, desto wertvoller werden seine Beziehungen zu Deutschland für das Reich selber. Der .Vorwärts" meinte dieser Tage, der Beschluß der Ritter schaft sei bis zu einem gewissen Grade ein Widerhall der groß russischen Revolution: .Er stellt das Kompromiß dar, das die Ritter- schäft mit dem sozial-revolutionären Grundsatz der Bodenvertei lung schließen zu müssen glaubte.' Das entspricht nicht den Tat- fachen, denn der Beschluß über die Abgabe des Drittels ist schon im August 1915, d. h. vor Ausbruch der russischen Revolution, ge- saht worden Lines allerdings bleibt zu berücksichtigen: Eingesessene des Landes und Kräfte, die seine LebenSbedingungea kennen, »ästen her cm gezogen werden, nm das Werk zu Ende zu führen. Ildes Schematisieren, jeder Formalismus muh «tgeschaltet »erden. Die