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ISIS b., üc>>'. .Ltr.7i. cobch«. äliateit. us>mu>. kN <ie ' umlvie licsin'ili. hecn^ 1. tt. I..V- mniini. lj;bcn>i- Hivisoii. t!<-< ll. i'liixll :r.»o tsieke r. kü^'b. >r un^I s LUK«. k°Ltl >!'. Nr. 249 1918 Freitag, den 17. Mai Verlag: Dr. Reinhold L Co., Leipzig Haupkschrlfkletker: Dr. Everth, Leipzig Balfour über den Kaiserbrief tzl Der deutsche Heeresbericht Amtlich. Großes Hauptquartier, 17. Mal. Westlicher Kriegsschauplatz Eia feindlicher Monitor beschoß Ostende und fügte der Be völkerung erhebliche Verluste zu. An den Kampffronten war die Feoertäligkeik nur in wenigen Abschnitten gesteigert. Rege ErkundungStätigdeit hielt an. Bei Abwehr stärkerer englischer Borstöße nördlich von der Scarpe und bei Beaumont — Hamel sowie bei erfolgreichen eigenen Unternehmungen südlich von Arras machten wir Gekangene. Au der übrigen Front nichts von Bedeutung. Gestern wurden 18 feindliche Flugzeuge und ein Fesselballon obgeschosseu. Leutnant Löwenhardt errang feinen 22., Leutnant Windisch seinen 21. Luftfieg. Der Erste Generalquartlermeister, Ludendorff. (W.T.-B.) Das neue portugiesische Kabinett Basel, 18. Mai. (Eig. Drahkberichk.) Aus Lissabon wird gemeldet: Das neue portugiesische Kabinett seht sich wie folgt zu sammen: Vorsitz: Sidonia Paes, Justiz: Ossorio Castro, Inneres: Bardo sa, Aeuheres: Saakolila, Finanzen: Estcvos, Krieg- Mokka. Marine: CareroS Mayr. 28 «80 Tonnen versenkt wtb. Berlin, 16. Mai. (Amtlich.) Unsere Mitkelmeer- U-Boote vernichkelen über 2 5000 Br.-R.-To- feindlichen Schiffsraumes. Den Houptonteil an diesen Erfolgen hatte das von Kapitänleutnant Marschall befehligte U-Boot. Die englischen beladenen Dampfer ..Kut Sang' (-1895 Br.-R.-To.) und „Lon- way" (400Z Br.-R.-To.) wurden aus gesiä)erten Geleikzügen herausgeschossen, der ganz neue, mit zwei Hilfsmotoren versehene amerikanische Bicrmastschoner «City of Pensa cola" (1705 Br.-R.-To.) durch Sprengpatrone versenkt. Der Chef des Admiralstabes der Marine. * * * Wie der U-Äootkrieg keinen feindlichen Erwerbszweig verschont, dafür dient folgender Bericht über die chemische Industrie Eng- lands a'S Beleg: .Der Markt stagniert seit Jahresbeginn voll kommen. In normalen Seiten würde man mit Beginn des Früh jahres ein großes Geschäft in Düngemitteln gemacht haben, doch sind diesmal einige Artikel, z. B. Ammonium-Sulphat, kaum aufzutreiben. Die Ausfuhr ist gleich Rull, die Einfuhr durch die SchiffSraum- nöle sehr behindert. In Chile hänfen sich riesige Vorräte von Salpeter an, in Florida von Supcrphosphaten. Aus Hilft ans den Vereinigten Staaten ist nicht zu rechnen, da die Regierung aus Mangel an Schiffen nur Artikel herauslaht, die für die Kriegführung unerläßlich sind. Kali salze für technische Zwecke waren im März etwas leichter zu haben; eine Ausnahme bildet Achsial'«, das vom Marnie verschwunden ist, So- dium-Sulphit ist für die meisten Handelsschiffe nicht mehr erhältlich." Am die britische Erzeugung zu steigern und die deutsche Konkurrenz, besonders das deutsche A s p i r i n - M o n o p o l, nach dem Kriege zu brechen, ist dem Parlament der Entwurf zu einem neuen Patent- und Warenzeichengesch zugegangen, das aber in den Kreisen der englische« Handelskammern auf heftigen Widerspruch stößt. Die Rede Balfours Haag, 17. Mai. (Eigener Dr'aHfbericht.) I« llnkerhause richtete Runciman an Balfour mehrere Fragen bezüglich deS Briefes von Kaiser Kart. Er wollte wissen, ob dieser Brief, von der französischen Regierung zur Kenntnis der anderen Alliierten gebracht worden sei, besonders, ob die amerikanische Regierung davon Kenntnis erhallen habe. Weiter fragte er, ob der Premierminister .zur Zeit, als er von dem Briefe Kenntnis bekam, dem Auswärtigen Amk den Wortlaut ebenfalls bekanntgegeben habe, wesl-alb die Unterhand lungen abgebrochen worden seien; ob dies lediglich aus territorialen .Gründen geschehen sei. Ob es geschehen sei, weil Frankreich nicht nur Elsaß-Lokhringen haben wollte, sondern die Grenze von 1814 oder gar von 1790 wiäierhergeftellt haben wollte. Balfour beantwortete die Fragen -er Reihe nach. Die Angelegen heit habe selbstredend in England und außerhalb des Landes sehr viel Aufmerksamkeit auf sich gelenkt. .Wir hoben", so führte er aus, .zu keiner Zeit Frie-ensunierhandlungen angeknüpft, würden sie aber ebenso wenig zurückgewiesen haben, wenn ein anderes Volk sie wünschte. Der Brief, der die ganze Debatte hervorgerufen hak, ist lediglich ei« Prrvatbrief Kaiser Karls an ein FamMenMitglied. Dieses Familienmitglied hak dem französischen Präsidenten -en Brief gegeben, den dieser wieder -em englischen Premierminister unter -em ^Siegel strengster Verschwiegenheit zustellte. Ich selbst war zu dieser Zeit in Amerika und hörte erst nach meiner Rückkehr davon. Die amerikanisch« Regierung wußte nicht mehr von -en Tatsachen als ich selbst. Wir Haden aber vor Wilson keine Geheimnisse. Wir teilen ihm jeden Gedanken, -er im Zusammenhang mit -em Krieg steht, mit. Eng land und die Vereinigten Staaken würden die große Aufgabe nicht erfüllen und das verwickelte Problem nicht lösen können, wenn keine gegenseitige Aussprache über die einzelnen Ereignisse stattfinde. Ich glaube nicht, haß die Stockholmer Konferenz dazu beigekragen hätte, den Krieg za Ende zu bringen. Die Haltung der britischen Regierung der Konferenz gegenüber hängt in keiner Weise mit -em Brief Kaiser Karls und dh- diesbezüglich geführten Unterhandlungen und Befpre- ckungen zusammen. Runciman hat weiter nach dem Grunde gefragt, weshalb die Unterhandlungen abgebrochen wurden. Dies geschah, well die französische Regierung nicht .zufrieden war mit -er Forderung -er Rückgabe von Elsaß-Lokhringen, wie es vor 1870 bestand, sondern weK sie auch diejenigen Gebiete fordere, die 1790 und 1814 zu Lothringen gehört Ha1>en. Selbstredend war dies eine 2tti- spielung Runcimanä auf -en Besuch Doumergues beim Zar«« im Früh jahr 1917. Es ist absolut nicht die Rebe bavoa, -aß dieses vergrößerte Elsaß-Lothringen eures dee Kriegsziele der Entente ist. Uebcr Doumergues Unterhaltung mit -em Zaren haben wir erst viel später etwas gehört. Diese Unterredung hatte keinen nationalen Charakter. Sie verpflichtete uns zu nichts und die Regierung hat diesen Plänen nicht die geringste Ermutigung zuteil werden lasten. Es ist kein Objekt, das wir jemals ernsthaft erwogen haben, und wir glauben nicht, -aß es jemals auch für slncn Augenblick einen festen Bestandteil der auswärtigen Politik irgendeiner französischen Regierung gebildet Hal." Outhwoite ruft: Der Punkt, über den Informationen verlangt wor den sind, ist weder dieser Vortrag, noch die Erklärung in -er Presse, daß Poincarä -en Brief Kaiser Karls beantwortet hat mit der Forderung einer weiteren Ausdehnung des Gebietes, das an Frankreich abgetreten werden wollte. Balfour antwortet: Diese Besprechungen wurden durch eine der artige Forderung nicht unterbrochen. Vielleicht werden wir niemals zu misten bekommen, durch welche Beweggründe Ezernin, Kaiser Karl und -er Deutsche Kaiser angespornl worden sind. Ich -enke, -aß dies alles ein Teil der FriedenLosfeasive war, bet der durch eine der besde« Parteien FriedenS.wrschläge ringelettet warben, und zwar durch eine Partei, die den Friede« nicht wSuscht, oder di« Gegner zu spalten beabsichtigt. Die Auseinandersetzungen Llemenceaus erwecken den Eindruck, daß der ganze Krieg nn? geführt wird, weil Frankreich Elsaß-Lokhringen haben und weil Ikolftn ebenfalls Gebiete erhalten wollte. Wenn wir so zynisch mit -cm ^nlke umgesprungen «pären, wie öj<z öie Zentral mächte tun, dann häkr» sich bestimmt eine Art Gegenangriff ergebe« wüsten. Die Friedensoffensive ist nur unternommen worden, um -i» Alliierten zu en'zweien, »»lcht aber, um den Frieden hcrbeizaführen. Wir haben Beweise k.rfür, daß die deutsche Regierung niemals diejenigen Mög1ichkeUc> iuS Auge faßte, was für «rs nölig ist, «m et»eo dttchgea Friebe« herbchprfthoe«, em« Festen, -er die Freiheit -er Watt wtederherstellt rm- -te Avechest -er Nationen, die von den Deutschen bedroht werden. Diese ganzen Fragen sind von der französischen Kammerkvmmisslon untersucht worden, und zwar mit der nötigen Kenntnis -er Tatsachen. Großbritannien hat keine derartige Einrichtung wie die französisch« Kammerkommission. Die Franzosen haben sie und machen reichlich Gebrauch davon. DaS Er gebnis, zu dem die Kommission gekommen ist, war, daß der Brief Kaiser Karls keine genügende und ausreichende Grundlage für einen ehren vollen Frieden bot. Soll ich sagen, daß.das Urteil durch andere Motive als durch unparteiische Erwägungen der historischen Tatsachen veranlaßt worden ist? Wenn die Mitglieder -er Kommission irgendwelche Vor urteile gehabt hätten, dann würden diese Vorurteile gewiß für den Frieden gesprochen haben, -er ihnen Elsaß-Lothringen zurückgegebcn hätte. Kaiser Karl hat aber nur einen Vorschlag gemacht, den er später Deutschland ous-rangen wollte. Der Krieg sollte zu Ende kommen, wobei Frankreich Elsaß-Lothringen bekam. Wenn der Vorschlag in der Tat den Keim eines ehrenvollen Friedens enthalten hätte, wäre es dann nicht natürlich gewesen, daß die französische Kammerkommission ihr Be dauern darüber ausgesprochen häkle, wenn die französische Regierung oder -er Ministerpräsident diese Gelegenheit nicht wahrgenonrmen hätte? Wir können nicht egoistischer Erwägungen in dieser Sache beschuldigt werden. Es gibt niemand, der stärker ist als die britische Regierung wünscht, -enKrieg zu einemehrenvollenEnde zu bringen. Wenn nun die eine oder andere Methode gezeigt würde, wie das ge schehen kann, dann würde diese Methode sicherlich angenommen werden. Doch wir Kämpfen nur als eine Macht inmitten unserer Bundesgenossen gegen die Zentralmächte, die, soweit ich zu überblicken vermag, zu keinem einzigen Zeitpunkt, und jetzt weniger denn je, die geringste Absicht hatten, unseren gerechten Wünschen entgegenzukommen, Wünsche, mit denen das ganze Hans und das ganze Volk übereinstimmen würden. Dieses große Ziel können wir nur erreichen, wenn unter -en Bundes genossen untereinander vollkommenes Vertrauen besteht." Die litauische Fürstenfrage <D Berlin, 17. Mai. (Drahkberichk unserer Ber liner Schriftleitung.) Die .Tügl. Rundschau" will er fahren haben, es sei bereits ein Vertrag entworfen worden, der als Grundlage für die Personalunion Sachsens mit Litauen dienen soll. Wieweit diese Meldung zutrifft, ist bei der absoluten Schweigsamkeit und Zurückhaltung, die hiesige amtliche Kreise be obachten, schwer zu sogen; danach wird einigermaßen der Wert jener Meldungen zu beurteilen sein, die in den letzten Togen unter Berufung auf maßgebende Stellen in die Welt gesandt worden sind. Bemüht man sich, aus dem Wust der widersprechenden Ge rüchte den Wahrhcitskern hcrauszuschälen, so wird etwa folgendes zu sagen sein. Zunächst: die Kandidatur des Herzogs von Ilrach darf nunmehr als vollkommen beseitigt gelten, und zwar dies zu letzt auch wegen deS Widerspruchs der Familie des Bewerbers, die von dem Unternehmen, das ihr als Abenteuer erscheint, nichts wissen will. Damit hängt vielleicht auch zusammen, daß Herr Erz- beraer, der Befürworter dieser Kandidatur, in der deutsch litauischen Gesellschaft seine Position verloren hak. Man will sogar wißen, Herr Erzbcrger würde demnächst aus der Gesellschaft herausgedrängt werden. Als nahe z »beseitigt gilt auch die Kandidatur eines sächsischen Prinzen. An den hiesigen, am letzten Ende entscheidenden Stellen sei man der Mei nung, daß ein auf fremden Thron verpflanzter Prinz früher oder später sich doch dem Willen der Bevölkerung seines Landes fügen mühte, daß somit also keinerlei Garantien für die Zukunft gegeben seien. In den Kreisen von Oberost betreibe man deswegen eifrig die Personalunion mit Preußen, verhehle sich aber nicht, daß diese auf starke, kaum zu überwindende Wider st ände stoßen Könnte. Für diesen Fall sei man bereit, in eine Personalunion mit Sachsen zu willigen. In Litauen selber herrscht wohl weder für die eine noch für die andere Form der Personalunion große Begeisterung. Gegen Sachsen wird dort eingewondt, daß man auS dem protestantiscl-en Lande sckwerlich die genügende Anzahl geschulter katholischer Beamter erhalten könnte, die dos streng katholische Litauen gebrauch«. Gute Kenner Litauens versichern unS, die Litauer erstrebten in ihrer Mehrheit die Republik. (Sehr richtig! tzchrifflcttnng -et «r. r.') , Die Ueberraschung L. fl. Die Neuregelung der Brotversorgung, wenn man diesen schonenden Ausdruck brauchen will, der in diesem Falle einiger maßen an das berühmte Wort .Umgruppierung" erinnert, ist naturgemäß überall in sehr ernster Stimmung ausgenommen wor den. Dennoch wird man nicht zu sagen brauchen, die Lage fei ernst, denn in dieser Verbindung bekommt die Bezeichnung «ernst" leicht einen Beiklang von Bedenklichem oder Gefährlichem, und so sehen wir die Sache nicht an; aber die Lage ist schwer. DaS hat sich aus dem zahlenmäßigen Ucberblick im heutigen Morgen blatt ergeben. Sie wird im Augenblick sogar schwerer empfunden, als eS der Fall zu sein brauchte! Denn an sich ist die Maßnahme, wie ebenfalls schon heute früh ausqefükrt wurde, in dieser Jahres zeit nichts besonders Erstaunliches. Der Eindruck wird nur dies mal verschärft durch den Rückschlag auf besondere Hoffnungen, die unvorsichtig erregt worden sind und nun nicht erfüllt werden. Jedermann sieht ein, daß, wo nichts ist, nicht nur der Kaiser, sondern auch der Staatsbürger sein Recht verloren hat, und daß die beste Verwaltung nicht aus Steinen Brot machen kann. Mit Schillers .Dauphin" darf die Ncichsregicrung gerechterweise sagen: .Wächst mir ein Kornfeld in der flachen Hand?" Niemand denkt daran, die Regierung über ihre Kraft hinaus verantwortlich zu machen, niemand bezweifelt, daß sie alles getan hak, um die Maß nahme nach Möglichkeit zu vermeiden, sowohl durch sorgfältige Verteilung als auch durch außenpolitische Versuche, Vorräte her- beizuschafsen. Also in der sachlichen Bewirtschaftung der vorhan denen und erreichbaren Getreidemengen trifft sie gewiß keine Schuld. Anders steht eä leider mit dec nun schon so oft beklagte» Art unserer Behörden, die öffentliche Meinung zu beeinflußen. Darin haben sie nach wie vor keine glückliche Hand. In frischer Erinnerung ist die amtliche Berichterstattung über die große Flan- derndeute an Metall, die dann plötzlich, als es in der Heimat an die Türklinken ging, gar nichts an dem lange vorher ausgestellten BewirtschaftungSplanc sollte ändern können. Solche Rechenkünste versteht der einfache Staatsbürger nicht. Jetzt liegt es ähn lich. Die Hoffnung auf den ukrainischen .Brotfrieden war zwar schon seit einiger Zeit erschüttert, immerhin hätte die heutige Ueberraschung nicht so peinlich gewirkt, wenn wir nicht 's» lange von der angeblich gewaltigen und unsere Nöte ein für alle mal bannenden Bedeutung dcS ukrainischen Friedens unter halten worden wären und nun doch um nichts besser bestehe» als im vorigen Jahre, wo um diese Zeit die Brotratton ja Ä>enfallS herabgesetzt werden mußte. Die Maßnahme wäre auch dieses Mal leichter hingcnommen worden, wenn nicht jene amtlichen Kommentare vorangegangen wären. Wie diese Gepflogenheiten der Berichterstattung wirken, zeigt ein kleines Erlebnis, von dem ein heute bei uns eingetroffenes Eingesandt berichtet. Ein Leser schreibt unS: «Als mich gestern abend beim Verlassen der Straßenbahn der Schaffner, ein mir bekannter älterer Mann, fragte, was eS Neues gäbe, sagte ich ihm: die Brotration würde verringert. Da erwiderte er mir: .Das ist nicht wahr! Der Kaiser hat gesagt, es gibt mehr." Als ich dennoch dabei blieb, wollte er es nicht glauben. Darauf las ich heute die letzte, in Aachen gehaltene. Kaiserredc nach und sand folgendes: .Den Osten haben wir geöffnet. In der Krim geht eS auch vorwärts. Aus der Ukraine sind die ersten Lebensmittel züge in Berlin angekommen. Dadurch wird unsere Le bensmittelversorgung gebessert. In Sewastopol haben wir eine starke reich beladene Handelsflotte erbeutet. Dort werden wir unS den Verkehr auf dem Schwarzen Meer wieder er möglichen. Also eS steht gut.' Soweit die Zuschrift. Die Ansprache deS Kaisers wurde natürlich in bestimmter Absicht halb amtlich verbreitet. Der Fall zeigt, wie stark solche Verlaut barungen im Publikum wirken. In ihrem Verhältnis zur öffentlichen Meinung sind unsere amtlichen Stellen von einer verhängnisvollen Kurzsichtigkeit und Kurzatmigkeit. Immer nur das Nächste wird bedacht, jeder augenblickliche kriegswirtschaftliche Erfolg oder auch bloß die Hoffnung auf einen solchen wird sofort rückhaltlos moralisch aus genutzt, womöglich übertrieben, und man kommt offenbar nicht auf den Gedanken, daß dadurch Erwartungen geweckt werden, die nachher, wenn sie hinfällig werden, mehr schaden, aiS sie für eine kurze Frist genützt haben. Unsere öffentliche Pressepolilik lebt von der Hand in den Mund, und man pflegt dann .oben" höchlich überrascht zu sein, wenn sich wieder einmal zeigt, daß in der Bevölkerung abermals ein Stück Vertrauen in die Zuver lässigkeit behördlicher Darstellungen vcrlorengegangen ist. Dieses Mal liegt der Fall noch besonders unbequem, weil gerade in diesen Tagen der rumänische Friede abgeschlossen ist, der in seinen wirt schaftlichen Folgen für eine spätere Zeit in der Tat sehr erfreu liche Aussichten bietet, für den Augenblick aber wenig Erleichte rung in unsere Versorgung bringt und dennoch stimmungsmäßig längst mit Anweisungen auf die nächste Zukunft diskontiert wor den ist. Es sind aber nicht nur unsichere Hoffnungen erregt, sondern auch begründete Besorgnisse abgewiesen worden in einer Weise, die jedenfalls ziemlich allgemein beruhigend wirken muhte. BiS in die letzte Zeit wurde erklärt, daß an eine Herab setzung der Brotration vorläufig nicht zu denken sei, — offenbar auS dem Grunde, weil die Regierung auf die Zirfuhren aus der Ukraine und auS Rumänien allzu gutgläubig rechnete. Aus diese Ver sicherungen hat man sich im Publikum vielfach verlassen. Die Be weggründe der Regierung für solches Verhallen sind ja verständ lich. Sie glaubt, damit die durch beunruhigende Gerückte gefähr dete Stimmung halten zu können. Allein sie mühte mehr, als eS gewöhnlich geschieht, damit rechnen, daß eine etwaige Enttäuschung hinterher die Stimmung um so tiefer drückt. Die Folge dieser Methode ist jedenfalls schließlich eine Verschlechterung der Stim mung statt einer Verbesserung, eine Verschlechterung, die i» einigem Grabe denn doch hätte vermied«« werde» können. mutz offen ausgesprochen werden, daß die amtlichen Stellen selber