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Amtsblatt für den Stadtrath zu Maldenburg. —— Filialen: in Blistadtwaldenburg bei Herrn Kaufmann Otto Förster; in Kausungen bei Herrn Fr. Janaschek; in LangenchurS- dorf bei Herrn H. Stiegler; in Penig bei Frau Kaufmann Max Härtig, Leipzw erste. 163; in Rochsburg bei Herrn Paul Zehl; in Wallenburg bei Herrn Ernst Rösche; in Ziegelheim bei Herrn Eduard Kirsten. Erscheint täglich mit Abnahme der Tage «KH Kann- «nb Festtagen. Annahnie von Inseraten für die nächster- scheinende Rümmer bis mittags 18 Uhr. Der Abonnemen-Sprei» beträgt viertcffähr- lich 1 Mt. 25 Pf. Einzelne Nrn. b Pf. Inserate pro Zeile 10 Pf., Ti-ges. 20 P, Expedition: Waldenburg, Odergaste "Ri b, und Wal-enburzer Anzeiger Zugleich weit verbreitet in den Städten Penig, Lünzen«», Lichtsnftein-Cnllndrrg, und in den Ortschaften der nachstehenden Standesamtsbezirke: Altstadt-Waldenburg, Braunsdorf, Callenberg, Lt. Egidien, Ehrenhain, Frohnsdorf, Falken, Grumbach, Kaufungen, Langenchursdorf, Langen leuba-Niederhain, Langenleuba-Oberhain, Niederwiera, Oberwiera, Oberwinkel, Oelsnitz i. E., Reichenbach, Remse, Rochsburg, Rußdorf, Schlagwitz, Schwaben, Wolkenburg und Ziegelheim. Freitag, den !4. Februar 1896. Witterungsbericht, ausgenommen am 13. Februar, nachm. 4 Uhr. Barometerstand 768 NM. reducirt aus den Meeresspiegel. Thermometerstand -4 2,;° 0. (Morgens 8 Uhr -s- 5"4 Feuchtigkeitsgehalt der Luft nach Lambrechts Polymcter 68"/c>. Thaupnnlt — 3,; Grad. Windrichtung: Nordwest. Daher Witterungsanssichteu für den 14. Februar: Meist halbheiter. "Waldenburg, 13. Februar 1896. Unser Verhältniß zu England, wie es sich in Folge des Transvaalstreitcs gestaltet hat, kommt nun auch im Reichstag zur Sprache; es «ft das eine Sache, über welche sich wohl viele Worte machen lassen, aber wenig sagen läßt. Die Hitze, die in England herrschte, als mit einem Male das Telegramm unseres Kaisers bekannt wurde, das doch nicht das Mindeste gegen England als solches oder gegen die britische Regierung enthielt, ist in der Hauptsache verflogen, nur die Zeitungen kommen hier und da zurück daraus, in den Concertlokalen werden chauvinistische Lieder gesungen, und das Ministerium spricht von Flottenverstärkungen, um hierüber vergessen zu machen, daß es Jameson und seinen Freibeutern nicht auf die Finger gepaßt hat. Denn die englische Regierung hat trotz aller Ableugnungen „in officiell" sicher gewußt, worum es sich handelt, und iväre Jameson an sein Ziel gekommen, dann würde man in London auch die Früchte seiner verbrecherischen That mit vollstem Gleichmuth ge pflückt haben. Deutschland hat die Sache nie als eine solche betrachtet, während der in de» nächsten 24 Stunden mobil gemacht werden könnte, wir haben uns einfach eine Einmischung in unsere Interessen verbeten und un seren brilischen Herren Vettern gesagt, was wir von ihrem Verhalten denken, das in nicht unbeträchtlicher An maßung allen anderen Leuten kein Recht gönnen will, das eigene Unrecht aber zum größten Recht stempelt. Heute denkt bei uns Jemand, der sich nicht regelmäßig mit Politik beschäftigt, überhaupt nicht mehr an die Sache. In der ganzen Streitfrage haben, wie auch im Reichs tage nicht anders erklärt werden kann, die beiden Par teien es sorgsam vermieden, durch die Negierungen ein ander schroff gegenüberzutrcten. Die deutsche Reichsregie rung ist ruhig und höflich, aber bestimmt, vom Scheitel bis zur Zehe geblieben, und in London war man eng- lisch-reservirt-höflich. Hinterher haben dann ziemlich alle britischen Minister Reden über die Transvaalangclegen- heit gehalten, in welchen ziemlich merkwürdige Wendungen vorkamen, jedoch lag darin keine offenbare Herausforde rung, und wir hatten zu amtlichen Beschwerden keinen Anlaß. Wenn die Londoner Journale vielerlei von einen« englischen Bündniß mit Frankreich, Rußland ooer den Vereinigten Staaten von Nordamerika erzählen, so verdient diese ganze Auseinandersetzung nicht ernst ge nommen zu werden, denn bei den heute in Europa ob waltenden Verhältnissen sind die Engländer immer, sie mögen sich stellen, wie sie wollen, auf eine deutsche Unterstützung, oder auf ein deutsches Wohlwollen ange wiesen. Rußland und Frankreich sind ernste Rivalen Englands im Orient und sie werden niemals aus Liebe zu John Bull von ihren hier erhobenen Ansprüchen und stillen Neigungen zurückstehen. So hat denn auch die europäische Lage in diesen ganzen Auseinandersetzungen eine zwar äußerlich nicht sehr hervortretende, dafür aber thatsächlich um so wichtigere Nolle gespielt. Die Lon doner Negierung hat sich wohlweislich gehütet, die Dinge zum Aeußersten zu treiben, einen offenen Bruch mit Deutschland zu veranlassen, und das deutsche Reich, das nur seine Interessen wahren will, hatte keinen Anlaß, auf ein Mitessen aus der britischen Suppenschüssel An- spruch zu erheben. Die Boern sind es, welche ihre Rechte selbst am besten wahren werden. Alt-England ist eine Weltmacht, die Transvaal-Re- Publik ein kleines Ländchen, aber die Boern stehen in Zähigkeit und Verschlagenheit ihren Mann. Deutschland hat seine Hand über das kleine Land gehalten, um eine Vergewaltigung durch England zu vereiteln, die weitere Auseinandersetzung ist Sache von Briten und Boern. Präsident Krüger ist zu nützlichen Reformen im Interesse aller loyalen Bürger bereit, zu weniger nicht, aber auch zu mehr nicht, und am allerwenigsten wird er sich über listen lassen. Das beweist schon sein Vorbehalt, nicht eher zu Reform-Verhandlungen nach England kommen zu wollen, als bis nicht ganz genau festgestellt ist, worüber verhandelt werden soll. Es hat sich auch gezeigt, daß im Boernlande genügend zuverlässige Elemente sind, aus welche sich die Regierung stützen kann, und daß bei neuen Krawall-Versuchen doch die Urheber der Ausschreitungen bedenklich den Kürzeren ziehen würden. Immerhin wird für die Zukunft die Thatsache der Ziehung von festen Grenzen für deutsche Nachgiebigkeit und für deutsche Willenskraft hochbedeutsam sein. Das deutsche Reich hat in der Transvaal-Republik die wich tigsten wirthschaftlichen und politischen Interessen zu wahren, und ohne daß hierüber weitschweifige Aussprüche erfolgt sind, wissen unsere Vettern jenseits des Kanals doch ganz genau, woran sie sind. Sie werden mit Deutsch land genau ebenso rechnen müssen, wie wir mit England stets gerechnet haben. In London glaubte man vielfach noch ohne besondere Gegenleistungen Anspruch auf deutsche Freundschaftsdienste zu haben, die man ja auch wohl aus Gefälligkeit einein Nachbar erweist, auf den man in kritischen Momenten mit vollster Bestimmtheit rechnen kann. Die britische Haltung uns gegenüber zwang auch die deutsche öffentliche Meinung zu anderem Auftreten, und so ist die Lage ins rechte Licht gerückt. Von den beiden Regierungen ist weiter oben schon gesagt, daß sie die gesaminte Lage in Europa nicht außer Acht gelaffen haben, auch für die Zukunft nicht außer Acht lassen werden, und das bürgt denn doch wieder für eilt schließ liches Zusammenfinden. Politische Rundschau. Deutsches Reich. Der Kaiser empfing am Mittwoch den Grafen Für stenstein zur Entgegennahme der Orden seines verstor benen Vaters, sowie den neu ernannten Regierungsprä sidenten in Düsseldorf v. Rheinbaben. Hierauf hörte Se. Majestät die Vorträge des Chefs des Civilkabinets, des Präsidenten des Evangelischen Oberkirchenraths und des Hausministers v. Wedel. Dem Reichstage ist das Weißbuch über Trans vaal zugegangen, das 23 Actenstücke enthält. Die Sprache der deutschen Vertreter läßt an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig und hat in London auch ihren Eindruck nicht verfehlt. Staatssekretär v. Marschall theilt unter dem 1. Februar 1895 dem deutschen Bot schafter in London Grafen Hatzfeldt mit, Deutschland wolle lediglich seine Interessen in Transvaal schützen, wenn England, wie es sage, dasselbe wolle, so möge es dafür sorgen, daß der bisherige Rechtszustand gewahrt werde, und Denen entgegentreten, welche gegen Deutsch land Hetzen. In einem zweiten Erlaß des Staatssekre tärs an den Botschafter wird auf die Agitation der englischen Compagnie aufmerksam gemacht und betont, daß Deutschland den Verlust der Unabhängigkeit von Transvaal, die doch vertragsmäßig garantirt sei, als eine schwere Verletzung seiner Interessen betrachten müsse. Graf Hatzfeldt telegraphirte unter dem 25. October nach Berlin, daß der englische Premierminister ihm gesagt habe, er könne die Transvaalfrage als einen schwarzen Punkt zwischen Deutschland und England nicht ansehen' England wolle zwar seine Rechte Transvaal gegenüber aufrecht erhalten, aber auch den bisherigen Zustand. Die weiteren Mittheilungen betreffen Berichte des deut schen Consuls Herff in Prätoria, der Hauptstadt von Transvaal, über den Ausbruch der bekannten Unruhen, sowie eine Bitte der Deutschen in Transvaal an den Kaiser Wilhelm uin Intervention. Staatssekretär v. Marschall theilte dem Consul darauf mit, daß er befugt sei, das Landungscorps des Kreuzers „Seeadler" zum Schutze der Deutschen während der Unruhen zu requi- riren. Unter dem 1. Januar d. I. ergeht dann ein bestimmter Erlaß an den deutschen Botschafter, bei der englischen Regierung wegen der Zeitungs-Hetzereien das Bedauern der deutschen Regierung auszusprechen und zu fragen, was sie wegen des Friedensbruchs Jameson's ihun wolle. Graf Hatzfeldt antwortete, Lord Salisbury habe ihm mitgetheilt, die englische Regierung mißbillige die Grenzverletzung und habe Jameson sofortige Rück kehr befehlen lassen. Der Botschafter hat den Eindruck gewonnen, daß der englischen Negierung das Vorgehen der Compagny in jeder Hinsicht unerwünscht ist und sie daher keine Maßregel unterlassen wird, um in diesem Fall ihre Anordnungen zur Geltung zu bringen. Con sul Herff berichtet wieder, Jameson habe die Weisung unbeachtet gelassen; ferner meldet er den Zusammenstoß zwischen Buren und Jamesons Truppen. Den Schluß bildet ein Telegrammwechsel zwischen Graf Hatzfeldt und Frhrn. v. Marschall. Der Botschafter theilt mit, bei seiner Unterredung am 3. Januar sprach Lord Salis bury die Hoffnung aus, daß nunmehr die Transvaal frage als beendet angesehen werden könne. Hatzfeldt erwiderte, die englische Regierung «nöge die britischen Elemente in Johannesburg von nachträglichen Aufstands versuchen abhalten, die eine neue Krisis herbeiführen könnten. Frhr. v. Marschall berichtet über eine Unter redung mit dem englischen Botschafter in Berlin. Er legte Verwahrung ein gegen die Auffassung der englischen Presse, wonach das Telegramin des Kaisers an den Präsidenten Krüger eine Feindseligkeit gegen England und einen Eingriff in englische Rechte enthalten solle. Der Deutsche sei in Rechtsfragen sehr empfindlich und nicht gewohnt oder gewillt, fremde Rechte anzutasten; dafür verlange er aber, daß auch seine eigenen Rechte geachtet würden. Eine Feindseligkeit gegen England könne unmöglich darin gefunden werden, daß der deutsche Kaiser das Oberhaupt eines befreundeten Staates zum Siege über bewaffnete Schaaren beglückwünsche, die in sein Land völkerrechtswidrig eingedrungen und von der englischen Regierung selbst für außerhalb des Gesetzes stehend erklärt worden seien. Zum Besuch des Staatssekretärs der Südafrikanischen Republik Or. Leyds in Friedrichsruh wird berichtet, daß derselbe bei dem Herrn den tiefsten und angenehm sten Eindruck hinterlassen hat. Fürst Bismarck war in bester Stimmung und der anderthalbstündige Aufent halt bei ihm verging in lebhafter, oft durch Heiterkeit unterbrochener Unterhaltung. Der Fürst verehrte dem Staatssekretär und dessen Begleiter, Legationssekretär Baron Quarles, seine Photographie mit eigenhändiger Unterschrift. Belgien. In der belgischen Hauptstadt hat am Mittwoch die Vermählung des Prinzen Emanuel von Orleans mit der Prinzessin Henriette von Flandern stattgefunden, der Nichte des Königs Leopold. Zahlreiche Fürstlichkeiten