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heil leichthin fortaeht über die Arbeit, welche des deut schen Reiches Wiedererrichtung verursacht, der sollte sich erst erzählen lassen von Denen, die es erlebten, wie noch vor dreißig Jahren Alles bei uns war, und wie wir dann mit einem machtvollen Aufschwünge uns eine Stellung in der Welt, unter den weit älteren Staaten erwarben, die doch wahrlich auch der deutschen Bürgcr- arbeit im reichsten Maße zu gute gekommen ist. Sicher ist's, ohne des deutschen Reiches Wiedererrichtung wäre nicht nur unsere ganze Entwickelung, die wir heute haben, ausgeblicben, es wäre vor Allem auch eine friedliche Entwickelung all' unseres Arbeitens und Schaffens nicht zu Stande gekommen. Das danken wir dtm starken deutschen Reiche! Die deutsche Nation kann an diesem 18. Januar das Haupt hoch tragen vor allen europäischen Staaten, auch wenn wir, wie überall, gar Manches zu hoffen und zu wünschen haben, dessen Erfüllung uns die Schwere der Zeit dringend herbeisehnen läßt. Aber mit gutem Ge wissen können wir sagen, in den ganzen verflossenen 25 Jahren seines Bestehens mar das deutsche Reich ein Reich der Ehre, des Rechts und des Friedens, und das dürfen nur sehr, sehr wenige Staaten heute von sich sagen. Aufrichtige Friedensliebe, auch gegenüber dem verblendetsten Feind, dem gehässigsten Neider hat von je und für alle Zeiten unsere Politik getragen, und Fürst Bismarck's Prinzip, daß er auch dann keinen Angriffs krieg beginnen werde, wenn er ihn mit unbedingter Aus sicht auf Erfolg führen könne, ist für uns maßgebend geblieben. Selbst dann will die Reichsregierung keinen Krieg angriffsweise führen, wenn dieser wirklich später nicht zu vermeiden sein sollte. Deutschland ist bereit, einen jeden Angriff abzuwehren, aber Niemanden wird es angreifen. Machtvoll und stark, und doch ruhig und friedlich, versöhnlich gegen Jedermann, aber auch treu seinen Bündnissen feiert unser deutsches Reich seinen 25. Geburtstag! PoMiMc Rmw» chsn. Deutsches Reich. Wie es heißt, wird der Kaiser bei dem Fest zur Erinnerung an die Neubegründung des deutschen Reiches ein Facsimile einet wichtigen Niederschrift seines ver ewigten Großvaters aus der Zeit vor 25 Jahren ver theilen lassen. Es verlautet, daß anläßlich der 25jährigen Gedächt- nißfeier der Wiederausrichtung des Reiches ein Amnestie erlaß des Kaisers erscheinen wird, durch welchen die Strafen gewisser politischer Vergehen und wegen Maje stätsbeleidigung erlassen werden sollen. Das Befinden der schwerkranken Großherzogin von Oldenburg ist wenig verändert. Wenn dann und wann von einer kleinen Besserung die Rede war, so gilt das nur vom Momentbefinden, nicht von der Krank heit selbst, die noch immer hoffnungslos erscheint. Die großen deutschen Manöver des Jahres 1896 werden sich nach Allem, was darüber bekannt geworden, hinsichtlich eines wichtigen Punktes die russischen zum Vorbild nehmen: Dort werden stets Armeeabthcilungen, aus mehreren Armeecorps bestehend, gebildet, über welche dann ein bekannter General den Oberbefehl hat. So wird es diesmal auch bei uns sein, wo, wie schon mit- getheilt, Prinz Georg von Sachsen, der Bruder des Königs Albert, und Graf Waldersee, commandirender General in Altona, im Befehl einander gegenüberstehen werden. Beide Herren sind auch, wie heute schon sest- steht, zu Armeecommandeuren für den Kriegsfall aus ersehen. Wahrscheinlich werden auch für die Manöver keine detaillirten Bestimmungen gegeben, vielmehr wird den Höchstcommandirenden Alles überlassen, so daß die Uebungen dem Ernstfall thunlichst nahe kommen. Aus Paris kommt eine interessante Personalnachricht: Der erste Beamte der deutschen Botschaft, Herr von Schön, hat das Commandeurkreuz der Ehrenlegion erhalten. Das ist das Siegel auf das Zusammengehen zwischen Frankreich und Deutschland in der Transvaal frage, wovon die Briten Notiz nehmen können. Im bayerischen Abgeordnetenhaus ist ein An trag auf Convertirung der 4proc. Staatsfchuld und Eisenbahnschuld zu 3'/r Proc. von der gesummten Cen- trumsfractron eingebracht worden. Die Zinsersparniß betrüge etwa 5 Millionen, davon sind 2 zur Erleichterung der Bodenzinsen in Aussicht genommen. Die Stellung der Regierung ist noch zweifelhaft, die Annahme des Antrages durch den Landtag gesichert. Der preußische Landtag ist am Mittwoch im Ber liner Schlosse, in Abwesenheit des Kaisers, ohne be sonderes Gepränge eröffnet worden. Die nur kurze Thronrede ist sachlich und beschränkt sich völlig auf preu ßische Angelegenheiten, wenn auch der eine oder der andere Passus außerhalb des preußischen Gebietes inter- essiren wird. Die auswärtige Politik ist unerwähnt ge blieben. Erfreulicherweise hat sich die Finanzlage des größten deutschen Bundesstaates wesentlich günstiger ge staltet, so daß die im Staatshaushalt vorgesehenen Fehl beträge geringer sein werden, als veranschlagt war. Auch in den Reichsfinanzen war bekanntlich eine Besse rung zu verzeichnen. Die Neuorganisation der Staats bahnen hat sich bewährt, eine Eisenbahnvorlage, welche den Bau neuer Schienenwege zum Ziele hat, wird dem Parlament auch in diesem Jahre zugehen. Angekündigt wird das neue Lehrerbesoldungsgesetz, welches endlich allen preußischen Lehrern, die zum Theil hinter ihren College» in manchen deutschen Kleinstaaten zurückstehen, angemessene Gehälter sichern soll. Es wäre sehr zu wünschen, daß diese Vorlage Gesetz würde, denn eine erhebliche Zahl von preußischen Lehrern ist mit ihrem Gehalt doch noch recht traurig bestellt. Giebt es doch noch Gehälter von 650 Mark. Die Organisation der Handelskammern soll im Interesse von Handel und Gewerbe über das ganze Land erstreckt und durch Aus stattung dieser Körperschaften mit Corporationsrechten und greis H ist ringt ; des eiten schen s ?- eigen esten lrau- ried- Me, sante i, in alen- . ist. ngen und lenig Aus >äum kmal Be- egen. 21«. 25«. 31«. 1OG. wsols NA., (500; Z5B., Hein« itver« sbare 8 bi« 0 00. AO, Juni otitä! dgab« loco k. icsten nn«> glatt, Qual. :aer- ffok. sucht; . Bl. rvor- mden e be- iltig- ll. !K. '/-10 >nrst iladet ct. te. ein. nuar, >8 eichs durch ast. ier in sscssor ieodor eickert . Go- rffron estner i- Rit- er in tz Ar- sabeth Ger- u. Erscheint täglich von Ärwusyme ü« Tr-e noch Tonn- Md Festtagen. Einnahme .o» Inseraten für Sie nächster» scheinende Rammer dis mittags 12 Uhr. Der A ^nncmcntsprM beträgt vierteljähr lich 1 HL» 25 Pf. Einzelne iltrn. 5 Ps. Inserate pro Zeile 10 Bf., Nrwes. 20 Ns. Expedition: Wsldenburz, Obergass« 291 F und Q Ar iTAtt. eblatt Filialen: in Aitstad waldettbuia öe. Herrn Kaufmann Otto Förster; in Kaufungen bei Herrn Fr. Janaschek; in Langenchurs dorf bei Herrn H. Stiegler; in Penig bei Frau Kaufmann Max Härtig, Leipzigerstr. 163; in Rochsburg bei Herrn Paul Zehl; in Wolkenburg bei Herrn Ernst Rösche; in Ziegelheim bei Herrn Eduard Kirsten. Anns blatt für dsn Sta-trath zu Waldenburg. Zugleich weit verbreitet in den Städten Penig, Lunzenau, Lichtenstein-C-rllnbrrg, und in den Ortschaften der nachstehenden Standesamtsbezirke: Altstadt-Waldenburg, Braunsdorf, Callenberg, St. Egidien, Ehrenhain, Frohnsdorf, Falken, Grumbach, Kaufungen, Langenchursdorf, Langen- leuba-Niederhain, Langenleuba-Oberhain, Niederwiera, Oberwiera, Oberwinkel, Oelsnitz i. E., Reichenbach, Remse, Rochsburg, Rußoorf, Schlagwitz, Schwaben, Wolkenburg und Ziegelheim. 1896. Freitag, den 17. Januar 13. Witterungsbericht, ausgenommen am 16. Januar, nachm. 4 Uhr. Barometerstand 755 MW., reducirt auf den Meeresspiegel. Thermometerstand -s 2,A 0. (Morgens 8 Uhr -4- 2'.) Feuchtigkeitsgehalt der Luft nach Lambrechts Polymeter 71"/». Thaupttttkl — 2,» Grad. Windrichtung: West. Daher Witterungsattssichten für den 17. Januar: Trübe bis halbheiter, Neigung zu Niederschlägen. Bekanntmachung, betreffend die Feier zum Andenken an die Gründung des Deutschen Reichs. Die fünsundzwanzigjährige Wiederkehr des Tages, an welchem das Deutsche Reich gegründet worden ist, wird Sonnabend, den 18. dieses Monats, in hiesiger Stadt durch Beflaggen der öffentlichen Gebäude, sowie durch Festmusik — früh von '/r7 bis '/i8 Uhr Weckruf durch die Straßen der Stadt und Mittags von '/s12 *Wai0enbnrg, 16. Januar 1896. Der 25. Geburtstag des deutschen Reiches wird, wie die Mittheilungen aus allen Theilen des deutschen Vater landes beweisen, unter größier Antheilnahme der Vete ranen der großen Zeit und der jüngeren Bürger des Reiches festlich begangen werden. Gestattet auch die Jahreszeit keine öffentliche Fest-Veranstaltungen im Freien, so wird es um so froher und freudiger in den Festver sammlungen zugehen, die sich inmitten geschlossener Räume vereinen, und gar mancher Heiltrunk wird dem Kaiser und dem Reich dargebracht werden. In lichten Gestalten werden alle die Führer der großen Zeit, die uns schon durch den Tod entrissen wurden, und die weitaus mei sten sind dahin gegangen zur großen Armee, wieder vor dein Auge des Geistes und in der Erinnerung erscheinen und mit ihnen wird emporsteigen jenes herzerquickende Bild der Wiedererrichtung des Reiches, der Kaiserprocla- mation, ein friedliches, festliches, sonniges Bild unter den blutigen Heldengemälden des Nationalkrieges. Der alte Kaiser Wilhelm, der deutsche Recke Kronprinz Fried rich Wilhelm, Prinz Friedrich Karl von Preußen, unser Moltke, Großherzog Friedrich Franz von Mecklenburg, Manteuffel, Werder, Tann, Göben, und wie sie Alle heißen, die damals ihre Namen und das Haupt ihrer Krieger mit unverwelklichem Lorbeer umkränzten. In leuchtender Herrlichkeit erschien vor 25 Jahren das neue deutsche Reich unter den Staaten Europas, und seine Größe, sein Ansehen, seine Machtstellung hat es bewahrt bis heute, wenn auch naturgemäß nicht weitreichende Wünsche sich zu erfüllen vermochten, die an sein Werden sich knüpften. Aber viel ward errungen, vor Allem ein andauernder, nie gestörter Friede von einem Vierteljahr hundert, mehr, weit mehr, als wir je zu hoffen hätten wagen können von einem nicht geeinten Reiche. Der 18. Januar 1871 bleibt uns für alle Zeiten ein Tag reiner Freude, auf welchen keinerlei trübe Schatten fallen, an welchen keinerlei dunkle Erinnerung sich knüpft. Mag die Erinnerung an einen großen ruhmreichen Schlachtentag Tausende und Abertausende begeistern, es wird immer nicht an solchen fehlen, die in stiller Weh- muth der ihnen damals entrissenen theuren Lieben ge denken. Wie ein jeder Kampf, auch den, welchen der herrlichste Sieg endet, nur durch Tod und Vernichtung errungen werden kann, so wie ein ganzer Krieg, aus welchem erst später wieder die reichen Segnungen des holden Friedens empor sprießen. Aber der 18. Januar, wenn- Aleich er ein Ereigniß im Feldlager betrifft, war nicht Un Tag der Zerschmetterung, sondern des herrlichsten Ausbaues, der Stand gehalten hat bis heute, der Stand halten wird, so lange Männer mit deutschem Herzen, "Ut deutschem Denken und Fühlen zwischen dem Nord- ^eer und den Alpen Hausen. Der 18. Januar wischte Trennende der vielen natürlichen und historischen Lenzen aus, er gab einem Volke ein großes, ein starkes, E'u herrliches Vaterland. llnd wer da heute im jungen Sinne der Unerfahren- bis '/r1 Uhr Platzmusik auf dem Markt — gefeiert werden. Die Bewohner der Stadt werden aufgefordert, ihre begeisterte Theilnahme an diesem hohen Feste cben- salls durch Schmücken der Häuser mit Fahnen zum Ausdruck zu bringen. Gleichzeitig wird um möglichst zahlreichen Besuch des patriotischen Concerts, welches Herr Stadtmusikdirector Heinrich hier am Abend des Festtags veranstaltet, unter Bezugnahme auf die Bekanntmachung im Jnseratentheile dringend gebeten. Waldenburg, den 16. Januar 1896. Der Stadtrat h. Kretschmer, B.