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— Einen wahrhaft großartigen Verlauf hat die 25jährige Jubiläumsfeier der Errichtung deS Deutschen Reiches in unserer Nachbar-Stadt Glaucha« genommen Der Vormittag des 18. Januar umfaßte zunächst die Schulfeiern sämmtlicher dortigen Schulanstalten, der Abend brachte dann den großen, von der Stadtgemeinde veranstalteten Festcommers, dessen Kosten auch auf die Stadtkasse übernommen worden sind. Dieser von ca. 900 — 1000 Personen besuchte Commers im reichge schmückten Theaterlokal bildete den Glanz- und zugleich den Höhepunkt der ganzen Fest-Veranstaltungen. Orche strale und Gesangsdarbietungen der Glauchauer Sänger- vereinigung, allgemeine Gesänge und vor Allem auch ein effectvolles, wohlgelungenes Festspiel: „Das ganze Deutschland soll es sein" von Böhm (dargestellt von Mitgliedern des Glauchauer Stadttheaters) umrahmten eine Reihe ausgezeichneter, begeisterungsvoller Festanspra chen. So brachte Herr stadtrath Winckler als Leiter des Commerscs den Toast auf Ihre Majestäten den Kaiser und unsern König Albert aus, während Herr Landtagsabgeordnetcr Baumeister Kästner die eigentliche Festrede, eine treffliche Darstellung der Entwickelung der deutschen Einheitsidee und der bisherigen Segnungen des neuen Deutschen Reiches, hielt. Außerdem sprachen noch die Herren Lchulrath Lötzsch auf Fürst Bismarck, Schuldirector Queißer auf die deutsche Armee, Lehrer Rolle auf die Hohenzollern, Diaconus Weidauer auf die deutsche Frau, Realschuloberlehrer Or. Petri auf die Stadt Glauchau usw. Erst in später Stunde fand das schöne patriotische Fest, denen auch die Vertreter sämmt licher Behörden beiwohnten, seinen Abschluß. — Die mit 60,000 Mk. Aufwand erbaute neue Turn halle bei der höheren Bürgerschule in Zwickau ist am letzten Montag übergeben und nunmehr in Verwendung genommen worden. Es ist dies dort die 5. Schulturn halle. — Am Sonnabend Vormittag wurde in ZwilküN im Actus des dortigen Realgymnasiums Oberlehrer Pro fessor I)r. Gerndt vom Schlage getroffen. Der Tod trat sofort ein. Die Bestürzung war eine allgemeine. — Bei der Abfuhre von Schleifhölzern aus dem fis kalischen Walde bei Colditz verunglückte Mittwoch Abend der in Colditz wohnhafte 45 Jahre alte Handarbeiter Ernst Gärditz auf der Lausigker Straße in der Nähe insofern tödtlich, als derselbe unter den anfangs reitenden und alsdann umschlagenden Wagen zu liegen kam und dabei durch die Holzklötzcr erdrückt wurde. Uns dem — Für Sonntag Abend halb 9 Uhr waren Ein ladungen an über 40 Damen und Herren der Aristokratie zu einer musikalischen Soiree ergangen, welche bei Ihren Majestäten in der König!. Villa Strehlen stattfand. Unter den eingeladenen Gästen befanden sich: Ihre Durchlauchten der Fürst und die Frau Fürstin Reuß-Köstritz Heinrich XX l V., Se. Excellenz der Königl. Preuß, außerordent liche Gesandte und bevollmächtigte Minister, Wirkl. Geh. Rath Graf Dönhoff, Ihre Durchlauchten die Frau Für stin von Schönburg-Waldenburg und Prinzeß-Tochter Luise, Ihre Erlauchten der Graf und die Frau Gräfin zu Solms-Wildenfels und Comtessc-Tochtcr, Se. Durch laucht der Prinz Ulrich von Schönburg-Waldenburg und Andere mehr. — Durch den Gnadenerlaß des Königs Albert wur den in Dresden am Sonnabend aus dem Polizeigefäng- niß allein 140 Gefangene in Freiheit gesetzt. In Leip zig betrug diese Ziffer einige 60, außerdem waren ca. 500 Geldstrafen von meist kleineren Beträgen den Be straften erlassen worden. — Am Freitag früh 7 Uhr trat in Dresden Ge witter mit Sturm und Schneefall auf. Mehrfacher Schaden wird aus der Umgebung gemeldet. — Oberst Richard von Meerheimb in Dresden, ein gefeierter Dichter und ein Held auf dem Schlachtselde, ist gestorben. — Prinz Friedrich August wird in nächster Zeit ein militärisches Commando (Brigadecommandcur) in Leipzig erhalten und demzufolge seinen Wohnsitz nach dort verlegen. — In Limbach wurde am Montag einem auswärtigen Lieferanten 34 Pfund Fleisch confiscirt und da cS für gesund befunden, an Arme vertheilt. Der Lieferant hatte das Fleisch gegen das dort existirende Schlachthof-Regu- lativ, ohne dasselbe untersuchen zu lassen, in Limbach eingeführt. Der Empfänger, ein dortiger Fleischer, und der Lieferant, werden außerdem mit einer hohen Strafe belegt. — Die Stadt Zittau hat aus Anlaß der 25sten Wiederkehr des Tages der Kaiserproclamation dem daselbst garnisonirenden 3. Infanterie-Regiment (Prinzrcgent Luitpold von Bayern) Nr. 102 ein Ehrengeschenk von 2000 Mk. gestiftet mit der Bestimmung, daß die Zinsen davon in jedem Jahre an würdige Unteroffiziere des Regiments vertheilt werden. Die Schenkung wurde am Sonnabend dem Rcgimentscommandeur durch den Bürger meister und Stadtverordneten-Vorstcher überreicht. — Am Dienstag hat sich in Schneeberg ein Sol dat der Garnison Chemnitz, ein Kaufmann, der seinen dort wohnhaften Bruder ausgesucht hatte, in dem Hause desselben durch Morphium vergiftet. — Die städtischen Collegien in Schneeberg haben beschlossen, das pensionsberechtigtc jährliche Gehalt des Bürgermeisters vr. von Woydt von 5500 Mk. auf 6000 Mk. zu erhöhen. — In Markranstädt ist in der Nacht zum Sonn abend der Lehrling eines Schornsteinfegermeisters im Dampfkessel der Actienrauchwaarenzurichtcrei, der gereinigt werden sollte, durch Ersticken ums Leben gekommen. — In Tiefenbrnnn bei Freilitzsch ist die 78jährigc Wirthswittwe Caroline Unglaub beim Schweinesüttern ausgeglitten und mit einem Auge auf die Kante des eisernen Troges gefallen. Sie hat sich dabei Verletzungen zugezogen und ist infolge eurer Blutvergiftung gestorben. — In einer Kaufmannssamilie in Elsterberg ist der seltene Fall vorgekommen, daß die beiden Großmütter (väterlicher- und mütterlicherseits), Greisinnen von 83 und 80 Jahren, welche bei der betreffenden Familie wohnten, in einem Zeiträume von einem Tage starben. — Der Schnellzug der Linie Hof-Neichenbach-Dresden blieb am Donnerstag Abend 1/2IO Uhr infolge Schnee verwehungen bei Niederbobritzsch im Schnee stecken und konnte erst am Freitag Morgen '/«4 Uhr auf dem Böhmischen Bahnhof einlaufen. — Am Dienstag Vormittag fiel in der Ritterguts brauerei zu Lenbnitz (Besitzer v. Geldern-Crispendorf) der in der Brauerei beschäftigte Arbeiter Richter in den mit heißem Wasser gefüllten Braukessel; am Mittwoch ist der Verunglückte nach gräßlichen Schmerzen gestorben. — Eine grausige Entdeckung wurde am Mittwoch Abend nach Eintreffen des 7 Uhr-Zuges auf dem Bahn hof Ortmannsdorf gemacht. Als die Locomotive vom Zug abgestoßen wurde, entfiel dieser ein gräßlich ver stümmelter menschlicher Körper, in welchem der 28 Jahre alte, verheiratete ehemalige Bergarbeiter und Dienstknecht Franz Florian Schmidt aus Mülsen St. Jacob erkannt wurde. Der Unglückliche litt an Epilepsie und scheint den Tod freiwillig gesucht zu haben. Den ausgefundenen Spuren nach ist der Körper fchon eine große Strecke unter halb der Mülsener Haltestelle von der Maschine ersaßt und bis zu Eingangs bezeichneter Stelle geschleift worden. — Am Donnerstag Nachmittag wurde in der Günther- schen Papierfabrik in Greiz durch Abdrehen einer Welle der 19jährige Arbeiter Müller aus Irchwitz erschlagen, zwei andere Arbeiter wurden schwer verwundet. — Für die Errichtung eines Kaiser Wilhelm-Denk mals in Halle wurden in einer Versammlung daselbst 62,000 Mk. gezeichnet. — Or. Chrysander, der sich in Ieva dem medicinischen Staatsexamen unterzog, hat am 14. d. die Approbations prüfung bestanden. Deutscher Reichstag. 19. Sitzung vom 20. Januar. 1'/e Uhr. Das Haus ist mäßig besetzt. Am Bun- desrathstische: von Bötticher, von Stephan. Auf der Tagesordnung steht die zweite Berathung des Post etats. Bei den Einnahmen beantragt die Budgetcom mission, Titel 1: Porto uud Telegraphengebühren in Höhe des Etatsansatzes unverändert zu bewilligen. Fer ner schlägt die Commission eine Resolution vor: Der Reichstag wolle den Beschluß wiederholen, den Reichs kanzler zu ersuchen, veranlassen zu wollen, daß die An nahme und Bestellung gewöhnlicher Packele an Sonn- und Feiertagen, mit Ausnahme der Weihnachtszeit vom 18. bis 30. December, auf Eilsendungen beschränkt werde. Vor Eintritt in die Tagesordnung erbittet und erhält der Präsident von Buol die Ermächtigung, dem Kaiser anläßlich seines Geburtstages die Glückwünsche des Reichs tages auszusprechen. Zum Postetat ergreift das Wort Staatssekretär von Stephan: Es ist ein harter Ueber- gang, meine Herren, sich von der erhebenden Feier der letz ten Tage den so trockenen Details einer technischen Verwal tung zuzuwenden. Gestatten Sie daher, daß ich Ihnen wenig stens das erfreuliche Bild der Entwicklung unserer Verwal tung seit Gründung des Reiches vor Augen führe. Von da mals 4520 ist die Zahl der Postanstalten auf 28,263 gegen wärtig gestiegen, ebenso die der Telegraphenanstalten von 1078 auf 17,800. In keinem anderen Lande der Welt ist eine ähnliche Steigerung vorgekommen. Mit der Zeit wird es dahin kommen, daß jedes Dorf im Reiche seine eigene Post- und womöglich auch seine Telegraphenanstalt hat. Wir haben jetzt über >28,000 Landbriefträger, die täglich einen Kreislauf von 560,000 Kilometern machen. Und welche Aus dehnung hat das Fernsprechwesen gewonnen? Berlin hat allein 25,430 Fernsprechstellen. Man kann jetzt sprechen vom äußersten Südwesten bis nach Memel. Geplant ist auch eine directe Fernsprech-Verbindung von London nach Berlin. Kein Tag vergeht, wo uns nicht eine neue Erfindung auf diesem Gebiete unterbreitet wird; freilich ergiebt sich bei näherer Untersuchung meist deren Unbrauchbarkeit. Eine erhebliche Vermehrung der etatsmäßigen Beamtenstellen ist erfolgt. Wir haben Vorschußkassen, Kleiderkassen, Bibliotheken, gesellige Vereinigungen. Gestern besuchte mich ein Postverwalter, der mich bat, ihn hier als „Hungerleider" vorzustellen. Er wog 235 Pfund, seine Frau 180, zusammen also über 4 Centner. Redner verbreitet sich weiter über die Ausdehnung des Packet-, des Geld- und des Postanweisungs-Verkehrs. Für die Po- pularisirung des Telegraphenvcrkehrs sei Beweis, daß der Kleinverkehr, der Familienverkehr, daran mit 56'7° betheiligt sei. Jnsgesammt beträgt die Zahl der Telegramme im letz ten Jahre 33 Millionen. Möge unsere Verwaltung so weiter gedeihen zur Ehre des deutschen Namens auf dem Forum des Weltverkehrs. Referent Abg. Bürklin berichtet nunmehr über die Ver handlungen der Commission und empfiehlt die von letzterer beschlossene Resolution zur Annahme. Abg. Singer (Soc.): Ich kann dem Lobe der Postver waltung, wie wir es vom Herrn Staatssekretär gehört haben, nicht beistimmen. Vielmehr kann ich nur bedauern, daß der Herr Staatssekretär den Wünschen des Reichstages so wenig entgegenkommt, namentlich auf demjenigen Gebiet seiner Thätigkeit, welche ich die socialpolitische nennen möchte. Man braucht darüber auch wohl nur die Post-Unterbeamten zu fragen. Der Herr Staatssekretär hat auch ganz vergessen, zu erzählen, was Alles die Postverwaltung nicht gethan hat, weil sie nur als einfache Plusmacherverwaltung vorgeht. Ich erinnere nur an unser Verlangen betr. die Erhöhung des Gewichts für einfache Briefe, ferner an unseren Wunsch nach der Einführung von Kartenbriefen u. s. w. Die deutsche Reichspost-Verwaltnng ist nicht nur von den Verwaltungen anderer Länvcr, sondern auch von den Privatverwaltungen überholt. Das zeigen unverkennbar die Erfolge unserer Pri vatgesellschaften in Berlin. Ich meine deshalb, daß es wohl an der Zeit ist, an Reformen, wirkliche Reformen auf posta lischem Gebiete ernstlich zu denken. Wir Alle können nur wünschen, daß die Post-Verwaltung nicht so, wie bisher, in. der Sonne der eigenen Befriedigung verharren möge. Auch bezüglich der Beamten-Verhältnisse steht es nicht so großartig. Das Bild, welches der Herr Staatssekretär von ven Con- turen eines Beamten entwarf, der sich gestern ihm vorge stellt hat, ist doch wohl kein vollgiltiger Beweis. Wenn der Herr Staatssekretär durch die Bureaus geht, wird er wenige jo starke Beamte finden, aber desto mehr abgearbeitete und hohläugige. Was sollte überhaupt jenes Bild, wenn es nicht blos auf die Lachmuskeln berechnet war? Redner befür wortet sodann die Resolution im Interesse der Sonntagsruhe der Untcrbeamten. Es ist nicht nöthig, daß Sonntags die Packetbesteller bis 2 Uhr in der Stadt nmherfahren. Ebenso, wie über die viele Sonntagsarbeit, wird von den Beamten geklagt über die ungleiche Anrechnung der Militärdienstjahre bei der Anstellung. Auch die Urlaubssrage muß geregelt werden. Die Unterbeamten sind ja doch auch Menschen, die der Erholung bedürfen. Wie sehr noch der Kastengeist bei der Postverwaltung herrscht, zeigt eine Verfügung, wonach die Unterbeamten Urlaub nur in dringenden Fällen, und nur bis zu sieben Tagen erhalten sollen. In Berlin hat Oberpostdirector Griesbach sogar versügt, daß bei der Zu nahme der Urlaubsgesuche deren genauste Prüfung erfolgen soll. Was das bedeutet, liegt auf der Hand. Weiter bringt Redner wieder die Maßregelung von Mitgliedern des Post- assistenten-Verbandes zur Sprache. Die Privatbeziehungen ihrer Beamten gehen doch die Postverwaltung überhaupt nichts an. Ganz unberechtigt ist auch die An, wie die Unter beamten zu persönlicher Verehrung sür ihre Vorgesetzten ver anlaßt w erden. Verfügungen, durch welche die Unterbeamten zu Loyalitätsbezeugungen gezwungen werden, sind geradezu ein Unfug. Soweit die Unterbeamten in Betracht kommen, sind also ledenfalls die Lobpreisungen, welche der Herr Staats sekretär der Postverwaltung spendete, nicht berechtigt. Abg. Schädler (Ctr.): Auch ich muß über das man gelnde Entgegenkommen der Postverwaltung gegenüber den Wünschen des Reichstages klagen, insbesondere auch in Be zug auf die in der Resolution berührte Sonntagsfrage. Auch möchte wohl eine Beschränkung des Schalterdienstes Sonntags möglich sein. Der Vorredner sprach nur von Sonntags-Ruhe. Meine Partei legt das Hauptgewicht auf die Sonntags-Hei ligung. Auch darüber ist der ganze Reichstag wohl einer Ansicht, daß den Mitgliedern des Assistentenverbandes ihre staatsbürgerlichen Rechte gewahrt bleiben sollen. Den Assi stenten muß aber ferner die Berechtigung zur Sekretär-Prü fung gegeben werden. Wir werden einen bezüglichen Antrag stellen. Bis jetzt ist der Militäranwärter gegenüber dem Civilanwärter in einer viel günstigeren Position, obwohl im Allgemeinen die Militäranwärter die geringere Vorbildung für die Sekretär-Stellung haben. Unser Antrag wird für die Postverwaltung ein Mittel sein, Gerechtigkeit zu üben und Ungerechtigkeit zu beseitigen. Eine Reform des Zeitungs- tarifes ist nöthig, aber sie darf nur in der Richtung statt finden, daß der Tarif nach den Ansprüchen normirt wird, welche in Bezug auf Gewicht, Häufigkeit des Erscheinens und Mühe der Verpackung an die Post gestellt werden. Auch in Bezug hierauf kündigt Redner einen Antrag an. Diese Fragen müssen endlich einmal zum Abschluß gebracht werden. Abg. Lingens (Ctr.) ist ebenfalls für weitere Ausdehnung der Sonntagsruhe. Die von der Postverwaltung erhobenen Bedenken dagegen sind nicht stichhaltig. Abg. Werner (Antisem.) bedauert ebenfalls das geringe Entgegenkommen der Postverwaltung in der Frage der Ein schränkung des Sonntagspostdienstes und wünscht Ausdeh nung des Gewichts für einfache Briefe von 15 auf 20 Gramm. Entschieden müssen wir sür die Sonntagsruhe der Postbe amten eintreten, von vormittags 10 Uhr ab sollte überhaupt kein Dienst mehr sein. Bei der Vertheilung der Gratifi kationen liegt noch Manches im Argen. Abg. von Stumm (freicons.) macht darauf aufmerksam, daß die Erfüllung aller dieser Wünsche große Summen er fordert, für deren Ersatz Niemand bisher gesprochen hat. Ich kann auch nicht zugeben, daß die Postverwaltung dem Post- assistentenverbande zu schars entgegeutritt. Schatzsekretär Graf Posadowsky: Wenn die Post alle die hier vorgetragenen Wünsche erfüllen sollte, so würde dabei ein Einnahme-Ausfall von 15 Millionen pro Jahr herauskommen. Das kann aber bei dem heutigen Stande unserer Finanzlage nicht bewilligt werden, wenn das Haus keinen gleichzeitigen Ersatz für diesen Ausfall vorschlägt. Eine Neuregelung des Postzeitungstarifs ist in Angriff ge nommen, und zwar ohne daß in der Gesammtheit hieraus Mehreinnahmen erzielt werden sollen. Die Arbeiten sind so weit gediehen, daß die Genehmigung der verbündeten Re gierungen eingeholt werden soll. Abg. v. Jagdzewski (Pole) beklagt sich, daß in seiner Heimat Unzuträglichkeiten durch Postbeamte verursacht wer den, die der polnische» Sprache nicht mächtig sind. Bei An gabe polnischer Ortsnamen giebl man sich nicht die Mühe, diese zu ermitteln, wenn die polnischen Namen in deutsche umgewandelt sind. Die Postbeamten möchten auch nicht dem unseligen Verein zur Förderung des Deulschlhums im Osten beitreten. Unterstaatssekretar l)r. Fischer antwortet, die dienstlichen Verhältnisse gestatteten keine schablonenmäßige Regelung der Sonmagsruhe. Letztere wünsche auch die Verwaltung mög lichst, und schon heute habe jeder Beamte den dritten Sonn tag irei. Die Postbehörde ist die erste, welche den Erholungs urlaub sür ihre Beamten cingesührt hat. So haben in Ber lin 86"/- aller Beamten solchen Urlaub gehabt. Redner weist dann noch andere Vorwürfe hinsichtlich der Behandlung der Beamten zurück. Dem Wunsche des Abg. v. Jagdzewski wegen des Beurius der Postbeamten zu dem von ihm ge nannten Verein kann die Postbehörde nicht entsprechen. Man