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Offiziere zum Dienst unter der Transvaal-Regierung zu engagiren. Auch Bestellungen auf Geschütze soll der Agent nach dem „Star" in Deutschland aufgegeben haben. An allen diesen Ausstreuungen des braven Cecile Rhodes ist natürlich kein wahres Wort. Gegen die beabsichtigte Zuckersteuerreform hat sich die Hamburger Handelskammer ausgesprochen, indem sie aussührte, die deutsche Zuckerindustrie sei von allen Con currenten bei weitem die mächtigste und bedürfe des staatlichen Schutzes daher nicht. In Sachen des Freiherrn v. Hammerstein hat der italienische Justizminister die Prüfung der nothwendigen Formalitäten betr. die von der deutschen Regierung ge wünschte Auslieferung des Flüchtigen bereits begonnen. Die Auslieferung dürfte, wie verlautet, keinerlei Schwie-. rigkeiten begegnen, da Hammerstein, auf welche Weise er nun auch auf italienisches Gebiet gekommen sei, durch seine bloße Anwesenheit in Brindisi unter italienisches Gesetz und somit unter den Bereich des Auslieferungs vertrages falle. Die Mittheilungen, daß sich die Familie Hammersteins in Athen in äußerster Noth befinde, wer den übereinstimmend als unrichtig bezeichnet. Die Transvaalangelegenheit beschäftigtdiedeutsche Regierung aufs ernsteste. Sie bildet den Gegenstand eingehender Conferenzen im Auswärtigen Amte. Es be steht daselbst der feste Entschluß, die Selbständigkeit der Transvaal-Republik nicht antasten zu lassen, weil man eine derartige Verändrung mit unseren Handels- und po litischen Interessen für unvereinbar hält. Auch in Wien und Paris stehen die Vorgänge im Transvaal im Vorder gründe des Interesses. Besonders billigt man in den leitenden Kreisen Wiens durchaus das entschiedene Vor gehen der deutschen Regierung in der Transvaalange legenheit, in der man einen Rechtsbruch Englands er blickt. Auch gilt es als gewiß, daß beim Eintritt even tueller Complicationen Oesterreich-Ungarn sich voll und ganz an die Seite Deutschlands stellen würde. Unser Kaiser, der auf das lebhafteste bei der Sache ist, läßt sich täglich eingehende Vorträge über den Gang der Dinge in Transvaal halten. Die deutsche Colonialgesellschaft Berlins fandte dem Präsidenten Krueger ein Telegramm, in dem sie die Hoffnung ausspricht, daß die Rebellen in Transvaal von den Buren bald gänzlich niedergeworsen werden. Das deutsche Volk stehe treu zu der Sache der Buren. Aus ärztlichen Kreisen ist an den Reichstag eine Pe tition ergangen, welche die Einbeziehung der „Heilmit tel" und „Heilmethoden" unter den Begriff der „ge werblichen Leistungen" im Sinne des Gesetzes gegen den unlauteren Wettbewerb anstrebt. Es wird in dieser Petition darauf hingewiesen, daß viele Ge Heimmittelhändler und Kurpfuscher in einer den guten Sitten und dem ehrlichen Wettbewerb widerstreiten den Weise prahlerische und mit verächtlichen Be merkungen über ärztliche Behandlung einhergehende Ver öffentlichungen unter das Publikum werfen, welche großen Schaden stiften. Die Mehrheit der deutschen Aerzte er kenne gern an, daß manche erfolgreichen Heilmethoden auch von Nichtärzten verbreitet und ausgebildet feien. Stets aber seien dies solche Personen gewesen, welche die Gepflogenheiten eines ehrlichen Wettbewerbs nicht außer Acht gelaffen hätten. Solche Männer würden durch das Gesetz nicht berührt. Dagegen müsse das Publikum und die ärztliche Welt vor jenen oft schon wegen Verbrechen bestraften Menschen geschützt werden, welche die Leiden ihrer Mitmenschen in wildester Spe kulation ausbeuten und trotz Mangels an der bescheiden sten Vorbildung in gehässigster Weise öffentlich gegen die Aerzte agitiren. Soeben ist die erste Nummer deS neuen Jahrganges des Dtsch. Colonialblattes erschienen, welche eine ganze Anzahl Nachrichten aus Ostafrika enthält und das ge schickte Auftreten und die Erfolge des Gouverneurs v. Wißmann in einem so vortheilhaften Lichte zeigt, daß schon hieraus klar wird, wie jetzt in dem Gouvernement der Colonie der rechte Mann auf dem rechten Posten ist. Meldungen über den angeblich bevorstehenden Rück tritt Wißmann's werden denn auch endgiltig dementirt. Dem commandirendcn General des 14. (badischen) Armeecorps, General der Infanterie v. Schlichting, ist vom Kaiser der nachgesuchte Abschied bewilligt, und gleichzeitig der Schwarze Adlerorden verliehen worden. Die Nachricht, daß General v. Schlichting seinen Abschied erbeten habe, erregte s. Z. bekanntlich nicht geringes Aufsehen. An feine Stelle ist unter gleichzeitiger Er nennung zum Generaladjutanten der bisherige comman- dirende General des 8. Corps v. Bülow getreten. Das Commando des 8. Corps ist dem Commandeur der 5. Division Generallieutenant Vogel v. Falken stein, dasjenige der 5. Division dem eben aus den türki schen Diensten ausgeschiedenen Frhrn. v. d. Goltz über tragen worden. Dem Kaiser überreichte der französische Botschaf ter Herbette ein Dankschreiben des Präsidenten Faure für die Sendung des allegorischen Bildes. Gerüchte, deren Begründung sich bisher nicht feststellcn ließ, sprechen von einer Auseinandersetzung zwischen dem Kaiser und dem Prinzen Friedrich Leopold, seinem Schwager, anläßlich des Unfalls, den die Prinzessin hatte, als sie ohne männliche Begleitung Schlittschuh lief Wind auf dem Eise einbrach. Die Angaben über Folgen, welche die Auseinandersetzung für den Prinzen gehabt haben soll, sind noch zu wenig verbürgt, als daß wir sie wiedergeben sollten. -Oenerreich-Ungsru. Seitdem der päpstliche Nuntius Agliardi den Rücktritt Kalnokys veranlaßt hatte, herrschte zwischen Oesterreich und dem Vatikan ein äußerst gespanntes Verhält- niß, die in der mehrmonatlichen Abwesenheit des öster reichischen Botschafters beim Vatikan seinen äußerlichen Ausdruck fand. Nunmehr hat sich der Botschafter wieder nach dem Vatikan zurückbegeben, so daß der Conflict zwischen der Curie und Oesterreich-Ungarn als beendet angesehen werden darf. Wie die „Italic" behauptet, ist das ausschließlich dem persönlichen Einflüsse des Papstes zu danken, welcher selbst eingriff, nachdem alle Verhand lungen des Wiener Auswärtigen Amtes mit der Curie an dem Starrsinn des Kardinal-Staatssekretärs Rampolla gescheitert waren. Italien. Der abessynische Feldzug, dessen Erfolge weniger günstig sind, als man ursprünglich zu erwarten berechtigt war, kostet den Italienern eine große Menge Geld. Auch der letzte Ministerrath beschäftigte sich mit der Expedition, und beschloß, innerhalb einer Woche die Formation wei terer 10 Bataillone durchzuführen, die als Nachschub für Erythraea bestimmt sind. England. Daß der Ueberfall der Chartered-Company in Transvaal nicht durch die Ausländer in Johannesburg veranlaßt wurde, erhellt daraus, daß diese bei dem Zu sammenstoß vor Krügersdorf keinen Finger rührten, um Jameson beizustehen. Der Friedensbruch ist lediglich auf Anstiften des von England abhängigen Gouverneurs der Kapkolonie Cerile Rhodes zurückzusühren. Englanos Plan ist gescheitert und seine Auslandspolitik aufs Neue klar geworden. Griechenland. Zur 75jährigen Gedenkfeier der Freiheitserklärung Griechenlands sollen bekanntlich in Athen olympische Spiele stattfinden, zu denen die Turnvereine aller Länder Einladungen erhielten. Ganz unbekannt war es aber in den leitenden Kreisen Athens geblieben, daß der Vorsitzende des internationalen Festausschusses ganz un- qualifizirbare Beschimpfungen Deutschlands hierher ge richtet hatte, die den Centralausschuß der deutschen Tur ner zur Ablehnung der Einladung zwangen. Das Be kanntwerden des thatsächlichen Herganges hat in Athen allgemeine Entrüstung, nicht zum mindesten in der Kö nigsfamilie, heroorgerufen. Türkei. Die Orientkrise, welche seit einem halben Jahre die Gz-müther in Aufregung gehalten, scheint mit dem neuen Jahre ihr Ende finden zu sollen. Wie von einer dem Sultan nahe stehenden Stelle verlautet, hat sich die po litische Situation in der Türkei in der letzten Zeit in erfreulichster Weise gebessert. Die Stimmung in der mohamedanischen Bevölkerung ist ruhig geworden, so daß die Pforte daran gehen kann, die in Angelegenheit der armenischen Frage beabsichtigten Reformen auch factisch durchzuführen. Es soll weder für jetzt noch für das Frühjahr irgend eine Complication zu befürchten sein, auch herrsche in den Kreisen der bei der Pforte beglaubigten Staatsmänner Zuversicht und Beruhigung. Endlich heißt es, daß in diesem Sinne Berichte an die verschie denen Regierungen abgegangen seien. Die Pforte hat die Intervention der Mächte zur Unterwerfung der Aufständischen in Zeitun angenommen. Die Feindseligkeiten sind daher eingestellt worden. ÄLrs Sem MrUveeMML. "Waldenburg, 4. Januar. Die hiesige elektrische Centralanlage sieht in den nächsten Tagen ihrer Vollendung entgegen. Wir berichteten bereits, daß zu den Weih nachtsfeiertagen die Häuser am Markt, sowie der Markt selbst und der Königsplatz im elektrischen Lichte erstrahlten. Seitdem sind auch die Obergaffe und die übrigen Straßen sowohl in der Straßenbeleuchtung wie in der Beleuchtung ver Privathäuser angeschlossen morden. Die Zahl der gezeichneten Flammen, die ursprünglich nur einige Hundert betrug, hat allmählich eine Höhe erreicht, — die Zahl 1400 soll bereits überschritten sein, — welche die Rentabilität der Anlage voll gewährleistet. Die Anlage ist bekanntlich seitens der Stadt unternommen, die mit der Zeit voraussichtlich einen erheblichen Gewinn daraus erzielen wird. Es steht zu erwarten, daß den Lichtab nehmern späterhin durch Verbilligung der Stromabgabe an dem Gewinne Antheil gewährt wird. * — Der heutige Tag brachte uns ein überaus feucht nebliges Wetter; während wir hier außergewöhnlich milde Temperatur haben, herrscht in Ungarn und im nörd lichen Oesterreich strenge Kälte, Wien meldet 11, Pest 16 Grad unter Null. * — Die Kirche in Rochsburg, über deren Erneuerungs bau die „Schönburgischen Geschichtsblätter" in einem der nächsten Hefte aus sachverständiger Feder berichten werden, ist kürzlich von Herrn Geh. Baurath Wallot besichtigt und die Erneuerung sehr gelobt worden. Die Ent zifferung der Inschrift des Wolf-Denkmals, welche- ebenfalls erneuert werden soll, dürfte auf unüberwindliche Schwierigkeiten stoßen, da der Stein zum Theil zu sehr verwittert ist. * — Am Donnerstag fand hierselbst die feierliche Ein weisung der neu-, bez. wiedergewählten Stadtverordneten durch Herrn Bürgermeister Kretschmer statt. * — Während des Jahres 1895 sind in der Kirch fahrt Schwaben 22 Kinver geboren worden, darunter 3 todtgeborene. 7 dieser Kinder waren unehelich. Ge tauft wurden 15 Neugeborene. 4 Paare wurden getraut. Gestorben sind 15: ein Witwer im Alter von 82 I., eine Ehefrau im Alter von 70 I. und 12 Kinder, die unter oder nur wenig über ein Jahr alt waren. Einer der Verstorbenen, ein 13jähriger Knabe, wurde auswärts beerdigt. Abendmahlsgäste wurden 535 gezählt (Seelen zahl 500); zu ihnen gehören die 13 Confirmanden des Winterhalbjahres 1894/95. Hauscommunionen fanden 11 statt. 44,75 Mk. wurden von den Abendmahls gästen für die Zwecke der kirchl. Armenpflege gespendet. An den 6 Katechismusunterredungen nahmen von den 35 Verpflichteten durchschnittlich 23 theil. Zu den mit den Katechismusunterredungen verbundenen Kindergottes diensten kamen im Durchschnitt 51 Kinder. Im Ver gleiche mit dem I. 1894 sind im I. 1895 genau so viel Kinder geboren worden, 2 Paare weniger wurden getraut, 5 Personen mehr sind gestorben. Die Zahl der Abendmahlsgäste hat um 2 zugenommen. * — In der Kirchgemeinde Oberwiera wurden im ver gangenen Jahre 31 Kinder (14 Knaben und 17 Mäd chen) geboren; gestorben sind 22 Personen, darunter 9 Kinder. Communicanten waren 511 angemeldet. Ge traut wurden 6 Paare. 1795 wurden geboren 25 Kinder, es starben 16 Personen und es wurden getraut 8 Paare. 1695 wurden 8 Kinder geboren, gestorben waren 10 Personen, getraut wurden 6 Paare. * — Vergangenen Sonntag wurde im Gasthof zu Frohnsdorf von Herrn Kirchschullehrer Jehnigen ein Kinderconcert abgehalten, welches nicht nur von Gliedern der Schulgemeinden, sondern auch aus einer Anzahl Nachbarorten zahlreich besucht war, sodaß der Saal über füllt war. Das Concert wurde um 6 Uhr durch herz liche Begrüßung der Anwesenden vom Herrn Pastor Bretschneider eröffnet. Das Programm enthielt 24 Nummern, welche in drei Theile geschieden waren, wovon der erste Weihnachts-, ver zweite Vaterlands- uno der dritte Naturlieder enthielt, welchen sich passende Decla- mationen anschlossen. Auch der löbliche Gesangverein wirkte bei drei gemischten Chorliedern mit. Alle Vor träge bezeigten einen ganz besonderen Fleiß und das schon bekannte kunstsinnige musikalische Talent des Herrn Kirchschullehr.rs Jehnigen; jeder Vortrag erntete den wohlverdienten Beifall. Herr Pastor Bretschneider wid mete am Schluß dieses so herrlichen traulichen Familien abends den zahlreichen Besuchern, sowie ganz besonders dem Herrn Kirchschullehrer Jehnigen, den Kindern und dem löblichen Gesangverein herzliche Dankesworte. Grumbach, 4. Januar. Ein kurzer Rückblick auf das Jahr 1895 ergiebt für die Kirchfahrt Grumbach mit Tirschheim mit 697 Seelen folgende Zahlen, wobei die bezüglichen Zahlen aus dem Jahre 1894 zur Vergleichung in Klammern beigesetzt sind. Es wurden geboren (38) 33 Kinder, (21) 23 Knaben und (17) 10 Mädchen, und zwar (26) 24 in Grumbach und (12) 9 in Tirschheim; (5) 6 waren außerehelich, (3) 2 todtgeborcn. Die heilige Tause empfingen (34) 32 Kinder, (33) 29 in der Kirche, (1) 3 im Hause, während (3) 2 noch zu taufen sind. (15) 17 Confirmanden, nämlich (3) 10 Knaben und (12) 7 Mädchen, wurden am Palmsonntag 1895 ein gesegnet. Die Zahl der kirchlichen Aufgebote betrug (17) 14 und der hier vollzogenen Trauungen (9) 11, einschließlich der Trauung eines in die Parochie gezogenen Paares, das bereits 1892 die Ehe auswärts geschloffen hatte. Verstorben sind (25) 28 Personen, —(15)21 auS Grumbach, (9) 7 aus Tirschheim,— darunter (17) 15 Kinder; (8) 10 Knaben und (9) 5 Mädchen, (1) — Ledige, (2) 5 Ehemänner, (1) 2 Ehefrauen, (—) 3 Wittwer, (4) 3 Wittwen. Sämmtliche Verstorbene wur den hier kirchlich beerdigt, und zwar (1) 2 in der Stille, (18) 17 mit Segen, (1) — mit Grabrede, (5) 9 mit Altarrede. Leider waren auch (1) 2 Selbstmorde zu verzeichnen. Zu den (19) 17 in der Kirche abgehaltenen Communionen fanden sich incl. (15) 17 Erstlingen ins- gesammt (516) 526 Abendmahlsgäste ein, als (216) 228 männliche, (300) 298 weibliche, während (8) 19, als (2) 8 männl, und (6) 11 weibl. Gemeindeglieder das heil. Abendmahl im Hause genossen. Von den (524) 545 Com municanten entfielen (378) 409 auf Grumbach, (146) 136 auf Tirschheim. Die (5) 3 Katechismusunter redungen wurden von (42) 39 Confirmirten, (2) 22 Jünglingen und (40) 17 Jungfrauen besucht. DerGe- sammtbetrag der (9) 8 Kirchencollecten bezifferte sich auf (54,59) 53,68 Mk. Vor 100 Jahren zählte man 16 Geburten, 8 Aufgebote, 4 Trauungen und 9 Todesfälle. Oberwinkel, 4. Januar. Aus dem kirchlichen Leben der 283 Seelen zählenden Parochie Oberwinkel mit Ebersbach im Jahre 1895 ist Folgendes zu berichten, wobei die in Klammern beigefügten Zahlen auf 1894 sich beziehen. Geboren wurden in Oberwinkel (2) 5, in