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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 12.09.1918
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1918-09-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19180912029
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1918091202
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1918091202
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
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- Bemerkung
- Text schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1918
-
Monat
1918-09
- Tag 1918-09-12
-
Monat
1918-09
-
Jahr
1918
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Berliner Kunstausstellungen Bet Schult« gibt es zurzeit «in« größer« Sa,mml»ng von Btldern Ludwig von Hofmann» z» setzen, und man nimmt die Gelesen. heU gern wahr, sich einmal über Wesen und Wert diese« Künstler« Rechenschaft atuuleaen. Ich habe stet« zu denen aehürl, die ihm «in« instinktive Dankbar»«« entgegenbrachten, und ich glaub«, ich tat es vor allem, weil er stch mit seiner Kunst an Bedürfnisse in uns wendet, di« von den Verrätern der Moderne sonst zumeist nicht gerade liebevoll berücksichtigt »erden. Lr ist im letzten Grunde ein Träumer, einer, der nicht genug Hot an den Freuden und Schönheiten dieser Welt und sich gleichzeitig in stch so reif sahst, daß er e« wagen kann, ihnen au« dem Eigenen, aut dem Schah setnrr Träume, seiner Sehnsucht zuzu- legen. Er mast« eine Landschaft, einen sonnenschweren Mittag, eine silbrig« Mondnacht sehr greifbar, aber du fühlst doch: sein Reich Ist nicht von dieser Welt. Und die Gestalten, di« diese Leinwände beleben, find dir wohl bekannt und noch vertraul, aber et «st ein gar aeheimnis- volle« Band, da« sie mit dir verknüvst, und mit den Menschen von Fleisch und Blut, die un« umgeben, Haden st« nicht« zu tun. Man kann also wohl dihs« Bilder Märchen nennen. Aber man mutz dann dabei betonen, dast Ludwig von Hofmann nicht da« geringste Fabvliertalenl besitzt. Er ist ganz Lyriker und Idylliker. Eine tiefe Ruhe liegt über seiner Kunst. Mittag-stille, Tramnstlllr, beinahe Bewegungtlvfigkeit. Iede« Geschehen bat autgesehl, die Uhr vergißt zu schlagen, und du hüllst den Atem an uud lauschst . . . Ist et LSufchUNg, wenn e« «inen b«dünken will, datz früher Lud- wig von Hoftname« AuSdrucksmöglichketten doch etwa« reicher und vielgestaltig« g«oas«a sind? Wo find di« wundervollen Frauen ge blieben, di«, tu fliegend« Schleier gehüllt, mit -em Frühling-sturm um di. Weite sagen? Warum sind nun fast alle BeweaungSmotiv« kon- seauent autgeschattet? Und ist nicht auch di« Fardenharmoni« zahmer, gehändigter geworden al« früher? Zwei-, dreimal versucht stch von Hofmann an einem tragisch-bewegten Stoff. Aber unter seinen Händen wird selbst di« «Totenklage' zu einer Art Idyll«, und unt«r dl« .Riobidrn' sauf denen man Übrigen« «inen prachtvollen Furien- typu« findet) könnte man schreiben: .In Schönheit sterbe«.' AutzerordenkUch stark stnd die dekorativen Werke der Ludwig von Hokmannschen Kunst E« ist kein Z»tall, datz sie immer wieder beim Gobelin landet. Auch seb« Landschaft Hot dl« ausgesprochen^ dekora tive Rot« di« hin ru der schönsten, die man diesmal zu sehen bekommt, zu den .Pinien', di« trotz de« kleinen Format« geradezu monumental wirken. Liegen hier vielleicht noch Entwicklung«- und Zukunft-werte? Man fragt »moillkürltch danach, d«nn «an möchte doch nicht gern AA »v» *<h tzeM Hon «sgag«Ln und fein« MIsstou «füllt Wf " ic .r. <6(L. Abend-Ausgabe Leipziger Tageblatt Donnerstag, 12. September Ibis Zusammentritt des «attonalliberalen Parteiansfchnffes Berti», 12. September. (Drahtbertcht.) Wie verlautet, tritt am Dienstag, den 17. September, der geschüfttführende Ausschuß d« r olio- nalllb«al«n Part«t zusammen, um Stellung zur Reform des Land- tagüwatzlrechtet sowie zur Frag« der etwa notwendig werden- Hertling und die Wahlrechtsfrage Berliu, 12. September. lDrahibericht.) Der Reichskanzler Graf Hertling wird in den nächsten Tagen die Führer der Reichstags- jrakkionen getrennt empfangen. — Der vorgestrigen Besprechung zwischen I dem Reichskanzler und dem Bizeprüsidenken des Staatsmintsteriums Dr. Friedberg und dem Minister Dr. DrewS lagen Besprechungen l zugrunde über dl, Haltung der Regierung zu den schwebenden Beratungen über die Wahlrechtsvorlage in der Kommission des Herrenhauses. Wie der .Lokal-Anzeiger' von eingeweihter Seite hört, ist die Regierung nach wie vor fest entschlossen, fall« eine Eini gung über das Landtagswahlrecht nicht in einer Form zustande kommt, I wie sie der Regierung annehmbar erscheint, den Landtag aufzu- l lösen. Auf der anderen Seite wird man stch aber durch noch so I brutale TerrvrisierunaSversuche nicht davon abbringen lassen, dem l Herrenhaus die Möglichkeit noch zu gewähren, einen so schweren Reformvorschlag nach allen Möglichkeiten hin durchzuberaten. O Köln, 12. September. (Lig. D r ah t b er i ch 1.) Zur Einzel beratung der DerfassuugLvorlage im Herrenbau» sagt die .Köln. Ztg.': Zn ein entscheidende« Stadium werden die Beratungen erst in den nächsten Tagen gelangen, wenn offenkunttg wird, was die Konservativen nach der zu erwartenden Ablehnung ihre« ersten Bor schlage« durch die Regierung dann in zweiter Lesung zu tun gedenken. TS wirb für ziemlich ausgeschlossen gehalten, daß ste auf ihrem ersten Beschlüsse beharren. Lt ist sa auch schon mehrfach die Möglich keit anaedeutet worden, daß der Boden für einen Kompromiß mit zwei Altertsttmmen bereichert werden soll. Datz man mit einer neuen Sachlage rechnen mutz, geht dar»»« hervor, daß, wie au« konser vativen Kreiten verlautet, die konservative Fraktion de« Abgeord netenhauses bereit« für den 20. September zu einer Sitzung einberufen worden ist. ihr Gegenteil verwandeln zu können Eine wirkliche, den Kampf be endigend« und nicht umgekehrt verschärfende Verständigung liegt nur vor, wenn auch die d«r Reform freundliche RkHtung sich mit ihr einver standen erklären kann. Ein sogenannte« gleiches Wahlrecht, das durch di« Stimmen der Wahlrechtsgegner gegen di« Stimmen der Wahl- rechtsftennd« «estonde käm«, würe, politisch bekochtet, so ziemlich bi, verhängnisvollste Lösung. Vie nächsten Tage oder Wochen wüsten hie Entscheidung bringen. Möge st« den Zeichen der Zeit Rechnung tragen! So ungereimt e< scheinen mag, M diesen Tagen de« grimmigsten Kampfe« vom Frieden zu reden, will ich «S doch verantworten. Wer weth, ob da« verzweifelt« Ringen unserer Feinde nicht di« Ankündigung de« Frieden- bedeutet. . Die Kaiferrebe Der Kaiser bat in den Kruppschen Werkstätten ein« An sprache au die Ardetterschatt gehalten, die wir ausführlich im ! größten Teil der heutigen Morgenausgabe bringen konnten, im I übrigen Teil der Auflage aber leider aus technischen Gründen erst in der nächsten Morgennustkmer geben können. Die Worte des Kaisers werden überall als Zeugnis einer warmherzigen Gesinnung und eines großen Verantwortungs gefühls Anklang und Widerhall finden. Der Kaiser wollte offen bar weniger eine politische Kundgebung erlassen, denn al« Mensch zu seinem Volke sprechen, und eS ist als ein besonderes Zeichen seines feinen sozialen Gefühls zu bewerten, daß er sich zü diesem Zwecke in die Mitte der Arbeiterschaft begab. Die Rede zeigt, wie sehr der Monarch sich als Vater seines Volkes empfindet, der alle« Schwere mitzufühlen versieht und Ruhe findet nur in dem Bewußtsein, nichts unversucht gelassen zu haben, um diesen Krieg möglichst cbzukürzen. Der Kaiser wird auch auf dem Gipfel des Krieger seinem von jeher lebendigen Christentum nicht untreu, er lehnt den Haß als Kriegsgeflnnung ab, er appelliert an das reli giöse Empfinden. Und es ist kein Zweifel, daß er bei dem Schlüsse, als er sich das .Ja' der Versammelten geben ließ, tief ergriffen war, wie in jener Szene deS 4. August, da er im Weißen Saale die Führer der ReichstagSpartelen durch Handschlag sich ganz persönlich verpflichtete. Die Rede ist weniger nach außen berech net als nach innen gewendet, sie richtet sich mehr an da« Gemüt als an den Verstand der Hörer, sie hat weniger politischen als menschlichen, ethischen Charakter. Wenn in der letzten Zeit angekündigt wurde und auch noch angekündigt wird, daß der Kaiser eine Kundgebung zur Frage- des preußischen Wahlrechts erlassen werde, so yat er offenbar mit Absicht die politische Streit frage mit der jetzigen sozusagen familiären Rede, die nur all gemein deutsche Empfindungen wecken wollte, nicht verquicken wollen. Das völkische Problem in Oesterreich Eine Rebe des Frech«»» von Hussared. Wie», 11. September. (Drahtbericht.) Die Vertreter -er retchsde-tschen Presch waren heute mittag Gäste -es Minister präsidenten Freiherrnvon Hussarek, der tm Verlauf her Tafel sie begrüßt« und «. a. folgendes avsführte: .Zu einem der notwendigsten Elemente zum Verständnis Oester reich« zählt dl« Anpassungsfähigkeit an die Erfordernisse der Zeit >nd über dies möchte ich gerade in Ihrem Kreise, mein« sehr ver ehrten Herren, noch ein Work sagen. Einer der Gedanken, der au« dem Lager unserer Feinde immer wieder, um das Master z» trüben, verkündet wird, ist die Frage von den unterdrückten Völkerschaften und von der Notwendigkeit ihrer Befreiung durch einen Frieden der Gerechtigkeit. Sie gestatten, daß ich da zunächst auf unsere Verfassung Hinweise. Gibt es einen anderen gleich dem unseren au« einer Mehrheit von Völkern zusammengesetzten Staat, der in so nachhaltiger und durchgreifender Weise den Gedanken -er Gleichberechtigung aller Stämme in seine Charta ausgenommen hat, wie die« in Artikel 19 unseres Staatsgrundgesetzes der Fall ist? Und diese Gleichberechtigung seht sich praktisch in das Recht auf Wahrung und Pflege nationaler Eigenart und Kultur um, eine Pflegepslicht de« öffentlichen Lebens, die unter der Obhut des Reichsgerichts steht? Diese Pflicht ist auch kein bloßes Blatt Papier. Besitzt das tschechische Volk nicht ein Schulwesen von der untersten Stufe hinauf bis zu seinen Hochschulen, bi- zu seinen Akademien, das ans der vollen Höhe aller Kultur steht, bas in seinen Erfolgen dem deutschen Unterrichkswesen ebenbürtig zur Seite steht? Aber auch die kleineren in sich nicht so geschloßenen Volksstümme erfreuen sich der nachdrücklichsten Fürsorge der Staatsverwaltung. Gewiß wird die Zukunft den Weg wandeln, daß manches konstitutive Element des Völkerstaates noch mehr hervorgehoben wird, als dies gegenwärtig schon der Fall ist, aber bei diesem Entwicklungsprozeß werden unverbrüchlich zwei Grenzlinien beobachtet werden müßen: die Achtung vor den Rechten und der Verfassung der Länder der ungarischen Krone und die Wahrung des Gedankens de« Einheitsstaates. Auch das Verjüngte Oesterreich wird das «ine kraftvolle Oester reich sein. Als Chef der österreichischen Regierung hab« ich nicht unterlaßen wollen, auf dieses Element des Oestrrreichertums hin- zuweßen, da dem Fernstehenden es v«rborgen bleibt und doch ein Grundpfeiler in unserer Geschichte und unserer Politik ist. Ich darf dieses Oesterreicherkum heute um so mehr hervorheben, als ihm vor allem der Bruderbund mit dem Deutschen Reich« wahre Herzenssache ist. Tausendjährige Geschichte hat uns ver bunden, deutscher Geist, deutsche Arbeit haben in der Ostmark ein Kulturwerk geschaffen, das weite Länder erschloßen und reiche Frucht getragen hat. Möge diese segensvolle Verknüpfung von Deutschtum und Oesterreicherkum auch in Zukunft fortbestehen, mögen die innigen Beziehungen beider Kulturkreise immer weiter sortwirken." Die Salzburger Berhandlrmgerr Eine Feststellung der «Nordd. Alg. Ztg.". Berlin, 11. September. Die .Nordd. Allg. Ztg.' schreibt: «lieber die wirtschaftlichen Unterhandlungen, die gegenwärtig zwischen Vertretern Oesterreich-Ungarns und Deutschlands in Salzburg stattfinden, sind in einzelnen Tageszeitungen und Fachzeitschriften unrichtig« Angaben veröffentlicht wor den. Da diese Nachrichten in den Bevölkerungsareisen, deren wirtschaftliche Interessen von ihnen berührt werden, irrige An schauungen hervorru en können, weisen wir erneut darauf hin, -aß es sich in Salzburg zurzeit nur »m unverbindliche Vorbesprechungen handelt. Der Natur derartiger ver traulicher Fühlungnahmen entspricht es, daß -le Oeffentltchkett über sie nur ganz allgemein gehaltene Auskunft erhalten kann. Mir müßen uns daher auf di« Mitteilung beschränken, datz die Vorbesprechungen, die von den Grundgedanken ausgehen, das Wirtschaftsleben der verbündeten Mächte ohne feindliche Absicht gegen dritte Länder so harmonisch wie möglich zu gestalten und damit das Bundesverhältnis zu vertiefen, zurzeit noch im Fluh stnd Sobald sie «inen gewißen Abschluß erreicht haben, werden die Ergebnisse unter Würdigung ihrer Wichtigkeit und Tragweite von den zuständigen Instanzen mit aller Sorgfalt ge prüft werden, wobei auch die beteiligten Kreise Deutschlands Gelegenheit zur Stellungnahme finden werden. Erst nach Ab schluß dieser Prüfung kann in endgültige und bindende Verhand lungen etngetreten werden.' manchen Maße. Noch stnd unsere Feinde zusammen nicht tn -er Lage, die deiirich erlittenen Verluste an Schiffsraum durch Neubauten aut- zrig^ichc». Der säst nnverbllllt« Raub der neutralen Schiffe durch die Enlenle kann nicht rv ederholt werden. Je mehr Truppen aus den Ver einigten Staaten an 'r« Front kommen, um so größer ist der Bedarf an Schissen für die N?chs«nd»ng des Ersatz«» de« Kriegsbedarf« »nd der L nhrrmgsm liel für dtef« Truppen. Die A»fsllllung der feindlichen 5e?rc dürr.', Am.rlkaner trägt also ihre Begrenzung tn sich. R»r mit schweren Sorgen können die Engländer der Vernichtung ihrer Schisse zu,eben, die nach dem Kriege erst recht für sie ver- I'üiignirveii werden »ird. Denn die »ährend de« Kriege« al« Ersatz gebauten Schisse werden im wesentlichen nicht England gehören, sondern der amerikanischen Konkurrenz, und -1« Hoffnung, sich an der noch zu erobernden deutschen Flott« schadlos zu halten, wird doch nur für sehr phantasiebesable Engländer ein ausreichender Teost sein. Von An fang an Haden denn auch, von -en noch unentschiedenen Kämpfen der letzten Worben abgesehen, unsere Feinde sich weniger auf eine rein mist- iülischr licberlegenheit verlassen, al« auf ihre überwiegenden Leistungen an Menschen und Materialien, und wenn Wahlen allein beweisen würden, stünde« wir fett Jahren im Sklavensoch. Während sie unS mehr und mehr von der Welt abschioßen, glaubten sie UNL> durch Hunger und durch Mangel an -en nötigsten Rohstoffen wehrlos machen und uns in einem Uebermaß von Menschen, Tieren, Kriegkgerät, Robstoflc-n und allem, was aus diesen hergestellt werden kann, förmlich ersäufen zu können. Ihr« Hoffnung schien auf den ersten Blick begründet. Und setzt, nach vier Jahren? In mancher Hinsicht sind seht sic in cer Lage, in Sie sic uns zu dringen gedachten. Wir Haden uns t.cgcn dic Erwartungen der Weil gehalten. Technik und Erfindunqsgelst Haden uns über die schlimmsten Klippen htnweggeholfen, bei unseren Gegnern ni vorübergehender Mangel elngetreten. Fehlt eS unS an Banmivol! ..nd Oelen, so schien unseren Feinden -le Kohlen, die man bock vor ei! ,n braucht; kna^p sind die Lebensmittel hüben und drüben, aber schon heule dürste sich auf diesem Gebiete das Blatt zu unseren Gunsten gewendet haben. Gegen Osten ist die Welt wieder offen für «nS. Die b.-si„icn Gebiete, Rumänien und große Teil« des früheren Rußlands sind für unsere Ernährung erschlossen, während die Zu fuhren unserer Feinde an Lebensmitteln und Rohmaterialien zurück- siehen müssen, gegenüber Len Rufen der Front nach amerikanischen Heeren und deren bleibender Versorgung. Noch auf keinem Gebiet ist unS der Krieg an -le Wurzel deS Leben- gegangen. Bleibt nnr die Hoffnung unserer Feinde, wir werden demnächst mnrrstch eher zusammrudreche« al« fle. Ich kenne dic Psyche unserer Feinde zu wenig, um die Frag« für sie beantworten zu können. Manchmal gewinnt man den Eindruck, als ob Niederlagen, Verlust«, Not und Enttäuschungen ihr« Widerstands kraft dewundernswerterwelse erst recht erhöhten, manchmal scheint aber auch die unbarmherzige Verfolgung derer, die auch nur an den Frieden denken, in einigen Ländern auf kein allzu großes Vertrauen tn die Festigkeit der Volksstirnmung hin- zuweifen. Für Deutschland können wir sicher sagen, daß «S unbeirrt von ollen Meinungsverschiedenheiten in diesem Wettkampf an Ausdauer und innerer Kraft nicht unterliegen wir-, soviel Mühe sich auch unser« Feinde geben, Uneinigkeit zwischen unS zu säen. W i r sind stark genug, unsere Meinungsverschiedenheiten über politische Macht und politischeSRecht bis zu den Lrnährungsfragen herunter, so weit sie auSqefochten werden müßen, auch mitten im Krieg zur Entscheidung zubringen und, wenn wir auf den verschiedensten Gebieten die Wahrheit ungeschminkt sagen, manchmal sogar mehr al« Lle Wahrheit nötig ist, so bleibt das eine häusliche Angelegenheit, im ker kein Dritter Nutzen ziehen kann. Weit über all dem steht für jeden von uns da« Bewußtsein, daß wir vrn einem Fleisch und Blut sind, und daß «ir in der Stund« der Gefahr erst recht Zusammenhalten müßen. Eine Pflicht aber haben wir allerdings alle, und ich anerkenn« sie, auch für meine Perfon: S»t«ckschte Hoffnungen müssen verhütet, berechtigte Forderungen müsse» erfüll» werden, vnd zwar rechtzeitig, tatsächlich bestehenden Schäden muß abgeholfen werden. Maßgebend scheint mir in dieser Beziehung das Schicksal der preußischen Wahlrechtsvorlage, einer längst nicht mehr preußischen, son- kern eminent deutschen Frage, schon unter dem Gesichtspunkt, daß un verkennbar von der Entscheidung dieser Frage auch da« größere oder geringer« Maß von Vertrauen abhängt, -aS die Bevölkerung nicht bloß der preußischen, sondern auch der ReichSregterung «ntgegenbrtngt. lind es bedarf keiner Auseinandersetzung, in wie hohem Gab« wieder die Stimmung der Bevölkerung durch Vorhandensein ober Mangel ge rade dieses Vertrauen« bedingt wird. Eine weiter« AlnLLSschiebung der Entscheidung, darüber herrscht jetzt wohl fast vollständige« Einver- stündniü, ist nicht angängig, so schwer man auch eine Auflösung und Neuwahl während de« Kriege« nehmen mag, die übrigen« durchau« nicht so viel« Gegensätze aufrühren würde, »i« da« Neuwahlen tun, die unter einer weniger klar umgrenzten Parole stakt- sinden. (Ein solcher Streit aber wird wohl nicht minder heftig sein, ober er rührt nicht so viel« Tiefen auf.) 3m übrigen kann meine« Da fürhaltens die Entscheidung der preußische« Regierung al« getroffe» angenommen werden: geht nicht au« der Kommission de« Herrenhause« das gleiche Wahlrecht hervor, wird sie auflösen. lieber den Ausgang dieser Wahl »ird heut« wohl nirgend« mehr Zweifel bestehen. Wenn sich die Regternng bemüht hat »nd heute noch bemüht, «ine Ver ständigung zustande zu dringen, um den Wahlkampf im Kriege zu ver meiden, so tut pe damtt nur ihre Pflicht. Rur dürfen dl« Gegu« nicht hoffen, dl« Vorlage etwa »us dem Wege der Berßhlechten», tu i In einem der kleineren Säle bei Schult« trifft man tm Rahmen einer Sonderau«stell»ng der Künstlergruppe Chemnitz auf eine sonderbare Erschein»«-, aus die hier wenigsten« mit einem kurzen Wort yingewi-esen sei. Gustav Schaffer holt sich seine Motive au« dem religiösen Stosskreis. E« ist offenbar fein Atel, mit der farbigen Lein wand etwa die Wirkung zu erreichen, di« der fest zupackenden, harten Art der frühen Holzschnittkunst beschieden ist. Der Weg: schärfste Konzentrierung, derbe, ost eigenwillig bi« an« Grote«k« hin reichend« Charakterisierung de« Wesentlichen. Am besten gelang ihm da« bei der .Gefangennahme', einem Bild, von dem starke Schauer au«gehen, die zum Teil auf der GefühlSgewall, mit der der Vorgang «rsatzt und aus gestaltet wurde, beruhe«, zum Teil auch auf der geschickt herausgearbei- teteq, unheimlichen Dämmerdeleuchtung. Auch die anderen Stücke stnd interMant (.Gethsemane', .Kreuzabnahme', .Hiob', .Der Aszet"), wenngleich st« durch Ucbertretbunarn und Verzerrungen hier vnd dort stören. Iedenfallt: Hier ist ein Mann, der eigene Weae aeht und den man tm A»ge behalten mag. Eberhard Buchner. Maz Dauthendey s Schwedische Zeitungen veröffentlichen, wie das ,B. T.' meldet, die Todesanzeige Max Dauthendey«, der plötzlich und schmerzlos, von Freunden umgeben, in Malung auf Java gestorben ist. Da seine Frau, eine Schwedin von Geburt, di« Anzeige unterzeichnet hat, ist leider an der Wahrheit dieser Kunde nicht zu zweifeln. Viele SehnsuchtSrus« hat Dauthendey, den der Ausbruch de« Welt kriege- auf Sumatra überrascht«, an die deutsch« Heimat gesandt. Ein schlichte« Dokument seiner Heimat-lieb« war der kleine Gedichtdand .De« großen Kriege« Rot', von dem einige« erst in Sumatra gedeuckt wurde, bevor der Gruß -e- Dichter- den Weg tn die Heimat finden konnte. 'Er selbst hat ihn nun doch nicht mehr finden dürfen. Vergeb lich bemühten sich Schweizer Schriftsteller bei den Engländern um freie- Geleit für den kranken Sänger so vieler süßer Lieder. Well Dauthen dey im Jahr« ISIS noch nicht fünfzig Jahre alt war, wurde da« Gesuch abgeschlagen. Unter den vielen, die in diesen Jahren unschuldig Schwere« letten mutzten, wird dieser Lod de« verbannten deutschen Sänger« uns in der Heimat unvergeßlich bleiben. St-dttsch« Theater. Siegfried Gtedton, der Verfasser des Drama« .Arbett', ist zur Teilnahme an den letzten Proben in Leipzig eingetroffen und wird der am Sonnabend, den 14. September, im .Alten Theater' stattfindenden deutsche» Uraufführung seine- Werket persön lich beiwohnen. ' ' Erßftmmg der M»sk«r Laudesousftell»»». Ja Mt»sk wurde d»rch Generut ». F»rtz,»tzG», die Muster k«»d,V«»s- stellung eröffnet, in der Kunstwerke and kunstgewerblich« Alter tümer aller Art der Oesfenllichkeit zugänglich gemacht werden. Dabei tritt die Bedeutung de« alten Fürstentums Sluzk, zuletzt Eigentum de« Fürsten Hohenlohe, deutlich zutage. Durch verschiedene günstige Umstände hat stch hier das bodenständige weStzrvthenische Wesen fast völlig rein erhalten. ist Friedrich Albi» HoffMNM zum 7S. Geburtstage. Geheimer Rai Prostßor Dr. med. Friedrich Albin Hoffmann, Ordinarius der speziellen Pathologie und Therapie sowie Direktor der medizinischen Poliklinik der Universität Leipzig, vollendet am 18. September d. I. sein 7S. Lebensjahr. Au« einer der hervorragendsten klinischen Schulen Deutschland« hervorgegangen, erfreut stch der Gelehrt« als Kliniker, al« akademischer Lehrer und al« konsultierender Arzt eines hervorragenden Rufe«. In wissenschaftlicher Beziehung hak er stch durch zahlreiche Publikationen die Wertschätzung seiner Fachkollcgcn er worben. Besondere Erfolge waren ihm auf dem Gebiete der Pathologie de- viedett^ mellitus beschieden. Mit Professor Dr. Bock gab er 1874 .Expertmenkalstudien über Diabetes' heraus. Die Erfahrungen seiner langjährigen akademisch-klinischen Tätigkeit hat er in seinen im Druck erschienenen .Vorlesungen über allgemeine Therapie' (18SS) nieder gelegt. Sein .Lehrbuch der KvnstitukionSkrankhetten' (1893) und sein .Atta- der Anatomie de« Mediastinum- im Rönlgenbild«' (1909) werden in Fachkreisen sehr geschäht. Im Jahre 1843 tn Ruhrort geboren, be suchte Hoffmann da« Gymnasium in Potsdam und studiert« in Tübingen, Würzburg »nd Berlin, wo er 1868 di« medizinische Doktorwürde erwarb und al« Assistent von Frerich mehrere Jahre tätig war. 3m Jahre 1872 habilitiert« er sich alt Privakdozenk an der Universität Berlin und wurde 1874 al« Ordinarius und Letter der medizinischen Klinik «nd Poliklinik an die Universität Dorpat berufen. Seit dem Wintersemester 1886/87 wirkt er tn Leipzig. Reichsarchivar Secher s. In Kopenhagen ist der frühere dänische Reichsarchtvar V. A. Secher im Atter von 67 Jahren gestorben. M't ihm ist «in hervorragender Recht-Historiker und ein höchst verdienstvoller Reformator det modernen dänischen Archivwejen- dahingegangen. Secher »ar von Hause au« Jurist, er gründete 1877 gemeinsam mit einer Anzahl jönaerrr Geschicht-forscher die .Gesellschast z»r Ver. öfsen tllchung dänischer Geschtcht«q»«llen', die seither ein« lang, Reihe wichtiger Oxllenwerke herausgegedrn hat. 1903 «r. reichte er die Stellung eine« Retch-archivar- di« er bi« 1915 bekleidete. Er hat bi« Verwendung mangelhafter Papierarten für die modernen Akten in Dänemark öffentlich zur Sprach» geb: acht da- durch «ine Besserung in diesem Punkte herbeigeführt und so dazu bei- getragen, daß dt« Haltbarkeit der modernen Archlvbeständ« in Dänemark »esenttich erhöht m»d verbessert wurde.
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