Volltext Seite (XML)
nämlich nicht weniger als vier preußisch und unterstehen preußischer Berwaltung; Sachsen dagegen hat nur zwei Bahnhöse, den Dresdner und den Bayerischen Bahnhof. Infolgedessen will Preußen die Verwaltung des Cem tralbahnhofes für sich, während Sachsen sie für sich be ansprucht, weil der zu erbauende Bahnhof auf dem Ge biete des sächsischen Staates liegen würde. Hoffentlich wird bald eine Einigung zwischen beiden Staaten er zielt, denn die Leipziger Bahnhöfe sind wirklich erbar mungswürdig. — Auf dem Chemnitzer Personenbahnhöfe ist am Freitag Vormittag der Wagenrückervormann Estler beim Rangiren zwischen die Wagenpuffer gekommen und tödt- lich verletzt worden. — Am Donnerstag früh ' 28 Uhr kam in ChtMNitz in einem Grundstücke im Siadttheil Allchemnitz ein 23 Jahre alter Monteur ums Leben, der dortselbst im Auf trag einer Werkstatt für Präcisionsmechanik und Elektro technik mit der Einrichtung einer elektrischen Lichtanlage beschäftigt war. Aus noch nicht aufgeklärter Urfache war der Luftbehälter des zum Verlöthen der Accumula- torenbatterie benutzten Apparates explodirt und ein Stück von dem Behälter hatte den Unglücklichen so getroffen, daß ihm der halbe Kopf förmlich abgeschnitten wurde. Der Getödtete hinterläßt die Frau und ein Kind. — Wegen einfachen Bankerolts wurde am Mittwoch der Kaufmann Paul Eugen Wolf in Chemnitz, In haber der am 1. Mai sallirlen Wirkwaarenfabrik Wiegand L Wolf, zu der hohen Strafe von einem Jahr Gesängniß verurtheilt. Der Verurtheilte hatte sich um sein Geschäft, das einen jährlichen Umsatz von 300,000 bis 400,000 Mk. zu verzeichnen hatte, so gut wie nicht bekümmert und so war alles drüber und drunter gegangen. Bei dem Krache sand sich eine Unterbilanz von über 200,OoO Mk. vor. Wolf wurde sofort in Haft genommen, wird aber gegen Kaution von 10,000 Mk. wieder auf freien Fuß gesetzt werden. — Die schon seit langer Zeit in der Schwebe be findliche Kasernenbaufrage in Pirua scheint nunmehr in Fluß kommen zu sollen, da jetzt seitens des städtischen Bauamts ein neues Project eingereicht wurde, nachdem das erste die Zustimmung des Kriegsministeriums nicht gefunden hatte. — An Blutvergiftung starb dieser Tage der 27jährige Reinhardt Schmidt aus Schmiedehausen, der in seiner Thätigkeit als Musiker am letzten Sonntag eine Lippen wunde mit seinem Blasinstrumente in Berührung brachte, welches jedenfalls Grünspan an sich hatte. — Wie mitgetheilt wird, hat der vor nunmehr acht Tagen von dem in Brausenstein stationirten Gendarm Göring wegen des Embruchsdiebstahls im Forsthaufe zu Reichstein velhaftete Kutscher Klotz aus Schönfeld i. E. am Mittwoch den Diebstahl vollständig eingestanden. Das noch fehlende Geld, etwa 500 Mk., fand man in einem Seitengebäude in einer Feueresse versteckt. — Die Mittheilung aus Otlsttitz i. B., wonach einer Arbeiterfamilie zusammengewachsene Zwillinge ge boren sein sollten, ist als ein versrühter Aprilscherz zu betrachten, da, wie die „Vogtl. Ztg." erfährt, beim dortigen königl. Standesamte seit dem 19. August 1895 überhaupt keine Zwillingsgeburt angemelvet worden ist. — Seit länger als einer Woche ist der Reisende einer Garnhandlung in Neugersdorf verschwunden. Der Flüchtige soll sich der Unterschlagung von Jncaffos in Höhe von etwa 3000 Mk. schuldig gemacht haben — Herr Commerzienrath Georg Adler in Buchholz, der am 3. März 1846 in Plauen durch ein ausgezeich netes Meisterstück Buchbindermeister wurde, wird am 24. März das 50jähiige Jubiläum seines weltberühmten Cartonnagengeschäfls feiern. — Beim Abbruch der Scheune des Herrn Mahnert in Kobeln bei Riesa wurde in der Mauer des Kellers ein Topf mit Geld gesunden, gegen 300 Stück an der Zahl, welche die Jahreszahlen von 1735 aukweffen Der Topf dürste wohl in den Jahren von 1812 bis 1813 eingemauert worden sein. — Das Kirchenbuch der Parochie Lievstadt enthält 7 Bände, ist 1594 begonnen und bis zur Gegenwart ununterbrochen fortgeführt worden. Als besonders interessant ist aus dem Taufregister zu erwähnen die Taufe zweier Türkenkinder im Jahre 1690, sowie eines Solvatenkindes, bei welchem die ganze Compagnie Pathen stelle vertrat. Das Sterbecegister von 1633 weist 271 infolge der Pest vorgekommene Sterbefälle auf. — In Fraureuth plant man eine elektrische Bahn Fraureuth-Stempleis-Hessen-Werdau. Der Gemeinderath hat sich bereits mit der Angelegenheit beschäftigt. Der Verkehr zwischen Fraureuth (Porzellansabrik) und Werdau ist ein recht lebhafter. — Die in der „Schutzgemeinschaft für Handel und Gewerbe" vereinigten 300 Handel- und Gewerbetreiben den von Zeitz und Umgegend geben ihrein Publikum bekannt, daß sie fernerhin den gelieferten Waaren stets die Rechnung beifügen werden, wie dies im Großvcrkehr längst üblich und selbstverständlich ist. Zugleich wird betont, daß diese Einrichtung weder eine Schroffheit noch Mahnung werden soll, vielmehr glauben die Mitglieder damit eine Annehmlichkeit einzuführen, indem der Em ¬ pfänger sogleich erfährt, was die Waare lostet, um spätere Differenzen zu vermeiden. Deutschsx R^-rchsLsg. 59. Sitzung vom 13. März. 1'/r Uhr. Das Haus tritt in die zweite Berathung des Colonial-Etais ein. Die Budget-Commission beantragt hierzu die nachfolgenden Resolutionen: Der Reichstag wolle beschließen: 1., den Reichskanzler zu er suchen, alsbald und möglichst noch in dieser Session eine Gesetzesvorlage zu machen, welche die strafrechtliche Ver folgung des Mißbrauchs der Amtsgewalt in den Schutz gebieten außer Zweifel stellt. 2., die verbündeten Re gierungen um einen Gesetzentwurf zu ersuchen, betreffend die Regelung der Militärdienstpfllcht in den Schutzgebieten. 3., die verbündeten Regierungen zu ersuchen, bei dieser Regelung der Wehrpflicht die dort thätigen Missionare während ihrer in einer oeutichen Mijsionsanstalt erfolgen den Vorbereitung auf den Missionsdienst in den Schutz gebieten, sowie sür die Dauer ihrer dortigen Thätigkeit von der activen Dienstpflicht und den militärischen Hebun gen zu besreien. Referent der Budgetcommission, Abg. Prinz Arenberg legt dar, welche Differenzen in Kamerun zwischen Schutz- und Polizeitruppen sich bei den Verhandlungen in der Commission ergeben haben, und welche Kostenunterjchiede zwischen den Schutztruppen in Togo einerseits und Kamerun andererseits. Der Hauptunterschicd liege an dem System, dem Schutz truppengesetze, und hier müsse deshalb eine anderweite gesetz liche Regelung eintreten. Die Commission habe sich ferner mit dem Fall Wehlan und dem gegen diesen Beamten ge fällten Urtheil befaßt. Wehlan habe Verdachtsstrafen ver hängt und Hinrichtungen in geradezu grausamer Weise voll ziehen lassen. Er sei deshalb nur zu 500 Mark und zur Versetzung in eine gleichariige Stellung verurtheilt worden. Diese milde Strafe, und daß eine härtere Strafe überhaupt, resp. ein Vorgehen wegen Verbrechen im Amt nicht habe er folgen können, das hat allgemein noch weit mehr Aufsehen erregt, als die Vergehen selber. Deshalb be- antrage die Commission die erste Resolution. Abg. Schall (cons.) will nochmals seine sittliche Entrüstung über den Fall Wehlan ausjprechen. Wie sei es möglich, daß ein hoher Colonialbeamter sich solche Unmenschlichkeiten gegen unsere schwarzen Mitbürger habe zu Schulden kommen lassen können. Noch ein anderer Fall habe die Gemüther erregt, der Fall Peters. Wenn auch nur ein Theil des ihm Nach gesagten richtig sei, daß er sich nach muhamedanischer Sitte habe trauen lassen, so rechtfertige das doch die höchste sittliche Entrüstung! Redner bittet die Colomalverwaltung künftig noch mehr, als bisher vorsichtig in der Wahl ihrer Beamten zu sein. Die Berwaltung habe viel zu lange solche Dinge mit angesehen. Auch dem Handel mit Branntwein nach Afrika möge dieselbe energischer entgegentreten. Seien doch in Kamerun, mit einer Bevölkerung von 100,000 Köpfen, in einem Jahre für 5 Millionen Mark Branntwein eingeführt. Dieser Branntweinhandel civilisirter Nationen stehe auf einer Stufe mit dein längst verurtheilten Menschenhandel. Fragen müsse er ferner die Regierung, ob die Nachricht zutreffend sei von einer Anstellung dreier muhamedanischer Lehrer in einer Schule in Ostafrika. Director im Auswärtigen Amt Nr. Kayser: In Bezug auf die Würdigung des Missionswerkes in Afrika steht die Reichsregierung ganz und gar auf dem Standpunkt des Vorredners. Ich leugne nicht, daß in den letzten Jahren in Afrika zwei bedenkliche Fälle mit Beamten vorgekommen sind. Der Fall Leist ist erledigt. Der Fall Wehlan schwebt noch. Das Auswärtige Amt hat Alles gethan, um Wehlan nicht nur disciplinarisch, sondern auch strafrechtlich zur Verant wortung zu ziehen. Aber Staatsanwalt und Justizmiuister haben es nach nochmaliger Erwägung für unmöglich gehalten, mit einer Anklage vorzugehen. Redner faßt nochmals die formalen Gründe hierfür zusammen. Die Commission hat nun deshalb eine gcietzliche Regelung vorgeschlagen. Einer solchen bedarf es aber nicht, es genügt eine kaiserliche Ver ordnung. Und um den Wünschen des Reichstages entgegen zu kommen, ist deshalb auch bereits die Verfügung vom Februar ergangen, daß im Ermittelungsverfahren w. nur tue in Deutschland erlaubten processuialischen Mittel Anwendung finden und Berdachtstrafen nicht verhängt werden dürfen. Ich glaube ferner, wir werden noch im Laufe dieses Sommers eine ausgiebige Regelung des Gerichtsversahrens in den Colonien nachfolgen lassen können. Leist und Wehlan waren übrigens schon vorher im Auswärtigen Amt beschäftigt und man konnte sich von ihnen dergleichen nicht verschon. In das Herz hinein können wir natürlich Niemandem schauen. Herr Ur. Passarge, von dessen Vorwürfen der Redner sprach, steht in keinen amtlichen Beziehungen zu uns. Ich habe demselben auch gar kein Hehl daraus gemacht, daß die be treffenden Bemerkungen in seinem Buche unangemessen waren. Von einer angeblichen Unterstützung des Muhamedanismus unsererseits kann gar keine Rede sein. Wären wir so ver blendet, so würden wir uns selber schaden, denn der Muhame danismus ist unser Feind. Was die betreffenden muhame- danischen Lehrer angeht, so haben wir die betreffenden Fragen dem Colonialrath vorgelegt und der hat die Etatspositwn nach Anhörung zweier Missionare, die sich ebenso darüber äußerten, wie Herr Schall, gestrichen. Mit der Eindämmuug der Branntweinpest haben wir schon gute Erfolge erzielt. Ehe wir nach Kamerun und Togo kamen, war der Brannl- weinhandel noch viel schwungvoller, als heute. Redner ver breitet sich hierüber ausführlich und stellt sest, daß der Spiri tuosen-Export von Hamburg nach Kamerun von circa 7V- Millionen Mark im Jahre 1890 auf 41- Millionen im Jahre 1894 gefallen sei. Und in diesem Betrage stecke auch der Werth an Fässern, Gläsern, der nicht unbedeutend sei, weil die Neger sehr auf die Außenseite sehen. Immerhin müssen wir uns gegenwärtig halten, daß die Zeit der Träu mereien vorüber ist, und wir nicht kosmopolitischen Idealen nachjagen dürften, falls wir nicht wollen, daß uns andere Nationen das Brod nehmen. Abg. Beckh (frcis.) warnt vor übergroßem Eifer in der Colonialpolilik. Das Schicksal der Italiener in ihrer Colonie Eritrea sollte uns abschrecken. Auch muß in der Verwaltung unserer Colonien die Schneidigkeit der Beamten aufhören, man darf dorthin nicht zu junge, unerfahrene Beamten schicken, wie jetzt auch wieder nach Kamerun. Director Kayser bestreitet, daß der mit dieser Bemerkung gemeinte Herr von Kramptz, Nachfolger des Herrn von Stetten, unerfahren sei, und bemerkte dann noch in Folge einer Anregung des Vorredners, es werde in Kamerun die Errichtung eines Sanatoriums erwogen. Abg. Bebel (Soc.): Je länger wir die Colonien haben, desto ungünstigere Erfahrungen machen wir mit ihnen, desto schlechter rentiren sie, desto mehr werden sie für uns zum Schmerzenskind. Die Colonialpolitik ist überall mit Thränen und Blut geschrieben. Auch Ehre haben wir von unseren Colonien nicht, die für uns nur ein Faß ohne Boden sind. Was unsere dortigen Beamten betrifft, jo müßten wir uns vor aller Welt schämen, wenn sie alle wären wie Leist und Wehlan. Schämen müssen wir uns freilich jetzt schon. Redner erklärt dann, er müsse einen bestimmten Fall hier vorbringen, noch ehe Witu englisch wurde. Es handle sich um den bekannten Streit dortiger Allsiedler, Toppen, Künzel und Anderer mit dem Sultan von Witu. Leutnant von Carnap, jetzt in Togo, habe neuerdings über diesen Streit Angaben gemacht, die den bisherigen ganz und gar widersprächen. Ich frage nun: Hal unsere Regie rung auf Grund dieser Angaben Untersuchungen angestellt? Unbegreiflich finde ich es ferner, daß Ur. Peters, der zum Landeshauptmann von Tanganyka defignirl ist, dies Amt hinterher nicht angctrekcn hat, heute 6000 Mk. Pension er hält und seine freie Zeit für Flotten-Agitationen benützt. Wie hat man überhaupt einen solchen Mann zu einem sol chen Posten berufen können? Hat doch Peters auf seiner Expedition für die Aufsuchung Emin's Pascha die Galla's beauftragt, Deserteure seiner eigenen Expedition niedsrzu- schießen. Ist das christlich nnd menschlich? Im Gebiete der Mazakka hat Peters alle Dörfer niedergebrannt, die Leute von den Bäumen heruntergeschossen, ohne sich mit ihnen im Kriege zu befinden, noch dazu von hinten, wie die Spatzen von einein Baume. Das Alles schreibt Peters selbst in sei nem Buche. Da hört doch Alles auf. Ermattete Leute, die lange in seinem Dienste gestanden, hat Peters unterwegs im Stiche gelassen und dem Tode durch Raubthiere preisgegeben. Das ist nun ein Vertreter des Christenthums. (Gras Arnim lacht.) Ja, da Sie dazu noch lachen können, so zeigen Sie nur, daß es in Deutschland Leute giebt, die ebenso denken, wie I>r. Peters. (Beifall links.) Vicepräsident Schmidt: Es ist auf der linken Seite des Hauses der Ruf „Frechheit" gefallen. Ich weiß nicht, von wem, muß aber diesen Ruf ausdrücklich, als der Würde des Hauses nicht entsprechend, rügen! Abg. Bebel (fortfahrend): Auf dein Zuge nach dem Kili mandscharo lieb Peters ein eingeborenes Mädchen, das er mit seinen Zärtlichkeiten verfolgte, hängen, ebenso den Ge liebten des Mädchens, einen Eingeborenen. Lieutenant von Bronsart, der zuerst den Auftrag zum Hängen erhielt, ver weigerte freilich die Ausführung, aber ein Lazarethgehilfe sand sich bereit. Der Bischof Tucker von Moschi lehnte des halb später den Verkehr mit Peters, als mit einem Mörder ab. Und solch' einen Menschen stellt unsere Kolonialverwal tung an. Meine Zeugen für dies Alles sind: Oskar Bau mann, Lieutn. Stuhlniann, der Bischof, Missionare, Lieute nant Bronsart von Schellendorf und viele Andere (die Red ner mit Namen nennt). Dabei hat die Ermordung des Mädchens noch weitere schwere Folgen gehabt, denn ihr Bruder floh zu den Dschagga's und bei diesen herrscht Blut rache. Es entstand der Krieg, in welchem die Offiziere von Bülow und Wolffram fielen. Was nun die Fälle Leist und Wehlan angeht, so ist allein schon das milde Urtheil gegen Letzteren eine Schmach für Deutschland. Wie urtheilt auch die Generalsynode über die schrecklichen sittlichen Zustände in den Kolonien, die der Reichsrcgierung freilich schon bekannt jein müßten. Redner geht dann noch näher auf den Fall Wehlan ein, an dem Urtheil Kritik übend. Mein Verstand ist nicht fähig, zu begreifen, daß man bei uns solche Elenden nicht soll fassen können. Wem fällt da nicht das Wort des Justizministers ein: Wenn zwei dasselbe thun, ist es doch nicht dasselbe! Wenn unsere Kolonisation solche Früchte zei tigt, dann wollen wir lieber erst im eigenen Lande civilisiren. Director Ur. Kayser: Das Strafgesetzbuch gilt für alle Europäer in den Kolonien, aber die Pfandwciber sind doch keine legale Einrichtung, so daß gegen Leist aus thatsächlichen Gründen nicht eingcschritten werden konnte. Wie das Aus wärtige Amt über den Fall Wehlan denkt, ist ja doch bekannt. Das Urtheil der Generalsynode hat sich auf die Kolonien überhaupt bezogen, nicht auf unsere Beamten. Im Falle Witu hat das Reich sür die Hinterbliebenen der Ermordeten eine ausreichende Entschädigung durchgesetzt. Was Ur. Pe ters betrifft, so schicke ich voraus: Wenn man die Afrika- reisenden länger kennt, so begreift man auch die Thaten der alten Entdecker. Diese Leute leben Jahre lang in der Wild niß und gerathen dadurch zu ihren Landsleuten in gewissen Gegensatz. Auch Pizarro, Amerigo Vespucci, Cortez sollen brutale Grausamkeiten verübt haben. Wer hat da Recht? Drüben beurtheilt man die Dinge anders, als bei uns, wo inan sich nur auf's Kritisiren legt. Von Einem freilich hat Fürst Bismarck unter dem Beifall der ganzen Nation hier ausgesprochen, er sei ohne Schuld aus dem dunklen Erdtheil zurückgekehrt. Das war Wißmann. (Grober Beifall.) Ur. Peters Fall am Kilimandscharo ist untersucht, sein Verhalten aber nicht als schuldhaft befunden. Das Mädchen ist wegen wiederholten Fluchtversuchs hingerichtet. (Rufe links: Un erhört, Schandthaten!) Wir beklagen diese Thatsachen durch aus (Ruf: Sühnen Sie diesen Skandal doch!). Ja, wenn man das Interesse der Disciplin bedenkt, das subjective Ver schulden ist nicht nachgewicsen. <Große Unruhe links.) Ja, wenn uns Peters sagt, das mußte im Interesse der Disciplin geschehen, so können wir doch nicht das Gegentheil Nach weisen. Seine Schuld ist jedensalls nicht erwiesen. Redner verliest noch einen Erlaß des Reichskanzlers, in welchem den pflichttreuen Beamten Schutz zugesagt wird, sie aber ermahnt werden, sich allen Mißbrauchs der Amtsgewalt zu enthalten. Abg. Lieber (Ctr.) spricht seine Freude über diesen Erlaß aus, findet aber den Fall PetcrS sehr ernst. Peters sei nicht mit Cortez und Pizarro zu vergleichen, deshalb sei auch keine Kolonialpolitik begonnen, um deutsche Pizarro's zu züchten. Wenn Peters das Mädchen hängen ließ, zu dem er in in timen Beziehungen gestanden, so ist das die schimpflichste Gemeinheit. (Ruf: An den Galgen!) Solche Männer machen uns vor aller Welt verächtlich, so darf es nicht weiter gehen. Die Weiterberathung wird bis Sonnabend vertagt. Bermtschres. Allerlei. Zu einem argen Exceß zwischen Civil und Militär kam es in Cassel in der Caftenalsgasse. Die Cwilisten richteten einen Unteroffizier und einen Kanonier des 1 l. Artiüerieregiments sehr übel zu. Ersterem wurde förmlich die Nase auS dem Gesicht geschnitten. Der