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Schönburger Tageblatt Filialen: in Altstadtwaldenburg bei Herm Kaufmann Otto Förster; in Kausungea bei Herrn Fr. Janaschek; in Langenchurs dorf bei Herrn H. Stiegler; in Penig bei Frau Kaufmann Max Härtig, Leipxiqerstr. 163; in Rochsburg bei Herrn Pau! Zehl; in Wolkenburg bei Herrn Ernst Rösche; in Ziegelheim bei Herrn Eduard Kirsten. Erscheint täglich «it Ausnahme d« Tage nach «onn- und Festtage». gbmahme von Inseraten für di- nächster- schonende Nummer bis mittags 12 Uhr. Der /iEuementspreis beträgt vierteljähr lich 1 «t. ss Pf, Einzelne Nrn. 5 Pf. Inserate pro Zeile 10 Pf., Emzef. 20 Ps. Expedition: Waldenburg, Obergaße 291L. und Watöenburger Anzeiger Amtsblatt für -sn Stcrdtrcrtb zu Maldenburg. Zugleich weit verbreitet in den Städten Penig, Lunzenau, Lichtenftein-Callndsrg, und in den Ortschaften der nachstehenden Standesamtsbezirke: Altstadt-Waldenburg, Braunsdorf, Callenberg, St. Egidien, Ehrenhain, Frohnsdorf, Falken, Grumbach, Kaufungen, Langenchursdorf, Langen- leuba-Niederhain, Langenleuba-Oberhain, Niederwiera, Oberwiera, Oberwinkel, Oelsnitz i. E., Reichenbach, Remse, Rochsburg, Rüßdorf, Schlagwitz, Schwaben, Wolkenburg und Ziegelheim. -M 49. Freitag, den 28. Februar 1896. Waldenburg, am 27. Februar 1896. Der Gerichtsvollzieher des Kgl. Amtsgerichts das. Kerstan. Montag, den 2. März 1896, nachm. '/-2 Uhr sollen in Langenchnrsdorf (Sammelort: Heinrich L-tieglers Schankwirthschast) 11 Strumpfwirlerstühle meistbietend gegen Baarzahlung versteigert werden. keilen, man dachte wohl an die englische Expedition gegen den Negus Theodor von Abessynien in den sechziger Jahren, die dem Schalten dieses Tyrannen bald ein Ende machte. Unter dem Vorwand, für die italienischen Truppen kühlere Sommer-Ouartiere erringen zu müßen, drang man in das gebirgige Innere vor, hatte auch, mit Ausnahme der Vernichtung einer kleinen Colonne durch die abessynische Uebermacht bei Saati, Glück. Der da malige König Johannes von Abessynien hatte mit den Mahdisten im Sudan zu kämpfen und ebenso mit auf rührerischen Vasallen, unter welchen besonders Menelik von Schoa sich eifrig um die Gunst der Italiener be mühte. Menelik erhielt von den Letzteren auch Waffen und Geld, und als der Negus Johannes in einer Schlacht gegen die Sudanesen siel, wurde Menelik von der italieni schen Regierung sofort als Negus, als Oberkönig von Abessynien anerkannt, und er sicherte darauf vertrags mäßig der italienischen Regierung das Protectorat über sein Land zu, dergestalt, daß er nur durch Italiens Ver mittelung mit fremden Staaten unterhandeln wollte, und versprach auch verschiedene Landabtretungen. Soweit war Alles schön und gut, aber als Menelik den Vertrag erfüllen sollte, da machte er erst Ausflüchte, weigerte sich dann ganz offen, entsandte sogar Gesandt schaften nach Paris und nach Petersburg, um Unter- stützung zu erbitten. Diese Unterstützungen erhielt er nun freilich nicht, wohl aber ließen russische und fran zösische Emissäre eS an Aufreizungen nicht fehlen, die Franzosen machten ein famoses Waffengeschäft nach Abessy nien, und Menelik setzte sich offen gegen Italien zur Wehr. Da es aber über kleinere Angriffe nicht hinaus kam, unterschätzten die Italiener ihren Gegner so voll ständig, daß sie, wie schon weiter oben gesagt, ihre gegen Abessynien im Felde stehenden Truppen verringerten, während der abessynische König in aller Stille sein ge waltiges Heer ausrüstete. Als er dann bei Amba Alagi eine italienische Colonne überfiel und aufrieb, da gingen erst den Italienern die Augen aus, sie erkannten, wie die Sache stand. Noch zum Beginn dieses Jahres hoffte man in Rom, eine mäßige Truppensendung nach Afrika werde genügen, um Menelik den Garaus zu machen, man hoffte auch, dessen Armee werde sich nicht lange zusammenhalten können. Nichts von alledem. Der abessynische König vermeidet cs sorgfältig, eine offene Feldschlacht anzu nehmen, er hält sich in starkbefestigtcn, durch ihre natür liche Lage geschützten Stellungen, für welche die italienische Armee zu einem Sturmangriff noch zu schwach ist. Der Plan der wohlberathenen abessynischcn Heeresleitung geht offenkundig dahin, die italienische Kriegsmacht von der Küste fort immer weiter in das an Terrainschwierigkeiten so reiche Land zu locken, einen Aufstand der Bevölkerung zu entfachen, und schließlich durch Hunger und kleinen Kampf aufzureiben. In diese Falle wird der italienische General sicher nicht gehen, aber er kann auch nicht dauernd an seiner jetzigen Position kleben bleiben, denn die Autorität würde zweifellos darunter leidm, wenn die Orientalen sehen, daß er nichts ausrichten kann. Ein schneller und entscheidender Sieg kann allein helfen, politische Vortheile und auch finanziellen Nutzen bringen. Italiens Stellung am Rothen Meere bleibt, da sich "WalStttburg, 27. Februar 1896. Bis zum Vorjahr hatte das Königreich Italien sehr schwere finanzielle Sorgen und ein zeitweise unheimlich großes Deficit in dem Staatshaushalt. Betrug es doch ür manchem Jahr über hundert Millionen Mark. Mi nisterpräsident CriSpi unternahm es, dies Deficit zu be seitigen, es gelang ihm dies auch im Jahre 1895, zum Theil durch Erhebung neuer Steuern, zum Theil durch eine außerordentliche Sparsamkeitsmaßregel. Von ein sichtigen Freunden Italiens wurde damals dringend ge- rathen, es hierbei nicht bewenden zu lassen, sondern eine gründliche Verwaltungsreform vorzunehmen, die Italien Mehr noth thut, als sonst etwas. Nicht nur daß die Verwaltung sür den geldarmen Staat eine viel zu kost spielige, für einflußreiche und begüterte Privatpersonen läßt die Verwaltung „fünf oft eine gerade Zahl sein", und auf Kosten der armen Bevölkerung wird die Staats kaffe um größere Summen geschädigt. Herr Crispi hat hiervon in der Hauptsache abgesehen, einige kleine An ordnungen, die er Iras, wollen wenig besagen; er fürchtete wohl in ein Wcspennetz zu fassen, denn von den heutigen Verhältnissen ziehen in der That Politiker aller Parteien Nutzen. Und doch hatte s^che Reform Italien in der nun wie er "N a n Gewalt hervorgebrochenen Finanznoth so wesentliche Dienste geleistet Der italienische Staat steckt wieder in einem argen Mißgeschick, und, wie hervorgehoben werden muß, ist die Negierung nicht ohne Schuld. Zu den weitgehenden Sparsamkeitsmaßregeln, welche die italienischen Finanzen wieder in Ordnung bringcu sollten, gehörte auch die Vcr. Minderung der m der italienischen Colonie Mafsaua am Nöthen Meere stehenden Truppen. Der dort befehligende General Baratieri soll mit der Verminderung seiner Streitkraft durchaus einverstanden gewesen sein, genau genommen, er hat damit einverstanden sein müßen. Aus dieser Verminderung ist nun für Italien die schwere Ver legenheit des abefsynischen Krieges entstanden, die noch dazu außerordentlich kostspielig ist, und das mühsam wie der hergestellte Gleichgewicht zwischen Staats-Einnahmen und Ausgaben von Neuem über den Haufen wirft. König Menelik von Abeßynien hat die Unklugheit seiner italienischen Nachbarn benützt und mit Hilfe kricgsge- wohnter und kriegstüchtiger Häuptlinge eine Armee aus gerüstet, welche fast hunderttausend Mann stark und wohlbewaffnet ist, und diese Macht zwingt nun Italien zu einem regelrechten Kriege, welchen man in Rom weder gewünscht, noch erwartet hat. Man muß die erforder lichen Streitkräfte, da eine Mobilisirung vermieden wer den soll, den Garnisonen in Italien entnehmen, und die ohnehin nicht erhebliche Friedensstärke der italienischen Armee wird dadurch über die Gebühr beeinträchtigt, die richtige Ausbildung der Soldaten beschränkt. Als die Italiener die ehemals egyptische» dann aber in Folge der Räumung des Sudan herrenlos gewordene Stadt Maßaua besetzten, rechneten sie von vornherein auf eine Oberhoheit für da«. Hinterland, für Abeßynien und für einen Theil des Sudan. Denn Maßaua allein hat wenig Werth, die glühende Hitze, welche dort einen großen Theil des Jahre« herrscht, macht für Europäer den Aufenthalt recht unbequem. In Rom erwartete man wohl von den Abeßyniern keine besonderen Schwierig Witterungsbericht, ausgenommen am 27. Februar, nachm. 4 Uhr. Barometerstand 762 MIU. reducirt aus den Meeresspiegel. Thermometerstaud 4- 1" 6. (Morgens 8 Uhr — 1".) Feuchtigkeitsgehalt der Luft nach Lambrechts Polymeter 58"/n. Thaupunkt — 7 Grad. Windrichtung: Ost. Daher Witterungsausstchten für den 28. Februar: Heiter bei wechselnder Bewölkung. auch die Sudanesen rühren, in jedem Fall unerquicklich. Die starke Truppenabgabe nach Afrika schwächt die euro päische Armee, die Geldausgaben sind leidig für die Finanzen. Und doch muß Italien als Großmacht in jeder Beziehung seine Stellung wahren. E» kann es nur, wenn es die Reformen verwirklicht, die schon seit Jahren verlangt, seit Jahren verschoben werden. Politische Rundschau. Deutsches Reich. Der Kaiser hörte am Mittwoch den Vortrag des Chefs des Civilcabinets, wohnte der Schlußbesichtigung der Militär-Turnanstalt an und empfing mittags im Schloße den bisherigen Chef des Generalstabes des 2. Armeecorps, Obersten von Prittwitz. Verschiedene Blätter melden, dem Reichstage werde in der nächsten Zeit ein Nachtragsetat über die Neuorgani sation der vierten Bataillone zugehen; es werden auch bereits die Summen dieses Etats angegeben. Wie die „Nat.-Ztg." erfährt, ist die ganze Frage noch mitten in der Durcharbeitung, so daß sichere Mittheilungen über Einzel heiten noch nicht gegeben werden können. Ueber die Zeit, wann dem Reichstag der Nachtrag zugehen wird, steht gleichfalls noch nichts fest. Bestimmt ist nur, aber auch nicht neu, denn der Kriegsminister hat es selbst wieder holt gesagt, daß die Neuorganisirung sich innerhalb der jetzigen Friedenspräscnzstärke bewegen wird und daß die Mehrkosten so gering als möglich bemeßen werden sollen. Der brandenburgische Prooinziallandtag vollzog in seiner letzten Sitzung am Mittwoch die durch das Aus scheiden des Herrn v. Levetzow nöthig gewordene Wahl eines neuen Landesdirectors der Provinz Brandenburg. Aus der Candidatenliste standen zwei Herren: Freiherr v. Manteuffel-Cossen und der Landrath des Kreises Niederbarnim, v. Waldow. DaS Resultat der Abstim mung war die mit überwiegender Mehrheit erfolgte Wahl des Frhr. v. Manteuffel, der dieselbe dankend annahm. Die Neichstagscommission zur Vorberathung des bürger lichen Gesetzbuches nahm Mittwoch die ZZ 692 — 727 (Gesellschaft) ohne Abänderungsanträge an und ging dann zur Berathung des Vereinsrechts (ZZ 21—85) über. Gegen die Bestimmungen über das Vereinsrecht werden bekanntlich die meisten Ausstellungen erhoben. Ein christlich-socialer Parteitag unter Anwesen heit von 200 Delcgirten wurde am Mittwoch in Frank furt a. Main abgehalten. Die folgende Resolution wurde beschloßen: „Wir constituiren uns hiermit als selbständige Partei und bestätigen das Eisenacher Programm vom 6. Juni 1895. Wir bekämpfen nach wie vor jede conservative Richtung, die der Politik der Mittelparteien grundsatzwidrige Concessionen macht, ebenso wie einen ConservativiSmus, der einseitig materielle Interessen ver tritt. Wir erstreben auch in Zukunft eine größere ökonomische Gleichstellung von Reich und Arm und die gesetzliche Unterstützung der Bestrebungen der wirthschaft» lich Schwächeren. Aber wir verwerfen radicale Theorien, welche die absolut ökonomische Gleichheit Aller vertreten. Ebenso bekämpfen wir die Machtentfaltung übergroßer Vermögen, insoweit sie die Freiheit der Staaten und die Wohlfahrt des Volkes gefährden." Hofprediger a. D. Stöcker sprach auf dem Parteitage am Mtt»