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Schönburger Tageblatt Dienstag, den 7. Dezember 1926 - Nr 284 49. Jahrgang. Aussprache zwischen Stresemann, Briand nnd Chamberlain Zugleich weit verbreitet in den -Ortschaften der Standesamtsbezirke Altstadt Waldenburg, Bräunsdorf, Callenberg, Frohnsdorf, Falken, Grumbach, Kaufungen, Langenleuba Niederhain, Langenleuba-Oberhain, Langenchursdorf, Niederwiera, Oberwiera, Oberwinkel, Reichenbach, Remse, Schlagwitz, Schwaben, Wolkenburg und Ziegelheim Lie Reichsregiernug hat »c« polnischen Anspruch aeaen die RtichstagKerklärnng zu »en Se»ei»dtwahlen in Oder- schlefit» zniückglwiesen. Ler Böltkrtnnderat tritt heute Monta, in «ins z«- samme«. I» de« RS»«en »er Reichsbank fand a« Kreita, eine «bschi.defeier für den in den Ruhestand tretende» Vize- prSsidentr» der ReichSbank »eheimrat Kauffma«« statt. Lie deutsch russischen Besprechuugen in Berlin find »och nicht zum Abschluß getankt. Lie interalliierte Ks»trsllks»«isfio« soll a« 1. April abgebaut werde«. Lie Londoner Jndufiriebesprechnnge» sind beendet. Lie italienische Regierung geht schnrf gekt« die Ko«- mnniste« vor. In »riecheuland wird sich heut« Moutag ein Kabinett Isimis der Kammer vorftelle». vr. Luther hat von Rio de Janeiro aus die Heimreise ang,trete«. Wmtlieher Teil Mittwoch, den 8. Dezember 1926, Borm. 10 Uhr sotten im gerichtlichen Pfandraume 41 Dutzend Damenstrümpfe meWielend gegen sofortige Barzahlung versteigert werden Der Gerichtsvollzieher des Amtsgericht» Waldenburg, den 6. Dezember 1S26. 'Waldenburg, 6. Dezember 1926. Am heutigen Montag tritt in Gens der BöKer- bundsrat zusammen. ES ist dies die erste Tagung nach dem Eintritt Deutschlands in den Völkerbund, und es wird sich nun zu zeigen haben, wie weit Deutsch land in der Lage sein wird, seine Interessen im Völker bundsrat zu vertreten. Die für die Tagung aufgestellte Tagesordnung gibt in dieser Hinsicht keinen Anlaß zu großen Hoffnungen. Es fehlt darin der Punkt, der für Deutschland zur Zeit der wichtigste ist und dec nun schon seit Monaten die Diplomatie und die Presse beschäftigt. Es ist dies die Frage des sogenannten Jn- vestigationsrechts, d. h. des Rechts des Völkerbunde? auf Mehrheitsbeschluß des Rates in Deutschland Unter suchungen vorzunehmen. Ganz wird man allerdings in Genf über diese Frage nicht schweigen können. Das hat selbst Briand begriffen, der nach der Pariser Unterredung mit Cham berlain bei einem Presse-Empfang erklärte, es sei mög lich, daß sich der Völkerbuüdsrat auf seiner jetzigen Ta gung auch mit dieser Frage beschäftigen werde, auch wenn sie nicht auf der Tagesordnung stehe. Besonders anläßlich der Ernennung des Vorsitzenden deS Prü fungsausschusses könne sie aufgeworfen werden, da die Vollmachten des derzeitigen Vorsitzenden, Generals Desticker, ablaufcn. Bekanntlich wird von deutscher Seite dem Völkerbund das Recht bestritten, überhaupt ein ständiges Kontrollorgan einzurichten, da der Ar tikel 213 nur Untersuchungen von Fall zu Fall Vor sicht. Briand ließ dann im Anschluß an diese Erklä rung wieder die bekannte Walze laufen, wieviel Er leichterungen Deutschland schon seit Locarno gewährt worden seien. Die Besatzungstruppen seien um mehr als 8000 Mann vermindert, 2000 Wohnungen seien frcigegeben und ein Reichskommissar ernannt worden Er verwies weiter auf die Begnadigungen der während der Zeit der Spannung verurteilten Deutschen, vergaß dabei aber zu erwähnen, daß selbst dieses nach Locarn) eigentlich selbstverständliche französische Zugeständnis nur dadurch erkauft werden konnte, daß auch deutscher seits dis Separatisten und sonstigen Landesverräter be gnadigt wurden. Nach Aufzählung all der Wohltaten, die Frankreich schon Deutschland erwiesen habe, kam dann wieder der uns nun schon genügend bekam,te Kehr reim: „Immer langsam voran!" Wenn der Versail ler Vertrag — so erklärte Briand — sieben Jahren be steht, so darf man nicht vergessen, daß das Abkommen von Locarno erst seit drei Monaten in der Ausfüh rung begriffen ist, und zwar durch den Eintritt Deutsch lands in den Völkerbund. Was wollen Sie noch mehr? Die internationale Politik kann doch nicht mit der Schnelligkeit eines Filmstreifens ablaufen. und ival-enbuitzer nue^tt Diese« Bla« eathLU die amtliche« Betanstmachuage« de« Amtsgericht« a»d dr« Ttadtrat« zu Waldenburg. Ferner veröffentlich-» zahlreiche audere staatliche, städtische u. GsMerude-Beborde» ihre Bekanutmachusge« r» Schönburger Tageblatt. Verantwortlich für Redaktion, Druck und Verlag E. Kästner in Waldenburg Sachsen. <h,u uad d,« Deulfch«n Z,stuUL»v«l«s«r.»«r«tnr «k. B.) — s«rlag»orl wald«nburg e.ichsan. Auf denselben Ton waren auch die Erklärungen abgestimmt, die Chamberlain nach seiner Unterredung mit Briand gegenüber den Pressevertretern abgab. Mit einer gewissen Genugtuung erklärte er, daß er schon vor sechs Monaten vor zu großen Hoffnungen auf so fortige Erfolge gewarnt habe. Dies? Warnung gelte auch noch heute. Chamberlain erklärte dann weiter, daß er aus der Besprechung mit Briand und aus Nach richten, die er aus Berlin erhalten habe, die Gewißheit erlangt habe, daß sich die Schwierigkeiten- lösen lassen würden. Er fuhr dann fort: Das ganze System der Zusammenarbeit ist auf dem Vertrauen aufgebaut. Die enge englisch-französische Freundschaft ist die unerläß liche Grundlage, auf der dieses Gebäude errichtet wer den muß. Es verpflichtet uns, unseren früheren Geg nern nähcrzukommen und auch Italien in diesen Kreis einzubeziehen. Es ist wesentlich, daß sich die vier Re gierungen näher aneinanderschließen und eins gemein same Politik der Entspannung betreiben und gemein schaftlich an die Lösung ihrer Schwierigkeiten heran treten und das Friedenswerk vollenden. Mit einer offenen Politik werden wir dieses Ziel erreichen. Wir brauchen aber Zeit, denn wir arbeiten nicht für die gegenwärtige Generation, sondern für ihre Kinder, um ihnen das zu ersparen, was wir erlitten haben. Nun wissen wir es also ganz genau. Nach Briand ist die Locarnopolitik kein Filmstreifen und nach Chanr- berlain ist sie erst für die kommende Generatwn bs- stimmt Bei dieser Auffassung braucht man sich nicht zu wundern, daß das praktische Ergebnis der Pa riser Besprechung gleich Null ist. Der „Gaulois" tut es kurz mit den drei Worten ^'-'^^ö^chkelt ohne Ergebnisse. Nicht einmal über die Entwaffnungsfrage ist man sich einig geworden. In einer kurzen Bespre chung — so erklärte Chamberlain ser unmöglich, eme Lösung aller Fragen zu erreichen. Aber er sehe keine Unmöglichkeit, daß man zu einer Verständigung komme, und zwar nicht zu zweien, sondern'auch zu fünfen, womit er alle Unterzeichner des Abkommens von Locartto, einschließlich Italien und Belgien meinte Und wenn Chamberlain selbst das auch nicht mehr erleben sollte, so kann er doch in dem beruhigenden Bewußtsein sterben, daß seine Politik erst für die kom mende Generation bestimmt ist. Oder, wis Briand sagt, sie ist kein Filmstreifen. H^olitisehe -Rundschau. Deutsches Reich Im preußischen Landtag gab der Innenminister Grze- sinski eine Erklärung über die Haussuchungen be den Wlrischaftssührern ab. Die Saarregierung hat die im Januar ablaufenden Abgeordnetenmandate des Landesrates eigenmächtig um ein Jahr verlängert. Staatssekretär Vr. Ernst Trendelenburg ist vom Vö kerbundsrat zum Mitglied des Wirtschastskomitees ernann worden. Staatssekretär Trendelenburg hat die Wahl an genommen. Zu.Ohren hes japanischen Botschafters fand am Frei tag bei Reichsminister vr. Stresemann ein Festessen statt. Am Freitag fand in Berlin der Parteitag der deutsch- konservativen Partei statt. Reichstagsabgeordneter vr. Everling sprach über die politische Lage, Oberfinanz rat vr. Bang über Swatswirtschaft oder Privatwirtschaft. Der Reichsfinanzminister verhandelte im Reichstage mit den Vertretern aller Parteien über die Zuckersteuerfrage. Der Zuckerzoll soll um 5 RMK. erhöht, die Zuckersteuer um 7 RMk. pro Doppelzentner ermäßigt werden. Zu Beginn des nächsten Jahres ist, um für die Zwecke der Wohnungspolilik ausreichende Unterlagen zu erhalten, eine Reichswohnungszählung vorgesehen. Zur Ver wendung kommen zwei Listen: eine Grundstücksliste und eine Wohnungsliste. Der sozialdemokratische Reichslogsabgeordnete Kirsch mann, der den Wahlkreis Koblenz-Trier vertritt, wurde vom sozialdemokratischen preußischen Innenminister als Oberregierungsrot in das preußische Ministerium des Innern berufen. Tie Frage einer Weihnachtszuwcnvnng an die Veamtcir beschäftigte das Reichskabinett in seiner letz ten Sitzung, nachdem vorher Besprechungen zwischen dem Reichsfinanzminister und den Parteiführern statt- qefunden hatten. Die Entscheidung ist erst Mitte d-c- er Woche beim Wiederzusammentritt des Reichstags zu erwarten. Tie deutsch-russischen Besprechungen, die an- äßlich der Anwesenheit Tschitscherins in Berlm statt- mnden, sind wegen der Abreise Dr. Stresemanns nach Renf noch nicht zum Abschluß gelangt. Wenn sie fort gesetzt werden können, läßt sich zur Zeit noch nicht über sehen. Offenbar im Zusammenhang mit diesen Be sprechungen bringt ein englisches Blatt Meldungen über angebliche Beziehungen militärischer Art zwt< schen deutschen und russischen Stellen. Da ähnlichen Behauptungen schon wiederholt entgegengetreten wor den ist, dürfte es sich erübrigen, auf ihre erneute Ver öffentlichung einzugehen, die offensichtlich nur den Zweck haben kann, störend auf die bevorstehenden Ver handlungen in Genf einzuwirken. Industrielle Erschließung des frühere« Fest « . gtläudes von Germersheim. Auf Antrag des Rei kommissars für die besetzten Gebiete hat sich das sran- zösische Armeeoberkommando in Mainz bereit erkl-et, der Stadt Germersheim einen Teil des frühere» Fc- stungsgeländes am Rhein für Industrie-Ansiedlungen freizugeben. Die seit längerer Zeit schwebenden Per-» Handlungen, die der vormaligen Festungsstadt die frei« wirtschaftliche Entfaltung am Rhein sichern sollen, ste- hen dem Vernehmen nach vor einem günstigen Abschluß. Frankreich. Die Botschafterkonserenz hat am Freitag eine Sitzung abgehalten, in der sie sich vorwiegend m.t der deutschen Entwaffnungsfrage beschäftigte. Nach einer Havasmeldung habe sich die Botschafterkonferrnz, bemüht, die Punkte festzustcllen, die das Reich noch nicht zufriedenstellend geregelt habe. Wenn Deutschland sich beeile, die Ausführung der militärischen Klauseln so ?- zusetzen, sei es nicht unwahrscheinlich, -aß unter die sen Umständen die Interalliierte Kontrollkommission in Berlin zum 1. April ihre Arbeiten vollendet haoen könnte. Nach dem „Echo de Paris" und anderen Li s tern ist als Zeitpunkt der Aufhebung der JnteraMnr- ten Kontrollkommission der 1. März genannt worden, den Chamberlain sogar als noch zu weit hinauSUrgenb bezeichnet habe. Man nimmt nach dem „Echo de Paris" deshalb an, daß es nicht überraschend wäre, wenn ein früherer Zeitpunkt als der i. März hierfür bestfi <mt würde. Auch die erwähnte Havas-Meldung reckn-rt mit der Möglichkeit, daß sich der Bölkcrbundörat law- jetzt mit der Frage der Ausübung des Investigativ»«-' rechts in Deutschland beschäftigen werde. Italien. In Piacenza wurden sieben Kommuntsten wetze« Ar- mordung eines Faschisten zu 20 bis l6 Jahren Kerker verurteilt In Görz wurden drei junge KommunM« wegen Verbreitung kommunistischer Flugschriften und Aus reizung zum Klassenkampf zu 4^/, Jahren Kerker verur teilt. - ' - Griechenland. Wie aus Athen gemeldet wird, nahm der Prä-, sident der Republik den Bericht Kafandaris' über das! Einvernehmen aller Parteien entgegen und empfings dann Zaimis, den er amtlich mit der Bildung des Ka binetts betraute. Die unter dem Vorsitz Zaimis' ver sammelten fünf Parteiführer erörterten dann die all gemeinen Richtlinien des Programms der neuen Re gierung, die sich am heutigen Montag der Kammer vorstellen wird. Türkei. Wie in gut unterrichteten Kreisen verlautet, ist beschlos- en worden, demnächst eine türkisch-ltaUenlsche Bank in Konstantinopel zu errichten. Die türkische Regierung hat sich bereit erklärt, Italien verschiedene wichtig« 'Konzes sionen in der Türkei zu gewähren. Amerika. Reichskanzler a. D. vr. Luther hat an Bord des Dampfers .Ventana" die Heimreise nach Deutschland angetreien. Am Pier hatten sich zu feiner VelMchiedstng Erscheint werktägl. Nachm. BezugsoretS mona». ltch im voraus 1bv R.-Psg. frerbi., ausschl,Trägen Linzelne Nr.lv ReichSpf., EonntagS-Nr.20R.-Dk Anzeigenpreise: 6 gejp. Petitzeile 0,1b R.-Mark v. außerhalb veS Bezirkes V.2V R.-Marl, Zgesp' Retlamezeile 0,45 R.-Mark, Linweise auf Anzei- gen und Lingesandte 0,10 R.-Mart, Nachweise- und Offertengebühr 0,20 R.-Mark, Rabatt nach Tarif. Schwieriger Satz (Tabellen) mit Aufschlag. «.gründet ES. Aernsprecher Nr. s. Postschließfach Sir. 8 v-stschecktoni» »Mi Leipzig Nr. <4LL Äankkonto: Bereinidan! zu Eolbitz Filiale Waldenburg Ttadtgirokontv Waldenburg ik. N»batte geltrn nur bet püuHUcher Zahlung, Sei zwangsweiser Eintreibung der RechnungSberrSZe wird jeder Nachlaß Anzeigen dis vsrm. 9 Uhr am Ausgabetag erd-tee» Ausgabe nachmittag» '/»3 Ahr in der Geschäftsstelle iv Waldenburg Sa., Obergane 38. 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