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3. Beilage zu Nr. 277 WnbllM Tageblatt und Wllldenblllgtk AWlgcr Sonnlag, den 28. November 1928 Vom Aespruna der Adveniszelt. Advent und Volksleben. Die frühesten Spuren der Adventsfeiern weisen auf Aegypten, wo schon in früher christlicher Zeit vor dem Weihnachtsfest eine Einleitungsfeier begangen wurde, an die sich vermutlich auch eine Fastenwoche schloß. Späterhin wurde die Adventszeit aus sechs Wochen ausgedehnt, ein Brauch, den die griechisch- orthodoxe Kirche bis heute beibehalten hat. Im sechsten Jahrhundert bestimmte Papst Gregor der Große dann die Dauer von vier Wochen zur weihnachtlichen Vor bereitung und diese Festsetzung hat sich allmählich dauernd eingebürgert. Wann die Adventszeit auch in Deutschland ihren Eingang fand, läßt sich dagegen nicht mit Sicherheit nachweisen. Auf der Synode zu Mainz» die im Jahre 813 stattfand, wird sie jedenfalls noch nicht erwähnt. Andererseits stammt die Bestimmung, Das Kirchen jahr mit dem ersten Adventssonntag beginnen zu las sen, ebenfalls aus alter christlicher Zeit. Sie wurde, wahrscheinlich schon im fünften oder sechsten Jahr- hundert, von der Sekte der Nestorianer eingeführt, ver breitete sich aber nur langsam, denn lange Zeit hin durch herrschte vielfach der Brauch, das Kirchenjahr mit dem Osterfest beginnen zu lassen. In England sängt es sogar noch jetzt nicht mit dem ersten Ad. ventstag an, sondern mit dem Tage Mariä Berkündch- gung, d. h. am 25. März. Im Volksleben spielt die Adventszeit eine wich tige Rolle. Ganz besonders ist dies der Fall in den süddeutschen Gebirgsgegenden, wo die „Klöpfelzeit", wie man die Adventszeit dort nennt, allerhand lustige Bräuche bringt. Und weil in diesen Wochen die Ger ster ihr Wesen treiben, so sollen auch die Kinder, die am ersten Adventssonntag geboren werden, ihr Leben lang Gespenster sehen können und über mancherlei übernatürliche Kräfte verfügen. - Die Erfindungen Watts. Ist er auch der Erfinder der Dampf maschine? James Watt, Hessen 190. Geburtstag in diesem Jahre gefeiert werden konnte, gilt auch heute noch für den Erfinder der ,»Dampfmaschine", aber alle die mit dieser Behauptung zusammenhängenden Erzählun gen gehören in das Reich der Fabel, denn die Dampf maschine bestand, wenigstens im Prinzip, schon lange vor Watts Zeit. Ungefähr ein halbes Jahrhundert vor Watts Ge burt arbeitete Papin an seiner freilich technisch noch kaum brauchbaren Dampfmaschine, aber schon zur Ju gendzeit Watts waren in England zahlreiche Dampf maschinen im Gebrauch, deren Konstruktion auf die Erfinder Savery, Newcomen und Cawley zurückgeht. Indessen bleibt Watt das unbestreitbare Verdienst, durch sehr wesentliche Verbesserungen und Neukonstruk tionen die weitere technische Entwickelung der Dampf maschine in höchstem Maße gefördert zu haben. Aber auch auf anderen Gebieten hat dieser ideenreiche Kops fruchtbare Spuren hinterlassen. So stammt von ihm der Gedanke eines einheitlichen Maßsystems, wie wir es ja heute allgemein haben, und des weiteren geht auf ihn die Erfindung der Kopierpresse zurück. Wie soviele große Erfinder hat James Watt den größten Teil seines Lebens in Sorge und Not gelebt. Schon als Kind war er ungewöhnlich schwächlich, und hatte später viele Jahrzehnte hindurch wirtschaftlich schwer zu kämpfen. Im Jahre 1819 starb er und wurde in der Westminster Abtei beigcsctzt, wo das englische Volk alle seine Größten zur letzten Ruhe bettet. Dt. Aus dem Sachsenlande. — Leipzig. Der Betriebsrat der Großen Leipziger Straßenbahn hat an den Rat der Stadt Leipzig das Er suchen gerichtet, allen Arbeitern und Angestellten der Gro ßen Leipziger Straßenbahn eine einmalige Winterbeihilfe in Höhe von 50 Mark zu gewähren. — Leipzig. Trotz der eingehenden Ermittelungen der Kriminalpolizei und der eifrigen Mitarbeit des Publikums ist es noch nicht gelungen, den Aufenthalt des Mörders seiner Frau und seines Kindes, des Buchhändlers Emil Thiele, zu ermitteln. — Leipzig. Seit einiger Zeit verschwanden aus den Beständen der Staatsanwaltschaft Leipzig wiederholt Akten, ohne daß sich über deren Verbleib etwas hätte feststellen lassen Am Donnerstag vormittag erschien nun an Ge richtsstelle eine Frau, die ein Aktenbündel ablieferte, das sie in der Elster gefunden hatte. Hierauf wurde am Donnerstag nachmittag der 21 Jahre alte Maschinen- schreiber G. unter dem Verdacht, die Akten beseitigt zu haben, verhaftet. G. will die Aktenbündel weggeworfen haben, da er mit Arbeit überhäuft gewesen sei und ge- glaubt habe, sein Pensum nicht erledigen zu können. — Leipzig. Am Donnerstag Nachmittag ereignete sich in einer Bäckerei ein schwerer Unglücksfall. Aus bis her nicht aufgeklärter Ursache explodierte plötzlich ein Dampfbackofen, wobei eine Arbeiterin von den aus dem Ofen schlagenden Flammen erfaßt und schwer verbrannt wurde. Sie wurde ins Krankenhaus überge- sührt. Der Materialschaden ist erheblich. — Frankenberg. Die Stadtverordneten haben den Entwurf einer Kraftdroschkenordnung angenommen. Zur Beschaffung von Schuhwerk für Schulkinder sind 500 M. bewilligt worden. Die Mehrheit des Kollegiums hat den Vorschlag, als vorübergehenden Notbehelf Wohnbaracken oder Eisenbahnwagen anzuschaffen, abgelehnt, aber be schlossen, sofort Ausschreibungen von billigen zweckmäßi gen Häusern unter den hiesigen Baumeistern vorzuberei ten. — Hohenstein-Er. Bei dem auf dem hiesigen Sport platz ausgetragenen Verbandsfußbaüspiel zwischen dem hiesigen ,V. f. L. 05 ' und dem Grünhainicher .B. E." versetzte ein Grünhainicher Spieler dem hiesigen Fußball spieler Semmler einen derartig schweren Schlag gegen das Bein, daß dieses zertrümmert wurde. Der Verunglückte mußte sofort ins Krankenhaus überführt werden. — Döbeln. In der außerordemlichen Generalversamm lung der Döbelner Straßenbahn A.-G. wurde u. a. mit geteilt, daß sich der städtische Autobusoerkehr sehr gut ent wickelt habe und daß auch die Linie Döbeln Roßwein, zu der man erst wenig Vertrauen habe, sehr rentabel sei. Es besteht Aussicht auf Vertrauen der Linie nach Etzdorf- Böhligen-Bruna. Demnächst solle ein weiterer Autobus angeschafft werden. Der Pferdebahnbetrieb soll im nächsten Jahre ganz eingestellt werden. General Sixt von Armin, Korps der im Weltkrieg in der Marneschlacht das 4. . nnd iväter Führer der 4. Armee in Flan dern war, feiert am heutigen Sonnabend seinen 75. Geburtstag. — Cavertitz bei Oschatz. Auf traurige Weife kam der Rittergutsvogt Richter umS Leben. Er wollte am Abfluß eines Teiches Bretter einsetzen. Beim Versuche, ein Brett anzubringen, stürzte er mit dem Kopfe voran in den Ständer und konnte sich selbst nicht wieder her aushelfen. Als bald daraus Hilfe erschien, konnte man ihn nur als Leiche aus dem engen Ständer heraus ziehen. — Schmölen bei Wurzen. Bei den Gemeindewahlen ist die für Sachsen wohl einzig dastehende Seltenheit vor- gekommen, daß in Schmölen bei Wurzen keine einzige bürgerliche Stimme abgegeben wurde. Zwei Kandidaten listen waren ausgestellt, eine sozialdemokratische und eine kommunistische. Zur Einreichung einer bürgerlichen Liste waren nicht genügend Unterschriften aufzubringen, so daß die Aufstellung bürgerlicher Kandidaten unterbleiben mußte. Die wenigen bürgerlichen Wähler und Wählerinnen, die in Schmölen wohnen, dürsten gar nicht gewählt oder weiße Stimmzettel abgegeben haben. — Riesa. Die Stadtverordneten haben die Erhebung eines l50prozentigen Zuschlags zur Gewerbesteuer und zur Grundsteuer mit 14 gegen 14 Stimmen abgelehnt. — Bautze«. In einem Dörfchen nördlich von Bautzen steht ein Kriegerdenkmal. Dieses Denkmal umgibt ein Platz, dessen Respektierung von der hohen Ortsbehörde durch ein Schild mit folgender Aufschrift verlangt wird: Das Betreten dieses Platzes durch Kinder, Hühner und Gänse sind durch etwaigen Schaden abzuhalten. Es sind Ehren-Städte für Jedermann. Der Gemeindevorstand und Angehörige." Die seltsame Verbotstafel ist ein neuer Be weis dafür, baß die deutsche Sprache doch eine „swere Sprak" ist. Immerhin muß man berücksichtigen, daß die Warnung auch auf das Verständnis der Hühner und Gänse zugeschnitten ist, die zu einem aufmerksamen Stu dium der Verbotstafel verpflichtet sind. Aus den Nachbarstaaten. — Greiz. Endlich ist es gelungen, einen Falschmünzer zu verhaften, der seit längerer Zeit hier und in der Um gebung versuchte, falsche Eln- und Zweimarkstücke auezu- geben. Der Verhaftete ist ein Eisendreher aus Dresden, dessen Falschstücke aus Guß und Zinn hergestellt worden waren. — Dessau. Der Arbeiter Gustav Uberschuß, derbem Alkohol ergeben und als gewalttätiger Mensch bekannt war, kam in der vergangenen Nacht betrunken nach Hause und mißhandelte seine Familie. Als er mit einem Messer auf seine Frau losging, ergriff der 18jährige Sohn, der der Szene beigewohnt hatte, ein Beil und ver setzte dem Vater einen schweren Schlag auf den Kopf. Der Getoffene brach besinnungslos zusammen und mußte schwer verletzt ins Krankenhans gebracht werden. Der Sohn stellte sich selbst der Polizei. Allerlei aus aller Welt. * Ein dreifaches Jubelfest konnte kürzlich ein Maurermeister in Landeshut in Schlesien begehen. Er feierte an einem Tage sein 70 jähriges Berufsjubi- läum, das fünfzigjährige Geschäftsjudrlaum und das fünfzigjährige Meifterjubiläum^ . * Passaaierschiffsverkehr «wmeumnde — Danz,--, - Königsberg. Der Passagierverkehr auf dem Seewege Swinemünde - Danzig - Königsberg mit dem Mo wrschnellschiff „Hansastadt Danzig wird am ll. De zember d. I. wieder ausgenommen iveA)en. Das Mo torschnellschiff „Hansastadt Danzig ist in allen dem Publikum zugänglichen Teilen mit Dampfheizung ver letzen, so daß es auch bei rauher Witterung einen an genehmen Aufenthalt bietet. Vermischtes. Gefährliche Konkurrenz für Bildhauer. — Ein interessantes technisches Verfahren, das im Jahre 1861 von dem Franzosen BMeme erstanden wurde und das darauf hinzielt, mit Hilfe Photo graphischer Methoden Skulpturen nach Egendem«» Modell anzuferttgen, ist die sogenannte Photoskulp tur. Das Verfahren lief darauf hinaus, daß von dem betreffenden Objekt zahlreiche Ausnahmen unter ver schiedenen Bedingungen gemacht wurden, die dann zur Herstellung der räumlichen Kopie des Objektes vev- wandt wurden. Mancherlei Vervollkommnungen sand das Verfahren zumal durch Erfindung der Kinemato graphie, so daß schon recht schöne Resultate erzielt wurden. Einen großen Fortschritt auf diesem Gemet hat eine englische Gesellschaft („Cameograph" in Lon don) erzielt, die nach einem neuen Prinzip vorgeht. Hier wird das Modell, z. B. der Kopf eines Men-; scheu stereoskopisch photographiert, während die Schat ten eines Gitters darauf fallen. Mittels der Ausbie gung der zahlreichen Schättenlinien auf den Wölbun gen und Unebenheiten des Gesichts, die natürlich auf den beiden, von verschiedenen Seiten aus aufgenom menen Stereophotographien verschieden find, wird dann mit Hilfe einer besonderen, komplizierten Ma schine die naturgetreue Skulptur des Objektes, also hier des betreffenden Kopfes, in hoher Vollkommen heit hergestellt. Nun macht also die Technik auch dem Bildhauer gefährliche Konkurrenz! Dt. Ein Apparat zur Entölung -es Meerwassers. — In der Londoner Olympia erregte besondere Aufmerksamkeit bei der Schiffahrtsausstellung ein neum Apparat, mit dessen Hilfe es möglich ist, das durch Oelmotoren verunreinigte Fahrwasser von Ozeanstyrs-- fen in einfacher und sicherer Weise zu entölen, ^äcnn der Apparat hält, was er verspricht, so ist er be rufen, sehr viel Nutzen zu stiften, denn durch die wachsende Verwendung von Oelen wird das Meerivassee derart stark verunreinigt, daß vielfach ein großes Fnch- sterben die Folge ist. Die englische Admiralität, die umfangreiche Versuche mit dem Apparat angestellt hat^ beurteilt ihn sehr günstig. . - > Er war in Berlin. Nämlich der bekannte Herr Laver Hinter- meier aus München, dessen witzige Meinungen den Lesern der „Münch ner Illustrierten" bekanntlich Karl Arnold vermittelt. Man wird auch diesmal wieder je nach Temparament mir Wer oder lauter Heitcrkei- fehen und lesen, was er in Berlin erlebt hat und was ei kartier denkt. Auch sonst enthält die neueste Nummer der „MünchnerJllu- Printen" sNo. 48) wieder eine überraschende Fülle des Interessanten. Die Huudertjahrfeier der Universität München bot den Anlaß zu eine« historischen Rückblick aus die Geschichte dieser bedeutenden drnlschen «ul-- turftätte. In eine halbvcrgangene Zeil taucht auch ein Artikel „Da-, Schicksal eines Lasters" hinab, der neue und fesselnd« Ausblicke aus die historische Epoche des Kaisers Franz Jrses eröffnet, dessen Todestag sich nun zum zehnten Male jährt. Ungewöhnliche historische Zusammen hänge sind es auch, die mit einer Schilderung der .Hirschjagden der Herzogin von Uzös" eröffnet werden. Aber mitten in die «eschich!« der Jetztzeit führt eine Schilderung der omerikanischeu „Klottenwacht im Stillen Ozean". Dieses besonders schöne Heft der „Münchner Illu strierten" enthält u a. auch eine „Neue Abendkleider" darstellende Seite, dir insbesondere die Blicke der Frauen fesseln wird. kiNt WM WMU W M M WM Müll R U ö ktz. M VA! Allen Lesern empfehlen wir ein Probeabonnement aus die hochinteressante illustrierte Zeitschrift „Well und Wissen". Diese bringt von ersten Schriftstellern gemein- vnständliche Abhandlungen aus allen Wissenschaften. Jedes Hest, 38 Seiten stark, enthält zirka 20 Artikel, z. B.: Die Welt ohne Kohle. Wie wird unsere Erde unlergehen? Wege zur Gesundheit und Schönheit. Das Leben auf anderen Sternen. Bekämpfung der Krebs- lrankheit. Die Ehe der Zukunft. Entwicklung des Lust- oerlehrs. Die Pflege der Nerven. Di, Macht der Willenskraft. Die Großstadt der Zukunft. Fernphoto graphie. Unendlichkeit im Weltenraum. Da» Geheimr.i, der Träume. Die Deutung von Handschriften. Die Ausheilung der Tuberkulose. Hypnose und Suggestion. Wen soll man heiraten. 24 Stunden richtig leben. Im Jahre 2000. Wie schult man sein Gedächtnis? Probeheft graiis, Außerdem erhält jeder Abonnent von Welt und Wissen eine grotze Hausvivliothek und zwar zu jedem Jahrgang 4 Werke. Er werden zu freier Wahl gestellt: Jlluftr. Wissenschaft!. Werke, Länder- und Völkerkunde, Restebeschnibungen, Sport- u. Körper- pflege, Bücher zur Fortbildung, Historische Romane, Un- terhaltungsromanr, Jugendbücher u. a. Bestellschein An de« Verlag .Wett und Wißen" Berliu-Schöneberg LOS Ich bestelle hiermit die Illustrierte Zeit- fchrift .Welt «ad Wisse«" mit Boch beigaben aus Jahr zur Prob«. Jede Woche ein Heft skr W Pf. Name: „ Wohnung: —