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Schönburger Tageblatt Sommbcnd, den 20. November 1926 Nr 270 49. Jahrgang. Annahme der Arbeitslofen-Bersicherung im Reichsrate Amtlicher Teil Zugleich weit verbreitet in den Ortschaften der Standesamtsbezirke Altstadt Waldenburg, Bräunsdorf, Callenberg, Frohnsdorf, Falken, Grumbach, Kaufungen, Langenleuba- Niederhain, Langenleuba-Oberhain, Langenchursdorf, Niederwiera, Oberwiera, Oberwinkel, Reichenbach, Remse, Schlagwiy, Schwaben, Wolkenburg und Ziegelheim. »-i der am November d. I. stattgefundenen Wahl der Stadtverordneten sind auf die nächsten drei Kalenderjahre gewählt worden: Dom Wahlvorschlag Nr. I (Sozialdemokratische Partei) 1. Schauer, Otto, Maschinenwärter, 2. Bauch, Albin, Oberpostschaff, er, 3. Hultsch, Alfred, Ratsarbeiler, 4. Salzbrenner, Max, Postschaffner, b. Ziegner, Karl, Schlosfergehilse, vom Wahlvorschlag Nr. 2 !«mgtr) 1. Singer, Richard, Prof., Studiemat, 2. Wille, Lmil, Fürst!. Kammersekretär, 3. Lckert, Richard, Handlungsgehilfe, vom Wahlvorschlag Nr. 3 (Winter) 1. Winter, Edwin, Bäckerobermeistei, 2. Kleindienst, Max, Geschäftsinhaber, 3. Kittler, Alfred, Baumeifttr, 4. Häußer, Hermann, Buchhändler, b. Schubert, Ernst, ttlempnermeister. Gegen die Gültigkeit der Wahl und da« Wahlergebnis kann jeder Wahlberechtigte binmn 14 Lagen beim Stadtrate Einspruch erheben Waldenburg, den 18. November 1926. Der Sladtrat sorverungen an Sie, die in der Erfüllung Les Wortes gipfeln: Dulce et decorum est pro patria mori. Der Offi zier muß eine Führernatur sein und jederzeit muh er im Dienste zeigen, daß er gewillt ist, zu befehlen, nur so kann er seine Untergebenen in schweren Stunden mit sich vor wärts reißen. Um recht befehlen zu können, muh er aber selbst gehorchen lernen und stets eingedenk sein, daß seine Untergebenen ein wertvolles Gut des Vaterlandes sind, und daß er sie zu braven, aufrechten deutschen Männern erziehet, soll. Seien Sie dessen eingedenk, daß Sie die Tradition der alten Armee zu bewahren und sortzusetzen haben. Das Mark der Ehre ist die Treue. An dem Vaterland z» halten, ist unsere heiligste Pflicht und nun eröffne ich hiermit die neue Jufantericschule in dem festen Vertrauen, daß sie eine Pflanzstätte aller edlen deutschen Soldatentngeuden sein und bleiben wird." Es folgte die Vorstellung der an dem Bau betei ligten Heeresbeamten, sowie einer Arbeitgeber- und Arbeitnehmervertretung. Daran schloß sich eine Feier stunde vor dem Denkmal der im Weltkriege gefallenen sächsischen Kadetten. Dann folgte ein Festakt in den» mit den Bildnissen Hindenburgs und Seeckts geschmück ten Vortragssaal, wobei der Kommandeur der Schule, General v. Amberg, an den Reichspräsidenten eine An sprache richtete. Er schloß mit dem Versprechen, daß die Schule treu "dem geleisteten Eide im Geiste der großen deutschen Soldaten der Vergangenheit ihre Pficht erfüllen werde. Ein Frühstück beschloß die Ein- weihungsfeier. Kommt die Große Koalition? Eine Rede Stegerwalds. In einer in Osterfeld abgehaltenen Versamtnlung der Zentrumspartei sprach der frühere preußische Mi nisterpräsident Stegerwald über die Frage der Erwei terung der Regierungskoalition im Reiche. Dabei führte er u. a. aus: Der Reichstag habe zu entscheide«, ob er lediglich fort wursteln oder ob er Taten sehen wolle. Will der Reichstag weiter wursteln, dann genügt die gegenwärtige Minderheits- regierung, will er aber Politik machen, dann muß baldigst eine RegierungSverbreiterung vorgenommen werden. Einer Regierungsverbreiterung aber stehen große Hindernisse ent gegen. Die Hindernisse nach links liegen darin, daß die Sozial demokratie der Deutschen Volkspartei und die Deutsche Bolkspartei der Sozialdemokratie nicht traut. Die Schwie rigkeiten nach links bestehen weiter darin, daß in der So zialdemokratie ein großer Flügel vorhanden ist, der sich um die Verantwortung herum drücken möchte, so im Hinblick auf die Verabschiedung des Arbeitslosen-Bersicherungsge- setzes und des Arbeiterschutzgesetzes. Gegen eine Verbreiterung nach rechts bestehen im Zen trumslager die größten Bedenken, weil bei der RcchtSkoali- tion die Anhänger der monarchistischen Staatsform innerhalb Ler Koalition in der Mehrheit sind und weil starke Kräfte in den Rechtsparteien immer noch nach der alten privilegier- ten Kastenherrfchast streben und dabei von einem großen Kreis der höheren Beamten, die ebenfalls rechts stehen, nachdrücklichst unterstützt werden. Als seine persönliche Meinung erklärte Dr. Stegerwald daß wir über den Winter nicht mit einer Minberheitsregic- rnng hinübcrkommcu könnten. Ob die Zentrumspartei künf tig mehr mit rechts oder mit links arbeiten müsse, hange größtenteils von dem Verhalten der Sozialdemokratie ab. Politische Nimdschau. Deutsches Reich. In einer aus den verschiedensten Teilen des Reiches beschickten Mitgliederversammlung hat die Vereinigung evangelischer Frauenverbände Deutschlands, die zwei Millionen Mitglieder umfaßt, einstimmig an den Reichstag die dringende Bitte gerichtet, dem Gesetz zur Bewahrung der Jugend vor Schund- und Schmutzschriften zuzustimmen. Im Anschluß an eine Versammlung der Mitglieder des Jungdeutschen Ordens in Treptow bei Berlin wurden die Teilnehmer von Kommunisten überfallen und mit Steinen bombardiert. Es kam zu einem Kampfe, wobei zahlreiche Personen verwundet wurden. Erscheint Werktag!. Nackm- Bezugspreis monat lich im voraus 160 R.-Pse- freibl., auSschl. Träger! Einzelne Nr. 10 ReichSpf., Eonntags-Nr. 2OR.-Pf. Anzeigenpreise: 6 gesp. Petitzeile 0,1b R.-Mark, v. außerhalb des Bezirkes 0,20 R.-Mart, Zgesp Retlamezeile 0,45 R.-Mark, Hinweise auf Anzei gen und Eingesandte 0,10 R.-Mark, Nachweise- und Offertengebühr 0,20 R.-Mark, Rabatt nach Tarif. Schwieriger Sah (Tabellen) mit Aufschlag A-gsUnd« 187». g»,,spr.ch»n 'p-stschtt-M-h Nr 8 V»stich«ckkont8 »Mt Leipzig Nr 40SS. Bankkonto: »ereiniiban! w «oldi» gtttaik Wald«,,Kur,, »laiUgirokonio Waldenburg IS, v^atle „u,n nur bei pLEliH» Zahlung, bei »"ang-w-ii» Eintreibung ««Httungebrl.-aria wirb,ed» Nachla» diniaMg Anzeigen dis vorm. 9 Uhr nm Ausgabetag erdeten Ausgabe nachmittags3 Lhr in der Geschäftsstelle m Waldenburg Sa., Öbergaffe 3k. Erfüllungs ort Waldenburg. Filialen in Altstadt Waldenburg bei Lerru Otto Förster: in Callenberg bei Lern» Friedr. Qerwann Richter; in Langenchursdorf bet Lerrn Lermann Esche: in Wolkerbnrg bei Lern» Linus Friedemann; in Penig bei Firma Wilhelm Dahler; m Ziegelheim bei Lerrn Eduard Kirste». Au. Sall« hbherrr «-Wall, «r,-g'«t-r'k'^üs,x.r-ur.^ Maichino bruch, erb kurzen Im Betrieb brr Drucker«« ab» uns» Liesire- tzat b«: ^«buher keinen Anspruch aus Erhall der Leitung ob» Mck,o>-ung de« Bezugspreise«, Mr AtchUgk-U du durch s»". sprech» aussegrbenen An,eigen üd»n-!>m«n wir Irin, s«n>ah. wayl zugenommen, zugleich aber auch die sozialdemo kratischen. Andererseits konnten in Lübeck die So zialdemokraten den Kommunisten fünf Mandate ab nehmen, und auch bei den badischen Gemeinde wahlen sind die Kommunisten vielfach zurückgegan gen. Man kann daraus doch ersehen, daß auch die kom munistischen Bäume nicht in den Himmel wachsen. Die ebenfalls am letzten Sonntag in Ost-Ober schlesien durchgeführten Gemeindewahlen haben in Warschau große Bestürzung hervorgerufen, da man nach der Vertreibung so vieler Deutscher und der Ein-, Wanderung starker polnischer Elemente nicht mit einem so starken Erfolge der Deutschen gerechnet hatte. Der oberschlesische Wojwode Garzinski hat sich inzwischen von seinem Schrecken soweit erholt, daß er das Wahl ergebnis durch die amtliche Wahlstatistik verfälschen las sen konnte. Bei seiner persönlichen Berichterstattung beim Innenministerium soll er behauptet haben, daß die Polen 57 Prozent der Gesamtzahl der Stimmen er halten hätten, während beim Volksentscheid die pol nische Mehrheit nur 53 Prozent betrug. Dieses Rechen kunststück hat Garzinski offenbar dadurch fertig ge bracht, daß er den Polen Parteien zugerechnet hat, die nicht als polnische Parteien anzusprechen sind, so z. B. die Autonomisten und Grundbesitzer. Auch sonst stellt die amtliche Wahlstatistik durch unvollstän dige Angaben eine regelrechte Bilanzverschleierung dar. Garzinski wollte hierdurch offenbar den Befähigungs nachweis für sein Amt erbringen, um so dem Schicksal zu entgehen, von seinem Posten abberusen zu werden. Man soll sich in Warschau auch mit dem Plan tragen, Ost-Oberschlesien unter drei oder fünf kongreßpolmsche Kreise auszuteilen, um so noch besser den deutschen Charakter des Landes verschleiern zu können. Die Kontrollfrage ist in den letzten Tagen wieder viel erörtert worden, ohne daß sie bisher der Lösung näher gekommen wäre. Während England be reit ist, der deutschen Auffassung Rechnung zu tragen, wonach künftig der Völkerbund nur das Recht haben soll, in Fällen begründeter Klagen von Fall zu Fall eine Nachprüfung vorzunehmen, wollen Frankreich und Belgien nicht auf eine Dauerkontrolle verzichten. Neuerdings macht man in Paris für ein Kompromiß Stimmung. Wenigstens behauptet der „Petit Parisien", Deutschland scheine jetzt eine ständige Kontrolle im Rheinlands und in der entmilitarisierten Zone aus dem rechten Ufer des Rheins zulassen zu wollen, wäh rend im übrigen Deutschland eine ständige Kontrolle nicht ausgeübt werden solle. Man wird, annehmen dür fen, daß es sich hier um einen französischen Versuchs- ballon handelt. Hindenburg in Dresden. Einweihung der Jnfanterieschule. In Gegenwart des Reichspräsidenten fand am Donnerstag in Dresden die feierliche Einweihung der neuen Jnsanterieschule statt. Um 10 Uhr 44 Min. traf Hindenburg auf dem Neustädter Bahnhof ein, wo er von den Staatsministern Dr. Kaiser und Dr. Dehm sowie dem Oberbürgerbürgermeister Dr. Blüher be grüßt wurde. Nach Ueberreichung eines Blumenstrau ßes durch eine Schülerin begab sich der Reichspräsi dent nach dem Bahnhofsvorplatz, wo ihn eine große Menschenmenge mit brausenden Hochrufen begrüßte. Zahlreiche Abordnungen der Dresdener Militär- und Kriegervereine, Wehrverbände, der Studentenschaft, In nungen, Vereine, Schulen usw. bildeten Spalier. Zunächst ging die Fahrt im offenen Auto, in dein neben dem Reichspräsidenten der Reichswehrmini ster Dr. Geßler Platz genommen hatte, nach der Gar nisonkirche, wo ein Gottesdienst stattfand. Nach Be endigung des Gottesdienstes sand der feierliche Fest akt in der Jnsanterieschule selbst statt. Die Schule ist in den ehemaligen Gebäuden des sächsischen Kadetten korps untergebracht, die durch umfangreiche Neubauten ergänzt worden sind. . . . * , Eine Ansprache Hindenburgs. Zwischen dem alten Kadettenhaus und dem neuen Gebäude hatten die Waffenschüler Aufstellung genom men. Hindenburg richtete an sie eine kurze Ansprache, in der er folgendes ausführte: „Der Berns, den Sie sich gewählt haben, stellt hohe An- unö t0al-e»burger Anreizer Dieses Bian enthält die amtliche» Dek«a»tmach»agen des Amtsgerichts and des Ltadtrat« zu Waldenburg. Ferner veröffentliche« zahlreiche andere staatliche, jtadtischr u. Gemeinde-Behörden ihre BekanatmacAunge» iw Schönburger Tcgedlatt. Verantwortlich für Redaktion, Druck und Verlag E. Kästner in Waldenburg Sachsen. »I»,u«d de« US» de« Deutschen L«itung«v»I«k!»-B»«tnt <E. s.» — L»ia,,ori Waldenburg Eschs», I» »esenwart des Reichspräsidenten fa»d gefttr» die Eiuweih««» ter neuen Justnterieschule in DreSed» statt. Lie ««tzenpslilische Aussprache im R«ichsta>« beginnt auf Wnnsch der ReichSrezirrung «rst a« LitUSGß. «m 1. Januar 1S27 steht eine «rtzShnn, des «ierpreise» bevor. Fleißner ist «lS Ministerpräsident i» Sschseu in ficht gen,«men. Au der Pariser Börse herrscht« am Mittwoch Panik. «» Mittwoch wird Tschitscherin in Parts eintreffen, um »it Briand über di« Konferenz von Voisin z« spreche«. Dir britische NeichSkoufcr««; soll am Di««dtag geschlosst» »erde«. Die mexikanische Regier««- erklärt, daß die revolutio- näre Bewegung niedrrgeschlaze» ist. 'Waldenburg, 19. November 1S26. Reichstag hat den Bußtag zum Anlaß ge- nomm^i, wieder einmal eine Ferienwoche einzuschie- p Frage einer Regierung s- wieder vertagt worden. Sie wurde oekanntuch brennend durch dis Taktik der Deutsch- "^lonalen b i Erwerbslosenfrage. Nun ist zwar der Konflikt wegen der Krisenfürsorae durch Berständi- ?,^^"E^rteien mit der Sozialdemokratie vorläufig aus der Welt geschafft worden. Da aber bet deutschnationalen Taktik jederzeit neue schwiengketten entstehen können, so hat dieser Zwi schenfall doch Anlaß dazu gegeben, die Frage einer Reglerungsenveiterung erneut zu erörtern. Auch die Sozialdemokratie, die bisher gegen die Große Koali tion .starke Abneigung gezeigt hatte, da sie glaubte, bei einer Verständigung von Fall zu Fall ohne eigene Berantwortting bessere Geschäfte machen zn können, hat neuerdings den Wunsch zu erkennen gegeben, in die Regierung elnzutreten. Allerdings scheint die Mei nung darüber innerhalb der Partei nicht geschlossen zu sein. Auch innerhalb der Regierungsparteien besteht keine Einmütigkeit über die Frage der Großen Koali- Non, so sehr man auch die Noffvendigkeit anerkennt, stabilere Mehrheitsverhaltnisse zu schaffen. Aber auch bei grundsätzlicher Bereitschaft beider Teile wird es nicht leicht sein, eine Formel zu finden, durch die alle umstrittenen Fragen gelöst werden können. Man braucht hier nur all die r§rage de^ Repchsschulgesetzss zu denken Wenn sich die Sozialdemokratie heute geneigter zeigt, in die Reichsregierung emzutreten, so ist das vielleicht zstm Teil darauf zuruckzufuhren, daß die letzten Wahlen keineswegs ein solches Anwachsen der kommunistischen Stimmen gebracht Haben, wie man vielfach befürchtet hatte. Bei den am letzten Sonn tag in S a ch s e n durchaeführten Gemeindewahlen haben zwar in einer Reihe von Industriezentren die kommu- uistftchen Stimmen gegenüber der letzten Landtags-