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Schönburger Tageblatt Dienstag, den 23. November 1926 Nr 272 49. Jahrgang. Geheimvertrag zwischen Rußland und Türkei Zugleich weit verbreitet in den Ortschaften der Standesamtsbezirke Altstadt Waldenburg, Braunsdorf, Callenberg, Frohnsdorf, Falken, Grumbach, Kaufungen, Langenleuba- Niederham, Langenleuba-Oberhain, Langenchursdorf, Niederwiera, Oberwiera, Oberwinkel, Reichenbach, Remse, Schlagwitz, Schwaben, Wolkenburg und Ziegelheim. Amtlicher Teil. Mittwoch, den 24. November 1926, Vorm. 10 Uhr sollen im gerichtlichen Pfandraume 42 Selbstbinverkrawalte«, g Schleifen, 2 Schreibtische, 1 Sola, 1 Kredenz, 1 Landauer 1 Halbchaise mit Gummiröd.rn, I Klavier, 1 Schreibmaschine, 1 Büfett (echt Nußbaum), I Kredenz und 1 viereckiger Auszngttsch meistbietend gegen sofortige Barzahlung versteigert «erden D-r Gerichtsvollzieher de» Amtsgericht» Waldenburg, den 22. November 1S26. Verhandlungen in den einzelnen Bezirken, dre nun mehr beginnen sollen, dürften nicht überall glatt vorr- statten gehen, so daß noch Wochen vergehen dürften, bis dieser größte Streik vollkommen beigelegt sein wird. Rund ein halbes Jahr hat er gedauert, und die Ver luste, die er der englischen Volkswirtschaft gebracht hat, gehen in die Milliarden. Auch nach der restlosen Wie deraufnahme der Arbeit wird es noch Wochen und Mo nate dauern, bis die englische Kohlenwirtschaft ihren alten Stand wieder erreicht hat. Die Beendigung des englischen Kohlenstreiks dürfte sich auch für unsere deutsche Volkswirtschaft bald be merkbar machen. Wenn in den letzten Monaten ein gewisser Rückgang der Zahl der Erwerbslosen zu ver zeichnen war, so war das nicht zum wenigsten daraus zurückzuführen, daß unsere Kohlenausfuhr infolge des Stilliegens der englischen Gruben eine außerordentliche Zunahme aufweisen konnte. Tatsächlich sind die Halden heute leer, und hier und da machte sich bereits im Inland eine gewisse Kohlenknapphcit bemerkbar. Es ist klar, daß sich England bemühen wird, die verlore nen Märkte wieder zu erobern, und wenn sich auch der deutsche Kohlenhandel bemüht hat, sich durch län gere Verträge gegen einen allzu plötzlichen Rückschlag zu sichern, so mutz sich doch natürlich der neu wieder austretende englische Wettbewerb sehr bald rn seinen NüLrLngen aus unsere Kohlenausfuhr und Koh- lenproduktiön bemerkbar machen. Ein Rückgang unserer Kohlenindustrre kann aber nicht ohne Folgen für unsere gesamte Wirtschaft blei ben. Die augenblickliche leichte Besserung unserer Wirtschaftslage kann daher in den nächsten Monaten leicht einen neuen Rückschlag erhalten. Es ist deshalb dringend zu wünschen, daß die angestrebte Rationali sierung unserer Wirtschaft recht bald durchgeführt werde. Denn nur sie kann uns aus die Dauer über die Wirtschaftskrise hinweghelfen. . . Schluß der Genfer MrtschaWagung. 'Rückkehr der deutschen Delegation. In der Schlußsitzung der vorbereitenden Wirt schaftskommission wurde der von den Unterkommissionen ausgearbciteten Zusammenstellung des Dokumenten materials für die Weltwirtschastskonserenz zugestimmt. Unter den Dokumenten für die Konferenz befinden sich auch mehrere deutsche Denkschriften. Der Vorsitzende Theunis gab in seiner Schlußansprache einen kurzen Ueberblick über den Verlauf der Arbeiten der Kommis sion, die die ihr gestellte Aufgabe gelöst habe. Das Ziel, dem die Weltwirtschaftskonferenz diene, werde nur in langsamen Etappen erreicht werden können. Die gegenwärtigen schweren Wirtschaftskrisen in den ver schiedenen Ländern könnten nur durch internationale Zusammenarbeit beseitigt werden. In Kreisen der deutschen Delegation äußert man sich über die Ergebnisse der Tagung zufriedenstellend. Es wird betont, daß alle die Fragen, die für Deutsch land von besonderer Bedeutung sind, auf die Tagesord nung der Wirtschaftskonferenz gesetzt wurden. Die deut sche Delegation ist bereits nach Berlin zurückgekchrt. Ser Sih des Kontrollorgans. Eine französische Erklärung. In der Kontrollfrage hat das französische Mini sterium des Aeußeren jetzt eine amtliche Erklärung erlassen, worin es feststellt, daß Frankreich „niemals die Permanenz der Bölkerbundkontrolle über die Entwaff nung in Deutschland verlangt habe. Die Kontroll- organisme» des Völkerbundes sollte» anch nicht ihren Sitz i» Deutschland, sondern in Genf haben und soll ten nur im Bedarfsfälle und auf besonderen Beschluß des Völkerbundsrates einschreitcn. Frankreich wünsche lediglich „eine gewisse Stabilität in der Prozedur der Investigation" und einige „Sonderfeststellungen" hin sichtlich der Kontrolle in der entmilitarisierten Rhein landzone. Diese Erklärung, die immerhin eine gewisse Preis gabe des bisher in der französischen Presse vertrete Der Reichspräsident nah» am «onnatend den Vortrag Ttns««aunS entgeg«». Lie deatsch« rrlegati«« für die vorbereitende «irtschaft»- konferenr in Genf ist nach Berlin rnrückgekehrt. I» Reichstag beginnt »argen Dienstag die «»»spräche über dir auswärtige Lage. In »er französischen ««»»er wird »er TtaatShanShalt »nrchgepeitscht. Rassolini will nach Genf. NnJteUen wnrde« zehlreichr Abgeordnete der sozialistischen «nd »er ko««nniftischen Partei verhaftet. I» italienischen Senat wurde das TtaatSflcherheit-gesetz ange«»»«en. Die Neuwahlen in Jugoslawien finde« a» 23. Januar 1327 statt. I» Lissabon kam e» ,n blutt,«u ttnrntze«. »er AuSnahwezustand i» England wm»e u» einen Manat vrilängert. Neber England ginge« schwere Unwetter nieder. In Albanien soll ein Ausstand anSgebrochen sein. 'Waldenburg, 22. November 1826. Obwohl die Abstimmung unter den englischen Bergarbeitern mit großer Mehrheit die Ablehnung des letzten Vorschlags der englischen Regierung ergeben hat, kann der englische Bergarbeiterstreik doch als zu sammengebrochen gelten. Sowohl die Bergarbeiter- exekutive wie auch die Delegiertenkonferenz sind zu dieser Erkenntnis gelangt. Sie haben es nicht gewagt, aus dem Abstimmungsergebnis die Folgerung zu ziehen, daß der Streik fortgesetzt werden müsse, sondern sie empfehlen vielmehr, bezirksweise mit den Grubenbesit zern Abmachungen zu den bestmöglichen Bedingungen zu treffen. Die Delegiertenversammlung nahm einen sehr stür mischen Verlauf. Zunächst wurden die Resultate der Abstimmungen in den Bezirken bekanntgegeben, danach haben 460 806 Bergarbeiter gegen die Regierungs- Vorschläge und 343 200 für die Vorschläge gestimmt. Die Konferenz sah sich zwei Tatsachen gegenüber: Auf der einen Seite dem negativen Abstimmungsresultat, aus der anderen Seite einer weiteren Zunahme der Ar beitswilligen um 40 000 Mann innerhalb der letzten vierzehn Tage. In der anschließenden Diskussion kam es zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen den Füh rern. Schließlich nahm die Konferenz mit 520 000 gegen 286 000 Stimmen die von Südwales cingebrachte Entschließung an, die allen Bezirken empfiehlt, sofort Verhandlungen mit den Grubenbesitzern über den Ab schluß von Bezirksabkommen aufzunehmcn. Das Exe kutivkomitee wird gebeten, die allgemeinen Prinzi pien zu erörtern, die die örtlichen Organisationen ber ihren Verhandlungen anwenden sollen. Kein Be zirk svlt eine mündliche Abmachung schließen, bevor nicht eure noch einzuberufende National-Konfcrcnz die Verhandlungsberichte geprüft hat. Zuvor wurde ein Antrag von Lancashire, den Kampf fortzusetzen, mit 622 000 gegen 84 000 Stimmen abgelehnt. Auch die Empfehlung der Exekutive, eine namentliche "Abstim mung in den Grubenbczirken vorzunehmen, wurde mit .721 000 gegen 67 000 Stimmen verworfen. Maßgebend für diese Haltung der Delegiertenkon ferenz war offenbar die Erwägung, daß sich der Streik angesichts der dauernden Zunahme der Arbeitswilligen nicht länger durchhalten ließ. Die Gesamtzahl der in den Gruben tätigen Bergleute beträgt bereits an nähernd 400 000. Die gemäßigten Bergarbeiterführer waren auch beunruhigt über die starke Zunahme der kommunistischen Elemente in den Gewerkschaften. Die unü ivaißeilduryer Anzeiger vtefe» Blan enthält die amtliche« Betanxrrnakyungeo de« Amtsgericht» and det «tadtrat« z« Waldenburg. Ferner veröffentliche« zahlreiche andere staatliche, städtische u. Geweinde-Behörden ihre Bekanntmachungen l« Schönburger Tageblatt. Verantwortlich für Redaktion, Druck und Verlag E. Kästner in Waldenburg Sachsen. »it-lied det «llchMchen b« Deutschen Zeitu-glaerlegu-Beretn« t«. « > — »«»lag«»« Waldenburg Lachsen. Aazeigiu bis vorm. 9 Uhr am Ausgabetag erbeten Ausgabe nachmittags '/.Z Uhr in der Geschäftsstelle .Aa?e"b"rg Sa., vbergaffe ZS. Erfüllung». ortWaldenburg. Filialen in Altstadt Waldenburg bei Lerrn Otto Förster; In Callenberg bei Herr« Friedr, ^ermann Richter; in Langenchursdorf bei Lerrn Lermann Esche; in Wolkenburg bei Herrn Linus Fr,-bemann; in Denig bei Firma Wilhelm Lchler; rn Ziegelheim bei Herrn Eduard Kirste«. Im -bhuer D«walt Mt»», L treck, «utsperruns, Raschln«« beuch, StLrungen I>n L«m«b der Druck»«, od,r unser Lieser»- hat d»r üe-ieher keinen Einspruch aut Erhalt dar Zeiiuaa ah«. Nitchatlu.-.« d^».»u^r^.« Su/mchUm. d.- tmrch'w" Wucher ausgrgebenen «nieigen ÜL«n«h-nen »ir ketneSewdl- ne» Standpunktes bedeutet, verliert allerdings durch gewisse Erläuterungen viel von ihrem Wert. Di« Er klärung klagt nämlich gleichzeitig über den allzu sum marischen Eharaktcr des grundlegende» Artikels des Friedensvertragcs, des Artikels 213, dessen Lücke» in mühevolle» Berhandlungc», die augenblicklich lebhaft im Gange seien, auSgesüllt werden müssen. In welchem Sinne man sich in Paris die Aus füllung der angeblichen Lücken denkt, küßt ein Kom mentar des „Oeuvre" erkennen. Danach soll me Kom mission wohl in Genf ihren Sitz haben, aber es soll ihr das Recht zustehen, eine „vernünftige Zeitlang zu Kontrollzwecken in Deutschland zu weilen, wmn dre notwendige Stabilität in der Kontrolle gewahrlerstet werden soll. Man will also offenbar hintenherum doch wieder die Verewigung der Kontrolle. Das Blatt läßt dann durchblicken, daß Frankreich in de» „Elemen ten", die dieser Stabilität gegeben werden sollen, dre Gegenleistung Deutschlands für die vorzeitige Räu- mung des Rheinlandes sehe. Politische Nundschau. Deutsches Reich. Bayer» gegen das Sparprogramm der Reichs- bah». Die Verfügung der Reichsbahngesellschaft über die Einschränkung des Personalauswandes durch Ver einfachung des Nebcnbahnbetriebes hat in den bayeri schen Wirtschaftskreisen wegen der damit verbundenen Schäden lebhafte Besorgnis hervorgerufen. Der Haus haltsausschuß des bayerischen Landtages nahm heute einstimmig einen Antrag der Bayerischen Bolksparter an, wonach die Staatsregrerung ersucht wird, bei der Reichsregierung dahin zu wirken, daß diese Verfügung nicht zur Ausführung gelangt. Tie Magdeburger Disziplinarverfahren. Jin Zusammenhang mit den disziplinarischen Untersn- chungsversahren gegen die Magdeburger Richter, Landgerichtsdirektor Dr. Hoffmann und Landgerichtsrat Kölling, sowie dem Verfahren gegen Kriminalkommis sar Tenholt weilt der von der Regierung gestellte Un tersuchungskommissar Dr. Hirschfeld zur Zeit in Ber lin, um dort einige für die Verfahren wesentliche Vernehmungen vorzunehmen. Vor dem Disziplinar senat wird unter dem Ausschluß der Oeffentlichkeit verhandelt werden. Erst der Beschluß des Senats, ber dem das Verfahren mit dem Antrag auf Entfer nung vom Dienste läuft, wird das Ergebnis der Unter suchung bringen. Der Rechtsausschutz des Reichstags setzte die zweite Beratung des Gesetzentwurfes über den Vergleich zur Abwendung des Konkurses fort. Einzelne streitige Fragen wurden einem Unterausschuß zur weiteren Klünmg über tragen. Am Dienstag wird der Vollausschuß seine Be ratungen fortsetzen. Die bereits angekündigte Begegnung zwischen Vertre tern des Reichsoerbandes der deutschen Industrie und der britischen Jndustriellenvereinigung findet am 3^ Dezem ber in London statt. Der deutsche Außenhandel ist im Oktober wieder passiv. Es beträgt der Einfuhr Uberschuß im reinen Warenver kehr 110 Millionen Reichsmark, insgesamt 266 Millionen Reichsmark. In Berlin ist der demokratische Parteiausschuß zusammengetreten. Es Ist dies notwendig geworden durch die erhöhten Forderungen der Sozialdemokraten an die Regierungskoalttion. Die Demokraten wollen sich zum Befürworter der sozialdemokratischen Wünsche bei den anderen Parteien machen. Frankreich. Petit Journal glaubt zu wissen, daß Cham berlain zusammen mit Briand an Mussolini hcrantrcten wird, damit dieser bei der Dezember-Tagung des Völ kerbundsrates persönlich nach Genf komme. Bei dieser Gelegenheit sollen dann wichtige direkte Verhandlun gen zwischen den drei Staatsmännern und auch mit Dr, Stresemann stattfinden. In der französischen Kammer wird zur Zeit der Staatshaushalt durchgepeitscht. Sobald die Kammer Miene macht, ein Kapitel an den Ausschuß zurückzuvcr- Erscheint werktägl. Nachm. Bezugspreis monat lich im voraus 160 R.-Psg. freibl., ausschl.Trägerl. Einzelne Nr. 10 Reichspf., SonnlagS-Nr. 20R.-Pf. Anzeigenpreise: 6gesp. Petitzeile 0,1b R.-Mark, v. außerhalb des Bezirkes 0,20 R.-Mark, Zgesp. Retlamezeile 0,45 R.-Mark, Hinweise auf Anzei gen und Lingesandte 0,10 R.-Mark, Nachweise- »nd Offertengebühr 0L0 R.-Mark, Rabatt nach Tarif. Schwieriger Satz (Tabellen) mit Aufschlag. Eegründei IS7S. Fernsprecher Nr. s. Postschliehsach Nr. 8 b-stscheckkont» »ml Leipzig Nr. ES. Bankkonto: BerelnSban! »u LoMtz Mial« Waldenburg Stadtgirokont» Waldenburg IS. »Ibatte gellen nur bei pünktlicher Zahlung, bet z»ang«n>etser Mntretbung ber NechnunzSbetrüge wird jeder Nachlab binkSMg.