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Sen Vorgesetzten niedergMoffen. Schwere Bluttat eines entlassenen An gestellten. An den Berliner Städtischen Elektrizitätswerken am SchiMauerdamm schoß ei» 22 Jahre alter Bureau- diener bei einem beabsichtigten Aiffchlag ans den Di- rekiar der Werke den 4t» jährigen Stadtobersekretär «nd Personalches nieder. Der Getroffene erlag bereits ans dem Transport nach dem Krankenhause seinen Ver legungen, während der Täter sich der Polizei stellte. Das geschäftliche Verhalten des Entlassenen gab bereits des öfteren Anlaß zu ernstlichen Verwarnun gen. Er versprach zwar stets, sich bessern zu wollen, tat die? indes nicht, und so wurde ihm zum 31. Dezeim- ber gekündigt. Als er daraufhin vom Dienste fern blieb, sah die Werkleitung sich gezwungen, ihn fristlos zu entlassen. Darüber geriet er in eine derartige Wut, daß er bei einer Auseinandersetzung mit dem Direktor, der gerade in einer Unterredung mit dem Personalchef begriffen war, einen Revolver aus der den Direktor niederzuknallen. Der erste Schuß verfehlte sein Ziel, der zweite drang dem Personallnter in die Brust, der blutüberströmt zu- fammenbrach. VranMastkophe im Verner Oberland. Fünf Hotels ntedergebrannt. — Auch der nahe Wald vom Feuer ergriffen. Im Hotel Edelweiß des bekannten Schweizer Kur orts Murre» entstand auf bisher noch ungeklärte Weise Feuer, das bei dem herrschenden Föhn mit rasender Geschwindigkeit um sich griff. Bald stan den den» auch das benachbarte Hotel des Alpes und das Palasthotel, auf die das Feuer übergesprungen war, in Flammen, die noch weitere Häuser, darunter das Hotel National und die Pension Regina ergriffen. Bier Hotels sind gänzlich niedergebrannt, das Palast- Hotel wnrde zum größte» Teil zerstört. Fremde befin den sich zur Zeit nicht in de» Hotels. Der Feuerwehr, die aus dem Tal von Lauter- brunuen heraufgeeilt war, gelang es nach mehrstündi ger, mühevoller Arbeit, das Feuer im Dorse einzudäm men. Es hat jedoch auf den Wald übergegriffen, so -aß man befürchtet, daß infolge des unvermindert anhaltenden Sturmes vom Walde aus der Brand im Dorse erneut entfacht wird. Der Föhn ist so heftig, daß verbrannte Baumstümpfe ins Lauterbrunnental hinab geweht wurden Allerlei aus"Äer Welt. * Ausbruch des Typhus in Oranienhütte. Unter -er Arbeiterschaft einer Glasfabrik in Oranienhütte (Schlesien) sind neun Typhuserkrankungen aufgetreten, wovon eine tödlich verlies. Die Ursache der Erkran kungen ist wahrscheinlich auf die Entnahme von Trink- wasfer aus einem Fabrikbrunnen zurückzusühren. — Bild. * Erst eine HorHeitsreise — dann in den Tod. Zu Köln hat sich ein soeben von der Hochzeitsreise velmaekekrtes Ehepaar im Badezimmer seiner Wob- —mm——MM——— Entsckrvunüenes Idyll. von m. B. Franken, Leipzig, dec interessanteste Bahnbof im ganzen Land Bis vor wenigen Machen in Maldenbnrg stand. In ruhevoller Gemütlichkeit Und angenehmer Düsterheit, Al> «in Symbol dec Vergangenheit. Telegraf und Telefon zwar die Ruhe vermindern, Und der Zugverkehr ging nicht ganz zu verhindern, doch elektrisches Licht Das duldete nicht Tankt Bürokrats lichtscheues Angesicht. Venn in Dorf und Stadt Beamtenwohnung, Warteraum elektrisches kicht erstrahlt! Mars wie ein Traum. Venn in den dienstgeweihten Zimmern Seamte nm den Dienst sich kümmern, rüstigem vetrolcnmfunzelflimmern. Ergriffen stand vor diesem Bahnidvll Der Srotzstadtmensch mit dankbarem Gemüte still. Un» ^snete den Geist, der unbewußt, vom Fortschrittswillen unberührt Em Stückchen Altertum lebendig konserviert. Non ist s vorbei, gewesen und entschwunden, In Hellem Licht steht m den Abendstunden Der Bahnhof nun, ich bin qerührt Das Alte stirbt, der Fortschritt triumphiert. G Au mein Waldenburg, wie soll das enden? Vein altvertrautes Autsehn schwindet mehr und mehr Schon wird Vein Pflaster renoviert. Und was folgt hinterher? Venn das so weitergeht, ich denks nicht aus, wie soll das enden? Dresdner Brief. —e. Dresden, am 18. November 1926. Die Nebel des November haben sich bei uns schnell verzogen. Schöne sonnige Novemberlage leuchten über dem Elbtal. Nicht immer, aber manchmal. Und man be grüßt jedes leuchtende Licht. In klaren Nächten bann man Zeuge der zahlreicher als sonst auftretenden Stern schnuppen sein. Und man hat das Recht, sich bei jeder fallenden Sternschnuppe etwas zu wünschen, was nach altem Volksglauben bis zum Weihnachtsfeste wirklich und und wahrhaftig eintrifft. Und darum wünsche ich meinen lieben Lesern, sie mögen recht viel Sternschnuppen fallen sehen und es möchten sich alle Wünsche, besonders die für Weihnachten, erfüllen. Obwohl auch ich recht erwartungs voll beobachte, habe ich doch bis jetzt noch keine Stern schnuppen zu sehen bekommen, aber dafür habe ich — Hatzil — mir einen tüchtigen .Schnuppen' eingeheimst. Ra, das läßt sich nicht ändern, das liegt nun einmal im Wesen des Novembers begründet. nung mrt Gas vergiftet. Als die Haushälterin das Badezimmer betrat, erfolgte eine schwere Explosion, wobei die Haushälterin schwer verletzt wurde. Bei dem Ehepaar war der Tod bereits eingetreten. * Aufsehenerregende Verhaftungen. Auf An ordnung der Staatsanwaltschaft Kleve wurden der erste Beigeordnete und Vertreter des Bürgermeisters der Stadt Goch, Gieben, und der Stadtrentmeister Klein« vfen verhaftet. Es soll sich um Unregelmäßigkeiten in der Erwerbslosenfürsorge in Höhe von rund 200 000 Mark handeln, die besonders in der Zeit begangen worden sind, als der Bürgermeister wegen passiven Widerstandes ausgewiesen war. * Heringe sind keine Fische. Eine kaum glaub liche Geschichte hat sich kürzlich in Henrichenburg (West falen) zugetragen. Ein Fischhändler kam, wie oftmals schon, in den Ort, um hier seine prima vollfetten He ringe an den Mann zu bringen. Plötzlich tauchte der Hüter der Ordnung, der ländliche Polizeibeamte aus. Er unterwarf die Papiere einer Revision und zuckte dann mit den Achseln, denn aus dem Gewerbeschein stand nur zu lesen, daß der Mann Fischhändler sei. Er sah sich daher veranlaßt, die mitgeführte Ware des Händlers zu beschlagnahmen, da nach seiner Er klärung der Hering kein Fisch sei. Obwohl der Händler alles tat, um dem Beamten klarzumachen, daß Heringe doch Fische seien, ließ sich dieser nicht überzeugen. Schließlich wurde die Regierung in Arnsberg, die den Gewerbeschein ausgestellt hatte, angerufen. Von dieser traf dann umgehend folgende Antwort ein: „Hering ist doch ein Fisch und gehört zur Gattung der Kalt blüter." Daraufhin mußte nun wohl oder übel der Beamte die beschlagnahmten Heringe wieder freigeben. * Ei» entsetzliches Unglück ereignete sich im Ze chenbahnhof Karolinenglück bei Bochum. Hier wurde ein Torwärter bei dem Versuch, die Gleise zu über schreiten von einem nach Wattenscheid fahrenden Zug Ter deutsche Botschafter Sthamer, der seit Januar 1920 das Deutsche Reich in London vertritt, begeht in diesen Tagen seinen 70. Geburts tag. überfahren, wobei dem Manne buchstäblich der Kops vom Rumpfe getrennt wurde. * Ein tragikomischer Unfall ereignete sich in «Brake ber Wilhelmshaven. Dort kam ein Arbeiter chem, Saugrohr eines Silos zu nahe, wurde von dem Luft druck erfaßt, hochgerissen und in die Mündung des Rohres gepreßt. Glücklicherweise gelang es, den Silo meister schnell zu verständigen, der den Mann durch Nachlassen der Saugkraft wieder herabfallen ließ, so daß er mit nur leichteren Verletzungen davonkam. * I» den Flamme» »«gekommen. Bei einem Scheunenbrand unweit Hönesoß (Norwegen) erlitten" zwer Frauen den Feuertod. Wetter verbrannten 19 Kühe und zahlreiches anderer Hausgetier. Der Scha den ist erheblich. > * Hiobspost«» vom Atlantik. Nach Lloyds Schiffs bureau in London sind 20 Schiffe bereits überfällig. Man befürchtet, daß sie den letzten Stürmen auf dem Atlantischen Ozean zum Opfer gefallen sind. * Ein Dentscher von Faschisten gelyncht. In Ms- ran wurde ein dort ansässiger Kunstmaler wegen einer gegen Mussolini unvorsichtigerweise getanen Aeußerung von Faschisten erst tätlich angegriffen und mißhandelt und dann in die Passer geworfen. Die Leiche des Man nes wurde bisher noch nicht aufgefunden. * Schweres Schiffsunglück im Schwarze» Meer. Wie aus Konstanza (Rumänien) gemeldet wird, ist der russische Dampfer „Skandinavia" infolge Kesselexplosion , auf dem Schwarzen Meer mit 40 Mann Besatzung un tergegangen. * Grnbenexplosio» in Japan. Nach einer Mel dung aus Tokio verunglückten bei einer Grubenexplo sion in Japan 28 Bergleute. Ein Teil von ihnen wurde getötet, die anderen schwer verwundet. * Neun Ehefrauen. Unlängst starb im Gefäng nis zu Clington (Vereinigte Staaten) ein wegen Viel weiberei zu längerer Gefängnisstrafe verurteilter Mann. Der Gefängnisdirektor verständigte zartfühlen- - verweise sämtliche neun Frauen des Verstorbenen, die ; auch alle erschienen, und dem Sarge folgten. Die Er- ' regung der Opfer des Don Juan soll nicht gering gewesen sein. - * Zum Schulstreik i» Tortmund-Land. Im Kreise Dortmund-Land war unlängst ein dissidentischer Schul rat zur Anstellung gelangt. Hiergegen erhoben zwei Drittel der Eltern der evangelischen Kinder Einspruch und hielten ihre Kinder vom Schulbesuch zurück. Nun mehr haben die Behörden die streikenden Eltern mit boken Strafen bedrokt. Zn jelriger teurer Leit hilft Maggis Würze in der Küche sparen. Man beachte genau die jeder Original- W flasche beigegebene Anweisung. Vorteilhaftester Bezug in großen plombierten , Originalflaschen zu RM 6.b0. Die ganze Welt scheint ja .verschnuppt' zu sein. Be weis: die immer größer werdende Partei der Nichtwähler, sowohl bei den letzten Landtagswahlen schon, mehr eigent lich bei den eben stattgefundenen Gemeindewahlen. In Dresden sind rund 150,000 Wähler, d. h. ein volles Drittel, der Wahlurne ferngeblieben. Man zetert über die Lauheit. Aber Hand aus Herz, sind nicht andre dran schuld? Man hat eben diese Politik, die Betonung ist auf „diese' zu legen, der Führer gründlich satt, die doch machen was sie wollen, trotzdem vorher alles mögliche und unmögliche versprochen worden ist. Doch halt, ich will mich nicht auf die hohe Politik hier legen. Die mag an anderer Stelle betrieben werden. In der Geschichte Dresdens war der heutige Tag wieder einmal ein denkwürdiger Markstein: die neue Infanterie schule ist eingeweiht worden und unser Hindenburg war dabei. Sängerbünde, Miiitärvsreine und andre mit Fahnen bildeten bei seinem Einzug Spalier und Hunderttausende jubelten dem greisen Herrn, der trotz seiner hohen Jahre seine Pflicht gegen Landund Volk so treu erfüllt, zu. Und als dieReichswehrmit Roß und Mann undWagen in Parade an dem großenHeer führerund jetzigen Reichspräsidenten auf der großen Heerstraße lnderAlbertstadtvorbeizog, da wurde man lebhaft erinnert an die Tage, wo einst auf dem Alaunplah die sogen. Königs paraden stattfanden. Wie damals, so übt auch heute noch ein solches Schauspiel auf jung und alt, auf Männlein und Weiblein eine unwiderstehliche Anziehungskraft aus. Eine richtige „Völkerwanderung' bewegte sich hinaus nach der Albertstadt. Sonst ist ja gerade diese Woche eine stille Woche, die zur Einkehr in sich selbst und zur Selbstbesinnung mahnt: Bußtag und darauf folgender Totensonntag! Trübe, ernst und traurig fast stimmen diese Tage. Werden und Ver gehen werden uns selten so klar als grade in diesen Tagen. Doch — in greifbarer Nähe schon blinkt ein Licht. Ver heißungsvoll und zu neuer Hoffnung ermunternd: Das Licht des Advents! Nun hebt die köstliche Vorweihnachls- zeit an. In den Läden der Großstadt sind schon weih nachtlich stimmende Auftakte zu sehen. Reichlich und hell schmücken sich die Schaufenster. Die Spielwaren wiegen vorläufig über. Auch die Theater rüsten bereits und künden die beliebten Weihnachtsmärchen an. Kinderland und Märchenland werden auch in den Vortragssälen schon wieder wach. Ueberall merkt man es, daß es dem großen Feste der Liebe entgegengeht. Und all die großen und kleinen Kinder freuen sich darauf... So geht die Uhr des Lebens immer weiter und immer den gewohnten Gang. Ueberall hören wir sie ticken; dumpf fallen ihre Schläge von den Türmen. Und doch bleiben Zelt und Stunde Rälselworte fürs ganze Leben. Verehrte Zeitgenossen! Kürzlich habe ich da mal einen stillen Streifzug gemacht in das Reich der Uhren, nicht in das Phantastisch Schicksalsvolle, wie es uns Löwes Uhren ballade schildert. Dresden hat von jeher eine bemerkens werte Reihe von Uhrmachermeistern gehabt, aus deren Händen viele Meisterwerke hervorgegangen sind. Im Zwinger, im Mathematisch Physikalischen Salon, kann man die seltsamsten alten Uhren und Instrumente sehen. Im Neuen Rathaus sah ich das riesige Uhrwerk, das von einer Mutteruhr hundert andern Uhren die Zeit gibt. So muß im Weltenraum eine Mutteruhr ticken, die allen irdischen Uhren die Zeit gibt. Alle Uhren der Erde ticken im gleichen Takt. Es ist wie ein Pulsschlag, ohne den kein Leben sein kann. Auch wenn wir unsere Uhr nicht in der Tasche tragen. Auch wenn uns durch die Stille der Nacht kein Stundenschlag erreicht, in uns füh len wir doch die Zeit, die fließt, die Stunden, die ablau fen und mit denen unser Leben uns entrinnt. Es ist dies auch eine Totensonntag-Betrachtung. So lange der Pulz schlägt, leben wir. Geht diese Uhr nicht mehr, dann ists zu Ende. Und jede Uhr hört einmal auf zu schlagen. Wer kennt nicht jenen Augenblick im ersten Akt von Richard Straußens „Rosenkavalier'! Die Feld marschallin singt von der Zeit und davon, daß sie manchmal alle Uhren anhält. Und dann schweigt ein oder zwei Viertelnoten lang das ganze Orchester. In diesem Augen blick schlägt das Herz stark wie eine Uhr. Darüber wundern wir uns nicht mehr, wenn wir älter ge worden sind, daß uns die Uhr mehr bittere als glückliche Stun den schlägt. Und wer den Segen erfuhr, daß er den fernen und tiefen Schlag der großen Weltenuhr nicht überhört vor dem Ticken der irdischen Sekunden, der wird nicht wüten gegen die oft hartherzige Unerbittlichkeit der Zeiger. Sie gehen alle gleich schnell und gleich langsam, denken wir. Aber wenn man die liliputhafte brillantbesetzte Platinuhr am Arme einer schönen Frau in Gesellschaft, im Theater, auf dem Ball beobachten würde und den Schlag der Kuk- kucksuhr im Bauernhaus draußen, den pompösen Gang der dicken Golduhr des Protzen und Goldmenschen mit dem der bescheidenen, schmalen Silberuhr aus Großvaters Erbschaft — sind das nicht doch alles andre Zeiten, andre Stunden? Nur das eine haben alle Uhren: hört das Tick-tack auf, ist's aus. Rasch tritt der Tod den Menschen an, es ist ihm keine Frist gegeben? Der nahe Totensonntag weckt allerlei Vergleiche . . .