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Beilage zu Nr 233 IWsthUM NhME M WMMUZtl AUjMtl Mittwoch, d 6. Oktober 192« V. « ! Kölner Ausllang. Eine Reve des Reichswirtschaftsministers. Der Reichsparteitag der Deutschen Volkspartei beschäftigte sich am Sonntag — dem Schlußtage — mit der deutschen Wirtschaftspolitik. Eingeleitet wurde die Aussprache hierüber durch eine Rede des Reichs- wirtschafrsministers Dr. Curtius, der einleitend zu nächst vor einer zu optimistischen Beurteilung unserer Wirtschaftslage warnte. Die Arbeitslosigkeit sei keineswegs nur vorübergehende Koninnkturfolge, sondern die Folge weitreichender Struktur veränderung der Weltwirtschaft und der innerdeutschen Wirtschaft. Der Reichsbankpräsidrnt habe auf die Gefahren hingewiesen, die bei Hercinströmen ausländischer Kapitalien drohen. Die Neparationsfrage hänge als düstere Wolke über unsere Wirtschaft. Der Minister ging dann auf einzelne Fragen un serer Wirtschaftspolitik ein und erklärte mit warmen Worten sein volles Einverständnis zur Thoirhpolitil Dr. Stresemanns. Es sei aber seine amtliche Pflicht gewesen, mit nüchternen Wirtschastserwägungen zur Lö sung der Aufgabe bcizutragen. In diesem Zusammen hang schlug Dr. Curtius vor, die Erörterung auf das an sich schon ungeheuer weittragende und verwickelte Geschäft der Mobilisierung von ein bis zwei Milliarden deutscher Eisenbahnobligationen zu beschränken: er warne vor den Gefahren der Verquickung dieser Frage mir der Gesamtlösung der Reparationsfrage und der internationalen Schuldenregclung. Bei der internationalen Erörterung der Mobili sierung von Obligationen stehe im Vordergrund Höhe des Zinses und Umwandlung des Zinses aus Reichs mark" in Valuta. Der Zinsfuß stehe für uns fest, die Umwandlung in Valuta aber bedeute eine Ueber- nahme von Transserschutz, eine Abweichung vom Dawes- plan und werde dadurch für uns eine schwerwiegende Angelegenheit. Die Frage des Währungsschutzes werde über kurz oder lang zur praktischen Bedeutung ge langen. Wir hätten umso mehr das Recht und die Pflicht, auf unsere Ansprüche auf den Transferschutz zu verweisen, als der französische Ministerpräsident in seiner Rede in Bar-le-Duc das für Frankreich eben falls in Anspruch genommen habe, indem er erklärte, daß Frankreich seine Verbindlichkeiten nur nach seiner Leistungsfähigkeit und den Grenzen der Transfermög- lichkciten tilgen könne. Schließlich ständen bei heißestem Streben nach dem Ziel der Befreiung des Rheinlandes zwei Grund sätze für die kommenden Verhandlungen unabänderlich fest: Keine neuen zusätzlichen Lasten, keine Beeinträch tigung in der Endlösung der Rcparationsfrage. Es folgten weitere Referate des Reichstagsabge- ordnetcn Cramm über „Die Lage der Land wirtschaft", des Neichstagsabgeördneten Thiel über „Die deutsche Wirtschaftspolitik und der Arbeitnehmer" und des Reichstagsabgeord neten Beythien über „Die Lage des gewerb lichen Mittelstandes ". Entschließungen. In einer Entschließung wurden von Parlamenten und Regierungen beschleunigte Maßnahmen zur Wie derherstellung der Rentabilität der Landwirtschaft ge fordert. Einstimmig angenommen wurde daraus die Entschließung über das Reichsschulgesetz. In der eben falls angenommenen! Entschließung des Beamtenaus- schusscs bekennt sich der Parteitag erneut zu den Rech ten, die die Verfassung der Beamtenschaft gewährleistet und lehnt jede Erschütterung und Umwandlung der staatsrechtlichen Stellung des Berufsbeamtcntums mit aller Entschiedenheit ab. Verlangt müsse werden, daß Rowan won Erich - E benstein. Copyright by Greiner L Comp., Berlin W 30. (Nachdruck verboten.) 17- Fortsetzung. Denn lernte man dabei nicht genauer als auf jedem surren Weg die Art und Psyche der Männer kennen? -öhre Schwächen und Stärke, all die Kniffe und Metho den, nnt denen man sie auf die Knie zwingen und schließ- E) um den Finger wickeln konnte? Auch sich lernte man dabei kennen, die Grenzen der eigenen Empfindungswelt, der eigenen Macht. das technische Vorspiel zu dem großen Sensatwnssprel des Lebens. Niemand von den Ihren ahnte auch nur von fern, daß Leo Satory Fredegild näher stand als sein Bruder oder irgendein anderer Mann. Denn sie selbst war verschlossen und vorsichtig bis zur Uebertriebenhert und ihm hatte sie erklärt: „In dem Augenblick, wo du dich nicht beherrschen kannst und irgend jemand etwas von deinen Gefühlen ahnt, ist alles aus zwischen uns! Denn kompromittieren lasse ich mich nicht." 8. Kapitel. Fredegild runzelte die Stirn, als sie nun im Begriff, die Wohnung zn verlassen, im Flur mit Leo Satory zusammentraf, der ebenfalls gerade ausgehen wollte. Nichts hätte ihr m diesem Augenblick unerwünschter kommen können. _ Er aber, der wußte, daß ^rau Kvrab und Martha nicht daheim waren, trat ausleuchtenden Auges auf sie zu. „Welches Glück, daß ich Sw treffe, teuerste Fredegild! Den ganzen Morgen suchte ich A.v" ?vch einer Gelegenheit, Sie zu sprechen da ich Ihnen Wichtiges zu sagen habe.. habe", unterbrach ihn Fredegild, leicht nnt dem ^nß auf. stampfend, zornig. „Wie leicht kann dies einmal jemand bemerken..." der Beamte in ernstester Erfüllung seiner durch den Diensteid übernommenen Pflichten am Aufbau des Staates mitarbeitet. In seinem Schlußwort hob dann der Vorsitzende Dr. Kahl den großen Geist der Einheit und der Ein mütigkeit hervor, der die Tagung in allen Fragen be seelt habe. Unter dem lebhaften Beifall der Versamm lung dankte Dr. Kahl den Referenten und besonders dem Reichsaußenminister Dr. Stresemann, der zu seinem Bedauern verhindert sei, der Schlußstunde des Parteitages beizuwohnen. Nach dem Gesang „Einig keit und Recht und Freiheit" brachte die Versammlung aus Dr. Stresemann ein dreifaches Hoch aus. Dem Vorsitzenden, Geheimrat Dr. Kahl, wurden stürmische Ovationen dargebracht. Sie LuxusjachtlZchmugglerschiff. Der neueste Spritschmuggel. Zu dem Riescnspritschmuggel, der nach vielen Lcmühnngen und monatelangcr Arbeit dnrch Beamte )es Zollgrenzkommissariats und des Reichswasscr- Schutzes soeben ausgedcckt wurde, werden noch folgende Einzelheiten bekannt. Berliner Zollbeamte beobachteten vor einigen Mo naten, wie eine Anzahl kleinerer Likörfabriken Sprit empfing, der aus den Vorräten der Monopolverwal tung nicht herstammen konnte. Spuren deuteten auch daraus hin, daß dieser Sprit auf dem Wasserwege nach der Reichshauptstadt kam. Es währte denn auch nicht lange, daß die in Frage kommenden Beamten fest stellten, daß eine Motorjacht „Inge" den Verkehr zwi schen Berlin und Stettin vermittelte. Diese Macht war Eigentum eines angeblichen Schifssingenieurs Bauer. Nachdem man nunmehr das Schiff längere Zeit unter Beobachtung gestellt hatte, gelang es schließlich, festzustellen, wohin die „Inge" ihren Weg nahm. Sie fuhr von Stettin nach Peenemünde und nahm dann Kurs auf den sogenannten Adlergrund. Hier war auf hoher See eine große Segeljacht verankert, der „Pelikan". Dieses Schiff, das Eigentum einer Ber liner Firma war, war eigens für den Spritschmuggel umgebaut und eingerichtet worden. Durch eine be sondere Konstruktion vermochte man aus dem „Pelikan" etwa 3000 Liter Sprit aus die „Inge" überzuleiten. Mit dieser Fracht dampfte dann die als Luxusjacht ausgestattete „Inge" jedesmal ungehindert bis in die Nähe von Berlin, wo der Sprit in Schöneberg in Benzinfässer gefüllt, dann in einer Garage untergebracht wurde. Mein bei zwei Fahrten des „Pelikan" soll das Reich um einen Steuerbetrag von mehreren hunderttausend Reichsmark betrogen worden sein. Als Besitzer der Macht „Pelikan" wurde der Ber liner Bankier L. ermittelt. Dieser erklärte aber mit großer Bestimmtheit, daß er mit der ganzen Angelegen heit nichts zu tun hätte. Die Macht hätte vielmehr seinem Bruder, der früher in Dortmund eine Eisen- warengrotzhandlung betrieb, gehört. Es scheint mithin, daß dieser mit Bauer der Hauptorganisator des ganzen Schmuggels war. Sie Inventur -er Juwelen. Charlottes Bräutigam ebenfalls sest- genommen. Nach Herbeischasfung der in Friedrichshagen und im Grunewald vergrabenen Juwelenbeute und einem Vergleichen dieser mit dem vom Beraubten aukaestell- ren Verzeichnis hat sich ergeben, daß bei Spruch und seiner Schwester Charlotte sechs Schmuckstücke mehr gefunden wurden. Indes soll nach den bisherigen Fest stellungen noch eine Perlenkette fehlen. Die Ermittlungen haben übrigens ergeben, daß außer den beiden Schwestern Spruchs auch die Eltern von der Tat ihres Sohnes unterrichtet waren. Jnzwi- fchen hat man auch den Bräutigam der Charlotte, einen früheren Schauspieler und jetzigen Sänger Klam« per festgenommen, der als Mitwisser ebenfalls in Be tracht kommt. Die wiederherbeigeschafften Juwelen sollen in den nächsten Tagen in der Polizeiausstellung in Berlin zur Schau gestellt werden. Allerlei aus aller Welt. * Die Große Polizeiausstellung in Berlin. An läßlich der Großen Polizeiausstellung fand am Sonn tag, 3. Oktober, aus der Avusbahn ein großer Polizei aufmarsch statt. Eine Schupohundertschaft zu Pferde eröffnete den Vorbeimarsch unter Klängen von Schupo- und Gendarmeriekapellen. Es folgten in buntem Wechsel Schupohundertschaften in Uniform, im leichten Sportdreß, Schupo als Ruderer, als Boxer, als Faust ballspieler, Läufer, Ringkämpfer, sowie Kriminalisten mit Polizeihunden usw. Der Vorbeimarsch dauerte eine Stunde. Am genannten Tage hatte die Ausstel lung einen äußerst regen Besuch zu verzeichnen. Zahl reiche Städte der näheren und weiteren Umgebung der Reichshauptstadt hatten Gäste mit Sonderzügen her angebracht. In den Nachmittagsstunden herrschte in allen drei Hallen ein lebensgefährliches Gedränge, das in den besonders interessanten Abteilungen teilweise polizeiliche Regelung erforderte. Um 6 Uhr hatte be reits der 50 000 Besucher des Tages die Eingangs kontrolle an der alten Autohalle passiert. * Tie Schußwaffe in Kinderhand. Ein 15 jäh riger Lehrling in Berlin, der bei seinen Eltern wohnt, hielt mit dem Revolver seines Vaters in der Wohnung Schießübungen ab. Dabet zielte er im Scherz aus das Dienstmädchen seines Vaters. Unversehens ging die Waffe los und traf das Mädchen in die Brust. Sie brach sofort tot zusammen. Die Kugel hatte das Herz getroffen. Der fahrlässige Schütze wurde vor läufig festgenommen. * Durch Gas vergiftet. In Berlin-Schöneberg ereignete sich eine Gasvergiftung. Hierbei sand ein Mann den Tod, während drei weitere Personen ge fährdet waren. Die sofort herbeigerufene Feuerwehr stellte Wiederbelebungsversuche an, die Erfolg hatten. — Im Zentrum Berlins wurde ein 18 jähriges Mäd chen in ihrem mit Gas gefüllten Zimmer bewußtlos aufgefunden. Auch hier vermochte die Feuerwehr mil günstigem Erfolge zu wirken. — In einem dritten Falle wurde im Norden der Reichshauptstadt ein Kut scher in seiner Wohnung durch Gas vergiftet vorgefun den. Hier vermochte der Arzt bedauerlicherweise nur den Tod festzustellen. * Entsetzliche Zahlen. In den letzten' !1Vr Jahren ereigneten sich im Bezirk Köln 130 Fälle von Bahn frevel, wie Schädigung der Bahnanlagen, Auflegen von hemmenden Gegenständen auf die Schienen, Schie ßen und Werfen aus fahrende Züge usw. Die letzt genannte Art umfaßt allein 110 Fälle, wobei meist Kinder die Täter waren. * Eine Kinderentführung hat sich in Offenbach Main) zugetragen. Dort spielte der achtjährige Sohn eines Kaufmanns mit anderen Kindern vor dem Hause auf der Straße. Plötzlich fuhr ein Auto vor, mehrere „Oh, da passe ich schon auf,- Sie können unbesorgt sein l" „Ich will es aber nun einmal nicht haben! Es hat auch gar keinen Zweck..." „Aber ich liebe Sie doch... ich liebe Sie rasend, Freda! Begreifen Sie denn gar nicht, was Liebe ist? Daß sie ewig dürstet, sich unablässig sehnt nach dem An blick der Geliebten?" „Ich verbiete Ihnen, mich Ihre Geliebte zu nennen! Wenn es zufällig jemand hörte, was würde inan von mir denken!? Ueberhaupt — Sie sind so unvorsichtig, fortwährend nur an Ihre dumme Liebe und nie daran, daß ein Wort... ein Blick mich kompromittieren kann! Das muß endlich einmal eine Ende nehmen..." „Sehen Sie mich doch nicht so finster an, Fredegild! Wenn Sie wüßten... ja, und sprechen Sie nicht so kalte, Harle Worte zu mir! Sie ahnen nicht, wie weh mir das tut, in WÄche Aufregung mich das versetzt. Was tue ich denn Schlimmes? Ich liebe Sie und diese Liebe ist mein Leben geworden... sie hat alles andere in mir verdrängt, so daß ich nur an Sie denken, nur in Ihnen atme..." Er trat dicht an sie heran. Seine heißen Augen rersenk« ten sich in die ihren, seine gedämpfte Stimme nahm einen immer leidenschaftlicheren Klang an. „Wie schön Sie sind," murmelte er bewundernd, „mich dünkt, so hinreißend schön waren Sie noch nie..." „Ach, lassen Sie den Unsinn!" unterbrach sie ihn un geduldig, „ich habe große Eile und wahrhaftig nicht Zeit, all diese verliebten Albernheiten anzuhören!" „Darf ich Sic begleiten?" „Nein, durchaus nicht! Ich wünsche allein zu gehen!" „Wie grausam Sie heute wieder sind, Fredegild! Sagen Sie mir wenigstens, wohin Sie gehen, damit ich Sie im Geist verfolgen kann!" „Zn... meiner Gesangslehrerin." „Oh — und dafür haben Sie sich so fein gemacht?" Fredegild errötete. Dann sagte sie, den Kopf hoch mütig in den Nacken werfend, kalt: „Bin ich Ihnen etwa Rechenschaft über die Wahl meiner Toilette schuldig?" Sie ärgerte sich immer mehr über ihn. Erstens, weil er sie so lange aufhielt, zweitens durch seine bei, jeder Begegnung heißer aufflammende Liebe. Und sie dachte: „Diesem törichten Spiet muß ein Ende gemacht werden! Er war eine Chance — gut, aber ich denke heute habe ich nicht mehr nötig, damit zu rechnen. Ich werde Mama nahelegen, ihm die Wohnung zu kündigen. Der Mensch ist ja sonst noch wahrhaftig imstande, mich bloßznstellen..." l Leo Satory hatte ihr Erröten bemerkt. Das ver liebte Feuer in feinen Augen erlosch, machte unruhigem Mißtrauen Platz... „Fredegild," sagte er ernst, „warum soll ich dich nicht bis zum Hause Frau Dienzels begleiten? Dabei ist doch nichts!" ... ... „Ich will es nicht!" . . . , . r „Solltest du nicht noch etwas anderes vorhaben? Willst du etwa deine Freundin Grete Kolberg aufsuchen? Der junge Kolberg macht dir rasend den Hof, die Leute sprechen schon davon und ich dulde nicht. " Sie fuhr auf. , . w«mrr — was geht dich das an? UebrigenS habe ich Ihnen verboten, mich du zu nennen..." „Ich weiß. Du fürchtest, ich könnte mich dann vor andern einmal verreden, aber das wird nicht geschehen. Und das „Sie" ist ein unnatürlicher Zustand, wenn man sich liebt!" „Ich habe meines Wissens noch nie erklärt, daß ich Sie liebe!" „Du wirst es lernen, Fredegild... aber sage nicht, daß es mir gleichgültig zu sein hat, wenn andere dir den Hof machen! Ich ertrage das nicht! Bedenke, daß ich, wenn es heute auch noch niemand weiß, doch dein Ver lobter bin und du Rücksicht auf mich zu nehmen h-'' Ich verbiete dir also, zu Kolbergs zu ^hen!" - Ein leises, spöttisches Lachen. Er fuhr auf. „Kommt es dir lächerlich vor, wenn ich — leibe?" „Ja — sehr lächerlich!" „"redegild!" Forlfitzung ,olgt>