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daS Beweismaterial ist heute schon derart, daß die Spion« bestimmt vor das Reichsgericht gestellt werden. Wann dies geschehen wird, HMgt von dem weiteren Verlaufe der Untersuchung ab. Jedenfalls aber wird der Prozeß kaum vor Beginn des nächsten Jahres statt- finden. Ausland London. (König Manuel, Königinmutter Ama lie und der Herzog von Oporto) sind in Begleitung des Herzogs von Orleans vorgestern abend in Evesham eingetroffen. Sie begaben sich, von der Menge be grüßt, im Automobil nach Schloß Wood Norton. Kö nig Manuel sah müde und krank aus. London. (Mißstimmung der Buren über den Militärdienst.) Aus Johannesburg wird gemeldet, daß die Regierung der Südafrikanischen Union die Ein stellung der Rekrutierung zum freiwilligen Militärdienste angeordnet habe. Die Ergebnisse dieser Rekrutierung scheinen recht dürftig gewesen zu sein. Es wird behauptet, die Buren weigerten sich, Dienst zu tun, weil die Kommandos nur in Englisch und nicht auch in ihrer Sprache gefaßt seien. Newyork. (Wellman, der „Europasahrer") ist an Bord des Dampfers „Trent" in Newyork eingetroffen. Er erklärte, er gedenke nach einiger Zeit der Ruhe noch mals den Flug über den Ozean zu versuchen: einen Equilibrator werde er aber nicht wieder benutzen Abw die schwarze Katze dürste er doch wiever mitnehmen Wahrscheinlich wird man aucb in Amerika die Luftschiff fahrten Wellmans in Zukunft als das behandeln, was sie wirklich find: ein dreister Schwindel. Aus Nah und Fern. Lichtenstein, 21. Oktober 1910. * Die Entschädigungsgelder für die am 10 und 11. und die vom 17. bis 19. September hier ver- quartierte Infanterie werden von Freitag, den 21. bis Dienstag, den 25. Oktober gegen Rückgabe der Quartierkarten in hiesiger Stadtkasse ausgezahlr. Die Ouartiergeber werden höflichst ersucht, bei Ab holung der Gelder die betr. Kompanie der Verguar tierten anzugeben. — Die Entschädigungsgelder für di: Mannschaften der preußischen Garde-FestungZartilie.ie gelangen voraussichtlich Ende nächster Woche zur Aus zahlung. . — Aus die Theater-Ausführung „Die Ra bcnslcinerin" heute Freitag abend im „Krysiall- Palast" sei nochmals empfehlend hingewiesen. Tas Missionsfest für Lichceustc-in-Calln- berg, das am nächsten Sonntag abgehalten werden soll, hat den besonderen Zweck, die Gemeinden mit den Ergebnissen des großen Weltmissionsiongresses zu Edinburg, im Juni dieses Jahres, bekannt zu machen. Der erwähnte Missionskongreß, der eine bisher noch nicht dagewesenc allgemeine protestantische Kirchcnver- sammlung, besucht von 1200 Missionsdelegierten aus allen Erdteilen, darstellte, hat das erfreuliche Ergebnis gehabt, die bisher meist ohne gegenseitige Fühlung ar beitenden protestantischen Missionen in engere Verbin- bindung für den großen Zweck als Weltchristionisie rung zu bringen. Tie Mission ist in ihrem gegeuwär- tigen Stadium nicht mehr eine Privatsache für einzelne Liebhaber, sie muß als gemeinsame Sache der protestantischen Christenheit betrachtet werden Sie ist für uns Deutsche, seitdem wir Kolonien mit vielen Millionen heidnischer Bewohner haben, auch eine emi nente nationale Sache geworden Es gilt, die Ko lonien für das Christentum und Deutschtum zu gewinnen. Die Katholiken sind schon eisrig daran, uns zuvor zu kommen. Noch mehr aber droht unseren Kolonien, be sonders den afrikanischen, die Gefahr, von dem Muha medanismus überschwemmt zu werden. Tie Mission spielt daher jetzt auch auf allen kolonialen Kongressen eine bedeutsame Rolle und wird, besonders wegen ihrer ausgebreiteten Schultätigkcit, als ein Kulturfaktor ersten Ranges gewürdigt. Herr Pfarrer Dr. cheol. Paul, der diesmal im Gottesdienst, wie in der Nachoersamm lung sprechen wird, gilt als eine der bedeutendsten Missionsfachleute. *— Die Geistlichen der Ephorie Glaucha« versammelten sich am vergangenen Mittwoch auf Ein ladung ihres Ephorus, des Herrn Superintendenten Neumann in Glauchau zur amtlichen Haupikonserenz Diese wurde vormittags 9 Uhr eingelenct durch einer, feierlichen Gottesdienst in der Tt. Georgenkirche, bei dem der Herr Ephorus auf Grund von Phil. 2, Bers 14—16 seinen Geistlichen in herzstärkender und ge-- wissenschärfendcr Ansprache „drei apostolische Mah nungen an evangelische Geistliche, die nicht vergänglich laufen und arbeiten wollen" ans Herz legte. 1. Tut alles in der Nachfolge Christi: 2. Stellt euch nicht dieser Welt gleich: 3. Haltet ob dem Worte des Lebens. Im Meistxrhaus hielt darauf Herr P. Hiecke aus Hohen stein-Ernstthal einen tiefgründigen, wissenschaftlichen Bortrag über „Das Christusbild der neutcstamentlichen Apokryphen". Aus dem Jahresbericht des Herrn Epho- rus ist hervorzuheben, daß gegenwärtig 54 Geistliche an den Gemeinden der Ephorie arbeiten und daß für die im Juni dieses Jahres von schweren Brandunglücken heimgesuchten evangelischen Gemeinden Burgerhof in Ungarn und Syrisches Waisenhaus in Jerusalem aus den Ephoralgemeinden ca. 500 bez. 800 Mark als Liebesgaben gesammelt worden sind. Der Herr Ephorus gab noch eine Reihe neuere Verordnungen bekannt und von verschiedenen Sonderausschüssen wurden noch Be richte entgegengenommen. Gegen 3 Uhr nachmittags hatte die im höchsten Grade anregende Konferenz ihr Ende erreicht. Möchte rechter Gottes fegen aus ihr in unsere Gemeinden fließen. *— Die regelmäßige Postbesörbernng im Bereiche der französischen Nordbahn ist wieder her gestellt. Die deutschen Briefposten nach Frankreich und nach fremden Ländern über Frankreich, insbesondere nach den Vereinigten Staaten von Amerika, und Durch gang sowie nach Südamerika, werden daher wieder auf den gewöhnlichen Wegen befördert. g. Mülse« St. Riclas (Die hiesige Schützen- gesellschast) hielt gestern bei herrlichstem Herbstwettcr ihren diesjährigen Einzug ab. Eiugeleitet wurde das Fest mit einer Reveille, an die sich vormittags 10 Uhr der Auszug anschloß. Das übliche Königsmahl spen dete Herr Bergarbeiter Albin Schmidt im Saale des Gasthauses zum Mülfental. Den Toast auf König Friedrich August brachte Herr Kantor Sieber aus. Nach der Tafel folgte Umzug im Ort und nach Ankunft im Schützcnhaus das Schießen nach der Königsschcibe. Die Würde als neuer Scheibenkönig errang sich Herr Haus besitzer Bruno Mothes. Ein solenner Ball im Meyer- schen Gasthof beschloß das in allen Teilen schön ver laufene Fest. Mülsen St. Michel«. (Eine Alarmübung) wird im Laufe der nächsten Woche für die Freiwillige und Dienstpflichtige Feuerwehr unserer Gemeinde stattsin- dcn. Es fei schon jetzt daraus hingewiesen, damit nicht etwa im Publikum durch gegebene Signale Beunruhigung entsteht. Neudörfel. (Schutzmannswechsel.) Ter feit m h- reren Jahren hier amtierende Schutzmann Richard Sonn tag ivurde letzthin von der Gemeinde Omsewitz (Amts- hauptmannschaft Dresden) in gleicher Eigenschaft ge wählt. Er wird bereits Mitte November sein Amt dort antreten. k.: Ortmannsdorf. (Stenographisches.) Der Gabelsberger Stenographen-Verein Ortmannsdorf und Umgegend hält vom 25. Oktober ab im Robert Berchel- schen Restaurant einen neuen Kursus ab. Auch beab sichtigt er am 30. dieses Monats sein erstes Stif tungsfest verbunden mit Ball im Gasthaus „Zum Ka stanienbaum" zu begehen. Seit seines anderthalbjähri gen Bestehens verfügt er über eine stattliche Anzahl Mitglieder. — (Kontroll-Versammlung.) Die dies jährige Herbstkontrollversammlung der Jahresklassen 1900 bis mit 1903 der Reserve Ortmannsdorf mit Marienau findet am 2. November 1910 vormittags 11,45 Uhr im „Schützenhaus" zu Wildenfels statt- Berthelsdorf bei Freiberg. (Verunglückte Feuer wehrleute.) Bei einer Alarmübung der hiesigen srei- willigen Ortsseuerwehr ist der Spritzcnmann Gerold schwer verunglückt. Auf der abschüssigen Dvrfstraße konnten die raschfahrenden Bedienungsmannschaften die Spritze nicht mehr halten und fie stürzte in den Stra ßengraben. Tabei geriet Gerold unter die Spritze, die ihm über Brust und Beine fuhr, so daß er schwer ver letzt vom Platze getragen werden mußte. Tie auf der Spritze sitzenden Wehrleutc Hähnel und Kroner: ret teten sich durch Abspringen und kamen mit weniger schweren Verletzungen davon. Chemnitz. (An den Folgen einer Lungenent zündung ist nach schweren Leiden Herr Geh. Königl. Sachs. Kommerzienrat Gustav Hartmann in Eben- hauscn bei München verschieden. Gustav Hartmann hat ein Alter von 68 Jahren erreicht: denn er war am 10. Juni 1842, und zwar in unserer Smdt, als äl tester Sohn Richard Hartmanns, des Begründers der Sächsischen Maschinenfabrik, geboren. S inc Bedeutung für den Ausbau des vom Vater geschaffenen Werkes, wie seine großen Verdienste um die Förderung der Tech nik von Handel und Industrie im allgemeinen werden seinen Namen unvergeßlich machen. Mit Hartmann ist, um das Wort eines seiner Mitarbeiter anzuwenden, „ein Förderer deutscher Technik im ivahrsten Sinne" dahingegangen. Leider ist auch ihm Schmerz und Krank heit nicht erspart geblieben. Dresden. (Vom Zuge zermalmt.) Als vor gestern abend ver Personenzug 2740 in den Bahnhof Dresden-Neustadt einfuhr, stieg der Hilfsschafsner Schol- bach aus einem Personenwagen und stürzte unter die Räder, die ihn völlig zermalmten. Leipzig. (Ein sehr bedauerlicher Unglücksfall) ereignete sich in dem Hause Mariannenstraße Nr. 58, L.-Neusladt. Während die im Hause 3. Etage wohnende Frau Rothe einen Weg besorgte, stürzte das 2jährige Kind, welches die Mutter schlafen gelegt hatte, aus dem Schlafstubenfenster in den Hof hinab. Das be dauernswerte Kind starb noch während des Transpor tes nach dem Krankenhause. Ursprung. (Ter Tod in den Fluten') Die Leiche des 40jährigen Bergarbeiters Karl Eduard Voitel von hier wurde aus einem Wassertümpel des Vikioriaschach- tes in Oelsnitz geborgen. Voitel hinterläßt eine Witwe und sieben unmündige Kinder. Werdau. (Infolge drohender Erblindung) hat sich der unverheiratete Bahnhofsgendarm H. Hennig in feiner Wohnung erschossen. Werda«. (Schlagfertige vom zarten Geschlecht.) Am vorgestrigen Tage abends gegen 1/2 8 Uhr kam es auf hiesigem Brühl zwischen zwei hier wohnenden Fab rikarbeiterinnen wegen Beleidigung zu einer Schlägerei, wobei die eine von ihrer Gegnerin mit einem Haus schlüssel derart zugerichtet wurde, daß sie sich in ärzt liche Behandlung begeben mußte. Für die SUagfer- tige wird ein gerichtliches Nachspiel wegen Körperver letzung nicht auSdleiben. Zwickau. (Drei gefunden Knaben) hat ein hier wohnhaftes junges Mädchen das Leben geschenkt. Mut ter und Kinder befinden sich wohl, leider aber ist der Vater der Kinder zurzeit nicht aufzufinden. Altenburg. (Zu Tode gequetscht.) Auf dem hiesigen Bahnhof geriet gestern früh 6,30 Uhr der Wagenrücker Meuschke zwischen die Puffer zweier Wa gen. Er wurde schwer verletzt und starb bald darauf. Gerichts^ itung Gera. (Wegen Sittlichkeitsverbrechen verurteil ter Oberlehrer.) Von der Strafkammer wurde der Oberlehrer Friedrich Köhler von der Ostschule zu Gera wegen zahlreicher Sittlichkeitsverbrechen, die er an Schülerinnen im Alter von 12 bis 14 Jahren verüble, zu 4 Jahren Zuchthaus und 5 Jahren Ehrverlust ver urteilt. Neuestes vom Tage. ch Eine unfaire Konkurrenz. Der „Neuen Freien Presse- wird aus Innsbruck gemeldet: Die Nach richt von dem Selbstmord des Hoteliers Kramer stellt sich als ein mit großem Aplomb in Szene gesetzter Bluff heraus. Die Nachricht wurde unbrgreislicherweise von dem Polizeikommissariat bestätigt und durch eine An zahl gemieteter Dienstleute in der Stadt verbreitet, um dem neu eröffneten Maria Theresien-Hotel finanziell zu schaden. ch Vermächtnis. Der verstorbene Bezirkstier- orzt Büttel hat der Gemeinde Bad Orb 70000 Mk. für Wohltätigkeitszwecke vermacht. ch Abgestürzt. Das „Neue Wiener Tageblatt" meldet aus Innsbruck: Vom Predigtstuhl bei Kufstein ist der KräMrrsammler Streilberger abgestürzt. Er war sofort tot. ch Ein unvorsichtig er Jäger schoß auf dem Felde bei Reiskirchen (Hcsser) eine Frau und ihre Kuh mit schwerem Schrot an. Die bedauernswerte Frau wurde so schwer verletzt, daß sie nach der chirurgischen Klinik in Gießen gebracht werken mußte. ch Teuerungskrawalle in Belgien. In Brüssel und in der Provinz sind die Nahrungsmittel und Fleischpreise jetzt so beträchtlich gestiegen, daß in einigen Städten regelrechte Revolten ftaitacfunden ha ben. In Charleroi wurden die Markthändler ange griffen und mußten flüchten. Die Leute zerstauyiften das Gemüse, beschmutzten die Butter und zerschlugen tausende von Eiern. In dem französisch-belgischen Grenz ort Mouscron haben die Hausfrauen eine Attacke auf die Händler unternommen. Als sie verhaftet werden sollten, setzten sich einige von ihnen so heftig zur Wehr, daß sie von den Polizisten zur Wache geschleppt werden mußten, wo sie in Wutkrämpfe verfielen. ch Hinrichtung. Der Eltern- und Brudermör der Denke ist im Zuchthause zu Vechta hingerichtet worden ch Lebendig verbrannt ist in Arnstein eine 15jährige Landwirtstochter Duerr, die dem Herdfeuer zu nahe gekommen war. chWegcnWeinfälsch u ngver urteilt Der Winzer Kirsch in Dusemond, der der Überstreckung von 59 Fuder Moselwein angeklagt war ist in einer Gerichtsverhandlung, bei der 20 Sachverständige an wesend waren, der Überstreckung von 12 Fudern über führt und zu 1000 Mark Geldstrafe oerurteeli wor den. 47 Fuder wurden freigegeben. Letzte Telegramme- Grotzfeuer. Halle a. d. Saale. Tie Maschinenfabrik von Dehne in der Schimmclstraße steht seit heute mor gen 4 Uhr in Flammen. Das Feuer brach in der Tischlerei aus und verbreitete sich mit rasender Schnel ligkeit. Tie gesamte Feuerwehr Ist in Tätigkeit, doch konnte man bisher des Feuers nicht Herr werden. Der Schaden dürfte ganz bedeutend sein. Dernburg als Bürgermeister von Berlin. Berlin. Die „Berliner Morgenpost" veröffent licht heute einen interessanten Artikel, welcher geeignet ist, einiges Aufsehen zu erregen. Der Artikel knüpft an die Unzufriedenheit an, die in iveiteu Berliner Kreisen gegen die Berliner Stadtverwaltung besteht. Dieser Unzufriedenheit, die schließlich zur Gleichgültigkeit gegen die Selbstverwaltung führe, könne und müsse bei der nächsten Oberbürgermeisterwahl durch Aufstel lung eines Mannes von bedeutender Qualität Rechnung getragen werden. Berlins bisheriger Oberbürgermeister Herr Kirschner hat bereits erklärt, daß er eine auf ihn fallende Wiederwahl nicht annehmen werde. An seiner Stelle schlägt als neuen Oberbürgermeister für Berlin die „Berliner Morgenpost" niemand anderen als als Bernhard Dernburg, den ehemaligen Staatsminister im Reichstolonialamt vor, weil dieser der Berliner Bürgerschaft die allerpopularste Erscheinung ist. Ministerkrisis. Paris. Die „Agence Fournier" erhielt aus Lis sabon Nachrichten von einer Ministerkrisis. Die Mi nister der Finanzen des Krieges und der öffentlichen Arbeiten sollen dem Kabinett ihre Demission eingv* reicht habe«. !