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dem englischen in Achtung gebietender Weise vertreten. Nach Londoner Telegrammen hat das deutsch-englische Abkommen bereits die Zustimmung Rußlands erhalten. Hoffentlich bestätigt sich diese Nachricht. England. Eine kleine Besitzerweiterung hat Großbritannien so eben vollzogen, indem es die Cook-Jnseln, die den Namen nach ihrem Entdecker, dem englischen Reisenden Cook tragen, annectirt hat. Die bei Neuseeland an der Cookstraße gelegenen Inseln wurden nach Zustim mung ihrer Häuptlinge von dem englischen Gouverneur von Neuseeland für britisches Territorium erklärt. Spanien. In Spanien hat die Ernennung des Generals Weyler zum Generalkapitän der Stadt Madrid zu einer Cab in ets- krise geführt. Der Ministerpräsident Silvela und sämmt- liche Mitglieder deS Ministeriums mit ihm haben der Königin-Regentin ihre Entlassung eingereicht. Mit dem General Weyler war die Mehrzahl der Minister ver feindet, als seine allein vom Kriegsminister betriebene Ernennung zum Generalkapitän die Bestätigung der Königin erhielt, blieben die Bemühungen Silvelas, das Cabinet zu halten, umsonst. Die Königin hat die De mission bereits angenommen und den General Azcarraga mit der Neubildung eines zunächst nur provisorischen CabinetS beauftragt. Danach soll wieder ein liberales Ministerium berufen werden, da das Cabinet Silvela den von der Königin gehegten Erwartungen nicht ent- sprach. Asten. Obwohl die Vertreter der Mächte in Peking ver sammelt sind, wird dieerwartete Eröffnung von Friedens verhandlungen doch noch nicht sogleich stattfinden; die Hinausschiebung erklärt sich allem Anscheine nach aus dem ungenügenden Entgegenkommen der chinesischen Bevollmächtigten, deren Zugeständnisse sich auf ganz un annehmbare Sühnemittel beschränkten. Möglicherweise hängt der Aufschub auch mit einer plötzlichen Erkran kung des Generalfeldmarschalls Grafen v. Waldersee zusammen. Von einer solchen wissen Londoner Blätter zu melden. Nach ihnen leidet der Oberbefehlshaber in Tschili an einem, wenn auch leichten Dysenterie-Anfall. Las Befinden deS Generals gewähre die beste Hoffnung auf schnelle Genesung. Bestätigt sich diese Nachricht, was wenig glaubhaft ist, da der General am 17. d. M. seinen Einzug in den Pekinger Kaiserpalast in bester Gesundheit gehalten hat, die Londoner Meldung von der Erkrankung aber bereits zwei Tage später abge schickt worden ist, so würde sich daraus wohl eine kurze Verzögerung in der weiteren Abwickelung der China frage ergeben. Ohne gehörigen militärischen Druck wird ja so wie so kein Resultat erzielt werden. Kaiser Kwangsü hat dem Kaiser von Japan, so wie dem Präsidenten Loubet Telegramme übersandt, in denen an die Adressaten die Bitte gerichtet wird, ihre guten Dienste zur schnellen Herbeiführung von Friedensverhandlungen zu leisten. Der Mikado hat sehr richtig geantwortet, die Aufnahme von Friedensvcrhand- lungen würde am wirksamsten beschleunigt werden, wenn Kaiser Kwangsü mit Extrapost nach Peking eilte. Eine andere Antwort wird auch der Präsident der französischen Republik nicht geben können. Da aber Kaiser Kwangsü ganz genau weiß, daß seine Abwesenheit von Peking die Hauptschuld an der Verzögerung der Unterhandlungen trägt, so verräth er mit seinen Bittschriften doch eine etwas sehr starke Dosis von Naivität, vorausgesetzt aller dings, daß er selbst die Bittgesuche verfaßt und abge- schickt hat, was noch sehr die Frage ist. Nette Geschichten werden der „Franks. Ztg." zufolge aus Manila über Grausamkeiten berichtet, die ein heimische im Dienste der Amerikaner stehende Truppen mit Vorwissen ihrer amerikanischen Offiziere begangen haben. Ta ist zunächst die sogen. „Wasserkur" eine sehr beliebte Art der Folter. Ter Gefangene wird da bei an Armen und Beinen gebunden, worauf man ihm einen Stock oder einen Gewehrlauf quer vor den Mund hält, so daß er ihn nicht schließen kann. Dann wird dem Unglücklichen Wasser eingegossen, daZ er wohl oder übel schlucken muß. Damit fährt man so lange fort, bis das Opfer es nicht mehr aushalten kann, und alle Angaben macht, die von ihm verlangt werden. Eine andere Art, die Gefangenen zu quälen, ist die, daß man sie zum Schein aufhängt, bis sie beinahe erstickt sind. Bei einer solchen Procedur soll sogar ein amerikanischer Offizier zugegen gewesen sein. Dieser war so erbittert über die fortgesetzte Weigerung zweier Gefangenen, den Versteck von Waffen anzugeben, daß er befahl, sie an einem Galgen aufzuhängen, der schon für eine wirkliche Hinrichtung fertig gestellt worden war. Der eine Ge fangene wurde also Vor den Augen seines Kameraden aufgehängt und dann wie todt herabgelassen. Hierdurch wurde der Zweite so eingeschüchtert, daß er versprach, die Amerikaner an den Ort zu geleiten, wo die Waffen verborgen waren. Die Amerikaner dürfen sich demnach nicht wundern, daß die Tagalen von ihrer Cultur nichts wissen wollen. Afrika. Obwohl die jüngsten Nachrichten für die Buren un günstig lauteten, so hat dies, wie der „Kreuz-Ztg." ge meldet wird, wenig zu besagen, da eine Concentra- tion der Burengenerale Dewet und Botha zu er warten ist. Diese beiden vereint, dürften den Engländern das Leben wieder recht schwer machen. Amerika. Die Vereinigten Staaten von Nordamerika sind dem deutsch-englischen China-Abkommen eigentlich bei getreten, indem sie den Mächten empfehlen, die Pekin ger Friedensverhandlungen mit einer Collectivnote zu eröffnen, die einerseits die Zusicherung deS Terri torialbesitzstandes des chinesischen Reiches, andererseits die Forderung offenen und freien Verkehrs für alle Nationen enthalten soll. Das deutsch-englische Abkommen aber will nichts weiter. Der „Sun", welcher als zuverlässigstes Blatt der Vereinigten Staaten bekannt ist, veröffentlicht eine De pesche auS London, wonach das deutsch-englische Ab kommen eine weit größere Tragweite besitzt, als nach dem Text des Abkommens anzunehmen ist. DaS Ab kommen sei nicht nur defensiver Natur. Ans dem Muldenthale. ^Waldenburg, 23. October. Im kleinen Rathskeller- zimmer hierselbst fand gestern Abend eine sehr zahlreich besuchte Hausbesitzerversammlung statt, um über eine gemeinsame Haftpflichtversicherung zu berathen. Ander selben nahmen auch Vertreter der Versicherungsgesell schaft Wilhelms in Magdeburg, der Stuttgarter und der Baseler Versicherungsgesellschaft theil. Außerdem lagen noch von der Kölnischen und der Hamburger Versiche rungsgesellschaft Prospecte vor. Herr Bürgermeister Kretschmer gab zunächst die Gründe bekannt, die ihn zur Einberufung der Versammlung veranlaßt hätten und legte dann die Versicherungsbedingungen derjenigen Ge sellschaften dar, welche Prospecte eingereicht hatten. Der Vertreter der Wilhelma verwies dann auf die Bestim mungen des neuen bürgerlichen Gesetzbuches, nach denen die Haftpflicht der Grundstücksbesitzer eine ziemlich um fangreiche ist, und theilte im Anschlusse hieran eine Reihe von eclatanten Fällen mit, in denen die Besitzer zum Schadenersatz herangezogen wurden. Auch die Vertreter der Stuttgarter und Baseler Gesellschaft gaben über die Haftpflicht ausführliche Erläuterungen. Schließlich wurde eine Commission gewählt, bestehend aus den Herren Stadtverordnetenvorsteher Geiler, Buchdruckereibesitzer Kästner, Bürgermeister Kretschmer, Stadtv. Otto und Stadtrath Zieger, welche die Angelegenheit weiter ver folgen, die Prospecte der verschiedenen Gesellschaften prüfen und zu einer gemeinsamen Versicherung Anregung geben soll. Am Schluffe der Versammlung nahm Herr Otto Veranlassung, Herrn Bürgermeister Kretschmer für die Leitung der Versammlung und die Uebcrnahme der damit verknüpften Arbeiten den Tank der Versammlung auszusprechen, dem letztere durch Erheben von den Plätzen Ausdruck gab. * — Auch in vergangener Nacht sank die Temperatur wieder mehrere Grad unter den Gefrierpunkt; die Geor ginen sind dem Froste nunmehr wohl überall zum Opfer gefallen. Im Vorjahre trat der erste Nachtfrost am 9. October (— 3") ein. Dagegen brachte der 28. October bei 15° Wärme noch ein Gewitter. * — Die Betriebseröffnung der 24,9 km langen, eingleisigen, vollspurigen Neubaulinie Altenburg-Langen leuba wird voraussichtlich im Tecember d. I. erfolgen. Die neue Strecke soll dem Bezirke der Königl. Eisen- bahndirection Leipzig 1 unterstellt werden. * — In der zweiten Tecade des Monats October betrug die Niederschlagsmenge im unteren Thale der Zwickauer Mulde 24 mm (normal 17), im mittleren 25 (normal 19) und im oberen 36 (normal 22). Nach den aufder meteorologischen StationWaldenburg angestellten Messungen betrug die Niederschlagsmenge in der gleichen Zeit 32,3 mm. * — Nach einer Verordnung des Reichsversicherungs amts werden von nun ab außer den bisher Versicherungs pflichtigen Betrieben noch verschiedene andere der Ver sicherungspflicht unterworfen. Demzufolge sind bis 15. November, soweit diese Betriebe nicht bereits der Ver sicherungspflicht unterworfen, anzumelden: a) die ge werblichen Brauereien, b) die Gewerbebetriebe, welche sich auf dir Ausführung von Schlosser- oder Schmiede arbeiten erstrecken, sowie das Fensterputzer- und das Fleischergewerbe, 0) die gewerbsmäßigen Lagereibetriebe, 6) die Lagerungs-, Holzfällungs- oder der Beförderung von Personen oder Gütern dienenden Betriebe, wenn sie mit einem Handclsgewerbe, dessen Inhaber im Handelsregister eingetragen steht, verbunden sind, e) Betriebe jeder Art, für welche durch thierische Kraft bewegte Triebwerke nicht bloß vorübergehend zur An wendung kommen. * — Nach einer soeben veröffentlichten Statistik gab e» am 1. December 1899 in Sachsen 2292 öffentliche Volks- und 1983 öffentliche Fortbildungsschulen mit 12,776 Lehrern und 768,660 Schülern. Der Gesammt- aufwand für das Volksschulwesen betrug 34,332,660 Mk.; davon leistete die Staatskasse 4,773,010 Mk. Zu- schuß, den Rest mußten die Schulgemeinden aufbringen. Von den 12,776 Lehrkräften waren 10,003 männliche und 401 weibliche. Tie Zahl der Lehrer ist in 5 Jahren um 1331 oder 14,8 Proc., die der Lehrerinnen um 133 oder 49,6 Proc. gestiegen. * — Bekannt ist es ja, daß diese- Jahr außerordent lich große Kartoffeln wie auch große Rüben erbaut worden sind, aber eine vom Gutsbesitzer Herrn Oswin Hertzsch in UhlmannSdorf erbaute Rübe, die 24'/r Pfund wiegt, dürfte Wohl immerhin als eine besondere Selten heit bezeichnet werden; sie ist in der Mahnschen Schank- wirthschaft zu Jedermanns Ansicht ausgestellt. *— Die Staatsbahnverwaltung hat in einer Anzahl Personenwagen Thermometer anbringen lassen und will die Erfahrungen des kommenden Winters abwarten, um zu sehen, ob sich diese Einrichtung bewährt und erweitert werden kann. Durch das öftere Oeffnen der Wagen- thüren ist die Temperatur in den einzelnen CoupeeS zwar sehr verschieden, und giebt über die Stärke, mit welcher der Zug geheizt wird, nicht immer einen be stimmten Anhalt, doch muß es jedenfalls als zweckmäßig bezeichnet werden, in einem geheizten Raume einen Wärmemesser zu haben. — Die irdische Hülle Sr. Erlaucht deS Grafen Clemens von Schönburg-Glauchau traf, wie das „Gl. Tgbl." berichtet, in der Nacht vom Sonnabend zum Sonntage gegen 12 Uhr von Berlin über Dresden auf dem Bahnhofe in Glauchau ein. Zum Empfange hatten sich am Bahnhofe eingefunden: Se. Erlaucht Graf Joachim von Schönburg-Glauchau, die Herren Kanzleidirector Justizrath Zückler, Superint., Hof- und Schloßprediger Weidauer, Kammerrath Schmidt, Ober förster Goldberg und Fleck, Gräfl. Schönb. Medizinal- rath I)r. Töpfer, Hauptkassirer Lossius, Rentamtmann Hennig, Rentamtmann a. D. Naake und Rentkassirer Müller. Außerdem war der Gesammtvorstand und Ausschuß des Königl. Sächs. Militär-Vereins „Deutscher Krieger-Verein Glauchau" mit Fahne und Gewehrab- theilung unter Führung seines Vorstehers, Herrn Stadt rath Winckler, erschienen, um an der Ueberführung seines langjährigen hohen Ehrenmitgliedes theilzunehmen. Nach dem der Zug in Glauchau eingefahren und Ihre Erlaucht die Gräfin Frida von Schönburg, welche mit demselben Zuge dort angekommen, empfangen worden war, wurde der mit prächtigem Blumenschmuck versehene Metallsarg mit der irdischen Hülle des hohen Entschlafenen nach dem Leichenwagen überführt, wobei die Mitglieder des Deutschen Kriegervereins Spalier bildeten und Fahnen- nnd Gewehrabtheilung präsentirten. An die Spitze deS Zuges setzten sich Gewehr- und Fahnenabtheilung des genannten Vereins, dann kam der mit 4 Rappen be spannte Leichenwagen, welchem einige Gräfliche Be dienstete, sodann die Vorstands- und Ausschußmitglieder des Deutschen Kriegervereins und in einer Anzahl Kutschen die Erlauchte Witwe, Se. Erlaucht Graf Joachim und die übrigen erschienenen Herren folgten. Trotz der späten Nachtstunde und der wenig bekannt gewordenen Zeit deS Eintreffens des Leichnams in Glauchau hatte sich zahlreiches Publikum am Bahnhofe eingefunden und begleitete den Trauerzug, welcher in der Stadt von vielen Theilnehmenden erwartet wurde, nach dem Schlöffe Hinter-Glauchau, in dessen Kapelle unter dem Geläute der Schloßkirchenglocke der Sarg mit der irdischen Hülle Sr. Erlaucht aufgestellt wurde. — Die K. S. Kriegervereine ehem. 105er von Zwickau nnd Umgegend haben beschlossen, sich 1902 am 200jährigen Jubiläum des Regiments Nr. 105 zu Straßburg, aber auch an dem in demselben Jahre in Hohenstein stattfindenden Regimentstag ehemaliger 105er zu betheiligen. Aus dem SachseNlande. — König Alberts Gesundheitszustand ist wieder so vorzüglich, daß er die beabsichtigten Jagden in Werms dorf am 28., 29. und 30. October abzuhalten gedenkt. — Am Sonntag wurde in den Räumen der Odd- fellow-Loge in Dresden eine Versammlung von Zeitungsverlegern aus der Kreishauptmannschaft Dresden abgehalten. Die sehr zahlreich besuchte Versammlung beschloß, auf dem Wege lokaler Verständigung in Bezug auf Abonnements- und Inseratenpreise durchweg eine Erhöhung nach den gegebene« Verhältnissen eintreten zu lassen. Diese Erhöhungen sind in manchen Orten der Kreishauptmannschaft Dresden bereits durchgeführt. Gleichzeitig wurde bekannt gegeben, daß der Deutsche Buchdruckerverein mit einem allgemeinen Aufruf an das Publikum hervortreten werde, um die Gründe für die absolut nothwendige Erhöhung der Abonnements- und Inseratenpreise ausführlich darzulegen. — Immer mehr sächsische Zeitungen sehen sich ge zwungen, ihre Inseratenpreise zu erhöhen. So zeigt daS königl. sächs. Adreß-Comptoir in Dresden als Expedition des „Dresdener Anzeiger" an, daß von Dienstag, den 6. November ab der Anzeigenpreis für die Petitzeile nicht mehr 15, sondern 20 Pf. und in den nach Sonn- und Feiertagen erscheinenden Nummern 30 Pf. betragen werde. Auch der „Döbelner Anzeiger" macht seinen Lesern die Mittheilung, daß von jetzt ab eine kleine Erhöhung des JusertionSpreises bewirkt würde. — Am Donnerstag fand in Leipzig die General versammlung des Deutschen Patriotenbundes zur Errich-