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feldmarschallS Grafen v. Moltke, zugleich ehemaligen Ehrenbürgers der Stadt Chemnitz, beabsichtigt der ,Bildungsverein Deutschland" eine öffentliche Gedenkfeier im großen Saale des Kaufmännischen Verein-Hauses daselbst am 26. October d. I. zu veranstalten. AuS demselben Anlaß haben die „Vereinigten König!. Sächs. ' Militärvereine" damit bei entsprechender Unterstützung . durch die Stadt die Veranstaltung eines FackelzugeS in > Aussicht genommen. > — Die Buchbindergehilfen und die in der Cartonnagen. ! branche beschäftigten Arbeiter in Chemnitz stellten an , die Meister verschiedene Forderungen, deren Hauptpunkt ein Lohnzuschlag von 10 Procent ist. Die Buchbinder- Innung und die dortige Ortsgruppe^-- Cartonnagen. ! fabrikanten^Verbandes beschloß, dem Ausschuß der Ge. : Hilfen auf seine Forderungen eine Antwort nicht zugehen zu lasten. Es ist deshalb auch in Chemnitz zu einem ' Ausstand der genannten Berufe gekommen. ! — Die am 15. August d. I. verschiedene Frau Sophie Ottilie verw. Commerzienrath Götze geb. Hinkel ' hat zum Gedächtniß an ihren verstorbenen Gemahl der Stadt Chemnitz ein Kapital von 30,000 Mk. zur Be> gründung einer . August-Götze-Stiftung", über deren Zweck besondere Anordnungen letztwillig Vorbehalten sind, testamentarisch vermacht. ' — Ein Kaufmannslehrling in Hohenstem-Cruft- thal, der dieser Tage für seinen Prinzipal einen Geld- betrag von über 1000 Mark bei dem Postamte auS- gezahlt erhielt, bekam infolge eines Versehen- des Postbeamten 100 Mark zuviel auSgezahlt. Statt nun ehrlich zu sein und den Betrag zurückzugeben, behielt er das Geld für sich. Erst als der betreffende Beamte die Polizei in Anspruch nahm, gab der Bursche den größten Theil des zuviel erhaltenen Geldes zurück, während er bereits 30 Mark davon Perihan hatte. Wegen Unterschlagung dürste er eine empfindliche Strafe zu erwarten haben. — Ein Lljähriger Bergarbeiter in Gersdorf, ge- dürtig aus Prag, der am Sonnabend wegen rückständiger Alimente für ein uneheliches Kind ausgepfändet und dem hierbei sein Fahrrad vom Gerichtsvollzieher weg. genommen worden war, ließ sich in seiner Wuth hierüber dazu Hinreißen, dem Beamten das Rad mit Gewalt wieder wegzunc'hmen und damit auf ihn einzuschlagen. Schließlich setzte er sich schleunigst auf das Rad und fuhr damit auf und davon. Es ist bisher auch nicht wieder erlangt worden. Ter unbesonnene junge Mensch, dem diese Handlungsweise wohl theuer zu stehen kommen Wird, wurde von der Gendarmerie verhaftet. — Ein schweres Gewitter, wie man es in so vor. gerückter Jahreszeit nicht mehr erwartet und wie es seit einer längeren Reihe von Jahren auch nicht zu verzeichnen war, ist am Mittwoch Abend in der 8. Stunde in Plauen i. B. ganz plötzlich zum Ausbruch ge. kommen. Es blitzte und donnerte ohne Unterlaß und der Regen fiel in Strömen. In gleicher Heftigkeit wie in Plauen ist daS Gewitter am Mittwoch Abend auch in verschiedenen anderen Gegenden des Vogtland-- auf- getroffcn. Nachrichten liegen vor aus Auerbach, Reichen- bach und Schleiz. — Der Verdacht gegen den wegen des Vrotzmil- lauer Mordes verhafteten Stirl scheint sich zerschlagen zu haben. Am Donnerstag Nachmittag wurde Stirl aus der Untersuchungshaft entlassen und durfte freien Fußes sich nach seinem Wohnort zurückbegebcn. Der wegen des Großmilkauer Lustmordes in Frage kommende böhmische Schneidergeselle Pitthardt ist noch nicht er griffen worden. Sein Signalement wird im Gendamerie- blatt veröffentlicht: Pitthardt ist 1,56 m groß, unter setzt, Haare schwarz, Scheitel in der Mitte, kleiner schwarzer Schnurrbart, Gesicht blaß, Haut rauh. Kenn zeichen: Finsterer Blick; bekleidet mit Jackett und weit ausgeschnittener Weste, grauer Hose, dunklem, schmutzig grünem weichen Filzhut und schwarzem Schuhwerk. P. soll erregbar und hitzig sein. — In Auerbsch findet die Fehde zwischen Rath und Stadtverordneten immer neue Nahrung. Trotz wiederholten Ersuchens war dem Stadtverordneten- Eollegium die Abrechnung über den Centralfchulbau nicht vorgelegt worden. Die Schuld soll nach Aussage eines Rathsmitgliedes an dem Bürgermeister liegen. Di- Stadtverordneten beschlossen nun, den Rath zum letzten Male zu ersuchen, dem Stadtverordneten-Collcgium nun mehr binnen 14 Tagen die vollständige Abrechnung über den Centralschulbau vorzulegen, widrigenfalls der Rath alle Verantwortung für die Abrechnung übernehmen müsse. 17 dieser Tage sahen die Reisenden am Bahnhofe Moya Mobilmachungs-Telegramme angeschlagen, was selbstverständlich große Aufregung hervorrief. Mehrere Reisende unterbrachen sogar di- Fahrt, um sofort nach der Heimat zurückzukehren. Wie sich aber später her ausstellte, handelte es sich nur um die Probe, wie viel Zeit man braucht, um einen diesbezüglichen Befehl vom Bezirkscommando nach den einzelnen Bahnhöfen gelangen zu lassen. Der nach dem Bahnhof Flöha entsendete Bote nun gab den Befehl dort ab und die Folge war, daß derselbe angeschlagen wurde, um natürlich bald wie der entfernt zu werden. - Tie Freiberger Mulde, so schreibt man aus Rossen, ist jetzt ziemlich ausgetrocknet, sodaß in dieser Stadt in vielen Fabriken der Betrieb nicht mehr auf recht erhalten werden kann. So entließ am Sonnabend ein Fabrikherr gegen 20 Arbeiter. Auch in Neugersdorf macht sich infolge der andauernden Trockenheit in den Fabriken Wassermangel bemerkbar. So war die H. W. Herzog'sche Fabrik infolgedessen bereits am Sonnabende gezwungen, ihren Betrieb ruhen lassen zu müssen. Auch andere Fabriken werden, wenn nicht bald ergiebige Niederschltge kommen, zur zeitweiligen Betriebseinstellung gezwungen sein. Mehrer-Fabriken lassen ihre Brunnen tiefer legen und neue bohren. — Einer der originellsten Einwohner von Meerane, der unter dem Namen „Zacherlin" bekannte Handels mann Günther, beging am Mittwoch Vormittag im Gehölz de- sogenannten „Tannicht" Selbstmord durch Erhängen, nachdem er sich vorher mit einem langen Fleischermefser eine Schnittwunde am Halse beigebracht hatte. — An der Obst- und Gartenbauschule zu Bautze« wird Dienstag den 16. und Mittwoch den 17. Oktober für den Lande-obstbauverein im Königreich Sachsen ein Lehrcursus über Obstverwerthung veranstaltet. Am erst genannten Tage kommt die Obstweinbereitung, die Gährung des Weines, die Herstellung von Obftefsig rc. zum Vortrag und zur practischen Ausführung, während am Mittwoch das Dörren des Obstes, die Herstellung von Mus, Marmelade und Gel^e behandelt wird. Die Kosten des Cursus übernimmt der Landesobstbauverein, so daß den Theilnehmern keine weiteren Ausgaben er wachsen. Anmeldungen sind an den Geschäftsführer des LandeSobstbauvereins Cölln-Meißen, Bismarckstraße 17, zu richten. — Dem Unteroffizier Steglich der 8. Compagnie des 13. Infanterie-Regiments Nr. 178 zu Kamenz ist als bestem Schützen bei dem im Jahre 1900 im 12. (1. königl. sächs.) Armeecorps stattgehabten Preisschießen der erste Preis zuerkannt worden. Der Preis besteht in einer silbernen Taschenuhr. — Die von der Oelsnitzer Lehrerschaft herausge gebene Schulchronik von Oelsnitz hat zunächst in der Stadt und in der nächste» Umgegend regen Absatz ge funden nnd wird nunmehr dem Buchhandel übergeben, damit sie auch in weiteren Kreisen Eingang findet. In der letzten Nummer der Deutschen Schulpraxis hat Herr Schuldirector Seyfert in einer Plauderei am Schul herd ausgeführt, wie diese Schulchrouik entstanden ist. Herr Seyfert spricht den Wunsch aus, daß in jeder Schulgemeinde eine Chronik von den Lehrern hergestellt werden möge, um den Sinn für die Schule in allen Volksschichten zu beleben. — Am Mittwoch Nachmittag ist es der Polizei in Werdau gelungen, dasjenige „Geldmännel" festzu nehmen, daS jüngst in Falkenstein einen bösen Reinfall erlebt hat. Das „Geldmännel" ist der frühere Bäcker meister und jetzige Stoffhändler D. aus Werdau, der früher in Wünschendorf ansässig war. Bei einer Durch suchung fand man ihn belastende Briefschaften vor. Er soll auch die That bereits gestanden haben. Tas „Geld männel" hatte sich bei Herrn Bäcker Sander und dessen Schwiegervater in Falkenstein tüchtige Prügel geholt, als es den Versuch machte, Herrn Sander um 500 Mk. zu prellen, für die 8000 Mk. falsches Geld ge- liefert werden sollten. — Großes Jagdglück hatte dieser Tage Gemxinde- vorstand Genäuß in Bonnewitz bei Pirna, indem er auf seinem Jagdreviere auf einen Schuß 5 Fafanen- hähne erlegte. Dies darf wohl als ein seltenes Vor kommniß bezeichnet werden. — Am Mittwoch Abend gegen 8 Uhr zog unter heftigem Sturm und Regen abermals ein Gewitter über die Riesaer Gegend. In Niederlommatzsch schlug der Blitz in das Walthersche Gut und zündete. Seitenge bäude und Scheune wurden eingeäschert, das arg be schädigte Wohnhaus aber erhalten; das Vieh konnte bis auf Hühner und Tauben gerettet werden. — Aus Oberwiesenthal wird unterm 11. d. ge schrieben: Noch ehe die im Allgemeinen vorzüglich ver laufene Kartoffelernte vorüber ist, hat der Winter seine ersten Grüße nach dem Fichtelberg gesandt. Nach einem Gewitter, das gestern Abend über unsere Berge zog, trat heute ein heftiges Regenwetter ein, welches sich auf dem Fichtelberg in Schnee verwandelte und seinem Gipfel eine weiße Haube anfsetzte. Altenburg, 12. October. Se. Hoheit Prinz Moritz ist mit seiner Gemahlin zum Winteraufenthalt wieder im hiesigen Prinzenpalais eingetroffen und besuchte heute die Blumen-Ausstellung im Wettiner Hofe. — Herr Oberlehrer vr. Köpert vom hiesigen Herzog-Ernst-Real- gymnasium hat einen Ruf an das Vitzthumsche Gym nasium in Dresden erhalten. Als sein Nachfolger wird Herr Oberlehrer vom Karolinum bezeichnet. — Im Wettiner Hofe findet heute und morgen eine Ausstellung von Edel-Dahlien statt, die von der als höchst leistungs- : fähigen Firma Köhler L Rudel veranstaltet wird. Ver- : vollständigt wurde die Schaustellung durch allerhand , Bindereien und Herbstschnittblumen, die Ausstellung legt - ein beredtes Zeugniß ab von den schönen Zuchtcrfolgen wie von dem guten Geschmack. Ter Eintrittspreis ist ! auf 20 Pfg- festgesetzt, doch soll der ganze Ertrag dem kürzlich gegründeten Frauenverein zufließen.. — Wie verlautet, verläßt Herr Pfarradministrator Riedel, bekannt durch seine hier versuchten Störungen, demnächst unsere Stadt. An seine Stelle soll der Kaplan Lange auS Schirgiswalde treten, der vorher das Pfarramt von Gera verwaltet hat. — Die Gewerbevereine des Her- zogthums Altenburg wollen sich zu einem Verbände vereinigen. Zugleich wird beabsichtigt, eine Schutzge meinschaft für Handel- und Gewerbetreibende in- Leben zu rufen. Der hiesige Gewerbeverein gedenkt für seine Mitglieder eine Darlehnskasse zu errichten. Vermischtes. Allerlei. Zu de« Bankerott des Barons Maximilian von Hünerbein in Berlin, welcher steckbrieflich ver folgt wird, werden noch einige Einzelheiten mitgetheilt. Der Flüchtige hatte einen Vollbluttattersall, in dem erst 50 bis 60 Pferde, darunter 20 im eigenen Besitz, standen. Baron von Hünerbein lebte auf sehr großem Fuße, die Art der Geldquellen, die er sich zu eröff nen wußte, genirten ihn wenig. So hat ein Ber liner Butterhändler allein von ihm 11,000 Mark zu fordern, auch ganz kleine Handwerker sind schwer ge schädigt. Welche Masse den Forderungen gegenübersteht, wird sich schwer entscheiden lassen, da keine Spur von Buchführung vorhanden ist. Das werthvollste Eigen thum nächst den Pferden, von welchen neun schon „ver siegelt" waren, ist eine Sammlung seltener Vögel, für die der Baron ein prächtiges Haus gebaut hatte. — Ter Urheber der falschen Gerüchte von einem Attentat auf unsern Kaiser, die im August verbreitet waren, ein Schriftsetzer in Bernburg, hatte in der ersten Instanz eine Geldstrafe von 100 Mark erhalten. DaS war im zuviel, und er legte Berufung ein. Ter Effect war, daß er nun 150 Mark zudictirt bekam. — In der Nähe von Münster fuhr ein mit 12 Ausflüglern be setzter Wagen einen Abhang hinab und zerschellte, der Kutscher wurde getödtet, sechs Personen wurden schwer, die anderen leicht verletzt. — Bei Blottwitz in Ober schlesien wurde ein Fuhrwerk von einem Zuge überfahren. Drei Personen sind todt, zwei lebengefährlich verletzt. — Die verschüchterten Chinesen in Berlin rühren sich wieder, nachdem sie eingesehen haben, daß ihre Angst, es könnte ihnen an Leib und Leben gehen, unnütz war. Die in der Reichshauptstadt weilenden Söhne des himmlischen Reiches, etwa 30 an der Zahl, haben jetzt ihr Drachenfest unter Beisein vieler Zuschauer im Freien gefeiert, man ließ Drachen steigen, brannte kleine rothe Stäbchen an und verstreute unter Gebet gelbe Papier schnitzel. Es ging Alles sehr harmlos zu. — Aus Konitz berichtet das dortige Tageblatt, daß der unter dem Verdacht des Meineides verhaftete Schlächterlehr ling Moritz Levy in seiner Zelle einen Selbstmordver such gemacht habe. Levy wollte sich mit seinen Hosen trägern aufknüpfen, wurde aber von einem Gefangenen ausseher an der Ausführung seines Vorhabens gehindert. — Graf Zeppelin beabsichtigt am nächsten Montag mit seinem inzwischen ausgebesserten Riesenluftballon einen neuen Aufstiegversuch zu machen. Am Sonntag soll die Gasfüllung des Ballons vor sich gehen. Telegramme. Berlin, 13. October. Der „Berl. Lokalanz." meldet aus London: AuS Schanghai wird gemeldet, der Kaiser von Japan antwortete der» Kaiser Kwangsü auf dessen eigenhändigen Brief, in dem er die Be weggründe seiner Hanolungsweis« zn rechtfertige« sucht, die Zwietracht in China sei die Ursache der Confliete, die durch fanatische Rathgeber des Kaisers selbst verursacht worden wäre. Berli«, 13. Oclober. Das „Berl. Tagebl." meldet ans Petersburg: Die Lage im Süden China- ge staltet sich nach russischer Auffassung immer bedroh licher. Während der Kaiser Strafbefehle gegen die Box.r und ihre Führer erläßt, soll Prinz Luan im Innern des Landes dir gesammte Bevölkerung zum Widerstand ansrnfen, was vermuthlich im Einver» ständuitz mit der doppelzüngige« Regierung steht. Die Verlegung der Residenz nach Sinans« erfüllt die diplomatischen und militärischen Spitze« mit Be- sorgniß und Zweifel an der Aufrichtigkeit der chinesi schen Regierung. Das AushungerungLsystem dürft« nach competenten Beurtheiler« der Lage allein de« endlichen Erfolg haben. Berli«, 13. October. Der „Berl. Lokalanz." meldet anö Paris: Die Nmnestievorlage für Zola, Pi- quard, Deroukede und Habert soll, wenn Waldeck« Ronfsean die Zustimmung aller Mitglieder »es CabinetS erhält, eine der ersten Vorlagen in dera« 6. Nov. zusammentreteuden Kammersesston sein. — Gleichzeitig verlautet, die Regierung Plaue, die Kam mer aufzulös»« unv sofort Neuwahl«« auSzuschreibe«. Hamburg, 13 Oclober. DaS Lübecker Verbot »es StreitpostenstehenS, welches daS Brandenburger Schöffengericht für nngiltig erklärt hat, wir» a« 15. October daS hiesige Kammergericht beschäftige«, da der Reichstagsavgeordnele Molkenbuhr Wege« Aufforderung zur Auflehnung gegen dies Verbot augeklagt ist. Wien, 13. October. DaS „Fremdenblatt" dem««« tirt auf Grund eingeholter Information die um laufenden Gerüchte, »aß der Gesandte beim Vatikan, Graf Reverter«, durch einen andere« Diplomat«« ersetzt werde» soll. Budapest, 13 October. Die städtische N«terrichts« commisston beschloß, iu alle« Communalschnle« de« obligatorischen deutsche« Unterricht aufzngebe«. Prag, 13. October. Nach Meldungen tschechischer