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Vorschläge ist nunmehr erfolgt, sie lautet im Allgemeinen zustimmend, wenn Präsident Mac Kinley zu Einzelheiten auch noch eine abwartende Haltung einzunehmen wünscht. Was an der amerikanischen Antwort besonders interessirt, das ist die darin enthaltene Angabe, daß Rußland für den Fall eintretender Meinungsverschiedenheiten in der Entschädigungsfrage die Anweisung des Haager Schiedsgerichts empfohlen hat. Die amerikanische Ant wort bezeichnet diese russische Anregung al» höchst dankenswerth und der Beachtung der Mächte würdig. Eine ständige Schutztruppe wagt die nordamerikanische Regierung ohne Zustimmung des Congrefses nicht i» Peking zu belasten, erklärt aber eine genügende Wach- Mannschaft unter den bestehenden Verhältnissen in Peking für nothwendig. Mit der Mitwirkung der Nertreter der Mächte bei der Bestrafung der Schuldigen ist die amerikanische Regierung namentlich insofern einverstanden, als sie eine eventuelle Vervollständigung der Liste der Schuldigen durch die Verbündeten für geboten erachtet. Oesterreich-Ungarn. Zwischen dem Vatikan und Oesterreich-Ungarn ist ein ernster Conflict ausgebrochen, der zur Abbe rufung des österreich-ungarischen Botschafters Revertera vom päpstlichen Hofe geführt hat. Die Abberufung er folgte, weil sich Revertera allzu päpstlich gezeigt und die Interessen der Habsburgischen Monarchie dem päpst lichen Stuhle gegenüber zu wenig wahrgenommen hatte. So soll Revertera u. a. direct gegen den Nuntius Galim- berti, der in Wien auf einen Ausgleich zwischen Oester reich und Ungarn hinarbeitete, intriguirt haben. Bulgarien. Bulgarien wiegelt ab. Wie aus Sofia berichtet wird, hat das bulgarische Kriegsministeriun die Entlassung der Reservisten im Bezirke von Silistria angeordnet. Die Maßnahme dürfte sowohl im Hinblick auf die Erledigung des bulgarisch-rumänischen Streitfalles als mit Rücksicht auf den bevorstehenden Besuch deS Fürsten Ferdinand in Konstantinopel getroffen worden sein, um die Gerüchte von militärischen Vorkehrungen Lügen zu strafen und Bulgarien in das Licht friedlicher Gesinnungen zu rücken. Zeit war es aber auch, daß das Kriegsbeil begraben wurde, die Lunte lag bedenklich nahe am Pulverfasse. Ein Zufall hätte einen netten kleinen Krieg im Balkan herbeiführen können. Englund. Die Wahlen, deren Beendigung nunmehr bevorsteht, haben der englischen Regierung die große Majorität erhalten, die sie bisher besaß, insofern aber nicht ihren Erwartungen entsprochen, als die erhofften großen Er oberungen auSgeblieben sind. Gleichwohl hat der süd afrikanische Krieg ein gutes Ngitationsmittel für die Regierung abgegeben. Candidaten, die an den Buren einen guten Faden ließen, fielen bei den Wahlen durch; so erging es dem früheren Parlamentsmitgliede Clark, der ein Freund Krügers ist und wie erinnerlich wieder holt warm für Transvaal eintrat. Asten. Obgleich die Lage in Südchina alles andere eher als vertrauenerweckend ist, weigern sich die Vicekönige daselbst doch beharrlich gegen jede Einmischung Ver bündeter Truppen zur Sicherung der Zustände. Be sondere Sorge scheinen diese Edelen vor einem Eingreifen der Mächte in Sch antung zu haben, sie erklären laut und feierlich, daß sie einen derartigen Schritt mißbilligen würden, da die chinesischen Truppen im Stande und Willens wären, Ruhe und Ordnung in der genannten Provinz aufrecht zu erhalten. Die Sorge der Chinesen ist ganz überflüssig; es denkt Niemand an ein militärisches Vorgehen in Schantung. Der chinesische Gesandte in Washington gab der dortigen Regierung auch die feier liche Erklärung, daß der Ausbruch von Wühlereien in Südchina ausgeschlossen sei, da es dort Boxer garnicht gäbe. Das mag sein, dafür giebt es die Treifaltigkeits- leute, die nicht minder gefährlich sind. Also auch wieder eine Probe chinesischer Rabulistik. Im Hauptquartier in Tientsin wird die revolutionäre Bewegung im Süden, namentlich in Kanton, sogar für sehr ernst gehalten. Tie deutschen Kriegsschiffe „Luchs" und „Tiger", sowie ein englisches Kanonenboot erhielten deshalb Befehl, dort zu bleiben. Die Aufständigen in Kwangtung zeigen sich sehr fremdenfeindlich und zerstörten u. a. 5 Missionen. Da auch in Tungkun gegen die Mission gerichtete Auf stände stattfanden, so ging ein französisches Kanonenboot dahin ab. Nach alledem ist die Besorgniß durchaus gerechtfertigt, daß es im Süden des chinesischen Reiches zu schlimmen Dingen kommen könne. Es ist ans diesem Grunde schwer verständlich, wie die russische Regierung dazu kommen mag, jetzt schon auf der ganzen Linie ab zurüsten. Rußland begnügt sich nämlich keineswegs mit der Zurückziehung seiner Truppen aus Peking, sondern dehnt die Demobilisirung auf ganz Petschili, ja sogar auf weite Gebiete der Mandschurei aus. Rußland muß seiner Sache demnach sehr sicher sein. Afrika. Die Landung deS Präsidenten Krüger in Marseille soll nach Pariser Telegrammen beschlossene Sache sein. „Siscle" räth jedoch der französischen Regierung, dem Präsidenten Krüger die Landung in Marseille nicht zu gestatten, da vielleicht zwischen dem Gesandten Leyds !und den Nationalisten Manöver angezettelt feien, die Frankreich Verlegenheiten bringen könnten. (Wir wüßten nicht, in wiefern der alte Krüger der französischen Re- publik gefährlich werden sollte.) DaS zweite Kriegsjahr haben die Buren gut ange fangen. Lord Roberts macht recht kleinlaut über eine empfindliche Schlappe der Engländer Mittheilung, die in London allgemein als ein böses Omen dafür aufgcfaßt worden ist, daß es mit der Beendigung deS Krieges noch weite Wege hat. Von Bedeutung ist es, daß sich die Engländer ihre jüngste Schlappe im nordwestlichen Transvaal, unmittelbar an der Delagoa- bahn geholt haben, also in einem Gebiet, daS englischer seits schon seit Wochen als von den Buren gänzlich geräumt bezeichnet wird. Der Unfall, der sich 65 Kilo meter westlich von Komatipoort zutrug, ist für die Eng länder dadurch ziemlich schwer geworden, daß zwei ver schiedene von Offizieren geführte Abtheilungen, die schnell und ohne Sicherheitsmaßregeln herbeieilten, in einen Hinterhalt der Buren fielen und große Verluste erlitten. Es wurde, wie Lord Roberts sagt, bei Raapmuiden ein Eisenbahnzug von den Buren zum Umstürzen gebracht, wobei 3 Mann getödet, 1 Offizier und 15 Mann ver letzt wurden. Als danu ein zweiter Zug von 18 Mann und 2 Jngenieuroffizieren unter Capitän Paget an der Eisenbahnlinie vorging, um sich über den Schaden zu vergewissern, wurden diese von den Buren beschossen. Diese ganze Abtheilung ging den Engländern verloren, die 3 Officiere und einige Leute wurden getödtet, die übrigen von den Buren gefangen genommen. Nun eilte eine dritte 40 Mann starke Abtheilung unter Capitän Stewart zur Hilfe, sie theilte d«S Schicksal ihrer Vor gängerin. Da Lord Roberts die Verluste selbst als sehr schwere bezeichnet, so liegt die Vermuthung nahe, daß der Generalissimus die Zahl der verlorenen Mann schaften noch zu wenig angegeben hat. Bei Krügerspost beschaffen die Buren das Lager des General Buller. 400 Mann britischer Cavallerie ging gegen die Stellung der Buren vor; als sie die Hügelkette, von denen das Bullersche Lager sehr wirkungsvoll beschossen worden war, erreichten, waren weder Buren noch Kanonen mehr da, und die britische Cavallerie kehrte unverrichteter Dinge zurück. Bei Bethulie nahmen die Buren einen Vorposten von 12 Milizsoldaten gefangen, von denen 4 verwundet worden waren, auch rissen sie die Eisenbahnschienen nordwestlich der Stadt in einer Länge von 600 Metern auf. Ans dem Muldenthnle. «Waldenburg, 13. October. In der ersten Decade des October betrug die Niederschlagsmenge im unteren Thale der Zwickauer Mulde 8 nun (normal 16), im mittleren 11 (normal 17) und im oberen 5 (normal 20). Die in der meteorologischen Station Waldenburg beobachtete Niederschlagsmenge betrug im selben Zeit raum 6,, mra. * — Tie Künstler-Gesellschaft Kolter-Talaschus wird morgen Sonntag nachmittags 4 Uhr ihre letzte große Gala-Vorstellung geben. Am Schlüsse derselben wird, wie bereits angekündigt worden ist, ein Riesen-Luftballon steigen. Wer ein Stündchen angenehm unterhalten sein will, besuche also morgen Nachmittag die Vorstellung, das Eintrittsgeld ist nur ein geringes. * — Durch die neue Unfallversicherungsgesetzgebung wird auch die berufsgenossenschaftliche Zugehörigkeit der Nebenbetriebe land- und forstwirthschaftlicher Unternehmer berührt. Das Reichsversicherungsamt hat deshalb den Vorständen sämmtlicher Berufsgenossenschaften vorläufige Bestimmungen über die Zugehörigkeit dieser Betriebe zugestellt, sich dabei jedoch Aenderungen auf Grund der später zu machenden Erfahrungen Vorbehalten. * — Zur Frage der nächstjährigen Kaisermanöver schreiben die „Leipz. N. N.", daß nach dem bei Ab haltung der Kaisermanöver eingehaltenen Turnus Sachsen erst frühestens 1902 wieder an der Reihe sei. * — DaS sächsische Kriegsministerium giebt aus An laß eines besonderen Falle- nach erfolgtem Vernehmen mit dem Ministerium des Innern bekannt, daß die Entscheidung über Anträge auf vorzeitige Entlassung aus dem activen Militärdienste lediglich in die Zu ständigkeit des commandirenden Generals in Gemein schaft mit der in 3. Instanz fungirenden Civilbehörde des Heimatsbezirkes gelegt ist und demnach dem Rekla manten eine Berufung gegen die Entscheidungen der Ersatzbehörden dritter Instanz nicht zustehe. Das Kriegs ministerium hält es dagegen für angezeigt, daß weitere Gesuche der Reclamanten nicht ohne Weiteres von der Hand gewiesen, sondern der Ministerialinstanz zur Vor lage gebracht werden unter Abgabe eines Gutachtens, ob Billigkeitsgründe gemäß Paragraph 83, 7 der Wehrordnung für ausnahmsweise Entlassung des Re- clamirten sprechen dürften. * — Tie Sachsenstiftung entwickelt zur Zeit eine ganz besonders lebhafte Thätigkeit. Arbeitsuchende melden sich in weit größerer Zahl als im vorigen Jahr. Ta die Geschäftsstellen der Stiftung über das ganze Land verbreitet sind und in steter Verbindung unter einander stehen, so können Arbeitgeber für alle Erwerbsgebiete auf keine Weise Vortheilhafter und leichter zu tüchtigen, an straffe Zucht gewöhnten Arbeitskräften gelangen, als durch die Sachsenftiftnng. Die Vermittelung ist sowohl für Arbeitgeber wie für Arbeitnehmer völlig kostenlos. Geschäftsstellen der Stiftung befinden sich an sämmtlichen Sitzen der Amtshauptmannschaften und in allen Gar nisonen. Als Adresse genügt: „Au die Sachsenstistung zu . . . ." *— Auf den Sächs. Staatseisenbahmen sind im Monat September im Tanzen 1,035,185 Tonnen Kohlen (gegen denselben Monat des Vorjahres -ff- 75,252) befördert worden. Hiervon entfallen auf sächsische Stein kohlen aus den Zwickauer, Lugau-Oelsnitzer und Dresdner Bezirken 301,221 Tonnen (-«- 422 Tonnen) auf Schle sische Steinkohlen 44,022 Tonnen (-j- 37 Tonnen), auf Rheinisch-Westfälische und andere Steinkohlen 25,226 Tonnen (-ff- 2564 Tonnen), auf böhmische Braunkohlen 451,707 Tonnen (-ff 33,370 Tonnen), auf Altenburgische Braunkohlen 125,630 Tonnen (-1- 15,541 Tonnen) und auf Braunkohlen anderen Ursprungs 88,279 Tonnen (-s-23,318) Tonnen. Durchschnittlich an einem Tage kamen 34,540 Tonnen Kohlen (-ff- 2509 Tonnen) zur Beförderung. — Verschwunden ist in Glauchau seit voriger Woche der Buchdruckercibesitzer Sch., der sich in völlig zer rütteten VermögeuSverhältnissen befunden hat und schon wiederholt gepfändet worden ist. Neuerdings hat sich herausgestellt, daß er auch Wechselfälschungen begangen und Geschäftsleute betrogen hat. — Die vielfach verbreitete Meldung, einzelne Werke des Zwickauer Reviers hätten für den 1. November eine Erhöhung der Kohlenpreise um 5 Procent ange- kündigt, ist nach Auskunft Zwickauer Kohlenhändler un richtig. Sie ist wahrscheinlich darauf zurückzuführen, daß am 1. October einige kleinere Werke mit dem Kohlen preise um 5 Mk. pro Lowry aufgeschlagen sind. Für den November erwartet man keine Preiserhöhung, aber auch keinen Preisrückgang, da der Kohlenmangel in Folge des böhmischen Streiks, des starken Bedarfs der Industrie und des Wagenmangels, nicht zum Ge ringsten aber auch in Folge des Grubenunglücks bei Dux, durch welches täglich 100 Lowries ausfallen, Formen angenommen hat, wie sie bisher nicht vorge kommen sind. — Nach Wiedererrichtung des Hochofens hat die Königin Marienhütte in Cainsdorf im reußischen und sächsischen Vogtland acht Eisensteingruben in Betrieb gesetzt. Außer diesen sind im Betriebe ein Hochofen, drei Martinöfen, eine Gießerei für Maschinen- und Bau- guß, ein Röhrengießerei, eine Ziegelei, eine Gasanstalt und die neugebauten Maschinen- und Brücken-Werk- stätten. Die Hütte beschäftigte jetzt über 2200 Arbeiter. — Welch gewaltigen Aufschwung das Geschäftsleben in den letzten Jahren in Aue und im ganzen industrie- reichen Auer'Thal genommen hat, beweist der Umstand, daß der Chemnitzer Bankverein eine Filiale und die Leipziger Bank eine Wechselstube und Depositenkasse dort errichtet hat. In nächster Zeit kommt hierzu noch eine Reichsbanknebenstelle, die voraussichtlich am 1. November bereits in den ermietheten Räumen an der Bahnhofsstraße eröffnet wird. Aus -e« Eachseulaude. — Die Kölnische Zeitung läßt sich aus Dresden melden: „Hier erhält sich das Gerücht, daß der Finanz minister v. Watzdorf demnächst auf seinen Wunsch in den Ruhestand treten wird. Er war lange Jahre Ober- Hofmeister der Königin und ist i,m März 1895 als Nachfolger des Herrn v. Thümmel zum sächsischen Finanzminister ernannt worden. Als sein Nachfolger wird in erster Linie ein höherer, in Sachsen gebürtiger Reichsbeamter in Berlin bezeichnet. Toch scheint End gültiges noch nicht beschlossen zu sein." Mit dem höheren Reichsbeamten in Berlin kann nur der Director im Reichsschatzamte Herr Dr. von Koerner gemeint sein, der früher in Dresden Geheimer Finanzrath war. — Für das in Leipzig projectirte Richard Wagner- Denkmal wird bereits seit 1883 gesammelt, indessen sind bisher erst etwa 18,000 Mk. zusammengebracht worden. Ein Antrag an die städtischen Collegien, aus Gemeinde mitteln sofort daS nöthige Geld für das Denkmal zu zuweisen, ward durch die Stadtverordneten dem Rathe „zur Erwägung", ein weiterer Wunsch, eine Straße oder Platz nach dem großen Componisten zu benennen, zur „Berücksichtigung" überwiesen. — Die Erbauung eiues Staatsgymnasiums im Süden der Stadt Leipzig ist nun soweit vorbereitet, daß die Grundsteinlegung noch im Laufe dieses Jahres erfolgen wird. Die von der Stadt zu übernehmenden Bau kosten belaufen sich auf 680,840 Mark, die Betriebs kosten der Schule übernimmt der Staat. — Heute Sonnabend wird in Leipzig eine Be sprechung von Vertretern der deutschen Miether-Vereine stattfinden, welche in erster Linie die Begründung eines Centralverbandes dieser Vereine zum Zweck hat. Dann werden auch wesentliche Erweiterungen der Mietherrechte verlangt werden. Die bezüglichen Anträge greifen aber zum Theil in die Verfügungsfreiheit der Hausbesitzer ein, werden also wohl schwerlich geltendes Recht werden. — Aus Anlaß des 100. Geburtstags des General-