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nähme deS Bipsverbandes gefallen und hat das ver wundete Bein gebrochen. Der schützende Gipsverband konnte vielmehr neuerdings entfernt werden, da der HeilungSprozeß im Laufe der Wochen erfreuliche Fort» schritte gemacht hatte. Nach Entfernung de» Verbände» stellte sich, wie den „B. N. N." berichtet wird, im In teresse einer regelrechten Heilung nur die Nothwendigkeit eines kleineren operativen Eingriffs in der Gegend der stehengebliebenen Knochenbrücke heraus. Der wackere Offizier wird also bald vollständig hergestellt sein. Ncit der RechtSungiltigkeitSerklärung der Ver ordnung des Lübecker Senats betr. die Strafbarkeit des Streikpostenstehens beschäftigt sich die „Kreuz-Ztg." in einem Artikel, in dem sie eS als einen mißlichen Zu stand bezeichnet, daß ein Untergericht eines deutschen Bundesstaates in der Lage ist, einer von der höchsten Autorität eines Einzelstaates verkündeten Verordnung die Rechtsgültigkeit abzusprechen. ES sei zu bedauern, daß der Reichstag die Streikvorlage fallen gelaffen habe. Die Einberufung des Reichstags steht nach einer allerneuesten Meldung für den 22. November bevor. Gegenüber der Behauptung, daß die Nichteinberufung des Reichstags im Sommer anläßlich des Beginnes der Chinawirren im ausdrücklichen Einvernehmen mit den Führern der großen parlamentarischen Gruppen erfolgt sei, erklärt die „Germania", daß mit den Führern des Centrums bezügliche Verhandlungen weder mündlich noch schriftlich gepflogen worden seien. Harte Anklagen richtet in der „Col.-Zeitschr." vr. Hans Wagner gegen den Gouverneur von Deutsch- Ostafrika, den zur Zeit auf Urlaub in der Heimat ver weilenden General von Liebert. Herr Wagner erklärt sich bereit, vor Gericht den Beweis zu führen, daß in einem ostafrikanischen Dorfe allein 40 Menschen nieder- geknallt seien, weil sie einige Rupien Steuer nicht be zahlen konnten und daß der Hüttensteuer wegen etwa 2000 Menschen ihr Leben verloren hätten. Ferner behauptet Herr Wagner, das „Zukunftsprogramm" des Gouverneurs habe darin bestanden, daß er die einzelnen Handelsplätze der Colonie zu Gunsten von Dar-es- Salaam habe absterben lasten wollen, indem er dem Handel und den Karawanen an anderen Orten große Schwierigkeiten bereitete. Herr von Lieber wird hoffent lich darauf zu antworten wissen. Eine Neubildung von Truppentheilen verdeut schen Armee ist in diesen Tagen vor sich gegangen, und zwar: 2 EScadrons Jäger zu Pferde bei dem 7. Corps in Wesel, 2 Es^adrons Jäger zu Pferde bei dem 11. Corps in Langensalza, 19 fahrende Batterien Feld artillerie und eine Lehrabtheilung Feldartillerie-Schieß- schule. Im Ganzen zählt die deutsche Armee im Frieden 495,500 Mann in 18 preußischen, 3 bayerischen, 2 sächsischen Armeecorps. Zur Könitzer Angelegenheit schreibt die „Kreuz, ztg.", man könne der Hauptverhandlung gegen den wegen Meineides verhafteten Levy mit Spannung entgegen sehen, da dieselbe möglicherweise Licht darüber bringen könne, wer den Mord an dem Gymnasiasten Winter ausgeführt habe, und fügt hinzu: „Wünschen möchten wir nur, daß Alles vermieden wird, was die Bevölkerung der Stadt Konitz aufregen und zu Ausschreitungen ver anlassen könnte. Tie Ausschreitungen, deren sich ein zelne Elemente derselben schuldig gemacht, haben schwere Nachtheile, nicht nur für die llebelthäter, sondern auch für den ganzen Ort zur Folge gehabt, und die Be mühungen, den Thäter zu entdecken, in keiner Weise gefördert. Möchte jeder einsichtige Bürger sich bewußt sein, daß Gewaltthätigkeiten unter allen Umständen straf bar sind, gegen wen sie auch gerichtet sein mögen, und daß der bloße Verdacht noch nicht ausreicht, um ein Verbrechen als erwiesen zu betrachten." Ueber die Arbeiterverhältnisse in der rheinischen Montan-Jndustrie wird der „Voss. Ztg." aus Esten geschrieben: Arbeiter-Entlastungen sind bis jetzt nur in ganz vereinzelten Fällen und geringem Umfange vor gekommen, aber angesichts der abnehmenden Beschäf tigung der Werke ist fehr zu befürchten, daß schon gegen die October-Mitte zahlreiche Arbeiter-Kündigungen er folgen werden. Ein großer Theil der bei der Eisen- Industrie zur Entlastung kommenden Arbeiter wird vor läufig noch beim Kohlenbergbau eingestellt werden können, aber es liegt leider die Wahrscheinlichkeit nahe, daß auch diese über kurz oder lang zu Förder-Einschränkungen resp. Arbeiter-Entlassungen seine Zuflucht wird nehmen müssen. Eine außerordentliche Zunahme der Einstellung von Gewerbe-Betrieben ist im Königreich Bayern, und auch anderswo, zu verzeichnen. Die „Franks. Ztg." bemerkt dazu sehr richtig: „Man kann nun allerdings sagen, die ungünstigen Ziffern erklären sich zum Theil aus nicht genügend fundirten Gewerbeeröffnungen, und es schade nichts, wenn diese wieder verschwinden oder sich verminderten. Ja, aber die betreffenden Leute wollen auch leben, und was wird aus ihnen, wenn man ihnen die Existenz fortwährend vertheuert?" Oesterreich-Ungarn. Die Aussichten, daß ein arbeitsfähiger Reichsrath aus den kommenden Wahlen hervorgehen werde, bessern sich. Tie angesehensten tschechischen Führer beschlossen, im neuen ReichSrath die Obstruction gänzlich fallen zu lassen. DaS wäre eine wahre Wohlthat für das viel- geplagte Oesterreich. Italien. "Die Erzherzogin Alice, Großherzogin von ToSkana, und deren Töchter, dieErzherzoginnenAnnaMargarethe und Jermana, sind vom Papst in einer dreiviertel stündigen Audienz empfangen. Der greise Herr lenkte daS Gespräch auf die innerösterreichischen Zustände, zeigte sich sehr genau unterrichtet und bezeichnete die Zustände als traurige. Mit einer für sein hohes Alter gar mcht zu erwartenden Lebendigkeit besprach der Papst sodann „die Menschenfurcht und Feigheit hochgestellter, einflußreicher Persönlichkeiten in Oesterreich und brachte diese mit den traurigen Verhältnissen in Zusammenhang. Der Heilige Vater entließ die Erzherzoginnen mit den Worten: „Geht hin und verkündet der Welt, daß es noch katho lische Prinzessinnen giebt, die den Muth haben, mich zu besuchen." England. Der Londoner „Times" zufolge wird Lord Salisbury neben dem Posten des Premierministers die Leitung der auswärtigen Politik weiter führen und Chamberlain Colonialminister bleiben. Letzterer sei in diesem Amte unentbehrlich. Die weiteren Londoner Wahlen haben der großen Majorität der Regierung keinen Abbruch gethan; obwohl noch einige Wahlen ausstehen, kann man doch schon heute einen großartigen Sieg der Regierung constatiren. Die Hoffnungen der Liberalen sind zu Wasser geworden. Asten. Feldmarschall Graf v. Waldersee hat seit dem 27. September den Oberbefehl über die verbündeten Truppen in Tschili inne. Bei der Befehlsübernahme hielt der Marschall einem in Tientsin aufgegebenen englischen Brigadebefehl zufolge folgende Ansprache: „Es erfüllt mein Herz mit Stolz und hoher Freude, daß ich an die Spitze so ausgezeichneter Truppen gestellt bin, die schon rühmliche Beweise ihres Heldenmuthes gegeben haben. Wohl wissend, daß ich mit einer schwierigen Aufgabe betraut bin, habe ich doch die feste Ueberzeugung, daß eS mir schnell und sicher gelingen wird, mit Hilfe dieser bewährten Truppen das mir gesetzte Ziel zu erreichen, jetzt, da diese Truppen unter einem einzigen Führer ver einigt sind." Kaiser Kwangsn hat ein neues Edict, eS ist daS schon das dritte in dieser Angelegenheit, erlassen, in dem die sofortige Hinrichtung einiger hochgestellter Uebel- thäter befohlen und die Verbannung des Prinzen Tuan zur Arbeit an den Poststraßen an der sibirischen Grenze angeordnet wird. Ehe wir nicht aus unanfecht barer Quelle erfahren, daß diese Urtheile auch wirklich vollstreckt worden sind, vermögen wir den mehr oder minder zweifelhaften Edicten keinen rechten Werth bei zumessen. Wir glauben an diese Edicte nicht, weil zu verlässigen Nachrichten zufolge der kaiserliche Hof bereits am heutigen Freitag in Singanfu eintrifft, den Wünschen und Aufforderungen der Mächte also schnurstracks ent- gegen gehandelt hat. Charakteristisch ist es auch, daß ein gewisser Changweihhong, der der Kaiserin-Regentin angerathen hatte, die Boxer in die Armee aufzunehmen, zum Gouverneur der neuen Hauptstadt Singanfu ernannt wurde. Die Nachrichten über die militärischen Maßnahmen in China sind recht unsicher. Die Engländer Hetzen und putschen und von anderer Seite wird wenig gemeldet. Am morgigen Sonnabend gedenkt Graf Waldersee Tientsin zu verlassen, um sich nach Peking zu begeben, vielleicht kommt dann mehr Klarheit in die Sache. Wenn Lon doner Blätter berichten, daß die Deutschen eine Art Führerrolle zu bekleiden suchen und daß dem zufolge Reibereien nicht unterbleiben werden, so ist darauf natürlich rein garnichts zu geben. Die Deutschen handeln ihren Instructionen gemäß, die ihnen der Kaiser selber bei ihrer Abreise mit auf den Weg gegeben hat. Der Groll der Engländer erklärt sich diesmal aus ihrer Annahme, daß die Deutschen die Expedition nach Pao- tingfu verzögert hatten. Diese Stadt ist aber reicher als Peking und die Engländer scheinen aufs Plündern zu brennen. Ueber die Nachgiebigkeit der Russen in Peking herrscht allgemeine Mißstimmung, sie haben durch freiwillige Rückgabe der kaiserlichen Paläste an die Chinesen das Ansehen der Verbündeten stark beein trächtigt, wenn letztere auch die Paläste schnell in Besitz nahmen, ehe sich die Landzöpfe ihrer freuen konnten. In den südlichen Provinzen sieht es trübte auS. Nach einer Meldung auS Hongkon erwartet man dort im November einen Aufstand der Dreifaltigkeitsbrüder, um die Mandschudynastie zu stürzen. Starke chinesische Banden ziehen sich in dem Gebiete zusammen, und es wird heute schon mit der Eventualität des Eintritts ganz ähnlicher Ausschreitungen gerechnet, wie sie zu den Maßnahmen der Verbündeten gegen Tientsin und Peking die Veranlassung boten. Bisher sind die chinesischen Truppen von den Rebellen angeblich stets geschlagen worden; es heißt, daß ein deutsches Kanonenboot fluß aufwärts gesandt sei, um den Aufstand unterdrücken zu helfen. England rief 10,000 Mann indische Truppen zur Hilfe herbei. Im Yangtsegebiet suchen gleichwohl die Vicekönige daS Eingreifen der Verbündeten unter dem Vorwande zu verhindern, sie seien allein zur Auf rechterhaltung von Ruhe uud Ordnung im Stande. Auch gegen die angeblich beabsichtigte Entsendung von Truppen nach Echantung erheben sie Protest. Der Entschluß deS chinesischen Hofes, daS Hoflager nach Singanfu zu verlegen, wird in Berliner diplomatischen Kreisen als ein höchst ungünstiges Symptom aufgefaßt, da erfolgreiche Friedensverhand lungen nur möglich seien, wenn sich der Kaiser Kwangsn in Peking befinde. Kaiser und Kaiserin-Wittwe befinden sich aber thatsächlich auf dem weiteren Rückzüge von Peking, beide sind, wie ans Schanghai gemeldet wird, am 6. October in Tschartscheng, einer im Südosten der Provinz Schangsi gelegenen Stadt, eingetroffen. Da nach scheint sich auch die Nachricht nicht zu bestätigen, daß die Kaiserin-Wittwe krank darniederliege, und der Kaiser selbständig regiere. War aber diese Angabe er logen, dann entstehen ohne weiteres Zweifel an der Richtigkeit der Mittheilung, daß ei» kaiserliches Edict bereits Enthauptung, lebenslängliche Kerkerstrafe und Verbannung über die Hauptschuldigen verhängt habe. Unrichtig erscheint auch die Nachricht von der Eroberung Paotingfus zu sein, wenigstens wird aus Tientsin gemeldet, daß die Strafexpedition dorthin erst am heutigen Freitag aufbrechen werde. Die Expedition be steht auS 7000 Mann Deutschen, Engländern, Franzosen und Italienern. Russen, Amerikaner und Japaner be theiligen sich also überhaupt nicht daran. Afrika. Präsident Krüger, so wird aus Lorenzo Marquez gemeldet, empfing an seinem Geburtstage zahlreiche Be suche, unter anderem auch eine Deputation von Buren flüchtlingen, die ihm ihre Glückwünsche darbrachten und ein Rauchkäppchen dedicirten. Der Präsident dankte voll Rührung und setzte die Kappe sofort auf. Die Pariser nationalistischen Blätter erwägen die Möglichkeit, daß Präsident Krüger in Marseille landen und von dort mit der Eisenbahn weiterfahren werde. Eine Ent scheidung über die Reiseroute ist jedoch noch nicht ge troffen. Asts de« Mstldestthale. *Wal-enbnrg, 12. October. Gestern Donnerstag Mittag 12 Uhr brannte in Uhlsdorf das etwas bau fällige HauS des Maurers Möbius ab. In Zeit von einer Stunde war Alles ein Schutthaufen. Gerettet konnte nichts werden, weil Alles sofort in Flammen stand. * — Aus der Stadt und den Landgemeinden deS Amt-gerichtsbezirks Waldenburg haben zur Herbstcontrol-. Versammlung des Beurlaubtenstandes im Schützenhause zu Waldenburg zu erscheinen am 10. November, vor mittags halb 10 Uhr Reservisten, welche in den Jahren 1893, 1894 und 1895 in den Dienst getreten oder in diese JahreSklassen zurückversetzt sind, und nachmittags halb 2 Uhr Reservisten, welche in den Jahren 1896, 1897, 1898, 1899 und 1900 in den Dienst getreten oder in diese Jahresklassen zurückversetzt sind, die zur Disposition ihrer Truppentheile und die zur Disposition der Ersatz-Behörden Entlassenen. Es ist auf keinen Fall gestattet und daher straffällig, an einer anderen als der befohlenen Control-Versammlung theilzunehmen. * — Die Staatsbahnverwaltung läßt am 24., 25. und 26. October in allen Zügen ihre Reisenden zählen. * — Socialdemokratische Blätter klagen darüber, daß die soeben vom Militär entlassenen Mannschaften keine Arbeit finden können. Auf dem Lande wird geklagt, daß keine Arbeiter zu haben sind. — Mittwoch, den 10. d., nachmittags 3 Uhr fand im Theaterlokal zu Glauchan die dritte fast vollzählig besuchte Conferenz (Herbstconferenz) der Geistlichen der Ephorie Glauchau statt. Nach Eröffnung derConferenz durch gemeinsamen Gesang, Schriftvorlesung und Gebet seitens des Herrn Superint. Weidauer machte derselbe einige ephorale Mittheilungen, betr. eine Consistorialverordnung über den evang. Predigtdienst in Oesterreich, den Ter min der nächsten Diöcesanversammlung, die am 7. Nov. in der Aula der Lehngrundschule stattfinden soll. Herr Pastor Tröger (Jerisau) referirte über die Thätigkeit deS Preßausschusses der Ephorie. Das Schulgebetbuch vom Schuldirctor Schindler-Dresden wird warm empfohlen. Hierauf erfolgte der Vortrag des Herrn Pastor Klein paul (Bernsdorf) über: „Seelsorgerliches Verfahren bei Anmeldung von Amtshandlungen", ein Thema, daS für unsere Ephorie besondere Bedeutung hat, da in den großen Parochieen derselben der Geistliche vielfach nicht im Stande ist, jedem Gemeindeglied persönlich seelsorge risch nahe zu treten. Die dem Vortrag folgende Aus sprache gestaltete sich infolgedessen besonders anregend. Um 6 Uhr wurde die Conferenz geschlossen. Ans dem eachsenlande. — Tas bei Leipzig zu errichtende Völkerschlacht denkmal wird Maße aufweisen, die alle anderen Denk mäler hinter sich lassen werden. Vom Stadtinnern auS wird eine 3 Kilometer lange 40 Meter breite Pracht straße nach dem Denkmale führen, vor dem sich ein Eichenhain auSbreitet. Von unten aus umfassen daS Denkmal mächtige, an der Vorderseite durch cyklopische