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kunft des Generalfeldmarschalls Grafen Waldersee die Chinafrage bereits ihre Lösung gefunden hat. Wenn gleich andrerseits zu bedenken bleibt, daß man in militärischen Kreisen mit einer Operation von zwei jähriger Zeitdauer und darüber rechnet. Der englische Admiral Seymour hatte, wie erinnerlich, einen Abstecher nach Nanking unternommen und mit dem dortigen Vice könige freundschaftliche Verhandlungen gepflogen. Der Gegenstand dieser Verhandlungen war, wie erst jetzt bekannt wird, die Befestigung der Fremdenniederlassung von Schanghai. An der Schlacht bei Peitsang hat sich auch, wie nachträglich erst bekannt wird, das kleine noch in Tientsin befindliche und nur 300 Mann zählende deutsche Detachement betheiligt und leider auch erhebliche Ver luste erlitten, ein Zeichen, daß auch hier wieder die Deutschen in den vordersten Reihen fochten. Genaueres über die Größe des Verlustes ist noch nicht bekannt geworden. Ueber den beabsichtigten Transport der Gesandten und Fremden von Peking nach Tientsin ordnet ein Edict des Kaisers von China Folgendes an: Wir haben auf den Rath Lihungtschangs unsern General Uunglu ermächtigt, vorher gute und zuverlässige hohe Civil- und Militärbeamte zu ernennen, um mit aus erlesenen Truppen die fremden Vertreter von Peking nach Tientsin zu escortiren, sobald der Tag der Abreise festgesetzt ist. Sollten irgendwelche Rebellen unterwegs versuchen, die Sicherheit dieser Leute zu gefährden, so haben die Beamten, unter deren Obhut sie stehen, die Rebellen sofort zu vernichten, damit kein Fehlgriff (!) geschieht. Bisher hieß es stets, die Gesandten seien selber abgeneigt, dieses freundliche Anerbieten Chinas anzunehmen, hinter dem sie einen Fallstrick vermutheten. Jetzt dagegen wird aus London gemeldet, daß das er wähnte kaiserliche Edict gerade auf den Wunsch der Gesandten erlassen worden sei. Wie sich die Sache in Wirklichkeit verhält, läßt sich aus den vorliegenden Meldungen nicht feststellen. Die Regierung der Vereinigten Staaten von Nord amerika hat an China eine Note gerichtet, in der ge fordert wird, daß dem Gesandten Conger gestattet werde, in Peking zu bleiben und daß er dort vollen Schutz erhalte. Sie verlangt ferner gebieterisch, daß die chinesischen Truppen gemeinschaftlich mit denen der ver bündeten Mächte den Boxeraufstand unterdrücken und fordert endlich, daß die Entsatzarmee unter Parla mentärflagge in Peking einziehe, um die Fremden zu retten. Der letzte Theil der Note wird schwerlich die Zustimmung der Mächte haben. Admiral Seymour hat von China die Zustimmung erhalten, 3000 Mann englischer Truppen in Schang hai zum Schutze der Fremden zu landen und daraufhin 2 indische Bataillone nach Schanghai beordert. Die Consuln der Mächte sind über diesen Schritt entrüstet und fordern nun gleichfalls die Landung von Truppen Seitens ihrer Regierungen. Aus Canton, dem Amtssitze Lihungtschangs, sind 3000 Schwarzflaggen nach Norden aufgebrochen, deren Ziel Peking ist. Es ist Wohl anzunehmen, daß diese 3000 Mann dort eine fremdensreundliche Mission er füllen sollen, da Lihungtschang sie unmöglich zur Unter stützung der fremdenfeindlichen Elemente Pekings dorthin geschickt haben kann. Wenn mit der Entsendung der Schwarzflaggen, die eine Art Leibgarde Lihungtschangs bilden, dessen angebliche Absicht, sich des Thrones zu bemächtigen, zu motiviren versucht wird, so ist dieser Versuch natürlich als unberechtigt zurückzuweisen. Mit 3000 Mann würde Lihungtschang wenig ausrichten können und außerdem haben Usurpatoren, die nicht der kaiserlichen Dynastie angehören, in China weniger Aus sicht auf Erfolg, als irgendwo anders in der Welt. Abgesehen von Lihungtschang, der wenigstens äußerlich immer eine gewisse Fremdenfreundlichkeit zur Schau ge tragen hat, und abgesehen von einigen wenigen anderen Vicekönigen, insonderheit dem von Nanking, ist keinem einzigen der chinesischen Machthaber zu trauen. So hat z. B. der Vicekönig von Schanghai, den man bisher keineswegs für einen fanatischen Fremdenhasser angesehen hatte, die Anordnung getroffen, daß aus Schanghai kein Getreide ausgeführt werden dürfe. Dieses Verbot wäre ganz unverständlich, wenn es nicht den Zweck hätte, den Verbündeten Truppen, die sich auf dem Vormarsch nach Peking befinden, die Lebensmittelzufuhr zu beeinträchtigen. Dieses und tausend andere Beispiele lehren jedenfalls, daß in China nur mit gepanzerter Faust durchzu kommen ist. Afrika. Vom südafrikanischen Kriegsschauplätze liegen einige recht interessante Nachrichten vor. Lord Roberts be dauert wieder einmal melden zu muffen, daß die Buren klüger und energischer waren als seine eigenen Truppen. In Elandsriver wurde die britische Garnison unter Oberstleutnant Hoare nach zehntägigem Widerstande ge fangen genommen. Das ist für England in der That eine recht bedauerliche Meldung. Nicht daß die Gefangennahme der Leute Hoares von besonderem Ge wicht für den Fortgang des Krieges wäre, der Verlust 'st ärgerlich, aber er ließe sich schon verschmerzen. Was die Robertssche Nachricht in London erbittert hat, ist nicht der Verlust au sich, sondern die Möglichkeit des selben. Man sagt ganz richtig, was muß das für eine Heeresleitung sein, die trotz der Riesenmenge verfügbarer Truppen eine bedrängte Abtheilung zehn Tage lang im Stich läßt und ihre Gefangennahme durch einen numerisch so schwachen Gegner ermöglicht. Auch sonst liegen wenig erfreuliche Nachrichten für England vor. Die Buren greifen mit bestem Erfolge alle englischen Proviant züge an, so daß die Verpflegung der britischen Truppen in Pretoria große Schwierigkeiten macht. Es hat sich daher die Nothwendigkeit umfassender und energischer Maßregeln gegen die Buren zur Verhütung weiterer Erschwerung der Verproviantirung herausgestellt. Es fragt sich nur, ob das Nothwendige auch erreicht und durchgeführt werden wird. 500 Buren, die sich nörd lich von Pretoria gezeigt haben, flößen den Engländern Besorgniß ein, da sie glauben, daß sich die Buren Pretorias mit jenen 500 vereinigen werden. Der Burengeneral Tewet hat ungehindert den Vaalfluß über schritten. Kurz die Buren setzen den Briten so schlimm zu, daß Lord Kitchener hat kommen müssen, um wieder Ordnung zu schaffen. Auch General Buller hat sich als Retter eingestellt und ist mit seinen Leuten, ohne Wider stand zu finden, nach Amersfoort vorgedrungen. Wenn sich nun alle englischen Streitkräfte nordöstlich von Pretoria vereinigt haben werden, dann wird es ihnen wohl gelingen, die Hand voll Buren zu unterwerfen, wenn diese Hand voll Haudegen nicht durch eine ge schickte Schwenkung vor der Front des britischen Riesen heeres ganz plötzlich verschwindet, dessen rückwärtige Verbindungslinien gänzlich zerstört und die englische Heeresleitung doch wieder nöthigt, die Concentration der Truppen aufzugeben. Aus dem Mnldenthale. " Waldenburg, 10. August. Ter unter Leitung des Herrn Hofgärtner Wildner gegenwärtig hier stattfindende Obstbaucursus wird morgen Sonnabend beendet werden. Am vorigen Sounabend besuchte Herr Gartenbau-Jn- spector Braunbart den Cursus und besichtigte eingehend die Arbeiten der Theilnehmer. Verschiedene pomologische Ausflüge zur praktischen Anschauung und Befestigung der ertheilten Belehrungen fanden nach Remse und Lunzenau, woselbst sich größere Obstculturen befinden, statt. Der Unterricht erstreckt sich von der Aussaat des Obstkernes bis zur Aufzucht des Obstbaumes, auf Belehrun gen über Obst- und Beerensorten, Düngen, Verschulen, Krankheiten der Obstbäume rc.; die praktischen Arbeiten bestehen in Rigolen, Bodenverbefferungen, Ausheben von Pflanzlöchern und Pflanzen der Obstbäume, Ver edelungen, Behandlung der Formobstbäume, Pflege des Weinstocks rc. * — Tie Personenwagen der Staatsbahnen werden jetzt nach und nach mit den neuen Thürschließern ver sehen, die sich bekanntlich von den seither gebräuchlichen besonders dadurch unterscheiden, daß an der Außenseite der Thüre nur ein Griff angebracht ist, während sich an der Innenseite der Thür ein Drücker befindet, der das Oeffnen des Wagens auch von Innen ermöglicht. * — Wie heimisch Reinecke Fuchs sich auf unseren Fluren noch fühlen mag, dürfte die Thatsache beweisen, daß, nachdem im vorigen Winter bereits 2 starke Exemplare seines Geschlechts auf dem Jagdgebiet des Herrn I. Thieme-Franken erlegt wurden, in diesen Tagen auf demselben Reviere wiederum 2 ausgewachsene derartige Thiere geschossen worden sind. So manches Wildpret dürfte hierdurch für die „Saison" noch ge rettet worden sein. Der sichere Schütze war der Wein händler Richard Hempel aus Leipzig. * — In den Nächten vom 9. bis 14. August wird sich wieder das Schauspiel niederfallender Meteore bieten. * — Die geplante „Allgemeine Erzgebirgische Aus stellung" zu Zwickau beginnt bekanntlich am 22. September d. I. und soll bis zum 7. October andauern. Dem Ehrenpräsidium gehören unter Anderen auch Herr Kreis hauptmann Freiherr von Welch Herr Landgerichtspräsident vr. Wagner und Herr Generalmajor Freiherr von Uslar-Gleichen in Zwickau an. Den Vorsitz im ge schäftsführenden Ausschuß, dem Herr Oberbürgermeister Keil-Zwickau als Ehrenvorsitzender angehört, führt Herr Stadtrath und Landtagsabgeordneter Heitzig. Im Ehren ausschuß ist auch Waldenburg durch Herrn Hofrath Or. Lamprecht vertreten. Die Ausstellung wird zwölf Gruppen umfassen, und zwar 1. Feste Nahrungs- und Genuß mittel und flüssige Nahrungs- und Genußmittel. 2. Bergbau, Hütten- und Salinen-Wesen. 3. Chemische Industrie. 4. Textil- und Bekleidungswaaren. 5. Holz und Holzwaaren. 6. Leder- und Kautschukwaaren. 7. Kurzwaaren. 8. Metallwaaren. 9. Stein-, Thon- und Glaswaaren. 10. Wissenschaftliche, und Musik-In strumente. 11. Maschinenwesen, Elektrotechnik und Transportmittel. 12. Sport aller Art. Die Anmeldungen müssen bis spätestens 15. August erfolgt sein. So viel uns bekannt ist, hat sich aus Waldenburg und Umgegend noch Niemand zur Ausstellung gemeldet. Es wäre zur Anmeldung also noch Zeit, und eine solche gewiß auch wünschenswerth, da die Aussteller bei dem großen Fremdenverkehr in Zwickau eine weitgehende Empfehlung erlangen müssen. Die Platzmiethe beträgt in den ge schlossenen Räumen 25 Mark pro Quadratmeter; drei Quadratmeter 70 Mark und jedes weitere Quadratmeter 10 Mark. In der Veranda kostet das Quadratmeter 10 Mark. Die Anmeldungs-Erklärungen sind an den Geschäftsführenden Ausschuß der Ausstellung, Zwickau Hötel deutscher Kaiser zu richten. Sämmtliche Aus stellungsgegenstände sind an den Spediteur Ernst Naun dorff in Zwickau frachtfrei zu senden, der die Gegen stände um 40 Pfennige für 100 Kilo bis auf den Platz der Aussteller bringen wird. Für größere Gegen stände, wie Maschinen und dergl. ist eine besondere Rollgebühr zu vereinbaren. Uhlsdorf, 10. August. Das Königliche Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichts verlieh dem hiesigen Lehrer Franz Hermann Vollrath in Anerkennung seiner langjährigen treuen und ersprießlichen Dienstführung den Titel „Oberlehrer". Das betr. Dekret wurde dem selben gestern von Herrn Schulrath Or. psiil. Böhme vor versammeltem Schulvorstand feierlich überreicht. — Am Mittwoch fand in Glauchau die Hauptcon- ferenz der Geistlichen der Ephorie Glauchau statt, die um 9 Uhr mit einem Gottesdienste in der Georgenkirche eröffnet wurde. Die Liturgie hielt Herr Pastor Laube aus Oberlungwitz. Nach einem Frühstücke in der Superintendentur wurde die Hauptversammlung im Theaterlokale von 11—3 Uhr abgehalten. Den wissen schaftlichen Vortrag hielt Herr Diaconus Or. Zießler- Glauchau über „Darwinismus und Christenthum." An den Vortrag schloß sich der Jahresbericht des Ephorus an. Man gedachte hierbei des am 9. Juni zu Glauchau entschlafenen Herrn Archidiaconus Tögel und erhob sich zu seinem Gedächtnisse von den Plätzen. Die Ephorie umfaßt zur Zeit mit Einschluß eines wieder abgehenden Pfarrvikars 53 Geistliche. Nach Bekanntgabe einiger Verordnungen des Landesconsistoriums wurde die Ver sammlung geschlossen. Ein Mittagsmahl hielt dann die Geistlichen noch eine Weile zusammen. — Ein« Petition an den Deutschen Bundesrath und Reichstag, man wolle durch Gesetz beschließen, die in der Textilindustrie beschäftigten Haus-Gewerbetreibenden sind gegen Krankheit für versicherungspflichtig zu er klären, ist seitens der Glauchauer Weberinnung in Aussicht genommen. — Nach einer am 5. d. erfolgten Feststellung haben von den nach demFebruar-Bergarbeiterstreik im Zwickauer Revier ausgesperrten Bergarbeitern 62 Bergarbeit nicht wieder erlangt, und dadurch auch ihren Anspruch auf Rückzahlung der eingezahlten beträchtlichen Knappschafts kaffenbeiträge verloren. Da das Königl. Landgericht Freiberg die Klage auf Rückzahlung dieser Beiträge ab gewiesen hat, soll nunmehr auf Berichtigung beim Königl. Oberlandesgericht geklagt werden. — Von seinen Pferden weg in den nahen Mühl graben der Wilhelm Vogel'schen Fabrik in Lunzeuau ging am Montag Vormittag der daselbst beschäftigte, in den 40er Jahren stehende Geschirrführer Zschämisch. Er wurde zunächst vermißt und abends '/,7 Uhr im abgelassenen Mühlgraben todt aufgefunden. Schwer- muth wegen Krankheit dürfte der Grund gewesen sein. — Ter Handarbeiter Friedrich Hanschmann in Roch litz stürzte am Mittwoch Nachmittag beim Kirschenpflücken so unglücklich von der Leiter, daß er einen Schädelbruch erlitt. Aus dem Sachseulande. — Wie man aus studentischen Kreisen erfährt, haben sich in Leipzig an Stelle der vom Universitätsgericht aufgelösten Burschenschaften drei neue Burschenschaften gebildet, die die Namen „Teutonia", „Wartburg" und „Violetta" führen. — Erschossen hat sich in der Nacht zum Mittwoch in einer Droschke in Gohlis ein 23 Jahre alter Sattler aus Gottesberg in Schlesien, der in L.-Reudnih in der Josefinenstraße wohnhaft war. Der Leichnam wurde nach der Anatomie geschafft. Ueber das Motiv zur That ist nichts bekannt. — Am Freitag voriger Woche wurde in Chemnitz ein Lehrer, der sich besuchsweise bei seinen Eltern auf hielt, von einem Straßenbahnwagen umgerissen. Er er litt außer einer Wunde am Hinterkopfe eine Gehirner schütterung. Die Verletzungen waren so schwere, daß er ihnen am Mittwoch im Stadtkrankenhause, wohin man ihn nachträglich gebracht hatte, erlegen ist. — In einer Maschinenfabrik in Chemnitz hat sich am Mittwoch ein dort seit mehreren Jahren beschäftigter 32jähriger Bauschloffer in dem zum Maschinenhaus ge hörigen züber 6 Meter tiefen Brunnen ertränkt. Ehe liche Differenzen sollen das Motiv zu der unseligen That sein. — Der Besuch des Stadtparkfestes in Limbach ist wohl der Mühe Werth, das hat der Zuspruch an den ersten beiden Festtagen zur Genüge bewiesen. Nicht weniger, denn etwa 27,000 Menschen sind auf dem Festplatze gewesen. Eine Vogelwiese ist das Stadtpark fest allerdings nicht, der ganze Charakter ist ein anderer, dem Zwecke entsprechend, edlerer. Das kommt davon, daß sich die Damen und Bürger der Stadt in den Dienst des Unternehmens stellen, Mitarbeiten und mit-