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ein Laboratorium, eine Schule, vier Kasernen für je 450 Mann, Dienstwohnungen, eine elektrische Licht centrale, Reparaturwerkstatt u. s. w. In der obigen Summe ist nicht mit einbegriffen die Anlage eines Schutzhafens für zehn Torpedobootsdivisionen. Der Entwurf eines Reichsweingesetzes ist nach der „Dtsch. Weinztg." nunmehr abgeschlossen worden und soll neben dem Verbot der Herstellung von Rosinen-, Trester-Hefenweinen und dergl. zu geschäft lichen Zwecken auch noch Bestimmungen hinsichtlich der Controlle enthalten. Die Einnahmen der 69 deutschen Eisenbahnen mit einer Gesammtlänge von 43,318,53 Irm betrugen im Juni d. I. aus dem Personenverkehr 54,4 Mill. Mk. oder 11,7 Mill. Mk. mehr und aus dem Güter verkehr 90,1 Mill, oder 4,1 Mill. Mk. mehr. Die Erklärung für die bedeutende Steigerung der Einnahmen aus dem Personenverkehrs giebt die Reisezeit. Frankreich. Der Präsident der französischen Republik Loubet hat in Cherbourg gelegentlich der Flottenmanöver ver schiedene Reden vom Stapel gelassen. Den als Ver treter der Armee und Marine erschienenen Offizieren sagte der Präsident, er wisse, daß die Regierung unbe dingt auf das Heer zählen könne, wenn schwierige Ver hältnisse eintreten sollten, und daß die Republik der Ergebenheit der Marinetruppen gewiß sei. Im fernen Osten sei die Marineinfanterie bereit, sich für die Ehre ihrer Fahnen und die Vertheidigung der Civilisation zu schlagen. Er beglückwünsche die Truppen zu ihrer Treue zur Republik, auf welcher jede Manneszucht, jeder sittliche und materielle Werth begründet sei. Spanien. Der spanische Ministerrath beschloß, daß die Schul lehrer anstatt von den Gemeinden direct vom Staat bezahlt werden sollen. Damit hört ein Verhältniß auf, das ein Schandfleck für Spanien war. Gegen wärtig schuldet Spanien den Lehrern für noch nicht gezahlte Gehälter rund 10 Mill. Pesetas!! Asien. Der Kaiserpalast in Peking darf nicht zerstört werden, so lautet die Parole, die den dorthin gehenden deutschen Truppen mit auf den Weg gegeben wird. In dem Palaste sind die denkwürdigsten Werke chinesischer Kunst und Kultur aufgesammelt, die nicht zerstört wer den sollen, trotzdem sich die Nachkommen jener Kaiser, die diese Sammlungen anlegten, so blutdürstig und barbarisch zeigten. Man hofft, daß auch die Verbündeten die Kunstschätze des Kaiserpalastes respectiren und eine Zerstörung desselben unterlassen werden. Afrika. Im südafrikanischen Kriege haben die Engländer eine ihnen ganz besonders unangenehme Geschichte nach Lon don melden müssen. Als Roberts rechter Flügel nicht unerhebliche Verluste erlitt und als auch an einigen andern Punkten von Schlappen der Engländer gemeldet werden mußte, da erklärte Lord Roberts, er bedaure diese kleinen Mißerfolge, doch werde er dieselben schnell wieder ausgleichen, und zwar durch die Gefangen nahme des Burengenerals Dewet, der von englischen Unterhaltungstheil. Der Advokatenbauer. Kriminalroman von Dietrich Theben. 65) (Fortsetzung.) Christian suchte aufs neue. Die Harke faßte bald abermals und förderte einen Gewehrkolben zu Tage, der trotz seiner Schwere ebenfalls noch mit Steinen belastet war. Einer der Steine löste sich und plumpste in die Tiefe zurück. „Großartig," triumphirte Grotthus. „Es ist nichts so fein gesponnen — Sie kennen doch das schöne Wort. Weiter, Tiedjohann! Wo das war, ist auch noch mehr." Und es war mehr. Auch der zweite Schuh wurde ge hoben und zuletzt an dem Halter des Gewehrriemens der rostbedeckte Doppellauf. „So, nun haben wir alles!" Christian zog die Harke ein. „Kriegen wir ihn darnach?" fragte er gespannt. „Ja, — das heißt, jetzt müssen wir natürlich nach weisen, wem die Sachen gehört haben," gab der Commissar zur Antwort. „Werden Sie das können?" „Na, ich denke! Nur Mund halten, Tiedjohann. Wir sind einen wichtigen Schritt vorwärts gekommen. Gleich nachher fahre ich nach Altona, und Sie werden rathen können, wozu —" „Tas sieht ja 'n Blinder! Keß — Keß ich hab den Namen nich recht behalten." „Ist auch nicht nöthig. Tie Fabrik - oder Hand lung, was es ist — suche ich auf. — Komm ich wieder trocken durch?" „Bleiben Sie man noch sitzen." Der Sand knirschte unter dem auflaufenden Boot. Tiedjohann kletterte hinaus und zog den schweren Kasten weiter. . Truppen so dicht eingeschlossen sei, daß ein Entrinnen ! unmöglich sei. Und nun ist der General doch durch die britischen Einkreisungsketten hindurchgebrochen und hat sich und seine Leute in Sicherheit gebracht. Und wenn man liest, daß der Burengeneral mit nur 1500 Mann und 5 Geschützen den von den vereinigten Brigaden der britischen Generale Hunter und Rundle gebildeten Cordon zu durchbrechen und auf Lindley vor zudringen vermochte, dann ist das erste Gefühl Hut ab! vor solchen Burenstückchen. Natürlich wurden der tapferen Heldenschaar sofort so und soviel Tausend Mann englischer Truppen nachgeschickt; aber wir glauben, daß Dewet und seine Leute längst auf einem Gebiete, an das Niemand gedacht, den Engländern schon wieder einen kleinen Verdruß bereitet haben wird, ehe diese noch gewahr werden, daß sich der tapfere und ver wegene Burengeneral ihrer Verfolgung entzogen hat. Und das Schwerste von Allem ist, daß sich diese Vor gänge in dem Oranjefreistaat, also in dem von Eng land pacificirten und annectirten Gebiete, zutragen. So etwas muß in der That außerordentlich peinlich sein und man begreift es, wenn die Engländer diesen ganzen südafrikanischen Krieg zum Kuckuck wünschen. Aus dem Muldenthale. *Waldenburg, 20. Juli. Bei der am gestrigen Tage erfolgten Verpachtung der Concerthalle und der Schieß halle für die Dauer des diesjährigen Vogelschießens (15. bis 20. August) wurde für erstere Herrn Gastwirth Zürch, Meisterhaus Glauchau, für letztere Herrn Gast wirth Winkler, Uhlsdorf, der Zuschlag ertheilt. *— Während der diesjährigen Manöver im Gebiete der kgl. Amtshauptmannschaften Zwickan, Glauchau und Chemnitz erhält die Stadt Waldenburg folgende Ein quartierung: Vom 5. bis 7. September 1 Offizier, 7 Mann und 2 Pferde; vom 6. bis 7. September 3 Offiziere, 12 Mann und 8 Pferde und außerdem vom 5. bis 10. September 8 Offiziere, 81 Mann und 58 Pferde. —* Die prächtigen Sommertage, welche uns der Juli bringt, werden vielfach zu Ausflügen in unser schönes Muldenthal benutzt. Besonders Sonntags wählen Vereine und gesellige Bereinigungen der Nachbarstädte unseren Ort zum Ausflugsziele. So war am vergangenen Sonntage der Männergesangverein „Frohsinn" aus Meerane in Altstadtwaldenburg und Waldenburg und besuchte hier das Fürstliche Museum, ferner war ein Verein aus Wilkau im Schönburger Hof und blieb während des Nachmittags vereinigt, um erst am Abend wieder heimzukehren. *— Die Sommerferien an der hiesigen Bürgerschule nehmen morgen Sonnabend ihren Anfang und enden am 19. k. Mts. Heute Nachmittag gab es wiederum Hitzeferien. Am hiesigen Fürstlich Schönburgischen Lehrer seminare begannen die Ferien bereits am heutigen Freitag. *— Eine anerkennenswerthe Fürsorge für reisende Kinder werden gelegentlich der großen Sommerferien die Eisenbahndirectionen bethätigen. Die Eisenbahn-Ver waltung hat für das Zug- und Bahnhofspersonal genaue „So! Nu springen Sie." Christian gab sein großes, roth gemustertes Taschen tuch her, um die Fundstücke nothdürftig einzuwickeln. Er begleitete den Commissar nach Neumünster, wo die Packung vervollständigt wurde, und trennte sich befriedigt. Die Eisenbahnfahrt nach Reickendorf schenkte er sich und legte den Weg zu Fuß zurück. Er sprach fortwährend mit sich selbst. „Wenn ich man die Tausend schon hätte!" brummte er. „Aber wenn ich sie nich krieg und wir kriegen bloß den Frechdachs von Affkatenbauer — denn is auch gut. Was werden sie mir ja schließlich auch geben müssen, und wenn's nur die zweihundert wieder sind, die mir in meinen Spartopf ein höllisches Loch gerissen haben. Die dumme Pickelhaube soll sich ärgern! So schlau wie der, sind wir auch noch. Und 'n bißchen Heller. — Was dann bloß aus dem Sod werden soll! So'n schöner Hof und so'n Pack. Na, mir is egal... Dieser Geheime is ein Kerl! Aber wegen meiner muß er Wort halten. Und wird er auch. Stolz der? Nich'n Schimmer. Da sind andere Leute ganz anders aufge blasen. Wie'n gewöhnlicher Mann! Wie ich. Grad so. Und Geld hat er! Wie Heu. Was das gestern allein gekostet hat. Mindestens zwei Thaler. Na, wenn ich die tausend blanke Mark krieg, geb ich ihm 'was ab. — DerSchlumps! Augen soll er machen—! All mehr Feuerkugeln. Und wenn sie die Großschnauz vom Sod abholen — da bin ich bei, das seh ich mir an und sag: ,Adjüs, Herr Affkat! Na, wer war's nu? Sie oder ich?' Und werd mir in die Faust lachen. — Ob ich bald was zu hören krieg? 'ne Weil wird's woll dauern." Er fuhr zusammen, als er sich angerufen hörte. „'n Dag, Christian." „Ach, du bist das. 'n Tag, Jochen." Der Knecht vom Sod hatte ihn überholt. „Wo kommst du denn all her?" forschte Jochen. „Von Neumünster. Und du?" Vorschriften über die Behandlung allein reisender Kinder erlassen. Vor allem wird den Beamten anempfohlen, beim Oeffnen und Schließen der Thüren recht vorsichtig zu sein, damit den Kindern nicht die Finger abgequetscht werden. Das Zugspersonal hat des Ferneren die Kinder an ihren Bestimmungsorten dem Bahnhofspersonal zu überweisen, das dafür Sorge tragen muß, daß sie nicht unberufenen Personen in die Hände fallen, verschleppt und ausgeplündert werden. Ist zur Abholung der kleinen Reisenden Niemand auf dem Bahnhofe anwesend, so sind die „Adressaten" zu benachrichtigen. Inzwischen muffen die Kinder im Wartesaal unter Beaufsichtigung gestellt werden. *— Von heute an wird die sogenannte immerwährende Dämmerung, welche seit 8—9 Wochen den Nachthimmel nie ganz dunkel werden ließ, ihr Ende erreichen. Daß sie uns fehlt, wird namentlich von nächster Woche an zu bemerken sein, sobald Neumond gewesen und der Mond nur tagsüber am Himmel stehen wird. Kommen den Montag beginnen die Hundstage, welche bis zum 23. August dauern werden. *— Interessenten werden darauf aufmerksam gemacht, daß nach Artikel 11 des Reichsgesetzes vom 30. Juni 1900, die Abänderung der Gewerbeordnung betr., vom 1. October 1900 ab in Fabriken auf Kosten des Ar beitgebers für jeden minderjährigen Arbeiter ein Lohn zahlungsbuch nach vorgeschriebenem Schema einzurichten ist. In dieses Buch ist bei jeder Lohnzahlung der Be trag des verdienten Lohnes einzutragen; es ist bei jeder Lohnzahlung dem Minderjährigen oder seinem gesetzlichen Vertreter auszuhändigen und von dem Empfänger vor der nächsten Lohnzahlung zurückzureichen. *— Es ist leider eine unumstößliche Thatsache, daß sich gerade nach der Ernte die Brände unheimlich mehren. Aus Unbedachtsamkeit, Fahrlässigkeit mit Feuer durch Rauchsucht, durch Blitzschläge und wie die Ursachen alle heißen mögen, werden die gefüllten Scheunen wie die im Felde aufgestellten Diemen, Feimen und, Schober binnen kurzer Zeit vernichtet. Daher sollte Jedermann seine Erntevorräthe frühzeitig versichern. *— Ein riesiger Sonnenfleck ist am 17. Juni von dem Astronomen Moreux bei Paris beobachtet und aus gemessen worden. Nach einer darauf bezüglichen Ab handlung, die der Pariser Akademie der Wissenschaften überreicht wurde, muß der Sonnenfleck einen Durch messer von 36,000 Kilometern besessen haben, also etwa das Zweieinhalbfache des Erddurchmessers. Moreux schreibt die Entstehung dieses Vorganges auf der Sonne einer Ueberhitzung der betreffenden Sonnengegend zu. — Des Königs Rock tragen jetzt wieder in Zwitka« 28 Volksschullehrer, welche am Montag zur Ableistung einer vierwöchigen militärischen Reserveübung im dortigen Regiment eingestellt und an die einzelnen Com pagnien vertheilt worden sind. — Die Werksverwaltungen des Steinkohlenreviers Zwickau kündigen officiell eine abermalige zehnprocentige Preiserhöhung für den 1. October an. — Für die Schankwirthschaften in Zwickau ist an geordnet worden, daß in denselben freistehende, den Gästen sichtbare Bierausschankapparate aufgestellt und „Ich auch. Ich habe eine Ladung Weizen hingefahren. Den Wagen bringt der Bauer selbst zurück." „Ach so." Also der ist in Neumünster, überlegte Christian und nahm sich Zurückhaltung vor. „Was hast denn du da gesucht?" forschte der Knecht. „Ich? — Leder gekauft," log Christian. „Ihr könnt ja die Sohlen immer nich dick genug kriegen. Diesmal wird's wohl werden. Die reine Elephanten- haut!" „Kommt mit der Bahn! Wohl gleich 'n ganzer Posten?" „Na, geht an. Für'n kleines Jahr wird's reichen." Und Christian pries redselig die Güte der Waare, ging dann auf andere Gesprächsstoffe über und gelangte nach Hause, ohne eine Andeutung über seine gewichtige Morgenbeschäftigung verloren zu haben. Der Commissar notirte aus dem Adreßbuch Straße und Hausnummer der Waffenfirma. Er verlangte im Laden nach dem Chef und wurde von dem Commis an einen Verschlag geführt, hinter dessen Scheiben er einen Herrn in mittleren Jahren an einem Pulte arbeiten sah. „Herr Keßler?" fragte er. „Ich bitte um eine ver trauliche Besprechung" Er stellte sich vor. Der Kaufmann schloß die Thür des Verschlages, nöthigte den Beamten zum Sitzen und nahm selbst Platz. Er folgte dem einleitenden Vortrage des Commiffars aufmerksam. „Darf ich die Fundstücke sehen?" Er prüfte die verrostete Waffe aufmerksam, rieb mit einem Stück Sandpapier den Rost von einem Theil deS Kolbenbeschlages und wies auf die freigelegte Firma. „Unser Fabrikat," bestätigte er. „Sie führen über Ihre Kunden Buch?" „Ja, soweit uns die Namen bekannt werden." (Fortsetzung folgt.)