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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 03.12.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-12-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-189912039
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18991203
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18991203
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- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Bemerkung
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- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Freiberger Anzeiger und Tageblatt
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-12
- Tag 1899-12-03
-
Monat
1899-12
-
Jahr
1899
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 03.12.1899
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L8Ss Morgens. Sie erlitt dabei eine»Summe von 12 000 Mk. als „König Albert-Stiftmm" von den Mittels des Kranken» I städtischen Kollegien zugewiesen worden mit der Bestimmung, Dem Verein zur Errichtung eines Bürgerasyls in Mittweida ist, nach Zuweisung von 6000 Mk. im Vorjahre, abermals eine — Der Gabelsberger Stenographen - Verein zu Freiherg wird die Feier seines 41. Stiftungsfestes Dienstag, 9. Januar 1900, Abends 8 Uhr im „Bairischen Garten" durch Theater und Ball begehen. Der Geburtstag Gabelsbergers wird durch einen Kommers am 9. Februar 1900 im Vereinslokale „Stadt Dresden" gefeiert werden. — Der Mildthätigkeitsverein zu FreibergSdorf ver anstaltete gestern Abend im Saale zu „Stadt Wien" einen Familienabend zum Besten einer Weihnachtsbescheerung. Der Saal war schon lange vor Beginn der Veranstaltung biS auf den letzten Platz gefüllt. Wohl gegen 500 Personen waren erschienen, um der Aufführung des von Herrn Lehrer Taubner verfaßten Festspieles „Der Zwergkönig Hübig" beiznwohnen. Das Stück führt in das Reich der Zwerge; eS zeichnet die märchenhaften Gestalten als Beschützer aller tugendhaften Menschen und als Rächer alles Bösen. Die Handlung fesselt in hohem Maße und nimmt von Bild zu Bild das Interesse des Publikums mehr in Anspruch. Der Aufführung folgte ein geradezu stürmischer Beifall. Der Borstand des Vereins, Herr Günther, dankte dem Verfasser und Allen, welche sich um die Aufführung verdient gemacht, und schloß mit einem Hoch auf Herrn Taubner. Es folgte Tanz. Die Veranstaltung ergab einen erfreulichen Rein ertrag. — Aus vielseitigen Wunsch wird das Festspiel nächsten Dienstag, 5. Dezember, nochmals aufgeführt. — In Wcinholv's Original-Welt-Panorama (Fischer straße) ist von morgen an die Serie Belgien ausgestellt. Die Serie umfaßt interessante Ansichten aus Lüttich, Brüssel, Löwen, welcher im Jahre 1900 auf den 25. März fällt, stattfinden dürfen. — Eine bei uns sichtbare partielle Monvfinsternitz bringt der Dezember. Dieselbe tritt am 17. Dezember in Er- Dieselbe tritt am 17. Dezember in Er scheinung, beginnt zu Mitternacht und endigt gegen 4 Uhr — Heute Vormittag erfolgte durch Herr» Oberstleutnant von Kospoth die Vereidigung der Rekruten des hiesigen Jägerbataillons. Dem feierlichen Akte ging, wie üblich, Gottesdienst un Dom bez. in der katholischen Kirche voraus. — Welche ganz außergewöhnlich rege Bauthätigkeit in den letzten zwei Jahren in Sachsen geherrscht hat, «rgiebt sich daraus, daß die Versicherungssumme für Gebäude bei de« Laudesbrandkasie, bei der bekanntlich jedes Gebäude auf Grund staatlicher Abschätzung versichert werden muß, fast um 400 Millionen Mark gewachsen ist! Ein solcher Zuwachs ist früher noch nie erreicht worden. Die genaue Summe desselben ist 398663430 Mark. Die Versicherungssumme der Gebäude im Lande stieg nämlich von 4582514710 Mark auf 4981178140 Mark am Ende deS JahreS 1898. Da der Zuwachs im jetzt lausenden Jahre sicher auch nicht gering gewesen ist, so kann man sagen, daß in Sachsen für mehr als fünf Milliarden Mark Gebäude vorhanden sind. — Am 1. Dezember hat nach sächsischem Jagdgesetz die Schonzeit fü« Rebhühner begonnen, welche bis zum 31. August nächsten JahreS anhalten wird. Merklicher noch als in den letzten Jahren schon fast regelmäßig war in diesem Jahre daS bezeichnete Federwild auf den meisten, vorzugsweise aber in den Niederungen gelegenen Jagdrevieren in nur wenig zahl reichen Völkern aufgewachsen und auS dem Grunde hielten sich die Preise andauernd hoch. Die sehr ungünstige Witterung, welche während der Brütezeit mit andauernden Regengüssen geherrscht hat und die Hühner zwang, ihre Gelege zu verlassen, trägt die Schuld an der untermittlen Jagdausbeute. Dazu kam noch, daß jene Hühner, welche zum zweiten Male Eier gelegt hatten, während der Brütezeit durch die inzwischen eingetretene Ernte gestört und verscheucht worden sind. — Vunvesfreunvlichkeit Preußens gegen Sachsen in Gisenbahnangelegenheiten. DaS „Leipz. Tgbl." wird von einem Freunde noch auf folgende sehr beachtenswerthe Er scheinungen hingewiesen: Preußen bietet jetzt auch den von der königlich sächsischen in Verbindung mit der königlich bayerischen Staatsbahn bereits seit einer Reihe von Jahren veranstalteten Alpen-Sonderzügen insofern Konkurrenz, indem es die Reisenden, namentlich von Leipzig, auf die zu gleicher Zeit von der königlich preußischen Staatsbahn eingerichteten, aber von Halle a. S. verkehrenden Sonderzüge zu lenken sucht, und zwar in einer Form des Wettbewerbs, deren Beurtheilung dem ge sunden Gefühle deS Lesers überlassen werden muß. AuS den vorliegenden, sowohl von der königlich sächsischen, alS auch von der königlich preußischen Verwaltung herausgegebenen „Ueber- sichten" über die genannten Sonderzüge geht hervor, daß Sachsen diese Züge von Leipzig über Reichenbach-Hof-RegenSburg, Preußen dagegen die seinigcn von Leipzig über Halle-Weißenfels-Jena- Probstzella-Lichtenfels-Bamberg-Nürnberg leitet, also auf einer verhältuißmäßig viel längeren Strecke, als die von den sächsischen Sonderzügen zurückzulegende ist. Gleichwohl berechnet Preußen von Leipzig aus keinen höheren Fahrpreis als Sachsen. Am meiste» befremden muß aber hierbei die Thatsache, daß der Reisende, der das Billet erst in Halle nimmt, mehr zu zahlen hat, alS derjenige, der die Reise schon in Leipzig antritt. So kostet ein Billet zweiter Klasse Lripzig-Halle-Probstzella-Nürnberg- Münchrn 31,80 Mk., ein erst von Halle giltiges Billet aber für dir gleiche Strecke 33,80 Mk. Diese widersinnige Differenz, die bei den Reisenden, die die preußischen Sonderzüge, namentlich von Leipzig und Halle auS, benützen, erklärlicher Weise berech tigte Bedenken Hervorrufen und zu dem Schluffe führen muß, daß die Reisenden von Halle gegenüber denen von Leipzig von der königlich preußischen Eisenbahiiverwaltung empfindlich benach- theiligt worden seien, erklärt sich einzig und allein daraus, daß em Billet zweiter Klasse Leipzig-Reichenbach-Hof-RegenSburg- München, also für die Benützung des sächsischen SonderzugeS, auch nur 31,80 Mk. kostet. — Und solchen Wettbewerb betreibt der preußische Staat, nur um gegen das kleinere Sachsen „inS Geschäft zu kommen"! Das ist geradezu ein Skandal! — Die technischen Telegraphen-Assistenten bei den sächsischen Staatsbahnen erhalten künftig den Amtsnamen Telegraphen meister, um damit die Verwandtschaft ihrer Stellung mit der jenigen der Bahnmeister äußerlich zu kennzeichnen. — Die Kirchennachrichten für den Dom befinden sich erst in der heutigen Nummer. — Bor Weihnachten dürfen Tanzbelustigungen an öffent lichen Orten und Privatbälle, auch wenn dieselben in Lokalen geschlossener Gesellschaften abgehalten werden, nur bis mit 18. Dezember stattfiuden. Maskenbälle und Kostümfeste dürfen nur in der Zeit vom 7. Januar bis mit 27. Februar, abgc- halten werden. Weiter sei daran erinnert, daß in der Zeit vor Ostern Tanzvergnügen aller Art nur bis mit Sonntag Lätare, wagen» wurde die verunglückte nach dem Stadtkrankenhaus — Bor» einem Radfahrer angefahreu wurde gestern Abend in Freibergsdorf auf dem Fußwege der ohnehin spärlich erleuchteten Teichgasse eine Frau. Der Radfahrer fuhr von der Mittelgaffe nach dem Forstweg. Seine Maschine war ohne Licht, Glockenzeichen wurde nicht gegeben. Durch daS vorschriftswidrige Fahren hat die Frau eine leichte Fußverletzung erlitten. Nr unvorsichtige Radfahrer, der mit einem Militär-Mantel bekleidet war, ist nach dem Vorfall ohne «in Wort der Entschuldigung weiter gefahren. — Offene Stellen für Militär-Anwärter. Bei der Amtshauptmanuschast Dresden-A. 1. Januar Diätist, 2—3 Mk. Tagegeld — beim Finanzministerium 1. Januar Expedient 1000 Mk. Gehalt, steigt bis 1500 Mk,; — beim Amtsgericht Bautzen 1. Januar Dienergehilfe, 1000 Mk., nach 10 Dienst- jähren 1400 Mk.; — beim Amtsgericht Freiberg sofort Diütist 1,50 biS 3 Mk. täglich; — beim Landgericht Dresden 2. Januar 3 bis 5 Lohnschreiber 2—3,50 Mk. Tagelohn — beim Amts gericht Schneeberg 1. Januar Dienergehilfe, 1000 Mark. X Lichtenberg, 1. Dezember. Der hiesige Männergesang verein hielt gestern sein Stiftungsfest bestehend in Konzert und Ball im hiesigen Lehnstücksgasthof ab. Sämmtliche Darbietungen ernteten lebhaften Beifall. Tie Gesangsvorträge bezeugten gute Schulung. Besonderen Anklang fanden die humoristischen Ein lagen. Eine vom Vereinsvorstand Herrn Hermann Fischer an geregte Geldsammlung für die verwundeten Burenkrieger gab durch daS zufriedenstellende Ergebniß ein rühmliches Zeugnis von der Opferwilligkeit und Theilnahme für unsere bedrängte, StammeSgenofsen in Afrika. 8 Oberlänge««», 2. Dezember. Morgen Sonntag Nach mittag findet im Oelschschen Gasthof eine Versammlung tut WahlvereinS statt, in welcher Herr Amtsrichter Siebdrat „us Brand «inen Vortrag über daS neue Bürgerliche Gesetzbuch halten wird. In der Nacht zum Freitag wurde bei der Postagentur in Reifland bei Lengefeld ein Einbruch verübt. Hierbei ist 1.em baarer Betrag von 1200 Mk., bestehend auS 5 Banknoten zu je 100 Mk., 1 ReichSkaffenschein zu 20 Mk., 15 Mk. in Nickel, das übrige in Silber; 2. 1 Geldbrief mit 1282 Mk., und zwar: 1 Reichsbanknote zu 1000 Mk., 2 Banknoten zu je 100 Mk^ 1 ReichSkaffenschein zu 50 Mk., 1 ReichSkaffenschein zu 20 Mk, 2 zu je 5 Mk. und 2 Einmarkstücke, sowie 3. die 3proz. Reichs, anleihe lüt. L. 147 694 über 200 Mk. mit ZinSleiste und Zins- scheinen Januar und Juli geraubt worden. Ueber die Person des ThäterS oder, wie anzunehmen, der Thäter, fehlt jede Spur. Auf die Ermittelung der Thäter und die Herbeschaffung der geraubten Werth« ist eine Belohnung von 150 Mk. ausgesetzt worden. . ' Die BraugerstenanS st ellung mit Wettbewerb, welche die Oekonomische Gesellschaft im Königreich Sachsen veranstaltet, findet am Freitag, 8.Dezbr., von Vormittags 10 Uhr ab in der deutschen Schänke zu den „Drei Raben" in Dresden statt. Es wird sich an dieselbe Nachmittags 5 Uhr im „weißen Saale" ein Vortrag deS Herrn Professor vr. Westermeier-Tetschen-Liebwerd über Auswahl und Züchtung ertragreicher Getreidesorten an- schließen, zu welchem auch Nichtmitglieder kostenlos Zutritt habe», sofern sie bei der Geschäftsstelle der Gesellschaft Wienerstr. 131. bis zum 7. Dezember Vormittags 12 Uhr Zutrittskarten einholen, oder solche gegen Erhebung von 50 Pfennig von Nachmittag »/,4 Uhr an am Eingänge des Bortragslokales verlangen. ,, Aus dem dritten Stocke eines HauseS an der Hamburger Straße in Dresden stürzte sich ein Mechanikergehilfe auf die Straße. Er blieb mit zerschmetterten Gliedern bewußtlos liegen. Der unglücklich verheirathete Mann versuchte schon vormittags sich zu ertränken; auch kletterte er längere Zeit auf dem Haus simse herum, ehe er den Sprung in die Tiefe wagte. Vor der vierten Strafkammer deS Leipziger Landgerichts begann Donnerstag eine sür mehrere Tage berechnete Gerichts verhandlung, die sich mit den Vorgängen bei der „Gründung" der Aktiengesellschaft „Braunkohlenbergwerk Martha" beschäftigte. Deren Zusammenbruch erregte seinerzeit sehr großes Aufsehen, und führte u. A. auch zur zeitweiligen Verhaftung des in weiteren Kreisen, namentlich in Berlin bekannten Kaufmann» Max Meier Arendt. Es haben sich wegen verschiedener Vergehen gegen die Bestimmungen des Handelsgesetzbuches und der Kon kursordnung folgende Personen zu verantworten: 1) der Polizei- direktor a. D. von Stutterheim, 2) der Kaufmann D. Erpff, 3) der Kaufmann Karl Alfred Heilmann, 4) der frühere Rechts anwalt Dr. Paul Bahn, 5) der Privatmann Friedrich Korte, 6) der Bankkassirer Theodor Hillig und 7) der Kaufmann Mar Meier Arendt. Am Mittwoch fand in Leipzig eine vom Deutschen Flotten verein veranstaltete großartige Kundgebung zu Gunsten der deutschen Wehrmacht zur See statt, an der über 2000 Per sonen theilnahmen. Dem Kaiser wurde telegraphisch für seinen markigen Hamburger Weckruf gedankt und gelobt, „Mann sür Mann für die so dringend nothwendige Verstärkung der deutschen Kriegsflotte einzutreten", König Albert, als dem „immer bereiten Förderer aller auf Schaffung einer starken Flottenmacht gerich teten Bestrebungen" die Sympathie der Versammlung auf dent Drahtwege ausgedrückt und an den deutschen Reichstag, zu Händen des Präsidenten Graf Ballestrem, folgendes Schreiben abgesandt: „Ueber 2000 Männer aller Stände, vom Deutschen Flottenverein einberufen, geben dem Wunsche Ausdruck, der deutsche Reichstag möge dafür eintreten, daß sobald als möglich eine der Würde und den Lebensinterefsen deS deutschen Reiches entsprechende Kriegsflotte geschaffen werde, die im Stande ist, die Küste» Deutschlands zu decken, seine täglich wachsende Handelsflotte und die Ausfuhr seiner blühenden Industrie zu beschirmen und seine unerläßlichen wirthschaftlichen und politischen Ansprüche, ja die Selbstständigkeit seines nationalen Daseins im Kreise der großen. Völker und im Dienste einer vorsorgenden Weltpolitik, einer Weltfriedenspolitik ehrenvoll und wirksam zu unterstützen." Vom 1. April 1900 ab wird der Zinsfuß bei der Sparkasfi zu Chemnitz für die Spareinlagen von 2'/^ auf 3 Prozent und für die ausgeliehenen Hypothekenkapitalien von 4 Proz. auf 4'/, Proz. erhöht. Des weiteren beschloß der Rath mit Rücksicht aus die Bestimmungen des neuen Bürgerlichen Gesetzbuchs, vom 1. Januar 1900 ab Gelder der Sparkasse nur gegen Hypotheken auszuleihen, auch vertragsmäßig vom Darlehnsempfänger für den Fall eines Wechsels im Eigenthum des Grundstückes die Bep pflichtung fortgesetzter persönlicher Haftung für die Hypotheken- schuld zu verlangen. Das 2 jährige Töchterchen deS Baumeisters Lenzner in Zwickan fiel zwei Stock hoch auS der elterlichen Wohnung herab und zog sich derartig schwere Verletzungen zu, daß der Tod eintrat. Mecheln, Antwerpen, Gent, Brügge, Ostende u. s. w. — I» den Reichshaüen tritt heute, sowie am Sonntag und Montag die Spezialitätentruppe Paul Münch auS Dresden auf. Am Sonntag finden zwei Vorstellungen statt, und zwar Nachmittags 4 und Abends 8 Uhr. — Aus dem Obermarkt kam heute Vormittag eine ältere Frau ohne fremdes Verschulden zu Falle. Sie erlitt dabei einen Bruch des rechten Oberschenkel-. ! " " Auch thrile er die Bedenken der Staatsregierung in Bezug auf die LandeSpcnfionskaffe. Auf die Dauer mufft jedenfalls an eine gesetzliche Regelung der PenstonSverhältnisse der Hinter bliebenen gedacht werden, und wenn der Wille vorhanden sei, dann werde sich auch ein Weg finden, die betreffende Petition zu" berücksichtigen. Er möchte die Regierung bitten, diesen Punkt in wohlwollende Erwägung zu ziehen, den Aufsichtsbe hörden aber anheim zu geben, inzwischen auf die Gemeinden da hin zu wirken, daß die 87 Gemeinden, welche ortsgesetzlich den Wünschen des Sächsischen Gemeindebeamtenvereins bereits ent sprochen hätten, nicht vereinzelt dastünden. Oberbürgermeister B e u t l e r schließt sich dem Vorredner an, erachtet die Frage der Hinterbliebcnenpension als noch nicht abgeschlossen und meint, daß man noch darauf zukommen werde. Persönlich lege er einen so hohen Werth auf die Erhaltung eines tüchtigen Be amtenstandes, namentlich auch in kleineren Gemeinden, daß er vor'einer Maßregel wie der in Rede stehenden selbst dann nicht zurückschrecken würde, wenn eine Beihilfe aus Staatsmitteln gewährt werden sollte. Er möchte die Königliche Staatsregier ung bitten, ihr Augenmerk auf die Erwägung der betreffenden Wunsche zu richten und ev. eine Staatsbeihilfe in Aussicht zu nehmen. Staatsminister a. D. v. N o st i tz - Wal lwitz theilt den Wunsch der beiden Vorredner, aber auch die Ansicht der Re gierung, daß d»r Zeitpunkt für die Durchführung der Maß regel noch nicht gekommen sei. Wenn man heute schon die Pen sionsberechtigung der Hinterbliebenen der Äefiieindebeamten avssprechen wollte, so würde man zum Theil aus Unmöglichkei- tur stoßen und hohe und unliebsame Ueberlastungen herbeisühren Allerdings möchte er sich auch gegen eine Beihilfe aus Staats mitteln aussprechen. Bei der Autonomie der Gemeinden scheine es ihm deren erste Pflicht, ihre Beamten aus eigenen Kräften zu bezahlen und für deren Hinterbliebene zu sorgen. Ferner sei es außerordentlich schwierig, die Grenze zu ziehen zwischen be rufsmäßigen und mcht berufsmäßigen Gemeindebeamten. Ober- bürgermerster Dr. Tröndlin steht auf demselben Stand punkte wie die Heren Oberbürgermeister Dr. Beck und Beutler. Er wolle sich jetzt bei der Vorlage bescheiden, da schwerwiegende Bedenken und zwar nicht blos finanzieller Art vorliegen. Hicr- ochf wurde der Gesetzentwurf dem DeputationSantrage ent sprechend einstimmig angenommen. — Inder Zweiten Kammer kamen drei Petitionen zurErledigung. In der ersten bitten Graf v. Einsiedel und Genoffen um Errichtung von Fahrlehran stalten. Nach dem Berichte des Referenten, Abg. Heb mann, halten eS die Petenten für höchste Zeit, Antel und Wege zu finden, um den durch mangelnde Sach- keoflsniß und Umsicht von Führern bespannter Geschirre hcrbei- gesührten Gefährdungen der Paffanten auf öffentlichen Straßen ahzühelfen. Die Deputation verkannte zwar nicht, daß eine Fayrlehranfialt zweckmäßig sei, erachtete es aber nicht für em- pfehlenSwerth. Staatsmittel zu diesem Zwecke aufzuwenden und gelangte, besonders auch mit Rücksicht darauf, daß in Dres- den-Blasewitz bereits eine private Fahrlehranstalt bestehe, zu dem Anträge, die Petition auf sich beruhen zu lassen. Abg. von Kirchbach ist der Ansicht, daß gegenwärtig wohl nicht zu eimr Erfüllung der Wünsche der Petenten zu gelangen sei, da gegen durfte sich eine strengere Handhabung der für ven öffent lichem Verkehr auf den Straßen bestehenden Bestimmungen em pfehlen und darauf zu achten sein, daß nicht ganz unbefähigte Leute die Führung von Geschirren übernehmen. Vielleicht ließen sich mit der Zeit öffentliche Prüfungsstellen für Geschirrfüh rer errichten. Abg. Andrä meint, die Petition müsse schon der Konsequenzen wegen abgelehnt werden. Die Uebelstände auf öffentlichen Straßen seien nicht so schlimm, wie sie darge- stevt würden. Im Allgemeinen seien die verkehrspolizeilichen Bestimmungen schon sehr streng. Einstimmig beschloß hierauf daS Haus dem Anträge der Deputation'gemäß. — Eine zweite Petinon betraf die Gewährung von Schadenersatz aus Staatsmitteln an den Sticker Gottlieb Eisenschmidt in Ran spach wegen einer angeblich unschuldig erlittenen Untersuchungs haft (Berichterstatter Abg. Rentsch). Die Deputation gelangte zu dem Vorschläge, die Petition auf sich beruhen zu lassen. Avg. Zeidler, in dessen Wahlbezirk der Petent wohnt, verwendet sich warm für diesen. Die Kammer trat indeß einstimmig dem Anträge der Deputation bei. — Ueber die Petition von Franz Albin Windisch in Cölln und 60 Genossen, Abänderung eil^r Verordnung ves Ministeriums des Innern wegen Errichtung und Benutzung von Dachwohnungen betreffend, berich tete Abg. Liebau. Die Deputation beantragt, die Petition auf sich beruhen zu lassen. Nach der Debatte, an der sich die Abga. Steiger und Dr. Schill, sowie Staatsminister v. Metzsch betherligten, beschließt die Kammer einstimmig nach dem De- putationSantrag. — Nächste Sitzung: Montag, 4. Dezember. — In der vorgestrigen Verhandlung der 2. Kammer führte unser Herr Abgeordneter Stadtrath Bräun folgendes aus: Meine Herren! Ich wollte nur einen Ausspruch des Herrn Abgeordneten Fräßdorf nicht ganz unwidersprochen lassen. Ich hatte geglaubt, daß vielleicht ein Vertreter der Landgemeinden, denen die- näher gelegen haben würde, es gethan hätte; da dies aber nicht geschehen, will ich es hiermit thun. Der Herr Abg. Fräßdorf hat vorhin dem Wunsche Ausdruck gegeben, es möchte der Kirchendienst vollständig vom Schuldienst losgelöst werden, damit die Schullehrer nichts mehr mit dem Kirchendienste zu thpn hätten. Ich glaube, der Herr Abg. Fräßdorf hat mit diesen Worten weder im Interesse der Lehrer, noch im Interesse der Gemeinden, auch nicht im Interesse der Schule überhaupt gesprochen. Denn, daß die besser dotirten Schulstellen sehr ge sucht sind, daS ist ja bekannt. Jeder Lehrer begrüßt eS mit Freuden, wenn er sein Einkommen auS dem Volksschuldienst noch erhöhen kann, und wiederum geben diese Kirchschulstellen den Vortheil, daß sie tüchtige Lehrkräfte auf dem Lande erhalten, die sich fonft nach den Städten drängen würden. Aber auch mit der weiteren Bemerkung deS Herrn Abg. Fräßbürf, daß durch daS jetzige Verhältniß der Verbindung von Kirchen- und Schul dienst die Schule gelitten hätte, kann ich mich nicht einverstanden erklären. Daß dies nicht der Fall ist, dafür bürgt die Tüchtig keit unseres sächsischen Lehrerstandes. Die überwiegende Mehr heit dieses Hauses wird aber wünschen, daß unseren Schulen auch der christliche Charakter gewahrt bleibe, daß m unseren Schulen der christliche Kirchengesang nicht verschwinde und unsere Jugend nicht nur mit Wissen gebildet, sonderü auch christlich erzogen werde (Bravo!). Dazu dient eben das innige Verhältniß zwischen Kirche und Schule, und dann meine ich auch, daß bas Verhältniß des Lehrers auf dem Lande durch kein Abhäugigkeit--- verhältniß vom Geistlichen getrübt werde. Im Gegeuthell, daS Verhältniß zwischen Landgeistlichen und Kirchschullehrern ist fast att-nahmslos ein sehr gutes, das Verhältniß gemeinsamer treuer Mitarbeit an einem edlen Zweck. Wir wünschen, daß daS auch fernerhin so bleiben möge und dem Ausdruck zu geben, war der Ziveck meiner Worte. (Bravo!) — Nach den amtlichen Feststellungen deS hiesigen Polrzei- meldeamteS betrug am 30. November die Einwohnerzahl ««sere» Stadt 30768. Von diesen Einwohnern Ware« 15ÄS2 «ännÜchen und 15746 werblichen Geschlechts
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