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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 22.12.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-12-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-189912220
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18991222
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18991222
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Freiberger Anzeiger und Tageblatt
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-12
- Tag 1899-12-22
-
Monat
1899-12
-
Jahr
1899
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 22.12.1899
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verl« und Whit fächle glück thi, mars und alsr F-ls unse soso' oabe den auf theil hatb ihie, sie c Dar Ne begö dere wir Fen Geb Sei zun gar und um die Ta, ren des hör län eigl feu stec der ein H? die riü Di we seinen z wobei i zwei C wir hü den Re Gefecht besten 5 ten. T laagte Kriegs chen K halten rückziel verwui für za links > nonenl Herans seinen der Le in Sil eine K am Bl risten gender Lod t Ä'L reicher komm Tran! E den ii »Jelu Inter gänge Haup Haber Mau! wir t chen sind der Fahr strahlende dringende als letzte« daß der j sinken wc umstand« tirter Br! lin in sei Angaben tet: „S do des < Korps a vollständ 700 Ma mit 22 (unser s unseren die Trai 50 Mar Namen verloren zen aus Ladhsm werden fen von tcm Ka tober, r a Tag für nationale Demüthigung und Gebete zu Ist England eine so gerechte Nation, daß sie den bestimmen? führen verstehen. aber fehlen des, der Industrie, den Bergwerken u. s. w. entziehen und gleich ¬ ganzen übrigen Königreich ihre besten Leute nehmen. — Die Königreiche vertheili, ergiebt Vie Gesammtzifser oller Milizen: sollen wir noch warlen, bis unsere Beherrscher Ihre Majestät ersuchen, einen Tag für nationale Demüthigung und Gebete zu gänzlich und s indheute sogutwieüberhaupt nicht zu beschaffen. In den Volksmassen beschuldigt man bereits das Ofsizierscorps, und nicht etwa nur die Gene rale, an dem Nationalunalück schuld zu sein, weil es nicht aus Berufssoldaten, sondern jungen Söhnen der vornehmen oder reichen Familien besiehe, die schon von ihrer Geburt für den Offizierstand bestimmt, in diesen eintreten, wie man Hofpage werde, oder sein eigenes Nichts hinter irgend einer sonstigen schillernden Dekoration verstecke. Dieses Volksurtheil ist selbst verständlich einseitig, wie alle Gelegenheitsurtheile, aber es zeigt ein Moment, das sich nach dem Kriege voraussichtlich noch ganz anders Geltung verschaffen wird. Die Londoner Bevölkerung nimmt im großen Ganzen den Massenruf „zu den Waffen!" mit jener bekannten Strohfeuerbegeisterung aus, die allen Groß städten in solchen Augenblicken eigen ist, und besonders unter den jüngeren Leuten möchte jeder morgen nach dem Kriegs schauplätze abgehen. Die ein berufenen englischenTr uppen sollen sich wie die „Kobelkorrewoudeut" schreibt folgendermaßen znsammen- setzen: Reserven 78 839, Miliz einschließlich der Milizreserven 113 469, Neomamy 10 297, Freiwillige 230 678, insgesammt 433163 Mann. — Die in Wirklichkeit etwa 70 000 Mann ans- machende Armeereserve besteht aus Männern von 25 bis 30 Jahren; etwa 50 000 davon gehören der Infanterie, 11000 der Artillerie, 6000 der Linien-Kavallerie, 5000 den Garden und 3000 dem Jngenieurkorps an. Um diese einzuberufen, muß man allerdings einen großen Theil der besten Arbeiter des Lan- Neomanry führt eigentlich nur den Karabiner, die Leute find meist im besten Mannesalter, gute Reiter auf ihren eigenen Pferden, aber nur zum Ausklärungsdienst mstw. zu verwenden. Die Freiivilligen setzen sich zusammcu auS Artillerie, In genieuren und Schützen, inSgesammt alle im Alter von 20—40 Jahren. — Wenn man auch beute erklärt, der größte Theil aller sofort von diesen Korps verfügbaren Mannschaften solle direkt nach dem Kriegsschauplatz übergesührt werden, so kann davon in Wahrheit natürlich nicht die Rede sein, schon deshalb nicht, weil die nöthigen Transportschiffe ebensowenig wie Ausrüstung u. s. w. vorhanden sind. Merkwürdig ist, daß genauere Einzelheiten über den Kampf vom 15. Dezember am Tugelafluß noch immer fehlen. Aber selbst das bisher bekannt G wordene giebt der Presse reichlich Stoff zu abfälliger Kritik über die strategischen Operationen BullerS. Bon den zahlreichen Preßäußerungen citiren wir als besonders bemerkenswerth folgende: Der „Standard" schreibt: „Wie eine Brigade Artillerie, ohne durch Infanterie gedeckt zn sein, über ein vorher nicht abgesuchtes Ge lände bis nahe an den Fluß vorgeschoben werden konnte, der unsere Truppen vom Gegner trennte, bleibt ein Räthsel. Ein solches Verfahren verstößt sowohl gegen die Vorschriften des Exerz er-ReglementS wie gegen den gesnnden Menschenverstand. Jeder Jüngling, der sich in Sandhurst oder auf einer Presse zu der Prüfung für den Uebertritt aus der Miliz in die reguläre Armee vorbereitet, lernt täglich, daß die Artillerie von den übrigen Waffen gedeckt werde» muß, und daß das Gelände, in dem sie vorgeht, durch Streifwachen abzusuchen ist. Aber die Armee ist demoralisirt worden durch die leichten Siege über wilde Völker, in denen der Führer nichts zu thun brauchte, als für eine ge regelte Zufuhr zu sorgen und von den Truppen nur Muth ver langt wurde, um den Sieg zu sichern. Die Lehren der Strategie und Taktik sind vergessen worden oder gelten nicht mehr als anwendbar aus die englische Armee, und der Erfolg ist, daß wir zwei Monate nach Beginn des Krieges auf dem Vormarsch nach Kimberley anfge alten werden, daß die Entsetzung von Lady smith immer noch nicht erfolgt ist uno daß die Bertheidigung des nördlichen Theils der Kapkolonie ernstlich in Frage steht." Nach den neuesten Meldungen ist daS Bestreben Schalt Burghrrs am Tugelafluß darauf gerichtet, die englische nach Chiveley zurückgeworsene Streitmacht unter Buller einzujchließen und von Pietermaritzburg und Durban abzuschneiden. Man meldet darüber: „London, 20. Dezember. General Buller wird von einer doppelten Umgehungs-Bewegung der Buren bedroht, welche von Springsfielt und Weenen gleichzeitig gegen Frere und Estcourt vorrückend, Bullers Rückzugslinie gefährden. Buller fordert deshalb sofort zehntausend Reiter, sonst müsse er sich rückwärts konzentriren." — Neber die Schlacht bei Coleuso berichtet das „Reutersche Bureau" noch über Louren^o Marques, daß die Buren auch 13 Wagen mit Munition erobert haben. Dem „Neuterschen Bureau" wird aus dem Lager von Modder- River vom 16. Dezember gemeldet: Die Buren bleiben in ihrer früheren Stellung bei Magerssontein und haben jetzt noch bedeutende Verschanzungen in der Ebene zwischen der Brücke, die über den Fluß führt und ihrer festen Stellung an der Furt errichtet. Während einer gestrigen Nekognoszirung sahen britische Spione eine große Zahl Buren auf einem entfernten Hügelrücken in der Richtung von Jacobsdaal. Die Buren führten eine Kanone mit sich. Es ist wahrscheinlich, daß die Bureu die Stadt (Jacobsdaal) jetzt in beträchtlicher Stärke besetzthalten. Auf dem KriegSamt ist von General Gatacre keine neue Nachricht eingelaufen. — General French beschoß am 18. Dezember Jassontein Farm, 3 Meilen östlich von der Stellung deS Feindes. Das Kontingent aus Ncu-Seeland besetzte die Farm und den benachbarten Hügel ohne Wioerstand zu finden. Die Buren eröffneten das Feuer auf eine Entfernung von 5000 Aards und rückten zum Angriff vor. General French gab den Befehl zum Rückzug, nachdem er seine Nekognoszirung ausgejührt hatte. — Die kleineren Niederlagen nennt man neuerdings „Re- lognoszirungen. 'Aus Kapstadt wird gemeldet: General Gatacre erließ eine Proklamation, wonach lein Gutsbesitzer im Umkreise von zwölf Meilen um Sterkstroom seinen Hof ohne spezielle Erlaubniß ver lassen darf. Zuwiderhandelnde werden gerichtlich verfolgt. Der Korrespondent der „Dacky NewS" im englischen Lager am Moddernver telegraphirt folgendes vernichtende Ur theil überLord Methuen: Hätten wir volle Keuntniß von der Stellung der Buren gehabt, so hätte der Stab es ver meiden können, die Hochländer dem Flanken- und Frontseuer am Montag Morgen auszusetzen. Der Angriff hätte bis Dienstag Morgen ausgeschoben weroen können. Ballons und Haubitzen- battericn kamen erst am Sonntag an. Ohne diese hätte der erste Angriff am Sountag nicht vorgenommen werden dürfen. Sie würden außerordentliche Dienste geleistet haben. Aus eng lische Ambulanzen wurde von Seiten der Buren gefeuert, weil sic die von der Genfer Konvention vorgeschriebene Demarkrations- linke von vier Meilen überschritten und angeblich britische Trup pen sich hinter den Ambulanzen deckten. Ein gefangener Bure erklärte jedoch, daß die Hochländer sich nicht hinter der Ambulanz deckten. Hervorgchoben wird anderseits, daß landeskundige heimische Truppen sich mehrfach für den Aufklärungsdienst an- bvten, daß aber die britischen Generale prinzipiell das Anerbieten ablehnten und den ortsunkundigen Truppen, die außerdem mit schlechten Karten versehen waren, den Vorzug gaben. Aus Pretoria, 10. November, wird berichtet: Trotzdem England vertragsmäßig die europäische Post bis an die Freistaalgrenze abzuliefern hat, hat es alle Postsachen seit dem 12. Oktober willkürlich zurückbehalten, so daß weder Deut sche noch Franzosen seit diesem Tage irgendwelche Mittheilun- gen von Europa erhalten haben. Vor einigen Monaten reichten die hiesigen Deutschen ein Gesuch beim deutschen auswärtigen Amt ein, daß Deutschland seinen Einfluß zur Offenhaltung der Delagoabai zurDurchfuhr von Lebensmitteln für Angehörige neutraler Staaten geltend machen möge. Das Gesuch führte aus, daß die Burenbevölkerung sich im Kriegt zwar selbst ernähren könne, daß aber die aesammten Ausländer, die hauptsächlich von Handel und gewerblicher Thätigteii leb ten, auf den Import von Lebelismitteln angewiesen seien. Wür de in Kriegszciten dieser durch England verhindert, sc könne unter den Deutschen im Transvaal bei längerer Dauer eines Krieges leicht eine Hungersnoth ausbrechen. Auf dieses Ge such ist bis jetzt noch keine Antwort eingegangen; aber tue darin behandelte Frage ist plötzlich akut geworden. Denn vor weni gen Tagen haben die englischen Kriegsschiffe damit begonnen, Lebensmittelsendungen nach Transvaal via Delagoabai anzu halten, wenn sie auch für Angehörige neutraler Staaten be stimmt sind. - bataillon an. Uebrigens ist es keine vereinzelte Erscheinung, daß sol^e Geständnisse gemacht werden. In Straßburg z. B. behauptete vor einigen Jahren Einer, er habe von einem Hause in der Steinstraße 1871 einen Dragoner aus der Kolonne her ausgeschossen, sei aber uncntdeckt geblieben, obwohl man das ganze Haus durchsucht habe. Es stellte sich aber heraus, daß die ganze Geschichte öde Rcnommage war. c Durch kriegsgerichtliches Urtyeil ist in Kiel der Obermatrose Aug. Jürgen Küster vom Kriegsschiff „Sachsen", der der dritten Kompagnie der 1. Matrosendivision angehörte, wegen Gewalt« thätigkeilen, begangen bei einem militärischen Aufruhr gegen einen Vorgesetzten, wegen Achtungsverletzung, Gehorsamsverweigerung, lhätliche» Sickwe»greifens an einem Vorgesetzten und wegen un erlaubter Entfernung mit sechs Jahren Zuchthaus und Ent fernung a»S der Marine bestraft worden. Der Vertrauensmann der sozialdemokra tischen Partei im Kreise Niederbarnim, Weber und Zeitungsfpediteur Anton Kopp in Friedrichsberg ist durch den Ämtsvorsteher zu Lichtenberg-Friedrichsberg aus dem preußi schen Staatsgebiet ausgewiesen worden, weil er sich als Aus länder lästig gemacht hat. Binnen vierzehn Tagen soll er das preußische Staatsgebiet verlassen. Kopp ist im Jahre 1849 in Neukirchen in Oesterreich geboren und seit 1883 m Friedrichs berg ansässig. Belgien. Infolge eincr von dem Justizminisier angeord neten Untersuchung erschienen gestern bei einem in der Nähe des Südbahn Hofes in Brüssel wokwenden Manne, welcher Rekruten für die englische Armee in Südafrika anwirbt, mehrere Polizisten, welche etwa 50 in dem Bureau des Werbeagenten anwesende arbeitslose Personen vorläufig verhafteten. Der Werber wurde nach einem Verhör in Freiheit belassen.— Das ist denn doch verkehrte Welt! England. Da die Bnren, mit dem Präsidenten Krüger an der Spitze, behaupten, daß sie alle ihre Siege über die Eng länder der göttlichen Vorsehung verdanken, so scheinen es die Engländer nun mich mit der Frömmigkeit versuchen zu wollen. So veröffentlicht die „Times" folgende Zuschrift des Contre-AdmiralS Hubert Campou: Mein Herr! Wie viel länger Gott der Schlachten außer Acht lassen kann, da sie doch weiß, daß Krieg eines Seiner Urtheile ist und wie sehr unsere natio nalen Sünden Strafe verdienen? Vielleicht werden die Nieder lagen, die wir in den letzten Tagen erlitten haben, die Nation aus ihre Knie bringen, um unseren himmlischen Vater anzuflehen, Seinen sündigen Kindern Sieg in diesem Kriege, der uns aus erlegt worden ist, zu geben. Frankreich. D6roulöde wohnte trotz seines noch immer leidenden Zustandes, der gestrigen Sitzung des Siaatsgerichts- hofes bei. Die Vertheidiger bringen Anträge ein, nach denen die Angelegenheit Havert mit dem gegenwärtigen Prozeß ver bunden werden soll. Der General-Staatsanwalt bekämpft die Anträge als ungesetzlich. Döroulöde wirft in heftigen Aus drücken den Senatoren und dem Staatsanwalt vor, daß sie le - diglich auf Befehl der Regierung handeln. (Lärm.) Döroulöde fügt hinzu: Ich werde verurtheilt werden und ich sage, was ichvondiesenElenden denke. Diese Versammlung besteht aus Nichtswürdigen, sie entehrt Frank reich und die Republik. (Lebhafter Widerspruch.) Döroultzde erklärt weiter, er meine mit seinen Ausdrücken auch den Senat und den Präsidenten der Republik. Hierauf erhebt sich ein un beschreiblicher Lärm. Der Generalstaatsanwalt verlangt, daß Döroul^de von den Verhandlungen dis zu den Vlaidoyers aus geschlossen und daß gegen denselben inzwischen das Gesetz über Beleidigungen zur Slnwendung gelange. DäroulLde setzt seine Beleidigungen gegen den Staatsgerichtshof fort und ruI, er mache sich nichts aus den Strafen, welche derselbe verhänge. Schließlich wird unter großem Lärm die öffentliche Sitzung unterbrochen und der Gerichtshof schreitet zur Beratung. Die Angeklagten rufen Dvroultzoe Beifall zu. Der französische Ministeirath beschloß, Zolas Gesuch um Mittbeilung der Pcrsonalpapiere seines verstorbenen Vaters aus dem Kriegsarchive stattzugeben. Wir lesen in der „Tgl. Rdsch.": Die geistlichen Ordens brüder der Assnmptionisten haben böse Tage. Kaum daß sie Zeit hatten, ihren Schmerz über die fatale Entdeckung jener 1 800 000 Francs zu verwinden, kaum, daß die frommen Ordensbrüder Muth sanden, sich den weltlichen Geschäften der Jnseratensammler für ihre „Croix" von Neuem mit ganzer Seele hinzngeben, — erreicht sie wiederum die Hand der Vor sehung. Die Assumptiomsten hatten vor einigen Jahren die Er klärung abgegeben, das Gebäude in der Rue Frauxvis l., wo fie wohnten und wo sich die Druckerei der „Croix" befindet, gehöre nicht ihnen, sondern einer gewissen Person, die als Eigeuthümerin auch die Grund- und Miethssteuer entrichtete. Nun hat man aber bei der Haussuchung außer jenem geheimnißvvllen Schatze, den der Pater Bailly beharrlich leugnet, auch eine Urkunde ge funden, in der der angebliche Besitzer der Gebäude in der Rue FranxoiS k. bezeugt, daß er nur ein Strohmann ist und daß die Gebäude der Kongregation, die sie inne hat, gehören. Diese wurden auf 12 Millionen geschätzt. Es handelt sich dabei uin einen zwiefachen Betrug, da einerseits der Staatsrath. vor dem die Frage anhängig war, und andererseits die Steuer behörde hintergangen worden ist. Der letzteren gegenüber werden die Assumptiomsten die Verpflichtung haben, eine stattliche Summe nachzuzahlcn, da Körperschaften, deren Eigenthum der „todten Hand" zugehört, von der Erbschaftssteuer frei sind. Der Fall verschlimmert sich aber durch die falsche Erklärung, die vor dem Staatsrathe abgegeben wurde; denn auf dieser steht unter Umständen Zuchthausstrafe. Schon geht das Gerücht, die Re gierung werde es nicht wagen, den „guten Vätern" nahe zu treten, denn eine hochstehende Persönlichkeit könnte dabei kom- promittirt werden. Sollte die ewig lebende Hand der Gerechtig keit wirklich nicht stark genng sein, um die „tobte Hand", jenes traurige Erbstück des Mittelalters, niederzuzunngen? ColottlalpoMlschcs. Die Untersuchung, die gegen den als Leutnant ü la sults der Schutztruppe stehenden Prinzen von Arenberg wegen der Vorgänge bei der Tödtnng des Eingeborenen Willy Cain in Deutfch-Lüvwestafrita eingeleitet war, ist abgeschlossen und das kriegsgerichtliche Verfahren eingeleitet. Damit ist die Sus pension des Prinzen vom Dienst verbunden. Die über den Der Krieg in Südafrika. Zutreffend wird die Situation Englands mit folgenden Worten der „Times" gezeichnet: „Weder der Krimkrieg, noch die indische Meuterei setzen das Reich einer größeren Gefahr aus, als diejenige ist, welche uns heute bedroht. Dazu war Groß britannien in keiner dieser kritischen Perioden so isolirt, noch be gegnet es solcher Mißgunst und solchem Mißtrauen, wie sie jetzt überall offen zu Tage treten." In knappern und der Wahrheit mehr entsprechenden Worten, als es der militärische Kritiker der „Times" in diesen Sätzen tbut, konnte kaum Jemand die heutige Lage des britischen Reiches charalterisiren. Der Entschluß der Regierung, nicht nur den Feldmarschall Lord Roberts von Can- dahar als Oberbefehlshaber sofort nach Südafrika zu senden und ihm als Chef seines Gcneralstabes keinen Geringeren als Lord Kitchener von Khartum beizugeben, sondern auch gleich zeitig Alles, was das britische Weltreich zur Stunde an Milizen, Reserven, Garnisonstruppen, Peomanry, Freiwilligen und Ko- lonial-Hülfstruvven noch zur Verfügung hat, in den schnellsten Schiffen und ohne Ansehen der Kosten auf den Kriegsschauplatz zu werfen, wirft auf die wirkliche Lage ein noch grelleres Licht. Es ist die letztegroßeAnstrengunqdesGe- sammtreiches, das sich plötzlich über Nacht üher die ganze Größe der drohenden Gefahr klar geworden ist und sich zum Eutscheidungskampfe um die eigene Existenz oder doch um die Erhaltung seiner Weltmachtstellung aufraift. In dieser ernsten Stunde, so schreibt man ausLondon, scheintEngland sich selbst in keinen besten Traditionen und all jenen mannhaften Eigenschaf ten wieder zu finden, die es einst zu seiner heutigen Größe in ernstem, langsamem Ringen hinauf geführt Haben, und die der vergiftende Einfluß einer einseitigen, egoistischen Interessen- Politik langsam zu ertödten begonnen hatte. Die Besten der Nation, die seit lange sich immer mebr in den Hintergrund des öffentlichen Lebens zurückzuziehen begannen, scheinen sich auf zuraffen, und durch die breiten, gesundesten Schichten des eng lischen Bürgerthums geht es wie ein Erwachen. Man beginnt sich auf sich selbst zu besinnen und zu den guten Grundsätzen alt-englischer Nüchternheit zurück zu kehren. Wie lange das vorhalten wird, und ob dieser Gesundungsprozeß zur wirklichen Heilung der heutigen tiefen Schäden im öffentlichen Leben der Nation führen wird, kann nur die Zukunft zeiaen. Ein rascher Erfolg auf dem Kriegsschauplätze könnte ihn nur stören und ganz in Frage stellen. Aber auf einen solchen Erfolg rechnet heute selbst hier kein Einsichtsvoller mehr. Die Hunderttau sende, die der Regierungsbeschluß zu den Waffen ruft, stehen größtentheils auf dem Papier oder sind mindestens nicht kriegs- tüchtig, und in allen maßgebenden Kreisen weiß man zudem heute, daß es viel weniger darauf ankommt, ungezählte Men schenmassen auf die Schlachtfelder zu bringen, als darauf, feldtüchtige Soldaten und vorallenDingenOf- fiziere zu haben, die jene 'U führen und zwar zum Siege zu Er ist unseres Wissens ein Sohn des bekannten Centrnmb" abgeordneten, der als Gegner des vr. PeterS nicht hart genug über diesen „Verbrecher" urtheilen konnte! Ueber die Neuregelung der Verhältnisse auf Samoa verbreitet das „Reutersche Bureau" aus Apia vom 13. Dezember eine unglaubwürdige Nachricht: Der deutsche Konsul hat an Bord des „Cormoron" die bevorstehende Einver leibung durch Deutschland in aller Form verkündet. Auf die Bemerkungen einiger Häuptlinge der Mataafa-Partei sagte der Konsul, die Samoaner könnten ihren eigenen König haben, wo rauf sie ihm mittheilten, Mataafa wurde gewählt werden. Später, am gleichen Tage, wurde die deutsche Flagge auf dem Gerichtsgebäude gehißt und hierdurch die Einverleibung offi ziell angezeigt. Die Mataafa-Anhänger haben erklärst ihre Regierung sei eingesetzt und vertreiben die Malietoaleute aus den Dörfern. Unruhen scheinen bevorzustchen. — Das „Wolffsche Bureau" bemerkt dazu: Da die Ratifikation des Samoa-Ab- kommens durch den amerikanischen Senat noch nicht erfolgt ist, erscheint diese Reuter-Meldung, welche überdies mit allen bis herigen amtlichen Meldungen aus Apia in Widerspruch steht, unglaubwürdig. — Außerdem steht die Reutermeldung nicht im Einklang mit den bisherigen Mittheilungen über die Ab- schaffung der Königswürde. Wenige Stunden später veröffentlichte am Mittwoch das „Wolffsche Bureau" eine Nachricht aus Apia vom 13., wonach thatsächlich auf Samoa neue Unruhen allerdings unbedeutender Art. vorgekommen sind. In dem Dorfe Luatuanuu ist es zu einer unbedeutenden Störung der Ruhe unter den Eingeborenen gekommen. Einige dort angesessene Häuptlinge der Tanupartei hatten sich geweigert, die von den drei Konsuln gemeinsam aus geschriebene Kopfsteuer zu zahlen und waren deshalb aus dem Ort gewiesen. Nachts wurde von einigen jungen Burschen Un fug an der zuriickgelassenen Habe der Ausgewiesenen verübt. Die drei Konsuln haben die Einlieferung der Thäter nach Apia zur Bestrafung gefordert und zugesagt erhalten. von Arenberg. > l_ „ , Bestätigung und wird bis dahin geheim gehalten. Der Prinz > seltene >c i. , r ir begab sich inzwischen mit HeimathSurlaub nach Deutschland, —jEngland 73 659, Schottland 13 684, Irland 28 970.— DielBlatt aus Johannesburg folgenden Brief: „Erst wenige Wo- Vorgang allgemein bekannt geworoenen Einzelheiten, denen von keiner Seite widersprochen ist, haben bei der gejammten Be- , „ , ... ..... , völkerung Südwestafrikas den lebhaftesten Abscheu erregt, obwohl zeitig der Schutzmmmschaft, wenn nicht in London, so doch im man von Empfindsamkeit dort gewiß frei ist. — Die Nummer ganzen übrigen Königreich ihre besten Leute nehmen. — Die deS „Windhoeker Anzeigers" vom 9. Nov. meldet auch den Ab- Miliz hat keine brauchbaren Offiziere und verfügt selbst auf schluß des kriegsgerichtlichen Verfahrens gegen den Prinzen dem Papier nur über 2754 Offiziere gegenüber 113 000 Mann, Der gefällte Spruch bedarf der kaiserlichen die fast ausschließlich der Infanterie angehören. Aus die drei V' ' - ' ° Freiberger Anzeiger und Tageblatt. Seite S. — 22. Dezember. 297.
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