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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 09.12.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-12-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-189912094
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18991209
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18991209
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Freiberger Anzeiger und Tageblatt
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-12
- Tag 1899-12-09
-
Monat
1899-12
-
Jahr
1899
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 09.12.1899
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^S28S sfrelverg-r Anzeiger «nd Tageblatt. Seite 2. — 9. Dezember I8VS. NVl Colonialpolitisches. Aioutschau. Die gesundheitlichen Verhältnisse in Tsingtau sind vom „Ostasiat. Lloyd" wiederholt in recht düsteren Farben geschildert worden. In seiner letzten Nummer vom 28. Oktober sagt daS Blatt, die zahlreichen Erkrankungen an Darmiyvhus und Ruhr und die mehrfachen Todesfälle an diesen Krankheiten und ihren Folgen nähmen daS Interesse und ersten Male in seinem Leben von dem Verlangen nach Wieder herstellung gehört hätte. „Die Verbündeten Regierungen haben zu der Frage noch nicht Stellung genommen". Diese stehende Phrase, die dazu dient, unbequeme Erörterungen abznweisen, tollte thatsächlich aus dem parlamentarischen Lexikon gestrichen werden. Es unterliegt keinem Zweifel, daß bei der auch sonst angestrebten Revision deS Strafgesetzbuchs Vorarbeiten bereits im Gange sind, und ebenso ist es unzweifelhaft, daß die deutschen Justizverwaltungen in ihrem Schooße die Nothwendigkeit oder Nützlichkeit der Prügelstrafe des öftern berathen haben. Eine Regierung, die in solchen Angelegenheiten lediglich einem über- i mächtigen Drucke nachgiebt und erst dann mit Vorschlägen heran tritt, wenn sie es absolut nicht mehr vermeiden kann, begiebt sich der führenden Rolle, die ihr denn doch zustehen sollte. Eine Regierung darf das Gezeter der Gegner jeder ver nünftigen Reform nicht fürchten, sondern muß für das als richtig erkannte mit aller Kraft eintreten. Wenn sie aber erklären läßt, ich habe mich um die Sache, die überall lebhaft erörtert wird, über welche sogar schon Gesetzentwürfe im Volke ausgearbeitet sind, bisher überhaupt nicht gekümmert, so verliert sie doch dazu daS Vertrauen in den weiten Schichten, die gewohnt sind, in der Negierung ihre natürliche Beratherin in allen wichtigen Fragen zu erblicken. Die Prügelstrafe ist selbstverständlich durch den zufälligen Beschluß der Kommission, welcher der Regierung so äußerst bequem gewesen ist, nicht aus der Welt geschafft. Es wird auch nicht lange mehr dauern, bis die Regierung iu dieser Frage wird Farbe bekennen müssen. Ergebnisse der Kriminal st atistik für das Deutsche Reich (1898). Das Kaiserliche Statistische Amt veröffentlicht die vorläufigen Ergebnisse der Kriminalstatistik für das Deutsche Reich für 1898. Im Jahre 1898 wurden wegen Verbrechen und Vergehen gegen Reichsgesetze 477 701 Personen verurtheilt, darunter 47 975 unter 18 Jahre alt. Die Verur- theilung erfolgte bei 82 209 Personen wegen Verbrechen und Vergehen gegen Staat, öffentliche Ordnung und Religion, bei 280 301 wegen Verbrechen und Vergehen gegen die Person, bei 190 839 wegen Verbrechen und Vergehen gegen das Vermögen und bei 1352 Personen wegen Amtsdelikten. Beim Vergleich mit den Vorjahren sind die Verurteilungen wegen Verbrechen und Vergehen gegen die Person stetig und zwar wesentlich ge stiegen, die Zahl der Vernrtheilte» dieser Kategorie betrug 1893: 172096, 1895: 187 834, 1898: 203 301, die Verbrechen und Vergehen gegen Staat, öffentliche Ordnung und Religion, welche von 73107 im Jahre 1893 auf 82 696 im Jahre 1897 gestiegen waren, sind 1898 um 487 zurückgegangen. Die Zahl der wegen Verbrechen und Vergehen gegen das Vermögen- Ver- urthcilten ist von 183 645 im Jahre 1893 auf 179136 im Jahre 1896 gefallen, im Jahre 1897 auf 183797 und im Jahre 1898 auf 190839 gestiegen. Für einige besonders wichtige Delikte stellen sich die Zahlen des Jahres 1898 folgendermaßen: Zahl der Personen, welche verurtheilt wurden wegen Widerstand gegen Vollstreckungsbeamten 15 496, Hausfriedensbruch 22 207, Un zucht 5093, Kuppelei 2765, Beleidigung 55 995, gefährliche Kör perverletzung 90 822, Diebstahl 97 089, Unterschlagung 19 776, He hlerei7711, Betrug 24 197, Urkundenfälschung 4911, Sachbe- jebädigung 18 213, Brandstiftung 501, Meineid 783, Mord, Todtschlag und Kindesmord 428, Vergehen gegen die Gewerbe ordnung 18 805. Von den 47 975 „Jugendlichen", d. h. 12 bis unter 18 Jahre alten Personen, wurden unter anderen verur- theilt: 23 647 wegen Diebstahl, darunter 3945 wegen schwerem Diebstahl, 9198 wegen Körperverletzung, 3060 wegen Sachbe schädigung, 2252 wegen Unterschlagung, 1938 wegen Betrug, 1285 wegenjHehlerei, 658 wegen Urkundenfälschung, 1241 wegen Sittlichkcitsvergehen, 28 wegen Mord, Todtschlag und KindeS- mord, 165 wegen Brandstiftung und 39 wegen Meineid. Den Münchener Neuesten Nachrichten ist das Postdebi t in Oesterreich, das dem Blatte vor etioa einem Viertel jahr entzogen wurde, wieder gewährt worden. Oesterreich. Die Blätter verzeichnen zahlreiche Aeußernngen deutscher und ezechischer Abgeordneter, in denen ausgeführt wird, daß der Gedanke einer baldigen Wiederaufnahme der Verstän digungsaktion und die Hoffnung des Gelingens auf beiden Seiten festgehalten werde. Die „N. Fr. Pr." erklärt, die Sehnsucht nach dem nationalen Frieden sei gegenwärtig die stärkste Trieb feder im praktischen Leben und müsse befriedigt werden. Wie das „Jremdenbl." fagt, schieden die Deutschen und Czechen nicht als versöhnte Freunde, aber auch nicht als unversöhnliche Feinde. DaS Blatt erklärt unter Hinweis auf den von Bärnrecther ge stellten Vermittelungsantrag, der Boden für eine Fortsetzung der Verständigungsaktion sei so abgegrenzt, daß beide Parteien sich treffen können, wenn sie wollen. Der Lloyddampfer „Berenice",auf welchem kürzlich ein Steward an der Pest starb, ist im Seelazareth San Bartolomeo in Triest eingetrosien. Es sind die strengsten Maßregeln getroffen worden. Italien. Der Kardinal-Staatssekretär Rampolla machte den Mitgliedern deS diplomatischen Korps die Mittheilung, daß die Erkältung des Papstes durchaus leichter Art sei. Aus Vorsicht ordnete der Arzt an, daß der Papst das Zimm r hüten solle. England. Der Unfall des britischen Transportschiffes „Jsmore" ist für die Engländer doch weit verhängnißvoller geworden, als bisher angenommen wurde. Es sollen 460 Pferde ertrunken sein. Der französische Sozialistenkongreß nahm nach langer und sehr erregter Debatte zunächst mit 813 gegen 634 Stimmen den Antrag an, der verlangt, daß kein Sozialist einem französischen Ministerium angehören dürfe. Darauf nahm der Kongreß mit 1143 gegen 235 Stimmen einen Kompromißvorschlag des Aus schusses an, nach welchem die Thcilnahme an einem Kabinett unter gewissen Umständen gestattet sein, die Sozialisten aber im Allge meinen nur Wählämter zu erlangen suchen sollen, um diese der Kapitalistenklasse allmählich zu entreißen. Die Antisemiten, auch in Deutschland, krebsen seit einigen Tagen mit einer angeblichen Aeußerung des Kriegsministers Gallifet, er halte DrepfuS für schuldig. „Siecle" aber er klärt in heftigen Ausdrücken die vom „Gaulois" dem General de Gallifet zugeschriebeneu Aeußerungen vom ersten b>S zum letzten Worte für erfunden. Die belgische Mission in China wurde in der Nähe von Mulden von einer starken Räuberbande angegriffen. Die Pekinger Regierung entsandte rasch Truppen, welche die Räuber bande gefangen nahm. 300 Räuber wurden enthauptet. 5000 Mann chinesischer Truppen okknpiren die Umgebung der belgischen Mission. ter ganz andere Anforderungen als die meisten anderen Betrie be. Ein Bergwertsbesitzcr, der der schweren Verantwortung, die täglich, stündlich, nicht nur vor dein Gesetz, sondern dem höchsten Richter, auf ihm liegt, sich voll bewußt ist, wird unter allen Umständen auch die Verantwortung dafür übernehmen müssen und wollen, daß seine Arbeiter tüchtige, ehrliche und fleißige Menschen sind, weil sonst der Betrieb und das Leben Politische Umschau. Freiberg, den 8. Dezember. Die Londoner „Westminster Gazette" meldet, Königin Victoria habe die Absicht kundgegeben, dem deutschen Kronprinzen innerhalb der nächsten Monate (wohl erst zum 18. Geburtstage, 6. Mai 1900 — Red.) den Hosenbandorden zu verleihen. Kaiser Wilhelm hat diesen Orden erhalten, als er 18 Jahre alt war. Wie der „B. L.-A." erfährt, hat der Staatssekretär des Aus wärtigen Amtes Graf Bülow durch den Berliner Vertreter der ^88oelat«ck Uross Herrn Wolf von Schicrbraud drahtlich seiner Genngthuung über die Botschaft des Präsidenten Mac Kinley Ausdruck geben und dieselbe als eine „für die Entwick lung der deutsch-amerikanischen Freundschaft bedeutsame Kund gebung" bezeichnen lasten, mit dem Hmzufügen, daß die von Mac Kinley zum Ausdruck gebrachten Sympathien für Deutsch land „hier aufrichtig erwidert werden". In der Depesche heißt es weiter, politisch sei alles glatt, und nichts störe das gute Ein vernehmen. In wirthschastlicher Beziehung werde er (der Staats sekretär), durch Ton und Inhalt der Botschaft in der Hoffnung bestärkt, daß die Vereinigten Staaten mit der steigenden Einfuhr nach Deutschland gerechte Konzessionen für den deutsche» Waareu- handel machen und tmß die Reciprocuätsverhandlungen beider seits in freundschaftlichem Geiste zu einem guten Ende geführt werden. Wir lesen in der „Deutsch. Tagesztg.": Wir haben milge- thcilt, daß die Petitionskommifsion des Reichs tages über eine Eingabe um Wiedereinführung der Prügelstrafe zur Tagesordnung überge gangen sei. Bei dieser Gelegenheit hat tue Linke wieder ein mal bewiesen, daß sie in allen praktischen Fragen versagt und aus Prinzipienreiterei auch bei den schlimmsten Erscheinungen unseres Volkslebens auf dem vergilbten Scheine besteht. Aus den Ziffern der Kriminalstatistik haben wir in unserer vorigen AuSgabe auf die immer weiter um sich greifende Verrohung hingewiesen und auf Grund derselben die Wiedereinführung der Prügelstrafe gefordert. Wir wissen uns mit dieser Forderung eins mit den weitesten Kreisen des Volkes, die an die Zukunft denken und eine wirklich eingreifende Repression der Verbrechen für unbedingt nothwendig erachten. Aeußerst bedauerlich war es nutz daß der Regierungsvertreter sich so benahm, als ob er zum der anderen gefährdet sind. Deswegen wird eine solche Be stimmung über das Arbeitsbuch auch in jedem vernünftigen Berggesetz, selbst wenn die Frage reichsgesetzlich geregelt werden sollte, Aufnahme finden müssen. Ich bin Vertreter eines bergbaulichenBezirtes ini Königreich Sachsen. Einer der Herren Parteigenossen des Herrn Avg. Sachse hat in Versammlungen, die ich vor der Wahl abhic'u, auch diese Frage mit einer fast ans Staunenswerthe grenzenden Konsequenz erörtert. Er hat aber stets bei den Silberberg leuten die denkbar kühlste Ablehnung gefunden. Die Leuie, nicqc ich, sondern sie selbst haben gesagt: „Wir brauchen kein Reichsberggesetz, wir sind mit den bestehenden bergpolizeilichen landesgesetzlichen Bestimmungen durchaus zufrieden." Da wer den die Herren auf der Linken mir entgegen halten: „Das ist es eben, die Bergleute sind noch nicht gebildet genug, sie stehen ch auf einer niederen Bildungsstufe. Wenn sie gebildeter werden würden, dann würden sie das vielmehr empfinden." Ich habe mich gewundert und meiner Verwunderung auch deutlichen Ausdruck gegeben, daß Herr Sachse die Bergleute so in Pausch und Bogen als Leute von minderer Bildung bezeichnete. Ich kenne di« sächsischen Silberbergtnapven genau. Das sind Leute von verhältnißmäßig sehr hoher Bildung, sie haben einen feine ren Sinn, auch für Poesie und Musik. (Sehr richtig! rechts, Heiterkeit links.) Ich unterhalte mich sehr gern mit ihnen über alle Tagesfragcn; sie sind, wie Rosegger fagt, Sinnirer; sie sinnen über alKs nach in der stillen, tiefen Erde, haben ein reges Gefühl und ein sehr scharfes Geistes- und Empfindungsleben. Ich möchte nicht wagen, diese Leute als Leute von niederer Bil dung zu bezeichnen. Ja, Herr Sachse, Sie schütteln mit dem Kopse. Ich weiß, was Sie wollen und komme jetzt darauf. Allerdings eine gewisse Art von Bildung behagt den Bergleuten nicht. Der Herr Abg. Sachse sagte: „Wir müssen sie vorwärts bringen: sie sind noch nicht genug vorwärts gebracht." Las Wort Vorwärts setzen Sie gefälligst in Gänsefüßchen! Die Bergleute, wenigstens die Silberbergleute im Königreich Sach sen, sind noch nicht genug in den Bannkreis des „Vorwärts" gebracht (Au! links) und das ist des Pudels Kern, das ist die „Bildung", welche die Herren noch bei den sächsischen Bergarbei tern vermissen. Etwas offener als der Herr Abgeordnete Sachse hat die „Sächsische Arbeiterzeitung" vom 29. Mai 1899 Nr. 118 sich darüber ausgesprochen, ich gestatte mir, das vorzulesen: „Die Hüttenarbeiter haben alle Veranlassung, eine Besserung ührer wirthschastlichen Lage anzustreben, sich zu organisiren und gemeinschaftlich gegen die ärgsten Mißstände Front zu machen. Was sehen wir aber in Wirklichkeit. In Vereinsspielerei ver sunken, von Mißtrauen gegeneinander erfüllt, hat sich die große Mehrzahl der Hüttenarbeiter von den reaktionären Arbeiter- seinven mS Schlepptau nehmen und zu allerhand patriotischem Klimbim mißbrauchen lassen. (Sehr richtig! links.) Setzen Sie, Sie bestätigen ja meine Vermuthung. (Heiterkeit linls.) Die Freiberger Arbeite r-O rganisationen ha ben hier noch eine schwere, viele Opfer erfordernde Arbeit, es wird noch vieler Mühe und andauernder Agitation bedürfen, ehe es gelingt, die Hütten- und Bergarbeiter zu organisiren und sie den Ideen der modernen Arbeiterbewegung zugänglich zu machen. Die Hüttenarbeiter befinden sich auch noch aus jene: Entwicklungsstufe, wo die Agitation damit begonnen werden muß, ihnen nachzuweisen, daß es ihnen schlecht geht. Der Nach weis, daß eS ihnen schlecht gehe, obwohl sie das nicht empsin. den, ist eben des Pudels Kern — Sano Mae Inarima«. — Die Leute sollen „vorwärts" kommen aus dem Bann des pa triotischen Klimbims heraus in den Bannkreis des „Vorwärts" in Gänsefüßchen. Wir wollen auch die Bergarbeiter vorwärts bringen, aber ohne Gänsefüßchen. Das wird uns aber nur gelingen, wenn es uns gelingt, das gute Einvernehmen zwischen Bergherrn und Bergknappen, wie «S, Gott ki Dank, noch vielfach, besonders in Sachsen, herrscht, zu wahren, wenn es uns ferner gelingt, sie zu erhalten in der Treue gegen den obersten Lergherrn und in der schlichten, ehr lichen Frömmigkeit, zu der gerade des Bergmanns Arbeit in der sonnenfernen Tiefe sie gebrächt hat und die ihr Ehrenkleid ge wesen ist, so lange es deutsche Bergknappen gegeben hat. (Leb haftes Bravo! rechts.) die Theilnahme aller Bewohner der Kolonie Kioutschau in An spruch und bildeten das Tagesgespräch. Der „Ostasiat. Lloyd" sorfcht nach den Ursachen der trübsamen Erscheinung und bemerkt: ... Die Maßregeln, die während der letzten Monate ergriffen Knd, um die Seuche zu bekämpfen, lassen hoffen, daß sie m künftigen Jahren erheblich weniger gefährlich und mit der Zeit überhaupt nicht wieder auftreten wird. Zunächst wird Tsingtau vollständig von Chinesen gesäubert. Der Ort Ober-Tsingtau ist von ihnen bereits gänzlich geräumt und in Unter-Tsingtau wird systematisch mit jdem Abbruch der alten Chinesenhäuser vorge- gangen. Auch das Mattendorf Tapautau, in dem sich Tausende von KuliS einquartirt hatten, und das durch seinen furchtbaren Schmutz und die Unreinlichkeit seiner Bewohner em Herd für jede Art Krankheit geworden war, verschwindet jetzt endlich (leider ein volles Halbjahr zu spät!). Jenseits des Bismarckberges, bei dem Dorfe Aan-tschia-tsun, ersteht eine neue Chinesenstadt, wo zwar die Chinesen nach ihrer Art bauen dürfen, aber doch ge wisse sanitäre Vorschriften in Bezug aus die Bauart und die Straßen, vor Allem aber auf die Reinlichkeit innehallen müssen. Die Stadt wird Selbstverwaltung erhalten, allerdings unter Aufsicht des Gouverneurs. Die Verordnung über die An lage von Aborten, wo Kulis arbeiten, und die Androhung von Geldstrafen oder 25 Hiel cn bei Zuwiderhandlungen gegen das Verunreinigungsverbot, sind Maßregeln, die mit aufrichtiger Freude begrüßt werden müssen Mit dem Verschwinän der Massen von Chinesenwohnungen auS Tsingtau und seiner unmittelbaren Umgebung wird sich schon ganz von selbst Manches bessern. Viel Schmutz, viele pestilenzialische Gerüche, viel An steckungsgefahr werden vermieden werden. Es wird auch nicht mehr die Menge von Wasser gebraucht werden, die bisher noth wendig war. Die Verhältnisse werden sich wesentlich ändern und zwar zu Gunsten der gesundheitlichen Verhältnisse.... Nach dem Etatsentwurf für 1900 setzen sich die Einnahme» für Kiautschau zusammen aus 150000 Mark aus Landverkauf, 25000 Mark auS direkten Steuern, 38 250 Mark sonstigen Ab gaben, Gebühren u. s. w. und 9780000 Mark Neichszuschuß. Die fortdauernden Ausgaben der Civilverwaltung belaufen sich aus 784125 Mark, die der Militärverwaltung auf 1864404 Mark, die gemeinsamen Ausgaben auf 1326156 Mark. Von der letzteren Summe entfallen auf Seelsorge und Unterricht 12LSV Mark, Lazarethverwaltung und Krankenpflege 144323 Mack. An einmaligen Ausgaben sind eingestellt 3 745000 Mack zu Hasen- und Tiefbauten einschließlich Landenverb, 1118000 Mark zu Hochbauten, 200000 Mark zur Betheilignng an der Beschaffung von Wohn- und Arbeiterhäuser», 325000 Mark zur Negulirung der Wildbäche und zur Aufforstung, 800000 Mark zu ArmirungSauSgaben, 175000 Mark für Seezeichen und Vermessungsarbeiten. Ser Krieg iu Lüdasnka. Trotz aller englischen „Siege" senkt sich die Waage deS Krieges in Südafrika unverkennbar mehr und mehr zu Gunsten der Buren. Die auS Ladysmith eingetrosfenen englischen Nachrichten lassen den baldigen Fall dieses Platzes erwarten; daß die britische Zensur sie durchgelassen hat, ist wohl dahm zu deuten, daß sie die Engländer auf diese Katastrophe vorbereiten will. Die wichtigste Nachricht, die heute vorliegt, ist eine Londoner Meldung der „Kreuz-Ztg.", daß die irische Brigade unter Generalmajor Hart, die der Centrums-Division unter Gatacrc vor Stormberg, im Norden der Kapkolonie, angehörtc, in größter Eile nach Durban gesandt wurde und nun das an der Tugela opernende Corps unter Clery, chez. Buller, verstärkt hat. Ladysmith muß hart bedrängt sein, sonst würde Buller gewiß nicht seinen Feld- zugSplan im Westen beeinträchtigt haben, wie dies ohne Zweifel geschehen ist. Denn die Gatacre-Divisivn ist durch Abgabe der Hart-Brigade auf die Stärke einer Brigade zusammengeschmolzen. Am 25. November hat sich General Buller von Kapstadt zu der für Ladysmith bestimmten Eutsatzarmee begeben. Er ließ ver künden, daß er „binnen Kurzem" nach Kapstadt zurückkehren werde. Seitdem sind etwa 14 Tage vergangen, Ladysmith iß noch nicht „entsetzt", allerdings auch noch nicht „gefallen". Aber auch die englischen Berichte lassen keinen Zweifel mehr übrig, daß die Tage von Ladysmith gezählt sind. In einer „Timks'- Depesche vom 28. November giebt General White zu, daß die Buren die schwächsten Punkte der Stadt ermittelt haben, daß das Feuer der Belagerungsgeschütze ansängt, verheerend zu Wicken, daß die täglichen Rationen haben herabgesetzt werden müssen und eine beträchtliche Anzahl von Leuten erkrankt ist. Trotzdem, so schließt die Nachricht, sei „alles vorbereitet" auf eine „letzte Anstreng ung" der Buren. White meint, daß diese Anstrengung erfolglos sein wird vor dem völligen —Abzug der Buren nach der Landesgrenze. Lord Methuen sitzt mit seiner Kolonne noch immer am Modderfluß fest und scheint vorläufig aktionsunfähig zu sein. Er wartet Verstärkungen ab, aber diese dürften kaum mehr ankommen, denn der Aufstand im Norden der Kapkolonie scheint bereits die Unterbrechung der Verbindung Methuens nach Süden zur Folge gehabt zu haben. So wie dieser im Westen, scheint auch das britische Corps im Centrum des Kriegstheaters im Bezirk von Queenstown unter den Generalen Gatacre und French von Feinden umringt, von allen Verbindungen abgeschnitten und zur Uuthäligkcit verurtheilt zu sein. Auch der telegraphische Verkehr hat für diese beiden Generale seit einigen Tagen zum Theil aufgehört. Ein Neuterschcs Telegramm aus Queenstown vom 2. d. M. meldet nämlich: „Die Telegraphenverbindung mit Dordrecht, Steynsburg und Maraisburg ist abgeschnitten und der Verkehr mit diesen Orten unterbrochen. Man glaubt, daß Steynsburg von den Buren besetzt ist. Tas rollende Materie der Eisenbahnlinie nach Jndwe ist gerettet." Da Steynsburg an der Bah» liegt, die Qilem-town mit de Aar, dem Kreuz»ngSpmil an der Linie Kapstadt-Kimberley, verbindet, so ist also die Hoff nung Lord Methuens, daß Truppenabtheilungen des Generals Gatacre im Stande sein würden, de Aar vor den Buren zu erreichen und die Verbindung Methuens mit Kapstadt offen ,u halten, geschwunden. Dieser ist vermuthlich bereits jetzt von jeder Verbindung mit seiner Basis abgeschnitten und ihm auch der Rückzug verlegt. Sein eiliger Vorstoß nach Norden kann heute schon als ein unüberlegtes und vollkommen verunglücktes Unternehmen bezeichnet werden. lieber die L a g e Lord Methuens schreibt die Ka belkorrespondenz unter dem 6. d. Mts. aus London: „Methuen steht noch immer am Südufer desModderslussesinnothdürftigverschanz- tem Lager,in derFlanke von dem diesseits Jatobsdal am rechten Rietflußufer südlich des Modderflusses stehenden Kommando unter Prinz Loo, im Süden von Deloreys Kommando abgeschnitte n." Di« Meldung kommt uns soeben aus Belmont, ohne Datum, das offenbar der Cen- sur verfallen ist. Die Aufgabe der Depesche m Belm out deutet darauf hin, daß die Telegraphenverbindung nicht mH, weiter hinaufreicht und die Buren den Draht undoi -
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