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18»». großen militärischen Macht des Dreibundes, wird die gewaltigeSeemacht vonGroßbritannien hinzugefügt werden. Ein neues Bündniß der drei teutonischen Mächte, Englands, der Vereinigten Staaten und Deutschlands, mit Hinzuziehung Japans und mit Oesterreich und Italien im Hintergründe, ist etwas, was den bösen Zungen der Pariser ihre Fertigkeit nehmen würde. Wenn sie mit ihren Schmähungen nicht aufhören, dann werden ihnen ihre Kolonien weggenommen und Deutschland und Italien gegeben werden, wir selbst brauchen nichts mehr, und Frankreich wird in „Blut und Schmutz", in dem seine Presse täglich watet, versinken." — Gegen einen Zutritt Englands zum Dreibund hat Deutschland sicher nichts einzuwenden. Aber so weit sind wir noch nicht. Davon hat Chamberlain auch nichts gesprochen. Und vollends mit einem Plane, Frankreich die Kolonie« zu nehmen, hat weder Deutschland noch Italien etwas gemein. Frankreich. Bei Beginn der Verhandlung deS Staats- gerichtshoses verlangte am Sonnabend Guärin Vertagung der Verhandlungen, damit er sich einen neuen Vertheidiger an Stelle Menards wählen könne. Der Staatsanwalt bekämpft diesen Antrag, Gusriu begründet denselben näher unter stürmischen Kundgebungen der Angeklagten. Von den letzteren macht sich namentlich Buffet durch die Heftigkeit seiner Unterbrechungen bemerkbar. Der Staatsanwalt fordert seine Ausschließung, was erneute Unruhe hervorruft. Der Präsident bestehlt, die An geklagten fortzuführen. Als dieselben unter einigem Widerstand den Saal verlassen, stoßen sie laute Rufe auS. Darauf wird die Sitzung unterbrochen. Nach Wiederaufnahme der Sitzung ver liest Falliöres einen Beschluß, daß Buffet für 8 Tage von den Sitzungen ausgeschlossen wird. Guerin nimmt sodann die weitere Entwickelung seiner Anträge wieder auf. Der Präsident verliest den in der geheimen Sitzung gefaßten Beschluß, nach welchem die Anträge Gu^rinS abgelehnt werden. Gnerin beantragt hierauf, die Sitzung verlassen zu dürfen (als Angeklagter!). Der Präsident verweigert ihm die Genehmigung hierzu, worauf Guärin erklärt, er wohne der Verhandlung nur gezwungen bei. (DaS wird wohl den meisten Angeklagten so gehen!) Hierauf wird das Zeugenverhör fortgesetzt. Türkei. Der deutsch« Botschafter Frhr. v. Marschall wurde von dem Sultan in Audienz empfangen und überreichte dem selben drei AlbumS mit Photographien Kaiser Wilhelms, der Kaiserlichen Familie, deS Kaisers Wilhelm I. und Kaiser Friedrichs. Ferner sind in den AlbumS Ansichten deutscher Städte uud Landschaften enthalten. Der Sultan hat in Folge englischer Intervention befohlen, die drei «ach Armen exilirten Herren Said Bey, Ferdi Bey und Zial Mollah zurück zu bringen. Die Verhaftungen und Haus suchung«« dauern bis heute fort. ES sollen 30 Civil- und Militärpersonen inhastirt sein. König Alexander von Serbiei» verbleibt auf Anrathen der Serzte blS Ende Dezember in Meran. Wie die Belgrader Aerzte behaupten, ist ein Lungenflügel d«S Königs leicht angegriffen. Offiziere der Sudan-Armee erzählen, daß der Chalif, alt er sah, daß et unmöglich sei, zu entkommen, seine Emire aufgesordert habe, bei ihm zu bleiben und mit ihm zu sterbe». Er habe sodann ein Schaffell auf dem Boden auS- gebreitet und sich, seine Emire zur Rechten und Linken, darauf »iedergesetzt. Die Schüsse trafen seinen Kops, sein Herz, den einen Arm nnd seine Beine. Seine Emire und seine Leibgarde starben a« seiner Seite. Die Truppen Oberst Wingates stürmten über den Chalifen uud die Emire hinweg, und Oberst Wingate kehrte erst zurück, um die Leiche zu suchen, als er die Meldung Vs« Tode v«S Chalifen erhalten hatte. Dem „Hamburgischen Correspondenten" zu Folge haben die revolutionären Unruhen in Venezuela, die zu Plünderungen und Schädigungen deutschen Eigenthums daselbst geführt haben, die Hamburger Handelskammer veranlaßt, sich an den Senat und an daS Kaiserliche Auswärtige Amt zu wenden und letzteres zu ersuchen, daS Geeignete zum verstärkten Schutz der Deutschen und ihres Eigenthums in Venezuela zu veranlassen. Eine Ein gabe deutscher, am Handel mit Venezuela betheiligter Firmen, in welcher die in Betracht kommenden Verhältnisse näher dargelegt find, wird dem Auswärtigen Amt zugestellt werden. Eine interessante Liste über die Menge der Arzneimittel, die der leitende Arzt deS amerikanischen Heeres auf den Philippinen verlangt, finden wir im „Boston Medical Journal". Nicht weniger als 540 verschiedene Arzneien werden da verlangt. Als besonders nothwendig werden verlangt 10 Millionen Chinin tabletten, 5000 Kilogramm gewöhnliches Chinin, 5000 Flaschen schmerzstillende Arzneien (Conin, Morphium u. s. w.), 3000 Flaschen Jodoform, 7000 Flaschen mit Kollodium, 5000 Flaschen mit Chloroform und 20 Tonnen — 20 000 Kilogramm — Epsomer Salz. d. i. Bittersalz. Außerdem sind noch aufgxführt 600 000 Abführpillen, eine Million Strychnintabletten, 1600000 Tabletten mit salizylsaurem Natron, 12 000 Meter Senfpflaster, 3000 Meter Heftpflaster, 50 000 Meter Verbandgaze, 50 000 Meter keimfreier Verbandstoff und 96 000 Meter Binden. Colonialpolitisches. Den nordwestlichen Grenzgebieten Deutsch-Ostafrikas rückt die Gefahr, von den meuterischen Batetela gebrandschatzt zu werden, ernstlich näher. Seit Monaten treiben die Batetela an der Ostgrenze deS Kongostaates plündernd und sengend ihr Un wesen. Mehrere kongostaatliche Expeditionen, die gegen sie aus gesandt wurden, haben sich Schlappen von den Meuterern geholt und mußten unverrichteter Dinge heimkehren. Stetig rückten die Batetela ostwärts vor und näherten sich der deutschen Westgrenze. Jetzt sind sie bereits in die Gebiete gedrungen, deren Besitz zwischen Deutschland und dem Kongostaate strittig ist und den Gegenstand schwebender Unterhandlungen bildet. Ein Draht bericht, der unS auS Brüssel zugeht, meldet: „Die meuterischen Batetela besetzten den Kiwusee. Kommandant Herz marschirt mit 1000 Mann und drei Kanonen gegen die Meuterer." — Der Gouverneur für Deutschostafrika, Gen.-Major Liebert, wird, wenn es sich bestätigt, daß die Batetela bereits in nächster Nähe unseres Schutzgebietes angelangt sind, rechtzeitig Vorkehrungen treffen, wie man hoffen darf, einem Einfall vorzubeugen oder zu begegnen. Der Mangel eines Telegraphen durch das deutsche Schutzgebiet dürfte allerdings zur Folge haben, daß General Liebert heute noch keine Kenntniß von der dem Schutzgebiete drohenden Gefahr hat. Aer Krieg m Südafrika. Heber die Kriegslage führt das „M ilitärwochenblatt" in einem Vvr den letzten Kämpfen geschriebenen Artikel aus: Die bei Ladysmith drohende Krisis und die ansänglichen Meder- lagen der Engländer äußerten für letztere zweifellos dadurch ihre schlimme Wirkung, daß dieselben zu einer T hei tun a i hr er V-r- Ltärkungcn bestimmten, indem Sir Buller emen Theil von ihnen 'den Ereignissen in Natal dienstbar machte, während die übrigen, wie aus dem gemeldeten Eintreffen der Divisionskommandeure in Oranje- River-Station (Lord Methuen, Kommandeur der 1. Division) und Queenstown (General Gatacre, Kommandeur der 3. Division) geschloffen werden darf, von der Kapkolonie aus die Offensive ergreifen sollen, wobei Lord Methuen der Entsatz von Kimberley, General Gatacre die Bedrohung des Oranje-FreistaateS vom Süden her als Ausgabe zusällt. Die Ueberreste der ursprünglich in Natal gestandenen 4. Divsion, der Lslä torcs", sind kaum mehr zu rechnen, auf eine Mitwirkung der später mobil gemachten 5. Division ist vor dem 12. Dezember nicht zu zählen. Hatte nun schon die räumliche Trennung Englands vom Kriegs schauplatz, noch mehr aber seine mangelhafte Kriegsvorbereitung und ver spätete Absendung der Verstärkungen die unheilvolle Folge der bereits hervorgehobenen zeitlichen Trennung seines Krästeeinsatzes, so tritt jetzt als schlimmste Wirkung der anfänglichen Schwäche der englischen Truppen und der hierdurch erlittenen Nieder lagen noch die räumliche Trennung seiner Verstärkungen auf. Wie das verspätete Eintreffen der Verstärkungen für die Nieder lagen der isolirten Truppen Whites verantwortlich gemacht werden muß, so schließt jetzt die räumlich getrennte Verwendung der verfügbaren Ver stärkungen aus weit von einander entfernten Operationsgebieten abermals die Gefahr der bruchstückweisen Vernichtung in sich. Ueberdies verdient die Zusammensetzung der bei Durban ausgeschifften Verstärkungen unter Generalleutnant Clery Beachtung. Man muß die einschlägigen Nachrichten zwar mit großer Vorsicht aufnehmen, nachdem von offizieller englischer Seite die Erklärung abgegeben wurde, nian werde bezüglich der Truppenbewegungen keine oder nur falsche Nach richten nach Europa durchlassen. Dennoch liegen Anzeichen dafür vor, und besonders die Anwesenheit von Lord Methuen am Oranje-River einerseits, von General Hildyard in Natal andererseits würde sie be stätigen, daß nicht ein organisch geschlossener Körper in Durban ausgeschifst wurde, sondern die 2. Brigade der 1., die 6. Brigade der 3. Division und angeblich auch noch die 4. Brigade der 2. Division, über welche der Kommandeur der 2. Division, Generalleutnant Clery, den Oberbefehl führt. Auf welche Gründe sich diese Vermischung orga nisch nicht zusammengehöriger Verbände zurückführt, und inwie weit hierbei etwa der Zeitpunkt ihres Eintreffens in Südafrika maß gebend war, mag hier unerörtert bleiben. Es genügt, darauf hinzu weisen, daß trotz der geringen Bedeutung, welche nach Art der englischen Mobilmachung und der Zusammensetzung der einzelnen Divisionen die Aufrechterhaltung der Ordre de Bataille für daS Zusammenwirken von Führer und Truppe hat, eine derartige, durch sämmtliche Divisionen fortwlrkende Vermengung der Verbände doch von schlimmen Folgen sein muß, und sei es auch nur bezüglich des Nachschubs der erforderlichen Bedürfnisse. Dieser Erwägung dürste sich wohl auch der englische Oberbefehlshaber Sir Buller nicht verschlossen haben. Wenn trotzdem eine solche Aenderung der Ordre de Bataille eintrat, so kann man sie wohl nur der Hast und Verlegenheit zuschreibrn, in welcher die Abgabe der Verstärkungen nach Natal erfolgte. Aber auch bezüglich der Stärke der letzteren muß man darüber im Zweifel sein, ob den Operationsverhältnissen genügend Rechnung getragen wurde. Nimmt man diese Stärke einschließlich der noch in Natal vorgefundenen und der von den Kriegsschiffen in den südafrikanischen Gewässern auS- geschifsten Truppen aus 25000 Mann an, so zeigt doch eine nur ober flächliche Prüfung der uns bekannt gewordenen Stellung der Buren und der übrigen einschlägigen Verhältnisse, daß diese Kraft wohl kaum hin- reichen dürfte, um einen raschen und nachhaltigen Umschwung der Lage in Natal herbeizuführen. Die unbedingt gebotene Rück- sichtnahme auf eine starke Sicherung von Durban und der über Pieter- maretzbnrg führenden Verbindungen, zu welcher die Anwesenheit eines starken Buren-CorpS in der Gegend von Stanger und die Unzuverlässig keit der Bevölkerung und der massenhaft in Durban und Pietermaretzburg weilenden Flüchtlinge zwingt, läßt die Vermuthung gerechtfertigt erscheinen, daß die Engländer in Eastcourt von Durban her überhaupt keine Verstärkung mehr zu erwarten haben. Die zuletzt ausgeschifften Truppen dürften vielmehr mit den übrigen in Durban noch vorgefundenen Kräften ein reichliches Maß von Arbeit darin finden, die Bahnlinie Durban-Pietermaretzburg gegen Angriffe von Norden her zu sichern. Sehen wir aber auch von der weitern Beurtheilung der nach nicht genügend geklärten Verhältnisse für die Einleitung der Operationen des Verstärkungskorps ab und gestehen den Engländern selbst die Aussicht zu, unter Zurückweisung der Buren Natal vom Gegner zu räumen, s o beginnt für sie erst mit der Erreichung der Gegend von Ladysmith der schwierigste Theil ihrer Aufgabe. Die Buren gewinnen hier mit Be setzung des van Reenens-, des Tintwa- und deS Bezuidenhouts-Passes eine so starke Stellung, daß sie auS derselben nahezu jede weitere Operation der Engländer lähmen können. Neben ihrer trefflichen Eignung zur Abwehr eines frontalen Angriffs bedroht sie jede Beweg ung der Engländer etwa in der Richtung auf New- Castle oder Dundee, welch' letzteres zudem durch eine starke Be setzung deS Helmpmakaar-Defilees direkt vertheidigt wird, so sehr in der Flanke, daß diese Operation ohne gleich zeitigen Frontalangriff nicht denkbar ist. Zu einer Verbiindung beider Angriffsformen fehlen aber den Engländern nach den gegenwärtigen Stärkeverhältnissen um so mehr die Kräfte, als die Geländeverhältnisse die erfolgreiche Be hauptung der genannten Pässe auch einer bedeutenden Minderheit des Gegners gestatten, jede Abweisung des Frontalangrifses aber die unmittelbare Bedrohung der englischen, in Richtung der linken Flanke zurückführenden Verbindungs- und Rückzugslinie zur Folge haben muß. Man könnte sich versucht fühlen, die zu erwartende Offensive der Engländer durch Natal auch im Zusammenhänge mit dem Plane einer Operation von dem zu entsetzenden Kimberley und von Süden her gegen Bloemfontein und als Theil dieses Angriffes zu betrachten, sodaß es sich um einen von Westen, Süden und Osten gegen den Oranje- Freistaat geführten konzentrischen Vorstoß handeln würde. Aber auch unter diesem Gesichtspunkte bieten sich keine Erleichterungen für den englischen Angriff. Die Schwierigkeiten für das Vorrücken der beiden Offensivflügel bleiben unvermindert bestehen und gestatten den Buren, unter Hinhaltung des einen Theils mit Benutzung der Bahn, welche auf der den Buren zur Versügung sichenden inneren Operationsltnie läuft, ihre Uebermacht gegen den anderen Theil zu versammeln und diesen in der Vereinzelung zu überwinden. Vom Kriegsschauplatz liegen folgende Drahtmeldungen vor: London, 2. Dezember. Nach amtlicher Bekanntgabe sino in der Schlacht beim Modder-River im ganzen 73 Engländer gefallen und 365 verwundet worden. — Das ist die erste Ver lustliste. London, 2. Dezember. „Daily News" erfährt, Methu ens Truppen seien um ein halbes Bataillon Hochländer, ein Re giment Kavallerie und eine Feldbatterie verstärkt worden. Jetzt werde er im Stande sein, den Vormarsch fortzusetzen. Die Eisenbahn nach seiner Basis sei gänzlich offen. London, 2. Dezember. Dem Kriegsamt ging von dem Kommandirenden in Kapstadt folgende Depesche von gestern zu- General Gatacre berichtet, daß die Lage unverändert ist. Ge neral French ist heute von einem Aufklärungsmarsch, den er von Naauwport nach Rosmead unternommen hatte, zurückgekehrt. General Lord Methuen bleibt am Modder-River, um die Brücke über den Fluß wiederherzustellen: er wird durch Hochländer und eine Kavallerie-Abtheilung verstärkt, während die reitende Artillerie, das kanadische Regiment und das australische Kon tingent sowie drei Jnfanteriebataillone auf der Linie von De Aar nach Belmont vorgerückt sind. London, 2. Dezember. Der „Morn. Post" wird aus Freredgemeldet, daß die Burenstreitkraft, die sich vom Mooi- flusse zurückzog, 10 000 Mann stark sei. Der Berichterstatter des „Daily Chron." in Frere telegraphirt vom 28. November Die Buren werden wahrscheinlich entschlossenen Widerstand in Colenso leisten, alsdann auf dem Rückzüge alle Brücken und Furten zerstören. Die britischen Batterien wechselten Schüsse mit dem Feinde, ohne Verluste auf britischer Seite. Es wurde ermittelt, daß die Buren im Besitz der Eisenbahnbrücke und an derer Brücken sind. London, 2. Dezember. Die „Times" veröffentlicht fol gendes Telegramm aus dem Lager von Frere vom 28. v. Mts - Eine berittene Abtheilung unter Lord Dundonald mit vier Ge schützen verfolgte heute früh die letzten nach Colenso zurückge henden Burenabtheilungen, sie beschoß dieselben mit Artillerie und rückte bis 2ZH Meilen von Colenso vor. Nach einem kur zen Geschützkampf kehrte Dundonald nach Frere zurück: seine Abtheilung hatte keine Verluste. London, 2. Dezember. Der zweite Versuch der Buren die Brücke bei Colenso zu zerstören, ist scheinbar geglückt. Als die fliegende Kolonne der englischen Kavallerie und Artillerie sich zurückzog, wurde eine furchtbare Explosion gehört, und große schwarze Rauchwolken stiegen in der Richtung der Tugelabriicke auf. Man glaubt daher, daß die Eisenbahnbrücke in die Luft geflogen ist. Las Palmas (Canarische Inseln), 2. Dezember. Der englische Dampfer „Sumatra , welcher eine große Anzahl ver wundeter Soldaten von Kapstadt nach England bringt, ist hier eingetroffen. UeberdieLagederinKimberley Eingeschloffe nen sucht die englische Presse die Bevölkerung zu beruhigen durch allerhand billige Scherze. So wurde vor einigen Wochen be richtet von den Sektdiners, die der in Kimberley eingeschloffene Cecil Rhodes giebt. Jetzt berichtet der Londoner Daily-Tele graph, daß sich Cecil Rhodes in den Werkstätten der De Beers Compagnie Geschosse anfcrtigen ließ, die die Inschrift trugen „Mit schönem Gruß von Cecil Rhodes". Am W. November hat ein Panzerzug diese eigenartigen Visitenkarten des unge krönten Königs von Südafrika bei den Vorposten der Buren in Spytfontein abgegeben. Aus London wird gemeldet, daß die schlechten Gra naten der Boeren französische Fabrikate seien und daß die von den Engländern gerühmte Treffsicherheit der Boeren aus schließlich durch die in ihrem Besitz befindlichen Kruppschen Ge schütze erreicht werde. Ueber die Lage in Natal melden verschiedene hollän dische Privat-Nachrichten, daß General White in Ladysmith bereits kapitulirt habe. Trotz der amtlichen eng lischen Dementis kann die Sache wohl richtig sein. Nachdem General Joubert seine Truppen hinter den Tugelafluß zurück gezogen hat, kann es keine Schwierigkeit haben, gegen das Lage: eine so überlegene Feldartillerie in Wirksamkeit zu bringen, daß der Schlußakt nun wohl mit Sicherheit erwartet werden kann. Bei Maior Albrecht. Ueber einen Besuch bei Major Albrecht, der als Komman deur der Artillerie oer Oranjer in den Gefechten gegen General Methuen eine Hauptrolltt-spielt, äußert sich der Oberleutnant im 2. Garde-Fcldartillerie-Regiment C. Wald. Werther in seinem eben erschienenen Buche „Von Kapstadt bis Aden" fol gendermaßen: Mein erster Besuch galt dem Major Albrecht, ehemals Wachtmeister bei der Garde-Artillerie in Berlin, jetzt wohlbestallter Feldherr und Ooiumancker ot tde States .zT- tillerv im Oranje-Freistaat. Man sieht, auch heute noch hat der Soldat den Feldherrnstab im Tornister, wenn auch nur den des Oranje-Freistaats. Uebrigens kann man dem Major Al brecht alle Anerkennung dafür zollen, wie er den deutschen Na men in Südafrika in Ansehen zu bringen verstanden hat, und ich glaube, auch die Buren müssen ihm dankbar sein für die aus gezeichnete militärische Organisation und Ausbildung, die er geschaffen hat und leitet. Liebenswürdigerweise zeigte er mir seine Batterien, Ställe, Pferde u. s. w., und eine gewisse Rüh rung überkam mich, als ich unsere lieben alten Kruppschen Ka nonen, das wohlbekannte Sattelzeug, die Uniformen mit der orange statt der rothen Biese und die sonstigen militärischen Erzeugnisse Spandaus hier begrüßen konnte. Ganz überwäl tigt aber stand ich vor den Pferdeständen und blickte empor, wo auf schwarzen Täfelchen mit weißer Schrift all die mythologi schen Pferdenamen verzeicknet standen, wie Venus, Zeus (ge wöhnlich 2e-us gesprochen), Wotan u. s. w., die das Herz der preußischen Reitermänner erfreuen. „Nun, was sagen Sie da zu?" fragte der Major gespannt. — „Eine Filiale der Garde- Artillerie!" — „Nicht wahr?!" erwiderte er höchst befriedig!. Er hatte wohl recht: ein besseres Muster hätte er auch kaum fin den können. OertttcheS und Sächsisches. Freiberg, den 4. Dezember. — König Albert traf gestern Abend in Leipzig ein, um heute auf Böhlitz-Ehrenberger Revier zu jagen. Die Rückkehr nach Dresden erfolgt heute Abend. — Vierzig Jahre Doctor saris donoris causa war am 2 Dezember König Albert unv Prinz ^Aeorg vierzig jähriger Doktor Ver Philosophie. Am 2. Dezember 1859 trafen zur Feier des 450jährigen Jubiläums der Universität Leipzig der König Johann, Kronprinz Albert und Prinz Georg von Dresden in Leipzig ein. Die Feier im Augusteum begann mit dem Vortrage einer von Dr. Martin Drucker gedichteten und vom Kapellmeister Dr. Julius Rietz komponirten Festkantate, dann hielt Rektor v. Wächter die Festrede und sprach in deren Verlauf: „Ich erlaube mir infolge einstimmigen Beschlusses der Juristenfakultät der Universität Leipzig Se. königliche Hoheit den Kronprinzen Friedrich August Albert, Herzog zu Sachsen, in welchem wir ganz besonders noch den umsichtigen, einsichtsvollen, gewandten und seiner hohen Aufgabe sich ganz hingebenden Präsidenten des Staatsrathes verehren, hiermit zum Doktor beider Rechte zu proklamiren; uud infolge einstimmigen Beschlusses der philosophischen Fakultät Leipzig Se. königliche Hoheit den Prinzen Friedrich August Georg, Herzog zu Sachsen, den thätigen Verehrer und Förderer alles Schönen, Wahren und Edlen, hiermit zum Doktor der Philosophie und Magister der sreien Künste zu verkündigen, nnd mit diesen beiden Ver kündigungen die ehrfurchtsvolle Bitte zu verbinden, Ihre könig licken Hoheiten möchten gnädigst verstatten, daß Ihnen dieser durch das Organ der genannten beiden Fakultäten ausgedrückte Beweis innigster Ehrerbietung dargebracht werde." — Hofansafte. Auf Bestimmung des Königs werden am königlichen Hose an dem bevorstehenden Neujahrstage die üblichen Beglückwünschungs-Couren und die Assemblee, am 10. Januar, sowie am 7. und 27. Februar 1900 große Hofbälle abgehalten werden, bei welchen Gelegenheiten Vorstellungen angemeldeter Damen und Herren erfolgen können. Außerdem finden zwei Knmmerbälle statt, und zwar am 24. Januar und 21. Februar. Ueber den Zeitpunkt der übrigen Hoffestlichkeiten sind noch keine Bestimmungen getroffen. Diejenigen am königlichen Hose vov- gestellten Damen und Herren, sowohl die in Dresden als die außerhalb der Residenzstadt wohnenden, welche den Wunsch hegen, mit Einladungen zu den großen Hosbällen bedacht zu werden, wollen ihre Karten mit einem bezüglichen Vermerk an das königliche Oberhosmarschallamt gelangen, oder ihre Namen