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Amtsblatt für die königlichen und städtischen Behörden zu Freiberg Md Brand, verantwortliche Leitung ver «evattton: Georg Burkhardt. ,! Erscheint jeden Wochentag Abend« Uhr Mr den II Jahrgang. Inserate werden bi» vormittag« 11 Uhr I . drei« vierteljährlich 1 Mt. so Pfg. ! lion angenommen. Prei« Mr die Spaltzeile 15 Psg. r «/?- ein monatlich 60 Psg.; duck d - Post 2 Mk. 25 Pf». VkU V ^kjkUIHkr. Außerhalb de» LandzerichtSbezirk» 18 Psg. s LVv V» Oeffentliche Zustellung. Die Ehefrauen 1. Anna Martha Krawatzke geb. Kock in Döbeln, 2. Anna Marie Schultze geb. Massinger in Frankfurt a. M. klagen gegen ihre Ehemänner zu 1. den Zahntechniker Hermann Friedrich Wilhelm KraW achte, zu 2. den Mechaniker Cyriakus Siegfried Eugen Edmund Schultze, beide vormals in Döbeln, jetzt unbekannten Aufenthalts, zu 1. auf Herstellung des ehelichen Lebens zu 2. aus Scheidung der Ehe vom Bande wegen böslicher Verlasiung und laden die Beklagten zur mündlichen Verhandlung der Rechtsstreite vor die zweite Tivilkammer des Königlichen Landgerichts zu Freiberg auf den S8. Februar 1900, vormittags 10 Uhr, mit der Aufforderung, einen bei dem gedachten Gerichte zugelassenen Anwalt zu bestellen. Zum Zwecke der öffentlichen Zustellung wird dieser Auszug der Klagen bekannt gemacht. Freiberg, den 1. Dezember 189S. Der Gertchtsschreiber des Königlichen Landgericht-. k. 68/99 Nr. 3. Sekretär Huininvr. Auktion in Reichenbach. Mittwoch, den 6. December 1899 Bormittags 10 Uhr werden im dasigen Gast hofe — als dem gewählten Auctiouslocale — 1 Schrank, 5 Pfosten, 8 Bretter, 4 Fl. Lack, 1 Fl. Terpentin pp. versteigert. Freiberg, den 4. Dezember 1899. Sekr. Skanviniikvi'xsi», G.-V. Gemeindesparkasse zu Erbisdorf, ist jeden Montag, Nachmittags von 2 bis 6 Nhr geöffnet, verzinst Spareinlagen zu 3*/, °/o und gewährt Darlehen auf Grundstücke zu mäßiger Verzinsung. Der Gemeinderath. kVeutiLa^s«!», G.-Borst Kolzversteigerung auf Reichenbacher Staatsforftrevler. Im Hauhner'schen Gasthofe in Obergruna sollen Sonnabend, den 9. Dezember 1899, von BormittagS 10 Uhr an nachstehende kV»««- und lSiTviinIiLImor, alS: 19 h. u. 541 w. Stänime, 168 h. Klötzer, 2093 w. Schleishölzer u. 71 w. Klötzer, 787 w.Derb- u. 1167 w. Reisstangen, 2,5 rm w. Nutzscheite, 15 rm w. Nutzknüppel, 17,5 rm w. Brennscheite, 82 rm h. u. 47,5 rm w. Brennknüppel, 1,5 rm h. Zacken, 17,5 h. u. 66,5 rm w. Aeste, 0,80 Wllhdrt. h. u 20,70 Wllhdrt. w. Brennreisig u. 56,5 rm w. Stöcke versteigert werden. Nähere» enthalten die bei den Ortsbehörden uud in den Schankstätten der umliegenden Orte aushSngenden Plakate. König!. Forstrevierverwaltnng Reichenbach n. König». Forftrentamt Tharandt, am 2. Dezember 1899. 8ekn«1S»r. HVolKramm. Nachdem die Königliche KreiShauptmannschaft zu Bautzen wegen der herrschenden Seuchen» gefahr die Abhaltung der Viehmärkte verboten hat, wird der auf den 11. Dezember diese- Jahre- fallende Biehmartt aufgehoben. Bischofswerda, den 1. Dezember 1899. Der Stadtralh. irr'. - »HL». Lhm. Die Sparkasse zu Lichtenberg verzinst alle Spareinlagen mit 3^/t vom Hundert und gewährt Darlehne gegen Hypothek, Bürgschaft, oder auch gegen Hinterlegung von Werthpapieren unter günstigen Bedingungen; ste expedrrt für Einlagen und Rücknahmen aüdienstag^von 2—6 Uhr. Di« Spartassen-Verwaltung. Politische Umschau. Freiberg, den 4. Dezember. Der deutsche Kaiser richtete auS Vlissi ngen an den Sultan ein Telegramm, worin er seiner hohen Befriedigung über die Ver gebung der Konzession für die Bagdad-Bahn an die Anatolische Gesellschaft Ausdruck giebt. Der Kaiser erblickt hierin einen neuen Beweis deS Vertrauen» des Sultans zur deutschen Industrie und spricht seine Dankbarkeit hierfür aus. DaS große Werk, welches der Weisheit des Sultans seinen Ur sprung verdanke und daS nur dem Frieden zu Gute kommen könne, werde zur Annäherung aller Völker beitragen. Der Kaiser erfleht den Schutz des Allmächtigen für dieses Werk und den Sultan, den er seiner aufrichtigen Freundschaft versichert. — Der Sultan dankte in einem Telegramm. Er wisse, daß die Be dingungen von der deutschen Industrie in deren eigenem Interesse ehrlich ersüllt werden würden. Schließlich versichert der Sultan Se. Majestät den Kaiser seiner unwandelbaren Freundschaft und giebt seinem Dank für die von Sr. Majestät dem Kaiser ihm entgegengebrachten freundschaftlichen Gefühle wärmsten Ausdruck. Ucber den Reichshaushaltsetat für 1900 wird be richtet: Gegen die früheren Etats ist der diesmalige insofern ge ändert, als für das Reichsmilitärgericht und für den Checkver kehr im Reichspostgebiet besondere Etats aufgestellt sind und für die Betriebsverwaltungen das System deS Bruttoetats durchge führt ist. Der ordentliche Ausgabeetat mit 1979135140 Mk. übersteigt die Ausgabe des Vorjahres um 137690165 Mk., wovon 107004665 Mk. auf die fortdauernden und 30685500 Mk. aus die einmaligen Ausgaben entfallen. Wären die fort dauernden Ausgaben der Betriebsverwaltungen, wie dies bisher geschehen ist, von den Einnahmen abgesetzt, so würden die ge jammten Ausgaben sich aus 1572701510 Mk. belaufen und die des Vorjahres um 107574199 Mk. übersteigen. Der außer ordentliche Etat schließt gegenüber dem Vorjahre mit einem Mindcrbedarfe von 32011621 Mk. ab. Der Mehrbedarf des ordentlichen Haushalts in Höhe von 137,7 Mill, setzt sich so zusammen, daß auf das auswärtige Amt 0,5 Mill, mehr fort dauernd und 4,5 Mill, mehr einmalig, aus das Reichsamt des Innern 5,2 Mill, mehr fortdauernd und 2,3 Mill, weniger ein malig, auf das Neichsheer 21,5 und 17,7 Mill, mehr, auf baS Reichsmilitärgericht 0,3 und 30000 Mk., auf die Marine 4,9 und 8,6 Mill, mehr, auf das Reichsschatzamt 37,4 Mill, fort dauernd mehr, aus die Reichsschuld 2,1 Mill, mehr fortdauernd und 140000 Mk. weniger einmalig, aus den allgemeinen Pensions- sondS 2,8 Mill, mehr fortdauernd, aus den Reichs-Juvaliden- sonds 2,1 Mill, mehr fortdauernd, auf die Postverwaltung 25,5 und 0,9 Mill, mehr, auf die Reichsdruckerei 0,1 und 1,9 Mill, mehr und auf die Eisenbahnverwaltung 4,5 Mill, fortdauernd mehr und 0,5 Millionen einmalig weniger entfallen. Die Ein nahmen sind fast durchweg höher veranschlagt. Es figuriren die Zölle mit 473,2 (m. 30,8) Millionen, Tabaksteuer mit 12,1 (m. 0,1) Millionen, Zuckersteuer 102 (m. 9,9) Millionen, Salz steuer 47,8 (m. 0,6) Millionen, Branntweinmaterialsteuer 18,5 (m. 1,7) Millionen, Branntweinverbrauchsabgabe 105,8 (m. 3,6) Millionen, Brausteuer 30,2 (m. 1,0) Millionen, Reichsstempcl- abgaben 65,5 (m. 3,9) Millionen, Post- und Telegraphenver waltung 393,5 (m. 33) Millionen, Reichsdruckerei 7,5 (m. 0,5) Mill., Eisenbahnverwaltung 86,2 sm. 1,8) Mill., Bankwesen 14,9 (m. 5,1) Millionen, verschiedene Verwaltungseinnahmen 18,5 (m. 3,2) Mill., Reichsinvalidenfonds 30,1 (m. 2,1) Millionen, Ver äußerung ehemaliger Festungsgrundstücke 0,2 (w. 0,8) Millionen, Ueberschüsse aus früheren Jahren 30,7 (m. 5,2) Millionen, zum Ausgleich für die nicht allen Bundesstaaten gemeinsamen Ein nahmen 15,6 (m. 1,5) Millionen, Matrikularbeiträge 526.7 (m. 36,8) Millionen, außerordentliche Deckungsmittel 79,2 (w. 32) Millionen, darunter Anleihe 76,1 (w. 33,8) Millionen. Das Gesammtmehr der Einnahme beläuft sich aus 105,7 Mill. Das Mehr ver Einnahmen, welche der Reichskasse verbleiben, be ziffert sich auf 100,9 Millionen, sodaß gegenüber den oben an gegebenen ordentlichen Ausgaben von 137,7 Mill, noch 36,8 Mill, fehlen, welche, wie gleichfalls angegeben, bei den Matrikularbei» trägen in Zugang gebracht sind. Die Einnahmen, welche den Bundesstaaten zugeführt werden, belaufen sich abzüglich der dem Reiche vorbchaltenen 130 Mill, aus den Zöllen und der Tabak- teuer auf 514 Millionen. Diese sind als Ueberweisungen m den Ltat eingestellt und ergeben gegen daS laufende Jahr ein Mehr von 87,3 Millionen. Wie die „Post" hört, ist der durch sein deutschfeindliches Auf treten bei der Rekrutenvercidigung in Rawitsch bekannt gewordene Probst Dulinski, der bisher am Gymnasium zu Rawitsch den katholischen Religionsunterricht ertheilt hat, von diesem Amte enthoben worden. Hoffentlich wird ihm auch keine Gelegenheit mehr geboten werden, die Militärseelsorge in Rawitsch auszuüben. Die bad»sche Regierung lehnte die Beantwortung der Inter pellation der Sozialdemokraten über die neuen Flottenpläne ab. Englische Werber in Deutschland. ES wurde schon wiederholt über das Austauchen englischer Werber in Deutschland berichtet. Wie der „Gr. Ztg." nutgetheilt wird, ist in Greifswald ein englischer Werber gewesen, um namentlich ehemalige preußische Unteroffiziere für den afrikanischen Feldzug anzuwerben. Den Betreffenden werden ziemlich große Ver sprechungen gemacht, zum Beispiel sofortige Auszahlung von 2000 Mark, baldige Beförderung zum Oifizier und Anderes. Der Werber scheint hier jedoch keinen Erfolg gehabt zu haben, da er die Stadt bald wieder verlassen hat. In der Darstellung, welche der österreichisch-ungarische Minister des Aenßcrn Gras Goluchowsky über die aus wärtige Politik in der ungarischen Delegation gegeben hat, ist der Nachdruck bemerkenswertb, mit dem Gras Goluchowsky die unveränderte Fortdauer des D r e i b u n d e s feststellt und alle Gerüchte über die Erschütterung desselben, sowohl die in gutem Glauben als die in böser Absicht verbreiteten — ein Wink an die Slavm in Oesterreich wie in Ungarn — aus das Ent schiedenste zurückweist. Nicht minder nachdrücklich hebt Graf Goluchowsky die Verständigung des Donaustaates mit Rußland über die Balkanpolitik hervor, die er als den Beginn einer neuen, besseren Aera in jenem „Wettcrwinkel" preist. — Ein großer Theil von Gras Goluchowskys Ausführungen ist den wirthschaft- lichen Verhältnissen Oesterreich-Ungarns gewidmet, deren starke Gefährdung in Folge der inneren Kämpfe der Minister mit kräftigen Strichen als eine für die Großmachtstellung der Monarchie sehr bedenkliche Erscheinung hinstellt. Zugleich bricht Graf Goluchowsky eine Lanze für die Vermehrung der Flotte, die er als em unbedingtes Erforderniß für die wirthschastlichen Aufgaben der Zukunft betrachtet. Eine Mittheilung über die Konferenzen des Exekutivkomitees der Rechten und der Klubobmänner der Linken stellt Folgendes fest: Die Konferenz trat am ver gangenen Donnerstag Abend zur gemeinsamen Erörterung der politischen Lage und insbesondere der parlamentarischen Lage zusammen. Diese Besprechungen wurden Sonnabend Vormittag fortgesetzt. Nach eingehender Erörterung des Gegenstandes der Verhandlungen, an welcher zahlreiche Redner von der rechten und der linken Seite des Hauses sich betheiligten, wurde auf Antrag Jaworskl's ein aus 10 Mitgliedern bestehendes Subkomitee ein gesetzt, welches am nächsten DienStag Abend der Vollkonserenz Bericht zu erstatten hat. Die Obstruktion im österreichischen Ab geordnetenhaus. Wie die jungczeKisch-südslavische Ob struktion im österreichischen Abgeordnetenhaus arbeitet, schildert der folgende Bericht der Prager „Politik" über die Sitzung vom 28. November: „Der Abg. Bianlini erörterte^gerade sehr er schöpfend die schädlichen Folgen deS Dualismus, da wendet sich plötzlich der Ava. Brzeznvvsky zu seinen Nachbarn, fragend: „Kinder, jetzt gebe ich Euch ein Räthsel auf: „Welches Geschöpf ist in Wien am nothdürftiasten bekleidet?" Großes Halloh. Biankini hält inne in seiner Rede und lauscht aufmerksam. ES werden die schlechtesten Witze gemacht, und man versucht unae- nirt einige Auflösungen. Eme Stimme ruft: „Ein Ballet mädel!" „Falschs antwortet BrzeznovSky. „Da sieht man, woran Sie denken!" läßt sich ein Moralprediger hören. Schließ lich stimmen Alle überein, daß sie sich ergeben. BrzeznovSky steht auf und meldet: „Am nothdürftigsten sind die neuen Wie ner Gaslaternen gekleidet, denn sie haben nur ein Strümpfchen und einen Zylinder!" Ha, ha, ha, hi, hi, hi," tönte eS auS der Mitte der Zuhörer. Uno so geht es weiter. Wirklich ein lusti ges Haus!^ Immer zahlreicher sind die Fälle von Veruntreuungen öf fentlicher Gelder in Galizien. Nach dem Millionenraube in der Lemberger Spartaffe wurde in der städtischen Sparkasse von Przemysl ein Abgang von 100 000 Gulden festgestellt und nun hat man wieder in der Bezirkssvarkasse von Wieliczka Ver untreuungen in bisher noch nicht festaestellter Höhe, die aber jedenfalls mehr als 300 000 Gulden betragen werden, aufge deckt. Jetzt hat man beide Direktoren des fraglichen Institutes, den Bürgermeister von Wieliczka, Koch, den gewesenen Bürger meister von Podgorze, Nowacki, und den Buchhalter Kompit verhaftet und dem Strafgerichte in Krakau eingeliefert. Schon bei der flüchtigen Durchsicht des Wechselportefeuilles fand man dort ganz wertlose Wechsel, welche Unterschriften von gar nicht existirenden Personen tragen, vor. Das Krakauer Blatt „GloS Narodu" berichtet aber geheimnißvoll, daß in der dortigen Fi liale der galizischen Hypothekenbank ebenfalls „Unregelmäßig keiten" vorgekommen sein sollen. Wir lesen im „Odm": In welcher Weise der KlerikaliS- mus sich in Sachen hineinmischt, die ihn gar nichts angehen, wie er sich stets auf Seite der Gegner des deutschen Volkes stellt und sich in offenen Widerspruch setzt mit den innersten Gefühle« unseres Volkes, zeigt auch nachstehender Fall: In der Kloster schule der Ursulinerinnen in Salzburg werden mit den Kinder« Gebete für den Sieg der Engländer (!) abgehalten. Wie, so fragen wir, kommen diese Nonnen dazu, für die der angli kanischen Kirche angehörigen Engländer zu beten? Ist daS nicht geradezu eine freche, unverschämte Herausforderung der deutsch- bewußten Eltern dieser Kinder? Aber in diesem Wahnsinn liegt Methode. Systematisch suchen die Päpstlinge den Kindern schon im zartesten Alter Deutschfeindlichkeit einzuimpfen und die jugend lichen Herzen zu präpariren. Die Schulbehörden aber wollen hiervon in den meisten Fällen nichts sehen! England. Die Rede Chamberlains bildet, wie begreiflich, noch immer den Hauptgegenstand der politischen Erörterungen der europäischen Presse. In England selbst hat die Auslassung drs britischen Kolonialministers verhältnißmäßig wenig Anklang gefunden. Am ehesten pflichtet man feiner Drohung gegen Frankreich bei. JuSbeiondere werden seine Ausführungen über die Rohheit der Angriffe auf die Königin Victoria gebilligt. So schreibt die „Daily Mail": „Die böswilligen und feigen Versuche, eine ehrwürdige Frau zu verunglimpfen, die sich der hingebenden Liebe des Reiches rühmen kann, das sie regiert, und die selbst eine der treuesten Freundinnen des Volkes gewesen ist, von dem sie nun mit Koth beworfen wird, diese Angriff-Versuche haben die britisch« Raffe tiefer getroffen, als die französischen Karikaturenverfertiger eS vielleicht ahnen. Ihr erstes Äyebinh ist bereits in Chamberlains Rede angedeutet ward«.