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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 07.12.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-12-07
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-189912073
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18991207
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18991207
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Freiberger Anzeiger und Tageblatt
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-12
- Tag 1899-12-07
-
Monat
1899-12
-
Jahr
1899
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 07.12.1899
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OertUches und Sächsisches. Freiberg, den 6. Dezember. Freiberger Anzeiger und Tageblatt. Sette 2. — 7. Dezember Carlsbad liegen, Hopclown mehrere Kilonieter südlich von Eger. Klockfontcin käme auf Weipert zu liegen. Die Lage von Bloem fontein würde der des Städtchens Turnau in Böhmen entsprechen. Der Modder-River, an dessen Ufern es wiederholt zu schweren Kämpfen gekommen ist, würde unter den angenommenen Verhält-1 näheren Prüfung bedürfen wer! geschätztes einheimisches Corps von sogenannten Guards die Kommunikationslinie mit der Operationsbasis Durban besetzt. Diese Truppenmenge sollte nunmehr genügen, General Buller zur Aufnahme der Offensive zu ermuthigen, denn General Jou bert kann ihm offenbar irbendwie überlegene Streitkräfte nicht gegenüber stellen, am wenigsten in Artillerie, seitdem der eng lische Feldherr dir besten Schiffsgefchütze der vor Durban lie genden Kriegsschiffe an sich herangezogen hat. Trotzdem scheint General Buller zu zögern, denn alle oie Nachrichten der letzten Woche über einen raschen Mafsenvormarsch der britischen Ko lonnen gegen Colenso sind durch nichts bestätigt worden, viel mehr durch verschiedene Thatsachen dementirt. Bei Frere steht offenbar nur ein ganz kleines Vorposten-Detachement, welches die Burenkommandos mit langen Ochsenkarrenzügen rechts und links auf der Straße nach Colenso vorllberziehen sah, ohne einen Angriff auf dieselben zu wagen, was offenbar geschehen wäre, hätte General Hildyard das Hauptcorps seiner Avantgarde be reits so weit voraeschoben. Wäre General Buller, bezw. der mit der Führung dieses Entsatzheeres betraute General Clery auch nur annähernd bereits aktionsfähig, so würde er zweifel los die lanosam gegen den Tugelafluß ziehenden einzelnen Bu renkommandos angegriffen haben. Das geschieht offenbar nicht aus dem weiteren Grunde, daß General Joubert ein star kes Beobachtungscorps in der englischen Flanke, jedenfalls bei Weenen, sehr wahrscheinlich - aber noch viel weiter südlich gegen über Willow Growe, zurückgelasfen, ja nach einer englischen Meldung müßte ein Burenkommando mit Artillerie noch östlich vom Mooifluffe, aus dem Ausläufer der Hügelkette bei South- town, stehen. Nach alledem steht der erste Hauptkampf zwischen dem Entsatzbeere und General Jouberts Truppen am Tugela- flusse noch keineswegs so unmittelbar vor der Thür, wie frühere englische Meldungen es haben wollten. Die Ursache davon liegt offenbar in dem schweren Mangel an Transportthie:en, welcher noch eine Zeitlang andauern wird. In völliges Dunkel gehüllt ist die Lage im Norden der Kapkolonie. Wir wissen nur, daß der dort kommandirende General Gatacre noch immer in Queenstown seine Truppen kon- zentrirt, die jetzt mit HartS und Littletons beiden Brigaden 9000 Mann betragen sollten. Wäre ihm irgend ein erfolgreicher Vorstoß gegen Sterkstroom-Stormberg, oderRoSmead-Naauwvort gelungen, so hätten wir zweifellos von solchem „Siege" gehört. Die Buren dort müssen sich in sehr festen Stellungen oder großer Uebermacht befinden, denn sonst könnten sie nicht, wie zuverlässig gemeldet wurde, einen wesentlichen Theil ihrer Kommandos vor General Gatacres Front ungestraft haben wegziehen können, um sie westlich auf die Bahnlinie der Aar-Oranjeflußstation hin zu werfen in der ausgesprochenen Absicht, General Methuen von seiner Operationsbasis abzuschneiden und General Wanchope zu verhindern, mit seiner Brigade dem be drängten Gardengeneral zu Hilfe zu eilen. Wir haben aller dings gehört, daß General Gatacre, wie der südlich von Naauw- port (genau wo, weiß Niemand) stehende General French alle ihnen zur Verfügung stehenden Truppen aufgeboten hätten, um die Aktion des Kommandanten Croender zu verhindern, aber alle weiteren Nachrichten fehlen auch hier. Da die Buren im Besitz aller Eisenbahnknotenpunkte und der nach de Aar sührenden einzigen Bahnlinie (vom Osten aus) sind, und überdies, weil sämmtlich beritten, sich viel schneller als die Engländer bewegen können, so ist schwer abzusehen, wie die Generale Gatacre und French ihnen zuvorkommen könnten. General Wanchope selbst aber steht mit seiner ursprünglich der Nataldivision Clerys zuge- theilten Brigade (meist schottische Regimenter) auf dem Bahn körper zwischen Victoria West und derOranjefluß-Station. Sein Corps umfaßt angeblich 4000 Mann. Wäre die Bahn zum Modderfluß frei, so wäre General Wanchope mit diesen 4000 Mann offenbar sofort seinem Ober general zu Hilfe geeilt und auch dieser wenigstens strategische Erfolg wäre uns längst vom offiziellen Kabel mitgetheilt, wenn auch nur, um die täglich unruhiger werdende englische öffentliche Meinung etwas zu besänftigen. Das ist nicht geschehen und deutet mindestens darauf hin, daß die letzten Meldungen richtig, wonach Kommandant Delarey die Bahnverbindung Lord Methuens mit seiner Basis am Oranjefluß unterbrochen habe. Wir dürfen also eventuell von einem neuen Kampfe bec Belmonte oder Enslin hören. Aber Lord Methuen, welcher offiziell am Modderfluß wartet, bis seine Pioniere ihm eine brauchbare Brücke über den Fluß geschlagen, was sie in den seit dem Tag am Modderfluß verflossenen sechs Tagen längst hätten thun können, wenn nicht irgend etwas sie daran hinderte, hätte nach einer halbosfiziellen Presse Kavallerie und Artillerie zur Aufrechterhaltung seiner Verbindungslinie und Brückenmaterial verlangt. Wenn diese ihm nicht gesandt worden, so kann das wiederum ent weder nur daran liegen, daß das Verlangte nicht vorhanden oder daß die Bahnlinie nicht frei. In beiden Fällen ist die Lage des Siegers am Modderflusse eine wenig erfreuliche. Auf- fällig ist, daß er, wenn die Buren wirklich ihre Stellungen am Modderfiusse geräumt und er also ganz ungestört denselben über- setzen konnte, das nicht auch ohne einen besonderen Hilfs-Brücken- train zu thun im Stande war. Ein kleiner Theil seiner Truppen batte bereits gegen Ende der Schlacht den Fluß glücklich über- . schritten. Lord Methuen wußte, daß der Mvdderfluß zwischen ihm und Kimberley lag und der Feid ihm die dortigen Brücken nicht in tadellosem Zustande übergeben werde. Er mußte also mit Brückenmaterial versehen sein. Kurz, die einfachste Logik führt auch unter diesem Gesichtspunkte zu der erzwungenen Schlußfolgerung, daß ihm sein Brückentrain ent weder abgeschnitten worden und die Buren sich also seiner Rückzngslinie bemächtigt haben, oder aber daß sie das jenseitige Ufer des Modderflusses in ge nügender Stärke halten, um ihm den Uebergang zu verwehren — vielleicht beides. Die allgemeine Aufmerksamkeit im südafrikanischen Kriege ist augenblicklich auf die Stadt Kimberley gerichtet, zu deren Ent setzung die Engländer unter Lord Methuen von Süden heran rücken. Mit welchen räumlichen Verhältnissen die Kämpfenden zu rechnen baben und welche Anforderungen an Marschleistungen, welche Schwierigkeiten für den Nachschub und die rückwärtigen Verbindungen damit zusammenhängen, davon erhalten wir einen in die Augen fallenden Begriff, wenn wir gleichartige, unser» räumlichen Vorstellungen näher liegende Entfernungen auf den dortigen Kriegsschauplatz übertragen und beispielsiveise statt von Kimberley von Freiberg ausgehend die in Frage kommenden Hauptentfcrnungen, in der Luftlinie geniesten, lediglich nach dem Raum, ohne Rücksicht aus Boden- und Verkehrsverhältnissc ver gleichen. Angenommen, die Stadt Kimberley liegt ans dem Punkte von Freiberg, so würde Belmont auf der Stelle von — Vom Landtag. In fier gestrigen Sitzung der Zwe i- ten Kammer kam der Entwurf zu einem Gesetze über die Abänderung des Gesetzes vom 22. März 1888, die Regelung der Unfall- und K r a n k e n v e r s i ch e r u n g der in land- und forstwirthschaftlichen Betrieben beschäftigten Per sonen und der häuslichen Dienstboten zur allgemeinen Vorbe- rathunq. Abg. Tr. Kühlmorgen erklärte, daß ihm und seinen Freunden die Regelung der Angelegenheit als eine über aus glückliche und der eingeschlagene Weg für die Durchfüh rung der Krantenversicherungspflicht als ein zutreffender er scheine. Da aber die Tragweite der in den 88 2, 4 und 5 oes Entwurfes angezogenen reichsgesetzlichen Bestimmungen einer " "" ' werden, beantrage er UeberweisuiH. Der Krieg in Südafrika. Die Lage auf dem Kriegsschauplätze hat sich im Laufe der verflossenen Woche so wesentlich verändert, daß ein Ueberblick über dieselbe um so mehr angezeigt erscheint, als inzwischen das erste Armeecorps seinem Gros nach vollständig in Südafrika eingctroffen ist. Die englischen Truppenkörper sind auf allen drei Operati onsfeldern, d. h. in Natal, im Norden der Kapkolonie und auf der Linie Kapstadt-Kimberley mehr oder weniger wesentlich verstärkt worden, und wenn das englische Kriegsamt sich seit dem Kampfe am Rietflusse und den Operationen um Estcourt in ein fast undurchdringliches Geheimniß hüllt, so ist das offen bar zum Theil nicht nur auf Wunsch zurückzuführen, ungün stige Nachrichten zu verheimlichen, sondern auch auf das berech tigte Bedürfniß, die eigenen Operationen nicht vorzeitig dein Feinde zu verrathen. InNatal haben die Engländer auf der Linie Maritzburg- Estcourt-Frere jetzt 18 000 Mann, und zwar 8000 Mann als Avantgarde, unter General Hildyard, zwischen Estcourt und Frere, 4000 Mann leventuell 6000), die sogenannte zweite Bri gade unter General Barton bei Estcourt und die dritte Brigade von 4000 Mann unter Wolfe Murrey. Dazu kommen in ihrer einzelnen Zusammensetzung noch nicht bekannte Kavallerie-Regi menter, darunter die Royal Dragoons, die zwölften Lancers und ein Theil der Carabiniers unter Lord Airlie. Neben die sen regulären Truppen hält ein verschieden, auf 3—5000 Mann nisten seinen Lauf haben in der Richtung Aussig, Dux, Brüx, Reitzenhain, Annaberg, Schneeberg, Greiz. Die Modder-River- Statwn käme bei Annaberg zu liegen. Das für die Engländer Bedenklichste aber ist die Nachricht von der täglich weiter um sich greifenden Erhebung der Afrikander. Nach Londoner Meldungen erheben sich die Holländer im ganzen Bezirk zwischen dem Oranjefluß und de Aar, Stormberg und Barkly-East im offenen Aufstande. Die Zahl der bisher zu den Buren gestoßenen oder selbstständig -m Felde stehenden Holländer wird auf 8000 geschätzt. Die nächste Wirkung davon wird sein, daß Lord Methuen ganz und gar vom Süden der Kapkolonie abgeschnitten und auf allen Seiten von Feinden umstellt sein wird. Ferner aber würde auch ein großer Theil der neu ankommenden englischen Verstär kungen dadurch in der Kapkolonie zurückgehalten werden. Wenn man erfährt, daß der Gouverneur der Kapkolonie, Sir Alfred Milner, durch eine Proklamation die Schützenvereine der Kolo nie einberufen und angeordnet hat, daß auch die Freiwilligen bataillone mobil gemacht werden, so erkennt man daraus am besten, wie bedenklich es mit der englischen Herrschaft in der Kapkolonie bereits jetzt stehen muß. Ueber die Verwundungen der Engländer wird dem „Hannod. Cour." aus London berichtet: Die Buren haben die Gewohnheit, niedrig zu schießen, und die meisten Verwundeten haben, wie Lord Methuen, Blessuren im Unterleib oder in den Beinen er halten. Die Blutungen waren fast in allen Fällen sehr stark, und es ist bemerkenswerth, daß besonders in den letzten Gefech ten die Schußverletzungen weniger oder gar keinen Schmerz ver ursachten und oft gar nicht gespürt wurden. Eine ganze An zahl Verwundeter sind noch mehrere hundert Meter weit gelau fen, nach dem sie den Schuß erhielten, und sie brachen erst zu sammen, als sie durch den Blutverlust völlig geschwächt waren. Einzelmeldungen liegen nur folgende vor: London, 5. Dezember. Dem „Reut. Bur." wird auS Laurenz Marques unter dem 29. Nov. telegraphirt: Nach einer Meldung aus dem Hauptquartier der Buren beabsichtige Joubert, der, als er von Estcourt wegzog, eine große, bei Estcourt weggenommene Rinderhecrde mitjührte, seine Streitkräfte um Ladysmith zu konzentriren. Prätoria, 28. November. Gestern Nachmittag kam ein ge panzerter Zug von Kimberley heraus, feuerte einige Schüsse aus die Buren ab und kehrte sodann nach Kimberley zurück. — Der Landdrost von Rusteuburg hat der Burenabtheilung, welche gegen die Leute des Häuptlings Khama bei Gaborones kämpft, Ver- stärkungen gesandt. — Die Regierung hat alle Nahrungsmittel, welche im Minenrand gefunden wurden, mit Beschlag belegt und Empfangsscheine dafür ausgestellt. Lourengo Marques, 29. November. Eine Depesche auS dem Hauptquartier des Generals Joubert vor Ladysmith von gestern besagt, es sei eine dritte große Kanone eingetroffen, welche man „Franchise" benannt habe und welche alsbald in Stellung gebracht, das Feuer auf die gedeckten Räume eröffnet habe, in denen, wie man annehme, die Engländer sich aushielten. Eine Granate scheine Mumtionsvorräthe getroffen zu haben, es sei eine Explosion erfolgt und man habe englische Soldaten ge sehen, die aus ihren Deckungen hervorkamen. London, 5. Dezember. DaS „Reut. Bur." meldet aus Kapstadt, nach einer Depesche aus Maseru vom 1. Dezember gäben die Buren zu, bei Kimberley und am Oranjefluste schwere Verluste erlitten zu haben. Desgleichen werde aus Maseru ge meldet, daß die Belagerung von Mafeking aufgehoben sei. (Hst natürlich Unsinn!) Der Gebrauch vonDum-Dum-Gcschossen wird den Buren fortgesetzt von den Engländern zum Vorwurf gemacht, obwohl sie selbst solche Geschosst verwenden. Dem gegenüber erklärt die „Köln. Zeitung": Von wirklich in Dum- Dum hergestellten Geschossen kann selbstverständlich nicht die Rede sein, da die Lee-Metford- und Mausergewehre, die sich in Südafrika gegenllberstehen, verschiedene Kaliber aufweisen. Ebenso wenig werden die Buren Jnfanteriemunition besitzen, deren Geschoß fabrikmäßig nach Dum-Dum-Art hergerichtet wäre. Dagegen mag daran erinnert sein, daß die englischen Soldaten in den Kämpfen an der Nordwcstgrenze Indiens schon vor Einführung des eigentlichen Dum-Dum die Wirksamteit ihrer Geschosse — natürlich auf Kosten der Treffsicherheit - in der Weise zu erhöhen strebten, daß sie mit scharfen Mestern die Spitze des Geschoßmantels abschnitten oder sie durch kreuz weise Schnitte einkerbten. Es wäre nicht undenkbar, daß ein zelne Buren durch entsprechende Zurichtung ihrer Patronen mit Vollmantelgeschoß Vergeltung zu üben suchten. Das Aller wahrscheinlichste ist aber, daß Nahschüsse des kleinkalibrigen Ge wehrs ihrer bösartigen Wirkung wegen von den Engländern als von Dum-Dum-Geschossen herrührend angesehen worden sind. lieber die Verpflegung der englischen Truppen berichtet die „Times": Als Basis der Veranstal tungen ist angenommen, daß für eine Armee von 116 000 Mann und 51000 Pferden und Manlthieren auf dem Kriegsschau plätze Vorräthe für 4 Monate vorhanden sein sollen. Augen blicklich sind aber in Südafrika nur Vorräthe für 3 Monate vorhanden, doch wird das Uebriae schnell nachgeschickt. Für 4 Monate sollen reichen: 12 Millionen Pfund Konservenflcisch und ebensoviel Biscuit, 400 000 Pfund Kaffee, 200 000 Pfund Thee, 2 200 000 Pfund Zucker, 800 000 Pfund gepreßtes Ge müse, 400 000 Pfund Salz, 300 000 Dosen kondensirte Milch, 1 450 000 Pfund Jam, 80 000 Gallonen Rum, 12 000 Fla schen Whisky, 32 000 Fischen Portwein, 400 000 Pfund Ci- ironensaft, 80 Tons Alaun zur Reinigung des Trinkwaffers, falls die Qualität desselben zweifelhaft ist,'80 000 Lichter und 40000 Pfund Tabak, den die Soldaten jedoch selbst bezahlen müssen. Sehr beliebt bei den englischen Soldaten ist ein Prä parat aus Fleisch und Gemüse, die zusammen gekocht werden. Für die Pferde und Maulthiere sind bestimmt 25 000 Tons Heu, 31000 Tons Hafer und 3000 Tons Kleie. Es sind 18 000 bis 20 000 Maulthiere angekauft. Der Polizeipräfekt verfügte die Beschlagnahme eines be schimpfenden Gassenhauers gegen die Engländer, dessen Kehrreim: . „O, die ekelhaften Bestien!" fliegende Händler auf den Boule vards brüllten. , Bereinigte Staaten. Aus Washington, 2. Dezbr., wird ' gemeldet: Die heutige regelmäßige Depesche des Generals Otis ! enthält den anscheinend seit dem Vorbilde von Ladysmith typisch gewordenen Zusatz „die Truppen sind bei bester Laune", l Dieser besondere Hinweis erscheint allerdings außerordentlich nothwendig und wünschenSwerth, denn die Soldaten haben eigent- > lich allen Grund, nicht bei guter Laune zu sein. General Lawton berichtet nämlich, daß er Bayamabom am 28. November ge- ' nommen habe, aber gezwungen gewesen sei, seinen Train und die gesammten Proviantkolonnen, angeblich wegen der Unwegsam- keit deS Terrains, zurückzulassen. Die Soldaten leben jetzt von , dem, waS sie in den unwirthlichen Gebirgsgegenden requiriren können, und das ist nach General Otis selbst sehr wenig und beschränkt sich auf kleine Rationen von Reis. Bayamabom war, nach Tarlac, übrigens Aguinaldos Hauptquartier, und der Ort scheint ebenfalls ohne nennenswerthen Widerstand aufgegeben zu sein. Ueber die angebliche Flucht Aguinaldos verlautet nichts mehr, und wenn die Filipinos ihre gute alte Taktik nicht ge ändert haben, dürften sie sich vielleicht jetzt, nachdem Lawtons Kolonne unter Zurücklassung deS Trains anscheinend zu weit vorgegangen ist, von Neuem unliebsam bemerkbar machen. DaS Staatsdepartement der Vereinigten Staaten hat sich veranlaßt gesehen, das wiederholte Gesuch des Konsuls Macrum in Prätoria (Transvaal) um Entheb ung von seinem Posten anzunehmen und Hrn. Adalbert Hay, einen Sohn des Staatssekretärs, sofort nach Prätoria zur Uebernahme des KosulatS entsandt. Macrum wird, so schließt die amtliche Mittheilung, die Ankunft Hays nicht abwarten. Damit ist ein Zwischenfall beendet, der einen Augenblick größeren Umfang annehmen zu wollen schien, und in den die Regierung der Bereinigten Staaten mit einer sehr entschieden, fast drohend klingenden Note hineingefahren war. Herr Macrum war mit der Transvaalregierung dadurch in Zwist gerathen, weil er, dem die Fürsorge auch für die Inte ressen ver im Gebiet deS südafrikanischen Freistaats lebenden Engländer oblag, Wünsche hinsichtlich der Behandlung der eng lischen Gefangenen und Verwundeten geäußert hatte, die Prä sident Krüger nicht als berechtigt anerkennen konnte. Außerdem war Herr Macrum daran verhindert worden, unter die eng lischen Gefangenen Geld zu vertheilen. Herr Macrum scheint ein sehr temperamentvoller, junger Herr zu sein, denn anstatt einzusehen, daß sein Verhalten nicht zu rechtfertigen sei, kabelte er nach Hause, man möge ihm Urlaub gewähren und damit Herrn Krüger zeigen, daß auch das Staatsdepartement die Be handlung, oie den englischen Gefangenen zu Theil werde, nicht billigen könne. Erst schien es, als ob das Staatsdepartement grobes Geschütz gegen Transvaal auffahren wolle, doch ha: es sich wohl inzwischen davon überzeugt, daß die Vorstellungen des Herrn Macrum grundlos und sein Benehmen unanaemcyen gewesen und hat die Angelegenheit durch Abberufung des bis herigen Konsuls erledigt. Diese Lösung ist deshalb bemerUns- werth, weil sie die vollkommene Unantastbarkeit der Buren auch nach der Richtung beweist, in der sich die Ausstellungen Ma- crumS bewegten. Dem Kongreß ist gestern eine Botschaft deS Präsidenten Mac Kinley zugrgangen. In derselben heißt es in Bezug auf Deutsch land: „Die Beziehungen zu dem deutschen Reiche sind andauernd die herzlichsten. Die wachsende Innigkeit in der direkten Ver bindung ist gekennzeichnet worden durch die im April gewährte Erlaubniß zur Legung eines Kabels von Borkum und Emden und durch den im September erfolgten Abschluß eines Ueber einkommens betr. den Postpacket-Verkehr. In allen diesen Bürg schaften engerer Beziehungen des Verkehrs und Handels und einer besseren Verständigung zwischen den zwei Rassen, welche viele gemeinsame Züge haben, kann Deutschland der herzlichsten Mit wirkung dieser Regierung und dieses Volkes sicher sein." „Wir mögen Nebenbuhler in vielen wesentlichen Punkten sein, aber unsere Nebenbuhlerschaft sollte stets edelmüthig und offen sein und der Erreichung größerer Ziele zum gemeinsamen Besten zustreben. Einige Regierungen im Deutschen Reiche scheinen abgeneigt zu sein, heißt eS dann weiter, die ausgezeichnete natürliche Beschaffenheit unserer zur mensch lichen Nahrung dienenden Erzeugnisse und den von uns beständig gelieferten Beweis der Fürsorge anzuerkeunen, mit der deren Reinheit durch eine scharfe Aussicht von der Farm durch die Schlacht- und Packhäuser bis zum Verschiffungshafen über wacht wird. ES darf mit der Zeit gehofft werden, daß die beiden Regierungen gemeinschaftlich zur Verwirklichung ihres gemein samen Zieles thätig sein werden, die öffentliche Gesundheit zu schützen und die Reinheit und Zuträglichkeit aller von beiden eingesührten Lebensmittelerzeugnisse sicher zu stellen." Der Präsident schlägt sodann vor, der Kongreß möge die Ermächtigung ertheilen, Deutschland im Zusammenhänge mit den schwebenden Gegenseitigkeitsverhandlungen zur Ernennung einer gemeinsamen Kommission von Fachmännern einzuladen, die eine eingehende Untersuchung über die Erzeugung und Ausfuhr von Lebens mitteln m den beiden Ländern anstelle» solle. Danach giebt der Präsident seiner Befriedigung Ausdruck über die Erledigung der Frage des Geschäftsbetriebs der amerikanischen Lebensversicherungs- Gesülschaften in Deutschland.
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