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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 26.11.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-11-26
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-189911260
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18991126
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18991126
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Bemerkung
- Fehlende Seiten in der Vorlage.
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Freiberger Anzeiger und Tageblatt
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-11
- Tag 1899-11-26
-
Monat
1899-11
-
Jahr
1899
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 26.11.1899
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Atz» 1. Weilage zum Ireiöerger Anzeiger und M 275. Sonntag, den 26. November.1898. Esters. U«M. » werden ««erEt, «»««m doffr S ichstM«, ssdenr itzender. M. :nds SW -r der durch Hem taack. ImlMK 4 Uhr rhauptmom' chlusscS vom ütglieder de» rmeistn. 1 «Mit okt, »I« ä krsmä« u 19. M «rkolgta sn ^t» I«k ilontnü»" I airwxxx je innigster rankheita. k beim Be il Mutter eiftiam» g >ank. KIKU». emb. I8-S- r: ib-rg- - lonellen Thrü. bürg, siir d« agner in S«'' ichdruckerä M sch m ArribeH uß: Ar. «t« «Vi« r u-M l« ittung-beils-e. Lie «end« > spätesten» » ilpedili»» ««' gelangen er« lbdrmt. m »er «>V>g«° gen la an nB christenfir die erp-ri to« LheU « «uflSsung des Preisräthsels. Aedo» — Olmos, ^Vlrwvn — L-nnnen. Lvlwn — ^uusl, — Vater, lüns«, Insel, UaiAv — Vent», Lornev — Oberon. OlnviAv. ES gingen im Ganzen 30 Lösungen ein, und zwar auS Frei- berg 25, Friedeburg 2, Neuhausen, Nossen und Moltkegrube bei Crone a. B. je 1. Falsch waren 2 Lösungen. Bon den 28 richtigen Lösungen, die in die Urne kamen, wurde gezogen Nr. 18 mit der Unterschrift: Elfride Gündel, Freiberg. Gewinn: Blumen ,m Wege. Fünf Erzählungen für Mädchen von JuÜe Ludwig. Der Kochreitstas. Roman von H. Palmö-Paysen. (13. Fortsetzung.) (Nachdruck Verbote«.) Ulrich sucht sich zu sammeln. Er darf Gisela nicht ein- .fchüchtern. Am liebsten hätte er die zückende Hand zur Faust geballt und mit donnernder Stimme gerufen: wie heißt der Elende, der meine Ehre anzutasten wagt! — Er unterdrückt aber diese Anwandlung, wie er überhaupt unausgesetzt mit sich zu kämpfen gehabt hat, um nicht in ihre Worte hineinzusprechen, dieses zu berichtigen, jenes zu erklären. Bisweilen fühlt er sein Blut so jäh in Wangen und Stirn schießen, als wollten ihm die Adern springen. Er war ein heftiger Mann, und seine Beherrschungskunst war wohl nie zuvor im Leben auf solch' harte Probe gestellt, wie in dieser Stunde. »Du hast Maria schlecht behandelt." „Wann — wozu?^ Es ist eine Frage ohne Sinn. Er weiß vielleicht gar nicht, daß er so fragt. Er sieht Gisela wie geistesabwesend an. Es ist ihm, als stürbe Etwas in seinem Herzen. „In Bellagio," antwortete sie leise. „Verzeihung, was weißt. Du von Bellagio?" „Ich weiß Alles," sagt sie, und sieht rhm wieder fest ins Auge. Herr v. Belendorf tritt jetzt näher an die beiden Redenden heran. Was Gisela da spricht, ist ihm neu. Ein gespanntes, nervöses Zucken geht über sein Gesicht. Er hat mehrmals schon den Versuch gemacht, den Baron zu unterbrechen und zu be schwichtigen, wird aber nicht beachtet. „Weißt Alles," wiederholt Ulrich ironisch, verächtlich, .und Wes anonym?" „O nein. Letzteres nicht anonym!" „A — a — ha! und wie heißt der Freund, der behauptet?" „Wie darf ich Namen nennen!" „Ich muh doch darum bitten." „Soll ich eine gutgemeinte Warnung durch Indiskretion vergelten?" „Es wird, denke ich, Dein heißester Wunsch sein, einem Schwerzekränkten Gelegenheit zur Vertheidigung zu geben." „Das kann auch so geschehen." „Würde es der Mühe lohnen Dir gegenüber?" „Darauf allein kommt es ja an!" „Meinst Du? Und der Verleumder soll ohne Buße davon- tommen?" „Aber ich Lberhebe Dich derselben," sie schürzt die Lippen verächtlich. „Es kommt ja nicht mehr darauf an/ „Weil Dir der Glaube an mich fehlt. Ich verstehe." Sic wendet schweigend ihren Kopf ab. Ein kalter Zorn erfüllt ihn. „Und glaubst Du wirklich, Dein mir seit Wochen schon in so verletzender, schmerzender Weise vorenthaltenes Vertrauen könne binnen wenigen Sekunden zurllckkehren? Du könntest die — o Gisela, Dein Gesicht war mir gestern ein lebendiger Beweis dafür — die zitternde Angst vor mir verlieren, durch die paar inhaltsschweren, aber für einen Ungläubigen inhalts leeren Worte: es ist nicht wahr! Wer sagt, daß ich Maria schlecht behandelt habe, ist ein Lügner! Vermochtest Du in der Kirche dem Pfarrer das „Ja" zu verweigern, mich durch diese schneidende Absage vor der Welt in so niederschmetternder Weise bloßzustellen, meinem Herzen den Schreck, die Demüthigung, den Gram und jetzt die namenlose Kränkung zuzufügen, mich jeder niederträchtigen Handlung für fähig zu halten — dann — dann können ein paar Worte aus meinem Munde meine Retter nicht sein. Du verlangst Beweise, und ich — hörst Du, Gisela — ich verschmähe es, Dir Beweise zu geben. Wenn mein Wort Dir nichts gilt, was gilt Dir dann — meine Per son, mein Herz, meine — Liebe/ Er hat zuletzt mit starkklingender Stimme gesprochen. Nun schweigt er. Wird sie sprechen, und was? Mit tiefgesenktem Kopfe steht sie da. Dann hört er sie sagen, sehr leise, aber doch verständlich: „Verzeihe mir — o, verzeih!" Herr v. Belendorf geht auf seine Tochter zu und will auf sie einreden. Eine stumme, bittende, abwehrende, von ihm miß verstandene Geberde des Barons verhindert dies und veranlaßt ihn, das Zimmer zu »'erlassen. Wenn Gisela erst soweit ist, um Verzeihung zu bitten, denkt er, dann ist der Friedensschluß nicht mehr weit. Alles in Ulrich zieht sich in Schmerz zusammen. Er kann es nicht fasten, daß dieser so heißersehnte, mit so viel seligen Träumen ausgeschmückte Tag in seines Lebens Dasein, ein Tag des höchsten Jammers werden solle. — Sie glaubt, sie vertraut ihm nicht! Damit ist das Unglück seines Herzens be siegelt! — Erkennt, begreift das junge Weib dort die Trag weite der eigenen Worte? weiß Gisela, was sie sagt und thut?! Sein hellaufgeloderter Zorn, die kalte Erbitterung, die tief einschneidende Herzenskränkung geht unter in den Wogen allerheißester Schmerzen, seine Braut verloren zu haben. „Und weiter hast Du mir nichts zu sagen?" fragt er, so weich und sanft, wie man zu einem scheuen Kinde spricht, aus dessen Herzen man gern ine innigsten Gedanken herauslocken, es zur Besinnung und Einsicht bringen möchte. „Du bleibst dabei und willst mich so ziehen lasten — Du, die Du Alles in mir gefangen nahmst, jeden Gedanken, jeden Pulsschlaa — nur — geträumt soll ich haben, wieder jung und glücklich geworden zu sein! Das willst Du thun? Du, meine — meine" er unterdrückt das Schmeichelwort — „Gisela! willst Dich trennen von mir, noch ehe Du mein geworden bist!" „Ich kann nicht anders — ich kann nicht — gieb mir Be weise, Ulrich — dann — dann —" Sein Herz krampft sich zusammen. Ein stöhnender Laut will sich auf seine Lippen drängen, die er fest zusammengepreßt hält. Dann sagt er, gewaltsam das Zittern seiner Stimme be zwingend: „Mit meinem Manneswort gab ich Dir Alles was Verschiedenes. * ' Die gebissene» Onkel. » Man schreibt der „Franks. Zeit." aus London: Kaiser Wilhelm II. besuchte Windsor zum ersten Male im Jahre 1863 gelegentlich der Vermählung des Prinzen von Wales. Er wohnte der Trauung in der St. Ge orgs-Kapelle in Windsor mit seiner Mutter, der damaligen Kronprinzessin von Preußen, bei. Der Bischof von Oxford, Wilberforce, welcher als Geistlicher der Trauung beiwohnte, trug damals folgende Notiz über den künftigen Kaiser in sein Tagebuch ein: „Der kleine Prinz Wilhelm von Preußen stand zwischen seinen beiden kleinen Onkeln, welche ihn in Ruhe hal ten sollten, die er beide, wie die Kronprinzessin mir sagte, in die ihrer schottischen Kleidung zufolge nackten Beine biß, jedes Mal, wenn sie ihn berührten, um Ihn ruhig zu halten. * Parlamentarischer Humor. Die Krcuzztg. giebt folgende unfreiwillig-humoristische Redewendungen aus den Reichs- und Landtags-Verhandlungen zum Besten: Wir fühlen uns von den weiten Dimensionen des Hauses beengt. — Sie können sehen, daß auch hier die Presse kein kriminalistisches Schlaraf fenleben führt. — Die Kinderkrankheiten der Akustik... — Wenn nun schon der Abg. Lenzmann den Fall parlamentarisch an die Stirnlocke saßt. — Das Exemplar, weiches wegen der Kommunalsteuern fortzöge, müßte auf den Tisch des Hauses ge setzt werden. — Dem Kontraktbruch, der geeignet ist, das Be wußtsein des Volkes zu vergiften, muß das Wasser auf allen Wegen abgegraben werden. — Nicht allein der Stoff, sondern auch derSchnitt derKommißhose soll ausKommißtuch hergestellt sein. — Ich gehöre ja auch zu den Provinzen. — Jener alte Römer hatte es (Krieg und Frieden) in der Hosentasche. — Ich als seit Generationen geborener Schleswig-Holsteiner. — Es müßte dann eine Justiz-Reste-Ausräumungskommission ein gesetzt werden. — Die mütterliche Liebe der jüngeren Juristen für ihre älteren Kollegen. — Ich konstatire, daß die Eisen bahnverwaltung in den letzten Jahren häufig von akuten Be dürfnissen überrascht worden ist. — Die Altkatholiken können ganz gut in einem kleineren Raume ihre Bedürfnisse befriedi gen. — Dort hat man vergessen, in der Schule Bedürfnißan- stalten zu bauen. Selbst die Lehrer haben ein ganzes Jahr warten müssen. — Wir wollen den organischen Begriff Rektor nichj in das Gesetz bringen. — Der parlamentarische Impera tiv erheischt. — Nicht den Schimmer eines Schattens eines Beweises hat er erbracht. — Die Gebrüder Denhardt sollen in die Länge aeronex werde«. — ES fuhren in der Post in der I ich besitze, das Beste, daS Höchste. ES genügt Mr nicht. Wohl an, so verwirf mich um eines Fetzen Papiers, um eines Feig lings, eines Lumpen willen, um böser Zungen Gerede. Daß Du das thun willst, sehe ich Dir an, daß Du es kannst, daß Du dessen fähig bist, daß Du es nur denken konntest, macht mich Dir fremd und deshalb: es gescheht, was Du er strebt und herbeigeführt hast." Gisela sicht auf. Sie hat erreicht, was sie gewollt hatte Aber statt Erleichterung, Erlösung, fühlt sie zunächst Schrec und dann ein heißes Weh durch ihre Seele strömen. Mit einer jähen Bewegung drückt sie beide Arme auf die Brust, gegen den dort verborgen gehaltenen Brief, als könne sie dadurch die ihr entfliehende Kraft und Festigkeit zurücker obern. Das Blut brennt ihr in den Wangen. Ihre Augen blicken hülflos. Sie befindet sich wieder in dem gefürchteten Zwiespalt und sie vermag kaum mehr gegen das Ueberaewicht Ulrichs, gegen die sie gänzlich entwaffnende Liebe und auch nicht gegen die Ueberzeugungskraft seiner Worte anzukämpfen. Mit unsichtbarem Finger hat er an den zartesten Saiten ihre bereuende Liebe geweckt. Sie schwankt und wankt. Sie möchte glauben und sie glaubt auch beinahe. „Ulrich!" ruft sie, es klingt fast wie ein Schrei, — „ich gehe mit Dir — ich will mit Dir ziehen!" Aber jetzt ist es zu spät. > „Nicht so," sagte er, „nicht so. Das ist nicht mein Zweck, Dich überreden zu wollen. Ein trauriges, gedrücktes, ein ver schüchtertes „Ja" will ich nicht. — Nichts aus Barmherzigkeit. Ich denke zu groß, zu hoch, zu heilig von der Ehe, in der Friede nicht Unterkunft findet, wenn Vertrauen fehlt. War es so traurig um Dein Herz bestellt, lebte mehr Angst und Furcht als Liebe in Dir, so hast Du ja recht qethan, Dich nicht mit einem Eid zu belasten. Bringe Dich auch jetzt nicht mit falscher Liebkosung und falschen Gelübden zu Fall. Ferne sei es mir, Dir zürnen zu wollen. Möge Dir das Leben leichter werden als mir, dem älteren Mann, dem es nichts mehr zu bringen hat als herbe Erinnerungen." Mit einer müden Bewegung streicht er sich über die Stirn, rafft sich dann gewaltsam auf'und will der Thür zuschreiten, besinnt sich dann wieder anders und tritt ganz nahe an Gisela heran. Seine Stimme sinkt zu einem Flüsterton herab! „Leb wohl, liebes, armes, thörichtes Kind!" Und mit der freundlichen Courtoisie, die ihm eigen ist, grüßt er mit einer leichten Handbewegung zu Gisela hinüber, die ihm regungslos, mit schlaff herniederhängenden Armen, mit einem verstörten, verzweiflungsvollen Blick nacbsieht. Und dann allein, ist sie wieder ganz — Gisela, bereuend, büßend, verzweifelnd. Mit zitternden Knien schleppt sie sich zum Sopha. Den Kopf tief in die Kissen bergend, weint sie, schluchzt sie — Stun den lang. Den Bemühungen des alten Rathes war es inzwischen ge lungen, die Lochzeitsgäste einigermaßen zu beruhigen und an die Tafel zu virigiren. Das Mahl und die feinen Marken ver fehlten, wie er berechnet, auch nicht ganz ihre Wirkung. Außer den nächsten Familienmitgliedern, die begreiflicherweise ihre sehr gedrückte Stimmung mcht zu verbergen mochten, zeigte sich die Gesellschaft mehr oder minder gesprächig, die Jugend all- mählig auch wieder guter Dinge. Bei dieser fanden des Onkels Egbert etwas wunderbare, wenn nicht unglaublich erscheinende Redereien über Giselas plötzliches Erkranken und des Bräuti gams und der Eltern Sorge darüber, schnellen Glauben. Und als man dann vernahm, der herbeigerufcne Arzt erkläre ihren Zustand für hochgradig nervös, sonst aber nicht für besorg nißerregend, eS würde in der Stille bald Alles in das Geleise gebracht und die kirchliche Trauung in der Hauskapelle vorge nommen werden, da stellte sich bald die gewünschte „Hochzeits stimmung" ein. Sobald er sich einmal unbeachtet aus der Gesellschaft weg- stehlen konnte — die Herren beschäftigten sich im Rauch- und Spielzimmer, die Jugend mit harmtosen Gesellschaftsspielen — suchte er Gisela auf. (Fortsetzung folgt.) Woche Null Komma 6 und Sonntag- Null Komma 9 Perso nen. — Es wird dem kleinen Besitzer nicht möglich sein, die Eier so lange aufzubewahren, daß er sie frisch liefern ran». — Ein schweres Gespenst. — Die Vorlage wurde nicht nur in räumlich, sondern in überhaupt beschränkter Weise gemacht. — Der Verkehr muß billiger und schneller befördert werden. — Es ist schlimm für die Angehörigen des Kleinbauern, wenn die Fleischbeschau auch auf ihn ausgedehnt wird. — Ich bin bis her auf einen fruchtbaren Boden nicht ^fallen. — Jeder Be sitzer ist schon heute verpflichtet, seinen Kadaver so lange auf zuheben. — Wo Massenquartiere find, da blüht die Frucht der Sozialdemokratie. — Ich erlaube mir, Herrn Kollegen Kaute einige Bemerkungen zu machen, die wohl nicht ganz richtig sei» dürften. — Ich verlange, daß beispielsweise jede- Mädchen ein festes, dauerhaftes Verhältniß in einer Fabrik nachzuweise» vermag. — Leute, die durch ihr äußeres Exterieur drohen, lrmüt zu werden. * Ein angenehmer Bräutigam. In Wien spielte sich vor kurzem ein Vorfall ab, der trotz seines Ernste- eine- komische» Beigeschmackes nicht entbehrte. Eine in der Nraterstraße wohn hafte Familie lonstatirte vor einiger Zeit den Abgang einer goldenen Remontoir-Uhr und glaubte Grund zu haben, eine» früheren Zimmerherrn, der vor kurzem ausaezogen war, hier mit in Zusammenhang zu bringen. Sie erstattete die Anzeige bei der Polizei, und die eingeleiteten Erhebungen ergaben, daß der Verdächtige, ein Buchhalter, dem Abgänge gänzlich ser» stehe. Inzwischen hatte sich herausgestellt, daß auch noch andere Werthgegenstände, sowie Kleidungsstücke in Verlust gerathen waren; auch Baaraeld war abhanden gekommen. Nach einan der verschwand auf unaufgeklärte Welse ein Gegenstand nach dem andern. Die Kamille stand vor einem Räthsel, da trotz aller Vorsichtsmaßregeln die Diebstähle nicht aufbörten. Durch einen merkwürdigen Zufall kam man endlich auf die Spur dk- ThäterS. Die Frau d«S Hause- begegnete eine- Lage- auf der Straße einer Dame, die eine Winterjacke trug, di» unzwei felhaft dieselbe war, welche ihrer Tochter abhanden gekommen war. Rasch entschlossen trat sie auf die Dame zu und veran laßte dieselbe, ihr die Herkunft der Jacke bekanntzugeben. Die Dame nannte ohne weiteres das Geschäft, in dem sie das Klei dungsstück gekauft. Die Frau begab sich nun in daS bezeich nete Geschäft, und auf ihre Frage, wer die Jacke dort ver kauft habe, erfuhr sie, daß ein junger Mann wiederholt ver schiedene Kleidungsstücke zum Kaufe anbiete. Nach den weite ren Informationen, die ihr dort zu Theil wurden, konnte für die Frau kaum ein Zweifel obwalten. Der Verkäufer der Klei dungsstücke war kein Anderer als — der Bräutigam der Tochter. * Das Wachsthnm der Nationen. Von alle» Nationen am schnellsten vermehrt sich die russische: Rußland braucht nur 45 Jahre, um seine Bevölterungszahl zu verdop peln. In Deutschland sind dazu 65 Jahre nöthig, in Oester reich-Ungarn 70, in England 80, in Italien 110, in Frankreich aber 860 Jahre, und das auch nur dann, wenn die gegenwär tige Bevölkerunqszunahme sich nicht verkleinert, was aber that- sächlich der Fall ist. In den letzten fünf Jahren hat sich die Einwohnerzahl Deutschlands um drei Millionen erhöht, die Frankreichs aber nur um 175,000; unter diesen war noch dazu ein großer Theil nicht französischer Nationalität. * In einem Aufsatz, der sich mit der „Amarna-Zeit" be schäftigt, finden wir in der „Umschau" interessante Briefe aus der Pharaonenzeit mitgetheilt. Einer davon, der den König Tuschratta von Mitam (um 1400 v. Ehr.) zum Ver fasser hat, ist von besonderem Interesse. Der Könrg Tusch ratta war ein sehr sonderbarer Heiliger. Sein Reich wird von den ägyptischen Inschriften „Naharma", d. h. Mesopotamien, genannt. Wie jetzt nachgewiesen ist, beherrschte Tuschratta ein ausgedehntes Gebiet, vom südöstlichen Capvadocien an bi- llber die spätere assyrische Hauptstadt Ninive hinaus. Aber da- Reich von Mitam — bisweilen auch nach seinem nördlichen Stammlande „Hanirabbat" genannt — neigt sich bereits dem Verfall zu. Im Süden ist Babylonien ihm em gefährlicher, im Norden und Westen der Hethiter ein feindseliger Nachbar, dessen Angriffe um so verhängmßvoller sich gestalten, als Mi- tani-Hanirabatt von einer der den Hethitern stammesgleichen Bevölkerung gewesen sein dürste. Der mitgetheilte Brief or- Herrschers giebt einen amüsanten Einblick in die Curialien und Wendungen der Königlichen Correspondenz jener Zeit. Die angathmige Einleitung steht schon conventionell fest und kehrt m allen diesen Schreiben, auch aus anderen Ländern, genau wieder. Nur die Liebcsbetheuerung ist Tuschrattas Eiaenthum: „An Nimmuria, den großen König, den König von Aegypten, meinen Bruder, meinen Schwager, der mich liebt und den ich liebe: Tuschratta, der große König, dein (künftiger) Schwieger vater, König von Mitani, der dich liebt, er ist dein Bruoer. Mir geht es gut, — dir möge es gut gehen. Deinem Hause, meiner Schwester und deinen übrigen Frauen, deinen Söhnen, deinen Streitwagen, deinen Rossen, deinen Großen, deinem Lande und allem, was drin ist, gehe es sehr, sehr gut! — Während schon deine Väter mit meinen Vätern sehr Freund- chaft hielten, hast du sie noch weiter gemehrt. Jetzt also, da vir beide miteinander diese Freundschaft pflegen, hast du sie noch zehnmal enger als mit meinem Vater gestaltet. Die Götter mögen diese unsere Freundschaft gedeihen lassen, Tcschup, der Herr, und Amon mögen für ewig anordnen, wie eS jetzt ist. — Ich schreibe dies an meinen Bruder, damit mein Bruder mir noch mehr Liebe als meinem Vater beweise. Nun verlange ich Gold von meinem Bruder, und zwar darf ich dieses Gold um weier Ursachen willen verlangen: erstens für (zu lieferndes) seldzeug, und zweitens für (ebenfalls erst zu liefernde) Mit- zift. So wolle denn mein Bruder mir Gold schicken in gewal- iger Menge, die keine Zahl hat, mehr als meinem Vater. Denn im Lande meines Bruders ist Gold so viel wie Erdenstaub. Die Götter sollen fügen, daß er, da schon jetzt so viel Gold in meines Bruders Lande ist, noch zehnmal mehr Gold als sonst hergebe. Gewiß wird das verlangte Gold meines Bruders Herz nicht beschweren, aber mein Herz möge mein Bruder eben- alls nicht kränken. Also, mein Bruder, schicke Gold ohne Zahl, n gewaltigen Massen! Auch ich will ja alle Gaben leisten, die mein Bruder fordert. Denn dieses Land sei daS Land meines Bruders, und dieses mein Haus sein HauS." — In solchem Tone sind alle Briefe Tuschrattas gehalten. Er hat immer Gold gebraucht und Phrasen gemacht. * Das Scherzgedicht in der gestrigen Nummer »Die Eng länder in Transvaal" oded „John und Paul" war de» „Lustigen Blättern" entnommen, die Bezeichnung der Quelle war aus Bersehen fortgeblieben.
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