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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 26.11.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-11-26
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-189911260
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18991126
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18991126
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- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Bemerkung
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- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Freiberger Anzeiger und Tageblatt
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-11
- Tag 1899-11-26
-
Monat
1899-11
-
Jahr
1899
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 26.11.1899
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HS 27» srekderger Anzerger und Tageblatt. Seite ». — 28. Nsvemder. IMS empfiehlt, beim Besuche der Ausstellung Loose zu entnehmen- ein Blick über die große Anzahl der Gewinne beweist, wie viel Gutes hier zusammengestellt worden ist. — Der Freiberger Kanarienzüchier-Verein veranstaltet am 10. und 11. Dezember im Hotel zum „Goldenen Stern" eine Sanarlen-AuSstellung verbunden mit Vertoosung Der Verein wird u. A. zum ersten Male eine Vogelocgel aus stellen, mittelst welcher die gefiederten Sänger ausgebildet werden. Der Verkauf der Loose ist bereits ein sehr reger. — Nicht allein in Transvaal, sondern auch anderwärts scheint den Engländern daS Kriegsglück nicht hold zu sein. Das mußten gestern Abend drei junge Engländer in einem hiesigen Restaurant erfahren. Nicht weit von ihnen saßen zwei hiesige Herren, die den tapferen Buren einen kräftigen Schluck brachten. Seinem Unwillen hierüber machte ein Engländer durch beleidigende Bemerkungen über einen der Burenfreunde Luft. Der Beleidigte forderte den Engländer auf, sich mit ihm außerhalb des Lokales „auszusprechen". Hierzu kam es jedoch nicht, da die anderen Engländer für ihren Landsmann Partei ergriffen. Nach kurzem Wortwechsel ging man zur Offensive über. Dabei ging es den Engländern nicht viel besser als ihren Stammesgenosscn in Transvaal. Die zwei hiesigen Herren stellten nach guter deutscher Art ihren Mann und machten von ihren Fäusten so ausgiebigen Gebrauch, daß die Engländer bald das Feld räumten. Für die „Kriegslasten", die durch Zertrümmerung von „Kriegsmaterial" entstanden sind, werden sie noch aufzukommen haben. — In dem gestrigen Artikel, der sich mit den Währheits- «ivrigen Behauptungen der Freisinnigen Zeitung in Bezug auf Vie Lehrerschaft beschäftigt, ist irrthümlich von der Sächsischen Lehrerzeituug die Rede, die den bewußten Artikel den Freisinnigen Blättern nachgedruckt haben sollte. Nicht die Sächsische Lehrerzeltung, sondern die Leipziger Lehrerzeltung war gemeint. — Bei der heute stattgefundenen Ziehung der König!, sächsischen Lanvcslotterie wurden (ohne Gewähr) folgende Gewinne gezogen: 15000 Mark auf Nr. 92275; 5000 Marl auf Nr. 1'6766, 33663, 75074, 84960. - S BranV, 25. Novbr. Der hiesige landwirthschaftliche Verein hielt gestern Abend im Gasthof zum Kronprinzen seine erste Versammlung in diesem Winterhalbjahr ab. Nach Be grüßung der Erschienenen gedachte der Vorsitzende, Herr Noth- vorwerksbesitzer Schmuhl, der verstorbenen Mitglieder, des lang jährigen Vereinskassirers Kreller in Erbisdors und Gutsbesitzer Göpfert in Berthelsdorf. Herr Schmuhl betonte bei Erledigung der Eingänge, daß der landw. Kreisverein im Bedarfsfälle un entgeltlich Serum gegen den Rothlauf abgebe, und wies auf die in Kürz« in Freiberg stattfindende Flachsausstellung hin. Weiter wurde ein Schreiben deS Proviantamtes Freiberg wegen An kaufs von 4000 leg Roggen bekannt gegeben. Herr Amtsrichter Siebdrat hielt einen Vortrag über „das neue bürgerliche Gesetz buch und die Landwirthschaft". In etwa einstündiger Rede er läuterte der Herr Referent die Bestimmungen des Gesetzes über den Kauf und Pacht von Grundstücken, über Wildschäden, Grund- stückSdienstbarkeiten, Hypotheken, über das Erbrecht u. s. w. Mit dem Wunsche, daß das neue bürgerliche Gesetzbuch der deutschen Landwirthschaft wie dem gesummten deutschen Volke zum Segen gereichen möge, schloß der Redner. Herr Schmuhl dankte Herrn Amtsrichter Siebdrat sür den Vortrag und die Versammlung drückte ihren Dank durch Erheben von den Plätzen auS. Herr Amtsrichter Siebdrat beantwortete hierauf ver schiedene an ihn gerichtete Fragen, betreffend das neue Gesetzbuch. Herr Schmieder-Berthelsdorf trug zum Schluß ein Gedicht vor. BranV, 25. November. Der Gesangverein „SängerkreiS" wird Sonntag, den 3. Dezember, im Saale zum „Kronprinzen" unter der Leitung deS Herrn Oberlehrer Kantor Hartmann ein Konzert zum Besten der Unterstützungskasse des hiesigen Frauen- vereinS veranstalten. Das reichhaltige Programm enthält ge diegene Chöre (Männer- und gemischten Chor), sowie Quartette und Soli. Unter Anderem kommen zur Aufführung die in neuerer Zeit unter großem Beifall anfgeführten 6 altnicder- ländischen Volkslieder für Männerchor, Tenor» und Baritonsolo mit Pianosorte von Kremser und verbindender Dichtung von Bieber, ferner sür gemischten Chor die „Maienwonne", sechs reizende Frühlingsbilder in Tanzform mit Pianosorte von v. Weinzierl, sowie die „Weihnachtsnähe" für Chor, Soli und Pianosorte mit Deklamation von Hering. — Nach dem Konzert findet Tanz statt. * ** Zug, 25. November. Im hiesigen Schnlhause findet am Todtenjonntage nachmittags */°2 Uhr Predigt und heiliges Abendmahl statt. Z ErbisVorf, 25. November. Der Bergarbeiter O. hat gestern Vormittag aus unbekannten Gründen im Erzenglerteich den Tod gesucht und gefunden. Seine Kleider lagen am Ufer. Die Leiche konnte bis jetzt noch nicht gefunden werden. Der Mann wollte sich in nächster Zeit verheirathen. Bei den diesjährigen WahlsähigkeitSprüfungen am Lehrer seminare in Nossen wnrde in den Wissenschaften einem Exami nanden die Hauptzensur I zuerkannt, 3 Examinanden erhielten die Hauptzensur 1l n, 5 die Hauptzeusur II, 7 die Zensur II b und 5 die Zensur Illa; im sittlichen Verhalten erhielten 20 Kandidaten die Zensur I und 1 die Zensur Id. In den Gemeinden Pretzschendorf, Burkersdorf, Frauen stein, Dittersbach, Nassau und Hermsdorf gelangen in den nächsten Tagen die dem Landesvcrein sür innere Mission gehörigen lebens großen transparenten Gemälde der Weihnachtsgeschichte zur Ausstellung. Von den im Jdeen-Wettbewerb für den Neubau der Kunst gewerbeschule in Dresven und des K u n st g e w e r be- m useums eingegangenen 30 Entwürfen erkannte das Preis gericht den ersten Preis (2500 M.) der Arbeit des Regierungs baumeisters Emanuel Heimann in Neubabelsberg zu. Len zweiten Preis (2000 M.) erhielt der Entwurf des Architekten Richard Senf in Düsseldorf-München und den dritten (1500 M.) der des Regierungsbausührers Koch in Bautzen. Sämmtliche Entwürfe werden im Kunstgewerbemuseum ausgestellt. Bei der gestern in Dresden vollzogenen Stadtverord ne t e n - W a h l hat sich folgendes vorläufige Ergebniß her ausgestellt: Gewählt wurden von den Ansässigen: St.-V. Pri vatmann Stein, St.-V. Gürtler-Jnnungsmeister Heimbold, St.-V. Dr. med. Opitz, Sl.-B. Privatmann Schumann, St.-V. Kanzleirath Geyh, Maschinenfabrikant Kunath, St.-V. Privatmann Seeling, St.-V. Kaufmann Hantke, Bürgerschul- lehrer Laube, Drechsler-Jnnungsmeister Sentner, St.-V. Kauf mann Dietz, Buchdruckereibesitzer Glöß, Wachswaarenfnbrilant Krause, St.-V. Handschuhfabrikant Gmeiner. — Don den Un- ansässigen wurden gewählt: St.-V. Rechtsanwalt Dr. jur. Stöckel, St.-V. Professor Thieme, St.-V. Professor Dr. Scheff ler, St.-V. Hofmusikalienhändler Plötner, Dr. med. Graup ner, A.-Pfl- Direktor Butze, St.-V. Justizrath Dr. Rudolph, St.-D. Buchdruckereibesitzer Clausen, Amtsrichter Heßler, A-Pfl. Rechtsanwalt Kohlemann, Kaufmann Ahlhelm, Dro gist Möhring, Architekt Reimer. Der Dresdner Lehrerverein hat an die Stadtverordneten eine Petition um Neuordnung der Gehaltsverhält nisse und eine anderweite Festsetzung der Pflichtstun -- denzahl der Lehrer abgegeben, worin erbeten werden: 1) für ständige Lehrer 1500 Grundgehalt, 600 Wok- nungsgeld und innerhalb 24 Jahren acht Alterszulagen zu ie 300 2) eine dementsprechende Gehaltserhöhung für Lehre ¬ rinnen, 3) für die Hilfslehrer 1500 Grundgehalt und 300 Mark Wohnungsentschädigung, 4) eine Entschädigung von 100 für eine jährliche Fortbildungsschulstunde und nach der Dauer der Dienstzeit eine allmähliche Erhöhung dieses Betra ges um 10 und 20 5) eine Erleichterung durch Verminde ¬ rung der Pflichtstunden im Alter von 40—45 Jahren auf 28, von 45—50 Jahren auf 26, von 50—55 Jahren auf 24 und nach 55 Jahren auf 22 Pflichtstunden pro Woche, und 6) Er wägungen darüber, ob den von auswärts nach Dresden be rufenen Lehrern die anderwärts verbrachte Dienstzeit angerech net werden soll. Zum Besten der vier, der leidenden Kinderwelt gewidmeten Anstalten Dresdens, nämlich des Kind-r-HospitalS (Chemnitzer- straße), des Maria Anna Kinderhospitals (Neustadt), deS Sächs. Krüppelheims (Königin Carola-Stiftung) und des Säugling-Heims soll, wie vor einiger Zeit gemeldet, in der städtischen Ausstellungs halle ein großer WohlthätigkeitS-Bazar veranstaltet werden. Das edle Unternebmen steht unter dem Protektorat der Königin Carola und dem Ehrenvorsitze- der Frau Prinzeß Johann Georg. Zur Abhaltung dieses Wohlthätigkeits-BazarS sind die Tage des 10., 11. und 12. Februars n. I. gewählt worden. Hieran wird sich, dem gleichen Zwecke dienend, am 14. Februar in der Ausstellungshalle ein glänzendes Ballfest schließen, das Ersatz für den seit mehreren Jahren ausgefallenen Subskriptionsball im Alberttheater zu bieten bestimmt ist und dessen Veranstaltung zahlreiche und lebhaft geäußerte Wünsche erfüllen wird. Geheimer Hofrath 0r. Schober in Leipzig ist in Entsprechung eigenen Ansuchens von dem seither innegehabten Posten eines Kaiser!, und Königlichen General-ConsulS und von den damit verbundenen Agenden enthoben worden. Seiner Wahl in die Ständekummer steht nunmehr nichts im Wege. I Gestern früh erschoß sich in seiner Wohnung der Hauptmann v. Lasiert deS 106. Regiments in jLripzig, nach allen vorliegenden Anzeichen unzweifelhaft in einem Anfälle geistiger Umnachtung. Vor dem Friedhöfe in Hohndorf wurde der Bergarbeiter- Karl Plöthner aus Bernsdorf todt aufgefunden. Nach Aussage des Arztes aus Hohndorf soll der Tod durch Erfrieren ein getreten sein. Der beim Postamt« in Waldenburg angestellt gewesene Postassistent Anton Erich Geilhuse (hatte vom Monat Juni bis Mitte Oktober nach und nach zusammen 4000 Mk. unterschlagen und die Bücher gefälscht. DaS Königl. Schwurgericht Zwickau verurtheilte ihn deshalb zu 10 Monaten Gesängniß und drei Jahren Ehrenrechtsverlust. Die Grundsteinlegung der evangelischen Lutherkirche in Dux, welche am Sonntag stattsand, war eine erfreuliche und bedeutungs volle That. Die neue evangelische Gemeinde, welche heute über 500 Seelen zählt, »st eine der ersten, die durch die Uebertritts- bewegung entstanden ist und in den Besitz eine- Gotteshauses gelangt. Kunst, Wissenschaft, Literatur. ** Stadttheater. ES war ein guter Gedanke von der Theaterlcituna, das fein bewegliche, im höchsten Sinne anmuthige Lustspiel deSMoreto y Cavana „Donna Diana" wieder in den Spiclplan aufzunehmen. Auf alle Fälle ist dieses Drama des Kaplans von Toledo geeignet, denBegrisf deSfeineren Lustspiels, des „Kampfes des Kopfes mit dem Herzen" mitten in allem Schwank- und Possengetümmel zu erhalten; eS erweckt in seiner Führung und Steigerung ungetrübte Fröhlichkeit. Die Romantik in dem spanischen Werke ist nur eine äußerliche, der Kern und daS dramatische Hauptmotiv sind von ewig giltigem menschlichen Gehalt und voll echter Wärme. Das Lustspiel wurde m den Hauptrollen gut gegeben. Im Anfang machten sich wiederholt Unsicherheiten bemerkbar, später aber, als man sah, daß auch über fünffüßige Jamben ganz gut hinweg zu kommen «st, festigte sich das allgemeine Spiel zur künstlerischen Darstellung. Frl. Gartner in der Titelrolle schuf eine warm belebte Gestalt, in der das allmähligc Nebergenucht des Temperaments, des inneren Glückverlangens über die geistreiche Eitelkeit sein vorbereitet war und vorzüglich gespielt ward. Herr SchybilSki wußte den Perin sehr wirksam zu gestalten. Herr Steger als Don Cesar verstand dem Doppelspiel seiner Rolle gerecht zu werden. Die Rollen der Floretta und des Don Gaston waren sehr unglücklich be setzt worden. ** Gelegentlich der am Todtensonntag zum Gedächtniß an unsre Entschlafenen stattfindenden geistlichen Mustkauf- fnhrung in ver Petrikirche kommt außer dem berühmten Requiem von Mozart auch eine noch ungedruckte Kantate von I. C. Leonhard, einem bisher hier unbekannten Komponisten, zur Aufführung, welcher der Choral: „Wenn ich einmal soll scheiden" zu Grunde gelegt ist. Die Führung derselben liegt in den einzelnen Instrumenten des Orchesters, während die Singstimmen, an die Choralmelodie sich anschließend und dieselbe umrahmend und durchdringend in ergreifender Weise bald klagend, bald tröstend dem Ganzen eine lief zu Herzen gehende Wirkung ver leihen. — Die Damen und Herren des Soloquartetts, sämmtlich durch ihre künstlerische Thätlgkeit in Dresden und anderwärts hochgeschätzte Kräfte, auch bei unS in Freiberg bereits zum Theil durch ihre vortrefflichen Leistungen bekannt, werden außerdem noch zwei Soloquartette — „Selig sind die Todten" von L. Spohr und „Trost" von U. Seifert — zum Vortrag bringen. ** Rittershans-Konzert. Für das Montag, 27. Nov., Abends 8 Uhr im Saale des Hotel Schwarzes Roß stattfindende Konzert des Tenoristen Alfred RitterShaus giebt sich in den musikalischen Kreisen unserer Stadt das lebhafteste Interesse kund. Da der Besuch voraussichtlich ein sehr zahlreicher sein wird, so können wir nur rathen, sich rechtzeitig Karten in der Cigarren- Handlung von C. G. Modes zu sichern. Wegen anderweitiger Verpflichtungen des Künstlers findet nur dies eine Konzert statt. Berg- und Hüttenwesen. N Fiskalische Erzbergwerke. Dem mit Jahresschluß 1899 in den Ruhestand tretenden Untersteiger E. A. Müller aus Himmelsfürst ist vom König das Allgemeine Ehrenzeichen verliehen und gestern Nachmittag von Herrn Oberdirektvr Fischer auf der Grube in feierlicher Weise überreicht worden. N Zu Sem Grubenbrand auf der Ludwigsglück- grube bei Zabrze wird noch gemeldet: Bei einer Konferenz, die Mittwoch Abend in Zabrze stattfand, wurde der Beschluß gefaßt, die Schächte abdichten und die Grube ersaufen zu lassen, um weitere Lebensgesährdungen zu vermeiden. Die Todten sollen in der Grube bleiben. Der Stillstand deS Betriebes wird etwa neun Monate in Anspruch nehmen. Der Ausfall beträgt täglich tausend Tonnen. Die Verletzungen deS Bergwerksdirektors Mall sollen sehr schwer sein; beide Ohren, sowie die Nase dürsten kaum erhalten bleiben. Das Befinden des Obersteigers Thim giebt zu ernsten Befürchtungen Anlaß. Briefkasten ver Redaktion. Musikkritik betr. Die gewünschte Antwort sollen Sie haben. Ob sie Ihnen gefällt, ist eine andere Frage. Also: Wir werden in Zukunft wahrscheinlich dahin kommen, über musikalische Aufführungen gar nicht mehr zu referiren. Wie die Verhältnisse hier in Freiberg liegen, ist es ein Kinderspiel, mit irgend einer musikalischen Produktion vor ein hohes Publikum zu treten, gegen daS Wagniß, eine Kritik über eine Mufik- aufführung zu schreiben. Die Aufsührenden werden im schlimmste» Falle getadelt oder bespöttelt, der Musikverständige aber, der sei» Fell als Kritiker zu Markte trägt, wird auf jeden Fall gestemigh Spendet er verdientes Lob oder theilt er gerechten Tadel auS bei einer der verschiedenen Richtungen, die in unseren musikalischn Kreisen vertreten sind, wird er zweifellos als Ignorant oder atz beeinflußt hingestellt; lobt er die Einen, erregt er den Zorn der Andern; tadelt er, so zuckt man die Achseln, bezweifelt seim Kapazität oder seine Unbefangenheit. Wir könnten nahezu ein Dutzend Herren nennen, die im Laufe der letzten 10 Inh« unserer Redaktion Musikreferate geliefert haben, aber wir er innern uns an kein Referat, das nicht von irgend einer Seite abfällig kritisirt worden wäre. Was Ihre speziellen Ausstell ungen anlangt, so wollen wir Ihnen nur das Eine entgegnen ohne auf die Sache selbst einzugehen: Wenn Einer die Reduktion durch Uebersendung von Karten zu einer Besprechung einladet, so muß er sich auf eine Kritik gefaßt machen. Kompli- mente können sich die Mitwirkenden von liebenswürdigen Ballmüttern und freundlichen Ballvätern sagen lassen — von der Kritik aber sollen sie die Wahrheit hören. Au hoch von unserer Seite daS Unternehmen der jungen Musik« geschätzt wird, haben wir schon wiederholt unzweideutig ausge sprochen, und gerade deshalb durfte man erwarten, daß eine wohlgemeinte Warnung daS richtige Verständniß finden würde. Auf Seite der Betheiligten setzen wir dies auch »onus. Die Unbetheiligten aber würden das Interesse ihrer Schützlinge besser wahren und deren Leistungen höher einschätzen, wen» ft diesen das Recht, kritisirt zu werden, nicht verkümmern wollten. WaS keine Kritik verträgt, ist eben unter der Kritik! Verschiedenes. * Gl« Drama auf der Alpe. Auf der Alpe Desert, in der Nähe von Tourgnon, trug sich ein erschütterndes Unglück zu. Dort steht ein einsam gelegenes Haus, in dem man den Käse aufbewahrt, der rm Sommer auf der Alpe angefertigt wird. Vor einigen Tagen begab sich der Landwirth Boilln- mont nach der Alpe, um das Haus zu besichtigen. In den pie- montesischen Alpen pflegt man die Thür solcher Vorrathshäuser nicht nur zu verschließen, sondern man verrammelt sie auch noch im Innern durch einen Fallbaum, so daß es unmöglich ist, die Thür einzustoßen. Um die Thür zu öffnen, muß man sie zunächst aufschließen und sich dann gegen die Thür stemmen. Der Fallbaum giebt dann gerade so viel nach, daß man den Arm durch die Spalte stecken und mit Hilfe eines Strickes de» Fallbaum bei Serie zerren kann. Voillermont ließ bei diesem letzteren Handgriffe nicht die nöthige Vorsicht obwalten. Der Fallbaum stürzte wohl zu Boden, aber nicht seitwärts, sondern gerade gegen die Thür, die er unten, in der Nähe des Erdbo dens, mrt großer Gewalt zutlemmte. Der Arm Voillermonis wurde zwischen Thür und Thürpfosten wie in einem Schraub stock sestgehalten. Vier Tage und vier Nächte hindurch arbeitet! der Unglückliche mit der einen freien Hand, mit den Füßen, mit den Zähnen, mit dem Kopfe, um seinen Arm aus der tödtlichen Umklammerung zu befreien. Er entkleidete sich, er verletzte sich den Schädel, er zerfleischte sich die Armmuskeln, er grub mit den Füßen und der freien Hand in den Erdboden, daß die Haut und die Nägel abrissen. Es war Alles vergeblich. Huogkr und Durst, die Kälte der Alpennächte, das Entsetzen über seme verzweifelte Lage, raubten ihm endlich die Besinnung. Als »och vier Tagen seine Familie wegen seines Ausbleibens ängstlich geworden war und zwei Knechte nach der Alpe hinaufschickte, sand man den Unglücklichen sterbend, mit dem Kopfe gegen dil unselige Thür gelehnt. Wenige Minuten nach seiner Befrei ung starb er. * Warum erkältete fich Nansen nicht? Diese Frag! ist gewiß von Vielen gestellt worden, welche von den kühne» Reisen des Polarforschers gelesen haben, von den mannigfachen Strapazen, die seiner Gesundheit nicht geschadet haben. Eine Antwort auf diese Frag^ giebt ein Artikel von Dr. W. Freu denthal in New-Dorl, orr in der Zeitschrift für „diat. und physikalische Therapie" über „das Wesen der sogenannten Er kältungskrankheiten" berichtet. Während die Richtung der Ast dahin geht, die Erkältung als eigentliche Krankheitsursache im mer mehr zurücktreten zu lassen und an ihre Stelle die Inst- zirung des Körpers durch die verschiedensten Arten von Bak terien zu setzen, hält Dr. Freudenthal an der durch die Erfahr ung und die Volksmeinung gestützten Thatsache fest, daß es Krankheiten giebt, die wirklich durch atmosphärische Einflüsse entstehen. Wie kommt nun die „Erkältung" zu Stande? Wenn der Körper, der doch eine verhältnißmäßig hohe Temperatur besitzt, der Kälte ausgesetzt wird, so wird ihm zunächst eine ziem lich beträchtliche Wärmemenge entzogen, kurze Zeit darauf kommt das abaekühlte Blut der Oberfläche in die inneren Or gane und küblt auch diese ab. Sowohl der Wärmeverlust an der Oberfläche als die Abkühlung im Innern wird natürlich um so höher sein, je mehr der Körper vorher erhitzt war. Daher kommt die bekannte Thatsache, daß man sich im erhitzten Zu stand am leichtesten erkälten kann. Weshalb erkältete sich nun Nansen nicht, von dem man erzählt, daß er auf seiner Reist einst in das eiskalte Wasser gesprungen sei, daß seine Woll kleider sich bei Tage in harte Panzer umwandelten, während sie in der Nacht nach stundenlangem Liegen in den Schlaf säcken erwärmt und zu nassen Bandagen umgewandelt wm- ! den? Gerade durch die Strapazen der Reise war die Blut- > cirkulation in seinem Körper beschleunigt worden; so wurden l die plötzlich abgekühlten Oberflächengefäße durch neue warme > Blutquellen immer im Gleichgewicht geyalten. Wenn man die sen stetigen Ausgleich bei allen Menschen herbeiführen könnte, würden Erkältungen nur selten sein. Bei ganz kleinen Kindern l arbeitet dieser Apparat in der exaktesten Weise. Aber die mo- . derne Kleidung, die den ganzen Körper das ganze Leben hin durch den so nothwendigen Einflüssen der Witterung entfernt, , macht uns immer empfindlicher gegen die Unterschiede der Tem peratur. So giebt es nicht wenige Menschen, die sich selbst nn I Sommer, wenn sie nur eine etwas leichtere Kleidung anlqeo,
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