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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 30.11.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-11-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-189911308
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18991130
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18991130
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Freiberger Anzeiger und Tageblatt
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-11
- Tag 1899-11-30
-
Monat
1899-11
-
Jahr
1899
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 30.11.1899
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18SS. Schließlich wurden alle AbtnderungSanträge abgelehnt bis auf den betr. die Sitzgelegenheit, der mit großer Mehrheit Annahme fand. ES bleibt also im Uebrigen bei den KommissionSbeschlüßeu. — Morgen ist der erste SchwerinStag. Politische Umschau. Freiberg, den 29. November. Bei herrlichstem Wetter erfolgte gestern Dienstag in Wolverton die Abreise deS deutschen KaiserpaareS. Zur Verabschiedung^hatten sich am Bahnhofe eingefunden: der Prinz und die Prinzessin von Wales, der Herzog und die Herzogin von York, Herzog von Cambridge, Prinzessin Vittoria von Wales, Prinz und Prinzessin Karl von Dänemark Prinz Heinrich von Preußen tritt seine Rückreise auS Ostasien nicht auf dem altersschwachen Flaggschiff „Deutsch land", sondern auf dem neuen Kreuzer „Fürst Bismarck" an. Die Nachricht, daß Amerika dem deutsch-englischen Samoa- Abkommen Schwierigkeiten mache, scheint in der That nicht so grundlos zu sein, wie man hier an gewißen Stellen glauben machen wollte. Bureau Reuter meldet aus Washington: Die Union lehnte ihre Zustimmung zu dem englisch-deutschen Samoa- Vertrag ab. ES handelt sich jedoch nicht um eine ernste Störung der Verhandlungen, und die Gründe der Ablehnung beziehen sich nur aus geringfügigere Punkte, die mehr die Form als das Wesen deS Arrangements betreffen. Die Union hat ihrerseits auf Veranlassung Englands und Deutschlands einen Vertrags entwurf vorgelegt, welcher, wie gehofft wird, für alle drei Staaten annehmbar ist. Dieser Entwurf liegt jetzt den aus wärtigen Armtern in London und Berlin vor, und in Washington wird zuversichtlich geglaubt, daß er einstimmige Zustimmung aller Betheiligten erhalten werde. Für die deutsche Militärverwaltung ist ein Panzer- Eisenbahnzug mit Gruson'schen leichten Panzerplatten hergestellt worden. Mit dem Zug werden z. Zt. aus der Mili- täreisenbabnstrecke Berlin—Kunersdorf Versuche angestellt. Soldaten ver Eisenbahnbrigade dienen als Besatzung des Zu ges und zur Bedienung eines leichten Geschützes (Maschinen gewehr). Der Wagen, worin sich die mit Gewehren bewaffneten Bedeckungsmannschaften befinden, sieht äußerlich aus wie eine Festungsmauer mit Schießscharten. Nach oben ist der Wagen offen. Die Panzerplatten werden durch eiserne Querträger zu sammengehalten. In einem besonderen Panzerwagen vor der Lokomotive befindet sich das drehbare leichte Geschütz, das nach drei Richtungen hin feuern kann und seine Bedienungsmann schaft. Es heißt, daß der Kaiser nach seiner Rückkehr aus Eng land den Panzerzug besichtigen werde. Ein neues Signalhorn soll bei den preußischen Truppen angeschafft werden und laut kaise>licher Anordnung die all mähliche Einführung desselben bei de« Linientruppen bis spätestens 1. Oktober 1902 beendet sein. Die „Deutsche Tageszeit." schreibt: Wir haben uns schon mehrfach mit der Thatsache beschäftigt, daß die dänischen Vieh exporteure die deutschen Kontrollvorschriften umgehen, indem sie daS Exportvieh vor der Verladung impfen, wodurch die deutsche Kontroüimpfung wirkungslos wird. Einen Beleg hierfür bietet auch die neueste Veröffentlichung deS Kaiserlichen Reichsgesund- heitsamteS. Hiernach wurden im zweiten Vierteljahr 1899 in den deutschen Quarantäneanstalten auf Grund der Jmpfprobe als tuberkelkrank erkannt und den bestehenden deutschen Vorschriften zufolge in daS Exportland zurückgewiesen im ganzen nur 237 Stück dänische Rinder. Dagegen wurden von den bei der Probe nicht reagirenden und demzufolge als angeblich gesund in den deutschen Schlachth.iusverkehr zugelafsenen dänischen Rindern nach der Schlachtung noch 1018 Stück als thatsächlich tuberkel krank festgestellt, die also, wenn die betrügerische Vorimpsung nicht stattgefunden hätte, von den dänischen Exporteuren hätten zurückgenommen werden müßen. — Wir können nur wiederholt fragen: Wie lange noch wird man den dänischen Viehhändlern gestatten, auf Grund solcher betrügerischen Manipulationen den deutschen Fleischmarkt zur Ablagerungsstätte des tuberkelkranken dänischen Schlachtviehs zu machen, dem die anderen Länder ihre Grenzen längst absolut versperrt haben? In dem Prozeße deS Magistrats von Hall» gegen die „Hallesche Zeitung" wegen Beleidigung begangen durch einen Artikel mit der Ueberschrift: „Blamirt vor ganz Deutschland", stand heute zum zweiten Male Termin vor der Strafkammer an. In dem Artikel war die Verfügung gemißbilligt worden, durch welche den Studenten gelegentlich ihres Fackelzuges zu Ehren Bismarcks untersagt worden war, eine Rede auf Bismarck zu halten oder ein Kaiserhoch auszubringen. Der damalige ver antwortliche Redakteur der „Halleschen Zeitung" wurde, der „Post" zufolge, zu fünfzig Mark Geldstrafe verurtheilt. Das Kaiserliche Statistische Amt hat einen Antrag, die Volks zählung von 1900 mit einer Arbeitslosenzählung zu verbinden, abschlägig beschieden. „Nachdem soeben erst die Bearbeitung der Berufs- und Gewerbezählung von 1895 vollendet ist" — so heißt es in dem Bescheide — „scheint der Kostenauf wand für eine neue Berufsstatistik schon im nächsten Jahre nicht gerechtfertigt. Auch wird für die Arbeitslosenzählung diesmal nicht die günstige Bedingung wie 1895 vorhanden sein, wo an zwei verschiedenen Terminen diese Aufnahmen gemacht werden konnten. Oesterreich. Im Laufe des Dienstag Vormittag hatte Graf Clary Besprechungen mit Vertretern aller Parteien der Linken, bei welchen er neuerdings erklärte, die Lösung der Sprachenfrage werde nur mit Zustimmung der Deutschen erfolgen. — Weiter meldet die „N. Fr. Pr.", von deutscher Seite würde man Ver handlungen mit den Czechen nicht ablehnen, unter der Bedingung, daß die Czechen die Obstruktion aufgeben und die regelmäßige parlamentarische Thätigkeit nicht stören. In Chlumetz rotteten sich nach einer öffentlichen Ver sammlung am 26. ds. Mts. etwa 600 Personen zusammen, schlugen in der dortigen Wirkwaarenfabrik sowie in den Wohnungen von Israeliten die Fenster ein und verhöhnten die Gendarmen, welche gegen die Ausschreitenden vorgingen. Als dann die Gen darmerie einen Bajonettangriff machte, zerstreute sich die Menge. Ein echt österreichisches Polizei st ückchen leistete sich kürzlich die k. k. Polizeidirektion der steirischen Lan deshauptstadt Graz. Man schreibt den „Leipz. N. N." von dort „Bei einem Tanzfeste des alpinen Vereins „Schöckelfreunde" (nach dem Hörsten Berae der Umgebung von Graz so genannt), welches am 18. d. Mts. in Graz stattfand, sollte sich auch der deutsche Wanderlehrer Sauer, welcher sich fünf Jahre in afri- kanifcher Gefangenschaft befand und genuaGelegenheit hatte, das Leben, die Sitten und Gebräuche der Bewohner West-Af rikas kennen zu lernen, mit mehreren Mohren produziren. Er hotte dieselben von dort nach seiner Befreiung nach Europa tVÜgenooUMa rwd veranstaltete mit ihnen Wandervorträge. Die I m „KaLelkorrespondenz" nachstehende Meldung: . Belmont, 25. November. General Methuen versuchst diese Nacht seinen Vormarsch wieder aufzunehmen, indem er, wie ich bereits meldete, Belmont und den davor südöstlich ge- k. k. Polizeidirektion in Graz hat sich nun, um ihren Ruf als unverfälschtes Beamtenzopfthum ja nicht zu verlieren, veran laßt gesehen, dem Wanderlehrer Sauer die Produktion mit sei nen Mohren auS dem Grunde zu untersagen, weil sie nicht in der Lage wären, ein „Sittenzeugniß" über ihr Leben in West afrika vorzuweisen. Die Mohren waren zwar beim Tanzfeste der „Schöckelfreunde" erschienen, durften sich aber dort nur an staunen laßen, ohne die Erlaubniß zu erhalten, sich zu produ ziren. Einige Leute, die davon erfuhren, meinten, diese Ver fügung der durch ihren beschränkten Standpunkt in der ganzen Monarchie bekannten Grazer Polizeidirektion biete Stoff für Heiterkeit genug, um einen ganzen Abend durch Bemerkungen hierüber auszufüllen. Ker Krieg in Südafrika. Die englischen SiegeSfanfaren sind verstummt und sorgenvoll ist der Blick nach dem Kriegsschauplatz ge wandt. Die „Siege" Lord Methuens erhalten je mehr über sie bekannt wird, eine immer größere Aehnlichkeit mit den berühmten Siegen der General Aule und White. Von der Londoner „Kübelkorrespondenz" wird folgender telegraphischer Bericht über das G e f e ch t bei Belmont herausgegeben: Im Biwak amOranjefluß,24. November, mor gens. Der Vormarsch unseres stolzen Gardekorps und der Marineartillerie ist zu einem unerwartet schnellem Stillstände gekommen. Wir sind als siegende Besiegte in un ser Lager hier am G renz flusse des Oranje freistaates zurückgekehrt, nachdem wir einen Theil unserer besten Offiziere und eine lange Reihe Todter und Ver wundeter auf dem Kampfplatze gelassen haben. Wie viele von unsern Offizieren und Leuten gefallen sind, weiß zur Stunde noch niemand, selbst nicht der kommandirende General, Lord Methuen, der sich damit begnügen mußte, in seiner offiziellen Depesche, wie das überhaupt hier üblich ist, lediglich die ersten, bis zum Abgänge seines Telegrammes eingebrachten Todrcn und Verwundeten aufzuzählen. Diese betrugen, e i n - schließlich der Gefangenen, nahe an 800 Man n, eine Zahl, die sich aber leider noch sehr wesentlich er höhen dürfte. Wir traten den Rückzug unter Regensturm und Hagelwetter an, nachdem wir bereits eine Nacht vorher, bis a^ die Haut durchnäßt, in der bittern Nachtkälte auf offenem Felde gelegen hatten, und so konnte von einer schnellen Bergung der Verwundeten und gar der Todten um so weniger die Rede sein, als uns alle Transportmittel so gut wie gänzlich fehlten. In dem Augenblick, wo ich Ihnen telegraphire, sind auch erst die Grenadiere und die Scotsguards ins Lager gerückt, alle übrigen Truppen aber noch unterwegs, und unsere Kavallerie steht als Nachhut, den Rückzug deckend, bei Devendale, etwa 13 Kilome ter von hier auf dem Wege nach Belmont. — Die Garden haben sich glänzend und mit dem Muthe alter Soldaten geschlagen, aber st rategisch ist das Resultat gleich Null. Das Gefecht am Kaffirs-Kop hat das mit dem Kampfe am Ta lanahügel vor Glencoe gemein, dessen fast lebensgetreue Wieder holung es war, nur mit dem einen Unterschiede, daß Lord Me thuen nicht so unvorsichtig war, wie General Aule, und seine schwache Kavallerie lieber zur Deckung seines Rückzuges ver wandte, als sie den Feind „verfolgen" und sich nachher gefangen nehmen zu lassen. Mißlungen ist unser Vormarsch völlig, in- dcß nur, sofern es wirklich die Absicht des Oberkommandos war, direkt zum Entsätze von Kimberley aufzubrechen. Ich selber glaube nicht, daß Lord Methuen das wirklich beabsichtigte. Da gegen sprach schon, daß wir ohne Train auszogen, unsere Ar tillerie sich mit derjenigen der Buren, die eine ganze Reihe von Positionen von 3000 bis 4000 Fuß Höhe zwischen Belmont und Kimberley halten, vorläufig gar nicht messen kann, da uns selbst das nöthigste brauchbare Zugthiermaterial fehlt und wir so gut wie gar keine Kavallerie haben, mithin gar nicht in der Frankreich. Am Montag sollte im Zuchtpolizei-Berufungs gericht über PicquartS Ehrenbeleidigungsklage gegen den „Jour" verhandelt werden; der Vorsitzende vertagte die Ver handlung aus den 18. Dezember mit ausdrücklichem Hinweis auf die voraussichtliche Amnestie. Labori, der sich vergebens gegen die Verschleppung verwahrte, drückte in kräftigen Worten die Hoffnung aus, daß die Amnestie nicht werde bewilligt werden. Türkei. Die Verhaftungen in Konstantino pel, die zu zahlreichen Verbannungen Verdächtiger führten, haben ihren Abschluß noch nicht gefunden, sondern dauern, zur großen Beunruhigung der türkischen Bevölkerung Konstantino pels, noch an. Sie sind noch keineswegs aufgeklärt. Man ist wohl so ziemlich sicher, daß sie mit der Bewegung der Jungtür ken Zusammenhängen; ob sie aber eine wirkliche Gefahr für den Sultan bilden oder ob sie das Resultat irgend einer Palastin- trigue sind, das läßt sich nicht mit Sicherheit feststellen. Daß eine jungtürkische Bewegung im Gange ist, erscheint freilich un zweifelhaft richtig. Von ihrem Umfang und ihrer Bedeutung ist man aber um so mehr im Unklaren, als, wie erst kürzlich in der Schweiz an dem drastischen Beispiel eines angeblichen Kom plotts zur Ermordung des Sultans festgestellt wurde, die aus wärtigen Agitatoren des Jungtürkenthums zahlreich mit Pelits provoeuteurs und ähnlichen zweifelhaften Elementen durchsetzt sind. Die Befürchtung liegt deshalb nahe, daß ge wissenlose Elemente in der Nähe des Sultans dessen Angst vor der jungtürkischen Bewegung ebenso zu selbstsüchtigen Zwecken mißbrauchen, wie sie jahrelang die angeblichen „Ärmenierver- schwörungen" in Konstantinopel mißbraucht haben. Jedenfalls bedürfen die neuesten Vorgänge in der türkischen Hauptstadt noch sehr der Aufklärung. Die Rußen machen sich die Schwierigkeiten der Engländer in Südafrika in Persien zu Nutze. „Daily Mail" meldet aus Petersburg: Vorige Woche wurde ein Vertrag zwischen Persien und Rußland unterzeichnet, wonach Rußland die Verlängerung deS Bahnbau-Monopols in Persien auf unbestimmte Zeit und jedenfalls nicht unter zehn Jahre erhält. Die Lage Englands in Südafrika trug zur prompten Erledigung der Angelegenheit bei. Persien ist jetzt stark rußenfreundlich, und weitere anti englische Schritte sind möglich. Bereinigte Staaten» Die „World" versichert, man habe in Havanna die Urheber deS angeblichen Attentats gegen das amerikanische Kriegsschiff „Maine" festgenommen. Es sollen Bediente eines kubanischen Beamten sein. Dieselben sollen zur Ausführung ihrer Frevelthat 350 Kilo Schießbaum wolle verwendet haben und demnächst vor ein Gericht gestellt werden. ten wurde, die von ihnen verschieden auf dreihundert bis lieben hundert Mann angegeben ward. Mehr fanden uns gestern L offenbar nicht gegenüber, und so bleibt wohl nur die Ertliik- unZ übrig daß Lord Methuen de «Auftrag hatte möglichst schnell ein energisches Lebensui- chen von sich zu geben und um jeden Preis einen Sieg zu erfechten. Das Terrain zwischen un serem Lager am Oranjeflusse und der Station Belmont be steht aus einer fast flachen Hochebene, die, durchschnittlich etwa 3000 Fuß hoch, nur von dem Kaffirs-Kop und einigen 100 bis 200 Fuß hohen, leichten Hügeln vor demselben durchschnitten w,rd. Die Entfernung vom Lager bis Belmont betragt etwa 30 Kilometer, bis zum Kaffirs-Kop etwa 25 Kilometer - Um diesen fand der Kampf statt und endete damit, daß die Bu ren ihre Vorposten von den drei dem Kop selbst vorgelagerten leichten Hügelketten zurückzogen, als die Garden diese mit gro ßer Todesverachtung und mehr denn zehnfacher Uebermacbt stürmten, und den Angriff des Gegners auf ihrer Hauptpoistion dem Kaffirs-Kop selbst, abwarteten. Lord Methuen aber be gnügte sich mit seinem ersten Erfolge, als sein Versuch die ganze Burenposition zu umgehen, an dem überlegenen Artille- riefeuer des Feindes und der Unmöglichkeit für die Kavallerie scheiterte, die scharf zerrissenen Vorhügel des Kops zu ersteigen — Wir waren schon am Dienstag Morgen, nur mit dem Brot beutel, Gewehr und Patronen versehen, aus dem Lager ausge- rückt und hatten auf dem 3742 Fuß hohen Plateau, bei Mste- puts, unter strömendem Regen und schneidendem Nachtwinde kampirt. Nacktruhe hatten wir nicht, denn die Buren erschienen gleich nach Anbruch der Dunkelheit und unterhielten die ganze Nacht hindurch mit ihren berittenen Plänklern ein intermim- rendes Gewehrfeuer, sodaß unsere wenigen Lanzenreiter, zwei Kompagnien berittene Infanterie und schließlich die vier Ma rinegeschütze ihnen entgegengehen und uns wenigstens vor einem nächtlichen Ueberfalle schützen mußten. Am Mittwoch rückst die Gardebrigade, mit den Geschützen voran, bis Devendale ihre linke Flanke auf Quagas Pan stützend, und mit der rechten bis nach Blaawbowschspan ausholend. Nach einer kurzen Rast brach die Gardebrigade, unser Centrum, wieder auf — es war gegen zwei Uhr morgens am Donnerstag —, marschirte etwa acht Kilometer gegen Kaffirs-Kop vor und machte dann Halt während die Artillerie links gegen Schalk Farm und unser rech ter Flügel diesseits Luipers Kop eine Umgehungsbewegung ausführten. Gegen 4 Uhr befahl Lord Methuen den Garde- Grenadieren und Northumberland-Füsilieren, gegen die erste Hügelwelle lautlos vorzugehen und diese, ohne einen Schutz ab zufeuern, im Sturmschritt zu besetzen. Dort standen die ersten Vorposten der Buren. Das Manöver gelang glänzend. Die Buren waren völlig überrascht und die Garden oben, ehe jene im Dunkel der Nacht den Feind bemerkt hatten. Dann begann von der zweiten Hügelreihe ein starkes Gewehrfeuer, aber die Garden, ihre Offiziere voran, jagten mit wildem Hurrah und aufgepflanztem Bajonett die zweite Terrainwelle hinauf, von der sich die wenig m e h r d e n n 200 b i s 300Mann starken dort liegenden Buren, ihr Centrum öff nend, rechts und links auf die dritte Hügelreihe, etwa 200 Mete: weiter hinauf, langsam zurllckzuziehen begannen, fortwährend ein vernichtendes Feuer auf die wild weiter stürmenden Garden richtend. Inzwischen hatten sie unsere vier Marinegeschütze in der rechten Flanke unter ein scharfes Feuer genommen, während die leichte Infanterie (Uorkshire), unsere Reiterei und die Scots- guards sie von ihrer Hauptstellung abzuschneiden suchten. Gleich zeitig warf Lord Methuen die ganze 9. Brigade der Coldstream- guards und das Nortbampton-Regiment vorwärts, sodatz jetzt unsere ganze Kolonne, nominell 7000 Mann (in Wahrheit nur 5400), im Gefecht stand. Die Buren hatten auf der drän Hügelreihe ein kleines Nachtlager aus einer Anzahl Ochsenkarren, etwa 10 bis 15, gebildet, brachen dieses jetzt, von drei Seiten beschossen, ruhig ab und zogen mit Karren und Ge spannen zum Plateau des Kops hinauf, nur zwei Muni- tionskarren zurücklasfend, um die Kämpfenden mit Patronen neu zu versehen. (Diese wurden später erbeutet.) Der Tag war indessen angebrochen, und als die Buren jetzt erkannten, welcher erdrückenden Uebermacht sie gc- genüberstanden, begannen sie schrittweise auf ihre Hauptposition zurückzugehen. Jetzt befahl General Methuen den allgemänen Sturm. Als die Garden die dritte Hügelwelle erreichten, san den sie diese völlig menschenleer; ringsum war kein Feind mehr zu sehen, aber vom Kaffirs-Kop selbst, welcher sich hier 700 bis 800 Fuß hoch steil von dem vorliegenden Terrain abhebh empfing die stürmenden Garden ein vernichtender Kugelhagel. An ein Nehmen dieser Position ohne starke Artillerie war garnicht zu denken, und nun ließ der General zum Sammeln blasen, dieTruppen gin gen langsam aus Schußweite zuruck, und um 8 Uhr morgens war das Gefecht zu Ende. Wir hatten den Bu ren, dank der umfassenden Flankenbewegung, soviel bisher fest gestellt, 47 meist verwundete Gefangene aogenommen,. hätten dies aber fast mit dem Verlust unserer ganzen Kavallerie bezahlt. — Diese hatte sich zu weit zwi schen die zweite und dritte Lllgelwelle vorgewagt, noch ehe erste re völlig von den Burenposten geräumt war, wurde von diesen umstellt und in ein Kreuzfeuer genommen und wäre zweifellos gefangen in deren Hände gefallen, wären nicht die Garden und zwei Geschütze ihnen rechtzeitig zu Hülfe geeilt. Trotzdem ver loren wir eine Anzahl Mannschaften, angeblich 220. Erbeu tet hatten wir in einemBusche abseits,drei ßig weidende Ponies und zwei Halbleere Munitionskarren. — Was nun wird? Vorläufig sind wir zurückgekehrt, aber es heißt, Lord Methuen wolle um jeden Preis morgen den Vormarsch wieder aufnehmen, lediglich ein kleines Beobachtungskorps am Kaffirs-Kop zurücklassen und mit einer Schwenkung über Schalk-Farm den Theil der SIE umgehen, den die Burengeschütze beherrschen." — Soweit unser Korrespondent, dessen Meldung dreißig Stunden verspätet ein traf. Seine Angaben widersprechen den sensationellen Sieaes- bcrichten der Londoner Blätter; diese aber dementiren sich "bst. Ihre ersten Telegramme sprachen nur von 700 Buren, die dann sofort auf 7000 erhöht wurden. „Daily Telegraph" hat heute nur noch 5000 besiegt, die „Times" begnügt sich bereits nu. 3500, andere sogar mit 2400, während das angreifende briti sche Korps von allen auf 7000 Mann angegeben wird. — Die „Times" konstatirt ausdrücklich, daß die Buren ihren ga.W Train (Transport) glücklich weggebracht hätten und ihr Kriegs- korrespondent sagt wörtlich: „Alles fiel zu Gunsten der Bu ren aus" (Lverytdin^ >vn8 in kavour ot Ide Roers to-cknv), womit die Aufschneidereien der englischen Siegesberichte wohl genügend gekennzeichnet werden. Ueber das Gefecht bei Graspan versendet die Lage waren, selbst den vollständigsten Sieg irgendwie auszu nutzen. Unter diesen Umständen konnte höchstens davon die Rede sein, einem Angriff der Buren auf unser Lager zuvorzu- kcmmen und sie durch einen Vorstoß an weiterem Vordringen zu hindern. Aber selbst das ist unwahrscheinlich, denn unsere Kundschafter ließen keinen Zweifel darüber, daß Belmont selbst und der etwa 8 Kilometer südöstlich davorliegende Kaffirs-Kop,,^ — —-- nur von einer ganz schwachen Vorhut der Freistaatburen gehal- i lagerten KafsirL KM MlülNg. Da der Kampf an dieM den
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