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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 25.11.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-11-25
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-189911252
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18991125
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18991125
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Freiberger Anzeiger und Tageblatt
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-11
- Tag 1899-11-25
-
Monat
1899-11
-
Jahr
1899
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 25.11.1899
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IE enwal wurden nicht erfüllt. Von einem schweren Unfall wurde in Meisten gestern Vor mittag die Familie Kaufmann Bier betroffen. Durch Explo sion von Spiritus beim Mittagessenkochen verbrannte die erst seit sechs Wochen verheirathete junge Frau des einen Firmen- Jnhaber am ganzen Körper schwer. Von Flammen umgeben, eilte die Unglückliche aus der Küche die Treppe herunter nach dem Hausflur, wo mehrere Personen die Flammen erstickten. Die bedauernswerthe Frau mußte narkotisirt werden, um die Kleiderreste entfernen zu können, mit denen die verbrannte Haut sich löste. Ein schwerer Unglücksfall ereignete sich im Eisenwerk Riesa. Der Arbeiter Käseberg aus Röderau hatte eben die Schicht be gonnen und war mit Reinigungsarbeiten im Walzwerk beschäftigt, Wobei ein nicht ab- bezw. festgestellter Maschinentheil niederging und dem bedanernswerthen Mann die Brust zerdrückte, so daß er auf der Stelle todt liegen blieb. Der Stadtrath zu Meißen hat beim Gemeinderath zu Cölln den Antrag auf Vereinigung Cöllns mit Meißen gestellt. Ein seltener Fall ist in der Kirchengemcinde St. Christophori in Hohenstein-Ernstthal zu verzeichnen. Am 18. November 1849 schlossen drei Ehepaare ihren Bund fürs Leben, und diesen drei Ehepaaren war es jetzt vergönnt, die goldene Hochzeit zu feiern. ES sind dies Webermeister Senf und Fälsch und Strumpf fabrikant Claus mit ihren Ehefrauen. In dem etwa drei Stunden von Markneukirchen ent fernten böhmischen Orte Schönbach hat sich am Montag Abend ein Liebesdrama abgespielt. Ein 20 Jabre alter Arbeiter lauerte seiner Geliebten, der 21 Jahre alten Gutsbesitzerstochtec Schreiber, auf, feuerte einen Revolvcrschnß aus sie ab und verletzte sie tödtlich. Das Mädchen starb nach etwa 20 Minuten. Der junge Mann flüchtete, schoß sich aber dann eine Kugel in den Kovf, wodurch er sich schwer, aber anscheinend nicht tödtlich verletzte. Am Sonntag früh wurde in Hirschberg i. V. in dem Bache oberhalb deS Restaurants Felsenkeller der Maurer Joh. Glaser aus Berg todt aufgesunden. ES hat sich herausgcstellt, daß Glaser das Opfer eines Verbrechens geworden ist, für welches bis jetzt kein anderer Grund als freventlicher Uebermuth genannt werden kann. Der in der dortigen Lederfabrik beschäftigte 19 jährige Zimmermann und Taglöhner Wunderlich aus Regnitzlosau soll den Glaser, der am Freitag Abend infolge Trunkenheit bei der Kühnmühle hingefallcn war, aufgehoben und ein Stück geführt, dann ihm aber ohne Weiteres einen Stoß gegeben haben, daß er die Böschung hinabgerollt und ertrunken ist. I v. Loßnitz, 23. November. Am Dienstag Nachmittag kam inne Frau in ihrem Garten zum AuSgleiten und brach daS linke Bein. ». Eeifersdor^ 23. November. Am Donnerstag erlitt die Dicnstmagd Störr dadurch einen Armbruch, daß sie beim ^eruntersteigen von einem beladeneu Wagen ausrutschte und zu AIS Gemeindevorstand für ClauSnitz wurde der Wirth- schaftSbesitzer Herr Bruno OSkar Morgenstern in ClauSnitz in Pflicht genommen. Eine Revision des Wahlrechts für die Stadt Dresden hat der Oberbürgermeister Beutler angeregt und zwar ist ein Wahlrecht nach Berufsständen in Aussicht genommen. Die Wahlberechtigten würden hiernach in vier Abtheilungen gc- tbeilt werden, die sich in nachstehender Weise abgrenzen. 1. Ab- tyeiluna. Es wählen die Selbstständigen in Handel und In dustrie somit die leitenden Beamten a) mit über 2500 oA Ein kommen (3675 Wähler) 12 Ansässige und 12 Unansässige; d) mit einem Einkommen von 2500 und darunter (2582 Wähler) 6 Ansässige und 6 Unansässige. II. Abtheilung. Es wählen die Gewerbs- und Handwerlsgehilfen, das Bureau- und Ladenpersonal, Fabrik- uno sonstige Arbeiter n) mit über 2500 Mark Einkommen (364 Wähler) 3 Ansässige und 3 Unansässi ge, b) mit einem Einkommen von 2500 und darunter (1586 Wähler) 3 Ansässige und 3 Unansässige. 711. Abtheilung. Die Beamten und Lehrer, Militärpersonen und Angehörige der freien Berufsarten wählen a) mit einem Einkommen über 2500 Mark (2658 Wähler) 6 Ansässige und 6 Unansässige, d) mit eitlem Einkommen von 2500 ükk und darunter (2608 Wähler) 6 Ansässige und 6 Unansässige. I V. Abtheilung. Die Rent ner und Pensionäre wählen a) mit einem Einkommen über 2500 (1353 Wähler) 3 Ansässige und 3 Unansässige, d) mit einem Einkommen von 2500 o» und darunter (651 Wähler) 3 Ansässige und 3 Unansässige. In der Begründung dieses Entwurfs wird Folgendes ausgeführt: Seit dem Jahre 1886 hätte man sich bereits wiederholt mit Anträgen zu beschäftigen aebabt, welche eine Ersetzung des gegenwärtigen allgemeinen Listenwahlrechtes bezweckten. Die auf Einführung des Be zirkswahlrechts gerichteten Bestrebungen hätten aber von der Stadtverordnetenversammlung eine so gründliche Zurückwei sung erfahren, daß man wohl kaum wieder auf einen derarti gen Abänderungsvorschlag zurückkommen werde. Man habe fick deshalb erlaubt, ein Wahlrecht nach Berufsständen dem Stadtverordnetenkollegium zur wohlwollenden Erwägung zu empfehlen. Im Allgemeinen müsse man von einem wirklich gu ten Wahlrecht verlangen, daß es das Zustandekommen eines Kunst, Wissenschaft, Literatur. ** DaS Requiem von Mozart. Der freiwillige Kirchenchor zu St. Petri hat in der erst vierjährigen Zeit seines Bestehens durch die Aufführungen der Schöpfung v. Jos. Haydn, des Elias von Mendelssohn und des Messias von Händel Zeichen seines Strebens und Könnens gegeben. Er wird zur Erbau ung der Gemeinde von St. Petri und aller Freunde echter Kirchenmusik am Todtensonntag das Requiem von Mozart zu Gehör bringen. Das Requiem ist das Vermächtniß eines Sterbenden, eine kostbare Perle, in Todesnöthen dem ent fliehenden Geiste abgerungen. Ein wunderbarer Hauch köst lichen Friedens breitet sich über das herrliche Werk aus. Frei von Leidenschaft, ernst und edel, dabei jeden rein äußerlichen Effekt vermeidend, das ist der Charakter des Ganzen. Der erste Satz: Requiem aeteiuum ckoun eis; pp.: Ruhe, ewige Ruhe, gieb ihnen, o Herr pp.; der dem ganzen Werke sein tiefernstes Gepräge verleiht, gehört zu dem Höchsten und Schönsten, was je in Tönen geschaffen worden. Ein kurzes Vorspiel versetzt uns in eine feierlich ernste Stimmung. Es setzen hierauf die Stimmen des Chores mit der Bitte um die ewige Ruhe fugen artig in kurzen Abständen auf den Anfangstönen des Vorspie les ein. Sie vereinigen sich darauf zu dem zweiten Theile der Bitte: „und Licht, unvergängliches, leuchte ihnen." Kaum ist die Bitte verklungen, so beginnen die Streichinstrumente aus einem leicht bewegten Motive ein prächtiges Gewebe zu flech ten, während der Solosopran gleich einer Engelsstimme das Lob des Höchsten singt. Wieder fällt der Chor mit stürmischer Bitte um Erhöruna ein, wobei der Sopran den Gesang der So lostimme wiederholt. Dem „Requiem" — pp. schließt sich un mittelbar das „Kyrie" an, das zu einer großartigen Doppel fuge mit herrlichen, durch harmonische Mittel erzielten Stei gerungen, verarbeitet ist. Diese Fuge, sagt Abt Stadler, macht den Eindruck eines gewaltigen Strudels, ergreift die Seele un widerstehlich und führt sie hinauf bis vor den Thron des Höch sten. Es folgt das „Vies irne, ckies illa" pp.: „Tag des Zor nes, Tag der Schrecken", eine gewaltige, im 13. Jahrhundert von einem Mönche gedichtete, ergreifende Schilderung des jüng sten Tages. Mozart hat das ganze Gedicht in sechs Abschnitte zerlegt, die nach den Anfangsworten: Vies irae, Duda mirum, Res treineuckae, Reeockare, vonkutatis, vaoriinosa, be nannt sind. Bemerkenswerth ist, wie er den verschiedenen Stim mungen des Schreckens, der Angst und Furcht und wiederum der Hoffnung, des Flehens und schmerzlicher Klage ohne An wendung besonderer Orchestereffekte hauptsächlich durch rhyth mische und harmonische Mittel gerecht wurde. Das Vies irae beginnt in kur, abgerissenen Rhythmen. Auf und nieder jagen darauf die Stimmen in höchster Angst von dem wild aufgereg ten Tremolo des Streichorchesters getrieben. Die Bässe erbeben vor Furcht (tzuautus trewor) und reißen die übrigen Stim men zu gleichen Aeußerungen des Entsetzens hin. Da ertönt langsam und feierlich die Posaune, eine Baßstimme antwortet in gleichen Tönen und kündet die Bedeutung des Posaunen schalles, der weithin durch die Gräber widerhallt, als Beginn des Gerichts. In bewegten Tönen werden die wunderbaren Vorgänge der Auferstehung geschildert. Jetzt künden in dem Ksx trewenckki« langsam und feierlich absteigende Gänge die fürchterliche Nähe der königlichen Majestät. Der Satz schließt mit der demüthig von den Frauenstimmen ausgesprochenen, von den Männerstimmen wiederholten Bitte um Errettung (Salva we). ES folgt das „keeoräarv-, in welchem Satze Mozarts Genius zu höchstem Fluge emporsteigt. Hier entfaltet er den ganzen Reichthum seiner kontrapunktischen und harmonischen Mittel. Der nächste Say, daS „Oonkatatto" malt in seinem ersten Theile daS düstre Schicksal der Verdammten. Wie innig, herzergreifend wirkt daS hierauf von den Frauenstimmen in gläubiger Einfalt vorgetragene Voos ms enm densätotis. Ergreifend ist die Demuth, die sich in den jedeSmal um einen Halbton fallenden ModulationSgängen ausdrückt. Weniger den Schrecken und die Verzweiflung, als bittere Reue und Klage bringt daS jetzt folgende I-aorimosa zum Ausdruck. Schwer seufzen die Violinen; Ernst und Ergebenheit spricht auS dem Gesänge. Innig und schwung voll klingt in dem sich anschließenden „Domino Issa 6krists die Anrufung und Begrüßung Christi, des Königs der Ehren; zart und vertrauensvoll darinnen die Bitte um Rettung der Seelen aller Getreuen, die immer inbrünstiger wird und sich im Chor und Orchester wunderbar steigert bis zu dem schreckenvollen Auf schrei: ä» ors lvonis „Erlöse sie aus dem Rachen des Löwen". Hierauf setzt der Tenor mit einem Thema: „Ro adsorbsat oto." ein, in welchem die Herzensangst in rührender Weise Ausdruck findet, daS von allen Stimmen fugenartig beantwortet wird. Hieran schließt sich eine vom Chore unter Begleitung der Posaunen mit gläubiger Inbrunst angestimmte Fuge auf die Worte: „quam olim ^drabav ste." — Fromme Andacht ist die Grundstimmung des nächsten, in schlicht harmonischem Satze gehaltenen Chores: „Rostias et preees tibi, Opfer und Gebet Dir, o Herr — rc." Am Schlüsse dieses Satzes setzt die Fuge quam olim ^drabao wieder ein. Feierlich, in breiten Accorden folgt das Lanctos, dem sich die Worte 0 saua in ex- celsis zu einer kurzen schwungvollen Fuge verarbeitet, anschließen. In dem Deuoäiotn» ist den Solostimmen Gelegenheit gegeben, einzeln und im Vereine den ganzen Schmelz ihres Organes zu entfalten. Ein tiefer seliger Frieden quillt aus diesen sanften Tönen, die i h n verherrlichen, der da kommt im Namen des Herrn. Es folgt der Schlußsatz des „^xnus Doi". Mit einer schmerzerfüllten Anrufung des Lammes, das der Welt Sünde trägt, beginnt es. Wie von einer schweren Last niedergedrückt, schreiten die Jnstru- mentalbässe mühselig einher; tiefes Herzeleid spricht auS der Violinenfigur, während der Chor in langgezogenen Accorden von den Posaunen unterstützt, laut klagend seinen Trauergesang: „^xnus Dsi etc." an hebt. Nach einer kurzen Panse fällt er in eine leise, rührend demüthige Bitte um Ruhe, um die ewige Ruhe für die Todten. Dreimal ertönen die Klagerufe, dreimal folgt jene leise Bitte. Dann versetzt unS ein kurzes Orchestervorspiel wieder in den ersten Satz zurück. Wir hören wieder jene Enqels- stimmen aus die Worte: Dux aetorua laceat cis; der Chor schließt sich an mit gleichem Text und gleicher Melodie. Zum Schluß setzt die große Doppelfuge des Kyrie, diesmal auf die Worte: „Oum suneOs tuk in uotornam", sonst unverändert wieder ein und beschließt das herrliche Werk mit einer Schilderung ewiger Wonne und Seligkeit, die der Erlösten harrt. — Möge es dem Freiwilligen Chore von St. Petri gelingen, auch dieses unver gleichlich schöne Werk in erhebender Weise zu Gehör zu bringen. Kollegiums ermögliche, daS aus Vertretern aller Berufsstände zusammengesetzt ist. Das vorgeschlagene Wahlrecht schaffe diese Möglichkeit, und das sei ein Vorzug, der auch dann noch be stehen bleibe, wenn unter dem neuen Wahlrecht einige Sozial- oemokraten in die Stadtverordnetenversammlung gelangen soll ten. — Das Stadtverordnetenkollegium dürfte übrigens dem nächst in Folge des stetigen Anwachsens der Stadt und der be vorstehenden Einverleibungen eine Vermehrung seiner Mitglie der auf 84 erfahren und hierbei wird auch der neue Entwurf mit zur Berathung gelangen. DaS Schwurgericht Zwickau sprach den Fabrikanten Richter auS Johanngeorgenstadt von der Anklage der Brandstiftung frei. Er war beschuldigt, vorsätzlich in der Nacht zum 4. August daS von ihm billig erworbene und zum Abbruch bestimmte so genannte Bergmagazingebäude in Brand gesetzt zu haben. Das mit 170 000 versicherte Gebäude, sowie große Waarenlager wurden seinerzeit vom Feuer zerstört. DaS Evangelisch-luthensche Landeskonsistorium hat nach Meerane die Anregung zum Bau einer zweiten Kirche daselbst ergehen lassen. Meerane mit den eingepfarrten Orten zählt 26 000 Einwohner, während 10—15 000 Seelen auf ein Kirch spiel gerechnet werden. Vom kgl. Landgericht Zwickau wurde der Schuhmacher Petereit in Crimmitschau mit einer Geldstrafe wegen AuSspielenS von Waaren ohne Erlaubniß belegt. Petereit hatte, um Kunden zu gewinnen, in seinem Schaufenster ein kleines Fischglas halbgefüllt mit schwarzen Schsthknöpfen ausgestellt und demjenigen Preise (eine Salonuhr, Schuhwaaren u. s. w.) mittelst Anschlages ver sprochen, welcher die Zahl der Knöpfe richtig oder auch nur an nähernd bezeichnen kann. Der Streik der Holzarbeiter in der Reberschen Fabrik in WrrDau ist beendet. Die ausständigen Arbeiter sind durch an dere Leute ersetzt worden, die Bedingungen der Streikenden ** Aus dem Bureau des TtadttheaterS. Das gestern bei vollem Hause und mit lebhaftem Beifall zum 6. Male gegebene neue Lustspiel: „Als ich wiederkam" gelangt am Montag letztmalig zur Ausführung. Am nächsten Sonntag finden zwei Vorstellungen statt und zwar gelangt Nachmittags 4 Uhr das wirkungsvolle Schauspiel: „Die Tochter des Herrn Fab ricius" bei kleinen Preisen zum letzten Male zur Darstellung, während Abends 8 Uhr daS 5aktige Schauspiel: Philippine 1Welser oder Ein deutsches Frauenherz von Oskar von Redwitz mit reicher Ausstattung an eleganten Kostümen io Szene geht. ** Aufführung im Gtavttheater zu Gunsten ve- Aonds für Errichtung einer Bismarckfäule. Nächsten Dienstag findet im Stadttheater eine Vorstellung zu Gunsten der Fonds zur Errichtung einer Bismarcksäule statt. Dieselbe wird mit einem von Herrn Direktor Dr. Neumann verfaßten und von ihm gesprochenen Prolog eröffnet. Dem Prolog folgt ein leben des Bild: „Des Volkes Huldigung". Das Bild ist von Herrn Schybilski arrangirt und wird von Studirenden der Berg akademie gestellt. Hieran schließt sich die Ausführung des neuen 4aktigen Lustspieles: „Sein Varzin" von Carl Wald. Die in das Programm ausgenommenen musikalischen Vorträge «erden vom akademischen Orchester auSgeführt. Die Vorstellung findet außer Abonnement statt. Die Inhaber von festen Plätzen seien darauf aufmerksam gemacht, daß die Plätze zu dieser Vorstellung nur bis Montag 1 Uhr reservirt werden. Berg- und Hüttenwesen. X Brand, 21. November. Bei der gestern auf der kgl. Grube Himmelssürst stattgefundenen Wahl der Beisitzer zum BergschtedSgericht auf die Zeit vom 1. Januar 1900 bis mit 31. Dezember 1903 wurden die von der Gruppe Himmelssürst des Vereines „KönigStreue Bergknappen" ausgestellten Kandidaten fast einstimmig gewählt. Es sind folgende Herren: Treibemeister Ernst LouiS Texter in Grbisdorf, Treibemeisier Karl Friedrich Richter, Doppelhäuer Otto Matthes, Oberzimmer ling Reinhold Mildner, Maurer Friedrich Oswald Pistorius, sämmtliche iu Langenau. Verschiedenes. * »v Willy, Du Haft uns sehr gefehlt". Eine heiter, Episode hat sich bei der Ankunft des deutschen Kaisers in Windsor abgespielt: eine Militärkapelle stimmte die bekannte englische Volksweise: „William, wir haben uns lange nach Dirgesehnt" an, und der Kaiser, der die Anspielung ver stand, lachte herzlich und schüttelte dem Kapellmeister die Hand Die erste Strophe dieses englischen Liedes lautet zu deutsch: O Willy, Du hast unS sehr gefehlt. O Willy, bist Du wirklich hier, Daheim so frisch und g'sund? Sie sagten, käm'st nicht mehr zu mir, Sie logen in der Rund': « Denn ich härt' Deinen Schritt am Thor, DaS Herz schlug höher schon, Der Schritt, er kam bekannt mir vor, Vertraut der Stimme Ton. O Willy, bist Du wirklich hier? Willkomm'! Willkomm'! daheim. * Eine interessante Aeutzerung des Burengenerall Joubert aus dem Jahre 1881 wird durch Oberst Robertson bekannt, der seinerzeit an der Spitze der Gordon-Hochländer kämpfte. Oberst Robertson hatte ein längeres freundschaftliches Gespräch mit dem General, in dem er u. A. fragte, warum die Soldaten der Buren es im Kampfe hauptsächlich auf die englische» Offiziere abgesehen hätten. Darauf entgegnete Joubert: „Ihr Offiziere seid alle reich und völlig unabhängig von Eurem Beruf, aber Eure Soldaten sind arme Leute, die aus Befehl kämpfen müssen, um sich ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Mit ihnen haben wir keinen Zwist, und soweit es uns möglich ist, wollen wir auch keinen von ihnen tödten." * Die WechfelNage gegen Vie Prinzessin von Coburg. DaS Wiener Handelsgericht verhandelte am Mittwoch, wie schon drahtlich mitgetheilt, über die Wechselklage des Pariser Juweliers Hartog, dem die gegenwärtig in Lindenhof bei Dres den befindliche Prinzessin Louise von Coburg im Januar und März 1898 zwei Wechsel im Betrage von 192 000 und 201000 Francs mit ihrer vollen Unterschrift ausstellte, und zwar sm den Schmuck, den sie in der Nizzaer Filiale des Juweliers aus wählte und sich liefern ließ. Im ersten Fall war Oberleutiml Mattacich Keglevich der Bote, welcher um eine halbe Million den Schmuck zur Auswahl ins Hotel bestellte. Im zweiten Fall war es der Sekretär der Prinzessin, Osegovich, der angab, derselbe Schmuck sei schleunigst nach Dresden zu senden, da er für die Prinzessin Dorothea, die Braut des Herzogs Günther, bestimmt sei. Im ersten Fall wurde der Schmuck drei Tage später bei Mr. Lee in London versetzt, wo er verfallenem zweiten Fall wurden die Juwelen Tags darauf bei der Wien« Verkehrsbank verpfändet. Der Prozeß hat sich verzögert, weil Juwelier Hartog zuerst einen Ausgleich anstrebte, der ihm aber vom Gatten der Fürstin verweigert wurde, dann wurde Hartog beim Hofmarschallamte klagbar, das sich jedoch als in Wechsel klagen inkompetent erklärte. Hierauf klagte Hartog beim Wie ner Handelsgericht, wo der Vertreter der Prinzessin dieselbe als nicht wechselfähig erklärte. Seitdem hat jedoch das Oberlaa desgericht die Prinzessin für wechselfähig erklärt und Zahlungs aufforderung angcordnet. Gegen diese Forderung richtet sich nun der gestrige Prozeß. Advokat Felstmantel, Vertreter der Prinzessin, behauptet, die Prinzessin sei zur Zeit der Ausstell ung der Wechsel nicht mehr geistig normal gewesen,, die Unter schriften seien nicht echt, uni die Prinzessin sei keine Person, die ein Handelsgeschäft betreibe, sie sei also nicht wechselfähig. Der Vertreter des Juweliers Hartog erbringt den Beweis, daß der Schmuck thatsächlich geliefert wurde, daß er im ersten Fall bei Mr. Lee, im zweiten bei der Verkehrsbank versetzt worden sei. Er verlangt die Vorladung des Prinzen Philipp von Co burg, dann des eine siebenjährige Haft abbüßenden Oberleut nants Mattacich, des Sekretärs und der Kammerfrau der Prin zessin, weil die drei Letzteren der Unterzeichnung der Wechsel beiwohnten. , . * Eine Verhaftung VeS Herrn von Povbielski war, wie erst jetzt bekannt wird, auf der Rückreise des Staatssekre- tärS des Reichspostamts von Stuttgart von einem besonder- eifrigen Heidelberger Polizeibeamten in Aussicht genommen worden; nur wenrg fehlte, und der „Generaloberst der Mar ten" hätte den Weg zur Polizeiwache zwecks Feststellung sem« Persönlichkeit antreten müssen. Und das kam so: Als der Staatssekretär in einem D-Zug an dem Sitz der Ruperto-Ca- rolina ankam und sich mit dem ihn begleitenden Beamten an einer Flasche Champagner gütlich that, erregte diese „Ueppig- keit" bei einem am Bahnhof stationirten Schutzmann schlimmen Verdacht. In Frankfurt war ein Defraudant nach Unterschla gung von 32 000 Mark flüchtig geworden. Der Gute entdeckte wobt in seinem Uebereifer eine Äehnlichkeit zwischen dem frem den Herrn, der sich den Champagner so gut schmecken ließ, uno dem Defraudanten, eilte auf den Wagen zu und fragte naw dem Namen des Fremden. Als der hierüber höchlichst erstaunt Herr Staatssekretär sich weigerte, seinen Namen zu nenne» wuchs der Verdacht des schlauen Dieners der heiligen Herma» dad, der nun seiner Sache sicher zu sein glaubte. Der peinliche»
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