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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 25.11.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-11-25
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-189911252
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18991125
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18991125
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Freiberger Anzeiger und Tageblatt
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-11
- Tag 1899-11-25
-
Monat
1899-11
-
Jahr
1899
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 25.11.1899
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18SS Politische Umschau. Freiberg, den 24. November. Bom Aufenthalt des deutschen KaiserpaareL und der kaiser lichen Prinzen in Schloß Windsor wird vom Donnerstag ge meldet: Kaiser Wilhelm, der Prinz von Wales, Prinz Christian zu SchleSwig-Holstein, der Herzog von Connaught und der Ober hofmarschall Graf zu Eulenburg fuhren Vormittags auf die Jagd. Die Kaiserin unternahm eine Spazierfahrt. Die beiden kaiser lichen Prinzen fuhren mit ihrem Gouverneur, dem Flügeladjutanten Grafen v. Platen-Hallermund nach London, um dort die Sehens würdigkeiten in Augenschein zu nehmen. Unter anderem besich tigten die Prinzen die Parlamentsgebäude. Vorgestern Nach mittag besuchten die Prinzen das Eton-College und wohnten einem Fußballspiel bei. — Die Abreise deS Kaisers uach Sand ringham erfolgt am Sonnabend Nachmittag. Dem „goldenen Buche deS deutsche« Volks an der Jahrhundertwende" entnehmen wir noch folgende Einzeichnungen: Der Reichskanzler Für st zu Hohen lohe trug folgenden Spruch ein: „k'ortitvr io rv, saavitsr in moäo." Staatsminister Graf von Bülow schrieb: „Letztes Ziel der Politik ist, den einzelnen dahin zu bringen, daß er seinen Egoismus mit Bewußtsein unter die sur die Allgemeinheit als nützlich erkannten Zwecke beugt." Der Präsident des Reichstags, Graf Balle st rem, zeichnete seinen Namen mit folgenden Worten ein: „Thue recht und scheue Niemand; aber wirklich „Niemand", weder nach oben »och nach unten." Graf zu Limburg-Stirum schreibt: „Trotz deS Parlamentaris mus glaube ich an eine großartige Entwicklung des deutschen Reiches, weil in seinen bedeutendsten Staaten ein starkes König- thumregiert." Clemens Graf Klinckowström-Korklack schrekbt: „Aeußere Politik — nur deutsch! Wirthschaftspolitik — gesunder Egoismus! Sozialpolitik — christliche Liebe! Gegen sozialdemokratische Führer und Verführer — Gewalt! Nur dann wird daS kommende Jahrhundert bewahren und mehren, waS das scheidende an politischer Einsicht und Macht, Kultur, Kunst, Wissenschaft und nationaler Arbeit geschaffen." Endlich Graf v. Mirbach-Sorquitten, Mitglied deS Herrenhauses, schreibt: „DaS allgemeine, geheime und gleiche Wahlrecht ist der Nährboden der Sozialdemokratie. Fast alle Erscheinungen in unserm politischen Leben, die wir heute beklagen, lassen sich aus daS Reichstagswahlrecht zurücksühren. Alle staatserhaltenden Parteien bis zu den Lmksliberalen werden durch dasselbe gefährdet. Die gemäßigten Elemente werden überall durch radikalere ver drängt. Wer am meisten verspricht, und fei eS noch so unerfüll bar, bleibt überall da der Sieger, wo den gemäßigten Elementen nicht ganz besonders starke Autoritäten zur Seite stehen." Der Vorsitzende deS Bunde- der Landwirthe Frhr. v. Wangen heim schreibt: „Der werkthätige Mittelstand ist des deutschen Volkes Jungbrunnen. Ihn gesund und stark erhalten, heißt Deutschland unüberwindlich machen." Der „Reich-anzeiger" schreibt: Amtlichen Mittheilungen nach ist sür die Dauer des gegenwärtigen Kriegszustandes den britischen Unterthanen nach englischem Rechte jeder Handel und Verkehr mit der südafrikanischen Republik und dem Oranjefreistaat, sowie mit Angehörigen dieser Staaten in deren Gebieten verboten. Auf Grund dieses Verbotes werden von britischen Behörden und KriegSsahrzeugen alle auf englischen Schiffen verladenen, sür die südafrikanische Republik und den Oranjefreistaat bestimmten Waaren vorläufig festgehalten, auch wenn sie nicht als Kriegs- kontrebande anzusehen sind. Die Maßregel erstreckt sich auch auf Güter, die nach den nicht britischen, aber dem Kriegsschauplätze benachbarien Häfen bestimmt sind. Die betheiligten deutschen Handelskreise werden zu erwägen haben, ob es nicht ihren In teressen entspricht, während deS jetzigen Krieges die Benutzung britischer Schiffe zur Beförderung von Waaren nach Südafrika zu vermeiden. Im Jahre 1898 sind im Deutschen Reiche zur Heeres- ergänzung von 1,638,222 gestellungspflichtigen Personen 221,674 ausgehoben, und zivar für das Landheer 211,349 zum Dienst mit und 4574 zum Dienst ohne Waffe, ferner 5749 zum Dienst in der Marine. Von den Ausgehobenen standen an nähernd die Hälfte im 20. und je 50,000 bis 60,000 im 21. und 22. Lebensjahr. Ferner sind vor Beginn des militärpflich tigen Alters 21,503 Mann in das Heer und 1430 in die Mari ne freiwillig eingetreten. Die größte Zahl der Rekruten stellt Westfalen, das nur wenig mehr als ein Zwanzigstel der männ lichen Bevölkerung des Reiches umfaßt, aber mehr als ein Zehntel aller Rekruten stellt; seinen Grund hat dieses auffallen de Verhältnis nicht — in der größeren Tauglichkeit der west, fälischcn Bevölkerung, sondern in der eigenartigen Altersver- theilung, die in den großen Jndustriebezirken herrscht. Die Zahl der im militärpflichtigen Alter stehenden Personen ist in jenen Bezirken in Folge der Binnenwanderung unverhältniß- mäßig groß und demgemäß auch die Zahl der ausgehobenen Rekruten. Die deutlichste Illustration liefert ein Vergleich von Westfalen mit Ostpreußen. Die männliche Bevölkerung belief sich im Jahre 1895 in Westfalen auf 1,381,000, in Ostpreußen auf 965,000 Köpfe; ausgehoben wurden im Jahre 1898 in Westfalen 24,670, in Ostpreußen aber nur 8210 Mann, also nur der dritte Theil der Rekruten, bei einer nur um etwa ein Drittel geringeren Bevölkerung; gleichwohl kam ein Ausgehobe ner in Westfalen erst auf etwa 6,4, in Ostpreußen aber aus 6,2 Gestellungspflichtige, und von 100 endailtig Abgefertigten wa ren im Borjahre in Westfalen 56, in Ostpreußen aber 72 taug lich. Der Einfluß der Binnenwanderung macht sich beim Hee resergänzungsgeschäft auch sonst deutlich fühlbar; so war bei spielsweise fast eine halbe Million der in den Listen der einzel nen Aushebungsbezirke geführten Personen anderwärts ge stellungspflichtig geworden bezw. in dem betreffenden Bezirk nicht zu ermitteln. Eine unverhältnißmäßig große Zahl von Untauglichen weisen namentlich Brandenburg-Berlin, König reich Sachsen und Schlesien auf, während die Distrikte mit über wiegender Landbevölkerung, wie Ost- und Westpreußen, Pom mern, Posen, sowie Hessen-Nassau, Württemberg, Baden und Elsaß-Lothringen, sich durch eine relativ gerinne Zahl von Un tauglichen auszeichnen. Wegen unerlaubter Auswanderung wurden 30,000 militärdienstpflichtige Personen verurtheilt und gegen 14,000 weitere schweben noch Untersuchungen. Amerikanische Blätter melden, daß zwischen Washington und Berlin noch einige Streitpunkte betreffs des Samoäab- kommens zu erledigen seien. Die amerikanische Regierung habe bei dem Abschluß der Verhandlungen nicht daran gedacht, Daß Deutschland die ganze Samoa-Gruppe mit Ausnahme der Insel Tutuila zufallen würde und verlange daher nun noch ein paar kleinere Inseln. Die „Post" weist dem gegenüber darauf hin, daß die territorialen Abmachungen in dem <Lamoa-Abkom- men so bestimmt umschrieben sind, daß es ihretwegen wohl kaum noch zu einer Meinungsverschiedenheit zwischen den betheiligten Negierungen kommen dürfte. Oesterreich. Die Jungczechen haben die Obstruktion beschloßen und dieselbe sofort gestern im Abgeordnetenhaus« mit einem Dringlichkeitsantrag über Feststellung der Nationalität bei der Volkszählung begonnen. An der Obstruktion betheiligt sich sonst keine andere Partei. Bekanntlich sind in Italien die Forstabholzungen von ge wissenlosen Waldbesitzern in ausgedehntem Maßstabe betrieben worden. Um nun den Sinn für den Werth einer zielbewußten Waldkultur in der Bevölkerung zu wecken, hat der italienische Unternchtsminister Baccelli ein diesbezügliches Natwnalsest, daS „Fest .der Bäume", eingeführt, das am Dienstag unter Be theiligung der Königin gefeiert wurde. DaS Fest fand auf der Via Latina in der Nähe des Haines der Egeria statt. Während 5000 Schulkinder eine Hymne an den Wald sangen, wurden 500 Bäume gepflanzt. Bei der Rückkehr vom Festplatz wurde der Königin ein zweijähriges Mädchen mitsammt einer Bittschrift von einem ärmlich gekleideten Ehepaar in deu Wagen geworfen. Die Königin schrie erschreckt auf und die Menge, im Glauben an ein Attentat, sammelte sich um den Wagen, der anhielt. Die Kronprinzessin reichte das Kind aus dem Wagen, nachdem sie die Bittschrift angenommen hatte. Das Ehepaar wurde von Karabinieris verhaftet. Die Menge bereitete der Königin stürmische Ovationen. Frankreich. Esterhazy schrieb Clemenceau einen als ver traulich bezeichneten Brief, worin er ihm onbot, ihm alles, waS er an Geheimnissen und Beweisen besitze, mitzutheilen, um sich an den Elenden zu rächen, die ihn verlassen hätten. Clömenceau veröffentlicht den Brief, erklärt, er wolle einen Esterhazy nicht zum Mitarbeiter am Werke der Gerechtigkeit haben, schließt aber auS diesem Zwischenfalle, daß die Amnestie nichts beenden würde. Ruhland. DaS vom „Daily Telegr." verbreitere Gerücht, daß der russische Finauzminister Witte verhaftet worden sei, wird dementirt. Ein Cirkusdirektor Witte wurde verhaftet. Sudan. Oberst Wingate hat mit ägyptischen Truppen die Derwische unter Ahmed Fedil, welche 2500 Mann stark waren, bei Abu Adil angegriffen und zersprengt. 400 Derwische sind gefallen. Die Wahlen in den Vereinigten Staate« haben für Mac Kinley in Ohio sowie in den meisten anderen Staaten, vor Allem in Iowa und Massachusets durch riesige Siege der republikanischen Kandidaten ein glänzendes Vertrauensvotum ergeben. Diese Wahlen bedeuten eine Zustimmung zu der Eroberungspolitik Amerikas. Mac Kinley ist nach den Ergebnissen dieser Wahlen seiner Wiederwahl von 1900 so gut wie sicher. Vom Dresdner Konsulat der Republik Guatemala erhalten wir nachstehende Mittheilung, daß laut Kabeltelegramm es Guatemala gelungen ist, behufs Sanirung seiner Finanzen eine Anleihe im Betrage von 15 Millionen Dollars aufzunehmen. Gleichzeitig hat die Regierung die Ausfuhrzölle auf verschiedene Produkte, in erster Linie auf Bananen und Kaffee, erhöht, während die Einfuhrzölle vom 1. Januar n. I. biS 30. Juni n. I. auf die Hälfte ermäßigt worden sind. Colonialpolitisches. Der „ReichSanz." veröffentlicht das Statut derHandelS- Gesellschast Nordwest-Kamerun, auf Grund dessen derselben durch Beschluß des BundeSrathS die Rechte einer juristischen Person verliehen worden sind, und eine Verein barung zwischen der Kolonial-Abtheilung des Auswärtigen Anites und dieser Gesellschaft betr. die Konzession für letztere. Die Gesellschaft bezweckt die Erwerbung von Grundbesitz, Eigenthum und Rechten jeder Art in Nordwest-Kamerun, sowie wirthschaft- liche Erschließung und Verwerthung der gemachten Erwerbungen, einschließlich aller afrikanischen Produkte. Das Grundkapital der Gesellschaft beträgt 4 Mill. Mk. und kann bis auf 10 Mill, er höht werden. Aus dem Jahresreingcwinn sind vorweg an den LandessiskuS von Kamerun sür öffentliche Zivecke 5 Prozent zu zahlen. Von dem nach Dotirung des Reservefonds und Ver- theilung von 4 Prozent auf die eingezablten Beträge ver bleibenden Gewinn erhält der Landessiskus von Kamerun 10 Prozent. Außerdem sind an diesen noch weitere Beträge vom Gewinn abzuführen. Der Gouverneur von Kamerun wird er mächtigt, auf die Dauer von 20 Jahren alle Ankäufe der Ge sellschaft in dem ihr überwiesenen Gebiet vor jedem Anderen zu genehmigen. Die Gesellschaft ist verpflichtet, die sür öffentliche Zwecke nöthigen Flächen an den Landessiskus unentgeltlich ab zutreten, sie ist ferner verpflichtet, jahuich wenigstens 100000Mk., in den 10 Jahren aber 3 Mill. Mk. auf das Vertragsgebiet zu Geschäftszwecken thatsächlich zu verwenden und 100000 Mk. Beihilfe zur Tschadsee-Expedition zu leisten. Die „Berliner Reuest. Nachr." bemerken, die Erschließung Nordwest-KamerunS würde, falls sich nicht eine kapitalkräftige deutsche Gesellschaft dazu bereit gefunden, den Engländern in die Hände gefalle» sein, die es mit der Innehaltung der Grenze der Interessensphäre im Innern ohnehin nicht sehr genan nähmen. Der Krieg in Südafrika. Aus London schreibt die „Kabelkorrespondenz" vom 22. November: Die Buren setzen in Natal wie in der Kaplolonie ihre Ope rationen gegen den vom Süden sich zum Vormarsch vorberei tenden Feind fort. Joubert ließ, selbst nach englischen Quellen, um Ladysmith eine „zur Aufrechterhaltung der Ein schließung und Belagerung der Stadt genügende Truppenmacht zurück.". (Nur Dalziel läßt die Buren sich auf den Abzug von Ladysmith und das Aufgeben der Belagerung vorbereiten.) Am 18. d. M. hatte Joubert die Brücke über den Mooifluß zu befestigen begonnen und die, die Landstraße nach Maritzburg beherrschenden Höhen mit schwerer Artillerie besetzt, d. h. also logifcherweise sich^um Herrn der Bahnlinie von Castcourt — Maritzburg gerade so gemacht, wie das s. Zi. Kock bei Eelandslaagte mit der Bahnlinie Dundee—Lady smith gethan hatte, nur daß letzterer höchstens 1000 Mann und zwei Kanonen besaß und ihm die Zeit zur Befestigung seiner Position bei Eelandslaagte fehlte, während Joubert nach den letzten englischen Berichten über 10 000 Mann, fünf schwere Geschütze und 24 Siebenpfünder und Maximkanonen verfügt. Selbst die stes siegende „Central News" erklärt heute: „Die von Joubert bei Ladysmith zurückgelassenen Kommandos genügen, um General White vom Durchbruche abzuhalten. Die Moritz burger Korrespondenten kündigen für heute eine „große Schlacht" zwischen Weston und Howick an, was wiederum be stätigt, daß Joubert Eastcourt läng st hinter sich gelassen hat und bereits vor Maritzburg steht. Nur die Draht- und Bahnverbindung scheinen am 18. d. Mts. noch nicht abgeschnitten gewesen zu sein. Auch die Lhatsache, daß er bis dahin die Bahnlinie zwischen Weston und Eastcourt nicht zu zerstören für nöthig gehalten, um die in East court stehenden enal. Truppen abzuschneiden, zeigt, wie sicher er sich als Herrn der Lage fühlt. Optimistisch oder gar vertrauens selig aber hat sich gerade Joubert bisher nicht erwiesen. Nach offiziöser Quelle verfügen die Engländer heute in Natal Lberfolgende Truppen (die Ziffern sind offenbar übertrieben): Ladysmith 10 000 Mann unter General White, Eastcourt 2500 Mann unter General Hildyard, Pieter maritzburg und Durban 5000 Mann unter General Clery, auf hoher See 4500 Mann, die mit den vorstehenden 5000 Mann das eigentliche Entsatzcorps bilden sollen, mit welchem General Clery White zu befreien hätte. Selbst nach Landung der letzt genannten 4500 Mann würde also General Clery, wenn er in Durban auch nur 500, in Pietermaritzburg 1000 Mann zurück- ließe, nur 8000 Mann den 10 OM Buren Jouberts in ihren be festigten Positionen entgegenstellen können und dabei noch seine beiden Flanken von den Kommandos Viljones, Lucas Meyers und Erasmus bedroht sehen, während seine Operationsbasiz Durban dem angeblich 6M0 Mann starken Kommando Schall Burgers fast vertheidigungslos preisgegeben wäre. Wie unter solchen Umstanden ein Entsatz vonLa- dysmithdurchdieseTruppenauchnurerhofft werden kann, ist schwer abzusehen. Im Norden der Kaplolonie liegen die Dinge, so weit Ziffern in Frage kommen, für die Engländer günstig«. General Methuen soll in den beiden Feldlagern bei de Aar und an der Oranjefluß-Station nominell 15 OM Mann haben (vor läufig hat er noch nicht 5000) und mit ihnen Kimberley ent setzen, wo unter Oberst Kekewich weitere 2000 Mann bekannt lich tingeschloffen sind. Aber ihnen hätten die Buren dort nur 5 bis höchstens 6000 Mann entgegen zu stellen, sofern sie nicht die etwa 1500 Mann, welche Maseking belagern, und das fast gleich starke Kommando von Zoutpansberg vom Limpopo zur Verstärkung heranziehen. Zwischen Colesberg, Alival North, Nauuwpoort und Molteno dagegen verfügen die Buren nach den verschiedensten Quellen über 5- vis 11000 Mann, deren Haupt- corps Lord Methuen und seine Garden südlich de Aar von ihrer Operationsbasis Kapstadt abschneiden und in de Aar festhalten tollen. Aber ihre rechte Flanke wird bei Molteno und Stom- berg von General Gatacze bedroht, der heute allerdings erst 15M bis 2000 Mann in Eastlondon ausgeschifft hat, aber sehr bald Verstärkungen erhalten und dann 5000 Mann von Queenstown gen Norden führen soll. Mit den 1500 Englän dern in Mafenng und ebenso vielen in Rhodesia mag das eng lische rseits ein Total von 47 500 Mann ohne die noch schwimmenden Truppen abgeben. Wenn die Buren, wie anzunehmen, fortfahren, in der bis herigen Weise zu operiren und sich gar jetzt auf die Defensive beschränken, so dürsten den Engländern noch bittere Erfahruugm bevorstehen. Obwohl die strategische Lage der Republikaner gerade südlich vom Oranjeflusse am wenigsten günstig erscheint, betrachten die dortigen Afrikander-Unterthanen der Königin diese Lage offenbar als noch viel sicherer denn die der Engländer. Ueberall, wo BurenkommandoS erscheinen, erhebtsich — und zwar selbst uach englischen Angaben — die Be völkerung; die holländischen Farmer treten in die Kommandos und die übrige Bevölkerung dient den Buren als Führer und Kundschafter. Zwei Abgeordnete des Kap-ParlamentS, Herr Jgnacius van der Walt und der Abgeordnete Gober proklamieren feierlich die Bezirke von ColeSberg und Naauwpoort als unter dem Schutze deS Oranjefreistaates stehend, nachdem die Engländer sich als unfähig erwiesen hätten, die Kapkoloyie zu schützen, und schloffen sich selbst den Burentruppen an. In Burghersdorp ergriffen sämmtliche Studenten des dortigen theologischen Seminars die Waffen und schloffen sich den Buren an, während auS allen Städten deS Nordens den Kommandos reiche Proviant, vorräthe zur Verfügung gestellt werden. Zu dieser moralischen und materiellen Unterstützung seitens der Bevölkerung tritt die Thatsache, daß die Buren, dank ihrer Kampfesart, nur ganz geringe Verluste erleiden. Eine soeben ausgegebene offizielle Verlustliste, die im „Freistaat Expreß" erscheint (dem offiziellen, in Bloemsontain herausgegebenen Blatte des Oranjestaats) werden die bisherigen Verluste wie folgt angegeben: Bor Maseking: am 1b. Oktober 2 Tobte; am 23 Oktober 8 kod», 22 Verwundete, während die Engländer 8 Karren voll Verwunde»! und Todter sorlbrachten und die Buren allein SO Eng ämer begraben. Glencoe: 31 Todte und Verwundete, gegen 250 Lodte und Ul Verwundete der Engländer, während die Buren noch folgenden Tags 38 unbegrabene Engländerleichen sanden. Elandslaagte: 28 Todte (die Verwundeten befinden sich fast sämt lich als Scsangene in den Händen der Engländer; unverwundete S«> sangene machten die Engländer überhaupt nicht). Ladyshmith, 20. Oktober: 8 Todte. Die Engländer verloren 570 Todte und Verwundete, die größtentheils voll den Buren beerdig wurden, und 1215 unverwundete Gefangene. Ueber das Schicksal der seit dem Gefecht bei Belmont ver schollenen englischen Avantgarde berichten die Buren, daß diese, 800 Mann stark, in einem Thalkeffel, resp. in einer Schlucht umzingelt und saft kampflos gefangen genommen wurde. Älbst wenn man annimmt, daß diese Burenangaben auch an einer gewissen Einseitigkeit leiden, so ist doch -er Abstand zwischen den beiderseitigen Verlusten an Todten, wie ..umentlich an Gefangenen ein solcher, daß die Aussichten der Buren wesentlich besser er scheinen, als sich bei einem einfachen Gegenüberstellen der hüben wie drüben im Felde stehenden Truppen annehmen ließe. Die schwarzen Kriegshunde sind nun offiziell von den Engländern losgelaffen. Der Gouverneur von Ladygrey wies die dortigen Eingeborenen an, sich „ihrem eigenen Brauche gemäß zu vertheidigen, wenn sie oder ihr Eigenthum, Land oder Vieh von den Buren angegriffen würden", worauf die Ein geborenen sich mit Gewehren, Assegais, Aexten und Messern bewaffneten. So wenigstens meldet der englische Bericht aus Kapstadt. Von eben daselbst kommt die Nachricht: Khama und Linehwe, die mächtigen Kaffernhäuptlinge an der Grenze Rhodesias, kämpfen „loyal sür die kaiserliche Sache". Einzelmcldungen liegen nur nachstehende vor: London, 23. November. Am Mooi-Fluffe, wo General Barton den Oberbefehl führt, stehen gegen 2000 Mann mit wenig Gesckützen. DaS gestrige Gefecht am Mooi-Fluß hat be wiesen, daß die Buren Haubitzen mit sich führen, welche der britischen Artillerie überlegen sind. Bei Estcourt steht General Hildyard mit etwa 2000 Mann, diese beiden Heerkörper sind so mit von der Basis, auf welcher General Clery die angekommenen Streitkräfte sammelt, abgeschnitten. Herschel, 21. November. (Reut. Bureau.) Alle britischen Untcethanen mit Ausnahme weniger Frauen haben Ladygrey (im Norden der Kapkolonte) verlassen. Alle Läden und Farmen sind in den Händen der Kreistaat-Buren. Die meisten britischen Familien haben sich nach Basutoland begeben. Ma» erwartet stündlich daS Eintreffen der Buren in Herschel. Die Einge borenen dieses Distrikts sind einmüthig entschlossen, sich der In vasion der Buren zu widersetzen, und treffen auS allen Theilen des Distrikts mit Speeren und Flinte» bewaffnet ein. London, 23. November. Die „Pall Mall Gazette" meldet auS Masekng vom 20. d. M.: Da es den Einwohnern au
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