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I. Anlage zum IreiSerger Anzeiger und Hageölalt. F247. Sonntag, veu 33. Oktober.1899» Preis-Riithsel. ! y find 7 Wörter zu suchen von der unter » angegebenen Bedeutung. Aus jedem dieser Wörter ist durch Umstellung der Buchstaben ein anderes Wort zu bilden von der Bedeutung unter d. — Die Anfangsbuchstaben der Wörter unter d ergeben im Zusammenhang den Namen eines bekannten deutschen Dichters. » b 1. Stadt in Afrika — angenehmer Aufenthalt. 2. Stimmungsausdruck — Soldaten. 8. Erzeuger. — deutscher Küstenfluß. 4. Stadt in Aegypten — alter Gott. 5. Streitlustiger Mensch — Blumenschmuck. 6. Sundainsel — Märchenkönig. . 7. Getränk — Europäische Hauptstadt. Für Lösung deS PreiS-RSthsel- setzen wir Gewinne auS. Aus allen spätestens bis Mittwoch Mittag frankirt „An die Redaktion des Freiberger Anzeigers" (mit der Aufschrift „Preis» Mhsel-Lösung") eingesandten richtigen Lösungen wird in unserem Maktions-Bureau geloost und der Name des Gewinners nebst der richtigen Lösung dann in der nächsten Nummer bekannt ge macht. Anonyme Zusendungen und solche ohne vollständige Auslösung kommen nicht in die Urne! Um Unzuträglichkeiten bei der Auswahl der Gewinne zu vermeiden, bitten wir die Einsender von Auflösungen um Alters- ongabc. Lösungen ohne AlterSangabe kommen nicht in die Urne. Der Schmied vsn Pirk. ErzShlung au« der Oberpfalz von Jos. Baterletn. (U. Fortsetzung.) Nachdruck verboten.) „Höllsakra!" rief der Bursch zum zweiten Mal. „Wenn ich mich tein'Haxen'krochen hab', thut mir doch die Kniescheib'n verdammt weh. Tropf erbärmlicher!" wandte er sich dann an den Kutscher, „warum hast nicht bester aufg'schaut? Falls der Chaisen was fehlt, mußt Du die Kosten zahlen." Der Gescholtene gab keine Antwort. Drum wandte sich der erboste Bauer gegen den auf der Schmiedcbrücke stehenden Meister und seinen Gesellen und rief diesen patzig zu: „Und Ähr zwei, warum lümmelt Ihr da, wie die Oelgötzen? Seht Ahr nicht, was mir passirt ist? Kommt her, faßt mit an und steckt das Rad wieder an die Achsen! Ich kann nicht mithelfen, denn mein Kniescheib'n brennt sakrisch, die ist g'wiß aufg'schun- den. Der Knecht muß aber bei der Röster bleiben. Also, kommt herüber, — -'schwind wie der Wind; auf eine Maß Bier soll's mir nicht ankommen." Gottfried Federspiel hatte den jungen Bauer schon vom ersten Augenblick an scharf gemustert. Der Bursch schien ihm so bekannt. Aber wie er auch nachdachte und sann, es wollte nicht klappen; nur unklare verschwommene Bilder der Erinne- nma stiegen vor seinem geistigen Auge empor. Und doch wußte er, daß ihm dieser Mensch schon einmal auf seinem Lebenswege begegnet war. Allein wo und unter welchen Umständen? Da fiel der Blick des Schmiedes auf des jungen Mannes rechte Hand, der noch immer sein Knie rieb und streichelte, und plötzlich zuckte ein Strahl des Verständnisses über sein Gesicht: er hatte gefunden was er gesucht. Gleichsam als wolle er sich selbst die Richtigkeit seiner Entdeckung bestätigen, nickte der Meister einige Male heftig mit dem Kopf, dann richtete er sich hoch auf und sah ruhig hinüber zu dem bäuerlichen Zierbengel. Der letztere fühlte den Blick Gottfrieds auf sich ruhen, und da dieser sich nicht vom Platz rührte, richtete der Bursch' die Rede dierelt an ihn. „Wird's bald alsdann, oder hast Baumwoll' in den Ohren?" polterte er gegen den Schmied los. „Das Rad sollst holen und an der Chaisen festmachen, hab' ich g'sagt!" „Hast Du g'sagt?" gab der Meister mit unverkennbar spötti scher Betonung zurück. „Wenn Du mich schön höflich drum bittest, dann thue ich'S vielleicht. Wenn Du aber so redest wie jetzt, alsdann g'schieht es g'wiß und wahrhaftig nicht." „Schön bitten soll ich zuerst?" brach der Bauer wieder los. „Warum denn, Du Lackl?" „Weil der Sergeant Federspiel sich von dem Schubiack Laver Dorngiebel aus Kalmünz niemals nichts befehlen läßt." Der Mensch taumelte zurück, als hätte er einen Faustschlag in's Gesicht erhalten. Seme Züge verzerrten sich, und mit ei nem an Entsetzen streifenden Ausdruck heftete er die Augen auf den Schmied, oer die Arme auf der Brust verschränkte und ihn mit eisiger Miene betrachtete. „Der Sergeant Federspiel! Teufel alle höllsakrischen Teu fel! Wie kommt jetzund grad der daher?" murmelte er tonlos in sich hinein. Dann aber besann er sich, daß er nicht allein war, sondern daß die Szene Zuschauer hatte. Scheu blickte er hinter sich. Hatten der Knecht und der Unterhändler gehört, was Federspiel gesprochen? Vielleicht doch nicht; denn die beiden kehrten ihm den Rücken zu. Der Knecht hatte seinen Sitz auf dem Bock verlassen und machte sich mit den Pferden zu thun, der Kommissionär plau derte mit ihm. Drum wandte sich der junge Bauer kurz ent schlossen an den Kutscher und herrschte ihm zu: „Spann' die Gaul' aus, Jackl, und bring' sie in einen Stall! Es muß ja in dem Dorf wohl ein Wirthshaus geben, steht doch ein Kirchen d'rin. Und Sie, Herr Kommissari, gehn'n auch einstweilen mit und warten auf mich beim Wirth. Ich komm' nach, sobald ich die Chaisen hab' in Stand setzen lassen. Wir haben da vor einer Schmieden umg'worfen, und wenn es etwas 'brochen sein sollt', lo kann's gleich reparirt werden. Also mach, vorwärts. Jackl, damit die Röster an Ort und Stell' kommen! Der Herr Kommissari wird nicht allzu lang warten müssen auf mich!" Kaum hatte der Knecht die Pferde losgespannt und sie in Begleitung des Unterhändlers eine Strecke weit von der Stelle desUnfalls weggetrieben, da trat der junge Bauer hastig auf den Schmied zu. Die Erregung des Augenblicks mußte ihm die Schmerzen seines verletzten Kniees vergessen machen; denn er stand fest auf den Füßen und hinkte nicht im geringsten. Da gegen gerieth seine Stimme, die vordem so barsch und protzig geklungen, in ein eigenthümliches Zittern, als er begann: „Bitt' um Verzeih', Herr Sergeant, bitt' um Verzeih; hab' Ihnen wahrhaftig nicht 'kennt. Wissen's — das rußige G'sicht und — und das Schurzfell — und die lange Zeit sonst — «un ja — Und wer hätt' denken können, daß ich hier gerade °«u Herrn Sergeanten Federspiel aus dem Chatserl 'rauS zu -Men fallen mußS" Der Bursch versuchte ein Gelächter aufzuschlagen; es fiel aber so hölzern und gezwungen aus, daß er den Versuch sofort wieder aufgab. „Herr Sergeant!" fuhr er deshalb fort, „ich bitt' Sie um ein Worn im Vertrauen — unter vier Augen. Können Sie den anderen Schmied nicht auf kurze Zeit wegschicken? Oder ist er der Meister? Dann " „DerMeister bin ich, und wenn Du so 'was Wichtiges und Geheimes mit mir zu bereden hast, will ich Dich halt verhören, — weil Du jetzt höflich bist und redest wie ein Halbwegs ver nünftiger Mensch. Mit Grobheiten und Großthun hättest Du aber mchts ausg'richt bei mir; das merk' Dir! Anton!" richtete der Schmied hierauf das Wort an den Gesellen, „schau Dich ein wenig um das Rad um und sieh' nach, ob an dem Chaiserl nichts locker g'worden ist. Nachdem der Herr da andere Manieren an- g'nommen hat, wollen wir ihn nicht ohne Hilf' lassen, umsowe niger, als die Sach' in unser Handwerk einschlägt." Als der Geselle weggetreten war, um den Auftrag des Mei sters auszuführen, wandte sich der letztere wieder dem fremden Bauer zu. „So", sagte er, indem er voranschritt, „komm' herein in die Stuben! Jetzt sind wir allein und jetzund kannst mir offe- riren,**) was kein anderer Mensch hören soll". Der Bursch stand dem Schmied in größter Verlegenheit gegenüber; er hatte den runden Filzhut vom Kopf gezogen und drehte ihn mechanisch zwischen den Fingern. Seine Augen flogen unstcit durch alle Ecken und Winkel des kleinen Wohn raumes, suchten aber schnell den Boden, als sie auf die fragenden Blicke des Schmiedes trafen, der seine Eröffnungen erwartete. Ersichtlich fiel es dem jungen Bauern schwer, die rechten Worte zu finden. Endlich Hub er mit einem tiefen Seufzer zu reden an: „Herr Sergeant ", sagte er. „Heiße mich einfach: Federspiel!" unterbrach ihn der Schmied. „Wenn ich mich vorhin selbst Sergeant nannte, so aeschah's, um Dir zu zeigen, woher ich Dich gleich wiederer- kannt hab', nämlich an Deiner verstümmelten Hand. Jetzund aber bin ich Dein Vorgesetzter nicht mehr, und ich sag' Gottlob, daß ich's nicht bin. Denn Du hast damals mir und dem gan zen Zug, den ich kommandirt hab', Schänd und Aerger genug gemacht." Der Bursch schien, als er diese Worte hörte, einen Erstick ungsanfall zu bekommen. Sein Gesicht wurde puterroth, und als er, gleichsam um sich Luft zu verschaffen, mit der rechten Hand zwischen den Hals- und Hemdkragen fuhr, konnte man bemerkten, daß derselben der Zeige- und Mittelfinger fehlten. Es war eine häßliche Verunstaltung, aber keine angeborene, da man auf den ersten Augenblick wahrnahm, daß die mangelnden Glieder auf mechanischem Wege sei es durch einen Unfall oder mittels eines operativen Eingriffs entfernt worden waren. „Nicht so laut — nicht so laut!" sagte der Bauer mit ge preßter Stimme. „Um das wollt' ich Ihnen eben bitten, Herr Sergeant — Herr Federspiel — ich thu 'ja alles, was Sie wün schen — aber — lassen Sie die dummen G'schichten von damals ein G'heimniß bleiben zwischen mir und Ihnen. Ich bitt' gar schön, sagen's niemand nichts davon — stehen Sie meinemGlück nicht im Wege. „Denn", fuhr er mit einer Art täppischer Ver traulichkeit fort, „im Dorf darf nichts aufkommen von selbigen Sachen. Ich bin nämlich auf der Hausschau hier. Ja — frei lich so ist's. Es ist mir ein Mad'l von Pirk „verrathen" wor den, das ein großes Sach und Geld kriegen soll, und weil mein älterer Bruder das Anwesen in Kalmunz übernommen hat und ich deswegen nach auswärts heirathcn muß, so könnt' mir'L hier leicht passen. Mein Bruder muß mir einen ordentlichen Brocken Elterngut herauszahlen, und drum thät's dann auch stimmen mit dem Vermögen. Wenn mir dem Mad'l sein An- wefen g'fallt, alsdann heirath' ich's." „Das Mad'l oder das Anwesen?" fragte der Schmied spöttisch. „Ach, wie der Herr Serge — der Herr Federspiel so g'spassig sein können", erwiderte der Bauer, welcher wiederum sein un schönes hölzernes Gelächter anstimmte. „Nun ja, das zeigt mir, daß der Herr Federspiel nicht bös ist auf mich, und daß er nichts ausplaudern wird von denlelbigen alten Dummheiten. Alfo bitt' ich noch einmal schönstens. Herr Federspiel, ver- rathen's nichts und bringen Sie mich nicht um so ein Glück. tFortsepung folgt.) Verschiedenes. * Aus Christiania, 17. Oktober wird geschrieben: Das fürchterliche Unglück, von dem eine große, an der norwegischen Küste vor Drontheim fischende Fischereiflotte betroffen worden ist, scheint leider durchaus den vermutheten Umfang, nämlich den Untergang von gegen 200 Menschen, zu haben. So weit sich bis jetzt fesistellen ließ, sind gegen 30 Fischereiboote im Orkan untergegangen. Diese Boote, die sich durch scharfen Bau auszeichnen und in ihrem Aeußern an Wikingerschiffe er- inern, sind ziemlich große Fahrzeuge und haben durchschnittlich je fünf Mann Besatzung, so daß man schon jetzt zu einem Ver lust von weit über 100 Menschen kommt. Ferner hatten sich etwa 12 Fischereidampfer an dem Fischzug betheiligt, und von diesen ist der Dampfer „Skalskjar" von Christianssund mit 12 Mann Besatzung gleichfalls untergegangen. Die übrigen Dampfer verloren ihre sämmtlichen Gerathe, und der gesammte Materialschaden ist ein überaus großer. Den Schauplatz dieser Katastrophe, wie sie in solchem Umfange bisher weder an der norwegischen Küste, noch an der wegen ihrer Gefährlichkeit be rüchtigten nördlichen Westküste Jütlands vorgekommen ist, bil det das Meer bei der Inselgruppe, die der Kriste bei der Mün dung des Drontheimer Fjords vorgelagert ist. Hier hatte sich ein kolossaler Heringsschwarm, der wahrscheinlich durch die Meeresströmung gegen die Küste getrieben wurde, eingefunden, der die Fischer längs des ganzen Küstengebietes selbst bis zu den Lofoten herbeilockte. Am Unglückstage, letzten Freitag, deu teten Barometerstand, Luft und Meer ein Unwetter an, aber der Umstand, daß ein Fischereidampfer mit einer reichen Beute heimkehrte, veranlaßte die bei den Inseln versammelte Fischerei flotte, auszulaufen und weit draußen im Meer, etwa 4 bis 6 Meilen von der Insel entfernt, den Fang zu beginnen. Hier wurden die Hunderte von Fischereifahrzeugen vom Sturm über rascht, der dann in der Nacht orkanartige Gewalt erreichte und auf sämmtlichen Fahrzeugen die Signallaternen verlöschte, so daß die Fischer in der pechschwarzen Nacht inmitten des schäu menden Meeres nichts sehen konnten. Zu allem Unglück ver- 2km Dialekt ls viel wie .offenbaren"., löschte der rasende Sturm auch einige Leuchtfeuer. So ist e> denn nicht zu verwundern, daß ein Theil der Fischereiflotte gänzlich rathloS war und eine so erschreckend große Zahl von Fischern ein nasses Grab fanden. An der Küste angetriebene Leichen und Wrakstllcke der zerschellten Boote sind die traurigen Zeugen des Unglücks, und überall in der betreffenden Küsten« bevölkerung ist diese Sorge eingekehrt. * Eine Wcltvoltszählung tm Jahre 1SYY. Die italienische Regierung will eS durchsetzen, daß alle Völker Europa-, wenn möglich alle civilisirten Nationen der Welt, am 31. Dezember 1900 eine Volkszählung veranstalten. Man könnte allerdings den Anfang des neuen Jahrhunderts nicht besser feiern, aber wir glauben doch, daß sich dem schönen Plaue unüberwindliche Schwierigkeiten entgegenstellen würden. * VO Jahre im Gefängnitz. Im Zuchthause in HorsenS (Jütland) starb kürzlich ein gefährlicher Verbrecher Namen- Egebjerg, der fast 80 Jahre alt wurde und im ganzen über 60 Jahre in verschiedenen Gefängnissen verbracht hatte. 35 Jahre saß er in Horsens im Zuchthause, sieben Jahre in Viborg, fünf Jahre in der Kronborger Festung, drei Jahre in Kopenhagen gefangen u. s. w. Seine Specialität waren Einbruchsdiebstähle, die er in ungeheurer Zahl verübte, und immer nur in Jütland. Er war im ganzen seit seinem 18. Jahre nur zwei Jahre auf freiem Fuße, und nur ein einziges Mal «in volles halbe- Jahr, sonst währte seine Freiheit meist nur einige Monate. Kaum hatte er eine Strafe verbüßt, als er wieder zu stehlen begann und dann wieder verhaftet wurde. Vier Mal entfloh er auS dem Gefängnisse, wurde aber jedes Mal aufgefundeu und wieder eingesperrt. * Neber Nacht zu Königs-Sinjährig-ffreiwilligt« geworden sind die Zwillingssöhne einer in Dortmund wohnenden armen Wittwe. Die Brüder sind im Besitze deS Zeugnisse- für den einjährig-freiwilligen Militärdienst, doch war eS ihnen, da ihr Vater plötzlich verstarb, nicht möglich, die Mittel aufzubringen, um einjährig dienen zu können. Sie traten deshalb im ver gangenen Jahre beim Infanterie-Regiment Nr. 16 ein, um ihrer zweijährigen Militärpflicht zu genügen. Nach Ablauf de- ersten DienstjahreS wurden die Zwillingsbrüder dieser Tage vor die Front gerufen und der Hauptmann thcilte ihnen mit, daß in Anbetracht ihrer vorzüglichen Führung da» OffiziercorpS sich für sie höheren Orts verwandt habe und ihnen infolgedessen die Rechte als Einjährig-Freiwillige verliehen wären, sie daher nach Ablauf deS einen JahreS entlassen seien. Wie ihnen bei ihrem Abschiede vom Regimentsadjutanten eröffnet worden war, werden die von den Elnjährig-Freiwilligen sonst zu entrichtenden Beträge auf das Couto des obersten Kriegsherrn geschrieben werden. * Minna. Unter dieser Spitzmarke bringen die „Lust. Blätter" nachstehenden zeitgemäßen Scherz: Der Hausherr: Schon acht Uhr und noch immer kein Kaffee> Ja wie lange sollen wir denn auf das Frühstück warten? Tie Hausfrau: Minna schläft noch und hat mir «in für alle Mal streng untersagt, sie zu wecken. Er: Ist si« denn wieder so spät nach Hause gekommen? Sie: Gewiß doch, sie hatte ja Nachtsitzung. Sie haben jetzt sehr schwierige Debatten im Dienstboten-Parlament, und da Minna erste Vizepräsidentin ist, muß sie natürlich immer bis zum Schluß bleiben. So viel ich weiß, wollten sie gestern die Paragraphen 217 bis 320 des neuen „Zwangsgesetzes gegen die Herrschaften" durchberathen. Er: Ich werde Minna einfach fortjagen. Sie: Das wirst Du nicht, Eduard. Minna ist ein gutes Mädchen, und ihre Bestrebungen haben «inen berechtigten Kern. Das muß eine wahrhaft moderne Herrschaft anerkennen. Sieh nur, wie zum Beispiel Frau Lily Braun für die neuen Rechte der Dienstboten eintritt! und Lily Braun ist mein Ideal. Er: Dann soll Lily Braun Herkommen und mir Kaffee kochen. Ich will jetzt frühstücken. Sie: Du vergißt ganz, daß eS auch Kaffeehäuser giebt. Komm, zieh' Dich an, wir wollen inS Wiener Case gehn. Er: Diese Masse Motten hier! die fressen uns noch die ganzen Möbel auf. Schick' mir doch mal endlich die Minna! Sie: Sie schläft immer noch, und so süß, sage ich Dir. Schon gestern meinte sie, der Schlaf vor zwölf Uhr Mittag wäre der gesündeste, und dabei lasse ich sie gern. Außerdem gehören die Motten gar nicht ins Ressort der Mmna, sondern in das der Auguste, des Hausmädchens. Er: Ist denn Auguste schon wieder da? Sie: Nein, sie weilt noch in den Alpen, da ihre Höhenluftkur noch nicht beendet ist. Ich habe ihr ja extra dazu vier Wochen Urlaub gegeben. Sieh nur, hier in der Zeitung steht gerade eia entzückender Neisebries von ihr. * * Er: Was ich Dich fragen wollte, Jettchen, kocht denn Minna wenigstens noch das Mittagessen? Sie: Augenblicklich liest sie einen Roman von Tolstoi und wünscht in der Lektüre nicht unterbrochen zu werden. Darin liegt doch ein Streben nach Bildung, das gerade beim wirth- schastlich Schwächeren anerkannt und gesördert werden muß. Er: Selbstverständlich! Der Kreis der Menschenrechte kann nicht genug erweitert werden! Minna hat doch hoffentlich nicht- dagegen, daß wir im Restaurant speisen? Sie: Gewiß nicht, sie gestattet es um so lieber, als sie selbst heute zum Diner be« Verwandten eingeladen ist. Er: Und dazu zahle ich dem Mädchen jährlich achtzig Thaler Lohn! Sie: Gut, daß Du vom Lohn sprichst: Minna hat mich nämlich um zehn Mark monatlich gesteigert, und ich habe ihr natürlich die Zulage bewilligt, da ich um keinen Preis eine so aufgeklärte Köchin gehen lassen möchte. Eingesandt. (Ohne Verantwortlichkeit der Redaktion.) Udsrtrikke ar» Nkbrkrakt nock ^VodlZosekpM^! L» llsbirsollvo Litraot» vvä ist io »Uso d«Er»o Drors», Dvlisstsssvo uock OotooialAMM»-