Suche löschen...
Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 22.10.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-10-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-189910227
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18991022
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18991022
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Bemerkung
- Fehlende Seiten in der Vorlage.
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Freiberger Anzeiger und Tageblatt
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-10
- Tag 1899-10-22
-
Monat
1899-10
-
Jahr
1899
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 22.10.1899
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
1. «9». » 247. urd Gilles, sich auf seine Güter zurückgezogen hatte, fing er an schütze hielten jedoch den Feind im Schach. Wie die Eingeborenen Roggen 153,00 Mk., (Füll mch dem .Stein der Weisen" und dem „Jugendclixir" zu, > berichten, sind 16 Bure» gefallen. Aich britischer Seite ist ei» Hafer 144,OS Mt- MaiS — dem ein sein Ge- un- die vom gestrigen Tage aus Ladysmith: Die Carabiniers und be rittenen Schützen, welche gestern den ganzen Tag über in ein Ge fecht verwickelt waren, sind hierher zurückgekehrt. Sie mußten sich zurückziehen, da ihnen gegenüber etwa 2000 Buren im Feuer waren; sie wären beinahe abgeschnitte» worden, die Moxim-Ge« mit der Approbation als praktischer Arzt erfolgt. * Das Urbild des Ritters „Blaubart" war nach den Forschungen französischer Gelehrter Gilles de Retz, ein Ritter, der in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts lebte. Um diesen hat sich ein ganzer Ureis von Volkssagen gewoben. Neuerdings hat sich ein amerikanischer Gelehrter, Dr. Thomas Wilson, ein Beamter der Abtheilung der prähistorischen Archäologie im Rationalmuseum der Vereinigten Staaten, eingehend mit diesem Gegenstand beschäftigt und das Ergebniß in einem Buche: „Die wahre Geschichte Blaubarts" niedergelcgt, das in Kurzem bei Putnam erscheinen wird. Das Urbild des Blau bart ist darnach in der Tbat Gilles de Retz. Gilles mar ein Edelmann in der Bretagne, der sich im Besitze vieler Güter befand. Er hat mit der Jungfrau von Orleans gefochten und wutdc Marschall von Frankreich. Als die Kriege beendigt waren vermeintliche „Flamme" des Herrn Leutnant. Prächtig waren auch Frau Klinder als Agnes, Herr Klinder als Inspektor und Herr Berger als Osfiziersbursche. ** Ans vem Bureau des StavtthealerS. Das bei der gestrigen Erstausführung sehr beifällig ausgenommen« neue Lust spiel: „Auf Strafurlaub" von G. v. Moser und Thilo v. Trotha wird am Montag zum ersten Male wiederholt.— Neu einstudirt, gelangt am Dienstag das wirkungsvolle 4altige Schau spiel: „DieRantzau" von Erckmann-Chatrian, deutsch von Karl Saar, zur Ausführung. * Wocheuspielplan der Kg». Hoftheater in Dresden. Altstadt: Rienzi. — Montag: Zar und Zimmermann. — Dienstag: Die verkaufte Braut. — Mittwoch: Zum ersten Male: Die Fledermaus. — Donnerstag: Der Evangclimau». — Freitag! Symphoniekonzert. Serie L. — Sonnabend: Die Königin von Saba. — Sonntag: Lohengrin. — Neustadt: Der Herr Senator. — Montag: Wintermärchen. — Dienstag: Der Herr Senator. — Mittwoch: Kollege Crampton. — Donnerstag: Pellias und Melisante. — Freitag: Die Makkabäer. — Sonnabend: PelliaS und Melisante. — Sonntag: GygeS und " sein Ring. Eigene Drahtberichte. Stach Schluß der Redaktion «tngrga»,«». Schmiedefeld »ei Stolpe«, »t. Oktober. Der Wirth, schaftsbesitzer Hermann Winter erwürgte gestern Abend seine Ehefrau im Bett. Darauf tSdtetr er seine Sinder, einen 7jährigen Knaben und ein Mädchen von 1 Jahre, auf dem Heu» boden. Wahrscheinlich hat er die That in einem Anfall von Wahnsinn ausgeführt. London, 21. Oktober. Unterhaus. DaS Unterhaus be willigte den Kredit von zehn Millionen Lstl. mit 271 gegen 32 Stimmen. Im Verlaufe der Debatte verlas Balfour ein Tele gramm, daß General SymoniS in der Schlacht bei Glencoe tödt- lich verwundet worden sei. Die Mitglieder des HauseS entblößten daS Haupt und die Debatte wurde abgebrochen. London, 21. Oktober. Hier geht dar bisher nicht be stätigte Gerücht um, daß die Regierung beabsichtige, nach dem Kriege in Südafrika fünf Föderalstaaten zu schaffen: Kap, Trans vaal, Natal, Freistaat und Rhodesia unter dem Namen „Dominion os South-Afrika" mit dem Sitze deS Bundesparlaments in Kap stadt. . . London, 21. Oktober. Unterhaus. Bei Berathung der für HeereSzwecke geforderten zehn Millionen Lstr. erklärte W. Redmond, wenn man Geld ausgeben wolle, solle man es für Irland und die Arbeiterklaffen thun. Redner wird zur Ordnung gerufen und nimmt auf Aufforderung unter Protest und unter dem Beifall der Nationalisten und unter allgemeinem Gelächter seine Aeußerung zurück. London, 21. Oktober. Der „Standard" veröffentlicht folgendes Telegramm aus dem Lager von Glencoe von gestern Mittag: „Als die Füsiliere und die Royal-RifleS auf 1000 DardS herangekommen waren, waren die Batterien der Buren von den britischen Geschützen, welche sie auf 2500 Hards mit vernichten der Wirkung beschaffen, vollständig zum Schweigen gebracht. Die Buren unterhielten immer noch ein heftiges Gewehrfeuer, das die Reihen der Engländer stark lichtete. Gegen S Uhr früh schwärmten die Füsiliere und die RifleS auf die An höhe aus und die Buren ergriffen die Flucht. Inzwischen waren die 18. Husaren, sämmtliche berittenen Koloniäl- und Reichsinfanterieregimenler sowie das Leicester Re giment nach Norden und' Osten vorgeschoben worden, wodurch den Buren die HauptrückzugSlinie abgeschnittrn wurde. Der Feind gerieth nunmehr zwischen zwei Feuer und hatte schwere Verluste. Im Augenblick, wo dieses Telegramm abgeht, dauert der Kamps noch fort. Die Niederlage deS Feindes ist aber bereits eine völlige und vernichtende. Es hat den Anschein, als ob nur wenige Buren entkommen würden. Unsere Verluste werden sich wahr scheinlich auf 300 Mann an Todten und Verwundeten belaufe», während der Verlust der Buren dreimal so groß sein dürste. Madrid, 21. Oktober. In der Provinz Valencia ver ursachten heftige Unwetter Ueberschwemmungen. Herrn von Moser; er hat u»S di« Herren bereits in „Ultimo" dem „Hypochonder" vorgestellt. Auf Strafurlaub ist nämlich ein Leutnant kommandirt. Er hat einige Schulden gemacht — sie find aber nicht lebensgefährlich — d«r Oberst diktirt ihm vier Wochen Urlaub, um „fern von Madrid" über sein flottes Lehen nachzudenken und sich zu bessern. DaS Gegen stück zu dem lustigen Leutnant ist ein junger Privatgelehrter, der natürlich «in Trottel sein muß. Dabei stammt besagter Gelehrter, der sich so abgeschmackt benimmt, aus gutem Hause. Das Stück, dem eS an eigener frischer Bewegung sehlt, kann etwas davon nur durch eine flotte Darstellung erhalten. Dieselbe wurde ihr gestern Abend im Großen und Ganzen zu theil. Einige Male ließ indessen das Zusammenspiel zu wünschen übrig, was daher kam, daß man noch nicht ganz rollenfest war. Die beiden scharf gezeichneten Charaktere, der Major und der Fabrikant, wurden von den Herren Schybilski und Ferry mit erfreulicher Natürlich- krü gegeben. Herr Seder traf das leichtkomische, gutherzige, natürliche Weseu des „guten, hübschen Jungen" Waldy tadellos Neueste Nachrichten. Budapest, 20. Oktober. Das Befinden des Prinzen Carol hat sich wesentlich gebessert; es ist Hoffnung auf baldige Genesung vorhanden. Lau«, 20. Oktober. Der Bezirkshauptmann Hruska, welcher bei den gestrigen Ausschreitungen durch einen Steinwurf nicht unbedeutend verwundet wurde, ist dienstunfähig geworden. Von der Eensdarmerie, die 35 Mann stark einschritt, sind 6 Mann leicht und einer schwer verletzt. Heute trifft eine halbe Eskadron Dragoner ein. Agram, 20. Oktober. In Grabovci rächte ein Mädchen den Verrath seines Verlobten mit bestialischer Grausamkeit. Sie lockte den Treulosen in ihren Garten und schnitt ihm, während ihre Eltern ihn niederwarfen und festhielten, beide Ohren und ein Stück der Wange ab. Ter Schwerverletzte wurde ins Krankenhaus, die Nebclthäter ins Gesängniß gebracht. LonVon, 20. Oktober. Fünf Transportschiffe mit 5000 Mann an Bord sind heute von Southampton abgegangen. General Wolseley besichtigte die Truppen vor der Abfahrt. LonVon, 20. Oktober. Das „Reuter'sche Bureau" meldet Bottswirthschast. -s- Berliner Getreivemarkt-Bericht. Die Preis-Be wegung für Getreide und der Verkehr sind nicht nur durch den Krieg in Südafrika, sondern auch durch die infolge desselben ver schärfte Versteifung des Geldstandes und der Frachtsätze beeinflußt. Durch die bedeutende Beanspruchung von Schiffsraum für den Trausport von Mannschaften, Kriegsmaterial und Proviant find die Frachten ansehnlich gestiegen und vertheuern den überseeischen Bezug von Getreide. Die Preise für Brodgetreide find etwas gewichen. Im Berliner Verkehr hat der Abzug von Roggen merklich nachgelaffen. Sachsen speciell bekundet wenig Neigung zu neuen Käufen. Die hiesigen Müller decken mit Leichtigkeit ihren Bedarf aus dem Angebot des Inlandes. Letzteres war und stellte eine Figur hin, der kein sympathischer Zug mangelte. Zehr glücklich zog er sich im letzten Akt aus der Affaire, in ' dem Leutnant Waldy eine That zugemuthet wird, deren Offizier der Dame gegenüber, die er liebt, niemals fähig würde. Herr Steger spielte mit viel Geschick den jungen lehrten. Herr Lasten, als Maler, war in seinem Wesen zu ruhig. Mit liebenswürdiger Schalkheit gab Irl. Harden Fabrikautentochter. Frau Schybilski schien nicht disponirt zu fesn. Frl. Gartner gefiel sehr als heirathslustige Wittwe und Ar-werg-r Anzeiger und Tageblatt. Sette 5. — 22. Oktober. f seine I ikanten I lhrite« I lnhaber I s am I er der 1 zu er- I schästr- I tten zu I i, wenn I Achsel- I mlichen. I sen Be- I in Ber- I er ibm I cschasjte. I ächtliche n Theil I rhielten. I Accepte I nlfirmen I . Berlin I n. Die I »egende, I l Neuer I r Fabrik, I >at, vei- I m Veld« lm sein« icher, die Zahl der sich über ! Bücher getragen, eröffnet. varen sie ' Anzeige Geschäfte» Staats- vornehm. und von en wußte, f sämmt- ag gelegt chen Ge- rnichtung licht Folge ung einer s kürzlich ). Schleie, ner kleine : im Bor- 900 Mark. technische aren Foi< k, gescheu z Monate ldste Ent. »ordneten- lehrsaus- oem Bau- dem Be- von einem von der ern sollen; ilS zu sol len Unter- cgeschlagen idct werde, achen solle, »enden Er ie Leistun- ,«nüber sich den ersten hl von 400 :r 4000°« e zu stellen ibau zu er- ser Neubau schirren und den. Die Reinigung : Maschinen haben. Fm bschreibung, >e die Stadt Sobald die e Stadt das reiche. WH :i 4V0SH- ce, diesen in zuziehen, iii- te. Ange- > 000 bt, eine Ge- erbötig war. e« in der lur. u sStras' r Abend i» Der Name e seine Wir- bcinahe aus» leter Stimm- lerren Moser ern Schwank n nicht mehr ügem Gemüth > dabei gewiß 1 ein tolles cues bietet ja he Stücke mit Zeichen WiM ehen. Dom re Farbe und itcrrollen, ein » Produkt bü Man» leicht verwundet und ein Offizier wird vermißt. Unter den Buren wurden beritten« BasutoS bemerkt. Londo«, 20. Oktober. Im Unterhaus« verlas heute der Parlaments-Sekretär deS KriegSamtS Wyndham folgende aus Ladysmith von heute Nachmittag 3 Uhr 30 Min. datirte Depesche: Glencoe Camp. Wir wurden heute früh bei Tagesanbruch von einer Streitmacht von etwa 4000 Mann angegriffen. Vier oder fünf Geschütze wurden auf einem Hügrl postirt; dieselben warfen Granaten in unser Lager, richteten jedoch nur wenig Schade, an. Unsere Infanterie formirte sich zum Angriff gegenüber der feindlichen Stellung und ging, nachdem die feindliche Stellung einige Zeit lang beschaffen war, zum Angriff über. Nach heftigen Kampf, der bis 1*/, Uhr Nachmittags dauert«, wurde die fas! unnehmbarr Stellung genommen: der Feind zog sich i» östlicher Richtung zurück. (Lauter Beifall.) Unsere Kavallerie unk Artillerie ist noch außerhalb. Unsere Verluste sind Uwe: General SymonS ist ernstlich verwundet. London, 20. Oktober. Im Unterhaus« wurd« dem Mit gliede Redmond vom Sprecher daS Wort entzogen, weil er von der Geschäftsordnung abwich. Da er nicht Gehorsam leistete, befahl der Präsident, ihn aus dem Hause zu entfernen. Redman, wurde gewaltsam hinausgeführt; «r rief: „Ich wünsche Euch Glück zum Blute der Barren." Kopenhagen, 20. Oktober. Eine epochemachende Erfindung ist von einem dänischen Ingenieur gemacht worden, wodurch die Telephonverbindung mit dem Phonographen hergestellt wird, so daß der Phonograph das Telephonirte aufzeichnet, wenn derjenige, an den telephonirt wird, abwesend ist. Eine Aktiengesellschas: wird die wichtige Erfindung exploitiren. LoVj, 20. Oktober. AuS der Fabrikstadt Bialystok wird ge meldet, daß daselbst eine große Krisis auSgebrochen ist. An einem Tage haben sich 30 Fabriken für zahlungsunfähig erklärt. orschen, wobei er sich von einem italienischen Magier Helsen ieß. Da Beide glaubten, daS „Jugendelixir" nur im Blute von Kindern und Jungfrauen finden zu können, begingen sie die Morde, die die Grundlage für die Volkssagen abgegeben haben. Ihre Unthaten wurden aber entdeckt, und Gilles de Retz wurde im Oktober des JahreS 1440 in Nantes hingerichtet * Vom rumänischen Unterrichtsminister ist an alle Privat töchterschulen folgender im Staatsanzeiger des Landes veröffent lichter Erlaß gerichtet worden: „Da es durch die Erfahrungen auf wissentschaftlichem wie praktischem Wege festgestellt worden ist, daß das Korsett «In gefunvheitsfcindlicher Gegenstand ist, da es ein dauerndes Hinderniß für die Entwickelung des Körpers und für die Thätigkeit der Brustorgane bildet, so ordnet >er Unterzeichnete an, daß Sie den Schülerinnen Ihres Jn- tttuteS das Tragen von Korsetts streng zu untersagen haben. * Zwei eigenartige attostfriesische Gesetzesvorfchrifte« verdienen bekannt zu werden. Die eine aus dem Jahre 1650 stammende lautet: „Nachdem wir in Erfahrung gebracht, daß das Schlafen in den Kirchen allzu sehr überhand nimmt, ver ordnen wir allergnädigst, daß in zeder Gemeinde einige Männer ausgestellt werden, welche in der Kirche umhergehen und mit einer langen Klatsche die Leute auf den Kopf schlagen, welche schlafen und auf diese Weise die Kirchgänger wach erhalten, da mit sie fleißiger auf die Predigt hören." Im 15. Jahrhundert standen in Ostsriesland auf Tätlichkeiten fast nur Geldstrafen, und zwar mußte bezahlt werden: Für einen bösen Schlag aus den Kopf 1 M. nach heutigem Gelbe, für ein ausgeschlagenes Auge ein halbes Mannsgeld (etwa 20 M.), für eine zerschlagene Nase 9,50 M., für einen Zahn 9 M., für einen Finger 7 M.; der Todtschlag eines Predigers oder Küsters kostete 60 M. * Starke Familie. Zu einem pfälzischen Landpfarrer kommt ein mit zahlreicher Nachkommenschaft gesegneter Familien vater, um seinen jüngsten Sprößling, den er Kaspar nennen will, zur Taufe anzumelden. Auf die Frage, warum er denn gerade diesen sonderbaren Namen gewählt habe, erwiderte er: „Ja, Sie hen do gut redde, Herr Parre, aber wie soll ich 'n dann sunscht noch hceße?!" * Folgende Kleinbahngeschichte aus Westpreutzen, die manche „Vicinalbahn"-Anekdoten in den Schatten stellen dürfte, wird der Elb. Ztg. von einem Herrn aus Allenstein mit- getheilt, der sie angeblich selbst erlebt hat: Wir bestiegen in B. den Zug der Kleinbahn, um nach S. zu fahren. Alles war ein gestiegen, das Signal zur Abfahrt gegeben, und mit Volldampf gings hinaus in die weite Welt. Nachdem eine Strecke zutückge- legt war, wollte der Zugführer mit dem Fahrkartenverkauf be ginnen. Doch mit des Geschickes Mächten ist kein ew'ger Bund zu flechten. Er suchte hin und suchte her, aber über den Ver bleib des Blechkastens mit den Fahrkarten lag ein undurchdring liches Geheimniß. Der Beamte besaß indeß eine allen Zufällen gewachsene Geistesgegenwart. Kurz entschlossen wurde der Zug zu einer eben durchfahrenen Haltestelle zurückgesetzt; hier wurde ausgespannt und Lokomotiv- und Zugführer setzten sich auf das Dampfroß und eilten nach B. zurück, um nach dem Ver bleib des Fahrkartenkastens zu forschen, den Zug mit den Passa gieren seinem Schicksal überlassend. Es büeb den Fahrgästen nichts Anderes übrig, als sich in das Unvermeidliche zu fugen; man stieg aus und begab sich nach einem in der Nähe befind lichen Gasthause, um dort bei einem Glase Bier ein unfahrplan mäßiges Frühstück einzunehmen. Endlich nach beinahe Instän diger Wartezeit langte die Lokomotive wieder mit dem schmerz lich vermißten, aber glücklich wiedergefundenen Blechkasten an, und mit freudigen Gefühlen, daß nicht auch die Lokomotive ver loren gegangen war, setzten wir die Reise fort. * Das Habcrfcldtrciben, das man vor zwei Jahren durch rigorose Strenge vollständig ausgerottet zu haben glaubte, scheint bei der oberbayerischen Landbevölkerung doch nicht in Vergessenheit gerathen zu sein, wenn die Nachricht des „Wendel stein" richtig ist, der sich berichten läßt: In der Nacht auf Sonn tag, gegen 12 Uhr, wurden die Bewohner von Dürnhaar, Be zirksamts München I, plötzlich aus ihrem Schlafe aufgeschreckt, und zwar von einer Rotte Burschen, die mit Gewehren bewaff net, schreiend und schießend mitten durch den Ort zog, sich dann vor dem Hause eines ledigen Bauern aufstellte und hier nach Haberfeldtreiberart über die Bewohner desselben richtete. Es wurden im Ganzen circa 30 Schüsse abgegeben und gedroht, daß sie bald wiederkommen werden, wenn die nicht auf hört, worauf sie verschwanden. * Humoristisches. Unwahrscheinlich. Onkel: „..Wie, jetzt verlangst du schon wieder Geld für Deinen Schneider? Ich habe Dir doch vor vier Wochen erst fünfzig Mark gegeben!" — Student: „Ja, denke Dir, lieber Onkel, daS Pech: Der Kerl ist damals mit der Rechnung nicht gekommen!" — An maßung. Wirth (zn einem Bauer», der sich an einer Ranferei betheiligen will): „Ob D' machst, daß D' 'auskommst! Trinkt n i x nnd will mitraufe»! (Flieg. Bl.) — Humor des Auslandes. Kenner. Herr Cohn (seinem Besuch seine Gemäldegallerie zeigend): „Sehen Sie hier, das ist meine neueste Erwerbung: ein Werk von Van Dyck, Schüler von Rnbens." Herr Löwenstein: „Nu gar nicht so übel für das Werk eines Schülers." — Hansfran: „Sie haben wohl einen sehr kleinen Fuß, Katline." Dienstmädchen: „Warum sagen Sie das, Madame? Hausfrau: „Weil ich in die Spitzen meiner Stiefel so oft Papier gestopft finde. Verschiedenes. ' Die Wieververmälilung der österreichischen Kron prinzessin Stefanie beschäftigt in Wien, Budapest undBrüffel die aristokratischen Kreise in hohem Maße. Es scheint, daß die Liebenden noch immer nicht allen Widerstand besiegt haben. Es werden jetzt auch manche Details erzählt, die man früher nicht wüßte oder nicht glaubte. Die Bekanntschaft dauert hiernach seit drei Jahren. Schon vor 2^ Jahren sprach man m einem Budapester aristokratischen Salon: „Das Ende wird sein, daß Stefanie Lonyay heirathen wird", was damals sehr ungläubig ausgenommen wurde. Seit jener Zeit findet zwischen Beiden täglich Morgens und Abends ein Depeschenwechsel statt. Die Telegramme enthalten nur drei Worte in ungarischer Sprache: „Guten Morgen, Elemerl" — „Gute Nacht, Stefanie!" — Am belgischen Königshofe wird behauptet, man wisse immer noch nichts von der bevorstehenden Vermählung der Erzherzogin Stefanie mit Grafen Lonyay. Es scheint demnach die Parole ausgegeben worden zu sein, diese Mesalliance auch ferner zu ignoriren. * Eine Erschwerung bei Berleihung VeS medizini schen Doktortite»s beabsichtigt. Wie die „Berl. Wissenschaft!. Korresp." erfährt, werden zur Zeit im preußischen Knltus- ministerium Erwägungen angestcllt, welche Verändcrnngen bei der Verleihung des medizinischen Dottortitels an Studirende zweck mäßig zu treffen seien. Bekanntlich haben sich vor Kurzem nach dem Vorgang der preußischen Regierung alle übrigen Bundes staaten, die Universitäten besitzen, dazu entschlossen, nur Mediziner zur Promotion zuzulassen, die das Staatsexamen beendet haben. Da aber nun das sog. exkimeuriAorosuw nach soeben bestandener Staatsprüfung nicht viel mehr als eine Formalität zu betrachten ist, will man, um diesen Uebelstand zu beseitigen, beim Doktor examen größere Anforderungen an den Prüfling stellen. Hand in Hand mit dieser Erschwerung, gegen die sich zunächst nichts rmwenden läßt, soll nun eine Erhöhung der ohnehin schon hohen Sporteln auf ca. 600 Mark gehen. Es ist nicht ohne weiteres zu verstehen, was man mit dieser Maßregel bezweckt, eine Ans lese der Befähigtesten wird schwerlich damit erzielt werden. Im übrigen fließt der größte Theil der Gebühren nicht dein Fiskus, sondern den prüfenden Ordinarien zu. Oder beabsichtigt die Regierung in diesem Falle ähnlich wie bei der Ablösung der Kollegiengelder vorzugehen? Im ersten Falle muß dann doch in Erinnerung gebracht werden, daß die ordentlichen Professoren der Medizin wohl überall in Folge ihrer beträchtlichen, wenn nicht gerade enormen Einnahmen nicht ge- nöthigt sind, noch höhere Gebühren für das Prüfen einzuziehen. Schließlich scheint überhaupt sowohl die Erschwerung als auch die Lertheuernng beim Erwerbe des Doktortitels gerade in der medizinischen Fakultät am wenigsten am Platz« zu sein, wenn man bedenkt, daß das Volk, Arzt und Doktor weüioinLs als zwei ver schiedene Begriffe zu sondern, niemals im Stande gewesen ist und auch nie zu der Erkenntniß kommen wird, diese ihm in Fleisch und Blut übergegangene Jdentisizirung auszugeben. Dem werden Wohl Verordnungen vom grünen Tisch nichts anhaben können. In absehbarer Zett wird die Lösung der Frage nur in der Weise zu finden sein, daß die Verleihung des Doktortitels in Verbindung sehr lebhaft, Rußland offerirte zu entgegenkommende» Preisen nnd der Weltmarkt lag matt, was zusammengenommen zur Folge hatte, daß Roggen etwa 1,50 Mk. verlor. Auch Weizen fand nicht mehr die festere Bewerthung der Vorwoche und gab 1,00 bis 1,50 Mk. in« Durchschnitt nach. Lebhafte Umsätze zu steigenden Preisen fanden in Mais statt, dessen Verwendung infolge seiner Billigkeit in stetem Wachsen begriffen ist und dessen Preis-Erhöhung für diesjährige Lieferung etwa 5 Mk. betrug. Hafer wurde dadurch mitgezogen und etwa 1 Mk. höher bewerthet. Später traten infolge matter amerikanischer Kurse Rückgänge wieder ein: Für Weizen waren Käufer zurückhaltend, während Roggen sich wieder besser behaupten konnte. Hafer lag ruhig und behauptet, und MaiS blieb wenig verändert. Nach neueste« privaten Ermittlungen kosteten 20 Ctr.: Weizen 153,50 Mk-, Rogge» 153,00 Mk., (Futter-) Gerste 128,00 bis 144,00 Mk^
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)