Suche löschen...
Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 21.10.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-10-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-189910212
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18991021
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18991021
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Freiberger Anzeiger und Tageblatt
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-10
- Tag 1899-10-21
-
Monat
1899-10
-
Jahr
1899
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 21.10.1899
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
1S9S Sonnabend, de« 31. Oktober F246 Oktober Nachdruck verboten.) (11. Fortsetzung.) «rmeistn. er m und m iried zu seinem Gehilfen schmecken! Ich hab' sch. jr vom Verschiedenes man ein Ertragmß r füge hinzu, daß sich Überaus günstig gest mfaßtlLSeit» lgigem «rüder, iestau- llN« riq, It1 - ckl hr entriß «it nd unerwackl it infolge Hey de und heißg!- sutter, lochki zeigt die» hier- )kt°ber 18R. hbindermstr, SlngehSrigen. Ar dk ««» bi» spStestutU «xp-dilio» «i»< ne gelange» Abdruck, v« inen der klntäz« Lagen kann m» ischrifteaD « di« Expedit!-«, n Theil « tb md »t«r. «rutsch, h und de« -«sch«. »rt «it *) S-lchfleisch. **) Dünne geräucherte RindSwüme. ***^j DaL Sach, soviel spie Gut *) Ein giletähnlicheS AermelwamS. **) Sammelsurium aus Ringen, in Silber gefaßten Gber- zShven, kleinen Muscheln (NaUernlnKpfe») Md dergl seine vierspännige LlaiI-6oLok lenkte, sagte zu mir: „Ich kann Sie, Herr, um ein Viertel oder ein Fünftel der Taxe führen, das ist Alles reiner Superprofit, denn ich habe Heuer ohnehin ein sehr autes Jahr gehabt, und was Sie bezahlen, ist doch noch immer mehr, als ich mit der Weinfracht verdienen kann." Selbst ein bischen Hochmüth habe ich auf manchem DirektorS- Angesicht erblickt, eine solche Liaacoltu hatte es nie gegeben. Gasthäuser, vor denen sonst kaum ein Wagen hält, waren über füllt, die so reich ausgestattete Schweizer Post konnte den An forderungen nicht genügen, die Beamten waren am Ende völlig ausgepumpt." * Eine Schule für LievlingShunVe. Die reiche Amerikanerin hat es nicht mehr nöthig, ihren verwöhnten Lieb lingen der Thierwelt selber beliebte Kunststückchen beizubringen. Eine neue Schule ist soeben in New-Nork entstanden, die der müßigen Dollarkönigin auch diese Sorge abnimmt. Ausdrück lich wird im Programm dieser eigenartigen Schule betont, daß es nicht darauf antäme, die Hunde zu berufsmäßigen „Possen machern" zu erziehen, sondern daß es daS „ideale" Ziel des Un terrichts wäre, sie lediglich zum Vergnügen ihrer Herrinnen her anzubilden, und sie zu lehren, daß es noch mehr Dinge auf der Welt gäbe alsFressen, Laufen und Bellen oder bequem auf einem seidenen Sophakmen zu liegen. Die unternehmende Dame, die den Bedürfnissen der Zert in so hervorragender Weise ge recht geworden ist, verfügt selbst über eine eigene kleine Mena gerie. Sie beherbergt in ihren Zimmern zwei weißt Mäuse, ein Eichhörnchen, zwei kleine süoamerikanische Affen, einen Papagei, einen Kanarienvogel, ein Rothkehlchen, einen Dachs, einen maltesischen Pudel und einen brasilianischen Dachshund, daneben drei zahme Haus-Mäuse, die aus dem Thorweg hervor» lriechen, wenn die Hunde nicht in Sicht sind, ihrer Herrin auS der Hand fressen und ihr an Schultern und Armen empor laufen. Allen ihren Thieren hat diese Lhierliebhaberin psr excellence niedliche Kunststückchen beioebracht, und ihre be sondere Begabung für den neuen Beruf der Vorsteherin einer Hundeschule kann daraus ersehen werden, daß ihre Hunde sich von selbst ohne vorherige Aufforderung produziren. Die bei gebrachten „Tricks" sind ihnen so zur zweiten Natur geworden, daß sie sie auch anwenden, wenn sie ganz unter sich sind. Die hauptsächlichsten Erziehungsgrundsätze der Hundelehrerin sind, sich zunächst die ihr anvertrauten Zöglinge zu treuen Freunden zu machen, ferner ihnen daS Gefühl ihrer Autorität beizubrin gen und endlich sie für Gehorsam zu belohnen — man sieht, lange in Uebung stehende Grundsätze der Pädagogik. Einige wenigeStunden in rascher Aufeinanderfolge sind linAllgemeinen nur erforderlich, um dieses Resultat zu erzielen, immer mit ei ner Belohnung am Schluß der Stunde. ES hat sich auch gar nicht als schwierig erwiesen, mehrere Hunde auf einmal zu unter richten, und es gewährt einen besonders anziehenden Anblick, die Hunde zu Zweien geordnet wie kleine Soldaten durch den Saal marschiren zu sehen. Ein neuer hübscher „Trick", in dem die Hunde unterrichtet werden, ist die Abholung und Uebergabe der Briefschaften. Der Dachshund Nuisance und der Pudel Midget, die beiden kleinen Weißen Hunde der Lehrerin, die fast von gleicher Größe sind, haben es darin schon zur Vollkommen heit gebracht. Jeden Tag, wenn der Postbote klingelt, laufen sie unaufgefordert zur Thur. Bringt er nicht genug Briefe für beide zu transportiren, so überläßt oer galante Dachshund den Brief dem Pudel, der ihn in den Mund nimmt, und beide laufen eilig zum Zimmer ihrer Herrin. An der Thür stellen sie sich aufrecht auf ihre Hinterpfoten, doch so, daß der Brief in Mid- get'S Munde deutlich zu fehen ist, und marschiren in dieser Stell ung durch das ganze Zimmer bis zu ihrer Herrin, wo sie sich niederlassen, um den Brief abzugeben. — Bei solchen Resultaten kann man doch nicht daran zweifeln, daß die vornehmen New- Uorker Damen an ihren geliebten Schützlingen von nun an nur Freude erleben werden. * Bon Wilderern erschossen. AuS Luzern, 16. Oktober^ wird den „Münch. N. N." geschrieben: Auch im schweizerischen Hochgebirge ist die Wilddieberei noch nicht ausgestorben, wenn inan auch sehr selten von Begegnungen zwischen Jägern und Wilderern vernimmt. Im oowaldnerischen Jagdbanngebikt wurde in letzter Zeit wieder ziemlich unverfroren gewildert» wes halb die Behörden sich genöthigt sahen, ihrem Aufsichtsversonal Weisungen zu geben. Ein von den Wilderern besonders ge fürchteter und gehaßter ^imer war der Wildhllter Werner Dürrer von Melchthal, ein Anfangs der Fünfziger stehender Mann, der den Jagdfrevlern fest auf die Eisen ging. Vergan genen Sonnabend Nachmittag machte sich Dürrer mit seinem 24jährigen Sohne, einem trefflichen Schützen, zu einem Dienst gange in das Jagdgebiet auf. Als die beiden Jäger am Sonn trag früh nicht zurücklehrten, ahnte man im Thale schon nichts Gutes, denn gegen Sonnabend Abend hatte man vom Bann gebiete her fünf bis sechs verdächtige, weil äußerst rasch auf einanderfolgende Schüsse vernommen. Ein zweiter Sohn deS Wildhüters ging nun auf die Sucbe nach Vater und Bruder und er fand die Beiden auch auf der Alp Grubt etwa 2sH Stun den über Melchthal in der Nähe der Kantonsgrenzen von Ob- und Nidwalden erschossen am Fuße eines Felsens auf. Den Vater hatten zwei Kugeln in den Kopf und eine in die Brust ge troffen, der Sohn hatte zwei Schü"e im Kopf. Die Doppel flinte des Wildhüters war noch geladen, während auS dem Ge wehr seines Begleiters ein Schuß bereits abgegeben war. Spuren im frisch gefallenen Schnee legen die Annahme nahe, daß zwei Wilderer dre beiden heranschreitenden Jäger auS dem Hinterhalte heraus in einer Entfernung von etwa zehn Metern niederschossen. Ein Kamps scheint nicht stattgefunden zu haben. In der Nähe der Lerchen befanden sich die frischen Ein geweide von Gemsen. Zwei der That verdächtige und als Wil derer bekannte Personen aus Nidwalden wurden zur Haft ge bracht, doch gelang es einem der Verhafteten auf dem Trans port zu entspringen. * Tod eines zwölfjährigen Rancher». In Wien ereignete sich folgender merkwürdige Unfall: Der bei seinen Elter« wohnboste zwölfjährige Schnlknabe Karl Gromusch besuchte seinen am Flötzersieig wohnenden Bruder. Dieser begleitete nun seinen Bruder wieder ein Stück nach Hause, auf dem Wege rauchten die Beiden Sportcigaretten. Karl benutzte dazu eine kurze Cigaretten spitze auS Bernstein. Plötzlich verschluckte er diese. Er wurde von Athemnoth befallen und stürzte bewußtlos zusammen. Der ältere Bruder trug ihn schnell in da» in der Nähe befindliche Specereiwaarengeschäft, wo man dem Knaben Oel rinflößte. Doch da man die Spitze nicht herausbringen konnte, brachte man den Jungen i« daS Wilhelminenspital. Da sich leider i« diesem Spital keine chirurgisch« Adtheilung befindet, konnte man dem Knaben auch hier keine Hilfe bringen. Run wurde rasch «in Zur nämlichen Zeit, als Rosl so kräftig für ihren Geliebten Partei nahm, ereignete sich vor dem Hause des letzteren ein Vor fall, der die gespannten Verhältnisse zwischen dem Schmied und dem Vorsteher Hierlinacr in kurzem zum offenen Bruch und zur eigentlichen Katastrophe bringen sollte. Auch Gottfried saß mit seinem neu eingestellten Gesellen beim Mittagstisch; er hatte das Essen wieder selbst zubereitet. Ge kochte Kartoffeln mit geräuchertem Schweinefleisch herzustellen, erfordert für einen ehemaligen Soldaten keine überschwenglichen kulinarischen Kenntnisse, und die derbe, nahrhafte Kost mundete den beiden Männern, die von früh morgens an am Amboß und der Esse gestanden, ganz ausgezeichnet. Dennoch sagte Gott fried zu seinem Gehilfen: „Greif' tüchtig zu und laß Dir's schmecken! Ich hab' schon g'sehn, daß Du das Handwerk aus dem Fundament verstehst und den großen Hammer 'mentisch führst. Wer so schafft wie Du, der muß auch ordentlich essen. Brauchst auch nicht zu fürchten, daß Du bei mir nichts anderes zu essen bekommst als schwarzen Haber*) und Erdäpfel, wie heute Mittag, oder einen dürren Bauernseufzer**), wie ich ihn Dir gestern Abend bei Deinem Eintritt vorgesetzt hab'. Gott bewahre! Ich will schon Abwechslung in unsere Kost bringen. Sobald wir dem Schönfichter Boten seinen neuen Fahrwagen beschlagen haben, was jetzt die nöthigste Arbeit ist, gehe ich nach Plößberg und hole meine Schwester zu mir als Haushälterin. Die hat dort den Hutmacher g'heirath , und nachdem er vor Pier Jahren, oder so 'was g'storben ist, haust sie jetzt als Wittib auf ihrem kleinen Sach.***) Sie ist em gar reputirtes Weib und g schickt in der Küch', weil sie bei der Posthalterin in Schwan dorf das Kochen g'lernt hat. Alsdann lassen wir uns auf- tischen von ihr, daß es eine Freud' ist. Aber etliche Täg mußt Dich schon noch begnügen mit der Menasch, die ich zusammen- stopfle/ „Meister", antwortete der Gesellt, ich bin acht Wochen außer Arbeit g'wesen und hab' die ganze Oberpfalz durchg'walzt. Da hat's manchmal nur ein Stück Haberbrod 'geben, und wenn mir eine barmherzige Bäuerin — es giebt aber nicht viele — einen Teller Sauerkraut dazu g'schenkt hat, hab' ich's als ein Fest essen betracht'. Ihr braucht also keinen Kummer zu haben, daß ich Wurst und Geselchtes verachten thät'. Aber" unterbrach er sich plötzlich, „waS Donner ist da loS?" In diesem Augenblick nämlich rasselte die Straße herauf, die auS der Stadt in's Dorf führt, unter Hallogeschrei und Johlen, unter Gejauchze und wüthendem Pertschengeknall ein fremdes Fuhrwerk. Es war ein sauberes Chaischen, wie wohl habende oberpfälzische Bauern solche gerne als Luxuswagen be nutzen. Im Fond oesselben, vor dem zuriickgeschlagenen Halb- Verdeck, saßen zwei Männer in ungewöhnlicher, von der im Stiftsland üblichen Tracht erhebluh abweichender Feiertags kleidung; auf dem Kutschersitz machte sich ein Knecht breit, der das Gespann lenkte. Dieses bestand aus zwei herrlichen Flie genschimmeln, deren Anblick jeden Pferdekenner erfreuen mußte. Die feurigen Thiere stürmten in schnellster Gangart die Straße entlang und hüllten den Wagen in eine Wolke von Staub. Weißer Schaum stob in großen Flocken aus ihren Mäulern, sie knirschten in die Gebihstangen, und der Kutscher mußte Mühe anwenden, ihr Ungestüm zu zügeln. Das leichte lederne Pferde geschirr war, wo es anging, mit neusilbernen Bügeln, Nägeln und Schnallen verziert. Es war ein flottes Fuhrwerk. Zweifellos hatten die Fremden die Absicht, die allgemeine Aufmerksamkeit der Dörfler auf sich zu lenken. Deshalb die unsinnige Fahrt, das Getöse und laute Knallen mit der PeiMe. Aus diesem Grunde hatten sie zu ihrer Ankunft auch die Mit tagszeit gewählt, weil sie wußten, daß dann die gesammte Ein wohnerschaft bei Tische saß und sie beobachten konnte. Was sie im Sinn hatten, schien auch zu gelingen: denn vom Rollen der Räder, dem Stampfen der eilfertigen Hufe und dem Gejohlt der Reisenden angelocki, erschienen schon hie und da Neugierige an den offenen Fenstern und spähten erwartungsvoll die Dorfstraße hinab. Da — gerade als der Wagen in einer scharfen Krümmung in's Dorf einlenkte und vor Federspiels Werkstatte vorbeijagte, kam die Herrlichkeit in's Krachen. Das rechte Hinterrad prallte jo heftig gegen einen großen auf der Straße liegenden Rollstein, daß oie Nabe aus der Achse geschleudert wurde. Das los ge wordene Rad fiel zu Boden, während das Chaischen in Folge seiner schnellen Bewegung noch einige Sekunden im Gleichge wicht blieb. Dann neigte es sich langsam auf die Seite und leerte die im Fond sitzenden Männer unter polterndem Aufschlag in den Staub der Straße aus. Nur der Kutscher hielt sich mühsam auf dem Bocke fest und brachte mittels strammen An ziehens der Zügel und beruhigender Zurufe die Pferde zum schnellen Stillstehen. Ein Glück, daß die gut eingefahrenen Thiere der Hand und Stimme ihres Lenkers ohne Widerstand gehorchten; so kamen die aus dem Wagen Geschleuderten mit dem Schrecken davon, ohne ernsthaften Schaden zu nehmen. Die beiden Schmiede hatten beim Heranrasseln des fremden Gefährts ihr Mittagessen lm Stiche gelassen und waren hinaus getreten aus die Schmiedbrücke. Sie kamen gerade recht, um zu beobachten, wie die Gestürzten sich aus dem Staub aufrafften und ihre Kleider reinigten, indem sie mit den Händen daran her umwischten und klopften. „Höllsakra!" rief der eine und rieb dabei sein Knie, „daS ist jetzund eine hübsche Beschecrung. Hab' ich doch schon 'glaubt, ich hält' mir einen Haxen 'brochenw Dem Dialekt nach war der Sprecher in der südlichen Nab- niederung zu Hause, und damit stimmte auch seine Tracht. Er war ein starker untersetzter Bursche von etwa vier- bis fünfund zwanzig Jahren. Auf dem dicken Kopfe trug er einen runden, mit einer Pfauenfeder geschmückten Filzhut, der die Züge seines bartlosen, fleischigen Gesichts theilweist beschattete. Um den zurückgeschlagenen breiten Hemdkragen schlang sich ein schwarzes Halstuch aus Seide, dessen mit arellrother Stickerei versehene Enden scharlachrother Brustfleck*), über welchem eine schwere silberne Uhrlette mit Petschaft und Anhenler**) seiner ganzen Länge nach herabbaumelte, eine Tuchjacke, die statt der Knöpfe mit Guldcnstücken beseht war, lederne Beinkleider und darüber glänzend gewichste Wadenstiefel bildeten den Anzug des Bur schen, und die relative Eleganz desselben bewies, daß der Trä ger der reichen bäuerlichen Aristokratie angehörte Ganz anders stellte sich sein Begleiter dar. Das war ein langaufgeschossener klapperdürrer Geselle in den dreißiger Jah ren mit einem schmalen, verkniffenen Gesicht, flackernden Augen und dünnen blutlosen Lippen. Er war ganz schwarz gekleidet, hatte auch einen ehemals schwarzen, jetzt aber m's Röthliche spie lenden kahlgcbürsteten Chlinderhut auf dem Kopf und mühte sich vergeblich ab, mit seinen mageren Fingern, deren Nägel enden häßliche Trauerränder umsäumten, die schmutzig gewor denen Rockärmel abzustäuben. Der ganze Habitus dieses Mannes, die verrunzelten Kleider mit den grau hervortretenden Nähten und die geflickten Schuhe ließen darauf schließen, daß man hinter solch'fchäbigerVornehmheit einen „besseren" Schmu ser und Unterhändler vor sich hatte, — eine jener verkommenen Existenzen, die nachdem sie früher schönere Tage durchlebt, durch verdientes oder unverdientes Unglück in ihren Hoffnungen schei terten und froh waren, wenn sie das Schicksal schließlich an ocn Strand des Unterhändlerthums warf, wo ihnen die verdienten Schmuskreuzer gestatteten, sich wenigstens dann und wann ein mal satt zu essen. Ein solcher „besserer" Schmuser, oder Kom missionär, wie sich die Leute des Wohlklangs wegen zu nennen pflegten, war auch der städtisch gekleidete Fremde. Dass er ein wichtiges Unternehmen zuwege bringen wollte, zeigte sem Fest tagsanzug: er mußte doch imponiren! (Fortsetzung folgt.) ZVW erg. , n gebeten, jH ereS Vorst°°w klempnermchn ), zu bethtiligen. n.Kronprint', ttvorstMd« grr: Bnuui ««d ireibera. - cktionellm Hell, deburg, str da Wagner i» R«' vuchdruckerei «ad ickisch in Freiberg hluß: Ar. " -esse: kkM Auf diese kühne Rede trat eine peinliche Stille ein. Die Dienstboten wagten nicht, mit dem Essen fortzufahren; sie sahen verlegen lächelnd vor sich oder auf die vor ihnen stehenden Holz teller nieder und mühten sich ab, eine Miene anzunehmen, als wäre ihnen entgangen, daß dem stolzen Bauer soeben ein bitterer Vorhalt gemacht worden war. Die Bäuerin blickte bestürzt und verständnißlos auf ihre Tochter; sie konnte sich das Beneh men der Rosl absolut nicht zusammenreimen. Der Vorsteher aber starrte eine kleine Werle wie verblüfft und niedergedonnert ins Leere; dann stieg ihm jäh die Röthe oes Zorns ins Gesicht, und indem er mit der schweren Faust auf den Tisch schlug, daß ei dröhnte, schrie er ganz außer sich: „Kruzinesertürkenelement! Hat ein sterblicher Mensch so 'was schon einmal g'hört? Bist verrückt worden oder vom Satan b'sessen, daß Du Dich unter- ^stehst, Deinem Vater Widerpart zu halten? Und in einer sol chen Weis'? Mich juckt's in der Faust, und wenn Du nicht willst, daß ich Dich niederschlag', wie Du's verdienst, und Dich fasten laß' so lang, bis Du die zwölf Apostel für eine Räuber- Hande anschaust, — dann halt augenblicklich Dein Schandmaul und verkriech Dich in Deiner Kammer! Mach' nur, daß Du mir jetztund g'schwind aus den Augen kommst, Du G'schöpf, Du miserabiliges!" Der Alte ereiferte sich während dieses Schimpfergusses je länger desto mehr, so daß ihm schließlich Schaum auf die dicken Lippen trat, unv Rosl kannte oie jähzornige Gewaltthätigkeit ihres Vaters zu genau, als daß sie seine Drohungen für leere Worte betrachtet hätte. Es fiel ihr auch gar nicht ein, sich widersetzlich zu zeigen. Sie hatte einfach den impulsiven Drang nicht unterorücken können, für den in seiner Abwesenheit ge schmähten und deshalb vertheidigunaslosen Geliebten eine Lanze zu brechen. Nun sie dies gethan, fühlte sie sich beruhigt, ohne sich Rechenschaft abzulegen, ob sie klug oder unklug gehandelt, ja ohne zum Bewußtsein zu gelangen, daß ihr Benehmen dem Va ter gegenüber doch in gewissem Sinne unkindlich gewesen war. Sie legte daher den Löffel weg, erhob sich vom Stuhl und verließ, von der Bäuerin gefolgt, die Stube. Die Dienstboten thaten in sehr gedrückter Stimmung das Gleiche. * Die Saison in St. Moritz. Ein Mitarbeiter der Wiener Montagsrcvue, der das Engadin just zum Saisonschluß bereist hat, emwirft speziell von St. Moritz folgende Schilderung: „Alle Hoteliers und Hoteldirektoren strahlten vor Freude, alle Kellner jubelten, alle Lohnbiener waren protzig und alle Stu benmädchen ausgelassen. Sie hatten den e r t r a g r e i ch st e n Sommer hinter sich, den St. Moritz je erlebt, obwohl, wie ein Direktor sagte, in zwei Jahren dreitausend neue Betten „ge baut" worden waren. Und es sind wieder zwei neue Hotels im Baue begriffen, die angeblich noch luxuriöser einzcriastct wer den »Lllen als selbst „Stahlbad", das Haus der verschwenderi- sckeslen Frauen, und „Palace", welches schon beim Einirili ver rätst, daß es nur auf die Reichsten der Erde refleltirt. Das kleine Dorf St. Moritz befielst jetzt eigentlich nur mehr aus den fünfzehn oder zwanzig Riesen- und ebensoviel klei neren Hotels und den drei Kirchen. Im Kurhause haben Heuer durch eine gewisse Zeit an jedem Tage 421 Personen gewohnt; daS HauS war bis auf die Mansarden besetzt, das Personal ruhte, wo eS eben Platz fand. In der Haute-Saison bevölker ten täglich vierzehn bis sechszehn Tausend Fremde das kleine Dorf, die Alle mestr oder weniger viel Geld dort ausgaben. St. Moritz beansprucht von der ungefähren Einnahme der Schweiz aus dem diesjährigen Fremdenverkehr von 160 Millionen Frcs. den elften Theil, zwischen vierzehn bis fünfzehn Millionen Frcs Jedes^roße Hotel vereinnahmte 700 bis 800 000 Francs in zwei Monaten, wovon sechzig Prozent als Gesammtregie abzu ziehen sind. Es verbleibe« also dreihunderttausend Francs und darüber als reiner Ertrag, respektive als Verzinsung des An lagekapitals, man kann sagen zwanzig bis fünfundzwanzig Prozent im Durchschnitte. In einzelnen Fällen stellt stch die Rechnung noch viel günstiger, zum Beispiel beim Kurhause, dem man ein Erträgniß von mehr als fünfzw Prozent nachsagt. Ich füge hinzu, daß sich die Verhältnisse in der ganzen Schweiz so überaus günstig gestalteten; man erzählte mir von kleinen Pen sionen bei Tstusis und wieder im Appenzeller Lande, die sich in dem einen Jahre beinahe ganz auszahlten. Der Kutscher, der WoihtNlltiüMmMs zu 18 M. beginnen mit jeder Sonntagsnummer und müssen daher bei den bekannten Ausgabestellen in Stadt und Land spätestens bis Areitag Abend bestellt werden. Der Schmied von Pirk. Erzühlung auS der Oberpfalz von Ios. Bat« rl«i«.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)