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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 23.09.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-09-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-189909230
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18990923
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18990923
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Freiberger Anzeiger und Tageblatt
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-09
- Tag 1899-09-23
-
Monat
1899-09
-
Jahr
1899
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 23.09.1899
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Aurore" und zu der Am- n des großen suyot schreibt ^S222. werden durch drückende Steuern gelähmt und der Geldmarktlist unzulässig und daS Ministerium deS Innern hat daher aa werde durch die der Negierung zugeschriebenen finanziellen Projekte beunruhigt. Die allgemeine wirthschaftliche Unzu friedenheit habe auch eine gegen das ganze jetzige Verwaltungs system gerichtete politische Bewegung zur Wirkung. yreiderger Anzeiger und Tageblatt. Gelte 3. — 23. September. alle seine unterstellten Behörden die strenge Anweisung ergehen lassen, derartige Erklärungen stets in Form protokollarischer, de» Betheiligten vorgelesener oder zur Durchsicht vorgelegter und von ihnen genehmigter Niederschrift aufzunehmen. Im Weiteren tonnen derartige Niederschriften in rechtsgiltiger Weise nur Von Beamten vorgenpmmen werden, welche die Befugniß zum Proto- kolliren besitzen. — Tagesordnung für die auf Sonnabend, 30. September 1899 vormittags 10 Uhr anberaumte VI. Sitzung deS Bezirk-- Sin Amerikaner über Deutschland. Die Entwicklung der deutschen Weltmacht wird nicht nur von den Vaterlandsfreunden, sondern ebenso von den maßgeben den Kreisen des Auslandes mit großer Aufmerksamkeit verfolgt. Wenn auch dies Urtheil Fremder meistens durch Mißgunst uns Eifersucht beeinflußt wird, so fehlt es doch nicht an Ausländern, welche ihrer Bewunderung für das gewaltige Anwachsen des politischen Einflusses und der wirthschaftlichen Macht Deutsch lands rückhaltlos Ausdruck geben. Diese Stimmen sind selten, fallen aber umsomehr ins Gewicht, wenn sie von Personen aus gehen, die durch ihre Lebensstellung und ihre Erfahrungen den besondern Beruf zu einem sachkundigen Urtheil in sich tragen. Aus diesem Grunde bemerkenswerth ist für uns eine Kundge bung des Konsuls der nordamerikanischen Union, des Herrn Memaghan inChemniß. Offen gesteht er ein, daß ihm die Geschichte des wirthschaftlichen Aufschwunges in Deutschland feit dem Jahre 1871 wie ein Roman vorkommt. Wir wollen seine Ausführungen in folgendem zusammenfassen: Die jüngsten überseeischen Erwerbungen des deutschen Rei ches sind das interessanteste diplomatische Ereigniß in der Ge schichte vieler Jahrzehnte. Hätten sich die Hansastädte seiner zeit auf ein geeintes, Kolonien erwerbendes Deutschland stützen können, dann wäre die Kulturgeschichte der letzten beiden Jahr hunderte in Berlin in ebenso hohem Grade wie in London und Liverpool und in höherm Maße als in Paris und von Napoleon geschrieben worden. Ein Staat, der sich, wie das deutsche Reich, so schnell auf einen der höchsten Plätze in der Reihe der großen Industriestaaten emporgeschwungen hat, bedarf des Kolonial besitzes, um seinen Ausfuhrgütern die erforderlichen Absatzge biete, seiner Flotte die nöthigen Stützpunkte gewähren zu können. Ohne Vorgang in der Geschichte ist die Entwicklung Deutsch lands auf dem Gebiete der Schifffahrt. Kein Ausländer, der vor 25 Jahren Bremen, Hamburg oder Stettin einen Besuch abgestattet, hat voraussehen können, daß gegen das Ende des Jahrhunderts die Werften dieser Städte Schiffe verlassen wür den, jedem ebenbürtig, das in Glasgow, Belfast oder an der Themse vom Stapel läuft. Dieser weltpolitischen Entwicklung Deutschlands entspricht auch die Höhe des von Deutschen im Auslande angelegten Kapitals. Eine oberflächliche Schätzung ergiebt, abgesehen von Staatsanleihen und dergleichen, unge fähr 1,78 Milliarden Dollars. Noch machtvoller zeigt sich deutscher Scharfsinn und deut scher Unternehmungsgeist im Aufschwünge des überseeischen Handels. Mit dem Wort des Kaisers: „Deutschlands Zukunft liegt auf dem Wasser" ist das Reich in eine neue Aera, diejenige Wilhelms II., eingetreten. In derselben Zeit, wo Deutschland seine Handelsflotte vervierfachte, hatten England und Frank reich die ihrige nur verdreifacht beziehungsweise verdoppelt. Innerhalb zweier Jahrzehnte hat Deutschland zwei bedeutende Mitbewerber auf handelspolitischem Gebiete, die Vereinigten Staaten und Frankreich, völlig geschlagen. Jetzt kommt es da rauf an, diesen Platz zu behaupten. Eine sichere Gewähr dafür bietet allein das Vorhandensein einer starken Kriegsflotte. Deutschlands Seehandel hat im Jahre 1898 einen Werth von 5 Milliarden Mark dargestellt, der Rußlands einen solchen von 2 Milliarden, der Frankreichs von 4,8 Milliarden, der Italiens von 1,4 Milliarden und der Englands von 12,8 Milliarden. Und doch hat das deutsche Reich für seine Kriegsflotte nur 122 Millionen Mark ausgege ben, während Rußland dafür 150 Millionen, Frankreich 224 Millionen, Italien 86 Millionen und England 448 Millionen aufgewendet haben. So steht das Land, welches als Handels staat in der Welt den zweiten Platz einnimmt, in den Aufwen dungen für die Flotte, welche berufen ist, im gegebenen Augen blicke seine überseeischen Interessen zu vertheidigen, hinter allen anderen Welthandelsstaaten, mit Ausnahme von Italien, zurück. In diesem Bilde erscheint einem unparteiischen Beurtheiler der Dinge die deutsche Geschichte der letzten dreißig Jahre. Es enthält eine bewundernde Anerkennung der deutschen Thatkraft, aber auch eine scharfe Verurtheilung des Theiles unseres Volkes, welcher der Stählung der deutschen Wehrkraft zur See noch immer widerstrebt. Ausschusses der Königlichen Amtshauptmannschaft Freiberg. 1. Verbreiterung deS zur Stauanlage Hegewald'S in Mulda gehörigen Zu- und Abflußkanals. 2. Verbot des Anbringens von Inschriften, Plakaten pp. in landschaftlich schönen Gegenden. 3. Gesuch des GasthossbesitzerS Krumbiegel in Werg- mannsdorf um Genehmigung zur Verabreichung von Getränken und Speisen aller Art in dem auf dem dortigen Schießplaue errichteten Zelte. 4. Gesuch Klemm's in Großivaltersdors um Erlaubniß zum Kleinhandel mit Branntwein und Spirituosen. 5. Gesuch Eidam's in Brand um Erlaubniß zum Schankbetriebe an in seiner Herberge verkehrende Handwerksmeister und Gesellen. 6. Gesuch Bellmann's in Lößnitz um Erlaubniß zum Kleinverkaus von Branntwein und Spirituosen an die beim Bau der land- wirthschaftlichen Haushaltungsschule in Friedeburg beschäftigten Arbeiter. 7. Dispensationsgesuch Wächtler's in Großwaltersdorf wegen Dismembration des Grundstücks Fol. 93 deS dasigen Grund- und Hypothekenbuchs. 8. Gesuch der Wirthschaftsbesitzer Keilig und Kraupe in Dörnthal um Unterstützung aus Bezirks mitteln zur Bestreitung von Uferbaukosten. 9. Gesuch deS Ziegelei besitzers Oswald Zimmermann in Colmnitz um Erlaubniß zur Verabreichung von Bier, Branntwein, Kafiee und kalten Speisen an die in seiner Ziegelei beschäftigten Arbeiter und die daselbst geschäftlich verkehrenden Personen durch den Ziegelmeister Hermann Clemens Zimmermann daselbst. 10. Abänderung des Bebauungs planes für Freibergsdorf und Nachtrag zur dasigen Lokalbau ordnung. 11. In Anregung gekommener Erlaß eines Verbotes a) des Auf- und AbsteigenS der Kutscher während der Bewegung des Geschirres und d) des An- und Losschleifens der mit seitlich an den Vorderarmen unten angebrachten Schleifzruge versehenen Wagen vom Sitzplatze auS. 12. Uebernahme einer bleibenden Verbindlichkeit Seiten der Gemeinde Neuhausen durch Gestattung der Errichtung einer Centrale für Lieferung elektrischen Lichtes und Kraft. 13. Gesuch des Wirthschastsgehilfen Helbig in Voigtsdorf um Genehmigung zum Betriebe der Gastwirthschast einschl. des Branntweinschanks, ingleichen auch zum Krippensetzen in einem an Stelle eines abgebrannten Gebäudes zu errichtenden Neubau. 14. Gesuch der Heber geb. Kranke in Deutschneudorf um Genehmigung zur Ausübung der auf dem Grundstück Cat. Nr. 58 zu Deutschneudorf ruhenden vollen Gasthofsgerechtigkeit sowie zum Abhalten von öffentlichen Tanzvergnügungen und zur Veranstaltung von Singspielen pp. 15. Gesuch der verw. Wagner in Deutschneudorf um Genehmigung zur Einrichtung einer Schlachthausanlage aus einem Trennstücke der Wiesenparzelle Nr. 132 für Deutschneudorf. 16. Gesuch Langer's in Ullersdorf um Konzession zur Schaukwirthschaft einschl. des Branntwein schanks. 17. Ortsgemeinde-Ordnung, II. Nachtrag zum Regulativ über Erhebung direkter Anlagen und I. Nachtrag zum Regulativ über Erhebung verschiedener Abgaben in der Gemeinde Ober seiffenbach mit Oberlochmühle. 18. Gesuch der verehel. Langer in UllerSdorf um Konzession zur Schaukwirthschaft einschl. des Branntweinschanks. 19. Gesuch Wetzig's in Halsbrücke um Er laubniß zum Bier- und Branntweinschank, zur Verabreichung warmer und kalter Speisen sowie zum Ausspannen und Krippen setzen. 20. Gesuch der Gemeinde Großvoigtsberg um Erlaubniß zur Verwendung von Stammvermögenskapital zur Bestreitung lausender Gemeindeausgaben. — Zur Landtagswahl. Am 27.-29. September d. I. werden die wahlberechtigten Bürger unserer Stadt zum ersten Male nach dem neuen Landtags-Wahlgesetze ihrer Wählerpflicht genügen. Am ersten dieser Wahltage, also am 27. September, werden die der 3. Abtheilung angehörigen Wähler, deren Zahl 3961 beträgt, an die in 10 verschiedenen Lokalen aufgestellten Urnen treten und in 9 Bezirken je 2 Wahlmänner und iu 1 Bezirk 1 Wahlmann wühlen. Diese Wahlmänner, deren Zahl für jede Wahlabtheilung auf 19 festgesetzt ist, müssen nicht in demselben Bezirke wohnen, für den sie aufgestellt sind. Auch ist es für ihre etwaige Wahl ganz gleichgültig, ob sie der 1., 2. oder 3. Ab- theilung angehölen. Es kann z. B- ein als Wahlmann bezeichneter Herr, der nur 20 Mk. direkte Staatssteuer zahlt, zu diesem Amte von den Urwählern gewählt werden, die für die 1. Steuerklasse eingeschätzt sind, also 210 Mk. und darüber direkte Staatssteuer entrichten. Umgekehrt kann der steuerkräftigste Manu von den Urwählern der^3. Klasse gewählt werden. Es kommt also gar nicht darauf an, in welcher Klasse Jemand als Wahlmann kan- didirt, fein Werth als solcher wird weder erhöht noch vermindert durch die Klasse, deren Mitglieder ihm ihre Stimme geben. Die Zahl der Urwähler der einzelnen Abtheilungen des Wahlkreises ist eine verschiedene. Für die 1. Abtheilung schwankt die Zahl der Urwähler in den 10 Bezirken zwischen 9 und 18, für die 2. Abtheilung zwischen 40 und 87 und für die 3. Abtheilung zwischen 206 und 433. Die Wahl selbst erfolgt abtheilungsweise 3 Tage hintereinander durch Abgabe von Stimmzetteln, die „uneröffnet" und gefaltet in die Urne zu legen sind. Sind auf dem Stimmzettel zu wenig oder zu viel Namen, so behält der Stimmzettel trotzdem seine Gültigkeit. Stehen zu viel Namen darauf, so werden die der Reihenfolge nach zuerst stehenden berücksichtigt. Bei der Wahl der Wahlmänner entscheidet die absolute Mehrheit der abgegebenen gültigen Stimmen. Erhalten mehr Personen die absolute Mehrheit, als Wahlmänner gemein sam zu wählen sind, so gelten diejenigen als gewählt, die die meisten Stimmen erhalten haben; bei Stimmengleichheit entscheidet das LooS. Ergiebt sich für einen Wahlmann keine absolute Stimmenmehrheit, so findet eine anderweite Wahl statt, bei der die relative Mehrheit der abgegebenen gültigenStimmen eutscheidet. Die Wahlen der Wahlmänner sind für die ganze Wahlperiode gültig, also für 6 Jahre. Ihre Gültigkeit hört aber bei einer Auflösung der Kammer auf. Die Wahlmänner erhalten als Tagegeld 5 Mk., die ihnen durch den Wahlkommissar gegen „Empsangs- bekeuntniß" ansznzahlen sind. Diejenigen Wahlmänner, die zur Ausübung ihres Amtes zu reisen haben, erhalten außer den 5 Mk. an Reisekosten den Preis einer Rückfahrkarte für die 2. Klasse bei der Benutzung der Eisenbahn und für die 1. Klasse bei der Benutzung des Dampfschiffes. Können sie beide Beför derungsmittel nicht benutzen, so erhalten sie sür jedes Kilometer der Hin- und Rückreise 20 Pfg. — Die sächsischen Polizeibehörden sind nach Wiener Blätter meldungen angewiesen worden, das fernere Auftreten -er veutsch-ravikalen Abgeordneten aus Oesterreich, sowie die Veranstaltung anti-österreichischer Kundgebungen innerhalb der Grenzen des Königreiches nicht mehr zu gestatten, da das deutsch-österreichische Bundesverhältniß eine Erörterung inner österreichischer Angelegenheiten von selbst verbiete. Oertliches und Sächsisches. Freiberg, den 22. September. — Generalfeldmarschall Prinz Georg hat sich gestern Vor mittag vom Schlesischen Bahnhöfe in Dresden aus über Görlitz- Breslau nach Groß-Wartenberg begeben, um in seiner Eigenschaft als Generalinspekteur der II. Ärmeeliispection am 22. und 23. September den Corpsmanövcrn des VI. Armeecorps und am 25. September einer Uebung mit schwerer Artillerie beizuwohnen. Se. König!. Hoheit wird voraussichtlich am 26. September früh in Dresden wieder eintreffen. — Auszeichnung. Seine Majestät der König hat Herrn Knabenbürgerschullehrer Herold nach vierzigjähriger Lehrthätig- keit das AlbrechtSkreuz verliehen. Gestern Vormittag 11 Uhr erschienen Herr Bürgermeister vr. Schroeder, Herr Schulrath vr. Winkler und Herr Pastor vr. Lehmann in der Knaben bürgerschule, um Herrn Lehrer Herold die ihm auf Vorschlag der Kgl. Schulinspektion verliehene Auszeichnung zu überreichen. Nach einer von Lehrern und Schülern der Anstalt gesungenen Lied strophe wies Herr vr. Schroeder, der Ueberbringer der aller höchsten Auszeichnung, auf die Bedeutung und Schwierigkeit der Lehrerarbeit hin und pries Herrn Herolds langjährige, erfolgreiche Amtsführung. Er dankte ihm für die der Stadt und ihrer Jugend geleisteten treuen Dienste und beglückwünschte ihn zu der erfahrenen Ehrung. Herr Schulrath vr. Winkler lenkte in herz lichen Worten die Blicke der Anwesenden auf den langen, von dem also Ausgezeichneten bisher zurückgelegten Lehrerweg, ge dachte der vielfachen ihm beschiedenen schweren Prüfungen, rühmte seine glänzende Bewährung und wünschte ihm Glück für seine fernere Thätigkeit. Herr Direktor vr. Göhl sprach als Mit arbeiter des Herrn Herold diesem seine und seiner Amtsgenossen hohe Freude über die wohlverdiente Ordensverleihung aus, dankte ihm sür seine gewissenhafte aufopfernde Arbeit und wünschte ihm Gottes Segen sür alle künftigen Tage. Herr vr. Lehmann schloß sich den Wünschen an. Ein abermaliger gemeinsamer Gesang beschloß die Feier. — Von verschiedenen Behörden sind häufig die bei ihnen ab gegebenen mündlichen Erklärungen von rechtlicher Be deutung nicht protokollarisch, sondern nur durch nachträgliche Aktenbemerkungen zu den Akten gebracht worden. Dies Verfahren ebenfalls: „Die Vertheidiger von DreyfuS werden fortan freiere Sand haben, da sie nicht mehr für seine Person besorgt zu sein brauchen. Die Begnadigung von Dreyfus bedeutet aber keines wegs die Amnestirung der Verbrecher, die ihn verurtheilt und wiederverurtheilt haben. Mercier muß verurtheilt werden wegen Amtsfrevels, Schriftenfälschung und Vernichtung von Dokumenten. Er wird seine Mitschuldigen vor den Staatsgerichtshof mit fort reißen. Ihre Verurtheilung wird eine Reihe „neuer Thatsachen" ergeben, welche die Rehabilitirung von Dreysus nach sich ziehen werden." — Cornöly, der politische Leiter deS „Figaro", freut sich rückhaltlos über die Begnadigung des Unschuldigen und stellt dem Ministerium, das die Maßregel in Vorschlag brachte, wie dem Staatsoberhaupte, daS darauf einging, das Zeugniß auS, sie haben eine gute That verrichtet, die dazu beitragen werde, das sittliche Gleichgewicht zwischen Frankreich und der übrigen Welt wiederhcrzustellen. Der Chefredakteur des „Figaro" ist allerdings noch naiv genug, zu glauben, die Antidreyfusianer werden eben falls Genugthuung über die Maßregel der Milde empfinden, die sie von einem Gewissensbiß befreit. „Bon dem Heere", schließt er, „wollen wir auS mehreren Gründen nicht reden, erstlich, weil es nicht mitreden darf und zweitens, weil eS, wenn ihm zu reden gestattet wäre, auS vollem Herzen seine Zustimmung geben würde." DreyfuS ist gestern in CarpentraS (Departement Baucluse) angelangt, begleitet von Mathieu Dreyfus und dem „Figaro"- Berichterstatter Huret, der heute die Reise des Freigelassenen genau beschreiben will. Frau DreyfuS verließ Mittwoch Mittag Rennes, um ihren Mann iu Südfrankreich zu treffen. Der künftige Aufenhalt deS Freigelassenen wird geheim gehalten. Der Kriegsminister Gallifet hat auS Anlaß der Begnadigung von Dreyfus an daS Heer einen Tagesbefehl erlassen, in welchem es heißt, die Angelegenheit sei nunmehr erledigt. Vor der Thatsache der Begnadigung müsse sich Jeder beugen, wie alle sich vor dem UrtheilSspruch von RenneS gebeugt hätten. Von irgend welcher Vergeltungsmaßregel dürste nicht mehr die Rede fern. „Ich richte an Euch die Aufforderung und würde auch er forderlichen Falles befehlen: Vergeßt das, was gewesen ist und denkt nur an die Zukunft. ES lebe daS Heer, welches keiner Partei angehört, sondern einzig und allein Frankreich." Von dem Gouverneur von Dahome ist folgendes amtliche Telegramm eingegangen: „Um den Widerstand zu brechen, welchen die eingeborenen Kafiris der mit der Abgrenzung von Togo beschäftigten deutsch-französischen Kommission entgegensetzten, haben sich die deutsche und die französische Abtheilung in völligem Einvernehmen und unter der Leitung des französischen Kommissars Majors Cl6 genöthigt gesehen, sich mit Gewalt den Weg zu bahnen, und haben am 17. Sept, in der Umgegend deS Dorfes Lama mehrere Gefechte liefern müssen, iu welchen die Eingeborenen zurückgeworfen wurden und beträchtliche Verluste erlitten haben. Wir haben unsererseits nur den Tod eines eingeborenen Reiters zu beklagen." China. Ein französischer Arzt begab sich vor Kurzem nach Peking, um an der dort neu errichteten medizinischen Schule die Söhne des Reiches der Mitte in die Geheimnisse der Anatomie einzusühren. Er begegnete aber großen Schwierigkeiten, denn es gelang ihm nicht, menschliche Leichen für die Secirung zu er langen, oa die Chinesen mit Todten einen pietätvollen Kultus treiben und nie und nimmer zugeben würden, daß man — selbst im Dienste der Wissenschaft — ein Messer an den Körper eines Verstorbenen anlcgt, es sei denn, daß es die Leiche eines Hinge richteten sei. Der französische Arzt ging deshalb zum allgewal tigen Vizekönig Lihungtschang, um ihm seine Noth zu klagen. „Ich habe zu wenig Leichen", sagte er, „und ohne die Leichen können die Mediziner nicht Anatomie studiren." „Sie bekom men doch die Leichen der Hingerichteten", erwiderte Lihung tschang. „Ja", antwortete der Arzt, „das ist aber viel zu wenig." „Nun", erklärte Lihungtschang mit großer Seelen ruhe, „manwirdalsomehrhinrichten." Südafrika. Der Gouverneur der Kapkolonie Milner tele- graphirte gestern Abend an den Präsidenten deS Oranje-FreistaatS Steijn, die Vorwärtsbewegung der britischen Truppen an die Grenze nicht gegen den Freistaat gerichtet, und habe auch ihren Grund sei nicht in Befürchtungen vor den Absichten des Letzteren. England hege noch immer die Hoffnung auf eine friedliche Beilegung der Streitigkeiten mit Transvaal. Aber falls diese Hoffnung un glücklicherweise getäuscht werde, so versehe sich England zu dem Freistaat, daß derselbe völlige Neutralität beobachten und eine militärische Intervention seiner Staatsangehörigen verhindern werde. England sei bereit, die formelle Zusicherung zu geben, daß in diesem Falle die Integrität des Freistaates durchaus ge achtet werde. Es sei völlig unwahr, daß England die Unab hängigkeit deS Freistaates zu schmälern beabsichtige. (Das kommt erst später, nach der Niederwerfung Transvaals! D. Red.) Steijn antwortete, er theile die Hoffnung aus eine friedliche Lösung und sei auch jetzt noch nicht der Ansicht, daß nur Gewalt die Angelegenheit zum Austrag bringen könne. Aber mit Rück sicht aus die bestehende Spannung bedauere er die Entsendung von Truppen. Er werde thun, was in seinen Kräften stehe, um die Erregung zu dämpfen, aber wenn an die militärischen Vor bereitungen an der Grenze anschließend der geplante Weg weiter verfolgt werde, so sei es nicht unwahrscheinlich, daß die Burghers dies als eine Bedrohung betrachten und ein starkes Gefühl des Mißtrauens und der Unruhe entstehen werde. Wenn sich hieraus unerwünschte Folgen ergeben sollten, so liege die Verantwort lichkeit hierfür nicht bei dem Oranje-Freistaat. Das Telegramm MilnerS soll am Donnerstag dem Volksraad unterbreitet werden. Bereinigte Staaten. In Washington ist nach dem „Daily Chronicle" ein Bericht eingelaufen, daß Aguinaldo sich tele graphisch an General OtiS gewandt habe, um die Erlaubniß zu erhalten, einen höheren Offizier zu Unterhandlungen zu ent senden. Das amerikanische Kabinett berieth über diesen Vorfall; es heißt, daß Aguinaldo die Nutzlosigkeit weiteren Widerstandes eingesehen habe, fürchtet aber, daß der verschmitzte Ausständischeu- Führer nur Spiegelfechterei treibe, um Zeit zu gewinnen und die Stärke der Amerikaner kennen zu lernen, zumal Aguinaldo dieses Manöver nicht zum ersten Male mache. Das Kabinett hat be schlossen, Otis zu benachrichtigen, daß die einzige Bedingung für den Friedensschluß die absolute und bedingungslose Uebergabe Aguinaldos sein dürfe. In Keywest sind in den letzten 24 Stunden 45 neue Fälle von gelbem Fieber festgestellt worden, jedoch ist kein neuer Todes fall vorgelommen. Wie man auS London meldet, entwerfen Berichte aus Argentinien ein ungünstiges Bild von der dortigen Lage. Die ökonomische Krise, welche das Land seit mehreren Jahren durchmacht, hat in der letzten Zeit noch eine Verschärfung er fahren. Die wirthschaftlichen Nachwehen der Kriegsvorbereitungen, welche zur Zeit der schärfsten Spannung mit Chile getroffen wurden, seien noch jetzt sehr fühlbar, Handel und Industrie
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