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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 10.10.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-10-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-189910101
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18991010
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18991010
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Freiberger Anzeiger und Tageblatt
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-10
- Tag 1899-10-10
-
Monat
1899-10
-
Jahr
1899
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 10.10.1899
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18»» daß der umgearbeitete Entwurf noch im Laufe d.M. vom Reichs schatzamt den übrigen betheiligten Stellen mttgetheilt und daß dann auch die Vorlegung desselben an den wirthschastlichen Aus schuß erfolgen wird. Die Meldung, die Reichsregierung wolle schon in der kommenden Session dem Reichstage eine Novelle zum Unfall versicherungsgesetz vorlegen, wird amtlich bestätigt. Di« Frage der Zulassung weiblicher Aerzt« zum ärzt lichen Beruf wird den am 16. Oktober in Hannover tagenden „Centralverband von Ortskrankenkassen im deutschen Reiche" an- gelegentlichst beschäftigen. Die Verwaltung der Ortskranken kassen in Stuttgart hat einen Antrag aus Zulassung der Frauen zum medizinischen Studium an sämmtlichen Landesuniversitäten, sowie Zulassung derselben zum ärztlichen Beruf gestellt. Weiter hin beantragt die Allgemeine Ortskrankenkasse zu Barmen, welcher vor einiger Zeit durch Ministerialverfügung das Recht entzogen worden ist, eine Aerztin zur Behandlung ihrer Mit glieder anzustellen, bei dem Bundesrath dahin vorstellig zu werden, daß sobald als möglich eine einheitliche Behandlung der Frage betreffs Anstellung von im Ausland approdrrten Aerztinnen als Kassenärztinnen für das Reichsgebiet herbei geführt werde. Englische Ur theile über dir deutsche Kol onial- politik. Folgende ungünstigen, aber leider zutreffenden Ur theile über unsere Kolomalpolitik, die der Leiter der früheren britischen Niger-Kompagnie, Sir George Goldie und der Afrika reisende Mr. Lionel Decle gefällt haben, theilt der Londoner Mitarbeiter der „B. N. N." mit: „In der letzten Zeit hat sich mir wiederholt Gelegenheit geboten, mich mit englischen Kennern afrikanischer Verhältnisse über koloniale Fragen zu unterhalten. Ueberall begegnete ich der Verwunderung darüber, daß den Deutschen noch so wenig klar geworden zu sein schiene, welche Schätze sie in ihren afrikanischen Besitzungen haben könnten, wenn sie nur wollten. Ein wirthschaftlich so kräftig aufstrebendes Land wie das deutsche Reich — so sagte mir noch ganz kürzlich der langjährige erfolgreiche Leiter der früheren britischen Niger- Company, Sir George Goldie, — mit einer so rapide wachsenden Bevölkerung, dessen politischer Bau überdies heute fester dasteht, als der irgend eines anderen kontinentalen Staates, ist wie ge schaffen zum Kolonisator. Es ist ein Unglück für die Deutschen, daß sie sich von einer Anzahl von Philistern, die nie an Ort und Stelle waren und von den thatsächlichen Verhältnissen in Afrika keine Ahnung haben, einreden lasten, dort sei im Grunde weiter nichts zu holen, als Wüstensand und gelbes Fieber. Wir Engländer begreifen nicht, warum Deutschland z. B. zur Er schließung seiner weiten und werthvollen südwestafrikanischen Besitzungen bisher fast noch keinen Finger gerührt hat. Ein weiterer, vielleicht nicht ganz objektiver, jedenfalls aber beachtens- werther Beitrag englischer Kritik an deutschen sKolonialunter- nehmungen liegt heute in einem, Mozambique, 17. Juli datirten Artikel des Mr. Lionel Decle vor, der gegenwärtig im Auftrage des „Daily-Telegraph" Afrika von Kairo bis nach dem Kap durchquert. Mr. Decle berichtet darin ausführlich über seine in Deutsch-Ostafrika gemachten Beobachtungen. Dar-es-Salaam machte auf ihn im ersten Augenblick den Eindruck, als stammten die Gebäude aus einer riesigen Nürnberger Spielzeugschachtel, so gleichmäßig niedlich und gefällig sehen seine Häuschen aus. Weniger günstig lautet sein Urtheil über die eigentliche koloni satorische Arbeit der Deutschen. Von der im Ganzen etwa 600 Köpfe zählenden weißen Bevölkerung Deutsch-Ostafrikas seien 500 Beamte, von denen wieder 350 auf Dar-es- Salaam kämen. Der Handelsbetrieb der Häfen sei fast gleich Null; ein Dampfer alle 6 Monate könne die gesammte Fracht bewältigen. Die Beamten und Missionare ausgenommen, treffe man keinen Deutschen auch nur 80 oder 100 englische Meilen von der Küste entfernt im Innern, was um so merkwürdiger sei, als deutscher Unternehmungsgeist in andern, von der Natur auch nicht mehr begünstigten Theilen Afrikas, wie Natal, Transvaal, Rhodesia nnd der Kap-Kolonie erfolgreich thätig sei. Intelligente Deutsche in Dar-es-Salaam erklärten das daraus, daß frühere Gouverneure die Kaufleute systematisch entmuthigt hätten, die sie als Störenfriede in dem Verhältniß der Beamten zu den Ein geborenen betrachteten. Damals sei der große Fehler begangen worden, Unteroffiziere an die Spitze großer Bezirke zu stellen, wo sie, fast unkontrollirt, über Tausende von Eingeborenen geherrscht hatten. Dabei ist der Berichterstatter voll Lobes der deutschen Offiziere, mit denen er in Berührung gekommen ist, wegen ihres praktischen Scharfblickes in jeder Beziehung, namentlich auch in der Behandlung der Eingeborenen. Der Artikel schließt folgender maßen: „Es ist wunderbar, wie wenig mit so guten Offizieren bisher erreicht worden ist. Die Geschichte von Deutsch-Ostafrika ist nichts, als eine lange Liste kleiner Kriege mit Thaten helden haften Muthes deutscher Truppen gegen ungeheure Uebermacht, die aber im Grunde ohne Zweck und Ziel geführt wurden und die Interessen der Civilisation und deS Handels nicht um einen Schritt gefördert haben. Bureaukratismus und unnütze Zer splitterung der Kontrolle unter mehreren Beamten ist das Unglück der Kolonie. Mir wurde z. B. erzählt, und zwar von Deutschen, daß die Eisenbahn, die von Pangani nach dem Viktoria Nyanza gebaut wird, in einzelnen Abschnitten von je unrein paar Meilen getheilt ist, über deren jede ein Oberingenieur die Bauleitung führt. Diese aber liegen sich unaufhörlich in den Haaren (??), so daß trotz dieser zur Beschleunigung vorgenommenen Sektions- eintheilung nn Ganzen erst 25 Meilen fertig sind. Es wird dem Dr. Jameson vorgeworfen, er habe Rhodesia ohne richtige administrative Grundsätze verwaltet. Er hat jedoch in ein paar Jahren mehr erreicht, als deutscher Bureaukratismus in vierzehn Jahren zu Stande gebracht hat." Die von Deutschland zum Studium der Pest nach Portugal entsandten Dr. Frosch und Dr. Kossel sind nach Berlin zurück gekehrt. Aus der Rückreise machten sie Station in Madrid nnd Paris, wo sie im Institut Pasteur Einsicht in die Gewinnung des Pestserums nahmen. Nachdem die Regierung von Sachsen-Weimar sämmtliche sozialdemokratischen Versammlungen im Großherzogthum unter sagt hat, werden seit gestern auch die Gewerkschaftsversammlungen verboten. Weitere bedeutsame Maßregeln gegen die Sozialdemo kratie stehen bevor. „Genossin" Rosa Luxemburg hatte kürzlich in der „Leipziger Volkszeitung" des Dr. Schönlank den „Vorwärts" heftig angegriffen. Dessen Redaktion sei in den Händen einer anonymen Gesellschaft ohne Talent, Meinung, Vergangenheit rc. Dazu bemerkt jetzt die sozialdemokratische „Münch. Post" mit bayerischer Deutlichkeit: „Die Parteigenossen, denen die Würde und das Ansehen der Partei noch etwas gelten, werden aber sicher der Ansicht sein, daß die Diskussion über die Frage, ob sich die Partei die Anwürfe der von ihren polnischen Landsleuten so gründlich verabschiedeten Dame noch länger gefallen lassen wollen, letzt erst eröffnet ist. Wir denken, es wäre Zeit, den Spieß einmal herumzudrehen und der sozial-revolutionär-hysteri- schen Dame wie ihrem Protektor begreiflich zu machen, daß die von ihr beworfenen Parteigenossen nicht die rückgratlosen Mol lusken sind, wie sie sie schildert, sondern Männer, die bereits gezeigt haben, daß sie mehr leisten können, als mit sozialrevo- lutionären Phrasen um sich zu werfen. Wir haben der pseudo wissenschaftlichen Kritik mit ihrer an den blendenden Glanz einer Fata Morgana in der Wüste Sahara erinnernden Dialektik der Frau Luxemburg bisher keine Beachtung geschenkt, weil wir der offensichtlichen Eitelkeit kleiner Nörgler nicht gern Vorschub leisten und ihre kritischen Offenbarungen nur als ein Ausguß der von den „Jungen" einst gelieferten Aufsätze und Reden anzuschen sind. Nun aber die Dame zum Ergötzen der Gegner, die, wie Pfarrer Naumann, schon die Arme zum Empfang der hinausge worfenen „Bernsteinianer" ausgebrcitet haben, kurz vor dem Parteitag den wissenschaftlich-revolutionär-sozialistischen Schleier lüftet und sich als zwar nicht rückgratloses, wohl aber mit Gift drüsen ausgestattetes Lebewesen offenbart, halten wir die Zeit für gekommen, dieser Art von parteigenossenschastlicher Thätigkeit das Handwerk zu legen. Die Sozialdemokratie ist denn doch eine zu ernsthafte politische Partei, um sich zu der Rolle herzugeben, die ihr von Rosa Luxemburg imputirt wird. Huousquv tanäem?" Der bisher in Berlin erscheinende anarchistische „Arme Conrad" hat mit Sonnabend sein Erscheinen eingestellt. Wie schon kurz berichtet, ist der österreichische Reichsrath nunmehr für den 18. Oktober einberufen worden, und zwar mit >er Maßgabe, daß die lausende Session geschloffen wird und so- ort eine neue beginnt; dadurch wird die Neuwahl des Präsidiums nothwendig. An die Stelle des Präsidenten v. Fuchs und des 1.Vicepräsidenten, desSlovenen Dr.Ferjancic, sollen neueMnner treten. Aber cs beginnt bereits eine lebhafte Agitation in den Reihen der Rechten, die alten Präsidenten wieder zu wählen und dadurch den Wunsch der Regierung und der Deutschen zu durchkreuzen und die Macht der Rechten zu beweisen. Das wäre allerdings ein schlimmer Anfang für die Session, der zu sehr unangenehmen Weiterungen führen könnte. Nur wer die Czechen nicht kennt, könnte eS erstaunlich ünden, daß ihre parlamentarischen Vertreter trotz der drohenden Sprache ihrer Parieipresse vorerst weder durch Mandatsnieder- egung noch durch Obstruktion gegen den eben vollzogenen Kabinettswechsel protestiren wollen. Der zwei-schwänzige Löwe ist gar kein so gefährliches Unthier, wie es mitunter scheinen könnte, er ist zwar von Natur recht bösartig, aber vortrefflich dressirt und brüllt und beißt nur, wenn er das Zeichen dazu erhält. Und dieses wird ihm von seinen Führern nur dann ge geben, wenn damit Aussicht auf Erfolg oder mindestens keine Gefahr verbunden zu sein scheint. Wie aber die Dinge jetzt liegen, könnte das Czechenthnm durch ungeberdige Opposition seine Lage nur verschlechtern. Weder Polen noch Deutschklerikale haben Lust, sich in einen offenen Gegensatz zur Krone drängen zu lassen deren ausgesprochener Wille es ist, die durch die Politik der letzten zwanzig und zumal der letzten drei Jahre erbitterten und verbitterten Deutschen zu besänftigen. Die Aushebung der Sprachenverordnungen und die Vorlegung eines Sprachengesetzet im Reichsrath sind die unerläßlichen Vorbedingungen hierfür, hier mit Opposition einzusetzen, hieße dem Monarchen in den Weg treten, nachdem er in den Unterredungen mit den deutschen Parteiführern bestimmte Verpflichtungen auf sich genommen bat. Im Abgeordnetenhaus?, dessen Einberufung auf den 18. Ostober wir schon gemeldet haben, werden die Czechen sich daher, wofern sie nicht ganz vereinsamt bleiben wollen, einer maßvollen Hal tung befleißigen müssen. Dagegen behalten sie außerhalb des Parlaments freies Spiel, und mancherlei Anzeichen deuten da rauf hin, daß alle Vorbereitungen getroffen sind, die demnächst bevorstehende Aushebung der Sprachenverordnungen mitEmeuten im Stil der Prager Dezembertage von 1897 zu quittiren. Allein sür diesen Fall scheint, in erfreulichem Gegensatz zu dem damaligen Kabinett Gautsch, das Ministerium Clary sich bei Zeiten zu rüsten, und es ist gar nicht unmöglich, daß den Czechen bei dem ersten Versuch eines abermaligen Pöbelaufruhrs gegen die Deutschen eine derbe Soldatensaust in den Nacken fährt; es könnten daun die Zetten des Bürgerministeriums wiederkehren, in denen das bekannte Scherzwort umlief: „Weil sie ihn hatten, bekamen sie ihn. Wer? Die Czechen! Wen? Den Koller!" — Graf Clary will auch mit den führenden Persönlichkeiten ein zelner Krouländer in Fühlung treten. So sollen auch der Führer der deutschen Fortschrittspartei in Böhmen, vr. Ludwig Schlesinger, und der Landtagsabgeordnete vr. Karl Schücker in Reichenberg als Vertreter der deutschen Volkspartei Nordböhmens Einladungen zu einer Besprechung mit Graf Clary erhalten. Am 5. Oktober 1899 haben die seit 20. Juli d.J. ergangenen und in der amtlichen „Wiener Ztg." kundgemachten Erkenntnisse von Zeitungs-Beschlagnahmen die Zahl 1000 erreicht. 1000 Beschlagnahmungen .in dritthalb Monaten — das macht mehr als ein Dutzend von Preßknebelungen sür jeden der 78 Tage. Durch Erlaß der Königin Victoria wird daS englische Parlament auf den 17. Oktober zur Berathung dringender wich tiger Angelegenheiten einberusen. Es scheint dies neben dem Beschluß über die Einziehung der Reserven die einzige Arbeit gewesen zu sein, welche der Kronrath zu erledigen hatte. Tie Aufgabe des Parlaments wird es sein, die für den Krieg iu Südafrika nothwendigen Mittel zu bewilligen. „Siecke" leitet eine äußerst merkwürdige Bewegung ein, das französische Seitenstück zum österreichischen „Los von Rom!" In den letzten drei Nummern zeigte derehemalige Dominikaner Hyacinthe Loyson, daß einzig ihr Katholizismus den Verfall der romanischen Völker verschulde, und heute entwickelt Aves Guyot den Gedanken, Frankreich müsse protestantisch Der Schmied von Pirk. Erzählung aus der Oberpfalz von Jos. Baierlein. (2. Fortsetzung.)! (Nachdruck verboten). Bewundernd hatte der junge Mann auf das Mädchen nie dergeschaut, das seinen Schmerz so wacker verbissen und trotz seiner augenscheinlichen Schwäche noch den Muth hatte, ihn fort zuschicken und allein im Walde ausharren zu wollen. Als es jetzt erschöpft schwieg, spielte ein leises Lächeln um seine Mund winkel. „Oh Du arm's klein's Huscher!!" gab er zur Antwort. „Meinst jetzund wirklich, ich laß Dich mutterseelenallein da sitzen auf dem Stein, und ich nehm' die Füß untern Arm und renn gegen Pirk zu? Bis ich hin komm', sind's zwanzig Minuten; bis ich Deinen Vater g'funden und Deine Botschaft ausg'recht hab', find's vierzig, und bis er eing'spannt hat und Dich da her oben find't, vergeht leicht eine Stund oder gar anderthalbe. Unter der Zeit schüttelt Dich aber g'wiß das Wundfieber schon tüchtig, und statt seinem lieben Töchter!, das ihn aus Hellen Augen anlacht, bringt Dein Vater ein verstörtes Madl heim, das ihn nicht mehr kennt. Nein, nein, Rosl!" fuhr er herzlich fort, „auf die Weis' wollen wir die Sach nicht anpacken; da machen wir gleich einen viel kürzeren Prozeß." „Wie denn?" fragte das Mädchen zweifelnd. „Das ist doch einfach", erwiderte er; „ich trag' Dich hin unter." Rosl stieg einen leisen Schrei aus. „Das geht nicht, — das geht unmöglich!" sagt sie fast heftig. „Und warum sollt's nicht geh'n? Meinst, so ein klein's, schmächtig's Ding, wie Du, wär' eine zu große Last für mich?" „'s ist auch nicht wegen dem allein", meinte sie, während wiederum eine stürmische Blutwelle ihr Angesicht in heiße, ver- rätherische Gluth tauchte. Da verstand er ihr Bedeuten. „Sei nicht kindisch, Rosl!" suchte er sie zu beschwichtigen. „Noth bricht Eisen! Ich kann und darf Dich nicht allein zu- rücklaffen im Wald, weil das Wundfieber sich g'wiß und wahr haftig einstellen wird, eh' Du nur denkst. Und weil ich ebenso g'wiß und wahrhaftig für den Augenblick kein besseres uno schnelleres Mittel kenn', Dich fortzubringen, so bleibt's dabei: ich trag' Dich heim. Ich halt' das für'meine Christenpflicht. Kost's Dich denn gar so viel Ueberwindung, mir ein klein wenig Vertrauen zu schenken? Alsdann schau' ich sicher recht verdäch tig aus." Nein, verdächtig sah er keineswegs aus der junge Bursch, das gestand sich Rosl nach einem raschen, scheuen Blick in sein ansprechendes, offenes Gesicht ganz gerne. Und ob es ihr Ueber windung kostete, ihm zu vertrauen? Mein Gott! Das war es ja gerade, was sie ihm gegenüber so befangen machte: daß sie dem unbekannten, fremden Menschen schon vom ersten Augen blick an ihr unbedingtes, felsenfestes Vertrauen entgegengebracht hatte. War sie nicht folgsam gewesen wie ein gutes Kind? Ein paar Worte von ihm hatten genügt, um sie zum Einschnüren des Beins, zum Ausziehen der Schuhe zu bewegen! Sogar den Schlangenbiß hatte sie sich ausbrennen lassen, ohne Widerrede und ohne einen Laut der Klage auszustoßen. Sie kannte sich selbst nicht mehr; sie war sich zum Räthsel geboren. Keiner von allen Burschen im Dorf hätte eine solche Macht über sie besessen. Und nun wollte er sie zuguterletzt noch nach Hause — auf seinen Arnien nach Hause tragen! Nun freilich wenn es wirklich drin gend noththat, sie schnell aus dem Walde zu bringen, — er muß das bester verstehen — dann blieb nichts übrig, als sich fügen. Und vertrauen konnte sie ihm gewiß, das wußte sie, das sagte ihr Ja, wer sagte es ihr? Die Antwort auf diese stumme Frage gab ihr das heftige Pochen in ihrer Brust, und mit einem wonnigen Gefühl gestand sie sich unter heißem Erröthen: „Das sagt mir mein Herz!" — Bis zu dieser Stunde hatte Rosl kaum gewußt, daß sie ein Herz besaß. Der Fremde wartete geduldig, bis die Dirne das Wort selbst wieder an ihn richten würde; aus ihrem lebhaften Mienenspiel konnte er schließen, daß sie sich seinen Vorschlag zuerst gründlich überlegte. Ihn freute dies. Hätte sie sich so mir nichts dir nichts auf seine Arme gesetzt, würde es ihm viel weniger Befrie digung verschafft haben. Endlich schien sie mit ihrem Entschluß im Reinen zu sein. „Glaubst also, daß mich das Fieber bald packen wird?" fragte sie. „Wenn mich meine Augen nicht trügen, hat's Dich eh' schon. Dein G'sichtl ist über und über roth, wie eine Pfingstros'n. Wenn Dir Deine G'sundheit lieb ist, läßt Dich heimtragen von mir." Zwar glaubte Rosl den Grund, warum ihr vorher so blasses Angesicht schon seit einigen Minuten in lebhaftem Roth Prangte, bester zu kennen und ihn nicht der Fieberhitze zuschreiben zu sollen. Allein sie machte keine direkten Einwendungen mehr. Sic sagte nur mit einem schämigen Lächeln: „Du hast mir nicht einmal noch Deinen Namen gesagt." „Gottfried heiß' ich, Gottfried Federspiel und daß ich ein Schmied bin, hast Du vorhin schon gehört." „Du redest anders, als die hiesigen Leut'." „Drum bin ich auch im Frankenland daheim, nicht weit weg von der alten Bischofsstadt Bamberg. Aber mach' Dich auf, Madl, und spute Dich! Die Zeit verrinnt, und ich wär' so froh, Dich in Deinem Elternhaus zu wissen. Darf ich Dich also dahin bringen?" „Ja, Du sollst mich heimtragen", lautete die mit warmer Empfindung gegebene Antwort, „und ich kitt' Dich jetzt sogar ganz schön um den — um diesen" — sie fand nicht gleich das rechte Wort — „um einen solchen Dienst der Barmherzigkeit. Ich mein' grad, ich kenn' Dich schon lange Jahr' her, und bin fest überzeugt, daß Du die Schwachheit von einem kranken Bauernkind nicht mißbrauchen wirst. Sag' nur, wie ich mich anschicken soll! Ich will Dir recht gern gehorchen." „Alsdann, Madl, siehst Du, jetzund g'fallst mir noch zehnmal bester als seither, weil Du endlich vernünftig red'st und glaubst, daß ich's nur gut im Sinn hab mit Dir," sagte der s-chmied, während seine Mienen sich vor innerer Freude gleich sam verklärten. „Nun wirst Du g'schwind sehen, wie einfach die ganze Sach' ist und wie schnell sie von Statten geht. — Bon allem also: zurücklasten thun wir nichts im Wald; mein Bündel, Deine Schuh' und auch der Rechen müssen mit. Die Schuh' packen wir in den Berliner, und den hängst Du Dir am zweiten Tragriemen um den Hals; Du selber stellst Dich auf den Stein und halsest mich, damit ich Dich gut anfassen und leicht in die Höhe heben kann — ach wahrhaftig, es geht ja ganz prächtig — und mittlerweils hab' ich den Rechen als Stecken und Stab m der Hand, und — jetzt kann's los gehen!" Während Gottfried Federspiel seine Anforderungen in der vorstehend beschriebenen, kurzen und leichtverständlichen Mm gab, führte er sie gleichzeitig mit großem Geschick aus. Als " mit seiner Rede zu Ende war, saß Rosl bereits auf seinen Armen. Er trug sie, wie eine sorgsame Mutter ein krankes Kind trägt. Ihre eigenen Arme hatte sie aber, um sich Gleichgewicht zu erhalten, wirklich um seinen Hals schlingen müssen; — war sie doch mit der Reisetasche des Schmieds be schwert, der, den Rechen als Gehstock benützend, rüstig die Hohe Hinabstieg, die aus dem kleinen Waldthal hinaus und auf den nach Pirk hinab leitenden gebahnten Weg führte. Ein kleines, schmächtiges Ding hatte der Schmied die Toch ter des Pirker Vorstehers vorhin genannt, und wie er sie nun, weit und ausgiebig ausschreitend, zuerst das Thal aufwärts, dann auf ebenem Terrain und schließlich zwischen wogenden Saatfeldern und grünen Wiesen hindurch, den Hügel hinabtrug, an dessen Fuß das Dorf Pirk sich halbmondförmig ausbrertete, schien er das junge Mädchen in der That als keine schwere Last zu empfinden. Sein Gang war nach einer halben Stunde, d« er zur Zurückleguna der immerhin bedeutenden Entfernung ge brauchte, »och ebenso elastisch, seine Haltung noch ebenso auf recht, wie da er den schwierigen Weg angetreten hatte. (Fortsetzung folgt.) werden, «m z sch hat Alles ; gewinnen, weni hat keinen enge, muß, er nimmt stufen an. 8 Katholizismus religiösen Wett! deutig verkünd geschieht und d > Frankreich dem , M Kirche u hat, s Katholizismus ^cht die ersten Formel, Frank: zu ersetzen, Fr- Frankreich ist i worden, fetzt is geworden, weil Kümpfen hat eine Messe wer .<ir Umwälzung W Konkordat i gestellt und Protestanten n gegen deu zwe „Ein So „Minister G gehen ausgezäl macht hat, u Das erste ist i regeln der S folgt die für Resorm deS L sugnisse, ganz Boisdesfre, de einnahmen. „ „die Ihnen vr wird das Heei blicke, wo n fei eS in Oest- unserer Diplo lassen. So unbewußt ver Rechenschaft v stößt das Hec Soldat aus." höchsten Borg Döroulede deshalb aus Mittagssonne Versicherung Aus Pari den Nation- Sie haben ein und zu ver in jeder Fon Person Ester des Seelenbui Spionage, de einigen nieder Merciers du I Henrys, dem l sälschung. l Person sie d- den asrikanisc ganze Nation- auch „Eclair' nimmt leide Pattei. 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