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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 16.09.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-09-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-189909161
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18990916
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18990916
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Freiberger Anzeiger und Tageblatt
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-09
- Tag 1899-09-16
-
Monat
1899-09
-
Jahr
1899
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 16.09.1899
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^S21S Ureiderger A«zetger ««d Tageblatt. Sette S. — 1« Septembev. 18»» Desin Dporto lieferten. In den hiesigen Bäckereien wird der Brenn holzmangel fühlbar, das einzige Heizmaterial, auf das sie zu- eschnitten sind. Milch, Gemüse, Fisch fehlen allenthalben und md nur zu theuren Preisen erhältlich. Am schlimmsten landen die Aussichten für die Weinbauer in Douro. Der eng- ische Gesandte hat, wie berichtet, zwar den Spritversandt durch- >edrückt, aber den Engländern freien Ausgang aus Oporto zu chaffen, während die übrige Welt drin emgeschloffen bleiben mußte, das ging nicht gut an. Sie fuhren deshalb kurzer Hand auf englischen Dampfern, die ungenirt mit Portugal, ja mit )em verpesteten Oporto weiterverlehren, hinüber nach ihrem üaterlande, von wo aus sie unbehelligt über Frankreich und Spanien nach dem oberen Douro in Portugal gelangen. Die englischen Dampfer verfrachten auch ruhig weiter Wein, Früchte u. s. w., deren Ausgang aus Oporto in die Provinz streng ver- wten ifl, und die Engländer lasten es sich auch ohne Desinfek tion ber der Ankunft gut schmecken, es wird ihnen sicher auch nicht schlecht bekommen. Die Lissaboner dagegen desinfiziren zum zweiten Male alle von Oporto abgesandten und hier schon >esinfizirten Güter — doppelt reißt nicht. Dagegen führt aber >er Kreuzer Lidador in Leixoes ein und aus, obwohl oder viel- eicht weil er Sanitätsschiff ist, und während andere Schiffe, ne Leixoes anliefen, sofort als verseucht betrachtet wurden, ver lleibt das stolze Kriegsschiff das „reine" Sanitätsschiff. Weis heit unserer Behörden, wer will sie ergründen! Der gestrige Tag brachte uns einen kleinen, unschuldigen Tumult. In einem Arbeiterviertel verbreitete sich die Nachricht, die Bewohner soll ten alle mit Pestserum geimpft werden. Die Frauen flohen mit ihren Kindern und erklärten unter erheblichem Geschrei lieber sterben zu wollen. Außer dem mehrstündigen Geschrei und eingen Ohnmächten hatte die Sache keine weiteren Folgen. Infolge der deutlichen Hinweise in der hiesigen Presse, daß die Bedrückung Oportos unter dem Vorwand der Seuche, selbst dann noch, als die hierher gesandte Abordnung der obersten Ge sundheitsbehörde sich gegen den Cordon ausgesprochen hatte, auf gewisse unredliche Einflüsse in Lissabon zurückzuführen sei, so unmenschlich dies auch klingen mag,hat sich die Handelskam mer in Lissabon veranlaßt gesehen, zu erklären, daß nicht der Handelsstand der Hauptstadt unter diesen Einflüssen verstanden werden dürfte, daß derselbe im Gegentheil eins sei mit den Kaufleuten Oportos in ihren Beschwerden gegen die Maßregeln. Heute erwartet man hier den amerikanischen Arzt Fairfax Irwin und übermorgen in Lissabon die beiden deutschen Aerzte. Es sind Anordnungen getroffen, daß an der Grenze ihre In strumente und ihr Gepäck zollfrei hereinkommen. Der Pest- cordon kostet jeden Tag sechs Contos (27 000 cM, und doch sind die armen Soldaten theilweise auch letzt noch auf dieGutmüthig- keit der Verpesteten angewiesen, zu deren Absperrung sie berufen sind. Infolge des Regens ist es vorgekommen, daß die Sol- vaten ihre aufgeweichten Stiefel an der Sonne trockneten und barfuß Wache standen. Es rühmen sich dviele, nach wie vor in Oporto ein- und auszugehen. RutzlanV. Zur finnischen Frage wird jetzt berichtet, daß von Seiten Rußlands der Kampf gegen die finnische Presse eröffnet worden ist. Wie aus HelfingforS gemeldet wird, sind die Zeitungen „Vasa Nyheter", „Uleaborgsbladet", „Uusi Man" in Borgä und „Työmies" in Helsingfors für einen Monat suspendirt worden. Die Zeitungen „Nya Pressen", „Hufouds Tagbladet", „Uusi Suometar", „Aftenposten", „Wiborg Nyheter" haben Verwarnungen erhalten. — Die stattliche Zahl der ge maßregelten Blätter kann wohl als Maßstab für die Energie gelten, mit der von Rußland die starke Waffe des Preßgcsetzes gegen die finnischen Bestrebungen in Anwendung gebracht wird. Serbien. Die „JndSpendance Beige" veröffentlicht einen Brief der Königin Natalie an ihren Sohn, den nominell regieren den König Alexander, in welchem sie erklärt, sie habe sich zwei Jahre hindurch jeden Rathschlages an ihn enthalten, da sie ge wußt habe, daß ein solcher ungehört verhallen würde. Im gegen wärtigen entscheidenden Augenblicke könne sie aber als Mutter und Königin nicht umhin, ihren Sohn zu beschwören, nicht weiter den von ihm eingeschlagenen Weg zu verfolgen. Wenn er sich von dem verhängnißvollen Einflüsse seines Vaters nicht eman- cipiren werde, werde er sich in absehbarer Zeit gezwungen sehen, dem Throne zu entsagen. Ber. Staaten. Von der Abberufung des Generals Otrs vom Oberkommando auf den Philippinen und seiner Ersetzung durch General Merritt ist es wieder still geworden. Der Augenblickserfolg, den Oberst Smith vor Monatsfrist über die Filipinos errang, indem er sie aus dem befestigten Ort Los Angeles vertrieb und diesen besetzte, hat zwar die allgemeine Lage der Amerikaner auf Luzon wenig oder nicht verbessert, mag aber dazu beigetragen haben, General Otis bis auf weiteres in seiner Stellung zu befestigen. Für den weiteren Fortgang des Feldzugs hat General Otis dem Militärdepartement in Washington - vorgeschlagen, die Philippinen in vier Bezirke einzutheilen und dazu die Zustimmung erhalten. Die Theilung soll durchgeführt werden, sobald die Regenzeit ihr Ende erreicht hat. Damit würde erzielt werden, daß vier getrennte Operationsgrundlagen geschaffen werden, die je einem General unterstellt sind. General Otis würde dann nur dem Namen nach den Oberbefehl über die vier Hauptquartiere haben, die selbständig vorgehen sollen. General McArthur ist als Kommandeur für die nördliche Hälfte von Luzon in Aussicht genommen, General Lawton für die südliche. In der Hand des Generals McArthur würde dann thatsächlich das Oberkommando über den wichtigsten Theil des kürzlich besetzten Landes liegen. Einen praktischen Erfolg von diesem Feldzugsplan wird sich das Kriegsdepartement zu Washington nur versprechen dürfen, wenn es diesem gelingt, jeden der Befehlshaber in den , vier Bezirken mit genügenden Truppen auszustatten. Und gerade diese Aufgabe ist bei den schweren Opfern, die das Klima von , der amerikanischen Armee fordert, sehr schwer zu lösen. Es bedarf keiner Prophetengabe, um zu behaupten, daß der Philippinen- , feldzug der Washingtoner Regierung noch auf Jahre hinaus große Schwierigkeiten bereiten wird. Der „Voss. Zeit." geht nachstehende > Zuschrift zu, welche die Lage der Amerikaner weniger günstig kennzeichnet: Der Togalenansührer Aguinaldo hat eine Verfügung erlassen, die von dem Minister des Auswärtigen Philipe Buencamino gegengezeichnct ist, worin er alle Schiffe, die unter amerikanischer Flagge segeln, als gute Prise erklärt unter Achtung der nichtamcnkanischen Passagiere und ihres Eigenthums. Solchen Schiffen soll auch kein Zutritt in einen philippinischen Hafen gestattet werden AuS diesem Grunde ließ er den Dampfer „SaturnuL" in San Fernando nehmen, der 100 000 Dollar baar führte neben vielem Proviant. Das Schiff wurde ver brannt. Wie das möglich war, ist fast unbegreiflich, da sich jetzt 23 UnionS-Kriegsschiffe in den vhilippinischen Gewässern befinden. Nicht ohne Bedeutung ist ein Streitsall deS Erzbischofs mit den Amerikanern. Zur Zeit der spanischen Herrschaft war der Erzbischof der mächtigste Mann im ganzen Archipel. Kam einer der spanischen Gouverneure mit dem Erzbischof in Widerspruch, so wurde er sicher aus dessen An trag von der Madrider Regierung sofort abberufen. In die neue Lage, daß sein Einfluß nicht mehr der unbedingt maßgebende ist, kann sich der Erzbischof offenbar noch nicht recht finden. Mit den Amerikanern Streikbrechern und Vergehen gegen Z 153 der Gewerbeordnung. Die Strafen schwanken zwischen einem Tag und 6 Monaten Ge- I fängniß. Auch die ursprünglich von der Partei abgeschüttelten Herner Aufrührer sind wieder auf der Ehrentafel verzeichnet, und zwar mit Strafen von zusammen 52 Monaten Gesängmß. Ein Militärgewehr wurde in der vorgestrigen Nacht in der Hauptwache im Rathhaus in Altona gestohlen. Zwei ^anscheinend betrunkene Männer waren in das Gebäude eingedrungen und verübten allerlei Allotria. Der Wachmannschaft wollte es nicht gelingen, die Leute in Güte zur Wache hinauszubringen. Während sich die Soldaten mit dem stärker Betrunkenen zu schaffen machten, ergriff dessen Begleiter, ohne daß es bemerkt wurde, ein Gewehr und lief dann fort. Als die Wachmannschaften dann den anderen Eindringling zur Wache hinausgebracht hatten, waren sie froh, die Kerle los zu sein, aber groß war ihre Bestürzung, als später die Entdeckung gemacht wurde, daß aus dem Gewehrständer ein Gewehr sehlte. Alle Nachforschungen find bisher erfolglos geblieben. Oesterreich. Die „Bolksztg." meldet, daß gegen den Rennes- Zeugen, den ehemaligen Leutnant Cernuschi Strafanzeigen wegen Verbrechens des Betrugs von einzelnen Personen aus Wien, Pest und anderen Städten erstattet worden seien, mit denen sich das Pariser Zuchtpolizeigericht zu befassen haben werde. Frankreich. Das „Journal des DSbatS" meldet, die ge richtliche Untersuchung, welche bezüglich des dem Staatsgerichts- hos überwiesenen Komplotts eingeleitet worden ist, habe ergeben, daß alle Kundgebungen der letzten Zeit, namentlich die gelegent lich der Wahl Loubet's, des Begräbnisses FaureS und der Wett rennen in Auteuil u. s. w. von Agenten der royalistischen Ligen vorbereitet worden sind, dieinbeständigerVerbindungmit dem Herzog von Orleans waren. Der „TempS" veröffentlicht eine ähnliche Meldung und fügt hinzu, daß in einigen Städten Mitglieder der Geistlichkeit die royalistischen Umtriebe unterstützt hätten. Bisher hatten sich alle Nachforschungen der Polizei bezüglich der geheimnißvollen Verproviantirung der mit Guerin zusammen im „Fort Chabrol" eingeschlossenen Rebellen als vergeblich erwiesen. Nunmehr sind sie aber doch von Erfolg ge krönt und haben in der letzten Nacht zu vier Verhaftungen in dem Hause Nr. 34 der Rue de Chabrol geführt, das der Anti- semitenburg schräg gegenüberliegt und bisher nicht scharf genug von der Geheimpolizei überwacht worden war. Die festge nommenen Individuen sind der 43 jährige Ingenieur Francois Jabouley, der 40 jährige Straßenverkäufer Victor Debarle, der 23 jährige LouiS Lizotte und die 40jährige Frau Forst. Diese Letztere hatte eine Wohnung im sechsten Stockwerke deS oben be zeichneten Hauses inne und von dieser aus spannten die drei Antisemiten eine Schnur nach dem Fort Chabrol alle Nächte hinüber, die entlang mittels Kupferringen Packete mit Lebens mitteln aller Art den Belagerten zugeführt wurden. Eines dieser Packete war in der vergangenen Nacht durch einen Zufall abge glitten und zu Boden gefallen, was die Aufmerksamkeit der Wacht haltenden Bcauiten erweckte. Diese forschten dem selt samen Fund nach und sahen das Fenster der Wohnung der Frau Foret noch der Straße hinaus trotz der vorgerückten Stunde hell beleuchtet. Dann erblickten sie auch die nach dem Fort Chabrol hinübergespannte Schnur und eilten sofort die Treppen des Hauses Nr. 34 hinauf, um die Helfershelfer Guerins festzu nehmen. Da man ihnen trotz heftigen Klopfens und trotz der Rufe: Im Namen des Gesetzes! nicht antwortete, drückten sie die Thüre gewaltsam ein. Die drei Antisemiten leisteten den ein dringenden Beamten heftige» Widerstand, wobei der Inspektor Momet durch Fußtritte in den Unterleib und Bisse recht erheb lich verletzt wurde. Schließlich bemächtigte man sich aber doch der Widerspänstigen und brachte sie gefesselt nach dem Polizei depot. In dem Zimmer wurden 48 wohl geschnürte Packete ge funden, die Brot, Fleisch, frische Gemüse, Salat, Pasteten u.s.w. enthielten. Lizotte, der das Zimmer der Frau Forst zum Zwecke der Verproviantirung der Rebellen für 30 Fr. monatlich abge- miethet hatte, ist bereits mehrfach wegen Schwindeleien, Wider stand gegen Beamte und Tragens verbotener Waffen vorbestraft. Das Merkwürdigste an der Sache ist, daß zwei Geheimpolizisten in einem Zimmer neben der Wohnung der Frau Forst einlogirt waren, die von der feit Wochen dauernden Verproviantirung der Antisemitenburg nicht das Blindeste bemerkt haben. (!) Für eine besondere Belohnung oder Auszeichnung dürsten diese beiden Be amten von ihren Vorgesetzten schwerlich vorgeschlagen werden. England. Obwohl die Bewegung gegen die Beschickung der Pariser Ausstellung im Gange ist, ist von der britischen Regierung noch kein amtlicher Schritt zu ihrer Unter stützung erfolgt. Der Sekretär der britischen Ausstellungs kommission erklärt, es seien bisher nur zwölf Firmen, die die Ausstellung beschicken wollten, zurückgetreten, der dadurch frei gewordene Raum sei bereits wieder an Firmen begeben worden, deren Anmeldung vorher nicht berücksichtigt werden konnte. Allerdings erklärten viele Geschäftshäuser, daß sie in Folge der Vorgänge in Frankreich die Ausstellung nicht beschicken wollen; allein sie könnten die Ausstellung nicht beschicken, selbst wenn sie dazu geneigt wären. Die Vertretung Englands auf der Ausstellung werde schließlich nichts zu wünschen übrig lassen. Portugal. Aus Oporto, 7. Septbr., wird geschrieben: Die amtliche Bekanntmachung lautet heute wiederum: Kein Krankheits- und kein Todesfall an Pest. Beunruhigend wer den aber die Folgen der Maßregeln, welche die Regierung zu treffen beliebt hat. Die industriellen Vereinigungen haben dem Zivilgouverneur dringendste Vorstellungen gemacht, daß sie nicht länger so weiter arbeiten können, und haben zur Antwort bekommen, sie möchten thun, was sie wollten; er habe von der Regierung Befehl, die aus Noth — nicht auf Vereinbarung — entlassenen Arbeiter zu unterhalten. Gestern wurden 5000 Anweisungen auf Esten vertheilt, aber heute schlossen 18 Fab riken mit etwa 5000 Arbeitern, und man befürchtet, daß bis Sonnabend weitere 25- bis 30 000 Arbeiter entlassen werden müssen. Es dürfte dann doch die Lage unhaltbar werden, und man kann es den Besitzern nicht verdenken, wenn sie ihre Läden geschlossen halten. In Ermezinde, dem Abzweigungspunkte der Minho- von der Douro-Bahn, soll ein Lazareth errichtet werden, dessen Kosten auf 200 Contos veranschlagt sind — in sechs Monaten kann es fertig sein, wenn auch die Regierunc glaubt in 20 Tagen es zu bauen, und während dieser Zeit sol m Oporto alles so bleiben, wie es ist! Der französische Arzt, Dr. Calmette, hat bei seinem Gesandten und dem portugiesischer Minster des Auswärtigen in Lissabon entschiedenen Einspruch gegen den Cordon erhoben, der eine Beleidigung des Abkom mens von Venedig sei, das s. Z. auch von der portugiesischen Regierung unterzeichnet wurde; außerdem sei es eine gegen die heutige Wissenschaft verstoßende Maßregel. Er befürwortet 'ektion. Die Klagen aus den Nord-Provinzen mehren sich heftig, einerseits fehlen Lebensmittel, mit denen Oporto sie zu versorgen pflegte, und anderseits liegen Gewerbe, deren Er- eugnisse Oporto verbrauchte, ganz darnieder, so z. B. die Bäcke- . 'ien von Vallongo, die alltäglich große Sendungen Brot nach ist der Protestantismus offiziell auf den Philippinen eingezogm und anerkannt. Auch sind protestantische Geistliche dahin gekommen und an verschiedenen Stellen wird protestantischer Gottesdienst abg,halten. Davon wird nach amerikaniscker Gewohnheit in den Zeitungen Anzeige gemacht. Solche Anzeigen sind aber nicht allein von dm dort n- scheinenden amerikanischen Zeitungen ausgenommen worden, sonder» auch von den spanischen. DaS hat den Erzbischof verdrossen und er hat den .Commercio", daS angesehenste Blatt in Manila, deshalb er- kommunizirt. Dagegen haben nun sSmmtliche Betroffenen Widerspruch erhoben und rS wird nicht auSbleiben, daß man sich schließlich m, zA amerikanische Verwaltung wendet, damit sie gegen dm Erzbischof eignete Schritte thun. Jedensall» hat dieser sich in «tnm G-grusa, zu den Amerikanern gebracht, der weitgehend« Folgen »ach sich ziehen kann. EolsnialpolitischeS. Remonten in derMongolei. Für die Garnison in Tsintau ist auch jetzt ein regel, mäßiger Ersatz an Pferden, Mauleseln u. s. w. nöthig, der durch frische Ankäufe in der Mongolei gedeckt wird. Zu diesem Zwecke begiebt sich ein Detachement von Artilleristen unter Führun- eines Offiziers in jene pferdereiche Gegend. Ueber die erste derartige Remonte-E^pedition, die in diesem Jahre unter Führung deS Leutnants Freiherrn von Bodmann ge macht wurde, geht dem „Ostasiatischen Lloyd" folgende interessante Schilderung zu: Am 30. Mai betraten wir die mongolische Hochebene aus der Straße Kalgan-Urga: Wellenförmiges Gelände, überall Gras boden, kein Baum, kein Strauch soweit das Auge reicht. Es herrschte allenthalben große Trockenheit, das Gras war sehr nieder und dürr; die Flüsse ausgetrocknet. Auch der See Angali war bis auf eine ganz kleine Wasserfläche zurückgegangen. Der Temperaturunterschied zwischen dem etwa 1000 Meter tieser liegenden Katgan und der Hochebene war sehr empfindlich. Da bei herrschte ein eisiger Nordwind, der sich selbst durch »asm dicken Pelze unangenehm fühlbar machte. Am 1. Juni trafen wir auf die ersten Pferdeheerden. Eie weideten zumeist ohne Aufsicht und hatten eine Stärke von 506 bis 1000 Thieren. Da gab es Hengste, Stuten, Wallachen in allen Farben und jeglichem Alter durcheinander. Der Reichthum des Landes an Pferden, wenigstens in diesen Gegenden ist sehr groß Von einer Pferdezucht in unserem Smne ist aber nicht die Rede. Besitzer der Heerdcn waren öfters Lamapriester. In den „Jmperal Horse pasturages" ist der chinesische Staat Eigenthümer, was jedoch die Verkäuflichkeit der Pferde nicht ausschließt. Die Pferde sind von kleinem Schlage, ähneln aber durchaus nicht dem Pontz mit seinem kurzen, dicken Halse und breiter Kruppe. Sie sind sozusagen eine kleinere Ausgabe unseres hei mischen Pferdes, wohlproportionirt, schlank, haben einen langen Hals und sehr schöne klare Beine. Jede größere Heerde hat ihr Zeichen, das entweder auf der Kruppe oder auf der Schulter eingebrannt ist. Die Pferde leben Sommer und Winter im Freien und nähren sich ausschließlich von dem Grase der Weide, das sie sich im Winter unter der Schneedecke hervorscharrcn müssen. Futter wird ihnen nicht verabreicht. Beschlag kennt der Mongole in der Steppe nicht. In jeder Heerde fanden sich Pferde, die der Gottheit geweiht waren, meist sehr schöne Thierc. Sie waren unverkäuflich. Schwer verkäuflich sind Hengste. Besonders beliebt bei den Mongolen sind die Paßgänger, sie stehen sehr hoch im Preise. Die vielfach verbreitete Ansicht, Stuten würden nicht verkauft, trifft nicht zu. Interessant war das Einfangen der Pferde beim An kauf. Eine Heerde von etwa 1000 Pferden wurde gesammelt und in die Nähe eines etwa 5 Li entfernten Einfanges getrieben; sodann wurden immer 100 Pferde in den Einfang gejagt. Nach dem diejenigen bezeichnet waren, die einer näheren Besichtigung unterzogen werden sollten, wurden die anderen wieder Hinaus getrieben ; sie galoppirten ihrer wiedergewonnenen Freiheit froh der Steppe zu. Oft kam eS auch vor, daß einige Pferde über tue etwa 1,50 Meter hohe Einfassung ausbrachen. Zum Eio- fangen der übrigen Pferde bedienten sich die Mongolen der „Urgha", einer langen Stange, an deren Ende sich eine Schlinge befindet. Ein oder zwei Reiter jagen dem zu saugenden Pferde nach, um ihm die Schlinge über den Kops zu werfen, waS oft nach langer Zeit erst gelang. Sodann parirte der Reiter sein Pferd im vollsten Galopp, ließ die Zügel los und brachte eS durch einen Ruck mit der Stange, die er nun mit beiden Händen sest- hielt, zum Stehen. Die Geschicklichkeit und vor Allem der seste Sitz des Reiters bei dieser Prozedur ist staunenswerth. ES wird sodann die Schlinge solange zugedreht, bis das Pferd weiteren Widerstand aufgiebt. Jetzt erfolgt das Auflegen des Halfters, der, ebenfalls am Ende einer Stange befindlich, über den Kopf des Pferdes gezogen wird. Dabei gab es noch oft einen harten Kampf. Die mongolischen Sättel haben die gleiche Form wie die chinesischen. Während aber zu unserer Sattelung ein Vorderzeug gehört, ist an den mongolischen Sätteln sehr zweckentsprechend ein „Hinterzeug" angebracht. Es läuft von beiden Seiten des Sattels nach hinten und unter dem Schweife des Pferdes durch, wodurch ein Rutschen des Sattels nach vorne verhindert wird, was bei dem niederen Rücken der Pferde leicht vorkommt. Im Gegensatz zu dem bei unserer Reitinstruktion erstrebten gestreckten Sitz des Reiters reitet der Mongole mit sehr hoch gezogenen Knien und kurzen Bügeln, sodaß der Reiter bis zum Absatz Schluß av Pferde nimmt. Ganz interessant ist die mongolische Rennbahn. Ich sah eine etwa 80 Li südlich von Maraussu (1 Li -- 442 m). Sie be steht aus einer geraden, etwa 15 Li langen ebenen Strecke. Diese wird hin- und zurückgaloppirt, was einem Galoppreiten von 15 Kilometern entspricht — eine sicherlich kolossale Leistung. Die Weiber reiten in der Mongolei im gleichen Sitz wie die Money und ihnen wird auch die gleiche Geschicklichkeit im Reiten nE gerühmt. Jedenfalls habe ich während des ganzen Aufenthalte» in der Mongolei nie einen Menschen eine längere Strecke juM zurücklegen sehen. Wenn eine Jurte von der andern nur 300 Meter entfernt lag, wurde das Pferd bestiegen. Ein cigenthümlicbes Bild bot auch stets der Kaufabschluß- Nicht daß man mit dem Verkäufer allein unterhandelt hätte; man wurde in das Zelt geladen, wo sich die ganze Sippe versammelt hatte. Bei jedem Angebot gaben sie sich, einer dem andern, m den langen herabhängenden Aermeln die Hand, um sich st, nach außen unsichtbar, mit den Fingern über die Höhe des Preqe» zu verständigen. Dies ging die ganze Reihe hin und zuma, und dann erst wurde vom Verkäufer die Entscheidung getroffen, eine eben so langwierige wie umständliche Operation. Für die Pferde, die der Mongole gerade im Gebrauch h» giebt cs keinen Stall; auch werden sie nicht angebunden. An der Jurte abgestiegen, legt der Reiter dem Pferd eine dreithemse Fußfessel an, welche die beiden Vorderfüße und einen Hwterfuß verbindet. Sie ist gerade so lang, daß das Pferd kleine Schritte machen kann, um dabei sein Futter im kleinen Umkreis zuiuchem sonst aber so kurz, daß sie jede schnelle Bewegung hemmt, dar Einsangen also sehr leicht wieder erfolgen kann. Ueber vie .Leistungsfähigkeit meines Pferdes, das ich vor dem großen
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