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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 03.09.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-09-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-189909037
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18990903
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18990903
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- Saxonica
- Bemerkung
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- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
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Zeitung
Freiberger Anzeiger und Tageblatt
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-09
- Tag 1899-09-03
-
Monat
1899-09
-
Jahr
1899
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 03.09.1899
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205 Freiberger Anzeiger nnd Tageblatt. Seite L. — 3. September. L8»v ekelhast, einen französischen Generalstabsoffizicr sein Vaterland verrathen zu sehen", und daraus der andere: „Wir haben den Vortheil davon; Du weißt, daß wir in den nächsten Tagen den Mobilmachungsplan von Dreyfus erwarten." Schallendes Ge lächter im Saale. Villon, fehr roth: „Ich gebe mein Ehren wort, daß dies die Worte sind, die ich im Centralhotel gehört habe." Demange fragt nach den Ortsverhältnissen im Gasthof. Villon will in einem Saale gewesen sein, der dem Theatersaal gegenüber liegt und eine Terrasse bildet. Demange: „Wie alt waren die Generale?" Villon: „Zwischen fünfzig und sechzig." Demange: „Welcher Waffe gehörten sie an?" Villon: „Der Degen hing am Nagel; nach der Koppel zu urtheilen, muß der General vom Generalstab gewesen sein." Demange: „Wie kommt es, daßZeuge nicht schon 1894 ausgesagt hat?" Villon: „In Provinzcafes habe ich die Geschichte schon erzählt, sogar vor Dreyfus' Verhaftung!" Hier zieht Zeuge stolz ein Berliner Papier aus der Tasche, das bekunden soll, daß er 1894 in Berlin gewesen ist. Zur allgemeinen Heiterkeit verliest der Gerichts schreiber die französische Uebersetzung eines deutschen Polizei- Meldeamtzeugnisses, wonach die Fremdenlisten aus 1894 im Ccntralhotel nicht aufbewahrt und auch die polizeilichen Melde bogen von 1894 nicht mehr vorhanden sind, sodaß amtlich nicht bezeugt werden kann, ob Villon 1894 in Berlin war. Fischer war 1884 bis 1886 im Arsenal zu Bourges Sonderkommissar und hat amtlich festgestellt, daß die Robmgranate von Thomas um 1090 Fr. an Deutschland verrathen wurde. Artillerieleutnant Bernheim hat 1894 Esterhazy die Artillerie-Schießvorschrift ge liehen, die angeblich so geheim war, daß nur ein Generalstabs- osfizicr sie auf ganz kurze Zeit erlangen konnte. Der frühere Artillerie-Leutnant Bru Here sagt, er habe im Jahre 1894 im Lager von CHLlons den Uebungen der Schieß schule beigewohnt. Es sei für Offiziere leicht gewesen, das Ge schütz 120 kurz in der Nähe zu sehen, da für dessen Bewachung keine besondere Maßregel getroffen war. Erläuterungen seien ollen Offizieren geliefert worden. Zeuge bemerkte bei mehreren Schießübungen die Anwesenheit zahlreicher ausländischer Artillerie- Offiziere; er setzt auseinander, daß das neue Schießreglement im Mai 1894 an die Batterien vertheilt wurde; dann sei es aus der Regimcntsprcsie abgezogen worden und Offiziere wie Unteroffi ziere konnten soviel davon haben, als sie wollten. In anderen Regimentern hätten auch einfache Soldaten dasselbe haben können. Zeuge sagt ferner, daß er sein Schießreglement am 17. Mai 1894 einem Infanterie-Offizier mitgethcilt habe. Hauptmann Leroud versichert, daß im August 1894 sich kein Geschütz 120 kurz im Lager von CHLlons befand. Es ereignet sich dann ein lebhafter Zwischenfall. General Roget fragt den früheren Artillerie- Leutnant Bruyöre, ob er nicht s. Z. dem damaligen Kriegs- miuister Cavaignac in einem äußerst heftigen Briefe seine Ent lassung gab und hierin sagte, daß eS eine Schande, sei, im fran zösischen Heere zu dienen. (Anhaltende Bewegung.) General Deloye erNLrt, daß er aus Wunsch des Ministers einen Bericht über die Angelegenheit absaßte nnd daß dann der Präsident der Republik die Absetzung Bruyärcs als Offizier der Landwehr ver fügte. Bruyere versichert energisch, daß sein Brief einen andern Sinn hatte, daß er nur gewisse Persönlichkeiten und nicht das ganze Heer im Auge gehabt habe. Ans Verlangen Laboris wird bestimmt, daß dieser Brief dem Kriegsgericht unterbreitet werde. Artillerie-Hauptmann Carvalho erklärt, es sei ziemlich schwer gewesen, sich ein Exemplar der Schießvorschrist zu verschaffen und die Berichte über das Geschütz 120 kurz seien im Kriegsministerium erst nach dem 1. Oktober 1894 eingegangen. Carvalho überreicht dem Kriegs gericht ein Exemplar der Schießvorschrist und fügt hinzu, daß man derselben in Deutschland keine große Bedeutung beilegte. Labori verliest dann den Brief eines gewissen Corningue, in welchem dieser erklärt, er habe die Schießvorschrist im Zimmer des Agenten B. in Gegenwart des Agenten A. kopirt. Auf eine Frage LaboriS sagt Picquart, er glaube, daß es sich um die Schießvorschrist von 1895 handelte. Er habe von dieser An gelegenheit im Jahre 1896 Kenntniß gehabt. General Deloye bestätigt die Auslassungen Picquarts. Lauth giebt seinem Staunen darüber Ausdruck, daß Picquart sich nicht genauer dieses BorsalleS erinnere und leugnet, daß er zu Corningue Beziehungen gehabt habe. Labori fragt, ob Lauth damit sagen wolle, daß Corningue Geld erpressen wollte. Der Vorsitzende weigert sich, diese Frage zu stellen. Labori ruft dem Vorsitzenden zu: „Gehen Sie doch über alle unbequemen Fragen hinweg!" (Bewegung.) Es entspinnt sich hierauf ein leb haftes Zwiegespräch zwischen dem Vorsitzenden und Labori. Der Regieruugskommiffar Carrisre beklagt sich lebhaft darüber, daß die Vertheidiger jeden Augenblick zu sprechen verlangen, während man ihm immer das Wort verweigert. Der Vorsitzende antwortet hierauf: „Still! Schweigen Sie!" Der Artillerie-General Sebert äußert sich über das Bordereau. Seiner Ansicht nach ist dasselbe das Werk eines Menschen von niederer Bildungsstufe und die im Bordereau vorkommenden Aus drücke beweisen die sachliche Unwissenheit desselben. Wenn man das Bordereau einem Offizier zuschreiben wolle, so könne das kein Artillerieoffizier sein, das bewiesen die fehler haften Ausdrücke. Der General hebt sodann die eigenthümliche Wendung „8UU8 nouvellso", welche man bei Esterhazy wiederfinde, hervor, und weist nach, daß die Note über Madagaskar wenig Interesse für eine Macht habe, für welche der übrige Theil des Bordereaus von Werth war. General Sebert bemerkt weiter, das Ausland könne sich Auskünfte namentlich dann verschaffen, wenn ein neues Material in Frankreich eingeführt und in den Dienst gestellt wird und faßt seine Aussage in die formelle Er klärung zusammen, daß das Bordereau nicht von einem Artillerie offizier geschrieben sei. Der Zeuge erklärt schließlich, er werde in seinen Ausführungen bestärkt durch die Ueberzeugung von der Unschuld des Hauptmanns Dreyfus und spricht die Hoffnung aus, daß durch das Wiedergutmacyen des geschehenen Unrechts, wozu beitragen zu können er sich glücklich schätze, eine Beruhigung der Gemüther eintreten und eine Aera des Friedens und der Einigkeit für das Land anbrechen möge. (Anhaltende Bewegung.) Hieraus wird die Sitzung unterbrochen. Nach Wiederaufnahme der Sitzung spricht General Sebert aus Aufforderung Laboris seine Ansicht über das System des Hauptmanns Valerio aus, welcher der Theorie Bertillous zustimmt. General Sebert drückt sein Bedauern darüber aus, daß Haupt mann Valerio für das System Bertillons eintrete, das falsch sei. Bertillon bittet ums Wort, welches ihm aber der Präsident Jouaust verweigert. Es wird darauf zur Vernehmung des folgenden Zeugen geschritten, nachdem Dreysus erklärt hatte, daß er nichts zu sagen habe. — Artillerie-Major Ducros sagt aus, Dreyfus habe an ihn niemals Fragen über die Feldartillerie gerichtet, er habe sogar die Auskünfte, welche Ducros ihm über die Zeichnung einer Kanone in den Jahren 1891 und 1894 anbot, abgelchnt. Mercier erklärt, diese Kanone hätte für Dreyfus kein Interesse gehabt, da das Kriegsmimsterium ihre Einführung abgelehnt hatte. Major Hartmann beantragt, für kurze Zeit die Oesfent- lichkeit auszuschließen zwecks Prüfung gewisser Stücke. Der Präsident fordert Hartmann auf, einstweilen über diejenigen Punkte auszusagen, bei denen der Ausschluß der Oeffentlichkeit nicht nothwendig ist. Major Hartmann erklärt hierauf, er glaube, daß das Geschütz, um das es sich im Bordereau handele, dasGe- chütz „120 lang" sei. Das Geschütz „120 kurz" konnten alle Offiziere im Jahre 1891 kennen und die fremdländischen Offiziere, welche den Manöver» beiwohnten, konnten es in Augenschein nehmen. Alle Artillerieoffiziere konnten allgemeine Kenntniß von „120 kurz", über sein Verhalten während des Feuerns und über die hydropneumatische Bremse haben, aber diese Kenntniß konnten in gleicher Weise die ausländischen Artillerie-Offiziere haben, namentlich hinsichtlich des Verhaltens während des Feuerns im Lager von CHLlons im Jahre 1894. Was nun die detaillirtcn Kenntnisse betrifft, welche Gegenstand des Bordereaus sein müssen, wenn es sich um „120 kurz" handelt, so konnten diese nur einige Offiziere der Geschützgießerei in BourgeS sowie die Offiziere der Prüfungskommission oder der dritten Artilleriedirektion haben; kein anderer Offizier, auch keiner aus dem Generalstab, konnte zu dieser Kenntniß gelangen, außer durch die oben genannten Offiziere. Hartmann weist sodann nach, wie leicht es var, sich diese allgemeinen Auskünfte im Jahre 1894 zu ver- chaffen, sei es durch Kenntnisse, die bereits vor dem Jahre 1890 ;u erlangen waren, oder durch solche, die zum Beispiel im Lager von CHLlons im Monat August gewonnen wurden. Der Urheber des Bordereaus hätte demnach im Jahre 1894 nur eine Notiz geliefert, die er sich bereits im Jahre 1890 hätte verschaffen önnen. Das weitere Verhör Hartmanns wird sodann auf Sonn abend verschoben und die Sitzung geschlossen. Politische Umschau. Freiberg, den 2. September. Deutschland. Gestern fand aus dem Tempelhofer Felde die Hauptparade des Berliner Gardecorps statt. Prinz Leopold von Bayern war zugegen; die Kronprinzessin von Griechenland fuhr in einem sechsspännigen Wagen an. Auch die Prinzen August Wilhelm, Joachim und Oskar waren anwesend. Gegen 8^» Uhr er schien derKaiserinGeneralsuniform und ritt mitdenFürstlichkeiten und der Suite die Front ab. Es folgte ein zweimaliger Vorbeimarsch, Kavallerie, Artillerie und Train beim zweiten Male im Galopp. Der Kaiser führte beide Male das 1. Garderegiment zu Fuß der Kron prinzessin von Griechenland vor und hielt beide Male beim Vor beimarsch des Königin-Elisabeth-Garde-Grenadier-Regunents Nr. 3, dessen Chef die Kronprinzessin ist, neben dem Wagen der selben. Sodann setzte sich der Kaiser an die Spitze der Fahnen und Standarten und ritt unter den jubelnden Hochrufen des in dichten Reihen stehenden Publikums nach dem Schlosse. Der „Neichs-Anz." veröffentlicht die Ernennung des Pariser Botschafters Grafen Münster nnter dem Titel Gras Münster v. Derneburg in den Fürstenstand mit dem Prädikat Durchlaucht. Die richtige Konsequenz aus der Maßregelung der preußischen Berwaltungsbeamten, die als Abgeord nete gegen die Kanalvorlage stimmten, zieht die „Deutsche Tages zeitung" : „. . . . Dann verschließe man den Beamten die Par lamente. Glaubt man wirklich, von ihnen fordern zu müssen, daß sie in jeder einzelnen Frage nicht ihre eigene Ueber zeugung, sondern die Meinung der jeweiligen Regierung vertreten sollen, so zwingt man sie zn einem offenkundigen Verfasfnngs- bruche; denn der Artikel 83 der Verfassung sagt deutlich von den Abgeordneten, daß sie nach ihrer freien Ueberzeugung stimmen müssen und an Aufträge und Instruktionen nicht gebunden sind. Jnterpretirt also die Staatsregierung den Er laß so, dann ist sie verpflichtet, ihren Beamten die Theilnahme am parlamentarischen Leben zu verbieten; denn daß irgend ein Mensch im Stande sei, seine freie Ueberzeugung sofort nach der Vor schrift der Regierung zu wechseln, ist undenkbar, und sollte es solche Leute geben, dann wären sie zum Amte eines Volksver- rertreters im höchsten Grade ungeeignet." — Auch die „Staatsb. Jtg." meint: „Die nächste Folge dieses Erlasses müßte die sein, daß keine Landräthe mehr in das Haus der Abgeordneten ge wählt werden dürfen; denn wennderLandrath auch als Abgeordneter verpflichtet sein soll, seine Stimme stets im Sinne der Negierungspolitik abz »geben, dann gehört er nicht ins Parlament wenn anders die Volksvertretung überhaupt einen Sinn haben soll. In jedem Falle drückt der Erlaß das Ansehen unserer Beamten herab, und aus diesem Grunde beklagen wir ihn aufs tiefste, und wir hätten gewünscht, daß die konstitutionellen Männer im Staatsministerium ihre Zustimmung zu diesem Regierungsakt des liberalen Fürsten zu Hohenlohe nicht gegeben hätten." Der „Hamb. Korr.", zu dessen Mitarbeitern der Seehandlungs präsident v. Zedlitz gehört, will erfahren haben, daß der Führer der Konservativen, GrafLimburg-Stirum, von der Hofliste gestrichen worden sei. Daß diese Maßregel auf die Rechte einen besonders tiefen Eindruck machen werde, kann bezweifelt werden. In der Frage des Quebrachozolls glauben die, wir wissen nicht, ob in diesem Fall offiziös oder für die Leder-Industriellen sprechenden „Berl. Pol. Nachr." auseinandersetzen zu sollen: daß diese Industriellen sich nicht widersprechen, wenn sic für ihre Erzeugnisse auf dem schutzzölluerischen Standpunkt stehen, aber gegen den Quebrachozoll sind: Man nahm früher an, daß der deutsche Eicheuschälwald i« die Lage gebracht werden könnte, den Bedarf der deutschen Lederindustrie an Gerbstoffen zu decken. Deshalb wurde 1879 der Zoll von 0,50 für 100 Kgr. Rinde eingeführt, der im autonomen Zolltarif sich noch heute befindet (aber durch die Handelsverträge seine Bedeutung verloren hat). Der Eicheuschälwald aber hat die auf ihn gefetzten Hoffnungen getäuscht, er lieferte immer geringere Theile des von der aufstrebenden Lederindustrie benöthigten Gerbstoff-Quantums. Ende der siebziger Jahre stimmte die Lederindustrie dem Zolle auf Rinde in gewissem Sinne zu, nach den inzwischen gemachten Erfahrungen muß sie einen anderen Standpunkt einuehmen. Es ist von vornherein der Grundsatz maßgebend gewesen, daß von der Industrie benöthigte Naturprodukte, welche vom Jnlande nicht oder nicht in genügender Menge erzeugt werde» mit einem Zoll nicht belegt werden dürfen. Wenn der deutsche Eicheuschälwald jetzt nur noch */, bis des von der Lederindustrie beuöthigteu Quantums an vegetabilischen Gerbstoffen liefert, ganz abgesehen von den mineralischen, dann ist doch ebenso, wie bei der für die Textilindustrie nöthigen Wolle, der Beweis erbracht, daß auch vom schutzzölluerischeu Standpunkte aus ein Zoll sich für dieses heimische Erzeugniß nicht rechtfertigt. Die Drohung der Berliner Genossen, auf dem sozialdemo kratischen Parteitage in Hannover mit Herrn von Vollmar gründlich abzurcchnen, scheint in Süddcutschland keinen sonder lichen Eindruck gemacht zu haben. Der Münchener „Allg. Ztg." wird geschrieben: „Herr von Vollmar hat die bayerischen Ge nossen sicher in seiner Faust, und was die Norddeutschen sagen, ist ihm ganz gleichgültig. Die bayerischen Sozialdemokraten sind allerdings eine Sonderpartei, wenn cs auch ein Witz der Welt geschichte ist, daß dieselbe Partei, die sich als international aus spielen und die Ländergrenzen nicht anerkennen will, an parti- kularistischen Bestrebungen innerhalb des deutschen Reichsgebietes krankt." — Die „königlich bayerische blau-weiße Sozialdemokratie" ist allerdings ein Gebilde, wie es seltsamer die internationale und revolutionäre Sozialdemokratie noch nie gezeigt hat. Oesterreich. Freiherr v. Chlumecky ist nach seiner Rückkehr von der Jschler Audienz von Aufsee wieder abgereist, wie behauptet wird, um sich mit einigen Parteifreunden zu be- rathen. Daß seine Berufung als ein Ereigniß von politischer Bedeutung anzusehen sei, ist auch die Meinung der Prager „Politik". „So oft Baron Chlumecky auf den politischen Plan getreten ist," sagt das czechische Blatt, „hat es immer etwas zu bedeuten ge habt. Seinem diesmaligen Erscheinen in Ischl muß um so höhere Bedeutung beigemessen werden, als der Führer des verfassungs treuen Großgrundbesitzes und der Verfassungspartei des Herren hauses sich in einem Augenblicke nach Ischl begiebt, wo sich der Monarch anschickt, nach Böhmen abzureisen, und die inneren politischen Fragen mit Rücksicht auf den bevorstehenden Zusammen tritt des Reichsrathes wieder aktuell zu sein beginnen. Vielleicht wird die Oeffentlichkeit gar bald erfahren, womit die Anwesenheit Chlumeckys in Ischl zusammenhängt." Auch sonst hört man vielfach die Ansicht aussprechen, die Berufung Chlumeckys sei ein Symptom, daß die Tage des Ministeriums Thun gezählt seien, ja daß es vielleicht gar nicht mehr vor dem Reichsrathe er scheinen werde. In einer Wiener Korrespondenz bestätigen die jungczechischen „Narodni Listy" die von einigen Blättern gebrachte Mittheilung, daß die Negierung die Aufhebung der Sprachenverordnungen be absichtige, und daß als Zugabe hierzu die Demission des Grafen Thun folgen werde. Alle Anzeichen sprächen dafür, daß der Sturz des Ministeriums Thun bevorstehe. Die „Narodny Listy" drohen, falls dies geschehe, würden die jungczechischen Abgeord neten die Obstruktion der Deutschen sortsetzen und sowohl die Delegationswahlen als auch jede sonstige parlamentarische Tbätig- keit unmöglich machen. Das Blatt zweifelt nicht an der Treue der Polen, erklärt aber, die Czechen könnten sich nicht auf die katholische Volkspartei verlassen, und seien überzeugt, daß sie bei der Obstruktion auch von der konservativen Partei (den Feudalen) verlassen würden; sie würden isolirt im Parlamente stehen, aber trotzdem ini Mampfe um ihre Rechte ausharren. Frankreich. Der Ministerrath setzte in seiner gestrigen Sitzung den Zeitpunkt für die Einberufung des StaatsgerichtS- hvjes nicht fest; er erwartet, um sich zu entscheiden, obderStaats- gerichtshos cinberufen werden wird, den endgiltigen Bericht des Generalstaatsanwalts, der voraussichtlich Montag oder Dienstag beendet sein wird. Indessen wird dem Vernehmen nach der Staatsgerichtshof binnen Kurzem einberufen werden. Es ist sicher, daß die Einbernsnig desselben nicht diejenige der Deputirten- kammer zur Folge haben werde. Im gestrigen Ministerrath theilte der Kriegsmiuister General Galliffet mit, daß infolge von Erkrankungen am Typhus die großen Manöver des V. und V1II. Armeekorps abbestellt worden seien und statt derselben Garnisonübungen stattfinden würden. Freitag früh wurden in Paris bei verschiedenen Personen, deren Namen noch nicht bekannt sind, von dem zweiten Chef der Sicherheitspolizei Hamard Haussuchungen vorgenommen, die mit dem Komplott gegen die Sicherheit des Staates in Verbindung stehen und, wie es heißt, zu der Verhaftung des Leiters einer großen Vereinigung in der Provinz führen werden. Auch in Rennes wurden bei dem Sekretär der Antisemitenliga Petit und bei einem Kaffeehausbesitzer Haussuchungen vorgenommeu; zahl reiche Papiere wurden beschlagnahmt. Der „Matin" veröffentlicht nach Dokumenten aus dem Kolo nialministerium Einzelheiten über die Grausamkeiten, die sich die Mission Voulet - Chanoine hat zu Schulden kommen lassen. Am 8. Januar wuroe ein Eingeborener, der erklärte, den Weg nach dem Osten nicht zu kennen, auf Befehl Voulets enthauptet. An demselben Tage ließ Boulet 20 eingeborene Frauen mit ihren Kindern, darunter Säuglinge, durch Lanzen stiche niedermachen; er wollte ein „Exempel" statuiren". Ferner schoß er einem Schützen, weil er mit seiner Munition verschwen derisch umgegangen war, eine Kugel in den Kopf. Um dieselbe Zeit brannte die Mission eine Stadt von 10 000 Einwohnern nieder, die einen Handelsmittelpunkt bildete. Ferner wurden zwei Träger, die, weil sie nur mit Lanzen bewaffnet waren, nicht gewagt hatten, Eingeborene, die mit Pfeilen bewaffnet waren, zu verfolgen, auf Befebl Chanoine's ohne Urtheil erschossen. Andere Blätter berichten, Voulet und Chanoine hätten sich die Hände der niedergemachteu Eingeborenen bringen lassen, um die Zahl der selben festzustellen. Serbien. Die Untersuchung in der Angelegenheit des Atten tats aus König Milan ist abgeschlossen. 16 Personen sind in Freiheit gesetzt worden; 29 Personen, darunter Pasitsch, Tauscha- nowitsch, Oberst Nikolitsch und der Redakteur des „Odjek" Protitsch sind im Zusammenhänge mit dem Attentat wegen Hoch verratHS angeklagt. 10 Personen sind wegen Majestätsbeleidigung den Gerichten überwiesen worden. Weitere Freilassungen sind nicht ausgeschlossen. Es verlautet, die Gerichtsverhandlung werde am Donnerstag beginnen. Korea. Der Vertreter der „Times" in Peking, der w Korea gewesen ist, berichtet über die dortige Lage Folgendes: Der Wins hat sich in Korea völlig gedreht und das Uebergewicht Rußlands, das der dortige russische Vertreter Speyer nach der Ermordung der Königin und der Flucht des Königs in die russische Gesandtschaft errungen hatte, ist durch das der Japaner ersetzt worden, die wachsam an der Arbeit sind und jeden Zug der russischen Diplomatie durch einen Gegenzug beantworten. Die Japaner ermuthigen jeden auf Einführung von Reformen gerichteten Versuch, während die russische Politik Reformen wider strebt. Die Japaner haben eine überwiegende Stellung erlangt, aus der sie nicht mehr leicht werden vertrieben werden können. Das allmähliche Eindringen der Japaner hält beständig an und sie vervielfachen fortwährend ihre Interessen in jeder Richtung mit größter Beschleunigung. Vereinigte Staaten. Eine scharfe Kritik der amerikanischen Wirthschaft auf den Philip pinen veröffentlicht der „New-Jork Herald" aus der Feder seines eigenen Spezial-Korrespondenten in Manila, welcher so eben von einer Rundreise durch den Archipel zurückgekommen ist. Der Bericht wurde, um die Censur zu umgehen, per Dam pfer nach Honkong gesandt und von dort im Auszuge gekabelt. Wir heben aus dem Dokument einige bezeichnende Stellen her aus. Es heißt daselbst: „Ich habe den gesammten Sulu-Ar chipel entschlossen gefunden, um jeden Preis und mit denWaffen in der Hand jede Form direkter amerikanischer Herrschaft zu rückzuweisen und auf alle Fälle keinerlei Einmischung m me inneren Angelegenheiten der Stämme und ihrer Häuptlinge bezw. „Sulto der Philippi» Hoheit, welch zuerkennen m den Spanier: Haupt nicht a trachten. Di nison, welch, wie diese um theil brachte, Garnison bei mochten die l aus aber nick Haß; selbst i den Eingeboi einen einzige in ihr gegen, weit von einc uns dieselben sächlich den I wo wir im L test der gesa, von Tag zu uns anfängli Haffen und n so geschieht d uns befinden sächlich unte: arger bedrüci Die Besteuei mittelpreise, noch Eingebc haben wir ff Wächter hinu bisheriges L ungenügend mögen in fas deren Inten Die städtisch der Stadt r Heeresausga niffe werden den Kriegs^ und hohle ff Theil der F zu unterwer Feindes ber trollirbaren wenia iraen Herrschaft t Baliang, wc wurde, ang sei. Der ihn dabei er einen Ueberf Es bleibt u und gewalti des gesamn klein beizug — Dieser nicht filipi Washingtor sammte Pr goiisch von -Kö meldet wu furt nach Frankfurt und besuch frauenkirch, bis Strahl nebst Gefol Am Monte XV. Arme, dann das f Infanterie! brrg" einm an der Pa: einer Einlc Mittwoch, bürg zu ve im königln wird Se. S gart (Cann Paradetafel die Weiten derselbe in 8. 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