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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 03.09.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-09-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-189909037
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18990903
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18990903
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Bemerkung
- Fehlende Seiten in der Vorlage.
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Freiberger Anzeiger und Tageblatt
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-09
- Tag 1899-09-03
-
Monat
1899-09
-
Jahr
1899
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 03.09.1899
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18»». 1. ert, el»- so ry vde. s- »r SPs». »upt. et Irsch. teuS di«» »ael- l. Has»«. iaal! 'M lv. Stitzltt. "8 Hk Schwade. ierg. ^^hl. idrihsz k. L airlL- Zdors. Paul. » nollik VW antzsch. n. Mil »knick. vo, »ul Zi«^^ ck »ackled. richt. Sept., abends er rsus 'M, k in Wegefarth- cscheinen bittet «l,Tanzlehrer- 2. Anlage zum Ireiöerger Anzeiger und Tageblatt. H 205. Sonntag, den 3. September. 1898. -'S-..,... "" . E — -S-—! . ! . - . .. -'l —SS-I. ! I ——' > m 1 - 1 » Mr ktz. lccuw Miw äen mit äsv ärei OiKisdellagen kür äsn ilonat »»!»« i bei ieäer biesixan avie answürUKSn ^uaxadesbeüs bs^isbsn. OerLliches und Sächsisches. — Ueber die Wohnungen der Postunlerbeamten hat sie Reichspostverwaltung kürzlich eine Umfrage veranstaltet. Nicht weniger als 21 Fragen wurden dabei den Beamten vorgelegt. Richt nur über die Entfernung der Wohnung von der Postanstalt, über die Beschaffenheit des Hauses, über die Zahl der Wohnräume und deren Einrichtung, sondern anch über die Nebengelasse und die zum Hausstand gehörige Anzahl Personen, Schlafleute und Pensionäre, sowie über den Miethspreis wurde Auskunft ver langt. Am eingehendsten aber wurde über die Mängel der Woh nungen recherchirt. Es wurde u.A. gefragt, ob Krankheiten oder Todessälle in der Familie vorgckommen seien, die ihre Ursache in der Beschaffenheit der Wohnung haben, ob das Wasser für den Hausbedarf gut sei und woher es genommen werde, ob ein Abort zur Wohnung gehöre ec. — Der Sternenhimmel im September. Mit dem Eintritt des September beginnen für die Freunde des gestirnten Himmels wieder glanzvollere Zeiten, indem allmählich der winter liche Ster nenschmuck hcraufzieht. Die Tage oder richtiger die Nachte der immerwährenden Dämmerung sind nun längst vorbei, und tiefschwarz erscheint bei Abwesenheit des Mondes der Nacht- lummel, durchMht von zahllosen Sonnen, die als Myriaden von Lichtpunkten das Firmament schmücken. Merkur (großer Löwe) wird Morgenstern und ist als solcher von der Mitte des Monats ab, zuletzt etwa 3/« Stunden, im Nordosten zu sehen. Penns (Jungfrau) verändert die Dauer ihrer Sichtbarkeit kaum. Zie geht immer weiter südwestlich unter, während ihr Glanz zu nimmt. Mars (Zwillinge) geht Abends zwischen 10 und 11 Uhr im Nordosten aus und ist bis früh zu sehen. Jupiter (Jung srau) wird gleich in den ersten Tagen unsichtbar. Saturn Schlangenträger) ist am Abend im Südwesten, Nähe des Hori zontes, nur noch 1'/. Stunden zu sehen. Uranus (Skorpion) zeigt sich am Monatsschluß nur noch 1 Stunde bis zu seinem im Südwesten erfolgenden Untergange. — Am 23. September 7 Uhr Morgens Herbstanfang, Tag- und Nachtglciche. — Die Mbevrülten in Sachsen. Der innerhalb Sachsen in einer Länge von fast 122 Kilometern fließende Elbestrom ist auf dieser Strecke 12 Mal überbrückt. Die Längen der Brücke» sind sehr verschieden, sie differiren um 1522 Meter. Die kürzeste Brücke ist die alte Meißner Brücke mit 220 Metern. Dann folgen die zu Schandau mit 265 Metern, die Pirnaer mit 281 Metern, die Albcrtbrücke in Dresden mit 316 Metern, die Eisen bahnbrücke zu Meißen mit 320 Metern, die Brücke zu Loschwitz- Blasewitz mit 323 Metern, die Karolabrücke zu Dresden mit 327 Metern, die Brücke bei Niesa mit 350 Metern, die bei Niederwartha mit 351 Metern, die Augustnsbrücke in Dresden mit 402 Metern, die neue Dresdner Eisenbahnbrücke mit 461 Metern und die Marienbrücke mit Viadukt mit 1742 Metern. — Das Sportathmen nnv der Hitzschlag. Ueber die gesundheitliche Bedeutung des richtigen Athmens wurden in der Militär-ärztlichen Vereinigung Berlins höchst wissenswerthe und allgemein giltige Erklärungen gemacht. Es wurde bemerkt, daß das richtige Athmen von Zeit zu Zeit wie ein Sport behandelt und betrieben werden müsse. Die Trainirung bestehe gleichfalls darin, daß man sich zunächst des Alkoholgenusses enthalte und dann stundenlange Märsche unternehme, wobei man regelmäßig tief Athem schöpfen müsse bei geschlossenem Munde. Die Vortheile welche dies für den Gesammtorganismus habe, seien überraschend, Sowohl Herz, Lunge wie Leib genesen hierbei, wie durch kein anderes Mittel. Besonders wohlthätig habe sich aber das Sport- athmen, wie der Vortragende es nannte, als Schutz gegen Hitz- schlag erwiesen. Dieser trete hauptsächlich bei Verwachsung der Herznähte ein, durch das Sportathmen werden aber zunächst die Herznähte geweitet und haben sich bei der Armee in Folge dessen wenig Hitzschläge ereignet. Daß das Tiefathmen, wenn rechtzeitig gepflegt, auch das sicherste Schutzmittel gegen Tuberkulose sei, ist schon gelegentlich des Tuberkulvsekongresjes in diesem Jahre behauptet worden. Denn erfahrungsgemäß nimmt diese Krankheit an jenen Stellen der Lunge ihren Anfang, die Mangel an Luft haben, weshalb sie auch häufig bei Personen, die in gebückter Haltung oder in unreiner Lust arbeiten, entsteht. Das Sport athmen muß fortgesetzt werden, bis man in Schweiß geräth, selbst wenn Seitenstechen eintritt. Kranke müßten in Stühlen oder Wagen gesührt werden, um das Sportathmen Pflegen zu können, was als allgemeines Heilmittel zu gelten'habe. Schließlich wurde benierkt, daß das gesundheitliche Athmen als Fach beim Turnunterricht eingesührt werden sollte und daß die Schüler unter Aussicht des Lehrers wöchentlich einige Stunden im Freien inarschiren und Sportathmen- üben müßten, was von größter Wichtigkeit für die richtige Schulgesundheitspflege wäre. — Die zweite Brut der Staare ist flügge geworden, und die Nistkästen stehen verlassen. Zu großen Schaaren vereinigt treiben sich alte und junge Staare aus den Feldern umher und mischen sich zutraulich in die Gesellschaft der Raben und Krähen. Gegen Abend lassen sie sich im Röhricht der Gewässer nieder, in dem sie ihr Nachtlager ansschlagen. Noch einmal ist es uns ver gönnt, das angenehme Geschwätz des schwarzen Hausfreundes zn hören. Zu Beginn des Herbstes kehren die Alten auf kurze Zeit -m ihre Kästen zurück und lassen Morgens und Abends ihren lustigen Gesang erschallen. Sobald aber die ersten starken Fröste sich einstellen, verlassen die Staare die unwirthlichen Gefilde, um an den Gestaden des Mittelmeeres den Winter zn verbringen. Und wenn der deutsche Künstler den ersten Staar durch die Pinienwälder der römischen Steppe Hüpfen sieht, so weiß er, daß m seiner nordischen Heimath die Bäume in winterlichem Rauhfrost erglänzen. - Bauernregeln für September. Jst s am 1. Sep tember recht rein, wird's den ganzen Monat so sein. — Ein Herbst, der warm und klar, ist gut sür's kommende Jahr. — Je rauher der Hase, desto bälder erfriert deine Nase. — Ist Aegidi (7.) ein Heller Tag, ich dir schönen Herbst ansag'. — Mariä Geburt (8.) jagt die Schwalbe» fort. — Wie sich's Wetter an Mariä Geburt tbut verhalten, so soll sich's weiter 4 Wochen gestalten. — Septemberrcgen — kommt Bauer und Winzer ge legen. — St. Michels-Wein — Herrenwein. — St. Gallus-Wein (16.) — Bauernwein. — Zu Michael Wind ans Nord und Ost, bedeutet starken Winterfrost. — Ist die Nacht vor Michael hell, so soll ein strenger und kalter Winter folgen; regnet es aber an Michael, so soll der nächste Winter sehr gelind sein. — Gewitter im September deutet auf Schnee im Dezember. — Und vom Dezember bis zum März fällt er der Gans auf den Sterz. — Treffen die Streichvögel zeitig ein, wird früh und streng der Winter sein. — Sind Zugvögel nach Michaelis noch hier, haben bis Weihnacht lind Wetter wir. — Bleibt die Schwalbe lange, sei vor dem Winter nicht bange! — Fallt im Wald das Laub sehr schnell, ist der Winter bald zur Stell'. — Ist der Herbst warm, hell und klar, ist zu hoffen ein fruchtbar Jahr. — Durch Septembers heitern Blick, schaut manchmal der Mai zurück. — Späte Rosen im Garten, kommt schöner Herbst und der Winter läßt warten — Viel Disteln von der großköpfigen Art verheißen einen schönen Herbst. — Septemberregen ist dem Baner gelegen. — Viel Herbstnebel bringen viel Schnee. — Wenn Matthäus (21.) weint statt lacht, er Essig aus dem Weine macht. — Matthäi- wetter (21.) hell und klar, bringt guten Wein im nächsten Jahr. — Soviel Fröste Heuer vor Wenzeslaus (28.) fallen, so viele sollen künftiges Jahr auf Philippi Jakobi (1. Mai) folgen. — Vilmar's Wetterbüchlein sagt noch: Ein durchgängig warmer September läßt fast regelmäßig auf einen kalten, regnerischen und stürmischen Oktober .schließen, umgekehrt zwar öfter aber weniger gewiß ein nasser und kalter September auf einen schönen und warmen Oktober. — Zu besetzen: die ständige Lchrerstelle an der Schule zu Schkortitz. Kollator: die oberste Schulbehörde. Einkommen außer freier Wohnung und Gartengennß: 1200 Mk. Gehalt, 72 Mk. für Fortbilvungsschu unterricht und 36 Mk. für Turn unterricht. Bewerbungen mit den erforderlichen Beilagen sind bis 17. September an den K. Bezirksschulinspektor vr. Hanns in Grimma zu richten; — die Filialkirchschulstelle zu Stockheim bei Lausigk. Kollator: das K. Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichts. Einkommen: außer freier Wohnung im Schulhanse und Gartengennß 1200 Mk. vom Schuldienste, 250 Mk. vom Kirchendienste, 72 Mk. für Fortbildungsschulunterricht und 10 Mk. für Turnunterricht. Bewerbungsgesnche mit sämmtlichen Zeugnissen sind bis zum 20. September bei dem K. Bezirksschulinspektor Schulrath Or. Putzger in Borna einzureichen. Ueber die neue Thalsperre der Stadt Chemnitz, die bei Neunzehnhain bei Marienberg mit einem Kostenaufwande von ca. 5—6 Millionen Mark errichtet wird, schreibt man dem „L. T." Es wird ein Riesenwerk, das erkennen läßt, welch' unge heure Entwickelung die deutsche Baukunst in den letzten Jahr zehnten gemacht hat. Der Intelligenz und demScharfsinn einer ganzen Reihe hervorragender Männer sind da Aufgaben gestellt, von deren Schwere sich der Laie kaum einen Begriff machen kann. Bei dieser Thalsperranlage handelt es sich eigentlich um drei Thalsperrcn, von denen die dritte nur als Sammel- und Ausgleichsbecken dient. Letztere, sowie die kleinere Sperre werden nur Erddämme erhalten, während die große mit einer Sperrmauer abgegrenzt ist. Diese erregt in Folge dessen das Hauptinteresse. Um einen Begriff von ihrer Größe zu be kommen, sei nur mitgetheilt, daß diese Mauer allein ca. 1 Mill, kosten und die Fundamentbreite 14—15 Meter erreichen, wenn nicht überschreiten wird. Das neue Sammelbecken wird über 3 Millionen Kubikmeter Wasser fassen, während das bei Ein siedel nur 300 000 Kubikmeter faßt, also ungefähr zehn Mal mehr. Die Längenausdehnung beträgt Kilometer, man wird also von der Mauer bis zum Ende eine" halbe Stunde zu gehen haben. Die Stauhöhe, also die Höhe der Sperrmauer, ist 36 Meter, während die Einsiedler nur 18 Meter Stauhöhe hat. Den vierten Theil der ganzen Gebäude in Chemnitz könn ten wir bequem in diesem Riesenbecken unterbringen und die Einwohnerzahl von Chemnitz und Umgebung, auf 200 000 Menschen angenommen, müßte täglich 41 Liter Wasser trinken, wenn sie es innerhalb eines Jahres austrinken wollte, ohne daß ein Tropfen Wasser zuflösse. Das dritte Becken dient lediglich als Ausgleichsbecken und durch den eigenen Druck fließt das Wasser nach der Thalsperre bei Einsiedel. Zur Wasserent nahme dienen zunächst zwei eiserne Rohre von je 120 Zentimeter Durchmesser, und wird das Wasser unterhalb der Stadt Zscho pau drei Meterunter der Zschopauflußsohle hindurch und jen seits des Thales wieder in die Höhe geleitet. Von Zeit zu Zeit führen Schächte mit Treppen u. s. w. in das Berginnere, um die Leitung u. s. w. jeder Zeit revidiren, abstellcn und erneuern zu können. Von hier bis zur Thalsperre Einsiedel wird das Wasser in einem mächtigen Tunnel, der in Zementbeton ausge führt ist, geleitet. Dieser Tunnel, der begebbar gemacht wird, kommt stellenweise bis zu 40 Metern unter die Erdoberfläche zu liegen und ist auch durch Schächte von oben zu erreichen. Um fangreiche Bohrversuche haben schon ftattgefunden und hofft man die Schwierigkeiten glücklich zu überwinden. Von der Einsiedlersperre aus wird dann das Wasser wie seither der Stadt zugeführt, also ein stärkerer Druck, der eine Umgestal tung des gesummten Rohrnetzes in der Stadt gegen den höheren Druck zur Folge hätte, vermieden. Wenn wir erst diese neue Wasserversorgung haben, dürfen wir getrost in die Zukunft schauen, denn auf Jahrzehnte hinaus wird dann unsere Stadt sowohl wie die Nachbarorte mit Trink-, wie mit Betriebswasser, ein fortdauernd starkes Anwachsen wie jetzt vorausgesetzt, ver sorgt sein. Ein kunstgeschichtlicher Fund wurde bei der Reparatur eines in der Schulgasse in Zwickau gelegenen Hauses ge macht. In den gewölbeartigen Erdgeschoßräümen des Hauses wurden alte Wand-Malereien aufgedeckt, die Männer- und Frauengestalten in Mönchstracht darstellen und vielleicht Bilder früherer Bischöfe und Aebtissinnen des Klosters Grünhain sind, das in Gestalt des Alten Gymnasiums z. Th. noch erhalten ist. Jedenfalls gehört das Haus zu einem Theil des Kreuzganges des Klosters. Die Gemälde sind trotz der im Laufe der Jahrhun derte mehrfach angewandten Untersuchungen noch wunderbar schön erhalten. Die Farben haben nicht viel von ihrem Glanze eingebüßt, so daß man die Gestalten genau erkennt. Am Fuße eines Porträts sind Buchstaben wahrzunehmen, die noch nichi entziffert sind. Jedenfalls sind hier Spuren der ältesten Wand- Malereien der alten Schwanenstadt aufgedeckt worden. Zu der Arbeiterrevolte, die am Sonnabend auf Lem Bahn bau in Werdau stattfand, werden noch folgende Einzelheiten mitgetheilt: Ein deutscher Arbeiter aus Leubnitz war von einem der in Werdau beschäftigten zahlreichen Kroaten aus unbedeu tendem Anlasse mit einem starken Holzknüppel über den Kopf geschlagen und dadurch schwer verletzt worden. Auf seine An zeige erschienen deshalb zwei Werdauer Schutzleute an Ort und Stelle, um den rohen Patron festzunehmen. Als dies die Kro aten merkten, schaarten sie sich unter Führung eines der Ihrigen zusammen, nahmen den Thäter in ihre Mitte, und verweigerten nicht nur dessen Auslieferung, sondern auch die Nennung seines Namens. Den beiden Polizeibeamten gegenüber, die nun mit Gewalt einschreiten wollten, wurde mit vereinten Kräften eine derartig drohende Haltung eingenommen, daß sie gezwungen waren, von der Festnahme des Thäters abzusehen und sich zu entfernen. Die Kroaten hatten sämmtlich ihre Schaufeln er griffen und schrien laut: „Einer für Alle, Alle für Einen, die Deutschen kaput!" Unter diesen Umständen war es von den beiden Schutzleuten wohl das Klügste, von weiterer Gewaltan wendung abzuschen, da es sonst sicher zu'einer Revolte und zum Blutvergießen gekommen wäre. Der Anführer wurde jedoch später in der Stadt erariffen und verhaftet. Auch der Schläger ist ermittelt, hat sich jedoch angeblich geflüchtet und konnte bis lang noch nicht aufgefunden werden. . Nachdem bereits vor 2 Jahren die Säkularisation des alten an der Hohnsteinerstraße in SchanVan gelegenen Johannisfried- hoses erfolgt ist, soll nunmehr auch die daran liegende, immer mehr verfallende Johanniskirche abgebrochen werden. Die Reihen der alten Krieger, welche an den Kämpfen in Schleswig-Holstein theilgenommen haben, lichten sich immer mehr. Dieser Tage wurde in Seifhennersvorf der Seilermeister Julius Seltmann beerdigt: 14 Jahre 6^/2 Monate hat er, wie sein Militärabschied besagt, in der aktiven Armee gut gedient und sich im Allgemeinen, besonders auch in dem Gefecht bei Düppel am 13. April 1849, als ein entschlossener, energischer und brauch barer Soldat gezeigt. Er wohnte dem Feldzüge als Signalist bei, stand in unmittelbarer Nähe des damaligen Kronprinzen Albert und hat aus seinen Befehl zum Angriff » geblasen. Der Monarch blieb ihm bis an sein Ende gewogen, und bei allen Auf stellungen der Militärvereine, die der König besichtigte, fand er seinen Seltmann heraus und reichte ihm die Hand. Verschiedenes. * Ein theurer Sport sind die großen Segelregatten, wie sie gerade jetzt wieder die allgemeine Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Die einmaligen Ausgaben für den Bau und die Aus rüstung einer Segelyacht schwanken, wie wir englischen Angaben entnehmen, zwischen 2000 und 2 MMonen Mark, und die fort laufenden Kosten in jedem Jahr zwischen 2000 und 200000 Mk. Der Besitzer einer Dacht von 50 Tonnen, die er nur zu seinem Vergnügen hält, muß, ohne daß dabei die Abnutzung und die Zinsen für die Kaussumme in Anrechnung gebracht wären, jährlich auf etwa 10000 Mark für Auslagen rechnen, für eine Dacht von 100 Tonnen auf 14000—20000 Mark. Diese Schätzungen, die auf den Erfahrungen eines Sachverständigen basiren, gelten aber nur für Verguügungs-Dachten; für Renn-Dachten kommen noch ganz wesentliche Beträge hinzu. Um eine Dacht, wie den „Meteor", die „Britannia" oder den „Rainbow" für die Rennen einer einzigen Saison auszurüsten und in Stand zu halten, ist ein Aufwand von nicht weniger als 60000 Mark erforderlich, ganz abgesehen von Zwischenfällen, die Schaden verursachen, und der Abnutzung; wenn man dann noch die kurze Zeit der Reun- tüchtigkeit dieser „Windspiele" in Rücksicht zieht, und ihren Kauf preis auf die wenigen Jahre ihrer Existenz vertheilt, so steigt der jährliche Aufwand auf Hunderttausende. Selbst ein gewonnener Preis von 2000 Mark wird zum größeren Theil durch Extra ausgaben aufgezehrt. Es ist Brauch, daß der Besitzer einer Dacht, die gewonnen hat, jedem Manne der Besatzung 20 Mark spendet. Bei einem Schiff wie der „Britannia" verursacht dies also eine Ausgabe von 800 Mark, mit anderen Extrahonoraren, z. B. für den Lootsen, und für Getränke zusammen etwa 1000 bis 1200 Mark. Daraus ergiebt sich, daß selbst bei einem Boot, das so erfolgreich ist wie der „Meteor" in dieser Saison, die Preise, die es gewinnt, im Allgemeinen gegenüber dem jährlichen Aufwand kaum zu erwähnen sind. Man hat geschätzt, daß die Kosten für den Bau und die Rennen des „Shamrock" und der „Columbia" in diesem Sommer allein sich auf nicht weniger als 4 Millionen Mark belaufen. Die 39 Matrosen auf der „Co lumbia" erhalten monatlich jeder 140 Mark, so daß für eine Saison von 5 Monate»: ihre Gehälter schon 27300 Mark be tragen; ihre Beköstigung kostet etwa 40000 Mark. Wenigstens einmal in jeder Woche muß ferner die Dacht aus dem Wasser genommen werden, damit ihr Boden gereinigt wird. Auf der Bronce, mit der er gedeckt ist, setzt sich äußerst schnell Seeunkraut an, das bald beseitigt werden muß, wenn die Schnelligkeit des Bootes nicht Schaden leiden soll. * In Brieg sind während einer dreitägigen Patrouillen- Uebung Versuche mit der Ernährung Vurch Tropon, einem auf chemischem Wege hergestellten Eiweiß- produkt, gemacht worden. Unter Besehl eines Leutnants unterzogen sich 25 Unteroffiziere und Mannschaften freiwillig dieser Ernährungsweise. Die Uebung war sehr anstrengend; durchschnittlich wurden täglich 30 km zurückgelegt; die kurze Nachtruhe fand immer im Freien statt. Die Tropon-Werke in Mülheim a. Rhein hatten die Rationen gleich so in wasserdichtes Papier verpackt geliefert, daß jeder Mann drei gelbe Packete, je eine Tagesration Tropon-Zwieback und Tropon-Chokolade ent haltend, in seinem Kochgeschirr tragen konnte. Außerdem trug jeder Mann im Brotbeutel ein weißes, rundes Packet, das zwei Tagesrationen Erbsen- oder Bohnensuppe enthielt. Die Theil nehmer nahmen außer etwas Bier am Abend des zweiten Tages und einer Kaffeeration am Morgen des zweiten und dritten Tages bis zum Abend des dritten TageS nur Tropon-Nahrung zu sich. Am Abend des dritten Tages wurde, da starker Appetit vorhanden war, Brot und Butter vertheilt. Folglich ist die Trvpon-Er- nährung 2^ Tage hindurch streng durchgesührt worden. Die Art und Eiutheilung der Ernährung war folgende: Morgens wurde Kaffee mit Tropon-Zwieback genossen. Bis zum Mittag essen um 10 oder 11 Uhr vormittags wurde je nach Bedarf oder Geschmack Tropon-Zwieback oder Chokolade gegessen. Ebenso mußte jeder am Nachmittag von Chokolade oder Zwieback leben, während gegen Abend Chokolade mit Wasser gelocht wurde. Bei dem Kaffee oder der Chokolade (gekocht) »vurdc
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