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H S12. Lwesber-e* Anzeiger und Tageblatt. Seite 3. — 12. September. LS-ß nach sechs Wochen gestand er seinem Priester, daß sein ganzer CynismuS nur gekünstelt war, daß er drei Stunden nach seiner That schon Reue empfunden Hütte. Er hat auch erklärt, daß er Mitschuldige hat, und man glanbt, daß er sie alle nennen wird. So bat die Einsamkeit den wildesten und waghalsigsten Anarchisten zu zähmen vermocht." Frankreich. Au- Paris, 8. September, wird berichtet: Auf dem „Fort Chabrol" weht heute nur noch die schwarze Fahne. Hat der Sturm der letzten Nacht ihr bisheriges Seiten stück, die Trikolore, mit sammt dem die Inschrift „Vivs l'armLe! KortawrMks!" (ES lebe die Armee! Tod den Juden!) tragenden Plakat, heruntergerissen oder herrscht in der Antisemitenburg wirklich äußerste Noth? Darüber sind nur Vermuthungen ge stattet, f» lange die „Belagerung" nicht aufgehoben wird. Der Wassermangel könnte es nicht sein, der jetzt Guerin zur Ueber- gabe zwänge; denn er und die Seinen haben während des zwei Stunden lang strömenden RegenS Eimer und Wsser füllen können. Was dir Mundvorräthe betrifft, so prahlte die „Garnison" noch gestern gewohntermaßen mit ihren Reichthümern, indem sie durch ein Fenstergitter «ine Menge Konser venbüchsrn, die Fleisch, Fisch, Gemüse enthalten hatten, in die Citö d'Hauteville hinunter warfen. Einem unverbürgten) Gerücht« zufolge wird den Be lagerten MunitionSbrod von den Belagerern zugesteckt — jeden falls nicht von der republikanischen Garde, die dergleichen nicht ißt — und sorgen die Nonnen eines benachbarten Klosters, wahre barmherzige Schwestern, dafür, daß die tapferen Guärinisten jeden Tag frisches Fleisch bekommen. Diese Klostrrschule befindet sich in Nr. 35 der Straße, der Grand Occident in Nr. 43; folglich liegen sieben Häuser zwischen den zwei mehr oder weniger geistes verwandten Anstalten. Die Polizei hat vergeblich nach einer ge heimen Verbindung über und unter der Erde geforscht, auf den Dächern und in den Kellergewölben Späher aufgestellt. Sie hat nichts ausfindig machen können, aber eS ist Thatsache, daß die Schwestern seit vierzehn Tagen dreimal mehr Fleisch für ihren täglichen Bedarf kommen lasten als vorher, ohne daß die Zahl ihrer Pflegebefohlenen sich während der Ferien gemehrt hat und daß die Belagerten mit den Konservenbüchsen manchmal auch Knochen hinauswarfen, die nur fvon Hammelkeulen oder von Kalbsbraten herrühren können. Vielleicht wird man den Schlüssel des Geheimnisses eines TageS bei der Räumung der Burg finden. Portugal. Drei in Oporto mit Serum behandelte Pestkranke befinden sich auf dem besten Wege zur Genesung. Serbien. In dem in Belgrad geführten HochverrathS- prozesse hat die Anklage bereits eine sehr erhebliche Berichtigung erfahren: der Hauptangeklagte Knezewitsch, der auf Exkönig Milan geschossen, bat seine belastenden Aussagen gegen Mit glieder der radikalen Partei in den meisten Punkten zurück gezogen. Es wird darüber gemeldet: „Belgrad, S. September. Die wichtigste Thatsache in der gestern Nachmittag fortgesetzten Verhandlung ist die rückhaltlose Zurücknahme aller in der Unter suchung gemachten belastenden Aussagen Knezewitschs. Er sagt, er sei in der Untersuchung unter dem Druck der Polizei gestanden und habe überdies auf Oberst Nikolitsch einen alten Haß gehabt, weil ihn dieser während der Militärzeit schlecht behandelt habe. Auch die anderen Angeklagten habe er aus Abneigung fälschlich beschuldigt. „Ich will", sagt Knezewitsch, „meine Seele nicht mit solchen Dingen belasten ; ich selbst bin verloren, aber ich will nicht Andere ungerechtfertigt ins Unglück ziehen." Er habe die Reise nach Bukarest auS eigenen Ersparnissen gezahlt und wollte dort einen Dienst suchen. Er fand keinen. Einmal fügte ihm Jemand in Bukarest, wenn er König Milan ermorde, bekomme er zwei Millionen Francs und ein dreistöckiges Haus. Nach Belgrad zurückgekehrt, habe er auch hier vergeblich einen Posten gesucht. Von der Monopolverwaltung angewiesen, kaufte er einen Revolver, um den Direktor der Verwaltung zu erschießen, verfiel dann aber aus die Idee, den König Milan um Hilse anzuflehen. Da sagte man ihm, Milan sei ein Feind der Bosniaken und werde ihn einsperren lasten. Nun erst sei er auf den Gedanken gekommen, um überhaupt etwas zu leisten, Milan und dann sich selbst zu tödten. — Der Präsident verliest dir frühere Aussage, in der es unter Anderem heißt: Derjenige, der ihm Millionen versprochen, sei ihm als der Rüste Georgiewitsch auS Rustschuk vorgestellt worden." — Nun ist auf die Zurücknahme des Geständ nisses eines Mordgesellen wohl wenig Gewicht zu legen, aber diesmal liegt der Fall so, daß Knezewitsch dem Tode doch nicht entgeht und daß es allem Anschein nach richtig ist, wenn er von einem „Drucke der Polizei" bei Ablegung seines früheren Geständ nisses spricht. Trotz aller Versicherungen des Belgrader offiziellen Drahtes ist der Selbstmord des Präfekten Angjelitsch noch nicht klargestellt. Wie der „Voss. Zeit." ein Drahtbericht aus Belgrad meldet, soll sich Angjelitsch mit den Lappen erhängt haben, die er unter den eisernen Fußfesseln trug, damit diese nicht so drücken sollten. Er sei auf ein Porzellangeschirr gestiegen und habe die Schnur, mit der er sich erdrosselte, am Thürpfosten befestigt. Diese Schilderung klingt sehr unglaubwürdig und sie wird nicht wahrscheinlicher durch die offizielle Behauptung, Angjelitsch habe an König Alexander und an seine eigene Gattin Briefe mit seinem Blute geschrieben. DaS haben die plötzlich lebensüber drüssigen serbischen politischen Gefangenen auch früher gethan, doch hat die Regierung diese Dokumente stets im eigenen Gewahr sam behalten. Kaiser Menelik von Abessinien will in kurzer Zeit eine Reise nach Europa antreten. Nach Berichten auS Addis-Abeba haben nun mehrere RaS (Häuptlinge), die den Herrscher auf seiner Reist begleiten sollen, an ihn die Anfrage gerichtet, ob sie sich zu diesem Behufe mit europäischer Kleidung versehen sollen. Der NeguS hat dahin entschieden, daß alle Personen aus seinem Reisegefolge die Landestracht beizubehalten haben, dir auch er und seine Gemahlin, die Kaiserin Taitu, in Europa tragen werden. Nur die Fußbekleidung wird die euro päische sein, und eS wird daher daS ganze männliche Gefolge Militärstiefeln tragen. Für die Kaiserin werden Sammtstiefeletten angefertigt Von der großen Aufregung, die in Transvaal herrscht, giebt die telegraphische Meldung Kunde, daß man dort beabsich tigt, sofort nach Empfang der englischen Note das Standgericht zu proklamiren. Einer amerikanischen Journalistin erklärte ein Mitglied der Transvaalregierung, die Boereu werden, trotz des numerischen Nachtheils, bis auf den letzten Blutstropfen kämpfen. Die Londoner Morgenblätter kommentiren den Ministerrath und sehen in diesem ein Anzeichen dafür, daß, wenn alle diploma tischen Mittel Transvaal gegenüber erschöpft seien, die Regierung zu einem Ultimatum schreiten werde. — Einem Telegramm aus Washington zufolge, berichtete der amerikanische Konsul in Esten: Krupp lieferte Transvaal kürzlich 15 komplette Feldbatterien vollendetster Qualität. Krupp schickte auch 8 Bergbatterien des selben Kalibers für rauchloses Pulver und 20 Mörser desselben Kalibers. Loewes Waffenfabrik lieferte 50000 Mausergewehre neuesten Musters; alles ist bereits angelangt. — Das wäre ja sehr erfreulich! — Die englischen Truppen in Indien, die schon BereitschaftSordre erhielten, empfingen nunmehr Befehl zur Ein- chiffung nach Südafrika. Man erwartet nunmehr, daß daS erste Regiment binnen 10 Tagen aufbrechen wird. — Bis dahin wird also Transvaal von England noch hingehalten werden. Vereinigte Staaten» In Keywest sind in den letzten 24 Stunden 30 Erkrankungen am gelben Fieber zur Anzeige ge langt; inSgesammt sind bisher 127 Erkrankungen und zwei Todesfälle vorgekommen. DaS Wetter begünstigt die weitere Verbreitung der Krankheit. Auch auS Mississippi-City wird ein Fall von gelbem Fieber gemeldet. O-rtliches and Sächsische». Freiberg, den 11. September. — La» KSnigspaa» besuchte gestern Nachmittag den Palmengarten in Leipzig. ^5 Uhr kehrte daS Herrscherpaar nach dem Kgl. Palais zurück. Um 7 Uhr folgte daS Königspaar einer Einladung des kommandirenden Generals v. Treitschke, zu einem Diner, wozu auch die Gräfin Vitzthum und Herr und Frau KreiShauptmann v. Ehrensteiu mit einer Einladung beehrt worden waren. — Die Kanvlvaiuren für den vierjährigen Land- ag lauten in einer Zusammenstellung des „Vaterlandes" wie olgt: Dresden 5. KreiS: Rechtsanwalt vr. Stöckel (kons.), Töpfer Sruner (Soz.). Leipzig 3. KreiS: Obermeister Enke (kons.). Leipzig 5. KreiS: Geh. Hofrath vr. Schober (kons.). Zwickau: Stadtrath Heitzig (natl.). 4. städtischer KreiS: Rechtsanwalt vr. Spieß (kons.). 6. städtischer KreiS: Stadtrath Braun natl.). 7. städtischer Kreis: Bürgermeister Rüder (kons.). 8. tädtischer KreiS: Bürgermeister Härtwig (kons.), Fabrikbesitzer R. Klinkhardt (kons.), Redakteur Eichhorn (Soz.). 10. städtischer kreis: Stadtrath Schieck (natl.). 14. städtischer KreiS: Stadtrath steinhold (parteilos), Fabrikant Grünberg (Soz.). 17. städtischer kreiS: Fabrikbesitzer Kästner (kons.), Baurath Uhlmann (fott- chrittlich). 18. städtischer KreiS: Bürgermeister Vr. Schöne natsi). 19. städtischer KreiS: Justizrath vr. Böhme (natl.), Stadtrath Gräfe (freis.). 22. städtischer Kreis: Justizrath Opitz kons.) 3. ländlicher KreiS: Oekonomierath Reichel (kons.), kommerzienrath Preibisch (natl.), Kaufmann AdS (Soz.) 8. länd licher KreiS: Gutsbesitzer Kockel (kons.). 13. ländlicher KreiS: Oekonomierath Andrä (kons.), 17. ländlicher KreiS: Gutsbesitzer Horst (kons.). 22. ländlicher KreiS: Gutsbesitzer R. Schlag (kons.), Karl Riemann (Soz.). 23. ländlicher KreiS: Rittergutspächter Töpfer (kons.), 25. ländlicher KreiS: GutSpSchter Rößner (kons.). 26. ländlicher Kreis: Gutsbesitzer Däweritz (kons.). 28. ländlicher KreiS: Gutsbesitzer Harter (kons.). 34. ländlicher KreiS: Geh. Regierungsrath v. Kirchbach (kons.), Banquier Seyfert (natl.). 37. ländlicher KreiS: Mühlenbesitzer Modes (kons.), Gutsbesitzer Nötzoldt (kons.), Kommerzienrath Wiede (kons.), Oekonom Engel mann (kons.). 38. ländlicher Kreis: Gutsbesitzer Thieme (kons.). 39. ländlicher Kreis: Gemeindevorstand Leithold (kons.), Gast- wirth Stolle (Soz.). 42. ländlicher KreiS: Hammerwerksbesitzer HanS Edler v. Querfurth (kons.). 43. ländlicher Kreis: Fabrik besitzer Wolf-Rodewisch (natl.). 45. ländlicher Kreis: PrivatuS Wehner (kons.), Rittergutsbesitzer Bunde (kons.). — Beamte al» Parlamentarier. Zu den jüngsten Vorgängen in Preußen nehmen auch die sächsischen Konservativen Stellung. Ihr Organ, das „Vaterland", schreibt: „Wir haben keine Veranlassung, noch Neigung, in die innerpoliNschen Ver hältnisse Preußens unS einzumischen, oder unsern preußischen Parteifreunden Rath zu ertheilen; nur daS Eine bemerken wir, daß wir die Haltung der preußischen LandtagSfraktion rückhaltlos billigen, daß die erfolgte Maßregelung auch bei unS in weiten Kreisen böses Blut gemacht und daS Vertrauen in die Ver- assungstreue der Reichsregierung aufs Tiefste erschüttert hat. Von verschiedenen Seiten sind unS Zuschriften zugegangen, in denen entschieden königstreue Männer erklären, sich am politischen Leben nicht mehr zu betheiligen, so lange in Berlin Wege ein geschlagen werden, auf denen zu folgen jedem charaktervollen, sich selbst achtenden Manne unmöglich sei. Wir billigen diesen Ent schluß keineswegs, wie wir hier ausdrücklich versichern, aber wir können uns die Stimmung wohl vorstellen, in der er gefaßt wurde." — Ferner schreibt die „Deutsche Tagesztg.": „Ein Berliner Lokalblatt läßt sich von Leipzig telegraphirrn, die Ver tretung deS Bundes der Landwirthe im Königreich Sachsen habe die konservative Parteileitung ausgefordert, sämmtliche Kandida turen von Beamten in den sächsischen Landtagswahlkreisen zurück zuziehen, da nach den preußischen Vorgängen der Bund der Landwirthe die Kandidatur eines Beamten weder für den Land tag noch für den Reichstag mehr unterstützen werde. Diese Nachricht ist natürlich vollkommen unrichtig. Erstens gehen die preußischen Verhältnisse den sächsischen Kollegen gar nichts an, zweitens befindet sich unter allen Kandidaten nur ein Beamter und drittens ist dieser Beamte vom Bund der Landwirthe selbst mit aufgestellt worden." — DaS Blatt hätte noch hinzufügen können: und viertens kann in Sachsen ein Beamter, der dem Landtag angehört, seine Stimme abgeben, wie es Ehre und Ge- wisstn ihm vorschreiben, ohne befürchten zu müssen, dafür von der Regierung gemaßregelt zu werden. — Die jüngst in 'einem Chemnitzer Matte wiederholt ver breitete Nachricht von der angeblich in Aussicht genommenen Er richtung eines zweite« Oberlandesgericht» im Königreich Sachsen entbehrt sammt allen weiteren daran geknüpften Ver- muthuugen, wie dem „CH. T." von zuverlässigster Seite mitgetheilt wird, jeder Begründung. — Den Herbstübungen der 1. Diviston Nr. LS, die sich in den letzten Tagen in der näheren und weiteren Um gebung Freibergs abspielten und die sich an den ersten beiden Uebungstagen (Freitag und Sonnabend) als Manöver zweier gemischter Brigaden gegen einander darstellen, war als Kriegslage Folgendes unterlegt: Ein aus drei Armeecorps bestehendes böhmisches NordcorpS hätte die Absicht, die sächsische Grenze zu überschreiten, um die Versammlung einer größeren sächsischen Heeresabtheilung zwischen Oederan und Chemnitz zu stören. Dieser Annahme nach hätte die böhmische Armee von Brüx und Komotau aus, wo sie sich versammelt hatte, in drei Kolonnen bei Sayda, Olbernhau und Marienberg die Grenze überschreiten sollen. Die rechte Kolonne (I. ArmeecorpS) Hütte am Abend des 7. September mit einer als Avantgarde zusammengestellten (46.) Brigade Sayda erreicht und Kavalleriepostirungen bis Voigtsberg und Dörnthal vorgeschoben. Schwache feindliche Posten — Ulanen und Infanterie — sind, ohne sich in ein Gefecht einzu- lassen, in der Richtung auf Bienenmühle zurückgewichen, so daß das GroS deS ArmeecorpS ohne Fährnisse sich auf der Straße Böhmisck-Einsiedel—Purschenstein staffrlfSrmig massiren konnte. Von dieser Stellung auS sollte daS CorpS am 8. September den Vormarsch gegen Frauenstein antreten, während daS II. böhmische CorpS auf Mittelsayda, daS Hl. nach Lengefeld zu matschiren hätte. Die unter Generalmajor Meißner stehende 4«. Bvrhutbrigad« «ar zusammengestellt auS den Jn- fanterieregimentern Nr. 102 und 177, dem Gardereiter- regimente, der zweite« Abtheilung de» Feld» artillerieregiments Nr. 28, der 1. Pioniercom pagnie und der 1. Krankenträgerkolonne. Die bi» in die Gegend von Clausnitz vorgeschobenen Vorposten hatten in der Nacht zum 8. September erkundet, daß auf den Höhen östlich Clausnitz sich zahlreiche Ulanenpatrouillen aufhieltrn, daß die Muldenbrücke bei Oelmühle nicht, wohl aber das Forsthau» bei Reckenberg und die Ortschaft Bienenmühle selbst stark besetzt sei, weil sie von dort her Feuer erhalten hatten. Entsendete Offizierspatrouillen hatten festgestellt, die Straße nach Oederan sei bis Gablenz, ferner die Ortschaften Mulda und Lichtenberg nicht besetzt. Andererseits waren starke feindliche Kolonnen aller Waffen ,m Anmarsche von Pretzschendorf und Dippoldiswalde auf Frauenstein bemerkt worden. Die 46. Brigade (General major Meißner) hatte deshalb Befehl erhalten, am Morgen deS 8. September gegen Nassau, Frauenstein und OberditterSbach aufklärend auf der großen Straße über Bienenmühle nach Frauenstein vorzugehen. SächsischerseitS war als Gegen maßregel ein ArmeecorpS (XII.) südlich des Tharandter Wallte» und bei Dippoldiswalde zusammengezogen worden. Von letzterem waren schwache Grenzpostirungen nach Sayda, Schmiedeberg und Frauenstein vorgeschoben worden. DaS ArmeecorpS hatte am 7. September Frauenstein erreicht und mit der 23. Division diesen Ort, ferner Kleinbobritzsch und Hartmannsdorf besetzt, die 32. Division und die Corpsartillerie dagegen nach Hennersdorf entsendet. Da im Laufe deS Frühmorgens vom 8. September festgestellt wurde, daß die österreichischen Truppen bei Einsiedel die Grenze überschritten und mit ihren Vortruppen Sayda besetzt hätten, deren sächsische schwache Besatzung deshalb, nur von feindlichen schweren Reitern verfolgt, sich hatte auf Bienenmühle zurückziehen müssen, hatte daS XII. ArmeecorpS den Befehl er halten, sich auf den rechten feindlichen Flügel zu werfen, um diesen in das Gebirge zurückzudrängen. In Ausführung diese» Befehles sollte die Avantgardenbrigade (Nr. 45) unter General major Freiherrn von Strahlenheim, bestehend auS den beiden Grenadierregimentern Nr. 100 und Nr. 101, dem I. Ulanen- regimente Nr. 17, der ersten und dritten Abtheilung de» Feld artillerieregiments Nr. 28 und der Krankentrantportkolonne Nr. 45, früh von Frauenstein aufbrechen und gegen Dörnthal- Sayda-Purschenstein aufklärend über Bienenmühle nach Sayda marschiren. Auf diesem Vormarsche mußte eS zum Zusammen stöße mit den österreichischen Truppen kommen, auS dem sich daun der weitere Gang der Manöver entwickeln wird. — Aenverunge« im Fahrplan ver Linien «eichen- bach-ChemnitzFreiberg-Dresden nnd Rosten-F^eiberg» Der neue Winterfahrplan bringt für die Reichend ach- Chemnitz-Freiberg-Drrsdner Hauptlinie wieder verschiedene Aenderungen, die für die Rriscwelt nicht ohue be sonderes Interesse sein dürften. Es wird nämlich der jetzt früh 5 Uhr 46 Min. vom hiesigen Bahnhofe nach Dresden abfahrende Personenzug wieder in Muldenhütten, Niederbobritzsch, Klingen berg, Edle Krone und Tharandt halten nnd statt 6 Uhr 45 Min. erst 6 Uhr 55 Min. in Dresden-Altstadt ankommen. Dagegen soll der früh 8 Uhr 12 Min. von hier abgehende Dresdner Personenzug von Freiberg aus bis Dresden durchfahren, also nicht mehr unterwegs anhaltrn. Den Verkehr mit und zwischen den Unterwegsstationen vermittelt ein neuer Vorortzug, der vormittags 8 Uhr 20 Min. Freiberg verläßt, 1. bis 4. Wagen- klasse führt und vormittags 9 Uhr 89 Min. in Dresden aulangt. Der abends 9 Uhr 48 Min. von Freiberg ebenfalls nach DreSde« verkehrende Personenzug soll nun auch in HainSberg, Deuben, Potschappel und Plauen halten, sodaß den Reisenden aus Stationen oberhalb Tharandts das Umsteigen daselbst erspart bleibt. End lich ist noch zu erwähnen, daß der jetzt 5 Uhr 31 Min. Frei berg in der Richtung nach Dresden verlassende Personenzug zur Verbesserung des Anschlusses von Bienenmühle um annähernd eine Stunde verfrüht werden soll; seine Abfahrt von Freiberg wird nachmittags 4 Uhr 45 Mim. die Ankunft in Dresden 6 Uhr 10 Min. abends erfolgen. Erneut ausgetretenen Wünschen entsprechend, wird im neuen Winterfahrplane der gegenwärtig vormittags 10 Uhr 32 Min. von Nossen nach Freiberg verkehrende Personenzug etwa 2 Stunden später gelegt werden, um eine bequeme Verbindung der Orte Nossen, Großschirma und GroßvoigtSberg mit Freiberg in den zeitigen Nachmittagsstunden zu schaffen. Der erwähnte Zug wird vom 1. Oktober ab nach Aufnahme des Anschlusses von Leipzig-Döbeln und Riesa- Lommatzsch nachmittags 12 Uhr 18 Min. in Nossen abfahren und 1 Uhr 20 Min. nachmittag? in Freiberg ankommen. Da selbst ist direkte Anschlußverbindung sowohl nach Chemnitz, al» auch nach Bienenmühle, Halsbrücke, Brand, Langenau und Groß hartmannsdorf geboten. — Die feierliche Einweisung des neuen Pfarrer» do» St. Nicolai Herrn vr. xlül. Johannes Ferdinand Lehmann aus Deuben findet nächsten Sonntag in der St. Nicolaikirche statt. — Bei der heute stattgefundenen Ziehung Vee Königl» sächsischen Landeslotterie wurden (ohne Gewähr) folgende Gewinne gezogen: 40000 Mark auf Nr. 46852, 5000 Mark auf Nr. 4717, 8496, 63465, 84444, 84727. — Brand. Sturmgeläute vom Petrithurm weckte gestern Abend in der 10. Stunde die hiesige Einwohnerschaft auS dem Schlafe. In dem Geschäftslokal deS Herrn Kaufmann I. Schneider, Rinnengasse Nr. 12, war auS noch unermittelter Ursache eine Kiste in Brand gerathen, in deren Nähe sich der Petroleumapparat befand. Man entdeckte den Brand glücklicherweise, ehe der gefüllte Petroleumapparat explodiren konnte, und der sofort gerufenen Feuerwehr gelang es, denselben in Sicherheit zu bringen. Hier durch wurde größeres Unglück verhütet. Die Feuerwehr loscht« in kurzer Zeit den Brand. Der Schaden, der an den Waaren- beständen und der Ladeneinrichtung angerichtet wurde, ist nicht bedeutend. Das Stürmen war von der Polizeiwache angeorduet worden, offenbar weil man eine größere AuSdehnung des Brande» befürchtete. — Fast täglich beobachtete man in den letzten Tagen Krankentransporte nach dem hiesigen Garnison- lazareth. So wurde am Freitag ein Mann deS Infanterie- Regiments Nr. 102 von Clausnitz hierher gebracht, der, wie der „Saydaer Anzeiger" berichtet, auf folgende Weise verunglückt war. Mannschaften des genannten Regiments waren in einer als Massen-Quartier benutzten Scheune in Clausnitz mit Gewehr- rrinigen beschäftigt. Plötzlich löste sich auS einem vorher nicht entladenen Gewehr ein Schuß und der Pfropfen der Platzpatrone ging einem unniittelbar in der Nähe stehenden Mann deS ge nannten Regiments in den Hinterkopf. Sehr schwere Ver letzungen schien ein Mann desselben Regiments erlitten zu haben, der kürzlich von Brand auS mittelst Wagens nach hier tran»- portirt wurde. Er war von einem Pferde gegen die Leber ge schlagen worden. Am Freitag wurde ein Ulan von seinem Pferde gegen den Oberschenkel geschlagen und «in Sardereiter erlitt beim Ueberschlagen des Pferdes «inen Schlüsselbeinbruch. Außerdem wurde «ine größere Anzahl Soldaten infolge leichter