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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 27.08.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-08-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-189908270
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18990827
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- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18990827
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- Bemerkung
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- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Freiberger Anzeiger und Tageblatt
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-08
- Tag 1899-08-27
-
Monat
1899-08
-
Jahr
1899
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 27.08.1899
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geweigert haben, einen gleichen Vertrag mit der portugiesischen Regierung abzuschließen. Die Gründe für diese Weigerung sind darin zu finden, daß nicht allein die portugiesischen Civilisten, selbst die den höheren und höchsten Ständen angehörenden, wegen ihrer unbeschreiblichen Unsauberkeit berüchtigt sind, sondern auch daß portugiesische Militär, dieses außerdem noch wegen seiner Rohheit und Disziplinlosigkeit. Die Portugiesen jeden Stande- werden von alten länderkundigen europäische» Schiffsbramten, Paffagieren und Matrosen zu den Paffagieren niedrigster Klaffe gerechnet, d. h. mit den Negern auf eine Stufe gestellt und darnach behandelt. Wer einmal das zweifelhafte Glück gehabt hat, mit Portugiesen, sei eS in der I., U. oder III. Kajüte, zu fahren, der wird sich stets mit Ekel dieser Reisegesellschaft er innern, die stets abgesondert in dem allgemeinen Speisesaal ihre Mahlzeiten einnehmen muß, um den übrigen Passagieren den Apetit nicht zu verekeln. Di« Unteroffiziere der deutschen ost- asrilanischen Schutztruppe fahren aus Ersparungsgründen dritter Klaffe mit den Woermanndampsern und sind somit gezwungen, mit den portugiesischen schmutzigen und undisziplinirten „Soldaten" zusammen zu reisen. Nur der Ruhe und der geistigen Ueberlegenheit der deutschen Soldaten ist es zu verdanken, daß wegen der ununterbrochenen Belästigungen seitens der portugiesischen Soldaten, von denen die meisten an Dysenterie (Blutruhr) und Fieber leiden, nicht ernste Reibereien während der Fahrt bis Lissabon entstehen. Alles an Bord athmet erleichtert auf, wenn in Lissabon die Portugiesen aussteigen. Es steht wohl zu er warten, daß künftighin vom deutschen Staate subventionirte Dampferlinien daran behindert werden, derartig« Abmachungen mit fremden Staaten, besonders mit Portugal, zum Transport ganz oder halbkranker ausgedienter Kolonialfoldaten abzuschließen, andernfalls laufen wir Gefahr, daß deutsch-afrikanische Kolonien, sowie deutsche Seehäfen und besonders deutsche Dampfer durch ansteckende Krankheiten, besonders die jetzt in Portugal um sich greifend« Pest, infizirt werden. Jedenfalls ist, so lange jener nun einmal abgeschloffene Vertrag mit der portugiesischen Re gierung dauert, für strengste Jsolirung portugiesischer Mitreisen der und besonders der Soldaten während der Seereise Sorge zu tragen. Die von der portugiesischen Insel Goa in Ostafrika ankommenden Provenienzen sind gleichfalls einer scharfen Kontrol« und Quarantäne zu unterwerfen, da bekanntlich der Verkehr zwischen der genannten und bekannten Arak-Jnsel Goa und Deutsch-Ostafrika ziemlich bedeutend ist. Die gegenwärtige Session des preußischen Landtages wird heute in gemeinschaftlicher Sitzung beider Häuser des Land tages durch den Ministerpräsidenten geschloffen. Die „Freis. Ztg." schreibt: „Ter konservative Abg. Irmer, gewählt m Ober- und Niederbaruim, hat bei der Kanalvorlage stets mit Nein gestimmt. Infolgedessen soll, wie im Abgeordneten haus« verlautete, Irmer, der vor Kurzem als Hilfsarbeiter in das Kultusministerium berufen war, aus dieser Stellung entlassen sein und würde derselbe demnach in seine Professorstellung an einem Berliner Gymnasium zurücklehren müssen. — Hilfsarbeiter werden nicht fest angestellt." Ueber „amtliche Kontrolle der Fernsprechgespräche" lesen wir in dem Bielefelder „Wächter": Vor dem Schöffengericht in Bielefeld kam kürzlich in einer Beleidigungsklage eine sämmt- liche Fernsprech-Theilnehmer interessirende Frage in der Ver handlung vor. Der Angeklagte hatte bei Zurückweisung eines seiner Ansicht nach vorliegenden Uebergrisfs des dienstthuenden Telephonbeamten diesen beleidigt. Der Beamte hatte in die Unterhaltung des Angeklagten mit einem anderen Theilnehmer sich hineingemischt und dadurch das Gespräch unterbrochen und zwar durch einen Zuruf, aus dem hervorging, daß er das Gespräch belauscht hatte. Als sich der Angeklagte dies verbat, behauptete der Beanite, es sei fein Recht, das Gespräch zu kontrolliren. Darauf hatte sich der Angeklagte zu einer beleidigenden Aeußerung, die Gegenstand der vom Oberpostdireltor als Vorgesetztem er hobenen Anklage war, binrcißen lassen. In der Verhandlung vor dem Schöffengericht blieb der beleidigte Beamte, der als Zeuge auftrat, auf eine dahingehende Frage des Vertheidigers dabei, daß es sein Recht sei, das Gespräch, nicht bloß ob es begonnen oder beendigt sei, sondern auch den Inhalt des Gesprächs zu kontrolliren und anzuhören. Er konnte freilich nicht angeben, kraft welcher Bestimmung dies. Recht ihm zustände, jedenfalls hätte er das Recht. Sowohl der Vertheidiger, als der Ange klagte waren der Ansicht — und wahrscheinlich wird diese von sämmtlichen Fernsprech-Theilnehmern gctheilt —, daß einem Be amten unmöglich dies erwähnte Recht zustehen könne und dürfe. Bei der Wichtigkeit, die die Entscheidung dieser Frage für jeden Geschäftsmann, besonders für Banken und Börsenleute besitzt, denen an der Geheimhaltung mancher Nachrichten doch sehr ge legen ist, hat der angeklagte Fernsprechtheilnehmer den Beschwerde weg gegen den betreffenden Beamten eingeschlagen, weniger um eine Bestrafung des letzteren, falls er seine Befugnisse über schritten hat, herbeizuführen, als vielmehr vor Allem im Prinzip durch eine Entscheidung der oberen Behörden sestzustellcn, ob einem Tclcphonbeamten das Recht zustcht, 1) das ganze Gespräch zweier Theilnehmer zu kontrolliren und zu belauschen; 2) sich beliebig in eine Unterhaltung zwischen zwei Theilnehmern hinein zumischen und diese zu unterbrechen." — Ueber den Erfolg dieser Beschwerde werden wir berichten, sobald sie zum Austrag ge kommen ist. Oesterreich. Aus Graslitz wird heute berichtet: Außer dem Hotelier Tuzar wurden auch der in Graslitz lebende, > pensionirte Hauptmann Korazin und noch zwei junge Arbeiter > wegen Theilnahme an den Demonstrationen verhaftet und in . Untersuchung gezogen. Durch diese neuerlichen Verhaftungen ist ' große Aufregung hervorgerusen worden. Die Gemeinde-Ver- : tretunq beschloß, in der gestrigen Abend-Sitzung eine sofortige l Entlassung der Verhafteten zu verlangen, da sie sonst für die - Ruhe und Ordnung nicht einstehen könne. Bczirkshauptmann - Maurig erschien persönlich in der «sitzung und erklärte, die Frei- ! lassung der Verhafteten sei unmöglich, da das Gerichtsverfahren - seinen Lauf nehmen müsse. Nur der Hotelier Tuzar wurde mit Rücksicht auf sein Geschäft heute auf freien Fuß gesetzt. Die . Aufregung der Bevölkerung hat sich seit dem Begräbniß der Opfer sehr gesteigert. Zahlreiche deutsche Gemeinde-Vertretungen Böhmens und Steiermarks senden Beileidstelegramme an die Graslitzer Vertretung. Der Bürgermeister Reindl ist infolge der Aufregung und der Verletzung am Hinterkopf erkrankt. > In den letzten Tagen wurden in Komotau Kundgebungen > gegen die Einführung der Zuckerstener auf Grund des § 14 ver- anstaltet. Die Sicherheitswache zerstreute die Menge. Der Bürgermeister erließ eine Bekanntmachung, in der alle Ansamm lungen verboten werden. Donnerstag Abend fanden in Klagenfurt wieder größere Ansammlungen nnd Kundgebungen statt, welche sich hauptsächlich gegen das Rathhaus richteten. Es wurde Militär reqmrirt, welches die Plätze säuberte. Hierbei wurden 3 Personen ver- i wundet und 22 Verhaftungen vorgenommen. kundung ei» anrüchiger Mensch. Savouraud ruft, er ver diene diese Kennzeichnung nicht. Regimentsmusiker LevLque war 1894 eines Tages aus Wache im Generalstab, als Dreyfus außerhalb seiner Amtsstube war. Aus dem Kreuzverhör ergiebt sich, daß Dreyfus damals eine dringende Arbeit zu beenden hatte. Die Vernehmung der Schriftsachverständigen beginnt. Der erste, Gobert, hat schon 1894 im Begleitschreiben DreyfuS' Hand nicht erkannt, und er bleibt mehr als je bei seinem ersten Gutachten. Man habe ihm verweigert, das Bordereau durch Photographen photographiren zu lasten. Das Ministerium habe den Vorwand gebraucht, daß sonst ganz Paris das Bor dereau am nächsten Tage kennen würde. Man hat ihm auch den Namen des vermuthlichen Schreibers des Bordereaus vor- enthalten. Sein dahingehendes Ersuchen sei vom Ministerium mit Entrüstung ausgenommen und gleichzeitig sei die Schrift untersuchung Bertillon übertragen worden, der nach einer Ar beit von einigen Stunden ganz bestimmt Dreyfus der Urheber schaft bezichtigt habe. Er erzählt ruhig, doch eindrucksvoll die ! Verdächtigungen und Verfolgungen, denen er wegen seines Gut achtens seit 1894 ausgesetzt war. „Ich bin", ruft Zeuge, „in den Koth geschleift worden; doch habe ich kein Recht, mich zu beklagen, wenn ich (auf Dreyfus zeigend) den Offizier sehe, i der hier sitzt." (Bewegung im Saal.) Er schließt seine Aus- - führungen: „Man hat verbreitet, Esterhazy habe seit dem Be- ' kanntwerden des Begleitschreibens seine Schrift geändert, um sie diesem anzuähnlichen. Sie haben vor sich einen Brief Ester- , hazys, den dieser selbst ohne Zögern als echt anerkannt hat und i der von 1894 ist. Legen Sie das Begleitschreiben in die Mitte, ' den anerkannten Brief Esterhazys zur Linken und eine beliebige Schrift Dreyfus' zur Rechten; werfen Sie einen Blick auf die § drei Schriften. Sie brauchen keine Schriftkenner zu sein, sie werden sofort die unbedingte Gleitest der Schrift des Begleit- i schreibens mit derjenigen Esterhazys, die unbedingte Verschie- l Heck von derjenigen Dreyfus' festellen." Das Kreuzverhör ist § sehr bewegt. Äan hatte seltsam gefunden, daß Gobert 1894 ! Dreyfus Namen kannte, als er sein Gutachten abgab, obschon General Gonse, der ihm das Begleitschreiben zur Prüfung übergeben, den Namen Dreyfus nicht genannt hatte. Gobert erklärt, er bade mit dem Begleitschreiben das Personüeschrei- dungsblatt oes Angeklagten erhalten wo nur der Name fehlte, Geburtsjahr und Ort, Lebenslauf, militärischer Rang waren anaeaeben. Mit Hilfe dieser Angaben konnte Gobert den Namen sofort finden, als er die Rangliste öffnete. „Gonse: „Welche Rangliste?" Gobert: „Die gewöhn liche, die im Buchhandel ist." Gonse: „In dieser Rangliste ist das Geburtsjahr der Offiziere gar nicht angegeben". Gobert: „Ich wiederhole bestimmt, daß ich alle Angaben in der Rangliste gefunden habe. Man schaffe sie hierher." Gonse sucht dem Zeugen Ungenauigkeiten in der Angabe der Tageszeit nachzuweisen, zu der er ein oder das andere Mal bei Gonse und Boisdcffre war, und wird vom Zeugen mit solcher Empörung Lügen gestraft, daß der Vorsitzende ihn warnen zu müssen glaubt. Noch andere Generalstabszeugen mischen sich rin und verrathen eine außerordentliche Wuth gegen den Zeugen, obschon es sich immer nur um ganz unerhebliche Einzelheiten handelt. Bertillon tritt auf, hinter erscheinen drei Sol daten, die unter einer Last von Kisten, Tafeln, Mappen und Led-rtalchen keuchen. Große Heiterkeit im Saale. Er erbittet sich die Erlaubniß, sein ganzes Rüstzeug zu entfalten, da sein System schwierig und verwickelt ist und nur von sehr wenigen Personen verstanden werden kann, wenn es nicht durch Abbild ungen und Versuche aufgehellt ist, und nun beginnt er seinen Vortrag. Stundenlang spricht der Mann, von Zeit zu Zeit mit wüthenderHeftigkeit, immer dunkler, je länger er redet, Blatt nach Blatt den Richtern u.Vertheidigern reichend, einfacheLicht- bilder, verkleinerte in verschiedenem Maßstab, vergrößerte voll ständige, solche von Bruchstücken, klare methodisch über einander gelegte, seitlich verschobene, bis sich vor allen ein Papierstoß äufthürmt. Wiederholt treten die Vertheidiger zum Richter tisch, um die Darlegungen des Zeugen auf dem Papierblatt zu verfolgen. Trotz ihrer Selbstbeherrschung können die Richter auf die Dauer ihreHeiterleitnichtunterdrücken. Um 9 Uhr 30 Minuten tritt die übliche Pause ein, nach der Ber tillon vor sehr gelichteter Zuhörerschaft seine Ausführungen fortsetzt. Nach einer reichlich einstündigen weiteren Entwicke lung seines Systems erklärt er endlich, er wolle zeigen, wie man mit Hilfe dieses Systems nach einem Leitwort das Begleit schreiben Herstellen könne, so daß die Schrift von der Urschrift nicht zu unterscheiden sei. Er setzt sich thatsächlich hin und fertigt eine Nachschrift an. Die Sache dauert eine Weile. Vorsitzender: „Werden Sie bald fertig sein?" Bertil lon: „Gleich, gleich!" Er schreibt noch einige Minuten lang und übergiebt endlich seine Arbeit den Richtern. Neugierige Betrachtung, hierauf allgemeines Kopft^ntteln. Bertilon erregt: Ich habe unter schleckten Bedingungen gearbeitet. Die Tischplatte ist nicht glatt." Schluß der Sitzung um 11 Uhr 40 Minuten. Nächste Sitzung Sonnabend. Politische Umschau. Freiberg, den 26. August. Deutschland. Der Kaiser hat im Ramen des Reiches nach erfolgter Zustimmung des Bundesraths zur Verhütung der Einschleppung der Pest folgende Beschränkung der Einfuhr aus Portugal verordnet: Die Einfuhr von Leibwäsche, alten und getragenen Kleidungsstücken, gebrauchtem Bettzeug, Hadern und Lumpen jeder Art aus Portugal ist bis aus Weiteres verboten. Auf Leibwäsche, Bettzeuge und Kleidungsstücke, welche Reisende zu ihrem Gebrauch mit sich führen, oder welche als Umzugsgut eingeführt werden, findet das Verbot keine Anwendung, doch kann die Gestattung der Einfuhr derselben von einer vorherigen Des- insektion abhängig gemacht werden. Der Reichskanzler ist er mächtigt, Ausnahmen von dem Einfuhrverbot unter Anordnung der erforderlichen Vorsichtsmaßregeln zuzulassen, auch das Ein fuhrverbot auf Portugal und benachbarte Länder auszudehnen. Zur Abwehr der Pestgefahr. Von sachkundiger Seite schreibt man der „Deutsch. Tagesztg." Folgendes: Nicht allein in Oporto und Lissabon ist die Beulenpest ansgebrochen, sondern auch in Magnde bei Laurenzo Marques an der Delagoabai sollen pestähnliche Erkrankungsfälle bereits konstatirt worden sein. Die Gefahr der Einschleppung jener Seuche ist demnach für alle europäischen und ganz insbesondere für die deutschen KüstenplStze bedeutend gestiegen. Schon aus dem Grunde für deutsche See- vlätze, weil die ostafrikanische Woermannlinie schon vor mehreren Jahren einen Vertrag mit der portugiesischen Regierung zum Transport ihrer Kolonialsoldaten von Delagoabai und Mozam bique nach Lissabon abgeschlossen hat. Es ist dies um so uner klärlicher, da jene Dampscrlinie vom deutschen Staate subventionirt wird und sich englische und französische Schiffsgesellschaften, die nicht von ihren Staaten subventionirt werden, bisher entschieden Von Zeit zu Zeit dringen trotz aller VertuschungSbestrrbunae« Enthüllungen aus den englischen Kolonie» in die Oeffentlichkeit, die auf die vielgerühmte englische Humanität ein merkwürdiges Licht werfen. Neuerdings haben Berichte au! Indien über die Machenschaften der dortigen Polizei peinliches Aufsehen hervorgerufen. Der sogenannte „Fyzabadfall", der nun einer gründlichen Untersuchung unterzogen worden ist, zeig» daß bei den Polizeiorganen des Lande- ei» von der Kultur längst überholter Barbarismus noch ganz heimisch ist. Der Bediente eines britischen Offiziers wurde unter dem Verdachte des Dieb stahls in Haft genommen. Bei der Polizei wurde er, wie der „Indian Daily Telegraph" meldet, folgendermaßen behandelt: „Die angebliche Untersuchung nahm die regelrechte Form einer Folter an. Der unglücklicke Bediente wurde gezwungen, stunden lang mit ausgebreiteten Händen und gespreizten Füßen an eine« und demselben Ort zu stehen, und jeder Versuch, seine vom Krampf ergriffenen Glieder zu bewegen, wurde imt Hieben be straft. Schließlich wurde er mit der Drohung, daß noch ärgere Foltern für ihn in Aussicht genommen seien, freigelaffen." Nach seiner Freilassung unternahm der zum Aeußersten getriebene Diener einen Selbstmordversuch, der aber glücklicherweise miß lang. Der Fall kam nu» vor die Oeffentlichkeit. Es wurde eine Untersuchung eingeleitet, die das Resultat hatte, daß drei Polizisten streng bestraft wurden. Durch diese Einzelbestrafungen ist aber der Gerechtigkeit noch nicht Genüge gethan. Man ver langt allgemein, daß das ganze System, das sich bei polizeilichen Behandlungen in Indien eingebürgert hat, einer gründlichen Reform unterzogen wird. Esterhazy ist, wie man aus London, 23. August, schreibt, eine unangenehme Sache passirt. Er wurde gestern kurz vor Mittag, wie die „Daily News" berichten, in Begleitung von zwei Freunden, offenbar Franzosen, ganz nahe bei Oxford CircuS er kannt. Einige Leute begannen zu grunzen (das englische Zeichn, des Mißfallens — ein tiefes, murrendes „Buh", „Buh"), und durch den Lärm angezogen, umgab ihn sofort ein dichter Menschen haufen. Das Grunzen und Drücken nahm so drohende Proportionen an, daß Esterhazy nach dem nächsten Cab aussah. Aber nicht im Stande, sich durch die Menge einen Weg zu dem Cab zu bahnen, ging er nach Oxford Circus weiter, völlig umgeben von der grunzenden Menschenmenge, die ihn nur sehr langsam vorwärts ließ. Am Circus angelangt, kam ihm die Polizei zu Hilse und er konnte in ein Cab springen und schnell weiterfahren. Die demonstrirende Menge bestand aus lauter anständig gekleideten Personen; man hörte keine Rufe oder Schimpfworte, sondern nur das tiefe und verächtliche Grunzen. Ju einem Juwelierladen, vor dem sich die Menge plötzlich ansammelte, begannen die Ge hilfen, die nicht wußten, was los war, schnell, die Schaufenster zu räumen. „Sie brauchen keine Angst zu haben", sagten ihnen zwei Herren, „wir pfeifen bloß diesen verdammten Schurken hier aus." Frankreich. GuLrin erfreut sich hervorragender Zuneigung ,ei der Damenwelt. Von der Gräfin Martel, die ihm „Zer streuung" bringen wollte, haben wir bereits berichtet. Ncuer- )ings verlautet, daß die Damen der Halle, 2000 an der Zahl, beschlossen hätten, ihm Lebensmittel zuzuführen. Mit der Feuer wehr wird Guerin ganz gut fertig. Man hatte ihm bekanntlich die Feuerwehrleute auf sein Dach gestellt, weil er es mit Petroleum getränkt hat. Da es Guörin nicht paßte, daß man ihm auf daS Dach stieg, erhob er Einspruch bei der Regierung, und die Leute wurden abgerusen. Nun begann Guörin, in seinem Hose Möbel aufzuschichten nnd diese mit Petroleum zu tränken. Als nun die Feuerwehrleute diese gefahrdrohende Stelle umzingelten, sagte Guerin dem Führer ganz gemüthlich, er verwahre sich dagegen, daß man gegen ihn so lächerliche Waffen wie Feuerspritzen ge brauche. Uebrigens sei er ein gewandter Schütze und er würde sofort alle Schläuche durchschießen. Dem Feuerwehrosfizier blieb nichts Anderes übrig, als dem Manne auf Ehrenwort zu ver sichern, daß kein Wasserrohr auf ihn gerichtet werden würde. Daraufhin ließ Guerin seine Möbel aus dem Hofe wieder zurick bringen. Große Hoffnungen setzt Guörin auf einen neuen Radau am nächsten Sonntag. Er glaubt da entweder neuen Proviant zu erhalten oder flüchten zu können. Im Ausblick auf diese Möglichkecken sind seine Leute jetzt auch mit geringeren Rationen zufrieden. Alle Kranken will Guerin von jetzt ab in seinem Hause selbst behandeln; wenn Jemand stirbt, will er ihn auch im Hause begraben und schwarze Fahnen aushängen. Die Nachbarschaft macht ihre Späße über die Feuerwehr, die aus den benachbarten Fenstern, Balkonen und Dächern ausgestellt ist, nm beim ersten Zeichen die Festung unter Wasser zu setzen. Um mit der Damenwelt, mit der wir, so schreibt die „K. Z.", unsern Bericht begonnen, zu schließen, sei einer Bittschrift des Vereins französischer Frauen an Waldeck-Rousseau Erwähnung gethan, in der es heißt: „Herr Minister, Sie können unmöglich zulassen, daß Franzosen andere Franzosen am Ende des 19. Jahrhunderts behandeln, wie die abscheulichen Preußen die Pariser im Jahre 1870/71 behandelten. Ueber dem Gesetz steht die Menschlichkeit, und im Namen der Menschlichkeit werden Sie von allen sran- zösischen Frauen ersucht, Guerin und seine Genoffen nicht Hungers sterben zu lassen." Portugal. Die „Köln. Zeit." schreibt: Gleich bei den ersten Nachrichten über den Ausbruch der Beulenpest in Oporto haben wir darauf hingewiesen, daß die portugiesische Regierung die Seuche in unverantwortlicher und schuldhafter Weise lan« verheimlicht und dadurch ganz wesentlich dazu beigetragen hat, daß sie eine so große Ausdehnung annehmen konnte. Wie es möglich ist, sie im Keime zu unterdrücken, war an dem Beispiele von Wien zu ersehen, wo man die Seuche auf zwei Fälle beschriv«» konnte, wogegen das Beispiel von Portugal beweist, wie ein schl^ regierter und seiner Verantwortung nicht bewußter Staat M Ausbreitung beiträgt. Unsere Nachrichten, nach denen ma» d» Ausbruch der Seuche sehr wohl gekannt, aber verheimlicht^ werden jetzt bestätigt durch Erklärungen des vr. Jorge, Direno» der bakteriologischen Anstalt, der die Regierung schon aml2.Jp" auf das Auftreten der Benlenpest aufmerksam machte und am 28. Juli seine erste Mittheilung in aller Form bestätigte. 8. August reichte er den amtlichen Bericht ein, was die Regierung aber nicht hinderte, bis zum 15. August in ihrem Schweigen -u verharren. Nack verschiedenen Berichten aus Oporto sind "» gesundheitlichen Verhältnisse in dieser Stadt in Folge groberVe» nachlässigung außerordentlich schlecht, sodaß die Seuche hur emen sehr günstigen Boden findet. Wie sehr Schmutz und Unsauber»» ihrer Ausbreitung zu statten kommen, erhellt aus der Thayaqe, daß in denjenigen Städten, wo sie wie in Hongkong am wüthete, fast nur die armen chinesischen Klaffen darunter zu lewe hatten, die in elenden Wohnungen und starrend von schmutz tevew wogegen die Europäer gar nicht oder doch nur in seltenen »u^ nahmen von ihr befallen wurden. Diese Erfahrung bietet oen besten Fingerzeig für die Bekämpfung der Krankheit, sie zeigt u auch zugleich, daß wir ihrem Erscheinen mit verhältmßmaW Ruhe entgegensehen können, da sie bei uns nicht den Nahrvooc W1« unoeahn und Nie schein, d Morgew dies schl trotz all wie eins stimmig da Ohr Ww breiteste ginnt, g Dichtun ger Sch Seine u gewirkt die wer sammte Genius, fruchtet wärmt l des Wo Goethe'f meinen Abe Meister Stolz z Seele, i nur ein chen sch grübleri besitzen Wild dacht w Mächte, bereiten d« erst nehmlic hinüber Jnteres Doc bloßer Manne nirendc macht Goethe hat Tb mit Kr der tie eins si terisch vermiß Al treten, Hldeu wird, und solchen Zundheckspfle, Schlendrian, schehen muß zuhalten. Bereini j« Chica, «habt, daß StoatSauwa! ihres wahre, auS den St, 15 Million« Sanken sel »eisen. Di die politisch, aus Unehrl Universität, behörd« des aus Heller , liste«, daß c all Hunder so reich sinl Leute figuri nicht bess« ».Holst: fystem, uu jenige, der in derselbe, will, zunäcl wen« er s« Samo Obwohl nr Geleise koi drohenden Alle ftiedli Einsetzung Malietoas Krawall el Wirren h« einzuschiffe Malietoa der Stadt, nieder, bei und iusull gangrneu eine Depu trug, dere holte in allen Um und nach aber sie b Schutz de treffe, red iss Freiberger Anzeiger nnd Tageblatt. Sette 2. — 27. Augnst.
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